Über die Integration zeitgenössischer Architektur in mittelalterliche Bausubstanz, aufgezeigt anhand von acht ausgewählten Beispielen in Österreich


Diploma Thesis, 2008

163 Pages, Grade: Sehr Gut


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Zielsetzung

3. Objektabhandlungen
3.1. Schloss Bruck in Lienz
3.1.1. Geschichte
3.1.2. Baugeschichte
3.1.3. Revitalisierungsprojekt
3.1.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.2. Mautturm in Winklern
3.2.1. Geschichte
3.2.2. Baugeschichte
3.2.3. Revitalisierungsprojekt
3.2.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.3. Gozzoburg in Krems
3.3.1. Geschichte
3.3.2. Baugeschichte
3.3.3. Revitalisierungsprojekt
3.3.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.4. Stadtmauernfragment in Krems
3.4.1. Geschichtlicher Abriss der Stadtentwicklung
3.4.2. Baugeschichtliche Entwicklung der Stadtmauer in der Schwedengasse
3.4.3. Umbau- und Integrationsprojekt
3.4.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.5. Kleinmariazell in Altenmarkt/Triesting
3.5.1. Geschichte
3.5.2. Baugeschichte
3.5.3. Renovierungs- und Revitalisierungsprojekt
3.5.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.6. Teichturm in Radstadt
3.6.1. Geschichtlicher Abriss der Stadtgründung sowie der Entstehung der Umfassungsmauer und der Befestigungstürme
3.6.2. Integrations- und Neubauprojekt
3.6.3. Zusammenfassende Betrachtung
3.7. Schloss Rothschild in Waidhofen an der Ybbs
3.7.1. Geschichte
3.7.2. Baugeschichte
3.7.3. Integrationsprojekt
3.7.4. Zusammenfassende Betrachtung
3.8. Ehemaliges Minoritenkloster in Wels
3.8.1. Geschichte
3.8.2. Baugeschichte
3.8.3. Revitalisierungsprojekt
3.8.4. Zusammenfassende Betrachtung

4. Analytische Betrachtung
4.1. Die Rechtfertigung baulicher Interventionen an einem Denkmal
4.1.1. Erhaltungszustand
4.1.2. Wirtschaftlichkeit und Funktionalität
4.1.2.1. Vertretbare Nutzungskonzepte
4.2. Verschiedene bauliche Interventionsmöglichkeiten
4.2.1. Ergänzungen
4.2.2. Rückführungen
4.3. Materialien- und Formensprache
4.3.1. Technisch notwendige Details und ihre Umsetzung

5. Moderne Denkmalpflege und zeitgenössische Architektur
5.1. Exkurs in die Denkmalgeschichte
5.2. Architekt versus Denkmalpfleger oder Denkmalpflege versus Architektur?

6. Resümee

Anhang

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsnachweis

Weiterführende

Objektbeispiele

Zusammenfassung

Curiculum Vitae Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Der allgemeine Umgang mit bereits bestehender, historischer Bausubstanz und dem Hinzufügen „moderner“, dem jeweiligen Zeitgeist entsprechender Elemente ruft seit jeher Diskussionen hervor. Als Introduktion für dieses permanent zu Kontroversen führenden Thema, soll auf den Begründer des „modernen Denkmalkultus“1, Alois Riegl, verwiesen werden.

Die von Riegl vorgenommene Einordnung in spezifische Wertekategorien, die er in zwei Untergruppen teilt, nämlich die Erinnerungswerte, zu denen der Alterswert, der historische Wert und der gewollte Erinnerungswert zu zählen sind, sowie die Gegenwartswerte, die den Gebrauchswert und den wiederum in zwei Kategorien unterteilten Kunstwert, den Neuheitswert sowie den relativen Kunstwert, beinhalten, sollte seit jeher als Hilfestellung bei der Begutachtung, Wertung und weiteren Behandlung von historisch überlieferter Bausubstanz dienen.

Wie schon Ernst Bacher in der Analyse der Riegl´schen Schriften festgehalten hat, war es nicht die Intention Riegls, dass sein postuliertes Wertesystem in der praktischen Denkmalpflege als dogmatische Rezeptur zur Anwendung kommen sollte, da es sich hierbei lediglich um ein Denkmodell handelt, welches alle historischen und erkenntnistheoretischen Ansätze aufnahm und gleichzeitig auf die dem System innewohnende Widersprüchlichkeit hinwies.2 Riegl griff mit seinen

Überlegungen bereits der 1964 postulierten Charta von Venedig voraus, deren insgesamt 16 Artikel zum Teil ebenfalls in konträrem Verhältnis zueinander stehen und verschiedene Modifizierungen und Interpretationsmöglichkeiten offen lassen.3 Sein geistiges Erbe wurde bereitwillig aufgenommen und hat bis heute, auch 100 Jahre nach seinem Tod, kaum an Relevanz verloren.

Paradigmatisch sei hier auf den „Alterswert“ und den „relativen Kunstwert“ verwiesen, die in der modernen, zeitgenössischen Herangehensweise weiterhin Verwendung finden und aufgrund der anhaltenden Diskussionen darüber, wie mit überlieferten Kulturgütern zukünftig umgegangen werden soll, vermehrt an Aktualität gewonnen haben. Mit dem Begriff des Alterswerts verbindet Riegl nicht nur die oberflächlichen und augenscheinlich sichtbaren Altersspuren, sondern sieht die dahinter stehende Historie des Denkmals als den entscheidenden Faktor, der das Kunstwerk zum Denkmal macht. Der „relative Kunstwert“ wird von Riegl deshalb mit genanntem Adjektiv belegt, weil es in der Gegenwart keine objektive Sicht der Vergangenheit geben kann, da diese stets, wie eingehend bereits erwähnt, vom jeweiligen Zeitgeist beeinflusst wird.4

Die zeitliche Distanz zwischen mittelalterlichen Elementen und zeitgenössischen Zutaten könnte kaum größer sein. Wie verhält sich nun unsere vom aktuellen Zeitgeist geprägte Wertschätzung gegenüber den überlieferten Baudenkmälern jener Epoche und den in moderner, sich technisch auf dem Stand der Zeit befindlichen Interventionen?

2. Zielsetzung

Die vorliegende Arbeit wird mit einem von Riegl postuliertem Wertesystem eingeleitet, ist in die darauf basierenden und später festgelegten Grundsätze der Charta von Venedig sowie in einen zeitgenössischen Diskurs über moderne Denkmalpflege, der zwischen ausführenden Architekten und praktizierenden Denkmalpflegern stattfindet, eingebettet und endet mit der analytischen Herausarbeitung wichtiger Kriterien, die in diesem Kontext zu beachten sind.

Die Komplexität und die vielfältigen Problemstellungen, die das übergeordnete Thema in sich trägt, werden anhand von acht ausgewählten österreichischen Beispielen exemplarisch veranschaulicht und durch eine anschließende Gegegenüberstellung der einzelnen Objekte ergründet. Um dem Betrachter ein möglichst objektives Bild über den spezifischen Sachverhalt präsentieren zu können, wird die jeweilige Bauhistorie sorgfältig aufgearbeitet.

Die ausgewählten Bauten beinhalten vollständige Gebäudekomplexe, einzelne Monumente und teilweise nur mehr fragmentarisch vorhandene Denkmäler. Darüber hinaus wird sowohl auf den profanen als auch auf den sakralen Bereich eingegangen.

Der zeitliche Rahmen der durchgeführten zeitgenössischen Interventionen an den aufgearbeiteten mittelalterlichen Denkmälern beginnt ab den 90er Jahre des 20. Jahrhunderts und endet mit den aktuellsten Ergebnissen von 2007.

Die hervorgegangene Objektauswahl berücksichtigt ausschließlich Bauten, bei denen man bewusst neu interpretierte, sich vom historischen Bestand eindeutig absetzende Elemente hinzugefügt hat. Rein konservierende und restaurierende Maßnahmen, sowie historisierende Zutaten wurden in den Auswahlkriterien nicht berücksichtigt. Weiters richtet sich die Konzentration auf die direkte Anknüpfung von Alt und Neu, da es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich war, auf die Thematik neuer, autonomer Baukörper in historischer Umgebung einzugehen.

Die unterschiedlichen Integrationsmöglichkeiten moderner Architektur in mittelalterliche Bauwerke sowie die Veranschaulichung der einzelnen Beweggründe, die derartige Eingriffe legitimieren und teilweise sogar wünschenswert machen, werden aufgezeigt. Hierbei wird der Versuch unternommen, nach der jeweiligen historischen Aufarbeitung und der Darlegung der erfolgten Baumaßnahmen diese kritisch zu analysieren und gegebenenfalls Alternativvorschläge anzudenken. Bei diesem Vorhaben liegt der Fokus primär auf dem Blickwinkel des Denkmalschützers. Im Anschluss an die durchgeführten Objektabhandlungen werden diese einander gegenübergestellt und einzelne Kriterien, die in diesem Kontext zu beachten sind, zusammengefasst aufgelistet. Sowohl die Anforderungen, die in diesem Zusammenhang an die ausführenden Architekten gestellt werden, als auch die Erwartungshaltung, die von Seiten des Denkmalamtes zu erfüllen ist, wird angesprochen werden.

Die vorliegende Arbeit dient also dazu, anhand von wenigen ausgewählten Objekten

- und hier wiederum anhand von exemplarisch herausgegriffenen Anknüpfungspunkten - einen Einblick in die Problemstellung des übergeordneten Themas zu schaffen sowie Denkanstöße zu vermitteln.

