Zu: "Celestino antes del Alba" von Reinaldo Arenas


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biographie von Reinaldo Arenas

3 Inhalt und Interpretation
3.1 Personen
3.2 Handlung erster Teil
3.2.1 Reale Welt und Phantasiewelt
3.2.2 Homosexualität
3.2.3 Gewalt und die Axt des Großvaters
3.3 Handlung zweiter Teil
3.3.1 Machismo
3.3.2 Celestino als Künstler
3.4 Handlung dritter Teil
3.4.1 Beginnende Pubertät
3.4.2 Das Symbol des Brunnen

4 Anspruch an den Leser

1 Einleitung

Diese Hausarbeit, die im Rahmen des Hauptseminars “Hauptwerke der kubanischen Literatur im 19. und im 20. Jahrhundert“ verfasst wurde, behandelt das Werk „Celestino antes del alba“ von Reinaldo Arenas. „Celestino antes del alba“ ist Arenas erstes Werk und wurde 1967 veröffentlicht. Von all seinen Werken ist es das einzige, das je in Kuba herausgegeben wurde. Als Arenas ins Exil gehen musste, wurden alle seine Werke in Kuba verboten, darunter auch „Celestino antes del alba“. Das Werk fand großen Anklang bei den Kritikern und gewann den Literaturpreis Concurso Nacional Cirilo Villaverde del país. Die Nachfrage war so groß, dass es nach einer Woche schon vergriffen war. 1982 gab Arenas sein Werk unter dem neuen Titel „Cantando en el pozo“ heraus. Im folgenden wird jedoch der Titel „Celestino antes del alba“ verwendet.

Das Werk ist das erste von insgesamt fünf, die aufeinander aufbauen und auch als ein zusammenhängender Text gesehen werden können. Die Pentagonie umfasst neben „Celestino antes del alba“ auch „El palacio de las blanquísimas mofetas“, „Otra vez el mar“, „El color del verano“ und „El asalto“. All diese Werke weisen autobiographische Züge zu Arenas Leben auf.

2 Biographie von Reinaldo Arenas

Reinaldo Arenas wurde am 16.07.1943 in einem Dorf in der Nähe von Holguín geboren. Er wuchs mit seiner Mutter bei seinen Großeltern und Tanten in ärmlichen Verhältnissen auf. 1956 zog die Familie nach Holguín, wo Arenas die Schule besuchte und in einer Süßwarenfabrik arbeitete. Er beteiligte sich kurzzeitig an der Revolution im Jahre 1959, war jedoch nicht als Kämpfer geeignet, da er nicht gewaltbereit genug war. Nachdem er eine Ausbildung als landwirtschaftlicher Buchhalter gemacht hatte, zog Arenas nach Havanna um. Dort fand er eine Arbeit in der Biblioteca Nacional, da er zu dieser Zeit noch ein Anhänger der Revolution war. Als die Diskriminierung von Homosexuellen in Kuba zunahm, wurde es für Arenas problematisch. 1973 wurde er angeklagt, einen Jungen am Strand verführt zu haben und wurde deswegen in ein Rehabilitationszentrum eingewiesen. Dort wurde er gefoltert, damit er seine Homosexualität widerrufe. In seinem Gedicht „El Central“ (1981) bezeichnet er das Rehabilitationszentrum als Konzentrationslager. Ihm gelang jedoch die Flucht und er versteckte sich eine Zeit lang in einem Park. Dort begann er mit den Aufzeichnungen zu „Antes que anochezca“, seiner Biographie. 1974 wurde er entdeckt und musste wieder ins Gefängnis. Nach schlimmer Folter unterschrieb er ein Geständnis, dass er nicht mehr homosexuell sei und denunzierte einige seiner Freunde. Als 1980 die Botschaft von Peru kurzzeitig für alle zugänglich war, nachdem ein verzweifelter Lastwagenfahrer den Eingang zerstört hatte, flüchtete Arenas dorthin. Mit einigen Tricks schaffte er es schließlich, in die USA auszuwandern. Dort arbeitete er in Miami an der Universität und in New York als Schriftsteller. Er war ein großer Kritiker des Kommunismus und klagte Castro aufs heftigste an. 1987 erkrankte er an AIDS und nahm sich deswegen am 6.12.1990 in New York das Leben. In seinem Abschiedsbrief macht er Castro für seinen Tod verantwortlich. Arenas gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Kubas, der viele Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Gedichte schrieb.

