Islamistischer Terrorismus als globale Bedrohung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1 | Einleitung

2 | Islamismus (Ch. Wagner)

3 | al−Qaida und der „neue“ Dschihad (M. Seeling).

4 | Selbstmordattentäter und Märtyrer (Ch. Wagner)

4.1 | Charakteristik
4.2 | Nährboden
4.3 | Legitimation
4.4 | Schulung

6 | Fazit

7 | Literatur

1 | Einleitung

Hoffnungslosigkeit gegenüber dem Leben und der Zukunft.

Wer durch die Ausführung von Terroranschlägen tötet, hegt Gefühle der Verachtung für die Menschheit und manifestiert

Papst Johannes Paul II. (1920−2005)

Terrorismus ist mit Sicherheit keine Erfindung der heutigen Zeit, aber in den Ausmaßen, wie es ihn heutzutage gibt, ist er bisher noch nicht aufgetreten. Terroranschläge und andere Gewaltmaßnahmen dienen dem Zwecke der Durchsetzung bestimmter Ziele, die ohne den Einsatz von Gewalt scheinbar nicht hätten erreicht werden können. Die Verursacher solcher Taten können dabei die verschiedensten Standpunkte einnehmen und auch unterschiedliche Motivationen ihren Taten zugrunde legen – relativ sicheres Resultat ihres Treibens ist Angst und Schrecken sowie mitunter auch Tod und Zerstörung.

Auch der islamistische Terrorismus hat nicht selten viele Opfer und immense Schäden auf seinem Gewissen. Spätestens seit dem 11. September 2001 ist er zur internationalen, wenn nicht gar globalen Bedrohung avanciert. An jenem Tage entführte eine Gruppe radikaler Islamisten in den Vereinigten Staaten vier Flugzeuge und benutzte sie als fliegende Waffe – zwei stürzten in das World Trade Center in New York (dem Symbol der Wirtschafts− und Finanzmacht des Staates), eins in das Pentagon (dem US−Verteidigungsministerium) und ein weiteres sollte vermutlich in das Weiße Haus (dem Sitz des Präsidenten) fliegen – die Terroristen wurden aber offenbar von der Besatzung und Passagieren übermannt und so stürzte es ‚nur‘ über einem Feld nahe Pittsburgh ab. An diesem Tag schien die Welt für einen Moment den Atem anzuhalten und eine Welle des Mitgefühls breitete sich über ihr aus. Doch schon bald kamen viele Fragen auf: Wie konnte so etwas geschehen? Wer ist dafür verantwortlich? Hätte es verhindert werden können?

Diese Fragen zu beantworten würde wohl den Rahmen einer Hausarbeit sprengen. Vielmehr wollen wir uns mit der Entstehung und den Zielen des (radikalen) Islamismus, dem politisch−religiösen Fundament dieser und vieler weiterer Ereignisse, beschäftigen. Des Weiteren werden wir die islamistische Gruppe al−Qaida charakterisieren, die sich für die Anschläge des 11. September verantwortlich zeigt, und zu durchleuchten versuchen, welche Legitimation sie dafür beansprucht sowie welche Rolle der Dschihad, häufig übersetzt mit „Heiliger Krieg“, darin spielt. Abschließend soll noch auf Selbstmordattentäter und Märtyrer eingegangen werden und über deren Motivation und Hintergründe reflektiert werden.

2 | Islamismus

Internationaler Terrorismus wäre ohne radikalen Islamismus wahrscheinlich nicht mehr denkbar. Islamismus, auch als islamischer Fundamentalismus bezeichnet, ist eine Lesart des Islams, welche nicht nur religiös, sondern auch politisch geprägt ist. Er ist keinesfalls identisch mit dem Islam; wie weit er allerdings in der islamischen Welt verbreitet ist, ist unmöglich festzustellen. Fundamentalisten sind Gläubige, welche ihre heilige Schrift streng wörtlich nehmen und ihre Lehren für die allein selig machenden halten.1 Daher stellen sie sich gegen jede liberale Erneuerungen innerhalb der Theologie und fordern vielmehr eine Rückkehr zu ihrem ‚Fundament‘, den Wurzeln ihrer Religion – dies geht einher mit einer äußerst strengen und eng gefassten Interpretation des Korans.2 Radikaler Islamismus ist auch fundamentalistisch, doch geht er noch weit darüber hinaus.3

