Kommunikationsschwierigkeiten - was sie sind und wo sie auftreten


Hausarbeit (Hauptseminar), 1999

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Sprache als Handwerkzeug von verbalen und nonverbalen Inhalten

2. Sprache und Kommunikation
2.1 Die Aufteilung der Sprache in verschiedene Sprechweisen
2.2 Kommunikation als wichtigste Funktion der Sprache

3. Die Notwendigkeit der Normen für die allgemeine Verständigung

4. Komplikationen bei der Kommunikation
4.1 Absichtliche und unabsichtliche Störungen des Kommunikationsverlaufs
4.2 Schichtspezifische Sprachbarrieren

5. Lösungsvorschläge zur Vorbeugung und Behebung diverser Kommunikations- schwierigkeiten
5.1 Die Auswahl des Sprachstils
5.2 ´Chancengleichheit` zur Aufhebung der schichtspezifischen Unterschiede

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Sprache als Handwerkzeug von verbalen und nonverbalen Inhalten

Sprache ist das wesentliche kommunikationsmittel eines Volkes, das eine gemeinsame politische und oft religiöse Geschichte hat, innerhalb anerkannter Grenzen lebt und von einer politischen Instanz regiert wird.

Die Sprache, als Handwerkzeug der Vermittlung von realen und gedanklichen Inhalten unterliegt gleichfalls einer Geschichte, in der sich Änderungen der Wort- und Begriffsinhalte vollziehen.

Bereits in der Sprachebene der Gegenwart gibt es Wörter, die in ihrer Inhaltsbedeutung variieren. Man könnte sicher hundert unterschiedliche Begriffsfüllungen des Begriffs ´Liebe`, ´Gott` oder ´Glauben` erarbeiten.

Kurzum, alleine schon in der inflationären Rhetorik der politischen Wahlkämpfe ergeben dich etwa bei dem Begriff ´Steuergerechtigkeit` oder ´soziales Netz` nicht nur dialektische, sondern kontradiktorische Inhaltsfüllungen. Insofern scheint es mir notwendig zu sein, immer wieder die Nomenklatur der öffentlich und privat gehandelten Begriffe zu hinterfragen und ihre Inhalte zu definieren.

Hierbei ist noch nicht einmal von den speziellen Gruppensprachen die Rede, die sich etwa entsprechend der sozialen Schichtung zwischen dem Hochdeutsch der Intellektuellen, der gebildeten Schichten und etwa der Umgangssprache, gebräuchlich ist. Die Berufssprache des Schuhmachers unterscheidet sich von der des Bäckers, des Metzgers, des Holzfällers usw. Innerhalb der Generationen unterscheidet man die Kindersprache vom Halbstarkenjargon bis zur Erwachsenensprache.

Meine Aufgabe wird es sein, die Kommunikationsschwierigkeiten im Alltag und Schule darzustellen. Ich werde versuchen, Begriffe aus der Fachsprache zu klären bzw. zu einem allgemeinen Verständnis zu gelangen, damit gleiche Inhalte mit gleichen Begriffen ausgedrückt werden. Die Uneinheitlichkeit des Sprachsystems, die sich in sozial und regional bedingten Sprachbarrieren und in Verschiedenheit des Stils äußert, soll beschrieben werden. Selbstverständlich ist mir bewußt, daß ich bei diesem Thema nur, um ein Bild zu gebrauchen, eine Schneise in den Urwald des babylonischen Sprachdschungels schlagen kann, um eine Lichtung zu schaffen, welche erlaubt, sozusagen die einzelnen phänomenologischen Objekte zu erklären.

2. Sprache und Kommunikation

2.1 Die Aufteilung der Sprache in verschiedene Sprechweisen

Die Aufteilung der Sprache in verschiedene Sprechweisen, ist ein weiterer fördernder Grund der Kommunikationsprobleme. Allgemein unterscheidet man vier verschiedene Sprachformen:

1. Die Gemeinsprache / Hochsprache – sie ermöglicht die Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen und Spezialgemeinschaften.
2. Die Bildungssprache – sie ist wort- und satzmäßig reicher als die Gemein- und Umgangssprache. Die Bildungssprache umschließt die Gemeinsprache. Früher war die Bildungssprache Vorbild für die Gemeinsprache, da sie literarisches und wissenschaftliches Werkzeug war. Heute ersetzen mannigfache Fachsprachen diese Funktion.
3. Die Fachsprache / Expertensprache – sie ist an den Wortschatz und vor allem an bestimmte Tätigkeiten gebunden (Wissenschaft, Hobby, Beruf). Sie kann weder vom Sprecher der Gemeinsprache noch vom Sprecher der Bildungssprache vollständig verstanden werden. Der Grund dafür ist, daß es spezielle Bezeichnungen für bestimmte Situationen, Zustände und Gegenstände gibt oder auch daß für bekannte Gegenstände andere Begriffe verwendet werden (Bsp. Ein ´Stollen` hat für den Bäcker eine andere Bedeutung, als für die Bergleute), die nur der Sprecher dieser Fachsprache kennt. Durch Technik und Wissenschaft gewinnt sie eine immer stärkere Rolle und beeinflußt in zunehmenden Maße die anderen Sprachformen. Das begründet sich dadurch, daß das Interesse der Gesellschaft an Technik, Wissenschaft und Handel allgemein gestiegen ist.
4. Die Umgangssprache / der Dialekt – die Umgangssprache ist die Sprache, die im privaten Bereich gesprochen wird. Sie ist nicht einheitlich, und man kann sie nicht wie den Dialekt einem bestimmten teil der Bevölkerung zuordnen[1].