3. Objektabhandlungen

3.1. Schloss Bruck in Lienz (Abb. 1)

3.1.1. Geschichte

Der Name „Schloss Bruck“ leitet sich von der über die Isel führenden Brücke unterhalb des Schlosses ab.5

Die im Stile einer hochmittelalterlichen Herrscherresidenz konzipierte Anlage ist zwischen 1252 und 12776 unter den Grafen von Görz entstanden und blieb mit einer Unterbrechung in den Jahren 1460/14627 bis zum Ende der Dynastie im Jahr 1500 deren Residenz.8 Nach dem Tod des Grafen Leonhard von Görz 1500 gelangte die

Grafschaft aufgrund von Erbverträgen an den damaligen Römischen König und späteren Kaiser Maximilan I. Dessen Berater Michael Freiherr von Wolkenstein- Rodenegg übernahm 1501 die damalige Herrschaft Lienz bis das Schloss 1642, nach dem wirtschaftlichen Niedergang der Familie, vorübergehend unter landesfürstliche Obhut gestellt wurde und schließlich 1653 an das Königliche

Damenstift in Hall überging.9 In weiterer Folge kam es immer mehr zum funktionellen

Abstieg des einstigen Herrschaftssitzes durch diverse Nutzungen, wie beispielsweise der Einquartierung des Landesgerichts, bis die Anlage nach der Aufhebung des Haller Damenstiftes unter Josef II im Jahr 1783, erst für die Unterbringung militärischer Einrichtungen herangezogen wurde und anschließend mehrere Jahrzehnte leer stand, was in weiterer Folge zum kontinuierlichen Verfall der Anlage führte.10

1827 erwarb der Spediteur Josef Oberkirchner das sich in ruinösem Zustand befindliche Schloss, welches im weiteren Verlauf zur Brauerei und Gaststätte umfunktioniert wurde.11 Nachdem das Erbe 1911 an Frau Ottilie Röck überging, wurde die Gastwirtschaft geschlossen und die Burg dem damaligen Zeitgeist entsprechend im neuromantischen Sinn restauriert.12 Ihre Adoptivtochter Maria Röck verkaufte das Schloss 1942 an die Stadtgemeinde Lienz, die dieses ein Jahr später der Öffentlichkeit als Heimatmuseum zugänglich machte.13

Ab 1987 fanden bereits erste Sanierungsmaßnahmen der Anlage statt,14 die anlässlich der Vorbereitungen zur Landesausstellung im Jahr 2000, zu den 1998 beginnenden, umfangreichen Adaptierungsarbeiten führten.15 Durch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen konnten wesentliche Unklarheiten in der Baugeschichte, die bis in die Gründerzeit der Görzer Grafen zurückreichten, bereinigt werden.16

3.1.2. Baugeschichte

Die ältesten Bauteile aus dem 13. Jahrhundert stellen der Bergfried, der polygonale Bering sowie der Palas mit der anschließenden Kapelle über der Torhalle dar (Abb. 2). Der südwestliche Teil zwischen Bergfried und Kapelle dürfte, gemeinsam mit den Aufstockungen der Ringmauern und des Palas sowie der Errichtung des nördlichen Westraktes im 14. und 15. Jahrhundert entstanden sein. Nicht genau geklärt ist die Entstehung des östlichen, sich entlang der Ringmauer erstreckenden iselseitigen Traktes, der an den romanischen Palas angegliedert ist. Aufgrund von Analogien in den Geschossführungen, die sich an den älteren Baukörper angleichen, wird dieser in den Zeitraum der späten Görzer, beziehungsweise der frühen Wolkensteiner, datiert.17

Nach 1500 wurde Schloss Bruck zu einem geschlossenen Baukomplex mit Innenhof ausgeweitet. Die anschließenden Um- und Erweiterungsbauten dienten vor allem der Steigerung der Wohnqualität und dem fortifikatorischen Vorteil. Als besonders hervorzuhebender Eingriff dieser Bauetappe ist die sich um den Bergfried erstreckende, die gesamte West- und Südfront umfassende Zwingeranlage (Abb. 1) zu nennen. Von den ehemals drei, mit Reminiszenzen an die Renaissance aufweisenden, eingestellten Rundtürmchen, wurde der Östliche samt Zwingermauer im 19. Jahrhundert abgetragen.18

Die heutige Toranlage dürfte auf einen Vorgängerbau mit Zugbrücke zurückzuführen sein und ist in zwei Bauabschnitten entstanden. Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts wurde unter den Görzern aufgrund der drohenden Türkengefahr das innere Burgtor durch einen Vorbau verstärkt. Seine seitlichen Türen führten in den ehemaligen Wehrgang, der entlang der westseitig anschließenden Mauer, der heutigen Zwingermauer, noch erhalten ist. Die ehemalige Zugbrücke wurde im 19. Jahrhundert durch einen Steinbrücke ersetzt. Das sich davor befindliche Rondell lässt sich stilistisch und formal in die Zeit des 16. Jahrhunderts einordnen.19

Im 17. Jahrhundert wurde unter der Führung des Damenstiftes der Innenhof im nordöstlichen Trakt mit einer Treppenanlage und einem doppelten Arkadengang ausgestattet. Um die einzelnen Stockwerke miteinander zu verbinden, gab es sehr wahrscheinlich schon in früherer Zeit eine entsprechenden Erschließung. Der Loggiengang im dritten Stock geht jedoch auf das 20. Jahrhundert zurück.20

Der sich über sieben Stockwerke erstreckende und mit quadratischem Grundriss versehene Bergfried (Abb. 3) war ursprünglich nur über einen Hocheinstieg erreichbar. Später, wahrscheinlich noch in Görzer Zeit, wurde eine doppelarmige Steintreppe zum Eingangsgeschoss angelegt. Der seitlich gedeckte Treppenaufgang stammt aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.21

Der mit der doppelgeschossigen Kapelle eine Einheit bildende Palas im südöstlichen Teil der Burg hatte seit seinem Bestehen die Ringmauer als Außenmauer und dürfte ursprünglich einen östlichen Turm besessen haben. Sein erstes Obergeschoss weist drei zusammenhängende Räume von ähnlichem Grundriss auf (Abb. 4), die im 19. Jahrhundert für die Unterbringung von Gaststuben herangezogen wurden. Der sich darüber befindliche Rittersaal (Abb. 5) besitzt noch seine originale romanische Balkendecke, die mit den Resten einer in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts freigelegten Bemalung ausgestattet ist (Abb. 6). Vom Rittersaal gelangt man seit jeher in das Obergeschoss der Kapelle und in das direkt anschließende Eckzimmer, das sicherlich zu den repräsentativen Räumen des Schlosses gehört haben muss. Der Raum im dritten Obergeschoss des Palas (Abb. 7) weist ähnliche Maße wie der

Rittersaal auf. Die Ausstattung mit einer Balkendecke und dem angebrachten Grobverputz stammt aus der Umbauphase der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die rundbogige Tür, die in den schmalen Vorraum des Eckzimmers führt, könnte als ehemalige Wehrgangtür fungiert haben, da sie sich an der einstigen Außenmauer des Palas befindet. Auch der Vorraum könnte mit dieser alten Wehrgangsituation in Zusammenhang stehen.22

Der später an den Palas angefügte Osttrakt weist in allen drei Geschossen eine ähnliche Raumaufteilung auf wie sein Vorgängerbau und ist jeweils durch ein Eckzimmer mit diesem verbunden. So erfährt das erste Obergeschoss (Abb. 4) analog zur Palassituation eine dreiteilige Raumabfolge, während sich das gesamte zweite und dritte Stockwerk (Abb. 5 + Abb. 7) jeweils in Form eines einzigen saalartigen Raumes präsentiert.

Bei der sich über dem Eingangstor befindlichen doppelgeschossigen Kapelle handelt es sich um einen rechteckigen Raum mit eingezogener Rundapsis. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde im Obergeschoss ein Erker angefügt und die gesamte Kapelle mit einem Kreuzrippengewölbe sowie mit Wandfresken versehen. Die Holzgalerie stammt höchstwahrscheinlich ebenfalls aus dieser Zeit und wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts originalgetreu rekonstruiert (Abb. 8). Da die Seite zum Bergfried ursprünglich unbebaut war, erfolgte der Zugang in beide

Geschosse ausschließlich über den Palas.23

Beim Südwesttrakt handelt es sich, wie schon erwähnt, um den Bereich zwischen Kapelle und Bergfried, der spätestens im 15. Jahrhundert entstanden ist und sich ebenso wie der Palas an die Ringmauer anfügt. Der sich im dritten Stock befindliche und mit einem Erkervorbau versehene Raum wird als Fürstenzimmer bezeichnet (Abb. 7). Hier fanden 1880 zur Errichtung von Fremdenzimmern größere bauliche Veränderungen statt. Der Großteil der Fenster und die hölzerne Stiegenanlage gehen ebenfalls auf diese Zeit zurück. Die Ausstattung des Erkers mit den Doppelfenstern ist jedoch auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen.24

Im Nordwesttrakt befand sich bereits zur Gründerzeit ein an die Ringmauer anschließender Wohnbau. Die Erhöhung, Erweiterung und Verbindung des Traktes mit dem Palas, die im zweiten Obergeschoss die durchlaufende Raumfolge mit sich brachte, dürfte in der frühen Wolkenstein-Zeit sattgefunden haben. Auch der an der

Westecke befindliche Erker dürfte aus dieser Zeit stammen. Im Erdgeschoss waren einst Wirtschaftsräume untergebracht. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die erst drei Jahrzehnte zuvor geschaffene neugotische Ausmalung des ersten Obergeschosses beseitigt und die Räumlichkeiten für Museumszwecke verwendet. Die dort eingebaute gotische Stubendecke, die sich zuvor an einem anderen Ort befunden hatte,25 ist ebenfalls das Ergebnis dieser

Bauepoche. Die Errichtung des zweiten Obergeschosses (Abb. 5) dürfte in der Wolkenstein-Zeit in zwei Bauetappen erfolgt sein. Hervorzuheben ist hier vor allem die dekorative Wandgestaltung mit einem umlaufenden Rankenfries und darin eingestellten Wappenbildern. Der den Nordwesttrakt bekrönende Zinnenkranz geht auf die romantische Renovierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück.26

