Ludwig II. von Bayern und die nationale Einigung von 1871

Personen machen Geschichte?


Facharbeit (Schule), 2008

17 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Familiäre Hintergründe
2.1 Das Haus Wittelsbach
2.2 Kindheit, Erziehung, Ausbildung

3. Politischer Werdegang
3.1 Bayern bis zur Thronbesteigung 1864
3.2 Die ersten Regierungsjahre

4. Die Rolle Ludwigs II. in Bismarcks Realpolitik
4.1 Ludwig II. und Bismarck
4.2 Unvermeidliche Annäherung an den „Nord”-Deutschen Bund
4.3 Deutsch-Französischer Krieg
4.4 Kaiserbrief und Reichsgründung

5. Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Oftmals wird gesagt „Der König musste sterben, damit der Mythos des Märchenkönigs geboren werden konnte”.[1]

König Ludwig II. von Bayern ist bereits über 120 Jahre tot, doch trotzdem noch populär. Bekannt geworden ist er im Wesentlichen durch sein exzentrisches Verhalten, seinen bis heute ungeklärten Tod und seine weltweit bekannten Schlösser. War er somit nur Bauherr und Förderer des Komponisten Richard Wagner?

Die Gestalt dieses Königs wird meist abgesondert von den Zeitumständen betrachtet. Er lebte an einem wichtigen Wendepunkt der deutschen Geschichte - der deutschen Einigung 1871.

War er nur Träumer oder auch Staatsmann?

Hinterließ er seine Spuren ebenso wie andere große Denker in der Geschichte?

Die Beleuchtung seiner politischen und geschichtlichen Person steht im Zentrum dieser Arbeit.

Zur Beantwortung dieser Fragen wird, beginnend mit der Herkunft und Kindheit des Königs, sein politischer Werdegang von der Thronbesteigung 1864 und den Verhältnissen, die ihn erwarteten, bis hin zu seiner Rolle während der deutschen Einigung verfolgt. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf seiner Funktion im politischem Programm Bismarcks und seiner Beziehung zu diesem liegen. Waren sie einander abgeneigt oder gab es wohlmöglich so etwas wie „Bewunderung”?

2. Familiäre Hintergründe

2.1 Das Haus Wittelsbach

Ludwig II. von Bayern entspringt einem der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, der Herrscherfamilie der Wittelsbacher. Ihre politische Tradition lässt sich laut der Genealogie des Freiherrn Otto von Dungern ab 1000 nach Christus verfolgen. Zu dieser Zeit standen die Hohenzollern erst am Anfang ihrer Karriere.

Der lange erwartete Thronfolger erblickte am 25. August 1845 eine halbe Stunde nach Mitternacht in Schloss Nymphenburg das Licht der Welt. Seine Mutter, Marie Friederike Franziska Auguste Hedwig, Königliche Prinzessin von Preußen aus dem Geschlecht der Hohenzollern, hatte zwei Jahre zuvor eine Fehlgeburt erlitten, und so freuten sich das Volk und die Verwandten, als mit 101 Kanonschüssen in München bekanntgegeben wurde, dass ein Prinz geboren sei, der die Dynastie fortsetzen sollte.

Mehrere Gerüchte winden sich um die genaue Geburtszeit. Demnach ist der Thronfolger bereits einige Tage zuvor zur Welt gekommen, jedoch sei genau dieser Zeitpunkt zur Bekanntgabe gewählt worden, weil der Großvater, König Ludwig I., zur gleichen Stunde geboren wurde.[2]

Entgegen dem Wunsch der Eltern, die ihm den traditionellen Namen „Otto” geben wollten, wurde der Junge nach seinem Großvater und Taufpaten benannt, dem französischen König Ludwig XVI, der in späteren Jahren zu seinem großen Vorbild auf Grund seines Reichtums und seiner Macht wurde. Zudem galt sein Namenspatron, der heilige König Ludwig IX. von Frankreich, als „Ideal eines christlichen Monarchen”, „als Heiliger des Bundes von Thron und Altar”[3].

2.2 Kindheit, Erziehung, Ausbildung

Gemäß der damaligen Vorstellung, dass Kinder durch eine besonders harte und spartanische Erziehung zu tüchtigen Menschen werden, erzogen die Eltern ihre beiden Söhne, Ludwig und Otto. Oder besser gesagt, sie ließen sie erziehen. Denn der König und die Königin hatten nicht viel Zeit für ihre Söhne. Und so konfrontierten das Personal und mehrere Erzieher die Jungen mit „frühem Aufstehen, wenig Essen, viel Unterricht und strengen Bestrafungen”[4], die der König immer persönlich übernahm. Eine besonders harte Bestrafung sorgte dafür, dass Ludwig die Königliche Villa in Berchtesgaden nie wieder betrat, als er später König geworden war.

Für Kronprinz Ludwig war seine Kindheit „eine Kette demütigender Peinigungen”[5], wie er später dem amerikanischen Schriftsteller Lew Vanderpool erzählte. Dies lag aber nicht nur an den Züchtigungen, sondern auch an der übrigen Erziehung, die seinem freien, künstlerischen Wesen widersprach. Statt mit Bleisoldaten, wie sein Bruder, spielte er lieber mit Bauklötzen und gestaltete immer neue Gebäude.

