Der Verlust des ursprünglichen Kontexts als ein Erklärungsmuster für die Entstehung einiger Besonderheiten der frühen persischen Dichtung islamischer Zeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Einfache Beispiele von Veränderungen durch Kontextverlust

3. Rhetorisierung

4. Systematisierung

5. Poetik

6. Schluss

7. Literatur

1. Einleitung

Viele scheinen der Ansicht zu sein, dass ein Transkulturationsprozess[1] wie er bei der Übertragung der arabischen Dichtkunst in die persische Sprache zweifellos vorliegt,[2] ohne tief greifende Veränderungen vor sich gehen kann, oder wenigstens, dass die entsprechenden Veränderungen im vorhergehenden kulturellen Kontext der neu entstehenden Literatur zu suchen sein müssen.[3] Weitgehend unbeachtet blieb dabei, dass sich die Elemente und Strukturen einer literarischen Tradition nicht aus einem gegebenen kulturellen Kontext lösen[4] und in einen anderen einfügen lassen, ohne dass allein schon dies ihre jeweilige Funktionalität und Eigenheit veränderte bzw. ihre Weiterentwicklung zu Formen, in denen sie ohne das bisher gegebene kulturelle Umfeld fortexistieren und Sinn machen können, erzwänge, wobei dann zur Erklärung des neu Entstandenen oft nur noch das in der Ursprungsliteratur bereits als Möglichkeit oder Tendenz Angelegte hinzuzunehmen sein mag. Dass so einige der von Beginn an auftretenden Divergenzen arabischer und persischer Dichtkunst erklärbar sind, soll im Folgenden an einigen Beispielen gezeigt werden, wobei Vergleich und Metapher im Vordergrund stehen sollen, beides Elemente literarischen Schaffens, deren ursprüngliche Kontextgebundenheit wie dessen Verlust besonders augenfällig sind, man denke nur an eine der Hauptsphären, die solche in eigentlich allen Literaturen zu liefern hat: die Natur.[5] Dieser Bereich eignet sich mithin weit besser zur Darstellung der genannten Problematik als etwa der der Prosodie, bei der zentrale Elemente des Kontextes, in den sie einzuordnen wären, wie etwa die Frage nach der Art des mündlichen oder gegebenenfalls auch musikalischen Vortrags oft kaum mehr bzw. jedenfalls schlechter als alle anderen Fragen, die man an das überlieferte Textmaterial stellen könnte, zu beantworten sind.[6] Der Bereich der Themen hingegen ist in dieser Hinsicht problematisch, da er immer mit einem Fuß außerhalb des poetischen oder poetologischen Diskurses steht, insofern ein bestimmtes gegebenes Thema ja nicht zwanghaft an die nur ihnen angehörenden Formen gebunden ist. So finden wir bestimmte Themen aus den Bereichen von Religion, Geschichte, Liebe etc. in beiden Sprachen ja sowohl in metrisch gebundener Sprache wie Prosa, sowohl in literarischen wie in nichtliterarischen Texten behandelt, und die Verfolgung einzelner Traditionszusammenhänge wird dadurch auch in einem Maße verkompliziert, dass hieraus kaum ein klares Bild des Verhältnisses früher persischer zur vorhergehenden und zeit-genössischen arabischen Dichtung zu gewinnen zu erhoffen wäre.[7]

Im Rahmen dieser Fragestellung kann und sollte auch auf den offenkundigen Mangel an Wider-spiegelung der Unterschiede in der Dichtkunst in der zeitgenössischen persischen wie arabischen Theorie eingegangen werden.[8] Denn in dieser Weise als Trankulturationserscheinungen betrachtet, wäre eine Poetik, die Reflex der tatsächlichen Dichtung wäre, a priori gar nicht zu erwarten, sondern es erschiene sogar nahe liegend, dass je übernommene, dem bisherigen Kontext entrissene Traditionen einerseits praktischer, andererseits theoretischer Beschäftigung mit der Dichtkunst sich eigenständig je nach den in ihnen schon in der Ursprungkultur angelegten Möglichkeiten fortentwickelten, um ohne den bisherigen kulturellen Kontext fortexistieren und bestehen zu können, gegenüber dem eine Angleichung der persischen Theorie an die persische Praxis schon als ein weitergehender Schritt in dem Assimilationsprozess zu betrachten wäre. Genau genommen dürfte man auf Basis dessen trotz des zeitlichen Vorrangs der Praxis vor der Theoriebildung in beiden Sprachen[9] ganz und gar nicht erwarten, dass die Theorie die Praxis persischer Dichtung widerspiegelt, denn, da Poetiken Anleitungen zur Praxis sein sollten[10] und sie auf arabischen beruhen,[11] hätten sie, soweit sie den gedachten Zweck erfüllt hätten, eigentlich zu einer Angleichung persischer Dichtung an die Standards arabischer Theorie führen, d. h. keinesfalls die bestehenden Unterschiede aufzeigen, sondern sie minimieren müssen.[12] Auch darauf wird im Folgenden einzugehen sein.

2. Einfache Beispiele von Veränderungen durch Kontextverlust

Das vielleicht simpelste Beispiel ist der Bedeutungszuwachs, den das visuelle Element nicht nur in der persischen Theorie im Vergleich zu den arabischen Vorlagen zeigt.[13] Denn sie beziehen sich auf einen weitgehend kontextunabhängigen Bereich der sprachlichen Mittel, da ihr Bezug etwas ist, was prinzipiell jedem Menschen gegeben ist, nämlich zu sehen, der anders als zum Beispiel der Bereich lautlicher Qualitäten bestimmter Formulierungen bei der Übertragung von einem kulturellen und sprachlichen Bereich in einen anderen zunächst keinerlei Verluste erleiden sollte. Wobei klar ist, dass es sich nicht um eine generelle Neuerung handeln kann, beinahe jede sprachliche Äußerung bezieht sich in der ein oder anderen Weise auf die sichtbare Wirklichkeit, sondern nur um eine Schwerpunkt-verlagerung auf das ohne Verlust Übertragbare (wie auch Erweiterbare, das hier ausgeklammert bleiben muss, auch kann, da die Übertragung der Erweiterung vorangehen wird).[14]

Etwas, was als bei einem Transkulturationsprozess in der Praxis ebenfalls als schwer übertragbar gelten muss, ist die kompakte Multiäquivalenz von Vergleichen.[15] Denn, dass zwei verglichene Dinge zahl-reiche, unausgesprochen erfassbare Vergleichsaspekte haben, die über Orts- und Zeitgrenzen hinweg genauso unmittelbar erfassbar bleiben, ist zwar möglich, wie das Beispiel des Vergleichs von Tränen mit Perlen zeigt, das uns Heutigen noch unmittelbar in der Vielfalt denkbarer Parallelen klar wird,[16] aber kaum die Regel. Ein Gutteil derselben dürfte auch auf dem spezifischen kulturellen Wissen einer Zeit und eines Gebiets beruhen, so sind die Vergleichsaspekte, die Reitkamelin und Wildesel als Gemeinsamkeiten aufweisen, um ein anderes Beispiel kompakter Multiäquivalenz altarabischer Dichtung anzuführen,[17] uns sicher nicht mehr unmittelbar anschaulich klar, sondern können von uns höchstens auf Basis des vergleichsweise bescheidenen Wissens, das wir über Kamele und Wildesel besitzen vermutet werden, wobei wir schon deswegen sehr irren könnten, da bekanntlich nicht alle Eigenschaften, die in der mündlichen oder schriftlichen Tradition eines Kulturraums einem Tier zugeschrieben werden, sich aus dessen natürlichen Eigenschaften ergeben. So wundert es nicht, dass die Vergleiche kompakter Multiäquivalenz durch solche detaillierender Multiäquivalenz, in denen die Vergleichsaspekte ausdrücklich genannt sind oder zumindest auf sie angespielt wird, auf dem Weg der altarabischen über die ˁabbāsidisch-arabischen zur frühen persischsprachigen Dichtung zunehmend verdrängt wurden.[18] Denn es ist offenkundig, dass letztere weit weniger auf einen bestimmten kulturellen Kontext angewiesen und im übrigen stets durch weitere ergänz- und erweiterbar sind, während die Zahl ersterer notgedrungen beschränkt bleiben muss.

3. Rhetorisierung

Die Übertragung einer Dichtkultur in ein anderes kulturelles Umfeld wird sicher mit einer gewissen Rhetorisierung[19] einhergehen. Wenn etwa ˁOnṣūrī die Beredsamkeit eines Muḍar anführt,[20] fehlt zumindest ein Bezug, den die ursprünglichen Rezipienten altarabischer Dichtung dazu gehabt hätten, insofern Muḍar einen Platz in der fiktiven Stammesgenealogie, also in der sozialen Wirklichkeit der arabischen Halbinsel innehatte, in die sich auch die Zuhörer einreihten,[21] und es fällt in die Kategorie gelehrten Wissens, dessen Vermittlung selbst nicht Zweck des Gedichtes ist, also in die Kategorie rhetorischer Ausschmückung.[22] Noch extremere Beispiele stellen die direkten Nachbildungen alt-arabischer qaṣīdas dar, einschließlich des klassischen „verlassenen Lagerplatzes“, der Namen der originalen Angebeteten (teilweise mehrerer in einem Gedicht statt der ursprünglich je nur einen), des Kamelführers usw., wobei als gewiss gelten kann, dass beispielsweise Manūčehrī - wahrscheinlich im Gegensatz zu Imrā’ al-Qais - nie eine Dame namens ˁUnaiza gekannt haben dürfte.[23] Rein rhetorisch ist das, da das einzig Originelle an dem Neuentstandenen ist, dass es nunmehr in persischer Sprache gesagt wird, neu also nur die sprachlichen Mittel sind, während die Inhaltsebene getreu übernommen wurde. Und gerade darin ist es in toto andersartig und zugleich durch und durch rhetorisch, da durch Kontextverlust - weder Autor noch Publikum waren das natürliche und soziale Umfeld der alt-arabischen Dichtung wirklich vertraut - die Inhaltsebene des Textes völlig sinnentleert ist und die qaṣīde nur noch die Funktion erfüllt, auf die Gelehrsamkeit des Autors und gegebenenfalls seines Publikums zu verweisen und auf ersteren Geschicklichkeit im Umgang mit den sprachlichen Mitteln.[24] An den angeführten Beispielen wird klar, dass vieles durch bloße direkte Übertragung und dem damit verbundenen Verlust des ursprünglichen Kontextes zu reinem Wortschmuck wird und dass solche Fälle - zum Teil in sehr eindeutiger Weise - auch aufgetreten sind. Es stellt sich nun die Frage, ob eine solche leicht erklärliche Rhetorisierung der Poesie auf ihrem Weg von der arabischen Halbinsel in den Nordosten des iranischen Kulturgebiets sich über die angeführten Einzelbeispiele hinaus auch in grund-sätzlichen Entwicklungen feststellen lässt.

Auf dem Gebiet der Themen und ihrer Behandlung ist sie als allgemeine Erscheinung schon bei der Übertragung altarabischer Dichtung in das - iranisierte[25] - Umfeld des ˁAbbāsidenhofes erkannt und beschrieben worden.[26] Deutlich tritt sie auch bei dem Vergleich altarabischer Liebesdichtung mit der frühen persischen hervor, also bei dem Vergleich beider Dichtkulturen in einem zentralen Themen-bereich.[27] Ein äußerst klarer Beleg für eine allgemeine Rhetorisierung, dem aber etwas die sichere Nachweisbarkeit in Bezug auf die Relation des Geäußerten zur Wirklichkeit fehlt, wäre der Umstand, dass altarabische Dichter - im Gegensatz zu den persischen - nie jemanden gepriesen hätten, es sei denn, er hätte wirklich etwas Preisenswertes getan.[28] Immerhin zeigt aber, dass man späterhin offenbar diesen Umstand an ihnen bemerkenswert fand, ein gesteigertes Bewusstsein der Inhaltsleere der panegyri-schen Dichtung, ohne den erkennbaren Willen, sie realitätsnäher gestalten zu wollen, also einen bewusst hohen Grad an Rhetorizität ohne konkreten inhaltlichen Bezug, der ja gerade dann gegeben wäre, wenn man noch bereit gewesen wäre, das Gesagte für wirklich zu halten, und immerhin ist allgemein eine Steigerung der zum Herrscherlob verwendeten sprachlichen Mittel mit Sicherheit feststellbar.[29]

[...]


