Welt- und Wohnraum - Räume in Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey


Essay, 2006

18 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Handlung
2. 1 Zusammenfassung
2. 2 Film und Buch

3 Der Raum in Space Odyssey
3. 1 Raumdarstellungen
3. 2 Innen- und Aussenräume
3. 3 Schwerelosigkeit
3. 4 Raum und Zeit
3. 5 Die Aneignung des Raumes

4 Fazit

5 Anhang
5. 1 Literatur
5. 2 Filmprotokoll

Abbildungen

Abb. 1: Ein zentripetaler Raum

Abb. 2: Schutzlos driftet Poole durchs Weltall

Abb. 3: Bowman deaktiviert HAL im „Gedächtnisraum“.

Abb. 4: Poole joggt durch die gigantische Zentrifuge der Discovery One

Abb. 5: Ausrichtung von Bildschirmen in der Discovery One

Abb. 6: Das weisse Zimmer

Abb. 7: Der leuchtende Farbnebel

1 Einleitung

Das Wort Raum beschreibt paradoxerweise zwei Objekte, die geradezu gegensätzliche Eigenschaften aufweisen. Einerseits bezeichnet er den begrenzten (Wohn-)Raum, der sich dadurch auszeichnet, dass seine Dimensionen beschränkt und klar abgegrenzt sind, andererseits aber auch den unendlichen, offenen (Welt-)Raum.

Dieser Gegensatz findet sich in Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey1 immer wieder. Zum einen ist da der endlose, unbegrenzte Weltraum, auf der anderen Seite sind die beengten Raumschiffe der Menschen. Dieses Motiv lässt sich im gesamten Film erkennen, beginnend mit der kleinen Höhle der Menschenaffen mitten in der ausufernden Wüste und endend mit der dünnen Hülle, in der sich das Starchild durch die Unendlichkeit des Weltalls bewegt.

Die Räume in Space Odyssey – sowohl die Innen- als auch die Aussenräume – haben ganz spezifische Eigenschaften. Diese sind zentral für den Menschen, der sich in diesen Räumen behaupten muss. Denn je nachdem, welche Eigenschaften ein Raum hat, ist er für das menschliche Überleben mehr oder weniger geeignet. Räume mit besonderen Eigenschaften erfordern besondere Anpassungen, damit der Mensch in ihnen leben kann. In Space Odyssey gibt es einige Räume mit ganz besonderen Eigenschaften. Dazu gehören zuerst einmal der Weltraum, aber auch das Raumschiff Discovery One, das einer gigantischen Zentrifuge gleicht und nicht zuletzt das weisse Zimmer, in dem sich Bowman zum Schluss wiederfindet. In diesen Räumen existieren die unterschiedlichsten Bedingungen, sie unterscheiden sich nicht nur in Form und Grösse, sondern auch in der An- oder Abwesenheit von Atemluft und Schwerkraft oder im jeweils gültigen Verhältnis von Raum und Zeit.

Die Frage stellt sich nun, wie diese Räume das Leben der Menschen in ihnen verändern und mitbestimmen, und wie die Menschen mit diesen Räumen umgehen. Und weil sich Space Odyssey mit gänzlich verschiedenen Orten und Zeiten befasst, soll auch untersucht werden, welche Konstanten in den Raumeigenschaften sich über die gesamte Handlung des Filmes erkennen lassen. Diese Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden. Dabei soll sich die Argumentation so weit als möglich allein aus dem Film erschliessen. Wo nötig soll aber auch Arthur C. Clarkes gleichnamiger Roman hinzugezogen werden. Das Verhältnis der beiden Werke muss dazu aber vorerst etwas genauer betrachtet werden.

2 Handlung

2. 1 Zusammenfassung

In diesem Kapitel soll ganz kurz der Handlungsablauf von Space Odyssey zusammengefasst werden, um die einzelnen Szenen, die für diese Arbeit zentral sind, aufzuzeigen und einzuordnen. Ein Ausführliches Filmprotokoll findet sich in Anhang 5.2. Der Film ist in drei Kapitel aufgeteilt, die mit eingeblendeten Titeln angekündigt werden. Er folgt vier Hauptprotagonisten zu drei verschiedenen Zeitpunkten. Diese drei Handlungsstränge sind aber nicht deckungsgleich mit den drei Kapiteln des Filmes. Verbindendes Element ist der schwarze Monolith, der in allen drei Kapiteln vorkommt.

Der Film beginnt mit dem Abschnitt The Dawn of Man, in dem die Geschichte des Menschenaffen Moonwatcher 2 erzählt wird. Dieser kämpft mit anderen Menschenaffen in einer wüstenähnlichen Umgebung ums Überleben. Eines Morgens steht vor der Höhle der Affen ein gigantischer, schwarzer Monolith, den Moonwatcher berührt. Später beginnt dieser zum ersten Mal einen Knochen als Waffe zu benutzen, um Tiere zu erlegen und rivalisierende Affen zu vertreiben. In der nächsten Szene fliegt – tausende Jahre später – der Wissenschaftler Heywood Floyd zum Mond, auf dem ein Monolith entdeckt wurde. Nachdem er ihn berührt hat, erklingt ein lautes Pfeifen. Im zweiten Abschnitt, Jupiter Mission, befinden sich die beiden Astronauten David Bowman und Frank Poole, dem Signal des Monolithen auf dem Mond folgend, auf dem Weg zum Jupiter. Das Raumschiff wird vom Computer HAL gesteuert, der über eine beeindruckende künstliche Intelligenz verfügt, jedoch zunehmend Fehlfunktionen zeigt. HAL tötet alle anderen Crewmitglieder ausser Bowman, der HAL schliesslich ausschalten kann. Im letzten Abschnitt, Jupiter and beyond the Infinite findet Bowman beim Jupiter einen weiteren Monolithen. Nachdem er diesen erreicht hat, bewegt er sich durch einen verwirrenden Farbenrausch, um schliesslich in einem weissen Zimmer anzugelangen. Dort altert Bowman und verwandelt sich schliesslich in das Starchild, als das er zur Erde zurückkehrt.

