Technische Chartanalyse - Eine Wirkungsanalyse bei Privatanlegern am Beispiel der Berliner Volksbank


Projektarbeit, 2006

34 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in die Problemstellung
1.1 Welche Reaktion kann die technische Chartanalyse bei dem Privatanleger erzielen?
1.2 Was ist die technische Chartanalyse?

2. Bausteine der Chartanalyse
2.1 Indikatoren zur Trendermittlung
2.2 Fortsetzungsformationen
2.3 Umkehrformationen

3. Untersuchung der Wirkung der Chartanalyse auf Privatanleger
3.1 Untersuchungsmethode und Durchführung
3.2 Ergebnisdarstellung
3.3 Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse

4. Konsequenz und Fazit der Untersuchung
4.1 Schlussfolgerung für den Berater
4.2 Bewertung der Wirkungsanalyse

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Anhang

Leitfaden

1. Einführung in die Problemstellung

1.1 Welche Reaktion kann die technische Chartanalyse bei dem Privatanleger erzielen?

Jeder Anleger hat die Möglichkeiten am Geschehen der weltweiten Finanzmärkte beteiligt zu sein. Doch bedarf es neben einem gewissen Kapital besonders einer Menge Erfahrung und Zeit, diese Möglichkeiten für sich zu nutzen.[1] Eine der beliebtesten Anlageklassen sind Aktien, weil sie vor allem sehr hohe Renditen erzielen können. Aber wie kann der Anleger das ebenfalls hohe Risiko minimieren und gleichzeitig aussichtsreiche Titel ausfindig machen?

Eine Möglichkeit ist die Stimmung des Marktumfeldes zu erspüren. Zinsniveau, das politische Umfeld sowie Konjunkturindikatoren können über mögliche Marktbewegungen Aufschluss geben. Branchen, die zukünftig profitieren könnten, sollten im Augenmerk der Anlageentscheidung liegen. Anhand der Ziele, Umsatzentwicklungen und Nachrichten gilt es Unternehmen herauszufiltern, deren aktueller Kurs unter dem langfristigen fairen Wert liegt. Dieses Verfahren nennt man Fundamentalanalyse.

Die andere Möglichkeit beinhaltet eine technische Herangehensweise an die Titelauswahl. Dabei bedient sich der Nutzer eines Diagramms, in welchem die Preisentwicklung des Unternehmens abgebildet ist. Viele Anlageberater verwenden oftmals solche Charts in Verkaufsgesprächen um Ihrer Empfehlung Nachdruck zu verleihen. Aber versteht jeder Kunde sogleich was sich dahinter verbirgt? Kann er mit den unübersichtlichen Linien und Kurven wirklich dasselbe anfangen wie der geübte Bankier? Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es einer objektiveren Sichtweise, die einzig und allein der Kunde erfüllen kann.

Das definierte Ziel dieser Arbeit soll sein, durch eine Wirkungsanalyse am Kunden herauszufinden, inwieweit die technische Betrachtung ausgewählter Charts auf den Anleger wirkt. Ob Sie bereit sind, das abstrakte Denken einzubringen und gegebenenfalls sich vorstellen können diese Chartanalyse selber anzuwenden. Als Wirkungsanalyse wird in den Wirtschaftswissenschaften die Abschätzung von Auswirkungen einer Aktivität und deren Bewertungen aufgefasst.[2]

Für diese Arbeit bedeutet das, welche Ableitungen lassen sich aus den Reaktionen des Kunden auf die erläuterten Charts ziehen und wie sind diese einzuschätzen.

Falls die Privatanleger wider Erwarten die technische Analyse in Ihre Entscheidungsgrundlage einbeziehen würden, ist zu ergründen inwiefern der Berater diese Bereitschaft in seine Anlagegespräche nutzen kann. Sollten die Anleger jedoch die konkretisierte These bestätigen, liegt der Ansporn darin, Wege aufzuzeigen, ihn für die technische Chartanalyse weiter zu sensibilisieren.

