Reform der Hochschulbildung - Eine Untersuchung der Finanzierung von Hochschulbildung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung
1.1 Einführung
1.2 Problemstellung
1.3 Zielsetzung

2. Ökonomische Analyse der Finanzierung von Hochschulbildung
2.1 Allokative Betrachtung
2.1.1 Ursachen für Marktversagen
2.1.1.1 Hochschulbildung als öffentliches Gut
2.1.1.2 Externe Effekte
2.1.1.2.1 Produktivitätssteigernde externe Effekte
2.1.1.2.2 Wohnortbezogene externe Effekte
2.1.1.2.3 Atmosphärische externe Effekte
2.1.1.3 Informationsassymetrien
2.1.1.4 Unvollkommene Kapitalmärkte
2.2 Distributive Betrachtung
2.2.1 Zugangsgerechtigkeit
2.2.2 Verteilungseffekte

3. Schlussbetrachtung
3.1 Fazit
3.2 Ausblick

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Einführung

Im Rahmen der Reformdiskussion der Hochschulbildung werden die Debatten kontrovers diskutiert. Insbesondere wurden die Diskussionen noch mal durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Januar 2005 verschärft. In der Zwischenzeit haben 7 Bundesländer begonnen, allgemeinen Studiengebühren zu erheben[1]. Dazu zählen Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Eine Vielzahl von gesellschaftlichen Akteuren ist von diesem Thema betroffen. Neben den Universitäten, die auf eine Aufstockung ihrer Mittel hoffen, und dem allgemeinen Steuerzahler[2], rückt besonders die Rolle der Studierenden in den Mittelpunkt. Sie sind vor allem direkt in monetärer Art betroffen, sofern sie in entsprechenden Bundesländern eingeschrieben sind. Von der letztgenannten Gruppe wird die Diskussion am heftigsten, mitunter ideologisch, geführt (vgl. Janeba, Kemnitz, Ehrhart 2006: S. 1). Geäußert hat sich dieser Umstand durch zahlreiche Protestaktion bis hin zu Studiengebührenboykotts.

1.2 Problemstellung

Das Bild an deutschen Hochschulen ist geprägt von vielfältigen Problemen. Sowohl unter Effizienzgesichtspunkten als auch aus distributiven Gründen ist das staatliche Hochschulangebot nicht in adäquater Weise auf die Bildungsnachfrager ausgerichtet. Kennzeichnend für das Angebot ist, dass es oftmals nicht die notwenigen Kapazitäten aufweisen kann. Andere Indikatoren der Effizienz, wie z. B. die durchschnittliche Studienzeiten oder die Studienabbrecherquote lassen die deutsche Hochschullandschaft – gerade im internationalen Vergleich – im schlechten Licht erscheinen. Letztlich ist das Angebot nicht in der Lage, die inzwischen auf über 2 Millionen gestiegene Studierendenzahl, zu bedienen. Historisch ist die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage u.a. durch Fehleinschätzungen zukünftiger Entwicklungen der Studienanfänger zurückzuführen. Das bildungspolitische Ziel sollte aber schon sein, bildungsfähige und –willigen einen Studienplatz bereit zu stellen. Die Nachfrage etwa zu stutzen oder sie im Rahmen von den jetzigen Kapazitäten studieren zu lassen, sind keine zukunftsweisenden Alternativen.

1.3 Zielsetzung

Inzwischen ist die Beteiligung der Studierenden an direkten Kosten der Hochschulbildung politisch legitimiert. Diese sollen der Mittelaufstockung der Hochschulen zugeführt werden und ein Beitrag gegen die Unterfinanzierung leisten. Insofern muss ein Umdenken stattgefunden haben.

Im Rahmen dieser Untersuchung soll die grundsätzliche Frage erörtert werden, wie die staatliche Finanzierung von Hochschulbildung, insbesondere eine komplette Subventionierung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten zu bewerten ist. Mit diesem Schritt soll ein Beitrag zur Versachlichung der Diskussion geleistet werden um weiterführende Fragestellungen auf einer gesunden Basis zu führen. Insbesondere Studierende argumentieren allzu oft ideologielastig und vernachlässigen die volkswirtschaftliche Perspektive. Im Rahmen des Kurses Wirtschaftspolitische Studien, waren diesem schriftlichem Beitrag, eine Gruppenarbeit und die Vorstellung unserer Ergebnisse vorangegangen.

2 Ökonomische Analyse der Finanzierung von Hochschulbildung

2.1 Allokative Betrachtung

2.1.1 Ursachen für Marktversagen

Eine der zentralen Fragestellungen im Rahmen der ökonomischen Analyse ist, inwieweit der Staat zur Finanzierung der Produktion von Humankapitalbildung beitragen soll. In Anbetracht dessen, dass die BRD über mehrere Legislaturperioden hinweg Hochschulbildung komplett über allgemeine Steuermittel finanziert hat und auch nach Einführung der Studiengebühren den überwiegenden Teil der Hochschulkosten über selbiges finanziert, ist danach zu fragen auf welcher Legitimationsgrundlage diese Markteingriffe zu rechtfertigen sind.