2. 2 Film und Buch

Um den Film Space Odyssey besser zu verstehen, kann das Buch von Arthur C. Clarke hilfreich sein. In der Tat werden im gleichnamigen Buch viele der rätselhaften und vagen Szenen des Filmes aufgelöst und genauer erklärt. Vieles, was in Kubricks Film der Interpretation des Zuschauers überlassen wird, erklärt und beschreibt Clarke ausführlich. Dennoch dürfen mit dem Buch nicht einfach unreflektiert die Lücken des Filmes gefüllt werden. Denn sowohl das Buch als auch der Film sind eigenständige Werke, die nicht einfach ausgetauscht werden können. Wenn man aber die Entstehung sowohl des Romans als auch des Drehbuches nachzeichnet, wird klar, dass es eine enge Verbindung zwischen den beiden gibt. Kubrick und Clarke haben das Drehbuch zum Film gemeinsam verfasst (Chion 2001: 2). Die Handlung des Films haben die Beiden erst in Romanform verfasst und erst dann in ein Drehbuch umgeschrieben. Wie viel von diesem Ausgangstext Kubrick später weggelassen hat und wie viel Clarke für seinen Roman hinzugefügt hat, ist schwer nachzuzeichnen. Aufgrund der gemeinsamen Grundlage erscheint die Verwendung des Romans als Verständnishilfe jedoch angebracht. Wichtig ist jedoch, dass der Film und das Buch dennoch als eigenständige Werke betrachtet werden und nicht bedingungslos vom einen auf das andere geschlossen wird.

3 Der Raum in Space Odyssey

3. 1 Raumdarstellungen

Kubricks Film fällt durch seine ganz eigene Optik auf, die zwar stellenweise starke Gemeinsamkeiten mit seinem Gesamtwerk aufweist, sich aber dennoch immer wieder davon unterscheidet. Die Optik des Films wirkt sich auch darauf aus, wie Räume dargestellt werden.

Typisch für Kubricks Filme ist beispielsweise, dass die Aufnahmen sehr häufig mit starken Weitwinkel-Objektiven gemacht werden. Dadurch wirken die Räume sehr weit und tief. Die Raumtiefe wird durch die meist sehr starke Tiefenschärfe weiter betont (vgl. Chion 2001: 45). Auch in Space Odyssey verwendet Kubrick oftmals Weitwinkel-Aufnahmen mit grosser Tiefenschärfe. Anzumerken ist ausserdem, dass Space Odyssey ursprünglich in 70mm Super Panavision gedreht wurde. Der Film wurde zuerst in Cinerama-Kinos gezeigt, die eine gewölbte Leinwand haben3 (vgl. Monaco 1995: 106f.), bevor er dann auf 35mm-Filmen in gewöhnlichen Kinos gezeigt wurde. Der Film war also auch für die gigantischen Cinerama-Säle konzipiert, in denen die Dimensionen der Räume noch intensiver wahrgenommen wurden.

Im Gegensatz zur Weite und Tiefe des Raumes versuchte Kubrick in Space Odyssey allerdings bei abgeschlossenen Räumen die begrenzten Dimensionen zu betonen. Chion hält fest, dass die Bildkomposition vor allem darauf ausgelegt wurde, die Räume als abgeschlossen darzustellen. Er spricht von einer zentripetalen Raumdarstellung, die die Aufmerksamkeit auf das Zentrum des Raumes lenkt (Abb. 1), im Gegensatz zu einer zentrifugalen Raumdarstellung, die auf das ausserhalb Liegende verweist (Choi 2001: 77f.). Kubrick erzielt diese zentripetale Raumdarstellung in erster Linie dadurch, dass die Räume meist in ihrer Gesamtheit zu sehen sind. Er verwendet tendenziell eher grosse Einstellungsgrössen, Räume werden oft in Totalen gezeigt. Dadurch sind die begrenzten Dimensionen der Räume erkennbar, wodurch deren Abgeschlossenheit betont wird. Dies geschieht zudem durch die oftmals symmetrische Einrichtung der Räume.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grundsätzlich gibt es in Space Odyssey zwei Arten von Räumen: der offene und der geschlossene Raum. Einerseits existieren mit der Wüste und dem All zwei weite und (im Falle der Wüste nahezu) unbegrenzte Räume, während andererseits eine Vielzahl von geschlossenen, künstlichen Räumen besteht. Die Überschneidung von Künstlichkeit und Geschlossenheit besteht dabei natürlich nicht vollständig. Gerade der Abschnitt The Dawn of Man zeichnet sich durch starke Kontraste zum Rest des Filmes aus, dennoch besteht die Analogie auch über diesen Einschnitt hinweg: Der Weite der Wüste steht das grenzenlose All gegenüber, die Höhle als angeeigneter Wohnraum der Menschenaffen4 entspricht den zahlreichen vom Menschen geschaffenen Raumschiffen und Raumstationen. Auf diese Gegensätze soll im folgenden Kapitel weiter eingegangen werden.

