Der platonische Begriff des Eros im Vergleich mit dem christlichen Liebesbegriff


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

43 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Wortbestimmungen
1.1 Der Begriff der ˆgÀph
1.2 Der Begriff des šrvw
1.3 Der Begriff des amor
1.4 Der Begriff der caritas
1.5 Der Begriff der Liebe

2. Der šrvw-Begriff Platons
2.1 Zur Person Platons
2.2 Phaidros
2.2.1 Einordnung des Werkes
2.2.2 Wesen des Werkes
2.2.3 Der šrvw-Begriff im Phaidros
2.3 Symposion
2.3.1 Einordnung des Werkes
2.3.2 Wesen des Werkes
2.4 Der šrvw-Begriff im Symposion

3. Der Liebesbegriff der Christenheit
3.1 Aurelius Augustinus
3.1.1 Zur Person Augustins
3.1.2 Augustins Auffassung von Liebe
3.2 „Deus caritas est“ – Der Liebesbegriff in der ersten Enzyklika Papst Benedikt XVI.
3.2.1 „Die Einheit der Liebe in Schöpfung und Heilsgeschichte“
3.2.2 „Caritas – Das Liebestun der Kirche als einer `Gemeinschaft der Liebe´“

4. Zusammenfassender Vergleich

5. Literaturverzeichnis

1. Wortbestimmungen

Die Liebe – welch ein großes Wort! Wenn in unserem Sprachgebrauch das Wort „Liebe“ Verwendung findet, macht sich der Sprecher mit großer Wahrscheinlichkeit keine Gedanken darüber, was dieses Wort eigentlich ausdrücken will. Liebe ist ein Wort, das in der heutigen Zeit zum Großteil nur einen Bereich abdeckt: Die körperliche Liebe, die Begierde nach sexuellem Verlangen. Die eigentlichen Ausdrucksformen dieses Wortes werden leider bei Seite geschoben, so dass der Kern, das Lebensprinzip der ursprünglichen Liebe, in Vergessenheit geraten sind. Nachfolgend möchte ich herausarbeiten, welche Bedeutung den Hauptbegriffen für Liebe zugeschrieben werden.

1.1 Der Begriff der ˆgÀph

Das Wort ˆgÀph leitet sich von der Verbform \agapÀv ab und bedeutet „sich mit etwas zufrieden geben“, aber auch „jemanden mit Achtung behandeln, bevorzugen“. Dieses Wort ˆgÀph umschreibt auch allgemein den Begriff der Liebe, aber nicht direkt die Art der Liebe, die im Deutschen mit dem Begriff „Liebe“ verbunden ist. Vielmehr bezeichnet dieser eine spirituelle und metaphysische Verbindung zwischen Menschen. \AgÀph kann sich auch auf die Verbindung von zwei Menschen beziehen, dabei handelt es sich jedoch nicht um eine exklusive partnerschaftliche Liebe, sondern um eine inklusive gemeinschaftliche Liebe. Aus dieser inklusiven Perspektive heraus bedeutet ˆgÀph besonders die christliche Liebe im aktiven wie im passiven Sinn.[1]

1.2 Der Begriff des šrvw

Bei dem Wort šrvw ist das Bedeutungsfeld umfassender gespannt als bei der ˆgÀph. \¸Ervw umschreibt die Liebe allgemein und deutet besonders auf die sinnliche Liebe hin und bezeichnet somit eine bestimmte Vorstellung der menschlichen Liebe. Im platonischen Sinn meint er Liebeshändel und übertragen Lust und Verlangen. Als Gegenstand der Liebe und als Liebesgott, dem Sohn der Aphrodite, wird šrvw im antiken Griechenland bezeichnet.

