Die Pflegevisite als ein Instrument zur Qualitätssicherung


Diplomarbeit, 2008

86 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung

2.0 Qualität und Qualitätssicherung
2.1 Definition Qualität und Qualitätssicherung
2.2 PDCA – Zyklus
2.3 Persönliche Umsetzung des Deming – Kreises
2.4 Prozessqualität
2.5 Strukturqualität
2.6 Ergebnisqualität

3.0 Pflegevisite
3.1 Entstehung / Ursprung der Pflegevisite
3.2 Definition der Pflegevisite
3.3 Arten der Pflegevisite
3.3.1 Bewohnerbezogene Pflegevisiten
3.3.1.1 Makrovisite
3.3.1.2 Mikrovisite
3.3.2 Mitarbeiterbezogene Pflegevisite
3.3.3 Pflegedokumentationsbezogene Pflegevisite
3.3.4 Pflegeumfeldbezogene Pflegevisite

4.0 Gesetze

5.0 Pflegevisite als Instrument der Qualitätssicherung
5.1 Instrument der bewohnerbezogene Pflegevisite
5.2 Instrument der mitarbeiterbezogenen Pflegvisite
5.2.1 Die Sozial-, die Fach- und die Organisationskompetenz
5.3 Instrument der Überprüfung der Pflegedokumentation
5.4 Pflegevisite als Führungsinstrument

6.0 Ziele der Pflegevisite
6.1 Ziele der Pflegequalität
6.2 Ziele der Bewohner
6.2.1 Zufriedenheit des Bewohners
6.2.1.1 Vorbereitung
6.2.1.2 Ermittlung der Zufriedenheit
6.2.1.3 Auswahl der Bewohner
6.2.1.4 Nachbereitung
6.3 Ziele der Pflegekraft
6.3.1 Zufriedenheit des Mitarbeiters
6.4 Ziele der Führungsebene
6.5 Ziele der Institution
6.6 Gemeinsame Ziele der Führungsebene und der Institution

7.0 Organisatorische Aspekte
7.1 Vorbereitung der Pflegevisite
7.2 Umsetzung / Durchführung der Pflegevisite
7.2.1 Mikrovisite
7.2.2 Makrovisite
7.2.3 Neuaufnahme eines Bewohners
7.2.4 Verschlechterung des Allgemeinzustandes
7.2.5 Neu- und Ersteinstufung eines Bewohners
7.2.6 Dokumentationsbezogene Pflegevisite
7.2.7 Pflegeumfeld bezogene Pflegevisite
7.3 Nachbereitung der Pflegevisite

8.0 Sicht des MDK´s

9.0 Organisatorische Vorraussetzungen
9.1 Unternehmenskultur
9.2 Qualitätspolitik
9.3 Leitbild
9.4 Organigramm

10.0 Intervall der Pflegevisite
10.1 Bewohnerbezogene Pflegevisiten
10.2 Mitarbeiterbezogene Pflegevisite
10.3 Dokumentationsbezogene Pflegevisite

11.0 Mögliche Ängste
11.1 Ängste der Bewohner / Angehörigen
11.2 Ängste der Mitarbeiter
12.0 Schlusswort

1.0 Einleitung

In der deutschsprachigen Literatur ist der Begriff der Pflegevisite seit den 80er Jahren zu finden, aber die ersten konzeptuellen Definitionen wurden erst Anfang der 90er Jahre vorgestellt. Die Pflegevisite wird unterschiedlich definiert und hat mehrere Anwendungsbereiche. Sie reichen von der Pflegevisite als Führungsinstrument, der Pflegevisite als Qualitätsinstrument bis hin zur Pflegevisite als Instrument der Bewohnerpartizipation. Unter einer Visite stellt man sich gewöhnlich den Besuch des Arztes am Krankenbett vor. Pflegevisiten sind aber die logische Fortsetzung der Pflegeplanung, weil Pflegeplanung nicht statisch, sondern dynamisch ist, d.h. der Pflegebedarf oder die Pflegeprobleme des Bewohners ändern sich, Pflegeziele werden erreicht usw. Ein wichtiger Aspekt ist auch das Selbstbestimmungsrecht unserer Bewohner, sie müssen Gelegenheit erhalten, ihre Wünsche zu artikulieren und Informationen über die geplanten Ziele zu erhalten.

