Stephanus. Installationszyklus mit acht Steinen und acht Übergriffen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

31 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zyklus und Konzeption
2.1 Die Steine - Anstoß
2.1.1 Die Funddaten der Steine
2.1.2 Zum Finden der Steine
2.1.3 Zur Ambivalenz der Steine
2.2 Die Bohrung – Angriff
2.3 Die Stäbe – Dynamik
2.4 Die Reagenzgläser – Aufbewahrung
2.5 Der Dokumentarfilm – Schuldfrage
2.6 Der Raum – Organismus
2.7 Die Dokumentation – Denkmal
2.8 Die Komposition – Materialästhetik
2.8.1 Kompositorische Aspekte
2.8.2 Benötigte Materialien und Handwerkszeug

3 Stephanus
3.1 Historisches Ereignis
3.1.1 Der Bibeltext
3.1.2 Der Kontext
3.2 Geistige Dimension
3.3 Geistliche Dimension
3.4 Steinigung – der Vorgang
3.5 Martyrium – das Prinzip
3.5.1 Einige Begebenheiten der Verfolgung über die Jahrhunderte
3.5.2 Aktuelle Länder, in denen Christen verfolgt werden
3.5.3 Einige Organisationen, die verfolgten Christen helfen

Literatur

1. Einleitung

Grundsätzlich trägt diese Abhandlung neben essayistischen Zügen einen dokumentarischen Charakter.

Die Arbeit gliedert sich in mehrere Ebenen. Von Ebenen spreche ich deshalb, weil die Kapitel weniger eine konsequente Einheit bilden als mehr verschiedene Blickwinkel oder Ebenen eines Themas beleuchten: das Märtyrertum.

In der ersten Ebene wird die Ebene der Installation dokumentiert und gegründet. Die künstlerische Installation nähert sich auf unkonventionelle Weise dem Thema.

In der nächsten Ebene wird Stephanus als historische Märtyrerperson und Matrix künstlerischer, geschichtlicher Reflexion näher beleuchtet.

Die dritte Ebene evoziert eine Manifestation des christlichen Märtyrertums über die Jahrhunderte und versucht eine Art Denkmal zu verkörpern.

Eine vierte Ebene wird damit impliziert. Es geht dabei um das eigene Verhältnis zu solchem Leiden in unserer heutigen Zeit. Somit geschieht hier ein Aufruf, dieses Leid nicht ungesehen und ungehört geschehen zu lassen. Eine Frage schließt sich an: Wie wird jeder einzelne mit dieser Realität umgehen?

2 Zyklus und Konzeption

Das Thema des Martyriums in der Kunstgeschichte hat eine lange Tradition. Oft war es in der mittelalterlichen Kunst Anlass für größere ehrvolle und würdigende Bildzyklen oder Gemälde. Sie wurden verehrten Heiligen geweiht.

In unserer Zeit gibt es mehr denn je Christen, die für ihren Glauben unterdrückt, gefoltert und getötet werden[1]. Aber nicht nur das und nicht nur eigene Erfahrungen mit diesem Thema sind der Grund, sich diesem Thema wieder neu und mit einer neuen Materialästhetik zu stellen, sondern die Tragik und der Zeugnischarakter solcher Begebenheiten müssen wieder neu gehört und gesehen werden!

2.1 Die Steine - Anstoß

Acht Stück, alle subjektiv spontan gesammelt, alle individuell, behauen oder unbehauen, einzeln, kalt, fest und hart, massiv oder porös, ... Steine eben.

2.1.1 Die Funddaten der Steine

Ort – Situation – Zeit – Datum – Gewicht – Format – Gesteinsorte – Steinform (chronologische Fundordnung):

0. Öhringen – Baustoffhandel Ziegler; Stein geschenkt bekommen, im Dunkeln auf dem Haufen gesucht und Licht von einem freundlichen Staplerfahrer bekommen – 17.40 Uhr – 17.01.2003 – 3220g – 21,5x11x11,25 – heller-beiger Gneis – rundgeschliffen