3. 2 Innen- und Aussenräume

Obwohl sich Space Odyssey mit einem sehr grossen Zeitraum und wechselnden Hauptfiguren beschäftigt, gibt es mehrere Konstanten, die über den gesamten Handlungsablauf bestehen. Eine davon ist der Gegensatz zwischen Aussen- und Innenwelt, zwischen offenem und geschlossenem Raum. Schon in The Dawn Of Man wird dieser Gegensatz mit aller Deutlichkeit gezeigt. Die Menschenaffen sind nur in ihrer Höhle sicher, in der offenen Wüste sind sie hingegen zahlreichen Gefahren ausgesetzt: der Hitze, Löwen und rivalisierenden Stämmen. Allerdings ist die Höhle nur ein geringer Schutz, handelt es sich bei ihr doch lediglich um einen kleinen Felsvorsprung, der nur wenig Schutz bietet. Die Affen können deshalb auch nicht ruhig schlafen, sondern müssen wachen, um nicht von den Löwen attackiert zu werden, die in der Ferne brüllen.

Von dieser Situation lassen sich zahlreiche Parallelen zu derjenigen des Menschen im Weltall zeichnen. Auch hier ist der Mensch in einer Umgebung, in der er nicht zum Überleben fähig ist. Noch viel drastischer als in der Wüste droht dem Menschen im Weltall der sichere Tod. Wie der Menschenaffe findet auch der Mensch Schutz vor dieser feindlichen Umgebung im geschlossenen Raum. Das Raumschiff ist das Äquivalent zur Höhle, es schirmt den Menschen von der Aussenwelt ab und sichert sein Überleben. Der Mensch kann also in diesen lebensfeindlichen Umgebungen nur durch wachsende Abschirmung im engen Raum überleben.

Diese Schutzfunktion erfüllt schliesslich auch der Raumanzug. Er ist eine radikale Weiterführung dessen, was schon mit der Höhle und dem Raumschiff bezweckt werden soll. Die Reduktion der Weite des Raumes beginnt mit den kleinen Raumfähren, in denen die Astronauten Reparaturen am Mutterschiff vornehmen müssen. Allerdings reicht dieser Schutzraum noch nicht aus, damit die Menschen sich im All bewegen können. Damit der Mensch sich ausserhalb des Mutterschiffes bewegen kann, benötigt er einen doppelten Schutz. Nämlich müssen die Astronauten in der Fähre ihre Raumanzüge tragen. Wenn die zweite Schutzschicht fehlt, wenn der Astronaut sich im blossen Raumanzug durch das All bewegt, ist er am verletzlichsten (Abb. 2). Der Schutzanzug bietet – im Gegensatz zur Fähre und zum Mutterschiff – keinen Schutz gegen Angriffe, sondern nur gegen die Luftleere des Alls.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die extreme Enge des Schutzanzuges ermöglicht dem Menschen dessen basalste Tätigkeit: das Atmen. In Space Odyssey sind die Atemgeräusche des Menschen äusserst deutlich zu hören, wenn er sich im Raumanzug befindet. Zwar schränkt der Anzug fast alle anderen Fähigkeiten des Menschen erheblich ein – das Blickfeld ist reduziert, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, die Kommunikation verkompliziert – aber er ermöglicht die wichtigste menschliche Notwendigkeit, die im Weltall nicht möglich wäre.

Während also der enge, schützende Raum den Menschen stark einschränkt, wird er aber dennoch benötigt, um das blanke Überleben sicherzustellen. Dieser Schutz vor der Aussenwelt wird vom Menschen über seine komplette Entwicklung benötigt. Selbst als er als Starchild seine bisher höchste Entwicklungsstufe erreicht hat, umgibt ihn immer noch eine dünne Schutzhülle. Der Mensch ist also selbst dann noch nicht dazu in der Lage, in der Weite des Alls zu überleben. Der geschlossene Raum schützt den Menschen nicht nur, sondern isoliert ihn gleichzeitig auch. Die starke Isolation auf der Raumfähre Discovery One führt zu einer veränderten Interaktion zwischen den Menschen. So ist die extrem reduzierte zwischenmenschliche Kommunikation in Space Odyssey ein Produkt dieser Raumkonzeption. Gespräche finden hier kaum von Angesicht zu Angesicht statt, sondern müssen meist – technisch vermittelt – die Distanz zwischen verschiedenen Räumen überbrücken. Normale Gespräche mit Menschen auf der Erde sind auf der Discovery One nicht möglich. Während das anfängliche Gespräch zwischen Floyd und seiner Tochter per Bildtelefon noch relativ normal verläuft, können die Astronauten auf der Discovery One lediglich Aufzeichnungen sehen, ein austauchendes Gespräch mit Verwandten oder der Mission Control kann aufgrund der grossen Distanz nicht stattfinden. Dennoch ist dies die nahezu einzige Form von zwischenmenschlichen Gesprächen, die auf der Discovery One stattfindet: Poole und Bowman sprechen so gut wie nie miteinander. Ciment vergleicht das Leben der Astronauten auf der Discovery On e mit demjenigen in verschiedenen Zellen einer Bienenwabe, zwischen denen nicht kommuniziert wird (Chion 2001: 77). Es ist folglich bezeichnend, dass ausgerechnet zwischen Bowman und HAL am häufigsten eine „gewöhnliche“ Face-to-face-Kommunikation stattfindet (auch wenn HAL natürlich kein Gesicht, aber doch immerhin mehrere Augen besitzt), während Bowman und Poole sich kaum im selben Raum aufhalten und folglich kaum miteinander sprechen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es ist daher kein Zufall, dass die Probleme auf der Discovery One im Kern alle Kommunikationsprobleme sind. Sowohl HAL als auch Poole und Bowman halten die wahren Gründe für ihre Taten oftmals voneinander geheim. Das Fehlen eines klärenden Gespräches kann als Grund für die Eskalation auf der Discovery One betrachtet werden. Die Raumkonzeption führt zu isolierten Einzelräumen, zwischen denen kaum kommuniziert wird. Dadurch, dass die Menschen meist alleine in den einzelnen Räumen sind, werden diese zu privaten Räumen. Allerdings kann HAL ungehindert und unbemerkt in alle Räume sehen. Die Astronauten können sich also zwar voneinander Abgrenzen, es ist hingegen unmöglich, HAL auszuschliessen. So scheitert der Versuch, ein für HAL unhörbares Gespräch zu führen an der Allgegenwärtigkeit von HALs Augen. Erst zum Schluss dringt dann Bowman in einen für HAL vorbehaltenen Raum ein. HAL versucht Bowman davon abzuhalten, in diesen Raum, in dem sich sein „Gedächtnis“ befindet, einzutreten (Abb. 3). Auf der Discovery One dienen Räume also in erster Linie nicht einem Zusammenleben, sondern der Isolation und damit der Ausgrenzung anderer. Hier besteht ein starker Gegensatz zur Anfangssequenz des Filmes. Dort leben die Menschenaffen dicht gedrängt in ihrer Höhle, eine Isolation ist dort nicht möglich. Das gemeinsame Leben auf engem Raum erfüllt dort allerdings auch einen praktischen Zweck: So können sich die Affen gegenseitig wärmen und vor der Kälte schützen.