[1] Der Begriff der Transkulturation umfasst zwei Aspekte, zum einen das Eindringen und die Übernahme einer hegemonialen Kultur, die nicht unverändert übernommen wird, schon da sie notwendig selektiv übernommen wird und die übernommenen Elemente neu kombiniert werden, zum anderen die Trans- und Rekontextualisierung, die geschieht, insofern die importierte Kultur auf eine bereits vorhandene trifft, aber auch schon allein auf Grund stets gegebener Umstände wie der anders gearteten geographischen Faktoren im neuen Umfeld (Ángel Rama, Transculturación narrativa en América Latina, Mexiko 1982, S. 32 ff.; Wolfgang Matzat, Transkulturation im lateinamerikanischen Modernismus. Rubén Daríos ‚Prosas profanas y otros poemas’, in: Romanistisches Jahrbuch 48 (1997), S. 348 f). Hier soll es v. a. um den ersten Aspekt gehen. Der Begriff wurde aber - abgesehen davon, dass er der gegebenen Situation Irans nach der arabischen Eroberung natürlich ausgezeichnet entspricht - schon deswegen gewählt, um zu betonen, dass dieser Aspekt nicht absolut zu setzen ist, soll er hier auch isoliert betrachtet werden. Die vorauszusetzende Grundsatzsituation der Übernahme einer aus religiösen, politischen und militärischen Gründen dominanten Kultur ist sicher im Verhältnis der vormongolisch-iranischen zur arabischen gegeben (Umar Muhammad Daudpota, The Influence of Arabic Poetry on the Development of Persian Poetry, Bombay 1934, S. vii, 1, 12, 33 f.; Bertold Spuler, Iran in frühislamischer Zeit, Wiesbaden 1952, S. 3 f.).

[2] Daudpota aaO. S. vii; Alessandro Bausani, Antonio Pagliaro (Hsgg.), Storia della letteratura persiana, Mailand 1960, S. 308 ff.; Gregor Schoeler, Älteste neupersische Strophendichtung. Rūdakīs musammaṭ, sein arabisches Vorbild und seine persischen Nachfolger, in: Asiatische Studien LI, 1 (1997), S. 622 ff.

[3] Die wichtigsten Einwände gegen eine allzu direkte Herleitung der nach der arabischen Eroberung neu entstehenden Dichtung persischer Sprache von sāsānidischer oder volkstümlich iranischer Tradition führt Alessandro Bausani, Note sui prestiti arabi nella più antica poesia neopersiana, in: Studia classica et orientalia Antonino Pagliaro oblata, Rom 1969, Bd. I, S. 175 f., auf. Vgl. a. Gilbert Lazard, The Rise of the New Persian Language, in: Richard N. Frye, The Period from the Arab Invasion to the Saljuqs (Cambridge History of Iran, Bd. 4), Cambridge 1975, S. 607 ff.

[4] Für die enge Verbindung der frühen arabischen Dichtung mit dem kulturellen Umfeld und der natürlichen Umwelt ihrer Verfasser und deren Folgen für die gesamte folgende islamische Dichtung vgl. Daudpota aaO. S. 17 ff, 20.

[5] Benedikt Reinert, Die persische Qaṣīde, in: Wolfhart Heinrichs (Hsg.), Orientalisches Mittelalter (Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 5), Wiesbaden 1990, S. 243.

[6] Vgl. Bo Utas, Arabic and Iranian Elements in New Persian Prosody, in: Lars Johanson, Bo Utas (Hsgg.), Arabic Prosody in Muslim Poetry, Stockholm 1994, S. 137 f; Johannes T. P. de Bruijn, The individuality of the Persian metre khafîf, in: Lars Johanson, Bo Utas (Hsgg.), Arabic Prosody in Muslim Poetry, Stockholm 1994, S. 38. Dies umfasst auch Elemente, die gegebenenfalls der Prosodie selbst zuzurechnen wären, wie die Betonungen in der frühen persischen Lyrik islamischer Zeit, vgl. Utas aaO. S. 136.