1. Gemarkung Öhringen – Ohrntal, an der ersten Brücke von Unterohrn her auf der rechten Seite, unter der Brücke aus dem Steinkomplex entnommen, der Abhang zum Ufer war gut zugänglich, unter einem Nadelbaum durch – 13.21 Uhr – 18.01.2003 – 8800g – 24,5x22x11,75 – grauer Kalk-Schiefer - quaderförmig
2. Unterohrn – Uferbefestigung an der Ohrn neben der Ohrnbrücke Richtung Möhrig – Steiler, teils gefrorener und mit Gestrüpp bewachsener Hang, ca. 5m hoch, bin zweimal ausgerutscht – 13.28 Uhr – 18.01.2003 – keine Gewichts-und Maßangabe– grauer Kalk-Schiefer – dreieckig – dieser Stein wurde nachher gegen Nr. 8 dieser Aufzählung ausgetauscht.
3. Gemarkung Öhringen – Ortsverbindungsstraße Unterohrn, Möhrig, Straßenrand, möglicherweise Steinhaufen auf Privatgrundstück, schon überwachsen mit Gras und Moos – 13.32 Uhr – 18.01.2003 –5800g – 43,5x14,75x9,5 – brauner Sandstein – rechteckig langgezogen und flach
4. Möhrig – Ortsdurchfahrt Richtung Öhringen rechter Hand auf einer Stellfläche, abgeladenen Sandsteine, sicher privat, losgeeist vom Boden ein Bruchstück – 13.35 Uhr – 18.01.2003 – 4550g – 16,5x21,25x – oliv-grüner feiner Sandstein – quaderförmig mit Einkerbung
5. Gemarkung Öhringen – Ortsverbindungsstraße Stadtteil Zwetschgenwäldle, Öhringen; rechts neben der Ohrbrücke im eiskalten Wasser – 13.39 Uhr – 18.01.2003 – 1950g – 20,5x12x10,5 – roter Buntsandstein – unförmig
6. Öhringen – Baustoffhandel Zentler, unterschiedlichste Steinsorten und Formen bieten genügend Auswahl, ein festgefrorener Pflasterstein hat schöne Maserungen, Preis 1 € – 13.48 – 18.01.2003 – 7625g – 17,75x13,5x17,5 – beige-roter grober Sandstein – würfelförmig
7. Öhringen – Baustoffhandel Zentler, unterschiedlichste Steinsorten und Formen bieten genügend Auswahl, ein kleinerer gelber fürs Sortiment, Preis 0,50 € – 13.51 Uhr – 18.01.2003 – 2650g – 19,5x12,5x10,75 – gelber Kalkstein (Jura) – unförmig rundlich
8. Windischenbach – Vorgarten von Löwenzahnweg 3, entpuppt sich als Jungschneckenversteck, Schnecken und Dreck entfernen, Privatbesitz – 14.35 Uhr – 20.01.2003 – 6410g – 21,75x16,5x13,5 – gelb-brauner Merkel/Ton/Kalk – fünfeckig

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die gesammelten Steine kurz nach dem Anbohren

2.1.2 Zum Finden der Steine

Steine zu finden ist gar nicht leicht hier im westlichen Hohenlohe. Das vorkommende Gestein im Untergrund ist hauptsächlich grau-blauer Kalk-Schiefer, der u.a. kommerziell abgebaut wird. Oft findet man darin Versteinerungen – aber das tut eigentlich nichts zur Sache.

Sucht man hier Steine in gewissem Format, muss man feststellen, dass Steine hier nicht einfach herumliegen. Sie sind mit Wert behaftet, sie sind Besitz, sie werden besessen. In Vorgärten als Zierde und Befestigung, als Baumaterial in Baumärkten und im Baustoffhandel, auf Privatgrundstücken hinter Zäunen, in verriegelten Steinbrüchen allenfalls an/in Bächen oder am Straßenrand. Diese aber gehören oft abschnittweise zu den jeweiligen Anliegern. Braucht man also Steine, so muss man sie kaufen oder ausborgen. Letzteres bedeutet, dass sie wieder zurück gebracht werden müssen. Dies wird die letzte Handlung meines Installationszyklus darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fundort Garten – Ansicht senkrecht von oben

2.1.3 Zur Ambivalenz der Steine

Erst von außen zugefügte Dynamik – Bewegungsenergie – macht aus einem Stein eine mögliche Gefährdung für Leib und Leben. Ein Stein für sich verkörpert den Inbegriff von Statik und Festigkeit, von stabilem Fundament und Sicherheit.

Im Installationskontext steht der Stein in Bezug auf Steinigung und Martyrerhaltung zum einen für massive, zerstörende Gewalt und somit für eine unsensible Überschreitung der Gerechtigkeits- und Menschenrechtsgrenze zu Gunsten von fanatischer Selbstjustiz und Schafrichterei. Es ist Gewalt, die gegen generelles Heil und gegen das Leben gerichtet ist. Es ist physische Gewalt, die sich gegen die richtet, die ein klares Zeugnis für die Liebe, Existenz und Gottessohnschaft Jesus Christi darstellen.

Zum anderen steht der Stein aber auch für jeden einzelnen Märtyrer selbst. Ein Stein durchbohrt, noch mit den Tatspuren bedeckt; so zeugt ein Indizienfoto von je einem Stein für einen Märtyrer aus der Kette der Märtyrer über die Jahrhunderte. Märtyrer ziehen es eher vor zu sterben, als von ihrem Fundament zu rücken. Sie stehen felsenfest darauf und sind somit gleichzeitig Halt für ihre Gefolgsgenossen. Das Fundament der Märtyrer birgt einen unermesslichen Schatz – Jesus Christus. Wer ihn preisgeben oder eintauschen würde, wäre mehr als töricht[2].

„Zu ihm [Jesus] kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Haus und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ aus 1. Petrus 2,4-5[3].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jeder einzelne Stein angebohrt und die frischen Tatspuren dokumentiert; Indizien sozusagen

[...]


[1] Vgl. dazu Seite 21, Kap. 2.5 Absatz 3

[2] Jesaja 28,16: „Siehe ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.“ (LUTHER 1984) und „Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die Ungläubigen aber ist >der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anst0ßes und ein Fels des Ärgernisses< [ >< u.a. Psalm 118,22]“ 1.Petrus 2,7+8a.

[3] Luther 1984

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Stephanus. Installationszyklus mit acht Steinen und acht Übergriffen
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Veranstaltung
Kunst und Religion
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
31
Katalognummer
V112830
ISBN (eBook)
9783640137367
ISBN (Buch)
9783640892020
Dateigröße
12426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stephanus, Kunst, Religion, Installation, Performance
Arbeit zitieren
M.A. Aljoscha Kuch (Autor:in), 2003, Stephanus. Installationszyklus mit acht Steinen und acht Übergriffen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112830

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