Die Beziehung HALs zum Raum ist grundsätzliche eine ganz andere als diejenige der Menschen. Abgesehen vom bereits erwähnten „Gedächtnis“-Raum kann HAL keinem Raum zugeordnet werden. Obwohl er allgegenwärtig ist, kann er im Raumschiff nicht verortet werden. Zwar hat HAL mit seinen Augen eine physische Repräsentation seines Wesens, dennoch ist seine Präsenz nicht greifbar und ohne Ort.

3. 3 Schwerelosigkeit

Wie im vorangehenden Kapitel gezeigt wurde, benötigt der Mensch in Space Odyssey einen Raum, der ihn vor der Aussenwelt schützt. Wenn kein natürlicher Raum vorhanden ist, der diese Funktion erfüllen kann, muss der Mensch selbst einen künstlichen Raum, wie das Raumschiff, schaffen. Diese Räume bieten zwar Schutz, schränken aber auch gleichzeitig ein. Die verschiedenen Räume haben spezifische Eigenschaften. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Räumen in Space Odyssey ist die An- bzw. Abwesenheit von Schwerkraft.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jeder Raum – auch der offene Raum – hat seine eigenen Regeln und Möglichkeiten. Am deutlichsten zeigt sich dies in den schwerelosen Räumen, die ein ganz anderes Verhalten erfordern als diejenigen mit Schwerkraft. Auch hier ist der Mensch in der Ausübung seiner alltäglichsten Tätigkeiten stark eingeschränkt. Das Gehen, Schlafen, Essen und selbst die Benutzung der Toilette bereiten Schwierigkeiten und erfordern die Verwendung zahlreicher technischer Hilfsmittel (wie den „ Grip-Shoes “ der Stewardess auf der Mondfähre oder der „ Zero-Gravity-Toilet “ im Raumschiff). Zwar sind die Menschen darum bemüht, das Leben im All so weit wie möglich an dasjenige auf der Erde anzugleichen, jedoch gelingt ihnen das nur in den Räumen mit Schwerkraft so richtig. Auch auf der Discovery One, in der es eine seltsame Form von Schwerkraft zu geben scheint, erschwert die Struktur des Raumes einen gewöhnlichen Tagesablauf. Die Astronauten leben in einer riesigen Zentrifuge, die durch ihre Rotation eine Fliehkraft nach aussen erzeugt, die als künstliche Schwerkraft funktioniert (vgl. Telotte 2006: 47; Abb. 4). Dadurch können sich die Astronauten wie in einem Raum mit Schwerkraft bewegen – mit dem Unterschied, dass sie sich am Boden der Trommel genauso bewegen können wie an ihrer Decke. Diese Raumeigenschaften machen gewohnte Vorstellungen von oben und unten obsolet. So scheint sich Poole beim Joggen durch das Raumschiff mal nach unten und mal nach oben zu bewegen, obwohl er sich gleichmässig der Trommeloberfläche entlang bewegt. Auch gehen durch diese speziellen Raumeigenschaften immer wieder Menschen kopfüber durch das Bild, oder beginnen plötzlich die Wände hochzusteigen. Die Einrichtung des Lebensraumes in einer Zentrifuge führt zwar einerseits dazu, dass die Astronauten einigermassen normale Schwerkraftverhältnisse haben, erschwert aber gleichzeitig in anderer Weise den Alltag. So erfordert es, dass Bowman und Poole in einem extrem schmalen Raum leben, dessen Einrichtung durch seine runde Form stark erschwert wird. So müssen beispielsweise die Bildschirme der verschiedenen Rechner in seltsamer Weise ausgerichtet werden (Abb. 5).

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3. 4 Raum und Zeit

Ein besonderer Raum mit ganz anderen Regeln und Gesetzmässigkeiten ist der Raum, den Bowman nach seiner Reise hinter den Jupiter vorfindet (Abb. 6). Es handelt sich hierbei um einen Raum, den die Ausserirdischen nach irdischem Vorbild für Bowman eingerichtet haben. Obwohl die Einrichtung tatsächlich perfekt einer irdischen Wohnung gleicht, ist der Raum dennoch befremdend. Die leuchtenden Bodenfliesen tauchen den Raum in ein steriles und verstörendes Licht und die kahlen Räume sorgen für einen starken Hall. Der Raum ist eine Weiterführung der Schutzräume, die zuvor gezeigt wurden. Wie die Höhle und die Raumschiffe schützt auch dieser Raum den Menschen vor der Aussenwelt, führt ihn aber zugleich in komplette Isolation. Zwar ist Bowman in seinen Fähigkeiten kaum mehr eingeschränkt, er kann sich im Raum frei bewegen, allerdings kann er den Raum aber auch nicht verlassen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie bereits angedeutet wurde, verfügt der Raum, obwohl er auf den ersten Blick die gleichen Eigenschaften wie ein gewöhnlicher Raum auf der Erde zu haben scheint, über ganz besondere Eigenschaften. So ist das Verhältnis von Raum und Zeit hier ein ganz anderes, wodurch es zu verblüffenden und irritierenden Erscheinungen kommt.

Nämlich ist Bowman im weissen Zimmer in der Lage, sich selbst beim Altern zuzuschauen. Verschiedene Zeitpunkte aus Bowmans Leben überlappen sich hier. Bowman sieht, während er durch den Raum blickt, sein älteres Selbst. Zwar interagieren Bowman und sein Alter Ego nicht miteinander, dennoch legt der Film die Interpretation nahe, dass sich die Beiden tatsächlich gleichzeitig im selben Raum befinden. So hört man deutlich Bowmans Atmen im Schutzanzug, während im Bild sein älteres Ich ohne Schutzanzug zu sehen ist. Und als der greise Bowman im Bett liegt, zeigt ein over-the-shoulder-shot gleichzeitig sein jüngeres Ich im gleichen Bild.

Wie zuvor bereits die gesamte Menschheit, scheint sich also auch Bowman selbst durch den Einfluss des Monolithen sprunghaft zu entwickeln. Denn die Veränderung von Bowmans Aussehen legt nahe, dass er zwischen den einzelnen Stadien seiner Entwicklung um Jahre gealtert ist. Auch handelt es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Alterungsprozess, schliesslich endet er nicht mit Bowmans Tod, sondern mit seiner Wiedergeburt als Starchild.

Die Frage ist also, ob Bowman tatsächlich so sprunghaft altert, oder ob dieser Alterungsprozess lediglich in geraffter Form gezeigt wird. Denn wenn zu Beginn von Space Odyssey die Entwicklung vom Knochen als Werkzeug zum Raumschiff in einem einzigen Schnitt übersprungen wird, muss trotzdem davon ausgegangen werden, dass zwischen den beiden Einstellungen eine jahrtausendelange Entwicklung stattgefunden hat. Allerdings sind im Falle von Bowmans Alterungsprozess deutliche Überlappungen auszumachen. Es kann deshalb angenommen werden dass Bowman, wenn auch vielleicht nicht sprunghaft, zumindest beschleunigt altert. Eine Parallele zur zuvor gezeigten Entwicklung der gesamten Menschheit ist jedenfalls deutlich auszumachen, wodurch angedeutet wird, dass die Ausserirdischen auch diesen Entwicklungsprozess beschleunigen können.

Schon die Reise hinter den Jupiter hat gezeigt, dass die Ausserirdischen andere Verhältnisse von Raum und Zeit gewohnt sind. Die Reise findet mit einer solchen Geschwindigkeit statt, dass Bowman anfangs von schierem Entsetzen gepackt wird. Seine Wahrnehmung des Raumes verändert sich radikal, Farben und Formen verändern sich (Abb. 7). Genauso ist nun auch Bowmans Altern im Hotelzimmer beschleunigt und verändert. Ursache dieser Veränderung ist erneut der Monolith, der zum Schluss vor Bowmans Bett zu sehen ist. Der Monolith löst folglich auch Bowmans anschliessende Transformation zum Starchild aus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. 5 Die Aneignung des Raumes

Ein durchgehendes Motiv in Space Odyssey ist die Behauptung des Menschen im Raum. Der Mensch muss sich mit den spezifischen Eigenschaften seines Lebensraumes, den Chancen und Gefahren arrangieren. In einem ersten Schritt geht es um die Erfüllung der basalsten Notwendigkeiten des Menschen, das Verfügbarmachen von Luft und Nahrung.