3.1.3. Revitalisierungsprojekt

Mit den Adaptierungsarbeiten für die im Jahr 2000 stattgefundene Landesausstellung wurde unter der architektonischen Leitung von Gerhard Mitterberger27 1998 begonnen.28 Die Herausforderung der Projektion bestand sowohl in der Rückführung als auch in der Sicherung von mittelalterlicher Substanz sowie in der Errichtung eines modernen Museumsbetriebes mit den dazugehörigen Einrichtungen wie Verwaltung, Archiv, Café und Shop. Um einen vollständigen Rundgang gewährleisten zu können, wurde mit Hilfe von neu eingefügten Treppenkonstruktionen sowie mit teils wieder aufgenommenen und teils neuen Mauerdurchbrüchen ein komplexes Erschließungssystem geschaffen, das sowohl auf getrennte Nutzungsbereiche als auch auf zusammenhängende Funktionsbereiche Rücksicht nimmt. Darüber hinaus war man bestrebt, die gesamten Räumlichkeiten der Anlage effizient zu nutzen und die Erlebbarkeit des mittelalterlichen Schlosses trotz der auf zeitgemäße Erfordernisse eingehenden Umbauten zu vermitteln. Durch die ausgeführten Entkernungsarbeiten konnten ältere Raum- und Baustrukturen wieder aufgenommen und mit einer modern angepassten Formensprache für die neuen Funktionen adaptiert werden.29

Im benachbarten Eckzimmer des Rittersaales im zweiten Obergeschoss des Palas, in dem aufgrund der im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich stattfindenden Umbauarbeiten die Proportionen mit dem angrenzenden Räumlichkeiten nicht mehr übereinstimmten, ließ man aus statischen Gründen eine Ebene aufschütten und stützte den Saal durch einen sich mitten durch den Raum erstreckenden Stahlträgerbalken ab (Abb. 9). Zu den von den jüngsten Interventionen am meisten betroffenen Bereichen zählen die Räumlichkeiten im Bereich des Erdgeschosses (Abb. 10), der Zwingeranlage sowie des nördlichen Westtraktes. Die Kellerrosttribüne des Medienraums im Erdgeschoss des Palas wurde frei in einen sich direkt auf dem Burgfelsen befindlichen Raum aus der Entstehungszeit platziert (Abb. 11 a+b). Vor der Revitalisierung wurde dieser Ort als Lager für ein Restaurant genutzt und war mit einem Fliesenboden luftdicht verschlossen. Das durch den Felsen bedingte feuchte Klima und die zusätzliche permanente Wasserbildung führten in kürzester Zeit zu akutem Schimmelbefall. So wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten der Boden vom Estrich befreit, sodass der Burgfels deutlich sichtbar wurde. Die weiterhin bestehenden Kondensprobleme werden heute mit Hilfe modernster Technik ausgeglichen. Das Café (Abb. 12) im ehemaligen Stallungsgebäude und die dazugehörigen nordöstlich angelegten sanitären Einrichtungen, die in Anlehnung an die sich hier ehemals befindende Esse in Form von schwarzen Boxen in das Raumgefüge eingestellt wurden, (Abb. 13 a+b) sind mit zahlreichen reversiblen Elementen versehen und berühren so die alte Substanz nur punktuell . Zeugnis über die Interventionen und den ständigen Dialog mit dem Bundesdenkmalamt belegt der begonnene Abriss einer Mauer, die sich zwischen den eingestellten Toilettenanlagen und dem sich darüber befindlichen Gewölbe befindet. Nachdem man mit diesem Eingriff bereits begonnen hatte, konnte die Ausführung des geplanten Vorhabens gerade noch rechtzeitig verhindert werden, da das Denkmalamt festgehalten hatte, dass es sich hier nicht nur um eine historische Mauer aus der Entstehungszeit handelt, sondern durch deren beabsichtigte Abtragung das gesamte, originäre Raumgefüge zerstört werden würde (Abb. 14). Der Architekt hat unmittelbar auf die genannte Intervention reagiert, den Abbruch eingestellt und seine Planung in abgeänderter Form ausgeführt. Der nicht wieder geschlossene Mauerdurchbruch soll an das Postulat des gegenseitigen Gedankenaustausches zwischen dem ausführenden Architekten und dem aktiven Denkmalpfleger erinnern, sowie zu einer flexiblen und stets individuellen Planung im Umgang mit historischer Substanz auffordern.

Das ursprünglich sehr beengte Restaurant wurde, um modernen Anforderungen gerecht zu werden, auf die daneben liegenden Räumlichkeiten ausgeweitet. Der als Lager benutzte Stadel an der Außenmauer des Schlosses ist, um das Oval der Burg wiederherzustellen, nach Absprache mit dem Denkmalamt entfernt worden.30

Im Bereich der Zwingeranlage wurde der Dachboden zur Sicherung der Gewölbe geöffnet und damit ein „eingehängter“ neuer Raum geschaffen (Abb. 15), der über eine modern interpretierte Metallwendeltreppe (Abb. 16) erreichbar ist und für museumspädagogische Zwecke genutzt wird. Der Blick zur neu konzipierten Treppe im Westrakt wird durch ein eingefügtes Sichtfenster ermöglicht. Direkt darunter befindet sich am Ende des Burgrundganges der Museumsshop. Als regensicherer Ausgang dient eine völlig frei stehende, die historischen Maueren nicht berührende, transparente Passerelle, die zum mittelalterlichen Eingangstor führt (Abb. 17). An ihrer Stelle befanden sich vor den Entkernungsarbeiten bäuerliche Nebenräume, die gemeinsam mit einem Holzstadel an der Außenmauer des Südwesttraktes den Hof völlig verbauten (Abb. 18).

Im ersten und zweiten Obergeschoss des südwestlichen Verbindungsbaus ist heute der Verwaltungstrakt mit den neu adaptierten Räumlichkeiten untergebracht. Hierbei handelt es sich um den einzigen beheizbaren Teil der Burg, der gemeinsam mit dem Archiv in Anlehnung an die mittelalterlichen Wohnräume umgestaltet wurde. Die in Form von Holzboxen mit fensterartigen Durchbrüchen in das historische Raumgefüge eingestellten Kuben teilen den Raum in mehrere Einheiten auf (Abb.19). Da dieser Eingriff zu einer drastischen Veränderung in der ursprünglichen Raumauffassung führte und man - um mit dem darunter liegenden Archiv eine Einheit herzustellen - als direkte Anbindung eine Wendeltreppe eingefügt hatte (Abb. 20 a + b), stieß man aufgrund dieses Bauvorhabens immer wieder auf Kritik von Seiten des

Denkmalamtes.31 Das oberste Geschoss dieses Traktes wurde durch die Freilegung eines gotischen Spitzbogens, der den Durchgang in die gesamten sich auf dieser Ebene befindlichen Räumlichkeiten ermöglicht, als fixer Bestandteil des Museumsrundgangs in das neue Konzept integriert (Abb. 7 + 21).

Den massivsten baulichen Eingriff stellt die neue Stiege im Westtrakt32 dar, da man um einen vollständigen Rundgang durch das Museum und um eine Erschließung über drei Ebenen ermöglichen zu können, historische Gewölbe durchbrochen hatte (Abb. 22). Die neu angelegte, aus geschweißten Stahlplatten gefertigte Treppe befindet sich als selbsttragendes Faltwerk zwischen dem Bergfried und der jüngeren Außenmauer des Westtraktes (Abb. 23). Sie berührt die alten Wände an vier Auflagerpunkten und stößt mit ihrer Basis an den gewachsenen Felsen auf, der mit Hilfe einer Gesamtverglasung und entsprechender Beleuchtung erfahrbar bleibt (Abb. 24). Der Vertikalschnitt mit den offenen Gewölbezwickeln und den sichtbaren Fundamenten zeigt bewusst, das es sich hier um einen Geschossdurchbruch handelt.33

Ein Alternativvorschlag, der diesen gewichtigen Eingriff verhindern und die geforderte moderne Erschließung gewährleisten hätte können, wäre die ursprünglich im Innenhof vorgesehene Prositionierung einer Treppenanlage gewesen. Da diese Ausführung jedoch den gesamten Hof dominiert und ausgefüllt hätte, entschied man sich für die Durchbrechung der Zwischendecken im Westtrakt. Die Begründung des

Architekten war eine „Entscheidung zugunsten der Qualität des Gesamtkonzeptes.“34

3.1.4. Zusammenfassende Betrachtung

Das im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, zahlreichen Nutzungen zum Opfer gefallene Schloss Bruck wurde bereits 1942 für Museumszwecke adaptiert. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Ziel einer Rückführung in den ursprünglichen Zustand angestrebt. Die seit damals anhaltende Funktion als Museumsbetrieb konnte nach Abschluss der jüngsten Revitalisierungsarbeiten wesentlich verbessert werden.35

Das Konzept der weitgehenden Rückführung in den Originalbestand wurde aufgegriffen, konsequent durchgeführt und mit modernen Zutaten ergänzt, die den heutigen Anforderungen und den zeitgemäßen technischen Möglichkeiten entsprechen. Das Projekt wurde in Kooperation zwischen dem Bundesdenkmalamt und dem Architekten entwickelt.

Aufgrund des vorgefundenen Zustandes des in verschiedenen Bauphasen entstandenen Komplexes, der vor allem durch die Ein- und Umbauten nach der Zeit Josef II in einen sehr desolaten Zustand geraten war, stand das Bundesdenkmalamt dem Rückführungskonzept in die mittelalterlichen Grundstrukturen in fast allen Belangen positiv gegenüber.36 Lobenswert ist die eindeutig verbesserte Museumssituation und die deutlichere Lesbarkeit des Altbestandes, dessen mittelalterlicher Charakter in der gesamten Anlage wieder erfahrbar gemacht wurde.37

So konnten beispielsweise die repräsentativen Funktionen und Formen des Rittersaales, der in der Zeit des Haller Damenstiftes als Gerichtssaal genutzt wurde und seit der Museumsgründung in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts das Zentrum der Ausstellungsräumlichkeiten bildete, sowie das daran angrenzende Eckzimmer in die Gegenwart transformiert werden.

