Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland - Eine Studie von H. Barz und R. Tippelt


Referat (Ausarbeitung), 2005

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Forschungsvorhaben
2.1 Teilnehmerforschung und Zielgruppenarbeit

3. Exkurs: Milieus
3.1 Die Sinus®-Milieus

4. Forschungsdesign
4.1 Hypothesen der Studie
4.2 Forschungsfragen
4.3 Methodische Anlage

5. Zentrale Ergebnisse
5.1 Zentrale Ergebnisse der beruflichen Weiterbildung
5.2 Zentrale Ergebnisse der allgemeinen Weiterbildung

6. Zusammenfassung und Fazit.

Literatur

1. Einleitung

Teilnehmerorientierung ist längst kein Fremdwort mehr für die Erwachsenenbildung. Um sich aber an den Teilnehmern orientieren zu können und ein bedarfsgerechtes Angebot zu erstellen, muss man für sich selbst klären, was man anbieten möchte und welche Gruppen mit dem Angebot angesprochen werden sollen. Sobald das geklärt ist bedarf es der Überlegung, was derjenige von der Weiterbildung erwartet, so dass man die Werbemaßnahmen, die Kosten des Kurses aber vor allem auch die Methoden an die Vorstellungen der Zielgruppe anpassen kann.

In diesem Zusammenhang ist Adressatenforschung unerlässlich, denn sie bietet eine wichtige Grundlage für Teilnehmerorientierung. So ist es wenig verwunderlich, dass sie in Deutschland eine lange Tradition hat: Angefangen bei Raapke, Schulenberg und Strzelewicz, die schon 1966 eine Untersuchung über „Bildung und gesellschaftliches Bewusstsein“ durchgeführt haben bis heute zur vorliegenden Untersuchung von Barz und Tippelt „Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland“ von 2004.

Nicht zuletzt scheint die Adressatenforschung auch dazu beitragen zu wollen, die Bildungsvorbehalte von bildungsfernen Schichten aufzudecken und einen Weg aufzuzeigen, wie auch dieses Klientel zu mobilisieren ist.

Wenn aber Teilnehmerorientierung schon seit Jahren praktiziert wird, welchen Vorteil liefert gerade die Milieuforschung? In dieser Ausarbeitung wird die o. g. Studie von Barz und Tippelt genauer betrachtet, vor allem in Hinblick auf die Milieus, aber auch unter dem Gesichtspunkt der empirischen Herangehensweise. Nicht zuletzt soll auch ein kritischer Blick auf die zentralen Ergebnisse geworfen werden und es wird versucht, Schlüsse für die Erwachsenenbildung zu ziehen und ggf. Handlungsaufforderungen abzuleiten.

2. Das Forschungsvorhaben

Die Studie „Weiterbildung und soziale Milieus“ von Barz und Tippelt wurde 2001 durchgeführt und spiegelt damit einen sehr aktuellen Stand unserer Gesellschaft in Bezug auf Weiterbildungsverhalten und –interesen wider.

Als Anlass für diese Untersuchung ist zu sehen, dass die Nachfrageseite des Weiterbildungsmarktes untersucht werden soll. Dabei sollte aber vor allem berücksichtigt werden, dass alle Schichten repräsentativ für die gesamte BRD befragt werden und z. B. nicht nur jene, die von jeher bildungsinteressiert waren.

Warum ist eine solche Untersuchung wichtig? Und warum wurde dabei auf Milieus zurückgegriffen?

Barz und Tippelt erklären dazu, dass man durch diese Studie endlich „über fundierte qualitative und quantitative Daten zu Einstellungen, Interessen, Bedürfnissen und Ansprüchen sowie zu Teilnahme- und Nichtteilnahmegründen verschiedener gesellschaftlicher Segmente“ verfüge (Barz, H., Tippelt, R. 2004, S. 8). Die Ergebnisse dieser Studie sollen also einen sehr differenzierten Blick auf die Weiterbildungsinteressen aber auch –vorbehalte der Bundesbürger ermöglichen.

