Ätiologie von Amok

Über Amoktaten in unterschiedlichen Kulturkreisen


Referat (Ausarbeitung), 2007

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Entwicklung / Ätiologie
3.1 Historie
3.2 Moderne

4. Amoklauf von Emsdetten
4.1 Tathergang
4.2 Täterprofil
4.2 Die polizeiliche Motivanalyse

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im meinem Referat „Ätiologie von Amok“ möchte ich die Entwicklung von Amoktaten in den unterschiedlichen Kulturkreisen aufzeigen und die Veränderungen von der Historie bis hin zur Moderne darstellen. Weiterhin gehe ich näher auf den Amoklauf von Emsdetten ein und stelle den Täter Sebastian und sein Leben näher vor. Von der Polizei in Nordrhein-Westfalen wurde eine polizeiliche Motivanalyse erstellt, welche ich hier ebenfalls aufführe. Im Folgenden beginne ich mit der Definition des Begriffes „Amok“:

2.) Definition

Da Berichte über Amok zuerst im fernen Osten aufkamen, geht die Definition darauf zurück. Der Begriff „Amok“ entspringt dem Malaiischen

„amuk“ und bedeutet soviel wie „wütend, rasend.“[1] Hieraus leitet sich -

„mengamuk“ - der spontane, ungeplante Angriff gegen unbekannte Personen ab. Die Opfer begegneten dem Amokläufer – „pengamuk“ – nur zufällig.

Eine einheitliche Definition von „Amok“ gibt es heutzutage nicht. Man verbindet den Begriff jedoch mit der Tötung mehrerer Personen.

Die Weltgesundheitsorganisation erfasst Amok als eine kulturspezifische Störung aus Indonesien, Malaysia. Diese Störungen sind sehr unterschiedlich und lassen sich nur sehr schlecht in die Kategorien der internationalen psychiatrischen Klassifikation einordnen. Die kulturspezifischen Störungen traten am Anfang zunächst nur in einem bestimmten Kulturkreis auf. Die WHO definiert Amok, als „Eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich destruktiven Verhaltens, gefolgt von Amnesie oder Erschöpfung. Viele Episoden gipfeln im Suizid. Die meisten Ereignisse treten ohne Vorwarnung auf, einigen geht ein Zeitraum mit intensiver Angst oder Feindseligkeit voraus.“[2]

Da Amok in der heutigen Zeit nicht eigenständig als eine

„kulturspezifische Störung“ auftritt, wird er zusätzlich in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, ICD-10, den „sonstig näher bezeichneten Persönlichkeits- oder Verhaltensstörungen“ zugeordnet.

Nach Jens Hoffmann könnte folgende Definition, Amok von Formen anderer Gewalt abgrenzen: „Die intentionale und nach außen hin überraschende Tötung und/oder Verletzung mehrerer Personen bei einem Tatereignis ohne Abkühlungsperiode, wobei einzelne Tatsequenzen im öffentlichen Raum stattfinden.“[3]

Die Personen, die unmittelbar vom Amokläufer in die Tat involviert werden, besitzen nach Hoffmann in den meisten Fällen symbolischen Charakter. Die aufgestaute Wut erweitert sich auf Personen, die immer noch mit dem Moment der Kränkung in Verbindung zu bringen sind.

Bei einer Kündigung bedeutet dies z. B., dass die Wut sich nicht nur allein auf den Chef richtet, sondern sich auch auf andere Führungsmitarbeiter überträgt.[4]

3. Entwicklung

3.1 Historie

Im Malaiischen Archipel wurde der Amok als Phänomen eines plötzlichen Gewaltausbruchs beschrieben, der auf unbegründeten Angriffen beruhte.Im Ursprünglichen benannte ber Begriff bas kriegerische Verhalten einer Grrppe:

In Südindien wurde der erste kriegerische Amoklauf von dem portugisischen HistorikerGaspar Correaerwähnt. Ausschlaggebend hierfür war der Krieg zwischen den Königen von Cochin und Calicut im Jahre 1503, wobei zwei Prinzen von Cochin getötet wurden. Die Überlebenden Krieger von Cochin erklärten sich aus Schande, überlebt zu haben, zu „amoucos“ und zogen in das gegnerische Königreich und ermordeten dort ziellos die Bevölkerung, bis sie selbst getötet wurden.