Genauso wenig war er an seinen zukünftigen Aufgaben als König interessiert. König Maximilian II. konnte seinen Sohn Ludwig nur mit viel Überredung zu Spaziergängen in den Englischen Gärten bewegen. Hier hätte er in Gesprächen etwas über die Regierungsgeschäfte des Königs erfahren. Doch eine engere Beziehung zwischen den beiden wurde nie geknüpft. „Was soll ich mit dem jungen Herrn sprechen? Es interessiert ihn nicht, was ich anrege.”[6]

Obwohl Ludwigs Ausbildung nicht dem Niveau entsprach, auf das der Schulreformer Maximilian II. das öffentliche Bildungswesen gehoben hatte[7], hörte der Kronprinz nach der eigentlichen Schulbildung Vorlesungen an der Münchener Universität. Dort erhielt er einen Platz, abgesondert von den anderen Studenten. Da er mit etwa achtzehn Jahren bereits König wurde, blieb seine „Bildung jedoch bruchstückhaft”.[8]

3. Politischer Werdegang

3.1 Bayern bis zur Thronbesteigung 1864

Zu Beginn des 19. Jahrhundert hatte auch Bayern mit dem Problem der Integration zu kämpfen, das durch die Revision der territorialen Verhältnisse des ehemaligen Heiligen Römischen Reichs entstanden war. Die verschiedenen Elemente des neuen Staates unterschieden sich in ihrer „historisch-politischen Tradition wie in ihrer Sozial- und Wirtschaftsstruktur”.[9] Die bürgerlich-nationalen Kräfte wurden durch die Gewährung politischer Freiheiten an den Staat gebunden, doch blieb weiterhin der Wunsch „nach der Überwindung der partikularstaatlichen Zersplitterung und Einigung des deutschen Staates”.[10]

Das Volk begrüßte Ludwig I., den Großvater Ludwigs II., als liberalen Politiker. Bald zeigte sich seine Regierung jedoch eher autokratisch und restaurativ. Wirtschaftlich führte er Bayern in der Zeit von Restauration und Aufbruch im 19. Jahrhundert in die Moderne. Der bisher agrarwirtschaftlich geprägte Staat entwickelt sich langsam zu einem Industriestaat. Das Volk mochte ihn, da sie erkannten, „dass er sich für die Weiterentwicklung der Gesellschaft einsetzte”.[11]

Sein Sohn Maximilian II. war ein völlig gegensätzlicher Herrscher. Wo sein Vater extrovertiert, war er introvertiert. „Er war eher trocken und wissenschaftlich. Sein Lebenszweck war das Lernen”.[12] Er machte aus Bayern einen Kultur- und Bildungsstandort erster Klasse und aus München eine Universitätsstadt, indem er herausragende Wissenschaftler und Denker - die sogenannten „Nordlichter”[13] - in den Staat holte. Er setzte auf Allgemeinbildung und versuchte den religiösen Frieden zu sichern.

Als König hatte Maximilian II. einen schweren Start. In Bayern kam es seit März 1848 zu immer mehr demokratisch und liberal motivierten Unruhen; der Druck auf die Regierung Ludwigs I. wurde immer größer. Zusätzlich gab es Kritik an seinem selbstherrlichen Führungsstil und - aus dem konservativ-katholischen Lager - an seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez. Daher dankte er, bevor gar noch Blut vergossen wurde, zu Gunsten seines Sohnes ab. Deutschland steckte mitten in der Revolution.

[...]


[1] Ammon, Thomas. Ludwig II. für Dummies. Der Märchenkönig - Zwischen Wahn, Wagner und Neuschwanstein. Weinheim: WILE-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2007, S.29

[2] Herre, Franz. Ludwig II. Bayerns Märchenkönig - Wahrheit und Legende. München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1991, S.10

[3] Herre, Franz. a.a.O. S.12

[4] Ammon, Thomas. Ludwig II. für Dummies. Der Märchenkönig - Zwischen Wahn, Wagner und Neuschwanstein. Weinheim: WILE-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2007, S.56

[5] Ammon, Thomas. a.a.O.

[6] Herre, Franz. Ludwig II. Bayerns Märchenkönig - Wahrheit und Legende. München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1991, S.73

[7] Herre, Franz. a.a.O. S.81

[8] Herre, Franz. a.a.O.

[9] Weis, Eberhard. Die Begründung des modernen bayerischen Staates unter König Max I. (1799 - 1825). Handbuch der bayerischen Geschichte. Hrsg. von Max Spindler. Band IV, 1. München, 1974

[10] Scheider, Theodor. Partikularismus und Nationalbewusstsein im Denken des deutschen Vormärz. Staat und Gesellschaft im deutsche Vormärz. 1815 - 1848. Hrsg. von Werner Conze. Stuttgart: Klett, 1962

[11] Ammon, Thomas. Ludwig II. für Dummies. Der Märchenkönig - Zwischen Wahn, Wagner und Neuschwanstein. Weinheim: WILE-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2007, S.44

[12] Ammon, Thomas. a.a.O. S. 52

[13] Ammon, Thomas. a.a.O. S. 50

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Details

Titel
Ludwig II. von Bayern und die nationale Einigung von 1871
Untertitel
Personen machen Geschichte?
Note
13
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V111724
ISBN (eBook)
9783640135998
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ludwig, Bayern, Einigung
Arbeit zitieren
Angelika Großmann (Autor:in), 2008, Ludwig II. von Bayern und die nationale Einigung von 1871, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111724

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