Eine weitere Antwort liegt in der ständigen und immer schneller werdenden Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Veränderungen sind selbstverständlich auch im Bildungswesen spürbar, das sich dann ebenso verändern muss und auf die Teilnehmer noch stärker eingehen muss als früher. Das gilt gleichermaßen für die betriebliche Weiterbildung wie für die Allgemeine Weiterbildung der öffentlichen Hand (vgl. S. 8).

Um auf der einen Seite das Paradigma des Lebenslangen Lernens umzusetzen bei einer gleichzeitigen Ökonomisierung des Bildungssektors müssen lt. Barz und Tippelt neue Schritte gemacht werden, die die Bereiche Evaluation und Qualitätssicherung, Organisations- und Personalentwicklung, Kommunikation und Marketing und schließlich Teilnehmerorientierung und Zielgruppenentwicklung umfassen (vgl. S. 8). Dabei soll die Studie helfen, einen diese Schritte leichter zu machen.

2.1 Teilnehmerforschung und Zielgruppenarbeit

„Teilnehmerorientierung im engeren Sinne bedeutet das Ausrichten der Planung und der Durchführung von Erwachsenenbildungsveranstaltungen an den Bedürfnissen, Erfahrungen und kognitiven Strukturen der Teilnehmer“ (Nittel, 1999, S. 175). Demnach ist für eine konkrete Angebotsplanung im Erwachsenenbildungsbereich ein oberstes Ziel, genau über die Lebenssituation der möglichen Teilnehmer informiert zu sein.

„Der immer bedeutendere Stellenwert von Teilnehmerforschung und Zielgruppenarbeit wird allein schon dadurch deutlich, dass sie die Basis für alle anderen Elemente einer zeitgemäßen Erwachsenenbildungsplanung darstellen“ (Barz, H., Tippelt, R., 2004, S. 8). Damit bringen Barz und Tippelt zum Ausdruck, dass es für jegliche Bildungseinrichtung überlebensnotwendig ist, in Zeiten zunehmender Konkurrenz bei gleichzeitig zunehmender Verknappung der Ressourcen nicht nur auf das bekannte Klientel einzugehen, sondern auch jene aus den bildungsfernen Schichten.

Allerdings bemerkt Siebert, dass „eine marktorientierte milieuspezifische Segmentierung der Bildungsangebote [...] in Zeiten knapper öffentlicher Finanzzuschüsse zu einer Vernachlässigung der ohnehin schon bildungsbenachteiligten Gruppen beitragen“ kann (Siebert, 1999, S. 127). Das würde nämlich bedeuten, dass Bildungseinrichtungen ihr Programm relativ einseitig gestalten, um die Gruppen anzusprechen, die den meisten Gewinn versprechen. Das darf aber nicht geschehen, da z. B. besonders die Volkshochschule „Weiterbildung als eine der effektivsten Möglichkeiten sozialer Integration und als kommunale Pflichtaufgabe“ sieht (Volkshochschule Münster, Leitbild, http://www.muenster.de/stadt/vhs/, Zuletzt aufgerufen 21.08.2005).

Dennoch bleibt Adressatenforschung die Basis für eine angemessene Erwachsenenbildungs-Planung, da zum einen dadurch zur „Demokratisierung der VHS“ (Schlutz, 1997, zitiert nach Barz, H., Tippelt R. 2004) beigetragen wird und zum anderen nur so entwicklungsfähige Potenziale von Adressaten und Teilnehmern ermittelt werden können. Schließlich benötigt man auch Daten zu „Struktur und den Erwartungen der Teilnehmenden ebenso wie der Nicht-mehr- und der Noch-nicht-Teilnehmenden“ (Barz, H., Tippelt, R., 2004, S. 9). Vermutlich sind die Daten der Nicht-mehr- und der Noch-nicht-Teilnehmenden die interessanteren, gleichzeitig aber auch die schwerer erhebbaren.