Üblicherweise stellten die „amoucos“ aber eher eine Elitetruppe eines kriegerischen Volkes dar, die sich in Kriegen bedingungslos für den König einbrachten. Die Truppen kämpften für die Sicherheit und Ehre ihres Königs. Dieser band die Kämpfer mit materiellen Unterstützungen oder Status verleihenden Riten an sich. Die Mitglieder dieser Kampftruppen wurden zu dieser Zeit von der Gesellschaft anerkannt.

In Malaysia wurde über Amok als militärisches Verhalten im 15. Jahrhundert berichtet. Die Dokumentationen gehen auf den Fall vonMallacca im Jahre 1511zurück. Die Portugiesen eroberten unter der Führung von Albuquerque die bedeutende Hafenstadt Mallacca, im heutigen Malaysia.

Im Zuge der Islamisierung im 14. Jahrhundert erhielt der kriegerische Amoklauf einen religiösen Hintergrund: Der Amoklauf ist sozusagen

„Allah gefällig“, wenn er gegen „Ungläubige“ gerichtet ist (Beispiel <Heilige Kriege>). Wenig bekannt ist allerdings über zeremonielle Vorbereitungen und die religiöse Bedeutung des Amoklaufs im malaiischen Archipel.[5]

Die ersten Angaben über deninbivibrellen Amokkamen von Nicolo Conti (Entdeckungsreisender). Er dokumentierte im 15. Jahrhundert ein amokähnliches selbstmörderisches Verhalten, wodurch Verschuldete ihrer drohenden Versklavung würdevoll entkommen konnten.

Auslösende Faktoren können u. a. Verlust der beruflichen Integration, erlittene Kränkungen, Konflikte mit Partnern oder Trennungserlebnisse sein. Die Motive der Täter individueller Amokläufe sind seit Auftauchen des Phänomens „Amok“ sehr unterschiedlich.

Im Gegensatz dazu ging es beim militärischen Amok fast ausnahmslos darum, die Ehre zu bewahren. Barbosa bezeichnete weiterhin Menschen als „amouco“, die sie aus Dank einer Genesung bewaffneten, und jeden töteten, der ihnen in die Quere kam (Volk der Javanesen).[6] Erst seit der Zeit der Kolonialisierung gilt der Amok als Ausdruck von pathologisch abweichendem Verhalten. Dadurch wurde dem Amok eine negative Bedeutung zugesprochen. Die Bevölkerung hatte gesetzlich das Recht, Amokläufer sofort zu töten. So wurden die Täter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Sie waren infolgedessen

„vogelfrei“. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde darüber berichtet, dass an Straßenkreuzungen oder bei der Polizei spezielle spitze Geräte deponiert waren, mit denen man die Amokläufer auf Abstand halten bzw. auch töten konnte, um die von ihnen ausgehende Gefahr zu beenden.

[...]


[1] Duden – Herkunftswörterbuch, 2001, S. 33

[2] WHO – Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, 2006, S. 328

[3] Vgl. Http://ifb.bildung-rp.de – genehmigter Auszug aus dem Buch „Polizei & Psychologie“, S. 399

[4] Vgl. dies., S. 399-400

[5] Vgl. Götz Eisenberg, 2000, S. 31

[6] Vgl. Lothar Adler, 2000, S. 9-13

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ätiologie von Amok
Untertitel
Über Amoktaten in unterschiedlichen Kulturkreisen
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Seminar: Trauerbewältigung. Phasen, Chancen und Störungen innerhalb von Trauerprozessen.
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V112399
ISBN (eBook)
9783640819652
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amok, Seminar, Trauerbewältigung, Phasen, Chancen, Störungen, Trauerprozessen
Arbeit zitieren
Martina Simon (Autor:in), 2007, Ätiologie von Amok, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112399

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