Antonovskys Modell der Salutogenese. Gesundheitsförderung von Mitarbeitern in der Altenpflege am Praxisbeispiel der Biographiearbeit


Seminararbeit, 2006

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Erläuterung und Abgrenzung des Themas

2. Das Modell der Salutogenese
2.1. Ein kurzer Überblick
2.2. Das Kohärenzgefühl (Sense of coherence = SOC)
2.3. Wiederstandsressourcen und Wiederstandsdefizite- SOC und Gesundheit
2.4. Grenzen des SOC
2.5. SOC und Gesundheit
2.6. Der SOC im Lebensverlauf

3. Transfer der theoretischen Bausteine in die Praxis
3.1. Grundsätzliche Erwägungen
Verstehbarkeit
Handhabbarkeit
3.2. Praxisbeispiel Biographiearbeit

4. Erikson`s Lebenszyklusmodell
4.1. Hinführung zum Lebenszyklusmodell
4.2. Die psychosozialen Krisen
4.3. Die Tugenden
4.4. Die Einfluß der Umwelt
4.5. Schlußfolgerung

5. Zusammenfassung und kritische Würdigung

Quellenverzeichnis

1. Erläuterung und Abgrenzung des Themas

Seit Antonovsky den Begriff der Salutogenese prägte, steht dieser in engem Zusammenhang mit dem Feld der Prävention und Gesundheitsförderung.

Aber, ist Salutogenese gleich zu setzen mit diesen beiden Begriffen?

Ist es in Antonovsky`s Sinn, diese Begriffe miteinamder zu verknüpfen?

Was ist eigentlich Salutogenese und wo finden sich praktische Anwendungsfelder?

In Hinblick auf diese Fragen, ist es sinnvoll zunächst Antonovsky`s Modell in seinen Grundzügen zu erläutern und mögliche Zielsetzungen hervor zu heben.

Nach einer theoretischen Darstellung soll ein möglicher Transfer in die Praxis am Beispiel der Gesundheitsförderung von Mitarbeiter vollzogen werden.

Exemplarisch soll die Biographiearbeit in der Altenpflege erläutert werden, die anhand von Erikson`s Werk „Der vollständige Lebenszyklus“ konkretisiert wird. Am Beispiel dieses Handlungsfeldes soll als eine von vielen möglichen Variablen gezeigt werden, wie eine positive Beeinflussung der Gesundheit von Mitarbeitern vollzogen werden kann.

Anspruch dieser Hausarbeit ist es keineswegs, alle Facetten zu beleuchten. In diesem engen Rahmen kann es nur darum gehen:

- Die Grundzüge des Salutogenese-Modells kennen zu lernen
- In Zukunft der Verwendung des Begriffes der Salutogenese kritisch gegenüber zu stehen
- Angeregt durch das Praxisbeispiel im eigenen Kontext nach Umsetzungsmöglichkeiten des Modells zu forschen

2. Das Modell der Salutogenese

2.1. Ein kurzer Überblick

Mit der Entwicklung des Modells der Salutogenese wollte Antonovsky der dichotomen Sichtweise von Krankheit und Gesundheit entgegentreten.

Vor allem in der einseitigen Betrachtung der Pathogenese, konzentriert auf Symptome, Krankheitserreger und Möglichkeiten der Therapie sah er eine Verschwendung von Ressourcen.

Sein Ansatz ist ein völlig anderer, ihn interessierte viel mehr die Frage, warum Menschen trotz vieler gesundheitsgefährdender Einflüsse und den widrigen Umständen verschiedener Kontexte gesund bleiben.

Der Perspektivenwechsel vollzieht sich dahin, daß Antonvsky alle Individuen auf einem Kontinuum, dessen eine Pol Gesundheit und der andere Krankheit ist, verortet sieht. Wobei Bewegung in die eine oder andere Richtung möglich ist. Und somit ein Zustand von mehr oder weniger gesund bzw. krank zu Grunde gelegt wird.

Maßgeblich für die Lokalisation auf dem Gesundheits-Krankheits- Kontinuum ist nach Antonovsky das Kohärenzgefühl. (1997, S. 23)

Dieses wiederum setzt sich aus den drei Komponenten Verstehbarkeit, Handhabarkeit, Bedeutsamkeit zusammen. (1997, S. 34)

Weitere Kernbestandteile seines Konzeptes sind generalisierte Widerstandsresourcen, definiert als eine Vielzahl von Variabeln bzw. Ressourcen, die mobilisiert werden können, um Probleme zu lösen.