[7] Zu konkreten Beispielen der Übernahme einzelner Themen und Motive vgl. Daudpota aaO. S. 74 ff. Während sich insbesondere einzelne Motive ohne großen Nutzen an allgemeiner Erkenntnis wohl verfolgen lassen (vgl. u. S. 4 f.), sieht es mit dem Bereich der angesprochenen Themen im Gesamten wohl anders aus. Man denke nur an den Ṣūfismus, eine religiöse Bewegung, die im arabischen wie iranischen Bereich stattgefunden und erst sekundär in der Dichtung ihren Niederschlag gefunden hat, in der sie ihre Ausdrucksmittel nicht nur aber auch aus der Liebeslyrik entlehnte (James Darmester, Les Origines de la Poésie Persane. Les préccurseurs d’Omar Khayyam, Aix-en-Provence 1995, S. 74 ff.). Während auf der Ausdrucksebene, also beginnend mit der vorislamischen arabischen Liebeslyrik, wohl noch sinnvoll zu arbeiten wäre, müsste auf inhaltlicher bzw. thematischer Ebene wohl mit dem Qur’ān begonnen und eine komplexe geistige Entwicklung nachgezeichnet werden (vgl. Tilman Nagel, Geschichte der islamischen Theologie. Von Mohammed bis zur Gegenwart, München 1994, S. 133 ff.), die mit Dichtung und Gegenstand der vorliegenden Arbeit unmittelbar eigentlich gar nichts zu tun hat. Was aber eine Beschäftigung auf Inhaltsebene hier völlig sinnlos machte, ist, dass nicht nur die Dichtung Ergebnis einer Übertragung ist, sondern auch ihr Kontext bzw. dessen wichtigster Teil, die spezifische ṣūfische Religiosität Irans, ein Produkt einer mit der der Dichtung beinahe zeitgleichen Übertragung religiöser Vorstellungen ist (Jan Rypka, History of Iranian Literature, Dordrecht 1968, S. 227), wobei man die schon vorhandene persische Dichtung als einen Teil des Kontextes bezeichnen könnte, in den sie übertragen wurden. Ähnlich sieht es auch bei anderen thematischen Bereichen aus, so bei der Panegyrik oder der Liebesdichtung: Auch hier existiert außerhalb der Dichtung z. B. ein Herrschaftsverständnis (Vgl. Claude Cahen, Der Islam I. Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanenreiches (Fischer Weltgeschichte, Bd. 14), bearbeitet von Gerhard Endreß, Frankfurt a. M. 1987, S. 295 u. ö.) oder eine Sexualmoral (Erdmute Heller, Hassouna Mosbahi, Hinter den Schleiern des Islam. Erotik und Sexualität in der arabischen Kultur, München 21994, S. 37 ff. bzw. passim), bei der die etwa gleichzeitige Übertragung des Islam in den iranischen Raum zu berücksichtigen und eventuelle Wechselbeziehungen in die Untersuchung einzubeziehen wären. Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass, während sich bei den eher formalen Aspekten der Dichtung Aspekte des Transkulturationsprozesses isoliert beobachten lassen, die gegebenenfalls dann sogar auf andere seiner Teile oder auf ihn in seiner Gesamtheit übertragbar, inhaltliche und thematische Aspekte von ihm als ganzem nicht abstrahierbar scheinen und für sie ein anderer Ansatz zu wählen ist, z. B. eben einer je nach Inhalt und nicht nach der äußeren Form der entsprechenden Quellen, die letztlich ja vor allem die Dichtung als solche kennzeichnet.

[8] Benedikt Reinert, Probleme der vormongolischen arabisch-persischen Poesiegemeinschaft und ihr Reflex in der Poetik, in: Gustave Edmund von Grunebaum (Hsg.), Arabic Poetry. Theory and Developement, Wiesbaden 1973, S. 101; William Smyth, Early Persian Works on Poetics and their Relationship to Similar Studies in Arabic, in: Studia Iranica 18 (1989), S. 47.