1.3 Der Begriff des amor

Amor stellt das lateinische Pendant zu šrvw dar. Es bezeichnet den Liebesbegriff allgemein, meint platonisch Liebeleien, Liebschaften, Liebkosungen, Liebesempfindungen, Lust, Begierde, Leidenschaft, Trieb, Liebling, Geliebter; Meint den Liebesgott Amor und wird in der Poesie als „lusor amorum“[2] bezeichnet.

1.4 Der Begriff der caritas

Caritas kommt aus der römischen Handelssprache und bedeutet dort hoher Preis, Teuerung. Davon abgeleitet werden Hochachtung, Wertschätzung und Liebe. Später wurde mit caritas die christliche Nächstenliebe und der Liebesdienst bezeichnet.

1.5 Der Begriff der Liebe

Unser deutsches Wort Liebe greift in seinen Bezeichnungen antike Bedeutungen auf; jedoch ist es schwieriger eine eindeutige Umschreibung dafür zu finden. Liebe kann im engeren Sinn als Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen empfindet, dienen. Hier bedeutet Liebe ein Gefühl, eine innere Haltung positiver, inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person, die einen Zweck oder Nutzzweck in einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt; Durch eine tätige Zuwendung zum „Gegenstand“ des Geliebten, drückt sie sich aus.

Umgangssprachlich bezeichnet Liebe eine oder mehrere Liebschaften und meint auch „jemanden gern haben“. Mit Liebe wird in unserer Sprache auch die sexuelle Beziehung zwischen zwei Menschen ausgedrückt: „Wir lieben uns“, im Sinne von: „Wir haben sexuellen Beischlaf“. Liebe in der deutschen Sprache drückt eine Beziehung zu einer Person oder Sache aus: „Ich habe eine bestimmte Speise oder Fernsehserie gern; Ich fühle mich zu einer Institution oder Gemeinschaft besonders hingezogen und vertrete ihre Meinung“ etc.

Durch die Herausstellung dieser verschiedensten Begrifflichkeiten von Liebe wird nur ein geringer Teil des Bedeutungsspektrums abgedeckt. \AgÀph und šrvw waren für die antiken Schriftsteller und somit auch für Platon bekannt. So möchte ich im zweiten Teil dieser Arbeit den šrvw-Begriff in den Schriften Platons besonders im Phaidros und im Symposion näher beleuchten.

2. Der šrvw-Begriff Platons

2.1 Zur Person Platons

Platon ist aus ältestem athenischen Adel 427 v. Chr. geboren. Nach den Umständen, die mit dem Tod des Sokrates einhergingen, flieht er nach Megara zu Eukleides. In den Jahren 395/394 a. Chr. n. kehrt er wieder in seine Heimat zurück und beteiligt sich aktiv am korinthischen Krieg. Nach seiner militärischen Tätigkeit begibt er sich von 390 bis 388 a. Chr. n. auf Reisen. Er trifft auf dem Weg von Ägypten über Kyrene nach Tarent auf Archytas und „tritt mit diesem in freundschaftliche Verbindung“.[3] Platon erwarb später einen Garten beim Heiligtum des Heros Akademos und gründete dort 387 a. Chr. n. seine Philosophenschule, die Akademie. Gelehrt wurden an der „ersten Universität Europas“[4] Philosophie, Mathematik, Astronomie, Zoologie und Botanik. „Mhdeäw ˆgevmÛtrhtow eŒsÝtv“[5] stellte die Inschrift über dem Eingang der Akademie dar und umschrieb den Lehrinhalt, der dort vermittelt wurde. Im Jahre 347 a. Chr. n. ist er gestorben und die Legende hat ihn „sofort nach seinem Tod verklärt und als Sohn Apollos dargestellt.“[6]

2.2 Phaidros

2.2.1 Einordnung des Werkes

Die schriftstellerische Tätigkeit Platons erstreckt sich über einen Zeitraum von 50 Jahren. Seine Schriften sind in vier Lebensbereiche eingeteilt: Es sind dies die Schriften der Jugendzeit, der Übergangszeit, des reifen Mannesalters und die Alterswerke. Das hier zu behandelnde Werk fällt in die Zeit der Reife. Es befasst sich dem ersten Anschein nach mit dem Thema der Rhetorik; Jedoch lässt sich im Phaidros, wie es Johannes Hirschberger in seiner Philosophiegeschichte anmerkt, ein „Kompendium der gesamten platonischen Philosophie“[7] feststellen.