Als positiv hervorzuheben sind weiters der „eingestellte“ Medienraum, das „eingehängte“ Geschoss oberhalb des Museumsshops, die das Mauerwerk nicht berührende Passarelle sowie der freistehende gläserne Kassaraum im Eingangsbereich der Burg. Durch diese Einbauten wurde dem vom Denkmalamt geforderten Anspruch auf Reversibilität nachgekommen (Abb. 25).38

Die Integration zahlreicher bauhistorischer und künstlerischer Details, wie zum Beispiel die Verglasung und das durch eine komplexe Beleuchtung „In – Szene - Setzen“ des Burgfelsens sowie das Sichtfenster im Zwingerdachboden mit Blick auf den neuen Erschließungsbau können aus architektonischer Sicht als ästhetisch gelungene Inszenierungen angesehen werden. Vom denkmalpflegerischen Standpunkt aus hätte jedoch auf einen zusätzlichen Durchbruch zugunsten dieser Sichtverbindung verzichtet werden können. Die Felsenverglasung erscheint in Anbetracht der Gewichtigkeit des übergeordneten Eingriffs durchaus vertretbar, da sie den Burgcharakter unterstreicht. Die neu eingesetzten Materialien, vorwiegend Stahl, setzten sich durch scharfe Schnitte und Kanten kontrastreich vom Bestand ab, lehnen sich jedoch in ihrer formalen Ausführung an mittelalterliche Vorgaben an. Diese modern interpretierten Zutaten entsprechen ihrer Funktion und greifen formale Zitate des historischen Bestandes auf, ohne aufgesetzt oder fremdartig zu erscheinen. Die eigenständigen neuen Bauten heben sich im Sinne der Charta von Venedig in ihrer Formensprache, in der Konstruktion und im Material klar und deutlich von der historischen Substanz ab.39

Mitterberger setzte sich intensiv mit dem vorgefundenen Bestand auseinander und entwickelte seine Architektur aus Respekt gegenüber der alten Bausubstanz aus dieser heraus und nahm bereitwillig den Dialog mit der Geschichte auf. Besonders deutlich zeigt sich diese Intention in den sich an das Mittelalter anlehnenden „Boxen“ im Bereich der heutigen Sanitäranlagen und in dem, wenn auch immer wieder umstrittenen, Verwaltungs- beziehungsweise Archivtrakt, ebenso wie in den eingesetzten qualitativ hochwertigen Materialien, die neben Holz- und Glaselementen vorwiegend den Baustoff Stahl beinhalten.

Diesbezüglich äußerte sich der Architekt mit folgender Aussage: „Früher wurden der Zeit entsprechend die besten Materialien und Techniken verwendet, in der Auseinandersetzung mit historischer Substanz sollte man sich dessen stets bewusst sein und dementsprechende Qualität in einer unaufdringlichen Art und Weise einsetzten.“40 Abschließend ist festzuhalten, dass der Dialog zwischen Alt und Neu trotz den auf den ersten Blick teils brachial erscheinenden baulichen Eingriffen in der Gesamtheit des realisierten Konzeptes als gelungen zu bewerten ist. Dank der sich an mittelalterlichen Typologien anlehnenden formalen Umsetzung der neuen Materialien, im Besonderen des Baustoffes Stahl, kann der historische Charakter der Architektur weiterhin spürbar wahrgenommen werden.

Spezifische Literatur:

Architektur Zentrum Wien, Gerhard Mitterberger, Emerging Architecture 2, Wien, New York, o. J.

Dehio Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, Wien 1980

Ebner, Lois, Schloss Bruck – Vom ehemaligen Herrschaftssitz der Görzer Grafen zum Museum der Stadt Lienz, in: 750 Jahre Stadt Lienz, 1242 – 1992, Innsbruck o. J.

Kapfinger, Otto, Bauen in Tirol seit 1980, o. O., o. J.

Osttiroler Heimatmuseum, Schloß Bruck - Lienz, Innsbruck 1956

Pizzinini, Meinrad, Hörmann – Weingartner, Magdalena, Schloss Bruck, in: Hörmann – Weingartner, Magdalena, Tiroler Burgenbuch, Bd. IX, Bozen 2003

Internet: http://www.bda.at/documents/455306654.pdf., aktualisiert, am 25.11.07 Quellen:

Begehung, am 27. 02. 07, Gespräch mit Sylvia Ebner, Verwaltung Schloss Bruck Telefoninterview, Gerhard Mitterberger, am 29. 03. 07

3.2. Mautturm in Winklern (Abb. 26)

3.2.1. Geschichte

Der Ort Winklern41 wird erstmals 1041 in einer Urkunde von Erzbischof Balduin von Salzburg erwähnt und gehörte vom 11. bis ins 12. Jahrhundert der Grafschaft von Lurn an.42 Dieses Geschlecht wurde nach seinem Untergang durch die Grafen von Görz abgelöst, die den Ort in Folge an verschiedene Landesherren vergaben, bis 1460 ihre gesamten Güter an die Habsburger fielen.43

Von der Existenz des Turmes zu Winklern wird 1317 erstmals berichtet.44 Sein

Aussehen lässt auf den ersten Blick an die Funktion eines ehemaligen Bergfrieds denken, was jedoch bei näherer Betrachtung nicht bestätigt werden kann. Aufgrund seiner schutzlosen Positionierung auf leicht abfallendem Gelände können wehrtechnische Überlegungen kaum die Beweggründe für die Errichtung des Turmes gewesen sein.

Durch seine strategisch günstige Lage am Wirtschaftsweg von Süden über die Tauern nach Salzburg, am Knotenpunkt vom Möll- ins Drautal, vermutet man, dass bereits die Römer an dieser Stelle einen Wachturm errichten ließen. Einer 1325 erfolgten urkundlichen Nennung der Görzer Maut in Winklern zufolge,45 gilt es als gesichert, dass der Turm bereits im Mittelalter neben der Funktion als Wohnturm auch als Maut- und Zollstätte eingesetzt wurde und im weiteren Geschichtsverlauf als Getreidespeicher genutzt worden ist. 1988 ging der Turm aus langjährigem

Privatbesitz durch käuflichen Erwerb an den „Verein der Freunde des Obermölltaler Kulturgutes“ über und wird von nun an durch die Gemeinde in Treuhandschaft verwaltet.46

Durch die im Laufe der Jahrhunderte wechselnden Besitzer des Turmes, seine Historie, die zahlreichen Legenden und seine diversen Funktionen entstanden in der Neuzeit unterschiedliche Bezeichnungen für das seit 1962 als Wappen- und

Wahrzeichen der Gemeinde eingesetzte Denkmal, wie beispielsweise Maut-, Wach-, Römer-, Signal-, Zoll-, Wirt-, Aichenegg-, Pfalzer- und Heinzturm.47

3.2.2. Baugeschichte

Nach jüngsten dendrochronologischen Untersuchungen wurde der sich über rechteckigem Grundriss erhebende Turm zwischen 1307 und 1330 errichtet.48 Diese Feststellung korreliert sowohl mit der oben genannten ersten urkundlichen Nennung des Turmes als auch mit den 1999 durchgeführten Bauuntersuchungen. Sie datieren das mittelalterliche Denkmal in allen vier Geschossen ins ausgehende 13. und beginnende 14. Jahrhundert.49

Aufgrund der Mauerstruktur, die ein nach oben stetig unpräziser und kleinteiliger werdendes Bach- und Bruchsteinwerk50 aufweist und parallel dazu eine in ansteigender Höhe abfallende Qualität der ausgeführten Ecklagen und Türgewände aufweist, jedoch im Aufgehenden keinen deutlichen Bruch erkennen lässt, kam es einerseits zu der Überlegung, dass im unteren Bereich Spolien verwendet worden waren und andererseits zu der Vermutung, dass die Errichtung des Turmes in zwei unterschiedlich, wenn auch zeitlich nicht weit voneinander entfernten, Bauphasen, deren Aufstockungszone nicht ersichtlich ist, stattgefunden hat.51 Die Auffindung eines seitlich an das Kellergeschoß winkelförmig angeschlossenen, gewölbten Erschließungsgangs, der ein für den mittelalterlichen Turmbau unübliches Bauphänomen darstellt und an Analogien im bäuerlichen Bereich in Westösterreich52 denken lässt, veranlasste eine Infragestellung der ursprünglich angenommenen Funktion eines Adelssitzes und untermauerte die oben angeführte These der Überbauung eines älteren sich an dieser Stelle befundenen Bauwerks, was darüber hinaus auch den für Türme unüblichen ebenerdigen Zugang erklären würde.53

Ein zusätzliches Indiz für die oben genannte Entstehungszeit stellt ein um 1300 anzusetzendes, für die Gotik charakteristisches Architekturmerkmal dar, das sich an der Ostseite des dritten Stockwerks befindet.54 Es handelt sich um eine Fenstergruppe, die sich aus einer Trilogie von kleinen Spitzbogenfenstern, einem axial darüber befindlichen Okulus sowie einem seitlich flankierenden Lichtschlitz55 zusammensetzt (Abb. 27). Die talseitige Anbringung sowie die formale und stilistische Ausführung dieser kunsthistorisch bedeutenden und von Seltenheitswert geprägten Fenstergruppe56 diente möglicherweise dazu, die einstige Funktion des sich auf dieser Ebene befindlichen Wohngeschosses nach außen hin zu kommunizieren und das oberste Stockwerk zusätzlich zu überhöhen.