3. Exkurs: Milieus:

Was sind Milieus? Und weshalb ist der Milieuansatz sinnvoller für eine solche Untersuchung als andere Modelle? Eine Antwort darauf gibt Tippelt selbst: „Unter sozialen Milieus werden Menschen zusammengefasst, die sich in Lebensstil und Lebensführung zumindest ähneln und in gewisser Weise Einheiten innerhalb der Gesellschaft darstellen“ (Hradil, zitiert nach Tippelt, 1999, S. 9). Demnach stehen Milieus nicht nur in einer Hierarchie untereinander wie z. B. in Schichten, wo man die Menschen nach Berufsstatus, Bildungsabschluss und Einkommen ordnen kann. In Milieus stehen sie auch horizontal nebeneinander, so dass man nach Wertewandel, Lebenszielen und Lebensstilen differenzieren kann (vgl. Tippelt, 1999, S. 9).

Wie erwähnt ist ein Schichten- und auch ein Klassenmodell lediglich hierarchisch aufgebaut. Aufgrund der Pluralität der Lebenslagen und Lebensstile der Bevölkerung würden diese Ansätze zu kurz greifen: „Da sich moderne Gesellschaften sozial und kulturell differenzieren ist eine einheitliche Beschreibung der Lebensverhältnisse nicht möglich“ (Tippelt, 1999, S. 7). Milieuforschung hingegen strukturiert die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht allein durch sozioökonomische Faktoren, „sondern [...] durch Kategorien des Lebensstils und durch soziokulturelle und sozioästhetische Gemeinsamkeiten“ (Tippelt, 1999, S. 19).

Will man also eine Untersuchung durchführen, die die sozialen und regionalen Unterschiede Deutschlands berücksichtigt ist es sicherlich sinnvoll, auf diesen methodischen Ansatz zurück zu greifen. Jedoch muss beachtet werden, was für Milieus ausgewählt wurden und vor allem, wie die Einordnung in Milieus vorgenommen wird.

3.1 Die Sinus®-Milieus

Barz und Tippelt stützen ihre Untersuchung auf das Milieumodell des Marktforschungsinstituts Sinus®, das laut eigenen Angaben die Entwicklung des Modells Ende der 1970er Jahre auf Grund von qualitativen Interviews vorgenommen haben. Dabei wurden 1.400 „mehrstündige Lebenswelt-Explorationen [...] in allen Teilen der Bevölkerung durchgeführt“ (Sinus® Sociovision GmbH, http://www.sinus-sociovision.de/, letzter Aufruf 17.08.2005).

Auf eine differenzierte Darstellung aller Milieus wird an dieser Stelle verzichtet, da dieses den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Nachzulesen sind diese Milieus aber auf der Homepage von Sinus Sinus® Sociovision GmbH, http://www.sinus-sociovision.de/, sowie in dem ersten Band der Studie „Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland - Praxishandbuch Milieumarketing“ (Barz, H., Tippelt, R. 2004).

In dem Modell (vgl. Abb. 1) sind die Milieus eingeordnet. Auf der vertikalen Achse steht dabei die soziale Lage, in der sich die Milieuangehörigen befinden und auf der horizontalen Achse ist die Grundorientierung abzulesen.

Das Sinus®-Modell gibt außerdem eine prozentuale Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Milieus wieder. Dabei ist zu erkennen, dass die Bürgerliche Mitte (16 %) sowie die Traditionsverwurzelten (14 %) bereits knapp ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Bei der Auswertung der Studie ist dieses aber nicht berücksichtig worden. Wenn also davon die Rede ist, dass die modernen Performer sich mit 67 % und die Experimentalisten sich mit 65 % an beruflicher Weiterbildung beteiligen (vgl. S. 14) sagt das noch nichts über die absoluten Zahlen aus, da diese Milieus nur 9 % bzw. 8 % der Bevölkerung widerspiegeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 1: Die Sinus-Milieus® in Deutschland 2005. Quelle: http://www.sinus-sociovision.de/

Die Abbildung zeigt sehr deutlich, wie sich die Bevölkerung in Milieus aufteilt. Leider, und das ist ein Problem welches die gesamte Studie begleitet, wird nicht offen gelegt, auf Grund welcher Kriterien die Bürger in diese Milieus eingeordnet wurden. Aus Sicht des Unternehmens, das wirtschaftlich handeln muss, ist das sicherlich verständlich, aus Sicht der Wissenschaft, die an Erkenntnissen interessiert ist, bedeutet dieses Nicht-Offenlegen der Daten einen Verstoß gegen die Objektivität.

