Internationalisierung von Social Entrepreneurs - Eine netzwerktheoretische Untersuchung


Seminararbeit, 2008

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Social Entrepreneurs
2.1. Begriff und Bedeutung
2.2. Schwierigkeiten und Widerstände
2.3. Internationalisierungstendenzen

3. Netzwerktheoretische Untersuchung der Internationalisierung von Social Entrepreneurs
3.1. Netzwerkanalyse und -abgrenzung
3.2. Darstellung der Netzwerkakteure
3.3. Netzwerktheoretische Fundierung

4. Abschließende Bemerkungen zur behandelten Thematik

Literaturverzeichnis

Webseitenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Eigene Illustration: Netzwerkdarstellung von Social Entrepreneurs

Abbildung 2: Eigene Illustration: Netzwerkcluster und -akteure (Auswahl)

1. Einleitung

In jüngster Zeit erfreut sich der Begriff des Social Entrepreneurs (SE), der mit dem Wort „Sozialunternehmer“ treffend in die deutsche Sprache übersetzt werden kann, wachsender Bekanntheit. Während in den Vereinigten Staaten und Großbritannien die Erscheinungsform von SE bereits in der Praxis und seit kurzem auch in der Theorie kontrovers diskutiert wird, befindet sich diese Entwicklung in Deutschland noch im Anfangsstadium.1 Doch nicht zuletzt durch die Vergabe des Friedensnobelpreises an den SE Muhammad Yunus aus Bangladesch im Jahr 20062, der mit seiner Grameen-Bank die Mikrokreditfinanzierung revolutionierte, bekam die Auseinandersetzung mit diesem Themengebiet auch hierzulande neue Schubkraft.

Obwohl es in der Vergangenheit schon immer Einrichtungen und Persönlichkeiten gegeben hat, die soziale und karitative Absichten verfolgt haben, ist die Erscheinungsform der SE neuartig und bisher kaum eindeutig theoretisch fundiert. Weitgehende Einigkeit besteht jedoch in dem Punkt, dass jene soziale Problemfelder auf unternehmerische Art und Weise angehen, um innovative und praktikable Lösungsmaßnahmen zu Gunsten der Betroffenen zu ergreifen und gleichzeitig nachhaltig auf die Gesellschaft und ihre Mitglieder einzuwirken. Ihr soziales und gleichzeitig unternehmerisches Engagement ist einerseits vielfältig wie sämtliche Problemfelder unserer gegenwärtigen Zeit, andererseits beschränkt sich jenes nicht nur auf die lokale, regionale und nationale Ebene, sondern ist über Landesgrenzen hinweg aktiv.3 Dieses breite Tätigkeitsspektrum ist zeitgleich auch ein Grund dafür, warum SE nur schwer überwindbaren personellen und finanziellen Schwierigkeiten sowie politischen und kulturellen Hindernissen gegenüberstehen. In Anbetracht dieser Widerstände verwundert es zutiefst, dass SE in einer enormen Geschwindigkeit zunehmend international agieren und expandieren, indem sie aufbauend auf ihrer Basisidee bspw. weitere wohltätige Organisationen, Vereine und Tochterunternehmen in anderen Ländern gründen.

Dieses internationale Auftreten von SE bildet den Ausgangspunkt der nachfolgenden Betrachtung. Aus der Sicht des Autors wird dabei im Vorfeld angenommen, dass netzwerktheoretische Aspekte einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung dieses „Phänomens“ ausüben und zudem bedeutende Treiber darstellen, die diese Entwicklung begünstigen. Das Ziel der Untersuchung ist insofern, die zunehmende Internationalisierung von SE netzwerktheoretisch zu erfassen.

Um diese Zielsetzung adäquat zu erreichen, werden im ersten Abschnitt dieser Untersuchung der Begriff und die Bedeutung, die Schwierigkeiten und Widerstände sowie die Internationalisierungstendenzen von SE in ihren Grundzügen skizziert.4 Anschließend wird mit Hilfe von netzwerktheoretischen Elementen der Versuch unternommen, das Auftreten der zunehmenden Internationalisierung von SE einerseits zu beschreiben, andererseits konsistent zu erklären. Abschließende Bemerkungen zur behandelten Thematik runden die vorliegende Untersuchung ab.

