Die Kontinuität im Siedlungsgebiet Lahn


Hausarbeit, 2004

19 Seiten, Note: 1,4


Leseprobe


Gliederung

2. Allgemeiner Überblick über das Siedlungsgebiet Lahn.

3. Überblick über das Siedlungsgebiet Lahn anhand von drei Beispielen:
3.1 Der Dünsberg:
3.2. Der Schiffenberg:
3.3. Die Stadt Pohlheim:

4. Fazit

5. Zeitlinie des Siedlungsgebietes Lahn:

6. Literaturverzeichnis:

7. Anhang:

2. Allgemeiner Überblick über das Siedlungsgebiet Lahn

Das Siedlungsgebiet Lahn war in römischer Zeit Limes – Grenzgebiet (ca. 1. – 3. Jh.) und hatte besonders durch diese Tatsache eine Sonderstellung gerade in der Gegend um Giessen. Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, dass eine bedeutende Handelsstrasse von dem heutigen Frankfurt am Main Heddernheim über Butzbach nach Giessen führte (Marienstraße), wo sie sich in eine Nord- und eine Ostroute aufteilte. Diese ging wahrscheinlich bis in das heutige Gebiet Sachsens im Osten und bis nach Niedersachsen im Norden weiter.

Durch Ausgrabungen im heutigen Giessener Stadtgebiet wurden Friedhöfe freigelegt, die in diese Zeit datiert wurden (Sandberg). Es handelt sich hierbei um eine germanische Dorfsiedlung und um die dazugehörigen Grabfelder des 1. bis 3. Jahrhunderts nach Christus. Die dort gemachten Funde deuten auf eine Siedlung hin, die, so scheint es, eine Ausnahme ist. Die Germanen siedelten selten, zumindest so weit wir wissen, so nahe am Limes.

Anhand der Grabbeigaben versucht man diese Germanen den Chatten zuzurechnen. Allerdings werden die meisten Funde dieser Zeit den Chatten zugeschrieben, ohne dass wir genau wissen können ob diese Germanen Chatten waren oder was wir uns genau unter den Chatten vorzustellen haben. Sehr wahrscheinlich bestand dort ein Foederatenverhältnis[1] zwischen den Römern und den dort siedelnden Germanen, wie es auch im Bereich des südlichen Limes, aber auch zeitweise im Bereich um Mainz bezeugt wird. Diese Interpretation kam durch die genaue Betrachtung und Einschätzung des archäologischen Fundgutes zustande.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[2]

Abb. 1: Zeigt die Anhäufung von römischen und germanischen Funde. Gerade hier wird deutlich, dass es im Raum um Giessen mehrere germanische Siedlungen in der Nähe des Limes gegeben hat.

Durch die Analyse der Grabbeigaben kam man zu dem Schluss, dass die im Grenzgebiet ansässigen Germanen einen regen Austausch mit den Römern betrieben haben müssen, da eine solch massive Ansammlung von Gütern durch Raubzüge unwahrscheinlich erscheint.

Der Siedlungswiederbeginn im Giessener Becken wird aufgrund derselben bzw. auch aufgrund anderer Grabungsbefunde im Bereich des heutigen Heuchelheim bei Giessen auf ca. 700 n. Chr. oder auf das späte siebte Jahrhundert geschätzt. Gerade für Heuchelheim wird dies durch Grabungsfunde angenommen, die der Historiker Rolf Gensen[3] dahingehend interpretierte. Im Jahre 775 n. Chr. wird Giessen – Wieseck, sowie die Wüstungen Selters und Ursenheim werden zum ersten Mal urkundlich erwähnt und 1197 n. Chr. wird Giessen als solches zum ersten Mal erwähnt.

„Ausgangspunkt der Siedlungsgeschichte Giessens ist die Burg Gleiberg.“[4].

1151/52 baut Wilhelm vom Gleiberg eine kleine Burg am Zusammenfluss von Lahn und Wieseck. 1197 wird seine Witwe Salome erwähnt und damit der Ort Giessen: „ … domina Salome comitissa de Giezzen … “. Der Name der Burg („Giezzen“) wurde in der Folge zum Leitnamen der sich bildenden Siedlung um die Burg. Danach, so wird angenommen, wurde diese Burg zum Mittelpunkt der Osthälfte der Grafschaft. Allerdings führt uns dieser winzige Exkurs schon zu weit. Er soll lediglich als Beispiel für die Schwierigkeiten der Quellensuche dienen. Konrad Weidemann geht davon aus, dass es ständig besiedelte Befestigungen im 5. Jh. rechts des Rheins gab, zu denen er auch den Dünsberg zählt.[5] Im 7. Jh. soll es, so Weidemann weiter, eine größere Anzahl von Befestigungen in Hessen, Thüringen und Unterfranken gegeben haben. Allerdings, so betont er, sei dies keine Sondererscheinung.

Auch Heinz Löwe pflichtet dem bei: „In der Mitte aber verlief die vom Mittelrhein ausgehende Linie fränkischer Expansion nach Hessen, Thüringen und in das Maingebiet. In diesen Gebieten gestalteten die Franken das verbindende Mittelstück zwischen den oberdeutschen und niederdeutschen Stämmen, schufen sie eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entstehung des deutschen Volkes. Aber für die politische, kulturelle und siedlungsmäßige Durchdringung dieses Raumes waren im 7. Jh. die ersten Anfänge gemacht.“[6].

Damit häufen sich die Lehrmeinungen über die Neubesiedlung dieser Region. Allerdings sollte man sich auch fragen, ob dies eine wirkliche Neubesiedlung war, oder ob sich die Herrschaft nur über die dort ansässigen Stämme ausbreitete. „Dagegen hatte das Bistum Mainz am Ende des 7. Jh. bereits die Wetterau … erfasst, während Trier – in Konkurrenz zu Mainz – die Christianisierung entlang der Lahn betrieb … .“[7]. Die Ausbreitung der Christianisierung ist ein weiteres Indiz dafür, dass es in diesem Gebiet eine ansässige Bevölkerung gab. Allerdings ist es schwierig hieraus eine Kontinuität abzuleiten. Eine lückenlose Beweislage haben wir hier bis zum 12. Jh. nicht. Es gibt lediglich Indizien dafür. Bonifatius, der zu Zeiten Karl Martells Hessen missionierte, kam 721 n. Chr. nach Amöneburg, das in der Nähe des Giessener Beckens liegt. Er fand dort eine befestigte Siedlung vor, auf der er ein Brüderpaar (Dettic und Deorulf) antraf. Manche Autoren ordnen diese Brüder den Namen nach den Franken zu. Hinzu kommt, dass manche Autoren der Ansicht sind, dass die Brüder diesen Besitz ererbt hatten. Im Weiteren berichtet Bonifatius von einer Burg. Dies sind Indizien für eine Kontinuität dieses Platzes seit der Mitte des 7. Jh. n. Chr. . 738 sicherte Karl Martell die Grenzen Hessens und Thüringens durch einen Feldzug gegen die Sachsens. Dies dürfte zu einer weiteren, allgemeinen Kontinuität in diesem „Großraum“ Hessen/Thüringen geführt haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[8]

Abb. 2: Zeigt die nördliche Grenze des Limes und führt einzelne Ortschaften auf, die in der Nähe Giessens innerhalb des Limes lagen. Gambach war römisch besiedelt und ist heute ca. 5 km von der Gemeinde Pohlheim entfernt.

Im weiteren Verlauf des 8. Jh. sind die Aktivitäten des Bischofs Lul von Mainz zu nennen, der die Büraburg und Erfurt an die Diözese Mainz zog. Hinzu kommt, dass das Kloster Hersfeld durch Mainz gegründet wurde (8.Jh.). Diese Effekte führten zu einer stärkeren Christianisierung und einem verbesserten Landesausbau durch die Klöster. Außerdem hatte dies eine verstärkte Einbindung der Gebiete Hessen und Thüringen in das fränkische Maingebiet zur Folge.

Unter Karl dem Großen (768 – 814) wurden die Klöster Hersfeld, Fritzlar, Amöneburg, Fulda und Lorsch in das sog „mitteldeutsche Reichskirchensystem“ eingefügt und wurden dadurch de facto Reichsklöster.

Diese Effekte führten zu einer verstärkten Christianisierung und damit zu einem verstärkten Landesausbau.

In dem nächsten Kapitel soll anhand von Beispielen näher auf die Möglichkeiten der Beweise einer Kontinuität eingegangen werden.

[...]


[1] Foederatenverhältnis = Bündnisverhältnis

[2] Dietwulf Baatz, Fritz – Rudolf Herrmann (Hrsg.): „Die Römer in Hessen“, Reprint, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2002, S. 75.

[3] Rolf Gensen: „Christenberg, Burgwald und Amöneburger Becken in der merowingisch-karolingischen Zeit“.

[4] http://stadtarchiv-giessen.online-h.de/Geschichte.ohml, darin Ludwig Brake: „Giessen – eine Standortbestimmung“, S. 1.

[5] Konrad Weidemann: „Archäologische Zeugnisse zur Eingliederung Hessens und Mainfrankens in das Frankenreich vom 7. bis zum 9. Jahrhundert“.

[6] Heinz Löwe: „Deutschland im fränkischen Reich“, in: Gebhardt, Handbuch der Deutschen Geschichte, Band 2, Taschenbuchausgabe, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 2. Aufl., 1999, S. 91.

[7] Ebenda, S. 99.

[8] Dietwulf Baatz, Fritz – Rudolf Herrmann (Hrsg.): „Die Römer in Hessen“, Reprint, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2002, Innenseite Umschlag.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Kontinuität im Siedlungsgebiet Lahn
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Historisches Institut)
Note
1,4
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V111668
ISBN (eBook)
9783640097517
ISBN (Buch)
9783640123520
Dateigröße
791 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kontinuität, Siedlungsgebiet, Lahn
Arbeit zitieren
M.A. Magister Artium Sebastian Popovic (Autor:in), 2004, Die Kontinuität im Siedlungsgebiet Lahn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111668

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