Mit der Existenzsicherung dehnt der Mensch aber seinen Anspruch auf den Raum aus. Denn geht es anfangs lediglich um das Überleben im Raum, versucht der Mensch in einem zweiten Schritt weiter in den Raum vorzudringen und diesen anzueignen. Mit immer komplexer werdenden Werkzeugen versucht er, Herr über die Aussenwelt zu werden. So führt die Entdeckung des Knochens als Waffe durch Moonwatcher dazu, dass die Menschenaffen sich in der zuvor lebensgefährlichen Steppe behaupten können. Dank der Waffe sind sie dazu in der Lage, in einer Gegend zu überleben, die für sie ansonsten lebensbedrohend gewesen wäre. Allerdings geht es nicht nur darum, sich im Raum zu behaupten, sondern auch um die Eroberung des Gebietes um die Wasserstelle; also um die Inbesitznahme des Raumes und die Ausgrenzung Anderer von diesem Raum. Genauso dienen die Raumschiffe, die ebenso wie der Knochen Werkzeuge sind, dazu, ins Weltall vorzudringen, in dem der Mensch ansonsten nicht lebensfähig wäre. Das Raumschiff, auf das mit dem berühmten Match-Cut vom Knochen aus geschnitten wird, ist eine Atombombe (Duncan 2003: 112). Raumschiffe können also auch kriegerische Zwecke haben und Raum nicht nur erschliessen, sondern auch erobern. Genauso kann die Mondbasis, die dem Roman zufolge gigantische Ausmasse erreicht (Sie bietet Raum für 1'700 Menschen, Clarke 2001: 59), als Mittel zur Inbesitznahme des Raumes angesehen werden.

Um in die neuen Gebiete im Weltall vorzudringen, gilt es die grundlegenden Notwendigkeiten des Menschen sicherzustellen: Atmen und Essen (Als Bowman im Fernsehinterview nach dem Grund für das Einfrieren der anderen Crewmitglieder gefragt wird, antwortet er: „ Well, this was done in order to achieve the maximum conservation of our life-support capabilities, basically food and air.“). So ist auf jeder der menschlichen Entwicklungsstufen die Versorgung mit Nahrung ein zentrales Problem, dessen Lösung im Film ausführlich dokumentiert wird. So suchen die Menschenaffen zuerst im Steppensand nach essbaren Pflanzen, um das Ernährungsproblem schliesslich durch die Verwandlung der Vegetarier in Karnivoren zu lösen. Auch die Verpflegung in Raumschiffen wird immer wieder thematisiert. So werden die verschiedenen Methoden gezeigt, mit denen Nahrung auf der langen Reise zum Jupiter verfügbar gemacht wird, oder wie es möglich ist, sich in einer schwerelosen Umgebung zu verpflegen. Genauso ist die Versorgung mit Luft im Weltall ein konstantes Problem. So versucht HAL Bowman umzubringen, indem er die Luftversorgung im Raumschiff deaktiviert. Und auch im weissen Zimmer konnten die Ausserirdischen irgendwie die Versorgung mit Luft gewährleisten, wie das laute, schwere Atmen des greisen Bowman deutlich macht.

4 Fazit

Es gibt in Space Odyssey zwei Arten von Räumen, die für den Menschen gänzlich unterschiedliche Voraussetzungen bereithalten. Einerseits gibt es die Aussenräume – die Wüste und das Weltall – die eine dem Menschen feindliche Umgebung bilden. In ihnen ist der Mensch nur bedingt überlebensfähig. Auf der anderen Seite gibt es die Innenräume. Sie sind entweder vom Menschen geschaffen oder von ihm für seine Zwecke angepasst worden. Die zentrale Funktion dieser Räume ist der Schutz. Dabei nimmt die Wirksamkeit des Schutzes mit dem Grad der Abgeschlossenheit des Raumes zu. Die Innenräume sind also eine Voraussetzung für den Menschen, um im Raum überhaupt überleben zu können, gleichzeitig schränken sie ihn aber auch stark ein. Isolation ist ein zentrales Motiv in Space Odyssey, die Menschen sind oft in äusserst engen Räumen (auch der Raumanzug kann als Extremform eines Schutzraumes angesehen werden). Diese Enge steht in einem krassen Gegensatz zur Grenzenlosigkeit des Aussenraums. Im Innenraum ist der Mensch radikal in seinen Freiheiten eingeschränkt und isoliert. Es ist folglich kein Zufall, dass es in Space Odyssey kaum direkte, zwischenmenschliche Kommunikation gibt. Einzig in der Höhle der Menschenaffen, in der diese dicht gedrängt leben, gibt es keine Isolation.

Voraussetzung für die Behauptung des Menschen im Raum ist die Versorgung mit Sauerstoff und Nahrung. Allerdings haben die Räume in Space Odyssey spezifische Eigenschaften, an die der Mensch sich anpassen muss. Das Leben in einem schwerelosen Raum erfordert eine Reihe von technischen Hilfsmitteln. Auch das Zentrifugensystem, mit dem auf der Discovery One eine künstliche Schwerkraft geschaffen wird, verändert das Leben im Raum drastisch. Genauso hat das weisse Zimmer ganz eigene Eigenschaften, die das Leben Bowmans bestimmen.

Auch wenn sich die Anfangssequenz mit den Menschenaffen und die Raumschiffsequenzen mit ganz unterschiedlichen Protagonisten, Zeiten und Räumen befassen, lassen sich klare Konstanten erkennen. Nämlich besteht der Gegensatz zwischen unbegrenztem, lebensbedrohendem Aussenraum und dem Schutz bietenden, beengenden Innenraum sowohl zwischen Wüste und Höhle als auch zwischen Weltraum und Raumschiff. In der Weite des Raumes ist der Mensch an sich nicht überlebensfähig. Erst durch die Verwendung von Werkzeugen kann er sich den Raum aneignen und ihn bewohnbar machen. Damit sichert er zwar seine Existenz, schränkt sich aber gleichzeitig auch ein. Mit der wachsenden Elaboriertheit seiner Werkzeuge ist der Mensch immer weniger auf seine Mitmenschen angewiesen. Dadurch optimiert er zwar einerseits seine Lebensfähigkeit, vereinsamt aber gleichzeitig. Dies spiegelt sich auch in den Räumen in Space Odyssey. Leben die Menschenaffen anfangs noch gemeinsam in einer Höhle, entwickeln die Menschen zunehmend Räume für eine beschränkte Anzahl Bewohner. Diese Entwicklung gipfelt im Raumanzug, der dem Menschen zwar Schutz bietet, ihn aber gleichzeitig einschränkt und komplett isoliert.