1.2 Was ist die technische Chartanalyse?

Die technische Analyse beinhaltet die Untersuchung des Marktgeschehens unter Einsatz von Kurscharts, deshalb wird sie auch als Chartanalyse bezeichnet. Charttechniker bedienen sich einem Werkzeugkasten aus verschiedenen mathematischen Modellen und zahlreichen Fachbegriffen, die auf Vergangenheitsdaten basieren.[3]

Der Eckstein der technischen Philosophie besteht in der Annahme, dass alle Faktoren, die einen Einfluss auf die Kursentwicklung haben, unmittelbar in der Marktaktivität, d.h. bereits im Kurs enthalten sind.[4] Praktisch ist die Chartanalyse nur die verkürzte Form der Fundamentalanalyse. Chartformationen beruhen auf tatsächliche Orders[5] der Markt-teilnehmer. Da sich die Zusammensetzung der Börsenteilnehmer im Laufe der Zeit kaum verändert und die Anleger in bestimmten Situationen immer wieder gleich reagieren, können die Chartformationen zur Prognose der zukünftigen Kursentwicklung herangezogen werden. „Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie entwickelt bestimmte Muster“[6], schrieb bereits Mark Twain. Die Hauptfunktion der chartmäßigen Darstellung einer Aktie ist das frühzeitige Erkennen von Trends, um dann in Richtung des Trends traden zu können.[7] Einer der ganz großen Vorteile der technischen Analyse ist ihre Anpassungsfähigkeit an praktisch jeden Handelsgegenstand und jede Zeitdimension. Gleich ob kurzfristig orientierter Trader oder langfristig bedachter Anleger, Charts sind in allen Zeitrahmen abrufbar.

Im Gegensatz zur, wegen der enormen Datenmenge, sehr aufwendigen Fundamentalanalyse, kann der Charttechniker eine Vielzahl von Aktien beobachten. Sogar Indizes, Rohstoffe und ähnliche fungible Werte können dank der Flexibilität analysiert werden. Es gibt verschiedene Arten von Darstellungsmöglichkeiten. Der Balkenchart zeigt die Eröffnungs-, Schluss-, Tageshoch- und Tagestiefkurse an, ist daher eher für geübte Charttechniker. Diese Arbeit verwendet die gängigste Form, den Linienchart, der jeweils die Tagesschlusskurse miteinander verbindet.

2. Bausteine der Chartanalyse

2.1 Indikatoren zur Trendermittlung

„Der Trend ist dein Freund.“ Dieses oft zitierte Börsensprichwort erfreut sich bei vielen Marktteilnehmern großer Beliebtheit. Hat man den Trend frühzeitig erkannt, kann man in die ausgemachte Richtung handeln. Eine Richtung besteht aus vielen Gipfeln und Tälern. Ein Aufwärtstrend wird demnach als eine Serie sukzessive höherer Gipfel und Täler definiert.[8] Der Abwärtstrend verläuft vice versa.[9]

Die Trendlinie ist vielleicht das einfachste und effektivste Hilfsmittel. Sie verbindet aufeinander folgende ansteigende Tiefs miteinander, siehe Anhang Seite 16. Parallel dazu kann man eine zweite Trendlinie oberhalb des aktuellen Kursniveaus setzen, die entlang der Hochkurse verläuft. Sollte die Aktie diesen primären Aufwärtskanal nach obenhin durchbrechen, wie es in diesem Kursverlauf bei ca. 17 € der Fall ist, liefert die technische Analyse ein Kaufsignal und man kann eine sekundäre kurzfristige Aufwärtsbewegung prognostizieren. Je öfter sich der Kurs innerhalb eines Kanals der unteren bzw. oberen Trendlinie annähert, umso aussagekräftiger ist dieser Trendkanal. Es bedeutet, dass in diesen Tälern immer wieder die Käufer den Verkäufern überlegen sind und den Kurs wieder hoch drücken, weil Sie die Aktie für unterbewertet halten und somit diese in Richtung des Trends bestätigt wird.

Von ähnlich großer Bedeutung sind die Widerstands- und Unterstützungslinien. Der Widerstand bildet sich beim letzten markanten Hochkurs und bezeichnet eine Ebene oberhalb des aktuellen Kurses, wo der Verkaufsdruck stärker als der Kaufdruck ist.[10] Der Chart von SAP im Anhang Seite 17 zeigt, erst im April sind beim Durchbrechen des Widerstandes von 175 € alle Skeptiker vom Markt verschwunden, die zuvor noch beim Kurs von 175 € den Preis durch Verkäufe drücken konnten. Umgekehrt ist auch kein Aktionär bereit gewesen für weniger als 170 € zu verkaufen. Diese Linie versteht man als die Unterstützung. Wird er einmal durchbrochen ist der Weg für eine deutliche Kurskorrektur geebnet. Sehr häufig findet anschließend ein Rollentausch statt. Die alte Unterstützung wird zum nächsten Widerstand. Verpassen die Marktteilnehmer, die zur Ausbildung der alten Unterstützung beigetragen haben, den Zeitpunkt ihre Aktien zu verkaufen, werden viele von ihnen auch weiterhin nicht für einen Wert unter 170 € zu verkaufen bereit sein und der Kurs bildet dort einen neuen Widerstand.