Entstanden ist der radikale Islamismus durch den Ägypter Hasan al−Banna, der 1928 die Muslim−Brüderschaft gründete. Als maßgeblicher Ideologe der Bewegung gilt Sayyid Qutb, ein ägyptischer Beamter, welcher in New York lebte und dort zu der Erkenntnis kam, dass der Westen dekadent sei. Ziel dieser Ideologie ist jedoch kein nationalistischer Staat, sondern ein islamischer Staat, welcher den Weg zur islamischen Weltherrschaft ebnen soll. Der Islam soll überall durchgesetzt werden; dies soll möglichst auf friedliche Weise geschehen, Gewalt wird allerdings nicht ausgeschlossen. Des Weiteren sollen der Staat und seine gesetzlichen Normen abgeschafft werden. Im islamistischen Weltbild ist Gott (also Allah) der alleinige Gesetzgeber, somit wäre eine menschliche Legislative überflüssig und mitunter sogar blasphemisch. Qutb griff in seinen Schriften auch die Juden an, so bezeichnete er sie als ‚die Avantgarde des Westens‘ und ‚Feinde des Islams‘. Wenn er es auch nicht explizit sagte, wird jedoch klar, dass sie (wie auch der Staat Israel) vernichtet werden sollen.4

Islamistische Organisationen wie al−Qaida, Hamas und Islamischer−Dschihad sind dieser Tage derart ‚beliebt‘, dass sie keine neuen Mitglieder rekrutieren müssen, sondern diese von selbst zahlreich kommen. Doch wie kommt es eigentlich dazu? Wo liegt der Ursprung des Islamismus? Nun, es scheint eine Vielzahl an Ursachen zu geben. Als eine Auswirkung der Globalisierung ist die islamische Welt ins Hintertreffen gelangt. Die Industrialisierung hat sich zu langsam entwickelt, um beispielsweise die Zahl der Hochschulabsolventen aufnehmen zu können. Hinzu ist ein Mangel an Wirtschaftswachstum sowie vermehrte Korruption und Vetternwirtschaft gekommen, welche viele Enttäuschungen unter den Menschen hervorgerufen hat. Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Individualismus, denn es fehlt ein innovativer Mittelstand, welcher eine demokratische Entwicklung hätte vorantreiben können. Jegliche Ansätze in dieser Richtung wurden von den Kolonialmächten zunichte gemacht. Auch sträubten sich konservative Geistliche gegen jeden reformierenden Versuch, welcher den Islam an die Moderne angepasst hätte. Zu den Folgen zählt eine große Verarmung in der islamischen Welt.5 Yehuda Bauer beschreibt dies mit folgendem Satz: „Die verarmten und verbitterten Menschen, die das Fußvolk abgeben, laufen den reichen und wohlausgebildeten Revolutionären hinterher.“6

3 | al-Qaida und der „neue“ Dschihad

Den Ursprung fand der Begriff al−Qaida im Sinne einer Organisation mit Abdallah Azzam im Jahre 1988, in dem er in der arabischen Zeitschrift „al−Dschihad“ zur Gründung einer „soliden Basis“ (al − Qa‘ida) aufrief. Das Hauptanliegen sah Azzam vor allem im Kampf gegen alle nichtmuslimischen Regierungsformen und äußere Feinde. Des Weiteren bestrebte er solange den Dschihad7, bis alle ehemals muslimischen Länder wieder unter dieser Herrschaft geleitet werden. Besonders in Afghanistan und seinem Geburtsort Palästina sah er diese Ziele8.

[...]


1 vgl. BAUER 2003

2 vgl. GEMEIN & REDMER 2005: 11

3 vgl. BAUER 2003

4 vgl. BAUER 2003; TIBI 2004: 23f.; IBRAHIM 2002: 47ff.

5 vgl. GEMEIN & REDMER 2005: 75f.; BAUER 2003

6 BAUER 2003

7 Der Begriff Dschihad lässt sich zurückführen auf den Ausspruch al−dschihadu fi sabil illah – „der Kampf auf dem Wege Gottes“. Er wird allgemein in den kleinen und großen Dschihad eingeteilt und soll eine Lebenseinstellung, sowie −führung darstellen. Im Kampf gegen seine eigenen Fehler (großer Dschihad) und das Leben der Vorgaben des Propheten Mohammed, sowie mit der Verbreitung des islamischen Glaubens wird der Muslime seinem Dasein vor Allah gerecht. Der kleine Dschihad schließt auch die Waffengewalt (dschihad saghir) mit ein, die in unumgänglicher Abwehr eingesetzt werden kann.; vgl. KIPPENBERG 2006: 70; TIBI 2004: 115

8 „These storms will not calm until you retreat in defeat in Afghanistan, stop your assistance to the Jews in Palestine, end the siege imposed on the Iraqi people, leave the Arabian Peninsula, and stop your support for the Hindus against the Muslims in Kashmir.“ DOUBLESTANDARDS.ORG 2006

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Islamistischer Terrorismus als globale Bedrohung
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Legitimation politischer Gewalt
Note
1,7
Autoren
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V111996
ISBN (eBook)
9783640128570
ISBN (Buch)
9783640130108
Dateigröße
751 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Islamistischer, Terrorismus, Bedrohung, Legitimation, Gewalt, alQaida, Bin Laden, 11. September, World Trade Center, Flugzeugentführung, USA
Arbeit zitieren
Mathias Seeling (Autor:in)Christoph Wagner (Autor:in), 2007, Islamistischer Terrorismus als globale Bedrohung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111996

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Islamistischer Terrorismus als globale Bedrohung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden