In der Spannung von Professionalität und Erbarmen in Krankenhäusern und anderen Pflegeinstitutionen


Hausarbeit (Hauptseminar), 1999

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsdefinitionen

3 Professionalität und Erbarmen im Krankenhaus
3.1 Die strukturellen Rahmenbedingungen
3.2 Die „schlanke Organisation“
3.2.1 Persönliche Qualifikationen
3.3 Das Verhältnis von Professionalität und Erbarmen
Exkurs: Geschlechtspezifische Implikationen?
3.4 Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit

4 Die Verantwortung der kirchlichen Träger

5 Resümee

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Innerhalb des Seminars „Kunde oder Patient? Die Solidarität mit den kranken und alten Menschen unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit“ befaßt sich die vorliegende Arbeit mit einem Problemfeld, welches vor allem in Krankenhäusern, aber auch anderen Institutionen der Pflege wie beispielsweise Altenheimen diskutiert wird. Es geht um die Frage der Spannung zwischen Professionalität und Erbarmen. Zunächst erscheint es recht einfach.

„Verlangt ist ein Management nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen, das den medizinischen und pflegerischen Anforderungen Rechnung trägt und in dessen Mittelpunkt der Patient als Kunde steht, dessen Bedürfnisse es für das Krankenhaus und den Patienten erfolgreich zu befriedigen gilt.“[1]

Daraus ergeben sich jedoch bei genauerem Hinsehen einige Unklarheiten, die einer Interpretation bedürfen. Inwieweit kann bei einem Patienten von »Kunde« gesprochen werden? Welche Anforderungen sind zu erfüllen? Welche Arten von Bedürfnissen sollen befriedigt werden?

Nach einer kurzen Definition der zentralen Begriffe werden Professionalität und Erbarmen im Krankenhaus thematisiert. Dies geschieht anhand der notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen und den Voraussetzungen an die Qualifikation der Mitarbeiter für die Umsetzung einer „schlanken Organisation“. Nachdem das Verhältnis von Professionalität und Erbarmen dargestellt worden ist, folgt ein Exkurs zu geschlechtsspezifischen Implikationen. Insbesondere werden dann die Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die angesprochene Spannung in den Blick genommen, bevor die Verantwortung der kirchlichen Träger näher betrachtet wird. Im Resümee werden abschließende Bemerkungen den Inhalt der Arbeit zusammenfassen.

2 Begriffsdefinitionen

Der Begriff der Professionalität beinhaltet fachliches Wissen, richtiges Erkennen und Diagnostizieren der Krankheitsursachen, kompetente Auswahl aus Heilungsalternativen, sachgerechte und effiziente Durchführung der entsprechenden Therapie. Darüber hinaus wird in ihm ein menschenwürdiger Umgang mit dem Patienten vorausgesetzt, der der jeweiligen Situation und der je unterschiedlichen Person adäquat zu sein hat.

Der Begriff des Erbarmens geht über den der Professionalität hinaus und setzt einen anderen Akzent. Im Erbarmen findet eine Emotionalisierung der Beziehung zwischen dem Helfenden und dem zu Helfendem statt. Dadurch wird der Hilfesuchende ganzheitlicher wahrgenommen und in seiner Bedürftigkeit nicht auf die Bereiche seiner Krankheit, Einschränkung oder Behinderung reduziert.

In Analogie zur Professionalität läßt sich der »Hilfsbedürftige in gesundheitlichen Fragen« als Kunde bezeichnen, der innerhalb eines Marktes von medizinischen Angeboten, von unterschiedlichen Therapieverfahren und verschiedenen Krankenhäusern das für sich entsprechende auswählen kann. Hierbei kennzeichnet den Kunden die Freiheit, selber zu entscheiden, wo, in welcher Weise und zu welchem Preis er behandelt werden möchte. Er bestimmt den für ihn angemessenen Kompromiß innerhalb des Preis-Leistungs-Verhältnisses der Angebote.

Im Gegensatz zum Begriff des Kunden, der die aktive Rolle des Hilfsbedürftigen betont, nimmt die Bezeichnung » Patient « die Gesamtperson in den Blick, die als ganze leidet und als solche der Fürsorge bedarf, weil sie ausdrückt, daß

„der Kranke aufgrund seiner Schwäche und passiven Rolle verletzlicher [ist], er ist gezwungen, sich als Heilungssuchender Arzt, Pflegern und Krankenhaus vertrauensvoll auszuliefern.“[2]

In einem Leitbild gibt der Träger einer sozialen Einrichtung, einem Krankenhaus oder einem Altenheim eine Unternehmensphilosophie, die „die wesentlichen Werte und Ziele als Grundsätze formuliert.“[3] Damit wird intern durch stabile Wertorientierungen eine Identität geschaffen, die nach außen hin die besonderen Schwerpunkte und Akzentsetzungen in der Arbeit und Arbeitsweise des jeweiligen Hauses repräsentiert. Dieses Leitbild ist die Grundlage für ein komplexes System bzw. Netz von Bewußtseins- und Verhaltensmustern, welches das Alltagshandeln der Mitarbeiter bestimmt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich positiv mit ihrem Unternehmen zu identifizieren.[4] Die in einer solchen Corporate Identity ausgedrückten Werte prägen die Prioritäten in der Gesamtheit der Entscheidungsbereiche vom Management, über die Leistungsprofile, bis hin zum individuellen Verhalten. Damit verbunden sind eine gesteigerte Arbeitsidentifikation und -motivation, eine verbesserte Gemeinschaftsidentität und Kooperationsqualität und nicht zuletzt eine größere Transparenz von und Identifikation mit Zielen, Werten und Grundsätzen des Hauses.[5]

Kurz und knapp läßt sich zusammenfassen:

„Das Leitbild spiegelt die gemeinsame Werteordnung aller am Leistungserstellungsprozeß Beteiligten wider, zeigt die ethische, medizinische, pflegerische und ökonomische Zielrichtung auf, der sich alle gemeinsam verpflichten. Dieses gemeinsame Grundverständnis ist die Basis für ökonomischen und medizinischen Erfolg.“[6]

3 Professionalität und Erbarmen im Krankenhaus

„Es ist eine Tatsache, daß die Entwicklung der Medizin das Krankenhaus unvermeidbar verändert hat. Seine soziale Atmosphäre wird zunehmend von einem zweckrationalen, arbeitsteiligen, rollenhaften und auf Funktionalität zielenden Verhalten von Arzt, Pflegern und Patienten bestimmt. Hier aber droht die Gefahr, daß Medizin und Klinik den Menschen, dem sie dienen wollen, aus dem Blick verlieren, aber nicht nur den Kranken als Menschen, sondern nicht minder die Menschlichkeit des Arztes und Pflegers.“[7]

Im Folgenden sollen diese Veränderungen und Gefahren näher betrachtet und eine befriedigende Verbindung zwischen einem sinnvollen, effizienten Einsatz der technischen Möglichkeiten und einem menschenwürdigen Umgang gesucht werden.

[...]


[1] Adam, Dietrich, Leitbild und Unternehmenskultur im Krankenhaus im Wandel, 13.

[2] Pottmeyer,, Hermann J., Das Kirchliche Krankenhaus - Zeugnis kirchlicher Diakonie und ihres Auftrags, 70.

[3] Ehrhardt, Helmut, Röhrßen, Thomas, Leitbild und Unternehmenskultur im Krankenhaus, 63.

[4] Vgl. a.a.O., 61.

[5] Vgl. a.a.O., 60.

[6] Adam, Dietrich, Krankenhausmanagement im Wandel, 14.

[7] Pottmeyer,, Hermann J., a.a.O., 70.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
In der Spannung von Professionalität und Erbarmen in Krankenhäusern und anderen Pflegeinstitutionen
Hochschule
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main  (Christliche Gesellschaftsethik)
Veranstaltung
Kunde oder Patient? Die Solidarität mit den kranken und alten Menschen unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit
Note
2,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
15
Katalognummer
V11187
ISBN (eBook)
9783638174152
ISBN (Buch)
9783638746656
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Friedhelm Hengsbach SJ
Arbeit zitieren
Cornelius Keppeler (Autor:in), 1999, In der Spannung von Professionalität und Erbarmen in Krankenhäusern und anderen Pflegeinstitutionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11187

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