Mißverständlicherweise wird Sprache oft mit Grammatik und Rechtschreibung gleichgesetzt, das ergibt sich daraus, daß man sich während der Schulzeit fast ausschließlich damit befaßt. Auch die Medien widmen sich mit Vorliebe diesen beiden Sparten zu, wenn es jedoch um andere Sprachprobleme geht, dann wird kaum Notiz davon genommen[2].

Eine universelle, allgemeinverständliche Sprache gibt es nicht und kann es nicht geben, denn es wird immer Bereiche geben, die für ihre Tätigkeiten neue Wörter entwickeln bzw. erfinden werden. Die Gesellschaft bringt die Sprache hervor, jedoch hat nicht jeder die Möglichkeit, spezielle Wörter in seinem Wirkungskreis anzuwenden und durchzusetzen[3]. Das Problem wird bleiben, daß nicht jeder mit jedem über alles sprechen kann. Beispielsweise kann sich ein Laie nur schwer mit einem Experten über ein Spezialgebiet unterhalten. Es ist schon von vornherein einsehbar, daß hier Kommunikationsschwierigkeiten vorprogrammiert sind, da sich der Fachwortschatz der beiden Kommunikationspartner nicht deckt[4].

2.2 Kommunikation als wichtigste Funktion der Sprache

Die wichtigste Funktion der Sprache ist die kommunikative. Die Vorstufe der Kommunikation entsteht, wenn ein Sender eine schriftliche oder mündliche Nachricht an einen Empfänger ´verschickt`. Damit sich der Sender und der Empfänger über einen Gesprächsgegenstand unterhalten können, müssen sie über einen, zumindest teilweise, gemeinsamen sprachlichen Code verfügen, d.h. entweder die gleiche Sprache sprechen oder zumindest verstehen können[5]. Mit Sprache können nicht nur Wissen und Ideen ausgetauscht werden, sondern es können Handlungen vollbracht werden bzw. es kann sprachlich gehandelt werden (z.B. durch politisches Handeln)[6]. Sprache kann niemals als ein einziges, abgeschlossenes System betrachtet werden, sondern es ist ein Polysystem, das sich aus vielen Subsystemen zusammensetzt, „[…] zwischen denen jederzeit Koexistenz und Interferenz herrscht“[7].

Der Sprachwissenschaftler Roman Jakobson stellte sechs unersetzbare Faktoren einer sprachlichen Kommunikation schematisch wie folgt dar:

Gesprächsgegenstand, Nachricht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Sechs sprachliche Faktoren nach Roman Jakobson (Pelz 1975, S. 28)

Was in diesem Schema nicht berücksichtigt wurde, sind die Alltagserfahrung und das Alltagswissen der kommunizierenden Partner sowie der Umstand und die nicht sprachlichen Reaktionen, die bei jeder Äußerung vorkommen (Verdrehen der Augen bei Mißbilligung, Kopfschütteln, diverse Gesichtsausdrücke) und somit eine bestimmte Situation ergeben. Die Situation kann sich während der Kommunikation laufen ändern[8]. Erwartungen und Voraussetzungen der kommunizierenden Personen, Zeit und Ort der Äußerungen, Kenntnis der gesellschaftlichen Normen, Vorwissen über den Gesprächsgegenstand, die Einschätzung des Gesprächspartners sowie der soziale Rang der Kommunizierenden spielen in jedem Kommunikationsverlauf eine wichtige Rolle[9]. Nicht nur beim verbalen Austausch von Meinungen und Äußerungen, sondern bei Körperhaltung, Blicken, Gesichtsausdrücken und sogar bei Tagebuchnotizen spricht man von Kommunikation[10], denn nach Watzlawick kann man nicht nicht kommunizieren[11].

[...]


[1] Vgl. Mogge, Brigitte (Hg.): Die Sprachnorm-Diskussion in Presse, Hörfunk und Fernsehen. Stuttgart 1980, S. 30

[2] Vgl. Mogge 1980, S. 92

[3] Vgl. Mogge 1980, S. 86

[4] Vgl. Mogge 1980, S. 67, 80 f.

[5] Vgl. Pelz, Heidrun: Linguistik für Anfänger. Hamburg 1975, S. 50 ff.

[6] Vgl. Hennig, Jörg/Huth, Lutz: Kommunikation als Problem der Linguistik. Eine Einführung. Göttingen 1975, S. 114

[7] Pelz 1975, S. 207

[8] Vgl. Hennig/Huth 1975, S. 75

[9] Vgl. Pelz 1975, S. 56

[10] Vgl. Hennig/Huth 1975, S. 67

[11] Vgl. Haug, Ulrich/Rammer, Georg: Sprachpsychologie und Theorie der Verständigung. Düsseldorf 1974, S. 47

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kommunikationsschwierigkeiten - was sie sind und wo sie auftreten
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Deutsches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar: : Kommunikationsschwierigkeiten in Schule und Alltag
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V11303
ISBN (eBook)
9783638175005
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikationsschwierigkeiten, Hauptseminar, Kommunikationsschwierigkeiten, Schule, Alltag
Arbeit zitieren
Jasmina Cirkic (Autor:in), 1999, Kommunikationsschwierigkeiten - was sie sind und wo sie auftreten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11303

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