3 Inhalt und Interpretation

Die Novelle “Celestino antes del alba” ist in drei Teile gegliedert, die jeweils ein eigenes Ende haben. Der erste Teil endet mit dem „Fin“, der zweite Teil endet mit dem „segundo fin“ und der dritte Teil endet mit dem „ultimo final“. Der Roman beginnt und endet an einem Brunnen: „Werden die ersten beiden ’Enden’ vom fortlaufenden Text gleichsam entkräftet, so bestätigt das ’letzte Ende’ die zyklische Struktur des Romans, insoweit der vorletzte Absatz zum Brunnen und damit zum Textanfang zurückkehrt.“[1]

Da der Inhalt und dessen Interpretation nicht getrennt voneinander behandelt werden können, werden die drei Teile nacheinander besprochen und die wichtigsten Ereignisse hervorgehoben.

In der Novelle gibt es keine lineare Handlung, denn sie besteht aus Erinnerungsfragmenten der Kindheit des lyrischen-Ichs. Das lyrische-Ich wird im folgenden als Reinaldo bezeichnet, da es als das Kind Reinaldo Arenas angesehen werden kann. Er wächst auf dem Land im Kuba der 40ger Jahre auf. Die Hauptthemen sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern sowie das Verhalten zur Natur. Die Novelle ist geprägt von Wiederholungen, Spiegelungen und Reflexionen. Zwei Welten stehen sich gegenüber, nämlich die Welt der Erwachsenen bzw. die „Reale Welt“ und die Welt der Kinder bzw. die „Phantasiewelt“. Zwischen diesen Welten gibt es viele Überschneidungen und Konflikte. Zu Beginn der Lektüre kann es dem Leser verwirrend erscheinen, doch der Roman strukturiert sich, wenn man die Spiegelung der realen Welt in einer Gegenwelt erkennt.

Vor dem eigentlichen Roman gibt es einen kurzen Einleitungstext von Arenas, der als Leseanweisung gesehen werden kann. Arenas schreibt: „La novela es una defensa de la libertad y de la imaginación en un mundo conminando por la barbarie, la persecución y la ignorancia.“[2]

3.1 Personen

In diesem Abschnitt werden die Personen in der Novelle vorgestellt, was wichtig für das Verständnis der weiteren Arbeit ist. Die Hauptperson ist das lyrische-Ich, ein Junge von 11 oder 12 Jahren, dessen Namen der Leser nicht erfährt und der der Einfachheit halber hier von nun an Reinaldo genannt wird. Sein Cousin Celestino kommt in Reinaldos Familie, nachdem sich seine Mutter umgebracht hat. Die beiden Jungen sind etwa gleich alt und werden sehr gute Freunde. Reinaldos Mutter wurde von ihrem Mann verlassen und lebt seitdem wieder mit ihrem Kind bei ihren Eltern auf dem Land. Der Großvater von Reinaldo ist das unbestrittene Oberhaupt der Familie und herrscht unerbittlich und mit Gewalt über sie. Auch die Großmutter beugt sich seiner Herrschaft und ist alt und verbittert. Im Laufe der Novelle wird über zwei Tanten von Reinaldo berichtet, die jedoch nicht als Personen erscheinen, da sie schon tot sind.

3.2 Handlung erster Teil

Die Novelle beginnt mit der Drohung der Mutter, sich in dem Brunnen zu ertränken. Da sie dies regelmäßig androht, jedoch nie wirklich durchführt, reagiert Reinaldo genervt darauf. Der Grund der Verzweiflung ist Celestino, Sohn ihrer verstorbenen Schwester Carmelina. Er lebt nun auch in der Familie, in die er sich jedoch nicht eingliedert, sondern gegen deren Normen er rebelliert. Celestino beschriftet mit großem Eifer alle Bäume mit Poesie. Die Familie reagiert mit Unverständnis und großer Wut darauf und der Großvater holzt alle beschriebenen Bäume ab. Da die Familie nicht lesen kann, befürchtet sie, es könnten negative Aussagen über sie geschrieben werden. Sie schämen sich über Celestinos Verhalten und anstatt lesen zu lernen, wollen sie das ihnen Unbekannte lieber vernichten.