5 Anhang

5. 1 Literatur

Chion, Michel (2001): Kubrick’s Cinema Odyssey. London.

Clarke, Arthur C. (2001): 2001 A Space Odyssey. Special Edition. London.

Duncan, Paul (2003): Stanley Kubrick. Sämtliche Filme. Köln.

Monaco, James (1995): Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien mit einer Einführung in Multimedia. Reinbek bei Hamburg.

Telotte, J. P. (2006): The Gravity of 2001: A Space Odyssey. In: Kolker, Robert (Hg.): Stanley Kubrick’s 2001: A Space Odyssey. New Essays. New York, S. 43 – 53.

5. 2 Filmprotokoll

0' 0" Einleitung, schwarze Leinwand. Musik: Atmosphères.

2' 49" MGM-Logo

3' 00" Titel: 2001: A Space Odyssey, Sonnenaufgang, Musik: Also sprach Zarathustra

4' 28" Titel: The Dawn of Man. Verschiedene Wüstenaufnahmen, vereinzelte Skelette im Sand. Eine Gruppe Menschenaffen sucht im Sand nach Essen, neben ihnen eine Herde Tapire. Ein Löwe attackiert einen der Affen und tötet diesen.

7' 33" Die Affen trinken an einer Wasserstelle. Ein anderer Stamm von Menschenaffen vertreibt sie von der Wasserstelle.

9' 37" Die Affen suchen dicht aneinandergedrängt Schutz unter einem Felsvorsprung. Das Brüllen von Löwen ist zu hören, die Affen wachen.

11' 20" Die Affen erwachen. Neben ihrer Höhle steht ein grosser, schwarzer Monolith. Aufgeregt und schreiend nähern sich die Affen und berühren ihn nacheinander.

13' 57" Einer der Affen betrachtet das Skelett eines Tapirs. Das Bild des Monolithen wird eingeblendet, Musik : Also sprach Zarathustra. Der Affe beginnt mit einem Knochen auf das Skelett einzuschlagen, ein erlegter Tapir wird dazwischen eingeblendet.

16' 18" Die Affen essen Fleisch. Später nähern sie sich dem anderen Stamm an der Wasserstelle. Einer der Affen erschlägt mit einem Knochen einen aus dem anderen Stamm, die anderen Affen fliehen. Triumphierend wirft er den Knochen in die Luft.

19' 03" Match-Cut vom Knochen auf ein Raumschiff. Verschiedene Raumschiffe, Musik: An der schönen blauen Donau. Dr. Heywood R. Floyd schlafend in einem Raumschiff, das auf einer Raumstation landet.

24' 24" Floyd trifft in der Raumstation ein und wird von Miller empfangen. Mit einem Bildtelefon spricht er mit seiner Tochter auf der Erde. Er trifft auf eine Gruppe von Leuten, die ihn zu seiner Reise zum Mond und zu einer angeblichen Epidemie auf der Mondbasis befragen.

32' 22" Flug zum Mond, Schwerelosigkeit. Floyd schläft, eine Stewardess bringt ihm und der Crew Essen. Musik: An der schönen blauen Donau. Die Raumfähre landet auf der Mondbasis.

39' 25" Ein Konferenzraum. Floyd spricht vor einer Gruppe von Leuten über eine wichtige Entdeckung und die zur Geheimhaltung vorgetäuschte Epidemie.

43' 44" Floyd und zwei weitere Personen in Raumanzügen in einer Raumfähre. Sie essen Sandwichs, betrachten Fotos einer Ausgrabung und sprechen von der Entdeckung, die dort vor 4 Millionen Jahren absichtlich vergraben worden sein soll.

47' 07" Die Fähre landet bei der Ausgrabung. Sechs Personen in Raumanzügen nähern sich einem schwarzen Monolithen. Floyd berührt ihn, sie posieren für Fotos. Ein lautes, schrilles Pfeifen erklingt plötzlich.

52' 26" Titel: Jupiter Mission, 18 Months later. Dr. Dave Bowman joggt durch das Raumschiff Discovery One. Er und Dr. Frank Poole essen und sehen dabei eine Fernsehsendung über ihre eigene Mission. Im Interview sprechen sie über die anderen drei, eingefrorenen Crewmitglieder und den Computer HAL 9000, der über eine starke künstliche Intelligenz verfügt und im Interview selbst Fragen beantwortet.

60' 55" Poole sieht eine Aufzeichnung, in der seine Eltern ihm zum Geburtstag gratulieren. Später spielt er mit HAL Schach.

64' 08" Bowman zeichnet die Schlafkammern der anderen Crewmitglieder. Er spricht mit HAL und zeigt ihm seine Zeichnungen. HAL fragt ihn, ob er an der Mission zweifelt und spricht über Gerüchte von einer Entdeckung auf dem Mond. Er meldet einen Fehler, der innerhalb von 72 Stunden zum Ausfall eines Gerätes führen wird.

67' 37" Poole und Bowman empfangen Anweisungen von der Mission Control.