2. Social Entrepreneurs

2.1. Begriff und Bedeutung

Die definitorische Eingrenzung von SE hat sich in der wissenschaftlichen Literatur als besonders schwierig herausgestellt. Nicht nur wegen der problematischen Bestimmung der Begriffe „sozial“ und „Unternehmer“, sondern auch aufgrund der inhärenten Vielfältigkeit dieses Konstrukts, der erst im Anfangsstadium vorliegenden wissenschaftlichen Beiträge und der verschiedenen Aspekte und Dimensionen, die als Grundlage für die begriffliche Abgrenzung einbezogen werden, entstand eine unübersichtliche Anzahl an unterschiedlichen Definitionen, ohne dass sich daraus ein Konsens bilden konnte.5 Im Rahmen dieser

Untersuchung werden SE deshalb aus Sicht des Autors als eine spezielle Sub-einheit der Gattung „Unternehmer“ verstanden, die nicht nur in der geschäftlichen, sondern auch in der sozialen Sphäre wirken. SE können dabei nicht zwangsläufig in den Nonprofit-Sektor eingeordnet werden, da sie gleichzeitig ökonomische sowie soziale Ziele verfolgen, ohne dass sich jene gegenseitig ausschließen müssen.6 Im Unterschied zu Business Entrepreneurs spielt der ökonomische Aspekt bei SE nur eine sekundäre Rolle, wird jedoch bewusst verfolgt, um die Innenfinanzierungskraft zu stärken und zukünftige Aktivitäten und Maßnahmen finanziell absichern zu können.7 Der primäre Fokus liegt dennoch weiterhin auf dem Erreichen einer nachhaltig wahrgenommenen sozialen Wirkung, so dass SE eine hybride Erscheinungsform zwischen dem nonprofit, forprofit und öffentlichen Sektor widerspiegeln.8

Die enorme Bedeutung der SE kommt vor allem dadurch zum Ausdruck, dass sie in Problemfeldern tätig sind, in denen bisherige Aktivitäten vernachlässigt oder nur unzureichend durchgeführt worden sind. Weil staatliche Maßnahmen aufgrund von finanziellen Restriktionen und vermeintlich geringer politischer Relevanz nicht umgesetzt werden, suchen SE nach innovativen und praktikablen Lösungen, um den sozialen Herausforderungen gerecht zu werden und schließen damit die sozialen Lücken vieler Wohlfahrtstaaten oder Entwicklungsländer. Dabei nehmen sie die Rolle eines gesellschaftlichen Antriebmotors auf nationaler und zunehmend internationaler Ebene ein, indem sie gesellschaftliche Strukturen im Sinne der Subsidiarität von „unten“ verbessern.9 Durch ihren Fokus auf einzelne soziale, ökologische oder ökonomische Kernbereiche, können sie sich vieler Herausforderungen oft effektiver und effizienter annehmen. Zusätzlich zeigen SE soziale Spannungsfelder auf, die nicht hinreichend Resonanz in den Medien finden konnten, weisen auf notwendige Veränderungen des sozialen Systems hin, fungieren als Sprachrohr für benachteiligte Gruppen und schaffen und erhalten mithin den „Social Value“10 einer Gesellschaft.11

Trotz dieser hohen Bedeutung stehen viele SE großen Schwierigkeiten und Widerständen gegenüber, die im Folgenden näher dargestellt werden.

2.2. Schwierigkeiten und Widerstände

Unter Berücksichtigung der dargestellten Begriffsklärung und Bedeutung von SE wird deutlich, dass jene soziale Veränderungen bewirken, existierende Systeme und Strukturen herausfordern und Problemen mit neuen Ideen entgegentreten.

Veränderungen, unabhängig ob sie im sozialen, ökologischen oder ökonomischen Bereich bewirkt werden sollen, verursachen bei Menschen Ängste und demzufolge Aversionen gegenüber Personen und Maßnahmen, die diese erreichen wollen. Problematisch ist dabei, dass SE aber gerade mit ihrer Tätigkeit einen sozialen Wandel beabsichtigen und dadurch unweigerlich im Erhalt des Status-quo ein mächtiges Hindernis vorfinden. Obwohl SE ihre gesellschaftliche Aufgabe stets öffentlich betonen, um den Erhaltungstrieb von nachteiligen Strukturen zu unterbrechen, antizipieren noch viele Menschen mit dem Begriff des „Entrepreneurs“ überwiegend die ökonomische und weniger die soziale Ausrichtung eines Gesellschaftsteilnehmers. Im Zusammenhang mit der Neudefinition und Begrenzung der Staatsaufgaben wird dadurch primär in Frage gestellt, ob SE wirklich imstande sind, soziale Aufgaben zu lösen.12 Dabei fällt es SE ungemein schwer, die eigene Existenzberechtigung zu sichern, da die Behauptungen, dass sie „Gutes tun“ oder eine „soziale Wirkung erreichen“ bei Weitem nicht ausreichen, um dieser Skepsis entgegenzutreten. Vielmehr wird von SE verlangt, eine messbare und überprüfbare Rechenschaft über ihre Effizienz und Effektivität abzulegen. Dass dieses nicht nur die finanziellen Ressourcen von der Primäraufgabe der SE abzieht, sondern zugleich kaum zu bewerkstelligen ist, wird dabei nicht als gewichtiger Grund angesehen.