Das turmartige Erscheinungsbild lässt, wie eingangs erwähnt, an die Funktion eines wehrhaften Bergfrieds denken. Die schutzlose Lage sowie die über Außenstiegen in jedes Stockwerk führenden primären Zugänge stehen diesem Gedanken jedoch diametral entgegen. So erfolgte der Einstieg in das erste Obergeschoss auf der Westseite durch eine später zu einem Lichtschlitz vermauerten Tür, während der heute ebenfalls vermauerte Eingang zur zweiten und dritten Etage an der dem Berg zugewandten Front angebracht war. An der Außenseite lassen sich auf Höhe der dritten Ebene Reste eines hölzernen Umgangs erkennen (Abb. 28).57

Die Form des Turmes, bei dem es sich ursprünglich um einen viergeschossigen Bau mit darüber liegendem Zinnenkranz handelte, blieb bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts unverändert. Eine um 1860 entstandene Zeichnung von Markus Pernhart veranschaulicht das spätromanisch-frühgotische Erscheinungsbild (Abb. 29) vor der zwischen 1865 und 1890 erfolgten Aufstockung des Bauwerks.58 Erfahrbar ist dieses auch heute noch in den Schießscharten ähnlichen Lichtschlitzen sowie in der durch gotische und neuzeitliche Fenster gegliederten Außenfront, die von einem Walmdach abgeschlossen wird. Die ursprünglich sich durch die Zinnen ergebenden Lücken wurden vermauert und für den Einbau von spitzbogigen Fenstern59 genutzt. Die Erschließung der neuen Stockwerke führte außen über eine Eisentreppe, wobei die oberste nördliche Stiege aus den heute noch erhaltenen Steinstufen (Abb. 30) gefertigt ist.60

Als neuzeitliche Änderungen sind im ehemals dritten Obergeschoss das an der Ostseite angebrachte Rechteckfenster, das wahrscheinlich ein ehemaliges Spitzbogenfenster ersetzte, die Vermauerung des primären Zugangs und die gleichzeitige Durchbrechung einer Türöffnung an der Westseite sowie die neugotische Umwandlung und Vergrößerung der rechteckigen romanischen

Fensteröffnungen auf der talseitigen zweiten Etage zu erkennen.61

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden große Teile der spätmittelalterlichen, nicht mehr begehbaren Geschossdecken sowie des den Turm umgebenden Gebäudeverbands62 entfernt. Als erste konservatorische Maßnahmen wurden sowohl das Dach als auch einige Fenster erneuert.63

Der aufgrund seines schlechten Erhaltungszustandes nicht mehr begehbare Turm blieb bis zu den 2003 begonnenen Adaptierungsarbeiten ungenutzt.64

3.2.3. Revitalisierungsprojekt

Zur Aufnahme der Kärntner Landesausstellung 2004 und 2005 wurde dem sich seit mehreren Jahrzehnten in desolatem und baufälligem Zustand befindlichen Turm ein neues Nutzungskonzept auferlegt. 2003 wurde Jana Revedin mit der Projektion,65 die in weiterer Folge66 zur Ausführung der Adaptierungsarbeiten führte, betraut.67

Die hauptsächliche Motivation der am Eingang des Nationalparks Hohe Tauern an der Großglocknerstraße gelegenen Gemeinde bestand darin, diese mit Hilfe einer touristischen Aktivierung der historischen Substanz aufzuwerten und als Ausflugsziel attraktiver zu gestalten. Dieses Marketingkonzept versuchte einen neuen Mythos,

2004, zur Verfügung gestellt von Jana Revedin, Architektin; sowie: Kärntner Hochbaureferat, Folder zum Kärntner Landesbaupreis 2004, Klagenfurt 2004, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern eines im Turm wohnenden Tauernwurms, der über die Schätze der Region68 wachen soll, zu etablieren. In diesem Sinn ist auch der an das Denkmal angefügte Erschließungsbau zu verstehen, dessen materialisierter Drachenkörper am Turm empor in die oberen Stockwerke führt (Abb. 31).69

Die an den historischen Bau angefügte Holz-Stahl-Konstruktion dient zum einen Fußgängern als Verbindungselement der durch die Durchzugsstraße getrennten beiden Ortshälften und zum anderen als ein parallel zum Mautturm geführter Treppenturm, der einen vollständigen Rundgang durch die sich im revitalisierten historischen Turm befindliche Ausstellung ermöglicht.70 Die Wegführung beginnt im

Erdgeschoss über einem hier errichteten Wasserbecken71 (Abb. 32), folgt der als

Drachenkörper inszenierten dreistöckigen Treppenkonstruktion und stößt hier an das ehemals vierte Geschoss der historischen Substanz (Abb. 28).72 Hier schließt ein weiterer Treppenlauf rechtwinklig an und überbaut die bestehenden originalen außen liegenden Steinstufen durch die neue Stahlkonstruktion (Abb. 30). Der Besucher gelangt so in die Turmstube des 19. Jahrhunderts, von wo aus er in gleicher Drehbewegung wie beim Außenaufstieg im Inneren des Denkmals wieder hinunter steigt. Der so geschaffene Rundgang ist als Zeitreise zu verstehen, beginnend bei zeitgenössischer, moderner Architektur, über die neuzeitliche Aufstockung, bis hinunter zu den mittelalterlichen Fundamenten.73

Der aus einer Stahl- und Holzkonstruktion bestehende Treppengang führt entlang des Mauerwerks durch die einzelnen Etagen bis zu dem sich auf Straßenniveau befindlichen Kellergeschoß hinab (Abb. 33). Da die teilweise noch rudimentär vorhandenen originalen Fußböden der einstigen Geschossunterteilungen aufgrund ihres desolaten Zustandes nicht mehr begehbar waren, wurden sie bis auf die erhaltenen Träger der gotischen Balkendecke im ehemals dritten Geschoss, einstmals das Dach des Turmes, vollständig abgerissen.74 Diese Trägerbalken wurden zugunsten der neuen Abgangssituation eingeschnitten (Abb. 34 a+b). Der neu entstandene Hohlraum konnte nun das für den historischen Turm vorgesehene Nutzungskonzept aufnehmen. Dieses sieht in den ersten fünf Stockwerken Raum für Ausstellungen vor, wobei die Turmstube nur für spezielle Veranstaltungen geöffnet wird. Die sich zwischen Erd- und Kellergeschoß befindliche Etage wurde, um auch optisch eine Trennung zu erzeugen und um die notwendige Ausstellungsfläche zu gewährleisten, mit einem gehärteten Glasboden gedeckt.

Die ausgeführte Konzeption schloss die gesamte Umgebung in die Planung mit ein. Neben eben genannter Konstruktion umfasst dies ein neues Ortszentrum – den sogenannten Wasserhof - bestehend aus einem Café, der Tourismusinformation mit Shop und Kassa sowie einer sich darüber auf Erdgeschosshöhe des Turmes befindlichen Freiluftbühne mit angeschlossener Terrasse (Abb. 35). Zur Umsetzung wurden die gesamten einstmals an den Turm anschließenden Nebengebäude vollständig entfernt (Abb. 36). Die an der Nord- und Ostseite des Mautturmes situierten Wasserbecken (Abb. 32) kommunizieren das Thema der Landesausstellung nach außen und sind als allgemeiner Hinweis auf das regionale Potential zu deuten. Mit der gesamten Projektion soll das Denkmal das Zentrum des Ortes sein, ein von Ferne sichtbares Wahrzeichen darstellen und das Tor zum Nationalpark symbolisieren.

3.2.4. Zusammenfassende Betrachtung

Die im Zuge des Revitalisierungsprojektes erfolgten Maßnahmen zur Konservierung und Sanierung75 der historischen Substanz sowie die dadurch entstandene Wiederzugänglichmachung dieses bedeutenden Bauwerks sind als positiv hervorzuheben.

Die aus grafit-schwarzem Stahl und dunkelrotem Lärchenholz gefertigte Konstruktion nimmt sowohl in der turmartigen Treppenkonstruktion als auch in der wehrgangartigen Fußgängerbrücke mittelalterliche Bautypologien auf, bleibt aber als zeitgenössische Baumaßnahme erkennbar.

Um einen respektvollen Umgang mit der historischen Substanz zu demonstrieren, wurde der angefügte Nebenturm auf eigenen Fundamenten, mit entsprechendem Abstand zum historischen Pendant errichtet. Durch den Anknüpfungspunkt im einstigen vierten Geschoss des Denkmals wurde die ehemalige Wegsituation76 wieder aufgenommen und die optische und bauliche Überhöhung des mittelalterlichen Turmes verhindert.77 Die an der Ostseite des Denkmals anschließende Fußgängerbrücke wurde analog dazu ebenfalls als eigenständiger, durch Stahlträger gestützter Baukörper vor das Denkmal gestellt (Abb. 31). Somit konnte dem geforderten Anspruch auf Reversibilität Folge geleistet werden. Durch die zahlreichen Fensterdurchbrüche im gesamten Erschließungsbau tritt man in permanenten Sichtkontakt mit dem historischen Bau (Abb. 37), der dadurch allgegenwärtig erfahrbar bleibt. Bedingt durch die formale Ausführung sowie die Wahl des Materials78 wird die Konstruktion als nicht störende Ergänzung empfunden und gleicht sich trotz der modernen Formensprache dem historischen Bestand an.

Die im Turminneren errichtete Stiegenanlage stellt, obwohl ihre Stützen nur punktuell an die historischen Mauern stoßen, den massivsten Eingriff in das Denkmal dar, da sie die Durchtrennung der sich im ehemaligen vierten Geschoss befindlichen gotischen Deckenbalken zur Folge hatte (Abb. 34). Die Reste der eingemauerten Trägerbalken bleiben zwar auf beiden Seiten der Stahltreppenkonstruktion sichtbar, sind aber für immer in ihrem Gesamtbild zerstört. Aufgrund der sich durch die eingefügte Treppe ergebenden neuen Geschossunterteilungen wurde auch das einstige Fußbodenniveau angehoben. Dadurch ist die ursprüngliche Strukturierung nicht mehr nachvollziehbar (Abb. 38 a+b). Obwohl alle erhaltenen Baudetails vom frühen 14. bis zum 19. Jahrhundert beschildert wurden, verliert sich ihre Deutbarkeit in den neu entstandenen Etagen. So wurde beispielsweise die bedeutende mittelalterliche Fenstergruppe mit Holzläden verschlossen und ist somit, wie auch die restlichen durch Holz- oder Stoffelemente verdeckten Öffnungen, für den Besucher nicht mehr erlebbar (Abb. 39 a+b).