2.2. Das Kohärenzgefühl (Sense of coherence = SOC)

„Das Kohärenzgefühl ist eine Hauptderterminate sowohl dafür, welche Position man auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum erhält als auch dafür, daß man sich in Richtung des gesunden Pols bewegt“. (Antonovsky 1997, S. 33)

Wobei es sich beim Kohärenzgefühl um eine individuelle sowohl kognitive als auch affetkiv-motivationale Grundeinstellung handelt, die Menschen in die Lage versetzt, vorhandene Resourcen zum Erhalt Ihrer Gesundheit und Ihres Wohlbefindens zu nutzen. (Bengel u.a. 2001, S. 28)

Nach Antonovsky ist das Kohärenzgefüh l „eine globale Orientierung die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, ausdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, daß

1. die Stimulie, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;
2. einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen die diese Stimulie stellen, zu begegnen;
3. die Anforderungen, Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen“. (1997, S. 36)

Um das eigentliche Konstrukt des Kohärenzgefühls zu identifizieren und die das Kohärenzgefühl beeinflussenden Komponenten zu extrahieren, führte er 51 Tiefeninterviews durch, mit Personen nach schwerem Trauma aber dennoch guten Zurechtkommen im Leben. Dabei machte er drei Themen aus, die bei allen Personen mit hohem SOC stark ausgeprägt waren und bei der anderen Gruppe fehlten.

Diese drei Themen waren: Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit.

Seither gelten diese drei Themenbereiche als Kernstücke des Kohärenzgefühls.

Verstehbarkeit (Sens of comprehenssibilty)

Verstehbarkeit definiert Antonovsky als, „das Ausmaß, in welchem man interene und externe Stimulie als kognitiv sinnvoll wahrnimmt, als geordnete, konsistente, strukturierte und klare Informationen und nicht als rauschen- chaotisch, ungeordnet, willkürlich, zufällig und unerklärlich“. (1997 S. 34)

Es handelt sich hierbei um die Interpretationsfähigkeit von Personen, Ereignisse als sinnvoll und erklärbar einzuordnen.

Handhabbarkeit (sense of manageability)

Spiegelt sich in der Überzeugung wieder, mit Problemen umgehen zu können, sie nicht als Last, sondern als Herausforderung zu sehen und über Ressourcen zu verfügen, um diese zu bewältigen. Wobei es sich bei den Ressourcen sowohl um internale Fähigkeiten als auch Einflüsse von Außen wie z.B. soziale Beziehungen oder der Glaube an Gott handeln kann.

Nach Antonovsky ist Handhabbarkeit „das Ausmaß, in dem man wahrnimmt, daß man geeignete Ressourcen zur Verfügung hat, um den Anforderungen zu begegnen, die von den Stimulie, mit denen man konfrontiert wird, ausgehen. „(1997 S. 35).

Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness)

„Formal bezieht sich diese Komponente auf das Ausmaß, in dem man das Leben emotional als sinnvoll betrachtet“. (Antonovsky 1997 S. 35)

Personen mit einer hohen Ausprägung dieser Komponente verfügen über Lebensbereiche, die ihnen nicht nur kognitiv sondern vor allem emotional wichtig sind.

Unter dieser Prämisse lohnt es sich, Energien zu investieren, sich zu engagieren und Anforderungen in diesen Bereichen als sinnvoll zu betrachten.

Zwar sind diese Komponenten einzeln definierbar, stehen aber unweigerlich in engen Zusammenhang und sind nicht nur in linearer Abfolge zu betrachten.

Sie hängen voneinander ab und bedingen sich auch gegenseitig. Wobei Antonovsky der Bedeutsamkeit eine zentrale Stellung einräumt. Denn erst wenn uns Dinge tatsächlich interessieren, nutzen wir die Verstehbarkeit und Handhabbarkeit.