Hohe Volatilitäten, die Schwankungsintensität zwischen Hausse und Baisse[11], sorgen für unübersichtliche Charts. Gleitende Durchschnittslinien glätten diese Schwankungen und zeigen den Betrachter deutlicher in welche Richtung der Kurs gerade läuft. Der Durchschnitt auf Basis des Tageskurses und der Kurse der 37 vorhergehenden Tage, bestätigt die 38-Tage-Linie kurzfristige Trends. Analog dazu dient die 200-Tage-Linie für langfristige Marktbewegungen.[12] Sollte der Kurs zunächst die 38-Tage-Linie von unten nach oben durchbrechen, wie im Kursverlauf der Allianz siehe Anhang Seite 18 bei 120 € geschehen, ist das aus charttechnischer Sicht ein Indikator zum Kauf. Wenn anschließend sogar die 200-Tage-Linie durchbrochen werden kann, bestätigt das noch einmal das vorherige Kaufsignal und spätestens jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für den Anleger zum Einstieg.

2.2 Fortsetzungsformationen

Eine der nützlichsten Eigenschaften der Chartanalyse ist die Entstehung von Kursformationen. Der permanente Kampf zwischen den Kräften von Angebot und Nachfrage gibt dem Chartleser die Möglichkeit, aus diesen Formationen abzuschätzen, wer der Gewinner ist. Fortsetzungsformation deuten nach einer kürzeren Seitwärtsbewegung wieder in die Richtung des ursprünglichen Trends. Hingegen den Umkehrformationen eignen sie sich gewöhnlicherweise für die kurzfristige Analyse, da sie sich schneller herausbilden.

Das symmetrische Dreieck gehört zu den zuverlässigsten Trendbestätigungsformationen. Es weist eine Konsolidierung zwischen zwei symmetrisch aufeinander zulaufenden Trendlinien auf siehe Anhang Seite 19, die idealerweise den gleichen Winkel haben und mindestens aus 4 Umkehrpunkten bestehen. Nervosität der Hausse- und Baissespekulanten über die zukünftige Kursentwicklung schlagen sich in immer kleiner werdenden Ausschlägen nieder. Die Spannung wächst, alle Marktteilnehmer warten auf neue Hinweise und falls dann der Kurs ausbricht, wird das aufgestaute Angebot bzw. die aufgestaute Nachfrage freigesetzt und äußert sich in einem überproportionalen Kurssprung.[13] Dabei setzt sich der Kurs meistens in Richtung der Bewegung fort, die er vor Bildung des Dreieckes verfolgte. Als Zeitpunkt sollte der Kurs zwischen 2/3 und ¾ der horizontalen Breite des Dreiecks die entsprechende Trendlinie brechen. Falls das verpasst wird ist eine längere Seitwärtsbewegung wahrscheinlich.[14]

Flaggen und Wimpel visualisieren innerhalb eines Trends eine kurzfristige Gegenbewegung. Ihr geht meistens ein steiler Aufwärtstrend voraus, einige Anleger realisieren nun Ihre Gewinne, der Markt legt eine Erholungspause ein, und mündet zwei bis drei Wochen in einer Seitwärtsbewegung.[15] Anschließend geht die Kursrally[16] ungebremst weiter. Die Bezeichnung gibt sehr passend die Erscheinungsform der Formation wieder, wie es in dem angehängten Chart Seite 20 gut ersichtlich ist.