Auch die Funktion des offenen, tonnengewölbten Ganges an der Hinterseite des Turmes, der im österreichischen Burgenbau als einzigartig angesehen werden kann, ist aufgrund der Anbringung des Wasserbeckens nicht mehr zu erkennen (Abb. 40). Im vordergründigen Interesse des Adaptierungskonzepts stand nicht die Tatsache, dass es sich bei dem ehemaligen Mautturm um eines der wenigen, vollständig erhaltenen Denkmäler in Kärnten handelt. Hier wurde auf die einzigartigen Baubefunde zu wenig Rücksicht genommen und damit ihre ursprüngliche Wirkung, wie eben aufgezeigt, stark beeinträchtigt und teilweise völlig zerstört. Kritiker sehen in dieser Turmadaptierung nur mehr eine Kulisse für ein erfundenes Volksmärchen, die einzig dem Versuch einer touristischen Aufwertung dient und das Denkmal als

„Ausstellungscontainer“ benutzt, indem der Besucher dem sogenannten

„Geisterbahneffekt“79 ausgesetzt ist.80

Das künstlerische Konzept der Architektin versucht über die hölzerne infantil anmutende Sagenfigur durch mythologische Aufladung Erinnerungswerte zu schaffen, die das Interesse einer breiten Öffentlichkeit und nicht nur eines bescheidenen Fachkreises hervorrufen. Dieser Ansatz findet sich auch in folgender Stellungnahme der Architektin, in dem sie bekundet: „Architektur muss rational, verständlich und übertragbar, d.h. nachhaltig und flexibel sein, hier – hoffentlich – ist sie

auch Poesie.“81

Positiv hervorheben kann man die stattgefundenen Konservierungsmaßnahmen und die in Rücksicht auf das Denkmal erfolgten Interventionen, die mit reduzierten Materialien in die alte Bausubstanz eingriffen. Allerdings wirft die vordergründig angebrachte kitschträchtige Instrumentalisierung einer erfundenen Drachenfigur die Frage auf, ob diese architektonische Neuinterpretationen nicht den ursprünglichen baulichen und historischen Kontext des Denkmals verunklärt und diese Zusammenhänge für den Betrachter verschließt.82

Eine Alternative wäre gewesen, die mit Installationscharakter behaftete neue Konstruktion als autonomes Bau- beziehungsweise Kunstwerk neben dem Turm zu positionieren und die notwendigen baulichen Maßnahmen am Denkmal lediglich auf Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen zu beschränken.

Auf diese Weise wäre der historische Kontext nicht zerstört worden und das Bauwerk in seinem Gesamtcharakter erhalten geblieben. Die kunsthistorisch bedeutenden Details hätten nicht verdeckt werden müssen, der Gang im Erdgeschoss wäre noch nachvollziehbar und auch die ursprünglichen Geschosseinteilungen mit den originalen Holzträgerbalken wären nicht verloren gegangen.

Die mithilfe eines mythologischen Themas angestrebte touristische Aufwertung des Ortes hätte wie schon erwähnt abseits vom Turm, als eignständiges Bauwerk stattfinden sollen, da weder die angebrachten Wasserbecken in unmittelbarer Nähe des Turmes, noch das inhaltliche Konzept der „Neuinstallation“ einen historischen Bezug zum Denkmal herstellen. Durch diese Verfremdung kann, vom kunsthistorischen Standpunkt betrachtet, das realisierte Projekt nur wenig zufrieden stellen.

Spezifische Literatur:

Büchl, Nicole, Mit einfachen Mitteln, Der Tauernwurm in Winklern, in: architektur. Fachmagazin für die planende, ausschreibende, auftragsvergebende und ausführende Bauwirtschaft, Heft 4, Mai 2005

Dehio Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Kärnten, Wien 2001

Hecke, Elmar, Der Mautturm – Winklerns Wahrzeichen, in: Gemeindechronik Winklern, Klagenfurt 2000

Kohla, Franz Xaver, Kärntens Burgen, Schlösser, Ansitze und wehrhafte Stätten. Ein Beitrag zur Siedlungstopographie, Teil I, Bd. 17, in: Kohla, Franz Xaver, v. Metnitz, G. A., Moro, G., Kärntner Burgenkunde, Ergebnisse und Hinweise in Übersicht, Klagenfurt 1973

Trojer, Heinrich, Kleine Geschichte von Winklern, 1930

Internet: http://www.burgenseite.com/winklern_txt.htm, aktualisiert, am 14. 06. 07 http://www.burgenseite.com/winklern_vn.htm, aktualisiert, am 14.06.07 http://www.burgenseite.com/winklern_vn_2.htm, aktualisiert, am 03.02.07 http://www.revedin.com/content.htm, aktualisiert, am 17.11.07 http://www.bda.at/documents/455306654.pdf, aktualisiert, am 25.11.07

Quellen:

Begehung am 27. 02. 07, Gespräch mit Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

Ergebnisse der Jahresringuntersuchungen 2003, durchgeführt vom Institut für Hochgebirgsforschung an der Universität Innsbruck, unter der Leitung von Univ. Prof. Mag. Dr. Kurt Nicolussi, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

Gemeinde Winklern Tourismus KEG, WasserGold 2004, Winklern Heimat des Tauernwurm, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

Kärntner Hochbaureferat, Folder zum Kärntner Landesbaupreis 2004, Klagenfurt 2004, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Bauherrenpreis 04, Tauernwurm am Mautturm zu Winklern, 2004, zur Verfügung gestellt von Jana Revedin, Architektin

3.3. Gozzoburg in Krems(Abb. 41)

3.3.1. Geschichte

Bei dem vorliegenden Gebäudekomplex muss zwischen den unter Gozzo errichteten Objekten und der im Laufe der Jahrhunderte zusammengewachsenen Anlage unterschieden werden, die sich über die gesamte Südseite des Hohen Marktes bis an das Ende der Margarethenstraße ausbreitet.83

Der aus bürgerlicher Herkunft stammende Gozzo84 übte zwischen 1249 und 1282 wiederholt die Funktion des Stadtrichters aus und wurde von Ottokar II zwischenzeitlich auch als königlicher Kammergraf eingesetzt.85 Das „domus gozzonis“86 wird erstmals 1258 urkundlich genannt.87 Nachdem Gozzo 1288 als Laienbruder in das Stift Zwettl eingetreten war, wo er wenige Jahre später verstarb,88 übernahmen zunächst seine Söhne das Gebäude, bis das Haus 1296 an seinen Schwiegersohn, den Stadtrichter Greif, überging.89 Nachdem dieser um 1320 verstorben war, ging der Besitz zunächst auf dessen Sohn über, der die Burg zwischen 1319 und 1329 an die Habsburger verkaufte. In weiterer Folge wurde diese wieder als landesfürstliche Burg genutzt.90 Ab diesem Zeitpunkt verschwindet die Benennung „domus gozzonis“, lediglich die Gozzokapelle oder Katharinenkapelle wird noch erwähnt, da von Gozzo in einer Stiftungsurkunde die Lehenschaft über die Kapelle, auch nach einem Verkauf, an den ältesten seiner Nachkommen weitervererbt worden war.91

Über die Ereignisse während der Habsburgerzeit ist nur sehr wenig überliefert, da diese nur zeitweilig in der Burg residierten. Es ist jedoch überliefert, dass die durch die Belagerung der Ungarn im Jahr 1477 entstanden Schäden an der Bausubstanz bereits 1484 behoben waren und mit einem Umbau unter Friedrich III einhergingen.92 Der Nachfolger Friedrichs, Maximilian I, verkaufte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts den gesamten landesfürstlichen Komplex an Michael Pichler, einen Verwalter der Habsburger.93 Ab diesem Zeitpunkt war die Burg wieder in Privatbesitz und wurde fortan baulich stark verändert. Die im Renaissancestil ausgeführten Zubauten gehen sehr wahrscheinlich auf dessen Sohn Eliseus Pichler zurück. Um das Jahr 1570 erfolgte schließlich die Aufteilung des Burgkomplexes in drei Bürgerhäuser.94 Der östliche Baukörper mit der Katharinenkapelle und dem heutigen Haus Nummer 11 des Hohen Marktes gelangte im 17. Jahrhundert in den Besitz der Jesuiten, bis die Stadt Krems diesen Teil – mit Ausnahme der Kapelle – 1658 ankaufte.95 Nach Aufhebung des Jesuitenordens unter Josef II wurde die Kapelle schließlich entweiht und in weiterer Folge durch innere Verbauungen zu Wohnräumen umfunktioniert.

Die im 19. Jahrhundert erfolgte Vermauerung der Außenfassade des Stadtpalais in der Margarethenstraße Nummer 14 wurde 1958 freigelegt und ließ die ursprüngliche Gliederung wieder erkennen.96 Im Zuge dieser Restaurierungsarbeiten wurden auch die im 16. Jahrhundert errichteten Zwischengewölbe des Saalraumes hinter der freigelegten Arkadenloggia entfernt. Die dadurch entstandenen neuen Räumlichkeiten wurden von der Stadt für repräsentative Zwecke gemietet. Sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als auch aufgrund mangelnder Forschungsergebnisse hinsichtlich seines ursprünglichen Aussehens war es damals nicht möglich auch den sich darüber befindlichen Festsaal wiederherzustellen.97

Die seit 2005 durchgeführte Generalsanierung des gesamten Gebäudekomplexes98 konnte großteils im September 2007 abgeschlossen werden.99 Die mit neuen Funktionen versehene Anlage ist seitdem der Öffentlichkeit zugänglich.

3.3.2. Baugeschichte

Nach jüngsten Forschungsergebnissen wird der Kernbau der so genannten Gozzoburg nicht wie bisher im 11. Jahrhundert vermutet,100 sondern in einem um 1235 entstandenen Gebäudekomplex, der aus zwei dreigeschossigen, rechtwinkelig angeordneten Bauten bestand, datiert und lokalisiert.101 Von diesem Kernbau blieb der südliche Teil mit seinem zweigeschossigen Saal im Obergeschoss weitgehend erhalten, während vom nordöstlichen Bau nur mehr eine Außenwand mit drei Rundbogenfenstern vorhanden ist (Abb. 42 a+b). Die oberen Geschosse waren ursprünglich über einen hölzernen Erschließungsgang erreichbar. Ein noch vorhandenes Rundbogenportal an der Nordseite des südlichen Kernbaues zeugt von dieser ehemaligen Wegführung (Abb. 43).102

Unter Gozzo wurde der vorgefundene Baukörper in drei Bauphasen zu einer palastähnlichen Anlage ausgebaut. Begonnen wurde in den 50er Jahren des 13. Jahrhunderts mit den Bauteilen im westlichen Innenhof. Dazu zählen das an italienische Kommunalpaläste erinnernde zweigeschossige Stadtpalais an der dem Hohen Markt zugewandten Seite und ein kleiner, selbständiger Wohntrakt westlich des Kernbaues.103 Bei letzterem handelt es sich um einen turmartigen, zweigeschossigen Bauteil mit einer ehemaligen gewölbten Rauchküche im Erdgeschoss sowie einem Speisesaal mit Aborterker im ersten Obergeschoss.104 Westlich von der Küche befand sich ein kleiner Wirtschaftstrakt mit Zugang in den Keller,105 östlich schloss die Latrine an. Das zwischen diesem Wohntrakt und dem Turmzimmer befindliche zweigeschossige Gebäude stellt einen Teil des Kernbaus dar und beherbergte in seiner ursprünglichen Funktion sehr wahrscheinlich das

[...]