In der Familie gibt es viel körperliche Gewalt, die vor allem von dem Großvater ausgeht, der regelmäßig die gesamte Familie verprügelt. Vor allem Celestino ist aufgrund seines Schreibens häufig Opfer von Gewalt. Die Prügelszenen sind ausführlich beschrieben, wodurch der Leser gezwungen wird, genau hinzusehen und sie zu ertragen. „A Celestino él (der Großvater, Anmerkung des Verfassers) siempre le pega más fuerte que a mí, y ayer en vez de pegarle con la fusta le dio con el cabo del azadón.“[3] Reinaldo und Celestino flüchten sich oft in eine Phantasiewelt, um der schlimmen Realität zu entfliehen. Die beiden sind die besten Freunde und verstehen sich so gut, dass sie die Gedanken des anderen lesen können. „Y despues no volvimos a decir ni media palabra, porque ya cada uno sabía lo que el otro iba a decir y entonces, pues, para que decirlo?“[4] Celestino spricht nur mit Reinaldo und verweigert die Kommunikation mit dem Rest der Familie. “Celestino cada día habla menos, y con abuela y abuelo no bostica ni media palabra.”[5] Daraus kann man schließen, dass Celestino Reinaldos Spiegelbild ist und von Reinaldo als sein inneres Ich erschaffen wurde. Obwohl sie in der Novelle wie zwei verschiedene Personen dargestellt werden, verschmelzen sie oft fast zu einer Person. Dies mutet etwas schizophren an, da Reinaldo zwei Persönlichkeiten besitzt. Celestino lebt in der Phantasiewelt und verkörpert den Künstler, der Poesie verfasst. Reinaldo hingegen lebt in der realen Welt und beschäftigt sich mit den Problemen in der Familie.

3.2.1 Reale Welt und Phantasiewelt

Die reale Welt und die Phantasiewelt scheinen im Gegensatz zueinander zu stehen, jedoch sind beide von den Menschen hervorgebracht. Auch die scheinbar reale Welt der Erwachsenen ist modellhaft und nicht universell gültig. Verhaltensweisen und gesellschaftliche Normen werden immer aus den Denkgewohnheiten und Traditionen einer bestimmten Kultur entwickelt. In „Celestino antes del alba“ vertreten die Erwachsenen die für das Kuba der 40ger Jahre typischen Moralvorstellungen. „Reinaldo Arenas’ Celestino antes del alba exposes the type of hierarchy based on gender and sexual preferences that has been established by Cuban society and is taught within the home.”[6] In diesem Gesellschaftssystem ist der Mann das unangefochtene Oberhaupt der Familie, der allein über den gesamten Familienbesitz bestimmen kann. Die Frau hingegen ist Hausfrau und Mutter und in ökonomischer Hinsicht auf ihren Mann angewiesen. Diesem starren Gesellschaftssystem können auch die Kinder nicht entgehen: „Even children did not escape the arbitrary nature of society.“[7]

[...]


[1] Ette, O.: Gedächtnis und Schrift. Über das Zyklische im Erzählwerk Reinaldo Arenas´, S.285.

[2] Arenas, R.: Celestino antes del alba. 2000. S. 13.

[3] Arenas, R.: Celestino antes del alba, 2000. S. 59.

[4] Arenas, R.: Celestino antes del alba, 2000. S. 113.

[5] Arenas, R.: Celestino antes del alba, 2000. S. 58.

[6] Cardoso, D.: Celestino antes del alba: the family as agent of the community. 2004. S.155.

[7] Cardoso, D.: Celestino antes del alba: the family as agent of the community. 2004. S.155.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Zu: "Celestino antes del Alba" von Reinaldo Arenas
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Romanistik)
Veranstaltung
Hauptwerke der Kubanischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V112884
ISBN (eBook)
9783640137374
ISBN (Buch)
9783640137466
Dateigröße
976 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Celestino, Alba, Reinaldo, Arenas, Hauptwerke, Kubanischen, Literatur, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Magister Hannah Schmitt (Autor:in), 2006, Zu: "Celestino antes del Alba" von Reinaldo Arenas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112884

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