Im Rahmen meiner Weiterbildung zur Pflegedienstleitung habe ich erfahren das es verschiedene Werkzeuge zur Sicherung der Pflegequalität gibt. Eines der wichtigsten und effektivsten Werkzeuge dafür ist die Pflegevisite.

Ich möchte Ihnen anhand meiner Facharbeit verdeutlichen, warum die Pflegevisite eines der wichtigsten Werkzeuge ist. Welche Vorraussetzungen eine gute Führungskraft mitbringen muss, welche verschiedenen Arten der Pflegevisite es gibt, wo und wie sie ursprünglich entstanden ist und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beachten sind. (Bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen möchte ich in die Gesetze: Heimgesetz, den Leistungs-, und Qualitätsvereinbarungen nach § 80a SGB XI, dem Rahmenvertrag nach § 75 SGB XI und dem Pflegequalitätssicherungsgesetz nach § 112 und § 114 SGB XI genauer eingehen).

Leider wird der Begriff Pflegevisite immer mit etwas negativem verbunden. Ich möchte in meiner Arbeit verdeutlichen, warum die Pflegevisite nicht nur einen Kontrollmechanismus hat, der immer negativ empfunden wird, sondern ich möchte verdeutlichen welchen positiven Charakter die Pflegevisite mit sich bring. Leider musste ich des Öfteren feststellen, dass die Pflegevisite gezielt eingesetzt wird um wirtschaftliche Vorteile daraus zu erzielen. In der Theorie mag das auch eine Möglichkeit sein, aber dennoch vergessen viele Einrichtungs-, und Heimleitungen, dass noch weitere Faktoren auftreten, welche zu Beginn gar nicht ersichtlich sind. Ich möchte in meiner Facharbeit verdeutlichen, dass durch eine gezielte Pflegevisite das Verhältnis zwischen der Mitarbeitern und der Pflegedienstleitung gesteigert werden kann und somit ein positiver Effekt erscheint. Dadurch kann Verständnis und Vertrauen zwischen den Mitarbeitern und der Führungsebene geschaffen werden. Außerdem lernt die Pflegedienstleitung die Bewohner näher kennen und kann somit für die Mitarbeiter bei eventuellen schwierigen Situationen wie problematische Angehörige, Schicksaalschläge, Tod und Sterben der Bewohner oder bei schwerwiegenden Krankheitsbildern eine Stütze für die Mitarbeiter sein.

Selbstverständlich ist in der Pflegevisite auch ein Kontrollmechanismus vorhanden, der aber nicht ausschließlich dazu dienen soll, schlechte Mitarbeiter aus einem Betrieb zu bekommen, sondern um schwache Mitarbeiter helfen soll. Wenn durch eine Visite dem Visitör bei einem Mitarbeiter eine Schwäche oder auch eine Unsicherheit auffällt, erhalten beide Parteien die Möglichkeit die Schwächen auf zu arbeiten oder Unsicheren Mitarbeitern eine Sicherheit geben können. Die Pflegedienstleitung hat so die Möglichkeit, Mitarbeitern durch gezielte Anleitungen durch einen Mentor oder durch Fortbildungen, Schwächen auf zu arbeiten und Schwächen zu beseitigen. Leider lässt sich im Einzellfall nicht immer vermeiden, dass man sich von einem Mitarbeiter trennen muss, was aber im Einzellfall geprüft werden muss.

Durch diese gezielten Maßnahmen erhält die Pflegevisite einen positiven Charakter was sich positiv auf eine Einrichtung auswirkt. Denn somit bekommt der wirtschaftliche Aspekt eine ganz andere Bedeutung. Mitarbeiter die einst mal Schwächen aufwiesen, steigern durch die unterstützende Maßnahme der Pflegedienstleitung die finanzielle Lage einer Einrichtung. So kommt man nicht in den Zugzwang, man muss keine neuen Mitarbeiter einarbeiten. Den Pflegekräften macht die Arbeit wieder Spaß und durch gute motivierte Mitarbeiter wird immer eine bessere Arbeite ausgeführt wie von unzufriedene und unsichere Mitstreiter. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Steigerung der Pflegequalität was ein unumgängliches Kriterium ist um seine Pflegeplätze weitgehend voll zu belegen. Ein zufriedener Mitarbeiter ist auch bei weitem nicht so oft krank wie ein unzufriedener Mitarbeiter. Somit sieht man langfristig wie viel Einsparungen man macht, wenn die Ausfallquote der Beschäftigten von 25 % auf beispielsweise 22 % ausmacht.