2.2.2 Wesen des Werkes

Platons Phaidros lässt sich in drei Bereiche einteilen: Den ersten Teil bildet das Vorgespräch außerhalb der Stadtmauer am Bach Illysos über den Mythos vom Wesen der Seele anhand der Rede des Lysias, die Phaidros vorträgt. In dieser Vorrede rät jemand – „ein nicht verliebter Hofmacher“ – nicht mit einem Verliebten, sondern mit einem Nichtverliebten in Freundschaft zu sein, da ein solcher Mensch zuverlässiger sei.

Als zweiten Teil treten die zwei Reden des Sokrates in den Mittelpunkt. Die erste Rede ist formal und inhaltlich schlecht und man soll nach einer Freundschaft mit dem Nichtverliebten streben. Die zweite ist formal gut jedoch inhaltlich schlecht und die Freundschaft soll mit einem Verliebten gehalten werden. In dieser zweiten Sokratesrede wird ein Beweis für die Unsterblichkeit der Seele vorgetragen. Dieser findet seinen Grund in der Begebenheit, dass das stets Bewegte unsterblich ist. Diese Seele eines Lebewesens bewegt dieses und sich selbst. Sie kann sich als bewegendes Prinzip nie selbst verlassen und gilt daher als unsterblich. Diese ist inhaltlich und formal gut und handelt von der ˆnÀmnhsiw. Beide Reden, die von Sokrates gehalten werden, handeln von der Selbsterkenntnis.

Den dritten Bereich bildet ein Dialog zwischen Phaidros und Sokrates über die Rede allgemein. In dieser Unterhaltung beweist Sokrates, dass ein wahrer Redner vollkommener Psychologe und Philosoph sein muss, da er die Seele der Zuhörer in allen ihren Teilen kennen sollte.

2.2.3 Der šrvw-Begriff im Phaidros

Sokrates beginnt seine erste Rede mit einer Anrufung der Musen. Danach führt er die Begebenheit aus, dass ein sehr hübscher Jüngling viele Liebhaber hatte jedoch schon mit einem anderen fest verliebt sei. Mit einer Lüge will einer von den Vielen sich einreden, dass „man dem Nichtverliebten vor dem Verliebten sich gefällig zeigen müsse“.[8] Sokrates sieht darin ein Problem in der korrekten Absprache darüber, wie man sich verständigen müsse, um darauf über etwas zu sprechen: „Als ob sie es nun wüssten, verständigen sie sich nicht im Anfang der Untersuchung darüber, und indem sie weitergehen, bezahlen sie die gebührende Strafe“.[9]

Auf diese Feststellung hin gibt Sokrates seinem Zuhörer eine Definition der Liebe.

„Sondern da nur dir und mir die Frage vorliegt, ob man lieber mit dem Verliebten oder einem, der es nicht ist, ein Verhältnis der Freundschaft eingehen solle, so wollen wir zuvor über die Liebe, was sie sei und welche Kraft sie habe, zur Verständigung eine Bestimmung festsetzen und im Hinblick hierauf und mit Beziehung hierauf die Untersuchung anstellen, ob sie Nutzen oder ob sie Schaden bringe.“[10]

Die Liebe ist eine Begierde; und das ist jedem klar, erläutert Sokrates und eine weitere Feststellung ist auch, dass Nichtverliebte der schönen Knaben begehren. Nach Sokrates gibt es im Menschen zwei Begierden: Die erste ist die natürliche Begierde nach Vergnügen. Die zweite ist eine erworbene, auf das Gute gerichtete Denkweise. Leitet uns die Denkweise durch eine gewisse Vernunft zum Guten, bekommt diese Kraft den Namen Begierde; Treibt sie den Menschen jedoch zu vernunftlosen Vergnügungen, wird sie mit Ausschweifung betitelt.