Ein weiterer Schwachpunkt zeigt sich auch schon in der Abbildung selbst: die Milieus überschneiden sich und sind somit genauso wenig trennscharf wie ein Schichtenmodell, wenn nicht sogar weniger trennscharf.

Ambivalent ist, dass alle Milieus mindestens zwei Schichten und/oder Grundorientierungen beinhalten: Auf der einen Seite ist ja gerade das die Stärke von Milieus, auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob z. B. die Grundorientierungen „Traditionelle Werte“ und „Modernisierung“ nicht komplett widersprechen.

4. Forschungsdesign

Im Folgenden wird betrachtet, wie die Studie geplant und durchgeführt wurde. Dabei werden vor allem die Hypothesen, die daraus abgeleiteten Fragen und selbstverständlich die methodische Anlage analysiert.

4.1 Hypothesen der Studie

Die Hypothesen, auf denen die Untersuchung fußt sind folgende:

1. Es gibt milieuspezifische Ansprüche an didaktische Handlungsfelder, d. h. die Miieuzugehörigen unterscheiden sich in ihren Vorstellungen z. B. über das Ambiente und die Höhe der Teilnahmegebühren.
2. Es lässt sich ein milieuspezifischer Interessenmix hinsichtlich der Kombination bestimmter Angebotstypen und –inhalte bundesweit ermitteln.
3. Diese milieuspezifischen Ausdifferenzierungen gelten auch für den Bereich des informellen Lernens.

4.2 Die Forschungsfragen

Aus den o. g. Hypothesen leiten sich folgende Forschungsfragen ab:

„1. Welches sind die aus bestimmten sozialen und beruflichen Positionen vor dem Hintergrund soziodemographischer Einflüsse (Alter, Bildung, Beruf, Einkommen etc.) sich ergebenden Weiterbildungsanforderungen?
2. Welches sind die durch die Zugehörigkeit zu bestimmten Lebensstilgruppen (sozialen Milieus), zu bestimmten Lebensphasen und Lebenslagen oder durch regionale Differenzierungen (Ballungsräume vs. ländliche Gebiete) definierten spezifischen Weiterbildungseinstellungen?“ (Barz, H., Tippelt, R., 2004, S. 11).

Die Fragen zeigen deutlich eine Orientierung an den subjektiven Faktoren der Weiterbildungsmotivation, aber auch der Einbettung von Weiterbildungsaktivitäten in Selbstverständnis und Lebensstil der Teilnehmenden (vgl. S. 12) und überprüfen auch das, was in den Hypothesen angenommen wird.

4.3 Methodische Anlage

Die Untersuchung wurde gestartet im Juli 2001 und sollte qualitative und quantitative Daten in Bezug auf Weiterbildungs-Interessen und –Verhalten der 18-75-jährigen Wohnbevölkerung der BRD liefern. Dabei wurden selbstverständlich regionale, soziodemographische und lebensstilbezogene Differenzierungen berücksichtig, um eine Landkarte der Weiterbildung in Deutschland aus Sicht der Adressaten zu erstellen (vgl. S. 13).

Daher wurden zum einen quantitative als auch qualitative Daten erhoben. Die quantitative Erhebung bestand aus 3008 bundesweit durchgeführten Computer Assisted Telephone Interviews (CATI). Auf der qualitativen Ebene wurde eine Explorationsstudie mit 160 problemzentrierten Einzelinterviews und mit 14 Gruppendiskussionen durchgeführt. Es gab auch individuelle Expertengespräche, sowie mehrfache Projektberatung durch Kenner „von Theorie und Praxis der deutschen Weiterbildungslandschaft“ (Barz, H., Tippelt, R., 2004, S. 11).