2.3 Umkehrformationen

Im Gegensatz zu den Fortsetzungsformationen weisen die folgenden Formationen auf einen bevorstehenden Trendwechsel hin. Die Bekannteste aller Umkehrformationen ist vielleicht die Kopf-Schulter-Formation. Die E.ON-Aktie im Anhang Seite 21 lässt im Mai zunächst ein deutliches Tief erkennen, die linke Schulter, welches im Juni noch von einem markanten Kurseinbruch übertroffen wird, der Kopf, und die Herausbildung der rechten Schulter endet mit Erreichen der Nackenlinie bei ca. 91 €. An diesem Punkt würde der Chartanalyst dem Anleger einen Kauf empfehlen, weil dieses Szenario auf einen Richtungswechsel des zuvor bestehenden Abwärtstrends hindeutet. Als Prognose setzt man den Kursabstand zwischen Kopf und Nackenlinie ab dem Schnittpunkt der rechten Schulter mit der Nackenlinie an, das beziffert ein Kursziel von 100 €. Natürlich ist die Kopf-Schulter-Formation auch nach oben hin anwendbar, dann leitet Sie dementsprechend einen Abwärtstrend ein.

Obwohl Untertassen nicht sehr häufig vorkommen, verdienen sie dennoch Beachtung. Gelegentlich nehmen Charts die Form einer Tasse an. Da sie eine außergewöhnlich langsame und allmähliche Trendveränderung von einem Abwärts- zu einem Aufwärtstrend beinhalten können, ergibt sich als Boden das Bild einer Untertasse.[17] Im Abschwung nimmt die Zahl der Baissespekulanten ab, ohne dass Haussespekulanten auftreten und die Oberhand gewinnen und im Aufschwung ist es andersherum.

Die komplette Tasse mit Henkel einzuzeichnen erfordert gutes abstraktes Denken und den optimalen Einstiegspunkt zu erkennen ist ebenfalls schwierig. Aber wenn einem das gelingt kann man eine überdurchschnittliche Rendite erzielen, wie die Google-Aktie im Anhang Seite 22 beweist.

Die Spike-Formation bezeichnet einen extremen Trendwechsel, dem meist keine Warnung vorausgeht. Ausgelöst durch eine bedeutende Nachricht und hoher Umsatzvolumina, versetzen Spikes dem Kurs einen überproportionalen, abrupten Stoß.[18] Besonders dabei ist, dass sofort eine technische Gegenreaktion auf die überzogene Kursexplosion bzw. den Kurseinbruch folgt. Es gibt keine Seitwärtsbewegung und das macht es schwierig innerhalb dieser maximalen 2 Handelstage zu reagieren. Viel mehr als zu hoffen, dass nicht zu viele Spikes einen Chart durcheinander bringen und die Analyse somit erschweren, bleibt bei dieser Formation nicht zu sagen. Die Pfizer-Aktie auf Seite 23 liefert den dazugehörigen Chart.

Die Anzahl der betrachteten charttechnischen Instrumente wurde an das Maß der Arbeit angepasst, da noch viele andere und vor allem komplexere Methoden in der Analysetechnik existieren.

[...]


[1] Vgl. Kostolany, A. (2001), S.47.

[2] Vgl. Internetquelle 1.

[3] Vgl. Kahn, M.N. (2001), S.31.

[4] Vgl. Murphy, J.J. (2005), S.15.

[5] Börsenbegriff für Käufe/Verkäufe

[6] Vgl. Kahn, M.N. (2001), S.25 f.

[7] Vgl. Murphy, J.J. (2000), S.23.

[8] Vgl. Murphy, J.J. (2000), S.63.

[9] lateinisch: umgekehrt

[10] Vgl. Murphy, J.J. (2005), S.23.

[11] Zeiträume der mittelfristigen Auf- bzw. Abwärtsbewegung der Börse

[12] Vgl. Kahn, M.N. (2001), S.12.

[13] Vgl. Kahn, M.N. (2001), S.71.

[14] Vgl. Murphy, J.J. (2000), S.142.

[15] Vgl. Murphy, J.J. (2005), S.37.

[16] Börsenbegriff für einen starken Kursanstieg

[17] Vgl. Murphy, J.J. (2005), S.33.

[18] Vgl. Kahn, M.N. (2001), S.84.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Technische Chartanalyse - Eine Wirkungsanalyse bei Privatanlegern am Beispiel der Berliner Volksbank
Hochschule
Berufsakademie Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
34
Katalognummer
V111360
ISBN (eBook)
9783640094363
ISBN (Buch)
9783640487790
Dateigröße
765 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Technische, Chartanalyse, Eine, Wirkungsanalyse, Privatanlegern, Beispiel, Berliner, Volksbank
Arbeit zitieren
Meik Bruhs (Autor:in), 2006, Technische Chartanalyse - Eine Wirkungsanalyse bei Privatanlegern am Beispiel der Berliner Volksbank, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111360

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