Im Standard-Modell der ökonomischen Theorie, dem Modell der vollständigen Konkurrenz, kommt Angebot und Nachfrage in Einklang und erreicht eine optimale Allokation der Ressourcen (vgl. Fritsch, Wein, Ewers 2005: S.62). Das Pareto-Kriterium ermöglicht es Marktprozesse hinsichtlich ihrer allokativen Effizienz zu evaluieren. Des Weiteren erlaubt das Pareto-Kriterium eine getrennte Untersuchung von Allokation und Verteilung (vgl. Fritsch et al. 2005: S.26). Insofern ist die Ökonomie zumindest im Rahmen einer allokativen Betrachtung in der Lage „werturteilsfreie“ Aussagen zu treffen.

In Anlehnung an dieses Referenzmodell sind nur dann mögliche Eingriffe zu diskutieren, sofern die Annahmen der vollständigen Konkurrenz verletzt werden und es zu Abweichungen kommt. Kommt es zu Abweichungen, kann der Marktmechanismus das optimale Ergebnis hinsichtlich der allokativen Effizienz nicht mehr generieren. Es kommt zum Marktversagen. Ursachen für Marktversagen, die im Bereich der Hochschulbildung diskutiert werden, sind folgende Arten:

- Öffentliche Güter
- Externe Effekte
- Informationsasymmetrien
- Unvollkommene Kapitalmärkte
- Mangelnder Wettbewerb (vgl. Straubhaar, Winz 1992: S. 55).

Im Folgenden wird erörtert ob Marktversagen identifiziert werden kann.

2.1.1.1 Hochschulbildung als öffentliches Gut

Die staatliche Finanzierung von Hochschulbildung wird u.a. mit dem überwiegenden Charakter eines öffentlichen Gutes begründet (vgl. Straubhaar, Winz 1992: S. 54). Die (Nicht) Identifizierung eines öffentliches Gutes als solches, kann anhand der Kriterien Ausschließbarkeit und Rivalität ermittelt werden. Folgende Tabelle veranschaulicht die Klassifizierung von Güterarten unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien.

Tabelle 1: Klassifizierung von Gütern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Heise 2005: S. 40

Sofern es sich um ein Gut handelt, dass weder ausschlussfähig, noch durch rivalisierenden Konsum gekennzeichnet ist, handelt es sich um ein reines öffentliches Gut. Die Problematik bei reinen öffentlichen Gütern ist, dass ohne Ausschlussfähigkeit sich kein Markt konstituieren lässt. Kann ein Nutzer nicht ausgeschlossen werden, wird er aus rational begründeten Motiven nicht bereit sein, für den Nutzen zu bezahlen, in deren Genuss er ohnehin kommt. Der Nachfrager wird lediglich als Trittbrettfahrer aktiv sein. Der Anbieter wird das Gut nicht anbieten, da er keinen Preis erhält. Der Markt versagt.

Fehlende Ausschlussfähigkeit kann an den Hochschulen im Allgemeinen nicht ermittelt werden. Es lässt sich eine Reihe von Ausschlusskriterien nachweisen. Harte Ausschlusskriterien sind z. B. Kriterien der Zulassung. Die Vergabe des Studienplatzes ist an gewisse Voraussetzungen gebunden. Diese werden durch Aufnahmeprüfungen, Numerus Clausus Verfahren, oder durch ähnliche Auswahlverfahren ermittelt. Das Kriterium der Ausschließbarkeit ist insofern erfüllt und ein reines öffentliches Gut ist nicht zu identifizieren. Der jetzige Stand der Untersuchung erlaubt es bereits totales Markversagen auszuschließen und entzieht allen Befürwortern der kompletten Steuerfinanzierung aus ökonomischen Gründen jegliche Grundlage.

Zu prüfen ist im nächsten Schritt das Kriterium der Rivalität. Ist rivalisierender Konsum zusätzlich zur Ausschlussfähigkeit gegeben, sind allerbeste Bedingungen für einen Markt gegeben. Fehlt die Rivalität im Konsum können aufgrund der Subadditivität der Kosten erschwerte Markteintrittsbedingungen auftreten, die wirtschaftspolitische Fragestellungen hinsichtlich einer staatlichen Intervention aufwerfen können (vgl. Heise 2005: S. 42).

Die Rivalität im Konsum an den Hochschulen ist an Kapazitätsgrenzen gebunden. Es lassen sich sowohl eine Reihe von Fällen beobachten, in denen kein rivalisierender Konsum festzustellen ist, als auch Tatbestände die das Kriterium der Rivalität im Konsum erfüllen. Betritt der 50. Studierende den Raum bei einer Platzkapazität von 80, so sind die Grenzkosten gleich null. Vergibt der Professor nun die Hausarbeiten im Rahmen einer Kapazitätsgrenzen von 30 und alle Studierende haben Interesse, sind Grenzkosten zu verzeichnen. In diesem Beispiel wären es Kosten der Verdrängung. Im Übrigen führt das Überschreiten der Kapazitätsgrenzen im Hochschulbetrieb dazu, dass Studierende die fähig und willig sind, entsprechende Kurse nicht abschließen können. Das ist insbesondere an Massenuniversitäten zu beobachten und verlängert die Studienzeiten, was auf der einen Seite mehr Steuergelder verzehrt und auf der anderen Seite, aufgrund der verkürzten Lebensarbeitszeit weniger Steuergelder bringt. Insofern ist die Bewegung oberhalb von Kapazitätsgrenzen immer mit volkswirtschaflichen Schäden verbunden.