In meiner Facharbeit möchte ich deswegen verdeutlichen, wie wichtig eine gezielte Pflegevisite ist, welche positiven Ausmaße sie annimmt, angefangen von der Vorbereitung, über die Durchführung und die spätere Nachbereitung der Pflegevisite.

Im späteren Verlauf meiner Facharbeit werde ich Ihnen die Wichtigkeit der Zufriedenheit der Kunden, der Mitarbeiter und der Führungsebene vorstellen und erläutern. Außerdem möchte ich über mögliche Ängste der Kunden und der Mitarbeiter sprechen. Auf die Wichtigkeit der Dokumentation, deren Bearbeitung und Überprüfung möchte ich ebenfalls näher eingehen. Ich werde Ihnen im späteren Verlauf meiner Arbeit verdeutlichen, wie die Zufriedenheit der Kunden, der Mitarbeiter und der Führungsebene ausschlaggebend, auf die Qualität ist und wie die Kundenzufriedenheit ermittelt wird.

Da es viele verschiedene Formulare und Checklisten gibt, werde ich mögliche Schriftstücke beilegen, die ich zum Teil selbst erarbeitet habe oder aus verschiedenen Lektüren für Sie zusammengestellt habe.

2.0 Qualität und Qualitätssicherung

Was ist denn eigentlich Qualität? Und was soll Qualitätssicherung sein? Diese Fragen haben Sie sich bestimmt auch schon gestellt. Auch ich wurde schon mehrfach gefragt was Qualität ist. Ich würde sagen: „Qualität ist was der Kunde will!“ aber stimmt das so? Kann das schon alles sein? Ich habe mir lange Gedanken gemacht ob das eine gute Definition ist. Ich habe in verschiedenen Lektüren nach einer passenden Definition gesucht. Leider sind manche Definitionen so schwierig zu deuten, dass ich versucht habe sie in eigenen Worten verständlicher zu machen.

2.1 Definition Qualität und Qualitätssicherung

Weit verbreitet ist es, Qualität als Grad der Übereinstimmung zwischen Ansprüchen bzw. Erwartungen (Soll) an ein Produkt und dessen Eigenschaften (Ist) anzusehen. Das bedeutet, dass die Qualität eine Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes ist, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder vorausgesetzter Erfordernisse bezieht.

Vom Pflegerischen Aspekt aus gesehen reden wir hier nicht von einem Produkt, sondern von einer Dienstleistung, da in der Pflege kein Produkt hergestellt wird, sondern die Dienstleistung, zum Beispiel eine pflegerische Tätigkeit gleichzeitig das Produkt ist. Das bedeutet, dass zum Beispiel in einer Firma die Schuhe herstellt das fertige Produkt, also der Schuh das Endprodukt ist. In der Pflege wird eine Dienstleistung, wie zum Beispiel eine Ganzwaschung am Waschbecken, als fertige Produkt benannt.

Das Hergestellt Produkt in der Pflege kann somit nicht mehr verändert werden, im Gegensatz zum Produkt das in einer Schuhfabrik hergestellt wird. Ein falsch produzierter Schuh kann jederzeit erneut produziert oder verbessert werden, in der Pflege kann ein Produkt nicht mehr verändert werden.

Folglich ist dann das erreichen von einem „perfekten“ Produkt abhängig von der Planung zur Erreichung bis hin zur Durchführung, welches die Qualität bezeichnet.

Im gleichen Sinne wird Qualität nach DIN EN ISO 8402 als:

„Die Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen“ [1] ,

bezeichnet.

Nach dieser Definition müssen alle Merkmale eines Produkts den Anforderungen entsprechen. Jede Nichterfüllung des Solls eines Merkmals beim Soll-Ist-Vergleich, führt zu einem Fehler und somit zu einem fehlerhaften Produkt.