Da die weiteren methodischen Vorgehensweisen zu umfangreich für nähere Ausführungen sind wird an dieser Stelle auf den Abschnitt 2.1 Methodische Konzeption der Studie verwiesen. Im Folgenden werden daher die zentralen Ergebnisse der Studie dargestellt.

5. Zentrale Ergebnisse

Die zentralen Ergebnisse lassen sich zum einen in die berufliche und zum anderen in die allgemeine Weiterbildung unterteilen.

5.1 Zentrale Ergebnisse der beruflichen Weiterbildung

Für den Bereich der beruflichen Weiterbildung lässt sich festhalten, dass die Teilnahmequote mit 54 % generell sehr hoch ist. Als Einflussgrößen werden Erwerbsbeteiligung, Berufsbildung, Betriebsgröße und Haushaltseinkommen genannt (vgl. S. 14).

Die quantitative Untersuchung hat ergeben, dass es vor allem die modernen Performer und die Experimentalisten sind, die sich daran beteiligen (vgl. S. 14). Diese beiden Milieus sind von der Grundorientierung in der Modernisierung II anzusiedeln und bewegen sich eher in der Mittleren Mittelschicht bis zur Oberschicht (s. Abb. 1). Das lässt den Schluss zu, dass diese Menschen karriereorientiert sind und sich daher besonders stark für beruflichen Aufstieg und die damit verbundenen Weiterbildungsinhalte interessieren.

Jedoch finden sich auch 61 % der Konsum-Materialisten in Kursen zur beruflichen Weiterbildung, was für dieses Unterschichtmilieu mit Orientierung Modernisierung I (s. Abb. 1) nur mit Hilfe der Ergebnisse der qualitativen Untersuchung zu erklären ist: Die diesem Milieu Zugehörigen haben teilgenommen, um den weitern Bezug von staatlicher Unterstützung zu sichern (vgl. S. 15).

Laut Barz und Tippelt lassen sich neben diesen unterschiedlichen Teilnahmehäufigkeiten der Milieus auch zentrale Anbieterpräferenzen erkennen (vgl. S. 15). So ist der „Arbeitgeber/Betrieb“ der wichtigste Träger für Etablierte, die Bürgerliche Mitte und die DDR-Nostalgischen. Für die regen modernen Performer und Experimentalisten scheint das nicht zu reichen, weswegen sie sich auch an private Institutionen wenden (vgl. S. 15).

5.2 Zentrale Ergebnisse der Allgemeinen Weiterbildung

In der Allgemeinen Weiterbildung liegt die Teilnahmequote 13 % niedriger als bei der beruflichen Weiterbildung und damit bei 41 %. Die Einflussfaktoren sind hier Berufsbildung, Schulbildung und Haushaltseinkommen.

Die am häufigsten frequentierte Einrichtung ist die Volkshochschule, gefolgt von privaten Trägern, Verbänden und kirchlichen Anbietern (vgl. S. 15), was sich sicherlich auf den hohen Bekanntheitsgrad der Volkshochschule zurückführen lässt. Gleichzeitig sorgt dieser dafür, dass u. a. Jüngere, Personen mit hohen Bildungsabschlüssen und Adressaten in Ostdeutschland erreicht werden (vgl. S. 15).

Barz und Tippelt weisen darauf hin, dass analog zur Göttinger Studie von Strzelewicz u. a. und die Oldenburger Studie von Schulenberg u. a. das Bildungsverständnis der Befragten erhoben wurde (vgl. S. 17). Als Ergebnis lässt sich notieren, dass mit zunehmender Modernisierung in der Grundorientierung der Zusammenhang zwischen Bildung und Charakterstärke abnimmt (vgl. S. 17).

6. Zusammenfassung und Fazit

Teilnehmerorienterdung ist für viele Bildungseinrichtungen selbstverständlich geworden. In Zeiten, wo die finanziellen Ressourcen knapp werden kommt hinzu, dass man eine vernünftige Zielgruppenforschung durchführt. Mit dem Ansatz der Milieus kann sicherlich ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht werden, da vor allem die vorliegende Studie von Barz und Tippelt sehr groß angelegt ist und daher repräsentativ für die Bundesrepublik Deutschland ist.