Zurückkehrend zum Ausgangspunkt kann also teilweise Rivalität in der Hochschulbildung identifiziert werden. Gemäß obiger Tabelle, spricht man von einem Maut- oder Clubgut. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass Ausschluss grundsätzlich gegeben ist und Rivalität im Konsum erst bei Überschreiten von Kapazitätsgrenzen auftritt (vgl. Wiesler 2005: S. 32).

Es gibt eine Reihe von Clubgütern die marktgängig sind. Kinofilme, Parkplätze und Zoos sind ausschließbare Güter und werden, wie uns hinreichend aus dem Alltagsleben bekannt, gegen Preise gehandelt.

Wellisch (1999) legt dar, dass unter der Annahme des vollkommenen Wettbewerbs zwischen den Clubs und der Zusammenführung von Anbietern und Nachfrager unter marktwirtschaftlichen Bedingungen eine effiziente Mitgliederzahl generiert wird. Sofern vollkommene Konkurrenz gewährleistet ist, bedarf es keiner staatlichen Eingriffe aus allokativer Sicht (vgl. Wellisch 1999: S. 112).

Die Theorie der öffentlichen Güter gibt keine Hinweise darauf, dass Hochschulbildung als solches angeboten werden sollte. Auch der teilweise Charakter eines Mautgutes kann eine staatliche Finanzierung nicht begründen. Betrachtet man die Entwicklungen der deutschen Hochschulen in einer Längsschnittsanalyse, muss man aufgrund der Tatsache dass Kapazitätsgrenzen immer häufiger überschritten werden zu dem Entschluß kommen, dass sich vor einem theoretischen Hintergrund tendenziell eher ein privates Gut identifizieren lässt.

2.1.1.2 Externe Effekte

Fritsch et al. (2005) beschreibt den Markt in seinem idealen Zustand, als einen Ort, indem jeder Akteur für die von ihm verursachten Kosten aufkommt und jeder Akteur durch sein Handeln erzeugte Vorteile beim Dritten einen äquivalenten Gegenwert erhalten kann. Ist dies nicht der Fall, liegen externe Effekte[3] vor. Die allgemeine Definition besagt dass externe Effekte dann vorliegen, wenn in der Nutzen- bzw. Gewinnfunktion eines Handelnden A (UA) außer dessen eigenen Aktionsparametern (X1A, X2A, …, Xi A) mindestens eine Variable enthalten ist, die nicht (vollständig) von A, sondern von einem oder mehreren anderen Akteuren kontrolliert wird, so dass gilt:

UA=UA (X1A,X2A, …, XiA,Y).

Stochastische Einflüsse sind von der Definition der externen Effekte ausgeschlossen (vgl. Fritsch et al. 2005: S. 88).

Externe Effekte sind im Prinzip auf gleiche Weise zu identifizieren wie ein öffentliches Gut. Externe Effekte sind nicht ausschlussfähig und insofern kommt es zu vergleichbaren Störungen des Marktmechanismus wie bei einem öffentlichen Gut. Der Unterschied zwischen einem öffentlichen Gut und externen Effekt liegt darin, dass bei einem externen Effekt nur einzelne Elemente des Gutes nicht ausschlussfähig sind. Dieser Sachverhalt wird, auf theoretischer Ebene, als Hinweis darauf gelten, dass die Untersuchung von externen Effekten nicht ein totales Markversagen nachweisen wird, sondern allenfalls ein partielles Marktversagen, in einem noch näher zu bestimmendem Ausmaß, vorliegt. Die vorher getroffene Aussage, dass aufgrund der Tatsache, dass kein öffentliches Gut vorliegt, kein totales Marktversagen zu bestimmen sein wird, hat nach wie vor Bestand und bleibt von weiteren Untersuchungen unberührt.

Dabei sind für wirtschaftspolitische Fragestellungen drei Formen von Externalitäten zu diskutieren und abzugrenzen. Tatsächlich stellen aber nicht alle folgenden Externalitäten wirtschaftspolitische Probleme dar.

[...]


[1] Stand August 2007.

[2] Aus Gründen der Lesefreundlichkeit wird auf weibliche Wortendungen verzichtet.

[3] Externalitäten und Spill-Over Effekte sind synonym zu verwenden.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Reform der Hochschulbildung - Eine Untersuchung der Finanzierung von Hochschulbildung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
30
Katalognummer
V111156
ISBN (eBook)
9783640092482
ISBN (Buch)
9783640693610
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reform, Hochschulbildung, Eine, Untersuchung, Finanzierung, Hochschulbildung, Gesichtspunkten
Arbeit zitieren
Burak Öztoprak (Autor:in), 2007, Reform der Hochschulbildung - Eine Untersuchung der Finanzierung von Hochschulbildung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111156

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