2.3. Wiederstandsressourcen und Wiederstandsdefizite- SOC und Gesundheit

Widerstandsdefizite, die Antonovsky auch als Stressoren bezeichnet, sind allgegenwärtig in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität, und erzeugen zunächst einen Spannungszustand, was nach Antonovsky nicht gleichzusetzen ist mit Stress (1997, S. 125) und nicht zwangsläufig negativ sein muß.

Antonovsky definiert einen Stressor als „Merkmal, daß Entropie ins System bringt, d.h. eine Lebenserfahrung, die durch Inkonsistenz, Unter- und Überforderung und fehlende Teilhabe am Entscheidungsprozeß charakterisiert ist". (1997, S. 44).

Ob aus dem, von den Stressoren ausgelösten Spannungszustand Stress entsteht, hängt maßgeblich davon ab, wie das Individuum den Kontakt mit dem Stimulie bewertet und welche Variablen der Bewältigung zur Verfügung stehen. Die vorhandenen Möglichkeiten der Bewältigung bezeichnet Antonovsky als generalisierte Widerstandsressourcen. Folgt man seiner Definition „schafft eine generalisierte Widerstandsressource Lebenserfahrung, die durch Konsistenz, Partizipation an der Gestaltung des Outcomes und eine Balance zwischen Überlastung und Unterforderung charakterisiert ist und auf diese Weise ein starkes SOC verursacht oder verstärkt.“ (1997, S. 43)

Wobei diese Faktoren sowohl individueller als auch sozialer und kultureller Art sein können (z.B. soziale Unterstützung, kulturelle Stabilität, finanzielle Möglichkeiten).

Ihr Vorhandensein ermöglicht uns bedeutsame und kohärente Lebenserfahrung zu machen und auf diese Weise das Kohärenzgefühl zu formen. Außerdem wirken sie als Potential, daß aktiviert werden kann, wenn es für die Bewältigung eines Spannungszustandes erforderlich ist. (Bengel u.a., S. 34)

Welcher Stimulus nun als Stressor definiert wird und was dazu führt, daß ein Spannungszustand zu Stress wird, hängt nach Antonovsky von einer ganzen Reihe von Bewertungen ab, welch zum Teil Lazarus`s, transaktionallem Stressmodell entlehnt sind. (vgl. Zumbardo/Gering, 1999 S. 375 ff.)

Diese Bewertungen hängen sowohl vom SOC ab, als auch von der jeweiligen Lebenssituation. D.h. gleiche Ereignisse werden von unterschiedlichen Personen unterschiedlich bewertet und selbst gleiche Ereignisse können von der gleichen Person zu differenten Zeitpunkten unterschiedlich bewertet werden. Hier sei noch einmal angemerkt, daß es auf keinem Fall angezeigt ist, nur negative Ereignisse als mögliche Stressoren zu sehen, es kann sich ebenso um eigentlich glückliche Ereignisse (z.B. Geburt eines Kindes) handeln.

Erreicht nun ein Stimulus das Gehirn, wird dieser als Stressor oder Nicht-Stressor definiert (- primäre Bewertung- I).

Handelt es sich um einen Nicht-Stressor, werden die notwendigen, vorhandenen Systemressourcen aktiviert, um auf den Reiz angemessen zu reagieren. (Antonovsky, 1997 S. 126)

Bei einer Definition als Stressor hingegen, kommt es zu einem Spannungszustand.

Bereits im Schritt der primären Bewertung I ist der SOC eine maßgebliche Komponente.

Personen mit einem starken SOC, werden Stimuli eher als Nicht-Stressor definieren und so seltener in einen Stresszustand geraten.

Im nächsten Schritt (- primäre Bewertung -II) kommt es darauf an, ob der als Stressor wahrgenommene Reiz für das eigene Wohlbefinden als bedrohlich, günstig oder irrelevant identifiziert wird.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Antonovskys Modell der Salutogenese. Gesundheitsförderung von Mitarbeitern in der Altenpflege am Praxisbeispiel der Biographiearbeit
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V112364
ISBN (eBook)
9783640140763
ISBN (Buch)
9783640140831
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antonovsky`s, Modell, Salutogenese
Arbeit zitieren
Beate Schlüter-Rickert (Autor:in), 2006, Antonovskys Modell der Salutogenese. Gesundheitsförderung von Mitarbeitern in der Altenpflege am Praxisbeispiel der Biographiearbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112364

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