Die neue Qualitätsnorm DIN EN ISO 9000 geht einen Schritt weiter und beschreibt Qualität als:

„Vermögen einer Gesamtheit inhärenter (lat. innewohnend) Merkmale eines Produkts, eines Systems oder eines Prozesses zur Erfüllung von Forderungen von Kunden und anderen interessierten Parteien.“[2]

„Qualität ist wenn der Kunde zurück kommt und nicht das Produkt“[3]

Ein wesentliches Instrument der Qualitätssicherung ist die Erstellung und Führung einer qualitativen Pflegeplanung. Sowohl im Bezug der Prozessqualität als auch der Ergebnisqualität. Grundsätzlich geht es bei der Qualitätssicherung um die Prüfung, ob das vorausgesetzte Niveau von Pflegeleistungen tatsächlich erreicht oder eingehalten wird. Bei den Maßahmen zu Qualitätssicherung werden interne und externe Qualitätssicherungsmaßnahmen unterschieden. Bei den internen handelt es sich um innerbetriebliche Maßnahmen des Qualitätsmanagements, bei den externen um freiwillige oder vorgeschriebene Prüfungen der Qualität durch andere Institutionen, wie Heimaufsicht oder MDK. Der MDK überprüft anhand der Dokumentation und der Sichtkontrolle der Bewohner die geleistete Arbeit der Pflegekräfte und der erbrachten Pflegequalität. Insbesondere werden auf die individuellen Pflegeziele, die in Fern- und Nahziele unterschieden werden, auf die Überprüfbarkeit geachtet. In diesem Zusammenhang werden die Pflegemaßnahmen auf die Wirksamkeit überprüft. Die Pflegedokumentation die Anwendung von Pflegestandards, Richtlinien und Leitlinien wieder spiegeln. Außerdem muss der Pflegebericht regelmäßig Angaben zu Veränderungen, Befindlichkeiten und Reaktionen des Bewohners auf pflegerische Maßnahmen und Abweichungen enthalten und aus dem Pflegebericht muss ein situationsgerechtes Handeln der Mitarbeiter ersichtlich sein. Die Pflegeziele, Maßnahmen und Ergebnisse müssen regelmäßig überprüft werden. Die Überprüfung findet anhand der Pflegevisite statt.

Der PDCA – Zyklus nach Deming ist ein sehr bekannter und wichtiger Bestandteil des modernen Qualitätsmanagements. Mit der Hilfe des Deming – Modells soll eine ständige Verbesserung der Abläufe und der Prozesse in einem Unternehmen gegeben sein.

2.2 PDCA – Zyklus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[4]

Der Deming - Kreis hat mehrere Phasen. Bei der ersten Phase sammelt man Informationen, um die Ressourcen und die Probleme zu erkennen. Anhand der Pflegeanamnese und der Biographiedaten des Bewohners lassen sich die pflegerelevanten Probleme erkennen, die dann in der Pflegeplanung erfasst werden, anschließend werden die Ziele und Pflegemaßnahmen festgelegt. Zum Beispiel: Ein neuer Bewohner wird auf einer Pflegestation neu aufgenommen. Aufgrund seiner Bettlägerigkeit ist ein Dekubitus entstanden. In der Planung werden Maßnahmen zur Dekubitusbehandlung festgelegt, Lagern, eiweißreiche Zusatznahrung

2mal / tägl. etc. mit dem Ziel einen intakten Hautzustand wieder herzustellen. Die Erfolgsprüfung muss alle vier Wochen von den Pflegefachkräften durchgeführt werden. Die Umsetzung der Pflegemaßnahme wird durch das Pflegepersonal durchgeführt. Die Mitarbeiter müssen die Durchführung der Maßnahmen nachweisen, anhand der Leistungsnachweise in der Bewohnerdokumentation. Die Überprüfung der Durchführung erfolgt durch die Pflegedienstleitung oder durch eine Pflegefachkraft. Die Pflegefachkraft könnte zum Beispiel die Wohnbereichsleitung sein. Die Überprüfungen werden in den Pflegevisiten durchgeführt, je nach Standard der Pflegeeinrichtung. In unserer Einrichtung erfolg die Kontrolle halbjährlich angemeldet.

[...]


[1] DIN EN ISO 8402

[2] DIN EN ISO 9000

[3] Eigenes Zitat

[4] http://www.kassenarzt.de/ar.print/data/d/deming_zyklus.jpg

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
Die Pflegevisite als ein Instrument zur Qualitätssicherung
Veranstaltung
Pflegedienstleitung / Heimleitung / Qualitätsbeauftragter
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
86
Katalognummer
V111660
ISBN (eBook)
9783640097449
ISBN (Buch)
9783640117871
Dateigröße
1953 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pflegevisite, Instrument, Qualitätssicherung, Pflegedienstleitung, Heimleitung, Qualitätsbeauftragter
Arbeit zitieren
Tim Schweizer (Autor:in), 2008, Die Pflegevisite als ein Instrument zur Qualitätssicherung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111660

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