[9] Die arabische Dichtung ist bekanntlich bereits von Zeiten vor Muḥammad an überliefert, die arabische Poetik setzt erst mit dem 9. Jh. ein, die persische Dichtung beginnt Ende 8. / Anfang 9. Jh., die ältesten theoretischen Werke in dieser Sprache entstehen hingegen erst in der Zeit um 1100, vgl. Reinert aaO. 1973, S. 71; Smyth aaO. S. 27 f.

[10] Smyth aaO. S. 27. Von Rādūyānī als Zweck seines Werkes angegeben, vgl. Smyth aaO. S. 34.

[11] Smyth aaO. S. 28, 34.

[12] Die Tatsache, dass sich in der Zeit der Entstehung der ersten persischsprachigen Poetiken im Osten der Trend zur Beein-flussung der persischen Dichtung durch die arabische umkehrt, betont in Anbetracht der Tatsache, dass gerade die frühesten persischen Poetiken am direktesten auf arabische Vorlagen zurückzuführen sind, die Unabhängigkeit der Übertragung beider in das iranische Kulturgebiet und die persische Sprache. Vgl. Reinert aaO. S. 78; Smyth aaO. S. 27, 34 f.

[13] Rypka aaO. S. 80; Smyth aaO. S. 46.

[14] Ebenfalls unmittelbar klar dürfte sein, warum in diesem Fall kein Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht, nicht, weil von einer gegenseitigen Beeinflussung ausgegangen werden muss, sondern da in diesem Falle je die gleiche Proble-matik besteht, dass das eine leicht, das andere kaum übertragbar.

[15] Vgl. Reinert aaO. S. 85.

[16] Reinert aaO. S. 85.

[17] Reinert aaO. S. 86.

[18] Reinert aaO. S. 85.

[19] Unter Rhetorisierung sei hier jede Verlagerung des Schwergewichts von der inhaltlichen Ebene auf die Ausdrucksebene beim Verfassen und der Wertung von Texten verstanden.

[20] Im viertletzten Doppelvers einer qaṣīde zum Lobe Sultan Maḥmūds von Ġazna (Dīvān-e ostād ˁOnṣūrī-ye Balḫī, hsg. v. Moḥammed-e Dabīr-e Seyāqī, Teheran 1963, S. 280).

[21] Harald Kindermann, Stichwort „Rabīˁa and Muḍar“, in: Clifford E. Bosworth, Emeri van Donzel, Wolfhart Heinrichs, Gérard Lecomte (Hsgg.), The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. VIII, Leiden 1995, S. 352 ff.

[22] Vgl. a. Daudpota aaO. S. 32 f.

[23] Daudpota aaO. S. 41 ff.; Bausani, Pagliaro aaO. S. 329. Vgl. a. Schoeler aaO. S. 604 ff.

[24] Es gibt weitere Beispiele persischer qaṣā’ed, die an andere und jüngere arabische Vorbilder angelehnt, vgl. Daudpota aaO. S. 57 ff. Die meisten anderen Gattungen persischer Dichtung sind hingegen nicht arabischer Herkunft oder stammen eben-falls von der Qaṣīdenform ab (ġazal), sind hier also nicht einzubeziehen (vgl. Daudpota aaO. S. 64).

[25] Spuler aaO. S. 289.

[26] Daudpota aaO. S. 22.

[27] Daudpota aaO. S. 19 f.

[28] Daudpota aaO. S. 80 ff.

[29] Daudpota aaO. S. 82 f.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Der Verlust des ursprünglichen Kontexts als ein Erklärungsmuster für die Entstehung einiger Besonderheiten der frühen persischen Dichtung islamischer Zeit
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
29
Katalognummer
V111895
ISBN (eBook)
9783640103850
ISBN (Buch)
9783640130092
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verlust, Kontexts, Erklärungsmuster, Entstehung, Besonderheiten, Dichtung, Zeit
Arbeit zitieren
Rainer Weirauch (Autor:in), 2005, Der Verlust des ursprünglichen Kontexts als ein Erklärungsmuster für die Entstehung einiger Besonderheiten der frühen persischen Dichtung islamischer Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111895

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