Die Göttlichkeit Camillas und ihre amazonenhafte Art sind der Grund für ihr abweichendes Rollenverhalten


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Frau in der Antike und im Mittelalter

2. Abweichendes Rollenverhalten
2.1. Göttlichkeit und antik-mythologischer Hintergrund
2.2. Amazonen und die Amazone in Camilla
2.3. Schönheit, Virginität und Kleidung der Camilla
2.4. Ritterlichkeit

3. Auf ein Wort zum Schluss

4. Literaturverzeichnis
4.1. Primärliteratur
4.2. Sekundärliteratur

Die Göttlichkeit Camillas und ihre amazonenhafte Art sind der Grund für ihr abweichendes Rollenverhalten.

1. Die Frau in der Antike und im Mittelalter

Die griechische Antike vermittelt uns ein mannigfaltiges Bild unterschiedlicher Frauen-charaktere. Da gibt es die treue häusliche Gattin, die kämpferisch- emanzipierte Frau, das verführerische und skandalträchtige Weib, die ehrwürdige Frau und Mutter oder die gefallsüchtige Schöne, welche bei Männergelagen zugleich mit den Hüllen auch den Anstand fallen lassen kann.[1]

Frauen wurden meist Opfer ihrer eigenen Schwächen, Verführbarkeit, Schamlosigkeit, Eitelkeit, mangelhaften Verschwiegenheit und fehlender Weisheit heißt es bei Ammianus Marcellinus. Andererseits schreibt er aber auch über die Gattin des Craugasius, dass sie ihren Einfluss auf ihren Mann ausnutzt um ihre Ziele zu verwirklichen. Sie wiederspricht umso mehr der klassischen Frauenrolle, als sie nicht bereit ist, ihr eigenes Schicksal zu akzeptieren. Sie stellt also den Gegensatz zur patriotischen Anhänglichkeit an Haus, Hof und Familie dar.[2] Somit erkennen wir, dass die Frau in der Antike zwar größtenteils die Unterwürfige war, doch selten brachen einige starke Frauen auch aus diesem Bild aus, sowie Camilla.

Natürlich kann man Camilla nicht ausschließlich mit dem Frauenbild in der Antike vergleichen. Zwar scheint sie eine antik-heidnische Figur zu sein, doch bei näherem Untersuchen fällt auf, dass eine Einpassung in die christlich-mittelalterliche Welt stattgefunden hat.

Im mittelalterlichen Frauenbild finden sich im religiösen Bereich beispielsweise Nonnen, denn vor allem für die adlige Frau des Mittelalters gab es keinen anderen Weg, sich dem Gebärzwang und der männlichen Vorherrschaft zu entziehen, als ins Kloster zu gehen. Die Familien der adligen Mädchen widersetzten sich oft den Wünschen der jungen Frauen, wenn es um eine lohnende Eheschließung ging. Dabei kam den Mädchen die kirchliche Ideologie in Bezug auf die Jungfräulichkeit gerade recht, da der Zustand der Jungfräulichkeit als der des höchsten Ansehens galt. Andererseits unterstützte sie aber auch die Unterwerfung der Frau unter die männliche Vorherrschaft und damit auch unter die Entscheidungen der Familie. Des Weiteren gab es die Beginen, dies waren Frauen, die sich ohne das Reglement durch die Kirche zu einer klosterähnlichen Gemeinschaft zusammenschlossen. Die strengste Form des religiösen Rückzugs war die Einsiedelei. Die Lebensform des Einsiedlers bedeutete mönchisches Leben ohne Gemeinschaft.

Im höfischen Bereich gab es zum einen die Erzieherin und dann die Gesellschafterin. Das neuzeitliche Bild von der Frau im höfischen Bereich des Mittelalters war lange Zeit von der Darstellung der höfischen Romane geprägt. In diesen wird die Frau hochstilisiert. Vor allem im Zusammenhang mit der Minneideologie werden emotionale Zuwendung des Mannes an die Frau und die Erhöhung des Mannes durch diese Emotionen miteinander verbunden. Da die Frau als Minneherrin über den Mann bestimmen sollte, war sie auch für sein Verhalten mit verantwortlich, sie hatte die Pflicht, ihn zum Guten zu bringen. Realhistorisch gesehen war es allerdings so, dass die tatsächliche Situation der Frau von der gewaltrechtlichen Überlegenheit des Mannes geprägt wurde, die Wahl- und Bewegungsmöglichkeiten waren sehr gering. Neben der Funktion der Frau als Erzieherin des Mannes ist im Bild der höfischen Herrin ein weiterer Aspekt wichtig: die Aufmunterung der Männer durch die Schönheit und Kunstfertigkeit der Frauen. Hierbei erfüllt sie, wie auch die Männer, die Pflicht zur Repräsentation. Gerade in der Literatur wird diese Rolle der Frau besonders betont, auch im Zusammenhang mit der Minneideologie: Die Künste, das höfische Benehmen, die Schönheit und prächtige Kleidung der Frau führen zur emotionalen Hochstimmung des Mannes, beim echten Minnenden dann schließlich zu Minneleid und den typisierten Reaktionen, wie zum Beispiel Erröten, Erbleichen und Sprachlosigkeit.[3]

Die literarischen Alternativen des Frauenbildes sind die Minnedame und die kämpfende Frau. Im Zentrum der literarischen Rollen der Frau, von denen man nicht weiß, inwieweit sie tatsächlich gelebt wurden, steht die Frau als Minneherrin. Die Emotionen des Mannes sollen diesen an die Frau binden und ihn somit in seinem Wert erhöhen. In der Epik entspricht das Verhältnis des Mannes zu seiner Angebeteten, welche oft auch seine spätere Frau ist, dem der Unterwerfung eines Dienstmannes unter seinen Herrn. Selbsterniedrigung zum Beispiel, in Form eines Kniefalls, ist Bestandteil der Darstellung des Geschlechterverhältnisses. Zu guter Letzt kommt noch die kämpfende Frau, welche auch durch Camilla dargestellt wird, vor. Trotz der Dominanz des männlichen Geschlechts und der Herkunft der höfischen Kultur aus einer altertümlichen Kriegergemeinschaft werden erstaunlich häufig Frauen erwähnt, die wie die Männer gerüstet sind und auch an Kämpfen teilnehmen. Der Frage, inwieweit dieses Frauenbild nur auf der antiken Vorlage der Amazonen beruht und wie viel Einfluss dieser Archetyp ausübt, nehme ich mich im folgenden an.

2. Abweichendes Rollenverhalten

2.1. Göttlichkeit und antik-mythologischer Hintergrund

Beim ersten Lesen fiel mir, während der Beschreibung der Camilla, ein Vers besonders auf: „daz manech man des wânde, daz si wâre ein gottine“[4], die Männer, die sie erblickten, glaubten sie wäre eine Göttin. Dies gab mir Anlass nach dem Göttlichen von Camilla im Eneasroman zu forschen und den mythologischen Hintergrund der Figur zu recherchieren.

Camilla war die Tochter des Volksfürsten Metabus von Privernum und der Casmilla. Bei der Flucht des Königs und dessen Tochter , der von den Volskern vertrieben wurde, rettet ihn die römische Göttin Diana (griechisches Pendant ist Artemis). Um den Verfolgern zu entfliehen, bindet er Camilla an seinen Speer und schleudert ihn über die tosenden Wasser hinweg ans andere Ufer. Danach durchschwimmt er selbst den Fluss. Darauf weiht er Camilla der Diana. In seiner Einsamkeit zieht er seine Tochter auf und nährt sie mit Stutenmilch. Sie liebt die Jagd und verehrt Diana. Diese steht ihr, der Führerin der Volsker, im Kampf gegen die Trojaner und Eneas, hilfreich bei. Camilla wird jedoch von Arruns getötet. Diana rächt sie an ihm durch den tödlichen Pfeil der Nymphe Opis aus ihrem Gefolge.[5]

Nun erkannte ich die Tatsache, dass von alledem nichts bei Veldeke vorkommt. Ihre Herkunft und Beziehung zu den Göttern wird ausgelassen, da dies für den höfischen Kontext irrelevant ist. Sogar jegliche Erwähnung von Götterfiguren in Bezug auf Camilla im Kampf fehlen und der einzige Verweis auf Göttlichkeit findet sich in einem Vers[6].

2.2. Amazonen und die Amazone in Camilla

Die Frauengestalt im Wolfspelz wird in einigen Katalogen als Amazone gedeutet. Die Amazonen (von griechisch amazon - die ohne Brust, da den jungen Amazonen eine Brust amputiert beziehungsweise ausgebrannt wurde, damit sie besser mit Bogen und Speer umgehen konnten) waren ein kriegerisches, nur aus Frauen bestehendes Volk, deren Schutzgöttin Diana war.

[...]


[1] Waren sie nur schön?. Frauen im Spiegel der Jahrtausende. Hg. von Bettina Schmitz und Ute Steffgen: 1.Auflage. Mainz am Rhein: von Zabern 1989. Aufsatz von Ruth Röwer-Döhl: Die Frau im antiken Griechenland.

[2] Geschlechterrollen und Frauenbild in der Perspektive antiker Autoren. Hg. von Robert Rollinger und Christoph Ulf. Mit Beiträgen von Reinhold Bichler ... . Innsbruck: Studien Verlag 2000.

[3] Bumke, Joachim: Höfische Kultur Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. München. Dt. Taschenbuch-Verlag. 1986.

[4] Veldeke, Heinrich von: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Etmüller ins Nhd. übersetzt mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Dieter Kartschoke. Stuttgart: Reclam 2004. Dieses Werk wird im folgenden mit „ER“ abgekürzt. Vers 5163: „daz manech man des wânde, das si wâre ein gotinne.“ – „ so dass viele Männer glaubten, sie wäre eine Göttin.“.

[5] Kytzler, Bernhard: Mythologische Frauen der Antike. Von Acca Larentia bis Zeuxippe. 1.Auflage. Düsseldorf/Zürich: Artemis und Winkler 1999. mit Ergänzungen von Paulys Realenzyklopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen Herausgegeben von Georg Wissowa. 1.Auflage.Stuttgart: Alfred Druckenmüller 1970. Fünfter Halbband. Barbarus bis Campanus. Quelle: Vergil, Aeneis 11.

[6] ER, Vers 5163.

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Details

Titel
Die Göttlichkeit Camillas und ihre amazonenhafte Art sind der Grund für ihr abweichendes Rollenverhalten
Hochschule
Universität Bayreuth  (Ältere deutsche Philologie)
Veranstaltung
Einführung in die Mittelhochdeutsche Literatur: Aeneasroman
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V112707
ISBN (eBook)
9783640126576
ISBN (Buch)
9783640870868
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Göttlichkeit, Camillas, Grund, Rollenverhalten, Einführung, Mittelhochdeutsche, Literatur, Aeneasroman
Arbeit zitieren
Katharina Ströhl (Autor:in), 2008, Die Göttlichkeit Camillas und ihre amazonenhafte Art sind der Grund für ihr abweichendes Rollenverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112707

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