Des Weiteren stehen viele SE institutionellen Barrieren gegenüber, da ausufernde bürokratische Strukturen und rechtliche Einschränkungen ihrer Aktivitäten im hohen Maße negativ beeinflussen.13 Oft ist es zudem für SE unmöglich, alle Fähigkeiten und komplettes Wissen zu besitzen, um den zu behandelnden Problemen entgegenzutreten. Die notwendige Personalbeschaffung stellt sich bei SE noch als sehr schwierig dar, da es für viele gut qualifizierte Arbeitskräfte immer noch attraktiver ist, für Unternehmen im Wirtschaftssektor zu arbeiten. Ein gravierendes Hindernis liegt auch in der Finanzierung von SE. Aufgrund der schwierigen Messung des sozialen Erfolges, wird das Kapital nicht den verhei- ßungsvollsten Projekten oder Unternehmen zugewiesen und den ineffektivsten entzogen.14 So kommt es nicht selten vor, dass vielversprechenden Maßnahmen die Bereitschaft und Loyalität seitens der Finanziers verwehrt bleibt, da noch allzu oft die Kapitalallokation von der Reputation, den Eindrücken, den persönlichen Beziehungen und den Statuserwägungen abhängt.

Alle Schwierigkeiten und Widerstände werden – wenn überhaupt – wohl erst in einem längeren Prozess zu bewältigen sein. Sie veranlassen aber zu der Vermutung, dass SE überwiegend im kleinen Rahmen agieren, indem sie sich auf kleinere lokale und regionale Problemfelder konzentrieren. Warum diese Vermutung zwar plausibel, aber irreführend und als nicht gerechtfertigt erachtet werden kann, muss im nachfolgenden Abschnitt geklärt werden.

[...]

1 Vgl. Lentz (2005), S. 70 ff.

2 Vgl. Ashoka (2006), [Muhammad Yunus].

3 Vgl. Bornstein (2006), S. 10 f.

4 Aufgrund der kontroversen Auseinandersetzung innerhalb der Wissenschaft und der sich erst im Anfangsstadium befindenden Forschung bzgl. der Erscheinungsform der SE wird aus der Sicht des Autors auf eine umfassende Begriffsklärung sowie detaillierte Darstellungen der vielfältigen Handlungsund Problemfelder verzichtet. Es werden nur die für die Untersuchung zweckdienlichen Abgrenzungen und Erläuterungen vorgenommen, um sich zielorientiert der netzwerktheoretischen Betrachtung zu widmen.

5 Vgl. Mair/Marti (2005), S. 2.


6 Vgl. Austin (2006), S. 22 ff.

7 Vgl. Boschee/McClurg (2003), S. 4.

8 Vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern (2006), S. 2.

9 Vgl. Sylter Runde (2004), S. 3.

10 Vgl. Salls (2005), S. 3.

11 Vgl. Thompson/Alvy/Lees (2000), S. 328.

12 Vgl. Linklaters (2006), S. 23.

13 Vgl. Robinson (2006), S. 101 f.

14 Vgl. Dees/Anderson (2002), S. 8 f.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Internationalisierung von Social Entrepreneurs - Eine netzwerktheoretische Untersuchung
Hochschule
Zeppelin University Friedrichshafen
Veranstaltung
Organisation & Netzwerktheorie
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
23
Katalognummer
V112589
ISBN (eBook)
9783640108626
ISBN (Buch)
9783640110117
Dateigröße
5592 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationalisierung, Social, Entrepreneurs, Untersuchung, Organisation, Netzwerktheorie
Arbeit zitieren
Dipl. Betriebswirt (Univ.) Thomas Martin Fojcik (Autor:in), 2008, Internationalisierung von Social Entrepreneurs - Eine netzwerktheoretische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112589

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