69' 12" Bowman fliegt in einem kleinen Raumschiff (EVA-Pod) zum hinteren Teil der Discovery One. Er verlässt den EVA-Pod und tauscht die fehlerhafte Einheit aus.

75' 37" Poole und Bowman untersuchen das Gerät, finden aber keinen Fehler. HAL schlägt vor, die Einheit wieder einzusetzen und zu warten, bis sie ausfällt. Mission Control teilt mit, dass die Aussage von HAL falsch war.

79' 36" Poole und Bowman gehen in einen EVA-Pod, um von HAL ungehört sprechen zu können. Sie einigen sich darauf, die Einheit auszutauschen und, falls sie nicht ausfallen sollte, HAL zu deaktivieren. Aus der Sicht von HAL sind ihre bewegenden Lippen zu sehen.

83' 27" Titel: Intermission. Schwarze Leinwand.

86' 26" Poole in einem EVA-Pod. Er verlässt den Pod, um die Einheit auszutauschen. Der Pod wendet sich und fährt aus Poole zu. Bowman sieht wie Poole wegdriftet, sein Luftschlauch ist durchtrennt. Er folgt ihm in einem anderen Pod und ergreift den toten Poole mit den Greifarmen des Pods.

94' 32" Die unbemannte Discovery One. Auf dem Überwachungsschirm für die eingefrorenen Crewmitglieder setzen nacheinander die Lebenszeichen aus. Nacheinander sind gross die folgenden Warnhinweise zu sehen: Computer Malfunction, Life Functions Critical und Life Functions Terminated.

96' 30" Bowman im Pod vor der Discovery One. Er spricht mit HAL, der die Luke nicht öffnen will, weil Poole und Bowman in ausschalten wollen. Bowman hat keinen Helm, kann dennoch von aussen die Notluke öffnen und gelangt ins Raumschiff.

105' 05" Bowman geht mit aufgesetztem Helm durch die Discovery One. HAL spricht mit ihm, Bowman antwortet nicht. Er öffnet eine Tür mit der Aufschrift HAL 9000 Logic Memory Center. HAL bittet ihn aufzuhören, Bowman schaltet ihn langsam aus. Danach wird ein Video abgespielt, in dem Bowman die wahren Gründe für die Mission erfährt, die bisher nur HAL kannte. Die Discovery One folgte dem Signal des Monolithen auf dem Mond zum Jupiter.

112' 17" Titel: Jupiter and beyond the Infinite. Im All schwebt ein weiterer Monolith. Bowman nähert sich in einem Pod. Ein leuchtender Lichtertunnel erscheint. Bowmans Gesicht zeigt Panik. Nacheinander erscheint sein Auge in verschiedenen Farben, Sternnebel und bunte Landschaften.

126' 02" Der Pod steht in einem weissen Zimmer. Aus dem Pod heraus ist Bowman im Raumanzug zu sehen, sein Gesicht stark gealtert. Er blickt sich um, geht ins Bad. Er hört Geräusche und blickt zurück ins Zimmer. Dort sitzt Bowman ohne Raumanzug mit weissen Haaren an einem Tisch und isst. Er blickt auf und geht ins Bad. Er schaut sich um, geht zurück zum Tisch und isst weiter. Das Glas fällt zu Boden, er bückt sich, hört ein Atmen und blickt auf. Der stark gealterte Bowman, ohne Haare, liegt reglos im Bett und atmet schwer. Er hebt die Hand zum Monolithen, der plötzlich vor dem Bett steht. Im Bett liegt nun eine leuchtende Kugel, in der sich ein Baby befindet.

133' 36" Der Mond und die Erde im All. Musik: Also sprach Zarathustra. Das Baby bewegt sich auf die Erde zu.

134' 44" Abspann.

[...]


1 2001: A Space Odyssey, Stanley Kubrick, US 1968 (DVD: Warner). Der Titel wird nachfolgend mit Space Odyssey gekürzt angegeben.

2 Der Name Moonwatcher stammt, wie auch das bereits erwähnte Starchild, aus Arthur C. Clarkes Roman. Im Film selbst erhält der Menschenaffe keinen Namen. Auch wenn vom Roman nicht bedingungslos auf den Film geschlossen werden darf (s. Kap. 2.2), soll im Folgenden der Name der Einfachheit halber verwendet werden.

3 Cinerama-Filme wurden anfangs mit drei Kameras gedreht und anschliessend mit drei Projektoren aufgeführt. In den späten 60ern wurde das Format dann allerdings mit anamorphen Verfahren oder gewölbten Linsen mit lediglich einer Kamera gedreht. Das Format hatte ein Bildverhältnis von 2.20:1.

4 Es soll im Folgenden keine strikte Trennung zwischen Menschenaffen und Menschen vorgenommen werden. In Space Odyssey werden die Affen als Vorgänger des modernen Menschen gezeigt und ihr Handeln soll im Folgenden auch als ein Menschliches betrachtet werden. In ihrer Argumentation soll sich diese Arbeit bei der Beschreibung von menschlichem Handeln also durchaus auch auf das Verhalten der Menschenaffen in der Anfangssequenz stützen.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Welt- und Wohnraum - Räume in Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey
Hochschule
Universität Zürich  (Seminar für Filmwissenschaft)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V111153
ISBN (eBook)
9783640092451
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Welt-, Wohnraum, Räume, Stanley, Kubricks, Space, Odyssey
Arbeit zitieren
Andres Hutter (Autor:in), 2006, Welt- und Wohnraum - Räume in Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111153

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