Im Anschluss daran versucht Sokrates eine Definition für Begierde zu finden. Geben wir uns der Schlemmerei und Völlerei hin, scheinen wir zu einem Schlemmenden geworden zu sein, ebenso verhält es sich mit übermäßigem Genuss von Alkohol, da wir dadurch zu einem Trinker degradiert werden. Interessanter hingegen ist die Definition im Hinblick auf die Liebe:

„Die Begierde nämlich, welche, […], zur Lust an der Schönheit verleitet und sofort von den ihr verwandten Begierden zur Schönheit des Leibes mit lebendiger Kraft getrieben wird, […], hat eben von diesem lebenskräftigen Triebe den Namen und heißt Liebe.“[11]

Hinter jedem Begriff verbirgt sich sowohl etwas Positives als auch Negatives. So wird uns im Anschluss daran der Nutzen und Schaden von Begierde und Liebe gegeben. Der Liebling wird geringer gemacht und dies in der Rede als Aufstieg von unten nach oben dargestellt:

„Welcher Nutzen oder Schaden sich sowohl von dem Verliebten als von dem, der es nicht ist, wahrscheinlicherweise für den ergeben werde, der sich gefällig erzeigt. Gewiss ist es nun für den von der Begierde Beherrschten und der Lust Dienenden doch wohl eine Notwendigkeit, den Geliebten so angenehm als möglich zuzubereiten. […] Weder besser also noch sich gleich wird der Liebhaber den Liebling gerne haben mögen, wohl aber suchen, ihn immer geringer und mangelhafter zu machen.“[12]

Wenn davon der Geliebte betroffen ist, wird der Liebhaber Freude daran haben bzw. diese Freude ihm selbst bereiten oder einfach auf das Angenehme zu verzichten. Dieser soll seinen Liebling auch von der göttlichen Philosophie fernhalten, da das Geistesleben für einen Mann, der Liebe hegt, nicht förderlich ist und somit das Angenehme nicht immer das Gute sei.

Auch klärt Sokrates die Frage, welchen Nutzen oder Schaden es mit sich bringt, wenn man sich mit dem Umgang oder der Leitung eines Verliebten mit Blick auf den Besitz beschäftigt. Dem Liebhaber kann es nur gut und recht sein, wenn „der Geliebte von den teuersten und holdesten und göttlichsten Besitztümern entblößt sein möchte.“[13] Diese wichtigen Besitztümer sind in den Augen des Liebenden nur Störfaktoren für seine Beziehung, da er „Vater, Mutter, Anverwandte und Freunde als Störer und Tadler des angenehmsten Verkehrs mit ihm betrachtet.“[14] Auch soll sein Liebster möglichst lange ehelos bleiben, keine Kinder haben und kein eigenes Hauswesen führen, um dem Liebhaber dieses Süße möglichst lange zu erhalten. Mit dem Hinweis auf das Alter weist der Redner Sokrates auf die Unannehmlichkeiten, die ein Liebhaber für seinen Liebling haben kann, hin, da sich „Gleich und Gleich gern gesellt.“[15] Diese Gleichheit im Alter bewirkt durch die Ähnlichkeit Freundschaft, da der Ältere den Jüngeren weder bei Tag noch bei Nacht verlässt und von einem inneren Drang und Stachel getrieben wird, der gewisse Vergnügungen bereitet. Aus dieser Begebenheit heraus wird der Ältere dem Jüngeren mit Lust dienstbar und bereitet damit dem Geliebten Befriedigung und Vergnügungen, damit er das Alter des Liebenden vergisst.[16] Doch ist diese Bemerkung in der ersten Rede als rhetorische Frage formuliert, und dies zu recht:

„Und ist er nun, solange er verliebt ist, verderblich und unangenehm, so wird er, wenn er der Liebe los ist, für die folgende Zeit treulos, auf welche er durch viele und mit vielen Eiden und Bitten bekräftigte Versprechungen den Geliebten vertröstete, […], hat er in seinem Innern einen anderen Gebieter und Vorsteher, nämlich die Vernunft und die Besonnenheit gegen die Liebe und den Wahnsinn überkommen und ist dem Liebling unbemerkt ein anderer geworden.“[17]

Sokrates kommt am Ende seiner Rede zur Erkenntnis, dass man sich einem verliebten und notgedrungenen unvernünftigen Menschen niemals gefällig zeigen muss, da dies allein einem nichtverliebten und seine Vernunft besitzenden Menschen zusteht.

„Dieses also musst du, o Knabe, bedenken und wissen, die Freundschaft eines Liebhabers wurzelt nicht in guter Gesinnung; sondern nur wie einer Art Speise der Sättigung wegen, tun so, wie Wölfe dem Lamm, Verliebte freundlich dem Knaben.“[18]

In seiner zweiten Rede weist Sokrates uns darauf hin, dass die größten Güter allein durch den Wahnsinn, der durch göttliche Gaben gegeben wurde, jemandem zu Teil werden. Er fährt fort mit einer Definition der Seele. Jede Seele sei „unsterblich, da sie sich stets selbst bewegt.“[19] Folglich muss die Seele dadurch ungeworden und unsterblich sein. Mit der Definition des Seelenwagens[20] leitet Sokrates über zur vierten Art des Wahnsinns. Das Schöne wird nun zum Liebenden und wer sich diesem Schönen zuwendet, wird „ein Liebhaber genannt.“[21] Sokrates stellt uns eine weitere Definition von Liebe vor Augen: Die Liebe ist Schönheit und wird als am „hellsten schimmernd“[22] aufgefasst. Das Sichtbarste und das Liebreizendste soll die Schönheit sein, der dies einzig teilhaftig ist. Weiter stellt er dar, wie ein Mann zu diesem Schönen kommen kann. Einen noch nicht Neugeweihten oder schon dem Verderben Verfallenen, zieht es nicht zur Schönheit selbst hin, da er „nach tierischer Art den Geschlechtstrieb und die Begattung zu befriedigen sucht und der Lust in zügelloser Annäherung gegen die Natur nachjagt.“[23] Wer hingegen ein Neugeweihter ist, erinnert sich an das Vergangene, und wird daraufhin von Schauer ergriffen. Wenn er dieses anblickt, verehrt er es wie einen Gott; Fürchte er nicht den Schein, opfere seinem Liebling wie einem Götterbild oder Gott; Sieht er den Liebling, bekommt er Umstände.[24] Hat die Seele daraufhin den Liebling erblickt, wird sie schmerzfrei und fühlt sich wohl.

Der \¸Ervw wird durch Sokrates im Weiteren als Arzt für die größten Mühsale bezeichnet – so reden ihn die Menschen an. Bei den Göttern hingegen wird er folgendermaßen definiert: „Pteros aber die Götter vom Sinn betörenden Flattern.“[25] So verhält es sich – so Sokrates – mit dem leidenschaftlichen Zustand menschlicher Liebender und der Ursache hiervon. Wer jedoch Anhänger des Ares war – im Gegensatz zu den Gefährten des Zeus, die die Pein des „Flügelnamigen standhafter“[26] entgegentraten – sind, wie in einer Art Trance, „vom \¸Ervw gefesselt und wenn sie vom Geliebten in etwas gekränkt zu sein scheinen, mordlustig und bereit, sich selbst und den Liebling als Opfer darzubringen.“[27] Auch ein Vergleich mit dem Seelenwagen wird auf den Leser gebracht: Das wilde, ungezähmte Ross, treibt beim Anblick des Lieblings auf diesen unbändig zu um gegen diesen die Vergünstigung einer „aphrodisischen Gefälligkeit“[28] Erwähnung zu tun und endlich sieht es das strahlende Angesicht seines Lieblings. Daraufhin zeigt sich die unbändige Kraft des šrvw:

„Ist aber die verabredete Zeit gekommen, so erinnert es sie, die sich anstellen, als dächten sie nicht mehr daran, wendet alle Gewalt an, wiehert, zieht sie fort und nötigt sie, mit den nämlichen Reden zu dem Liebling zu kommen. […] Und wenn es den Schönen sieht, vergeht es vor Furcht […] und die Seele des Liebhabers verfolgt nun verschämt und verschüchtert dem Liebling.“[29]

[...]


[1] Weitere Verwendungen für ˆgÀph sind die so genannte Liebesmahlfeier der Christen und die Baptistische Liebesmahlfeier; Außerdem nennt sich ein von der Glaubensgemeinschaft der Waldenser gegründeter Ort nahe Turin ˆgÀph.

[2] Liebeslied.

[3] Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. I: Altertum und Mittelalter, 73.

[4] Ebd. 73.

[5] Ebd. 74.

[6] Ebd. 74.

[7] Ebd. 75.

[8] Platon: Phaidros. In: Dichtung der Antike. Ausgewählt von Mark Lehmstedt, 11.

[9] Ebd. 11.

[10] Ebd. 11.

[11] Ebd. 12.

[12] Ebd. 12.

[13] Ebd. 13.

[14] Ebd. 13.

[15] Ebd. 14.

[16] Vgl. ebd. 14

[17] Ebd. 15.

[18] Ebd. 15.

[19] Ebd. 19.

[20] Platon definiert den Seelewagen folgendermaßen: Platon gliedert die Seele in drei Teile, in denen sein dualistischer Grundgedanke enthalten ist. Das eigentlich Göttliche der Seele ist die Vernunft; der Mut, das Edlere ist das zur Wahrnehmungswelt gehörige und die Begierde ist das Niedere, da Widerstrebende. Die Vernunft entspricht einem Wagenlenker, der Mut einem willigen Pferd und die Begierde einem widerspenstigen Ross. Platon ordnet jedem dieser drei eine Tugend zu: Aufgabe des Vernünftigen in der menschlichen Seele ist es, klug und weise zu werden – Tugend der Weisheit. Dem Mut kommt die Aufgabe zu, dass er energisch der Vernunft gehorcht – Tugend der Tapferkeit. Auch die Begierde muss sich der Weisung der Vernunft beugen – Tugend der Mäßigung. Diesen verschiedenen Tugenden ordnet Platon eine vierte, höher stehende zu, die Tugend der Gerechtigkeit – dikaiosành. Sie herrscht, wenn alle Seelenteile die ihnen zukommenden Aufgaben erfüllen und entflieht, wenn der Einklang nicht gegeben ist.

[21] Platon: Phaidros. In: Dichtung der Antike. Ausgewählt von Mark Lehmstedt, 24.

[22] Ebd. 24.

[23] Ebd. 25.

[24] Vgl. ebd. 25.

[25] Ebd. 26.

[26] Ebd. 26.

[27] Vgl. ebd. 26.

[28] Ebd. 27.

[29] Ebd. 28 f.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Der platonische Begriff des Eros im Vergleich mit dem christlichen Liebesbegriff
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltung
Hauptseminar über Platons Phaidros
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
43
Katalognummer
V111164
ISBN (eBook)
9783640092543
ISBN (Buch)
9783640328888
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriff, Eros, Vergleich, Liebesbegriff, Hauptseminar, Platons, Phaidros
Arbeit zitieren
Martin Baier (Autor:in), 2006, Der platonische Begriff des Eros im Vergleich mit dem christlichen Liebesbegriff, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111164

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