1 Riegl, Alois, Der moderne Denkmalduktus. Sein Wesen und seine Entstehung, Wien, Leipzig 1903; in: Swoboda, Karl Maria, Alois Riegl, Gesammelte Aufsätze, Augsburg - Wien 1928/1929, S. 144 ff.

2 Bacher, Ernst, Kunstwerk oder Denkmal? Alois Riegls Schriften zur Denkmalpflege, in: Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege, Bd. XV, Wien, Köln, Weimar 1965, S. 21 ff.

3 Vergleiche dazu: Schmid, Alfred A., Die Charta von Venedig (1964), in: Hoffmann, Volker, Autenrieth, Hans Peter, Denkmalpflege heute, Akten des Berner Denkmalpflegekongresses, Oktober 1993, Bern, Berlin, Frankfurt/Main, New York, Paris, Wien 1996, S. 145 ff.

4 Bacher, S. 21 ff.

5 Unterschiedliche Schreibweisen im Laufe der Geschichte: „Pruck“, „Prugg“, „Brugg“ in: Ebner, Lois, Schloss Bruck – Vom ehemaligen Herrschaftssitz der Görzer Grafen zum Museum der Stadt Lienz, in: 750 Jahre Stadt Lienz, 1242 – 1992, Lienz o. J., S. 12

6 Erste urkundliche Erwähnung.

7 Nach dem Sieg Friedrichs über den Grafen Johann von Görz kam Schloss Bruck an Jan von Witowec, der an

der Seite Friedrichs kämpfte und der von diesem im Falle eines Sieges die Burg zugesagt bekommen hatte. Witowec wiederum verkaufte Schloss Bruck im Jahre 1462 an Andreas von Weißpriach. Graf Leonhard von Görz eroberte Schloss Bruck wieder zurück, welches in der Folge, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seine Blütezeit erlebte.

8 Pizzinini, Meinrad, Hörmann – Weingartner, Magdalena, Schloss Bruck, in: Hörmann – Weingartner, Magdalena, Tiroler Burgenbuch, Bd. IX, Bozen 2003, S. 441 ff.

9 Ebenda, S. 446 ff.

10 Ebenda, S. 452 ff.

11 Pizzinini, S. 454

12 Ebenda, S. 454 f.

13 Ebner, S. 16; Nach einer kurz darauf eingelegten kriegsbedingten Pause wurde dieses 1945 wieder eröffnet.

14 Pizzinini, S. 455

15 Kapfinger, Otto, Bauen in Tirol seit 1980, o. J., o. O., Kap. 11, S. 1

16 Die Vermutung dass sich vor dem Görzer Schloss bereits an selber Stelle eine mittelalterliche, sich über einem römischen Bau erhebende Burg, befunden haben soll, konnte nicht bewiesen werden. In: Pizzinini, S. 440 f. vgl. dazu: Osstiroler Heimatmuseum, Schloß Bruck - Lienz, Innsbruck 1956, S. 1

17 Hörmann - Weingartner, S. 457 ff.

18 Hörmann - Weingartner, S. 467 f.

19 Ebenda, S. 467 f.

20 Ebenda, S. 460

21 Ebenda, S. 458 f.

22 Hörmann - Weingartner, S. 460 ff.

23 Ebenda, S. 462 ff.

24 Ebenda, S. 465

25 In einem Bauernhof in Oberlienz.

26 Hörmann - Weingartner, S. 465 ff.

27 Ursprünglich war für dieses Vorhaben ein Architekturwettbewerb geplant, doch da es sich bei Gerhard Mitterberger um einen gebürtigen Lienzer, der die Anlage bereits aus seiner Kindheit kannte, handelt, wandte man sich aufgrund seines Heimvorteils direkt an ihn.

28 Kapfinger, Kap. 11, S. 1

29 Telefoninterview, Mitterberger, am 29.03.07

30 Telefoninterview, Mitterberger, am 29.03.07

31 Auf den Geschossdurchbruch hätte man aufgrund einer bereits vorhandenen, sich in diesem Trakt befindlichen, alle Ebenen erschließenden Treppenanlage verzichten können.

32 An ihrer Stelle befand sich einst der ehemalige Wehrgang.

33 Kapfinger, Kap. 11, S. 1

34 Zitat: Telefoninterview, Mitterberger, am 29. 03. 07

35 Hörmann - Weingartner, S. 458

36 Charta von Venedig, 1964, Artikel 11: „Die Beiträge aller Epochen [...] müssen respektiert werden. [...]. Wenn ein Werk verschiedene sich überlagernde Zustände aufweist, ist eine Aufdeckung verdeckter Zustände nur dann gerechtfertigt, wenn [...] der aufzudeckende Bestand von hervorragendem historischem, wissenschaftlichem oder ästhetischem Wert ist [...].“ Zit. n.: http://www.bda.at/documents/455306654.pdf., aktualisiert, am 25. 11. 07

37 Telefoninterview, Mitterberger, am 29. 03. 07

38 Hier sei auch auf die von Oskar Spital-Frenking aufgelisteten „Zehn Regeln“ verwiesen, die als Richtlinien im Umgang mit zeitgenössischen Interventionen in historische Bausubstanz gesehen werden können. In: Spital- Frenking, Oskar, Architektur und Denkmal. Entwicklungen, Positionen, Projekte, Leinfelden – Echterdingen 2000, S. 164 f.; vgl. dazu auch: Petzet, Michael, Was heißt Authentizität?, in: Besch, Ulrike, Restauratoren Taschebuch 1998, München 1997, S. 153

39 Charta von Venedig, 1964, Artikel 9: „Wenn es auch ästhetischen oder technischen Gründen notwendig ist, [...], wird sich das ergänzende Werk von der bestehenden Komposition abheben und den Stempel unserer Zeit tragen.“ Zit. n.: http://www.bda.at/documents/455306654.pdf, aktualisiert, am 25. 11. 07

40 Zitat: Telefoninterview, Mitterberger, am 29. 03. 07

41 „locus Winchillarum“

42 Trojer, Heinrich, Kleine Geschichte von Winklern, S. 3

43 Ebenda, S. 3; In weiterer Folge scheinen urkundlich zahlreiche Namen der verschiedenen Lehensherren auf, die jedoch keinen Aufschluss über die baulichen Veränderungen am Turm geben.

44 Otte von Reuntal übergab „sein hous und gesaez da ze Wynchlern, daz er von neum gepowen hat“ an Graf Heinrich von Görtz, der dieses „Haus“ mit dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden als Lehen weitervergab. Zit. n.:

Kohla, F. X., Metnitz, G. A. v. , Moro, G., Kärtner Burgenkunde, Teil I, Klagenfurt 1993, S. 370 f.

45 Trojer, S. 4 f.

46 Hecke, Elmar, Der Mautturm - Winklerns Wahrzeichen, In: Gemeindechronik Winklern, Klagenfurt 2000, S. 16f. ; Heute befindet sich der Turm im Besitz der Gemeinde.

47 Hecke, S. 17 ff.

48 Ergebnisse der Jahresringuntersuchungen 2003, durchgeführt vom Institut für Hochgebirgsforschung an der Universität Innsbruck, unter der Leitung von Univ. Prof. Mag. Dr. Kurt Nicolussi, Unterlagen zur Verfügung

gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern

49 Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999,Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 4

50 Das Mauerwerk besteht aus überwiegendem Granitanteil.

51 Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 3; siehe auch: Hecke, S. 17

52 Oberes Inntal, Südtirol, Vorarlberg

53 Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 4; siehe auch: Hecke, S. 17 f.

54 Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 3 f.

55 Die Annahme, dass es sich bei dieser ungewöhnlichen Anordnung um ein Lichtsignal handeln könnte, wurde aufgrund der weiten Entfernungen zu den umliegenden Burgen verworfen. In: Hecke, S. 17

56 Vergleiche dazu gibt es in Kärnten in Mannsberg und Liebenfels, in Salzburg in Finstergrün und in Hainburg.

57 http://www.burgenseite.com/Winklern_txt.htm, aktualisiert am 14. 06. 2007

Der Umgang wurde wahrscheinlich aus Rücksicht auf die Fenstergruppe talseitig nicht fortgeführt. Weitere Holzgänge kann man an der bergseitigen Schmalseite vermuten, wo eine außen liegende Treppe zu den Hocheinstiegen im zweiten und dritten Obergeschoss führte. Von hier aus leitete wahrscheinlich eine Holzkonstruktion zum Hocheinstieg des ersten Obergeschoss in der Südwestecke des Turmes weiter.

58 Hecke, S. 18; Der Zinnenkranz war vor der Aufstockung, unter den damaligen Besitzern Wernisch und Aicher von Aichenegg, durch Steinplatten abgedeckt und mit einem innenliegenden Gabendach versehen.

59 Die Baufuge zwischen dem alten Turm und der Aufstockung liegt ungefähr auf halber Höhe dieser Fenster.

60 Hecke, S. 18

61 http://www.burgenseite.com/Winklern_txt.htm, aktualisiert am 14. 06. 2007

62 Hierbei handelt es sich vorwiegend um Bauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, welche im Zuge des Adaptierungsprojekts vollständig entfernt wurden.

63 Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 5

64 Das Kellergeschoss wurde lediglich als Abstellkammer verwendet. Vor den Umbauarbeiten war das Erdgeschoss nur kriechend und die übrigen, mit brüchigen Fußböden versehenen Geschosse, über die ebenfalls

instabilen Außentreppen erreichbar.