Die Resultate allerdings sind nicht sehr überraschend, für diese Aussagen hätte eine Untersuchung nach dem Schichtenmodell ausgereicht: Die Oberschicht nimmt am häufigsten an Bildungsangeboten teil, was sicherlich nicht nur damit zusammenhängt, dass die Angehörigen dieser Schicht nicht nur die Notwendigkeit von Bildung erkannt haben, sondern auch damit, dass sie es sich leisten können, exklusivere Kurse zu besuchen.

Dass die Teilnehmerquote in der beruflichen Weiterbildung über der der allgemeinen Weiterbildung ist auch nicht weiter verwunderlich, da die dort vermittelten Inhalte direkt verwendet werden können und da die Kosten für solche Kurse oft vom Arbeitgeber übernommen werden.

Und auch dass die Volkshochschule die am häufigsten besuchte Einrichtung der allgemeinen Weiterbildung ist verwundert nicht, da sie zum einen die bekannteste Institution ist und zum anderen in jeder größeren Stadt und Gemeinde anzutreffen ist.

Das große Manko der vorliegenden Studie ist aber ein anderes: die mangelnde Transparenz bei der Festlegung der Milieus. Es ist vom wirtschaftlichen Standpunkt zu verstehen, dass Sinus Sociovision ihre Daten nicht offen legt. Von der wissenschaftlichen Seite betrachtet ist dieses jedoch undenkbar, da es hier ja vor allem um Erkenntnissinteresse geht. Somit verstößt diese Studie eigentlich gegen die Gütekriterien der Validität und Objektivität.

Für Bildungseinrichtungen und deren Träger kommt es bei dieser Studie daher auf die Lesart an. Man kann sie selbstverständlich nutzen, um Hinweise zur Angebotsplanung und für das anschließende Marketing zu erhalten. Und auch für die Wissenschaft ist sie nicht gänzlich uninteressant, da man sowohl den Milieuansatz weiterentwickeln und transparent machen könnte, als auch die Zielgruppenforschung mit Hilfe der Milieus weiter vertiefen könnte.

Literatur:

Barz, H., Tippelt, R. (Hrsg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland – Band 1: Adressaten- und Milieuforschung zu Weiterbildungsverhalten und –interessen. Bielefeld. 2004

Barz, H., Tippelt, R. (Hrsg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland – Band 2: Adressaten- und Milieuforschung zu Weiterbildungsverhalten und –interessen. Bielefeld. 2004

Nittel, D.: Teilnehmerorientierung versus Kundenorientierung in: Arnold, R., Gieseke, H. (Hrsg.): Die Weiterbildungsgesellschaft. Band 1. Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. Neuwied. 1999

Siebert, H.: Sozialhistorische Aspekte der Erwachsenenbildung in: Arnold, R., Gieseke, H. (Hrsg.): Die Weiterbildungsgesellschaft. Band 1. Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. Neuwied. 1999

http://www.sinus-sociovision.de/. Zuletzt aufgerufen: 12.08.2005

Tippelt, R.: Bildung und soziale Milieus – Ergebnisse differentieller Bildungsforschung. Oldenburg. 1999

Weiterführende Literatur:

Strzelewicz, W., Raapke, H.-D., Schulenberg, W.: Bildung und gesellschaftliches Bewußtsein eine mehrstufige soziologische Untersuchung in Westdeutschland; Enke, Stuttgart. 1966

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland - Eine Studie von H. Barz und R. Tippelt
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Neuere Forschungsliteratur zu Erwachsenenbildung und lebensbegleitendem Lernen
Note
1,3
Autoren
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V111533
ISBN (eBook)
9783640095841
Dateigröße
390 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Weiterbildung, Milieus, Deutschland, Eine, Studie, Barz, Tippelt, Neuere, Forschungsliteratur, Erwachsenenbildung, Lernen
Arbeit zitieren
Jörg Holle (Autor:in)Jostmeier Vera (Autor:in)Mehrkens Jessica (Autor:in), 2005, Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland - Eine Studie von H. Barz und R. Tippelt , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111533

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