65 Normalerweise werden bei solchen Projekten Wettbewerbe ausgeschrieben.

66 Die Bauzeit betrug lediglich vier Monate.

67 Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Bauherrenpreis 04, Tauernwurm am Mautturm zu Winklern,

68 Hierbei handelt es sich um die in der Ausstellung angesprochenen Themen, wie Wasser, Gold und Berge.

69 Büchl, Nicole, Mit einfachen Mitteln. Der Tauernwurm in Winklern, In: Architektur, Fachmagazin für die planende, ausschreibende, auftragsvergebende und ausführende Bauwirtschaft, Heft IV, 2005, S. 40 f.

Die Fußgängerbrücke wird zum Drachenschwanz, während der Treppenturm den Drachenkörper darstellt. Im Turminneren sollen sich das Drachennest und der Schatz befinden.

70 Der Treppenturm ist somit von allen Richtungen direkt erreichbar.

71 Hier kann neben der für die Landesausstellung erforderliche Präsentation des Elements Wasser auch eine Anspielung auf einen Burggraben gesehen werden.

72 An dieser Stelle steckt der Drache seinen Kopf ins Innere des historischen Turmes um sein Nest zu bewachen. Da es sich hier um den Übergang zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Bausubstanz handelt, kann man in

der ausgeführten Konzeption auch eine bewusste Unterbrechung der zeitgenössischen Architektur vermuten.

73 Büchl, S. 40 f.

74 Die abgeschnittenen Auflagebalken der übrigen Geschosse sind im Mauerverband sichtbar und lassen so die ehemalige Aufbauhöhen ablesen. Der ursprüngliche Fußboden bestand aus Lärchenholz. Estrichaufbauten sind/nicht erhalten. In: Dokumentation der vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Untersuchungen im Jahr 1999, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, Gemeindeamt Winklern, S. 4

75 Die umfassenden Restaurierungsarbeiten beinhalteten die Reinigung des gesamten Baus, die fachgerechte Schließung kleiner Mauerrisse, sowie die Ergänzung diverser Fenster, die dem Bestand farblich angepasst wurden. Der für die Hanglage auffallend schlecht fundierte Turm wurde durch Stahlträger verstärkt. In: Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Bauherrenpreis 04, Tauernwurm am Mautturm zu Winklern, 2004, zur Verfügung gestellt von Jana Revedin, Architektin, S. 4

76 Die in den oberen Stockwerken bergseitig außen liegende originale Steintreppe wurde konserviert und aufgrund von statischen Erfordernissen mit Stahlstufen überbaut.

77 Charta von Venedig, 1964, Artikel 6: „Zur Erhaltung eines Denkmals gehört die Bewahrung eines seinem Maßstab entsprechenden Rahmens. [...] es verbietet sich jede neue Baumaßnahme, jede Zerstörung, jede Umgestaltung, die das Zusammenwirken von Bauvolumen und Farbigkeit verändern könnte.“ Zit. n.: http:// www.bda.at/documents/455306654.pdf., aktualisiert, am 25. 11. 07

78 Das Lärchenholz, welches in mittelalterlichen Bauwerken häufig anzutreffen ist, kann in diesem Fall auch als Anspielung auf die nicht mehr vorhandenen Lerchenfußböden im Turminneren gedeutet werden.

79 Hierbei handelt es sich um dunkle Räume.

80 http://www.burgenseite.com/winklern_vn_2.htm, aktualisiert am, 03. 02. 2007

81 Zitat in: Gemeinde Winklern Tourismus KEG, WasserGold 2004, Winklern Heimat des Tauernwurm, Unterlagen zur Verfügung gestellt von Frau Graniza, S. 4

82 Charta von Venedig, 1964, Artikel 5: „Die Erhaltung der Denkmäler wird immer begünstigt durch eine der Gesellschaft nützlichen Funktion. Ein solcher Gebrauch ist daher wünschenswert, darf aber Struktur und Gestalt der Denkmäler nicht verändern. [...]“ Zit. n.: www.bda.at/documents/455306654.pdf, aktualisiert, am 25. 11. 07

83 Anm.: Zwischen 1130 und 1190 wurde hier wahrscheinlich der Kremser Pfennig geprägt. Somit handelt es sich bei der Anlage um die älteste Münzstätte Österreichs. In: Kühnel, Harry, Tausend Jahre Kunst und Krems, in: 1000 Jahre Kunst und Krems, Krems 1971, S. 1; siehe auch Klaar, Adalbert, Die Stadtpläne von Krems und Stein, in: 1000 Jahre Kunst und Krems, 1971, S. 37

84 Der Name geht erstmals aus einer Urkunde aus dem Jahr 1247 hervor: „Gozzo gener seveldarii“. Über die Herkunft Gozzos gibt es nur Spekulationen, da sein Name nie in Zusammenhang mit seiner Herkunft, sondern stets im Kontext mit seinen jeweiligen Amtstiteln steht. Indirekte Hinweise, die auf seine Herkunft schließen lassen, finden sich in jenen Urkunden, in denen seine beiden Brüder Siboto und Leopold, sowie ein Verwandter mit dem Beinamen „de Meurperch“ genannt werden. Dieser Ort entspricht dem heutigen Mailberg im nördlichen Weinviertel. In der Nähe dieses Ortes befindet sich wiederum der Ort Seefeld-Kadolz, der ein Hinweis auf die Familie Sevelder darstellt, in die Gozzo eingeheiratet hatte. In: Schönfellner-Lechner, Helga, Gozzo – Stadtrichter und Kammergraf, in: Bundesdenkmalamt, Gozzoburg - Stand der Dinge, September 2007, Horn 2007, S. 4

85 Plökinger, Hans, Die Burg zu Krems an der Donau, Ein Beitrag zur Geschichte der Stadtburgen, Wien 1915, S. 14 ff.

86 Hierbei handelt es sich um die älteste profane Stadtburg nördlich der Alpen; in: Gozzoburg ImmobilienverwaltungsgesmbH, Gozzoburg Mittelalter Erleben, Wien 2006, S. 3

87 Plökinger, S. 17

88 Sein Todestag ist nicht überliefert. Aus einer Urkunde vom 25. Mai 1291 geht jedoch hervor, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. In: Schönfellner-Lechner, S. 6

89 Plökinger, S. 17 ff.

90 Ebenda, S. 21 f.

91 Ebenda, S. 20 ff.

92 Plökinger, S. 28 f.

93 Ebenda, S. 30

94 Ebenda, S. 61

95 Ebenda, S. 60

96 Klaar, Adalbert, Die Burgen in der Stadt Krems, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs, Krems a. d. Donau 1963, S. 6

97 Zykan, Josef, Die Erhaltung der Altstadt in Krems und Stein, in: Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Bd. XIII, 1959, S. 122

98 Hierbei handelt es sich um den Kernbau, die unter Gozzo errichteten Teile und die genannten späteren Zubauten.

99 Mit Ausnahme der kleinen Amtskapelle, der Katharinenkapelle, sowie der Lifterschließung von der Unteren Landstraße in den Burghof.

100 Das ehemalige „Feste Haus“ wurde im Palas angenommen. Der Bergfried wurde im westlich anschließenden Turmbau vermutet. Auch die Häuser des Hohen Marktes mit den Nummern 10 bis 12 zählte man zu den ältesten Bauteilen und datierte sie ins 11. Jahrhundert. in: Klaar, 1963, S.4 f.

101 Buchinger, Günther, Mitchell, Paul, Schön, Doris, Schönfellner-Lecher, Helga, Bau- und Besitzgeschichte der „Domus Gozzonis“ in Krems, in: Gozzoburg – Stand der Dinge, S. 8; Wer die Bauherren dieser von Gozzo vorgefundenen Baukörper waren, lässt sich derzeit aufgrund der mangelnden Quellenlage nicht feststellen. Es gibt Vermutungen, die für ein derartiges Bauprojekt eine einflussreiche Ministeralienfamilie, wie etwa die Kuenringer, annehmen.

102 Ebenda, S. 8

103 Gozzoburg Immobilienverwaltung GmbH, Restaurierung Gozzoburg, Wien 2006, S. 2

104 Vortrag, Doris Schön, „Die Baugeschichte der Gozzoburg in Krems“, im Rahmen des Privatissimums von Mario Schwarz, am 14. 06. 07; Nach jüngsten Forschungsergebnissen wird dieser Teil in die späten 50er Jahre des 13. Jahrhunderts datiert. In: Buchinger, Mitchell, Schön, Schönfellner-Lechner, S. 10

105 Plökinger, S. 42

Excerpt out of 163 pages

Details

Title
Über die Integration zeitgenössischer Architektur in mittelalterliche Bausubstanz, aufgezeigt anhand von acht ausgewählten Beispielen in Österreich
College
University of Vienna  (Kunstgeschichte )
Grade
Sehr Gut
Author
Year
2008
Pages
163
Catalog Number
V112062
ISBN (eBook)
9783640107469
ISBN (Book)
9783640109425
File size
7330 KB
Language
German
Notes
"Die Diplomarbeit von Frau Sandra Hirmann beruht auf einer Analyse des Umgangs moderner Architektur mit mittelalterlicher Baussubstanz anhand von realisierten Revitalisierungsprojekten in Österreich in den letzen Jahren. Die Kandiatin hat die von ihr behandelten Beispiele selbständig ausgewählt, untersucht und dokumentiert. Die Diplomabeit umfasst 116 Seiten Text zuzüglich 9 Seiten Literaturverzeichnis, die Ausführungen sind mit 437 Anmerkungen belegt, der Arbeit ist ein Abbildungsteil von 137 Abbildungen beigefügt." (Auszug Gutachten: Univ.- Prof., 15. Februar 2008)
Keywords
Integration, Architektur, Bausubstanz, Beispielen
Quote paper
Sandra Hirmann (Author), 2008, Über die Integration zeitgenössischer Architektur in mittelalterliche Bausubstanz, aufgezeigt anhand von acht ausgewählten Beispielen in Österreich , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112062

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