Kommunikation


Hausarbeit, 2002

32 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Einführung in die Kommunikation
2.1 Funktionen der Kommunikation

3 Kommunikationspsychologie
3.1 Fünf Grundsätze interpersonaler Kommunikation (nach Paul Watzlawick)
3.2 Die „vier Seiten einer Nachricht“
3.3 Modell der vier Ohren (nach Friedemann Schulz von Thun)
3.4 Bedeutung für das tägliche Miteinander

4 Kommunikation im Bildungsprozess
4.1 Gründe für Kommunikationsstörungen
4.2 Vermeidung von Kommunikationsstörungen
4.3 Behebung von Kommunikationsstörungen durch Metakommunikation

5 Fazit, Schlussbemerkungen

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der folgenden Arbeit wird nach einer Einführung kurz auf die Grundfunktionen der Kommunikation eingegangen. Anschließend werden, nach dem Modell von Paul Watzlawick, fünf Grundsätze (Axiome) interpersonaler Kommunikation dargestellt. Diese werden die psychologischen Hintergründe der Kommunikation verdeutlichen. Als Grundlage der Argumentation wird das Buch ,,Menschliche Kommunikation" von Paul Watzlawick herangezogen. Dieses Werk leistete einen bedeutenden Beitrag zur kommunikationstheoretischen Forschung, da es vielfach rezitiert und auch kritisiert wurde.

Durch die Darstellung der 5 Grundsätze von Watzlawick, der den Einstieg in die Kommunikations- psychologie bedeutet, ist es nun möglich das 4-Ohren-Modell genauer zu betrachten.

Wenn ein Sender eine Nachricht zu einem Empfänger aussendet, dann werden vier Nachrichtenteile (Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehungsinhalt, Appell) berücksichtigt. Diese 4 Nachrichtenteile werden in einer kurzen Zusammenfassung beleuchtet um später auf das Modell von Friedemann Schulz von Thun („ Mit vier Ohren empfangen“) eingehen zu können.

Ein Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Kommunikation im Bildungsprozess, d.h. welche Kommunikationsstörungen während einer Lehrveranstaltung auftreten und wie diese vermieden werden können. Überdies werden Gründe für das Auftreten von Störungen im Kommunikationsprozess dargestellt. Insbesondere wird bei der Betrachtung dieser Problematik auf das vorgestellte Modell von Schulz von Thun eingegangen.

Nachfolgend bilden Schlussbetrachtungen den Abschluss dieser Arbeit.

2 Einführung in die Kommunikation

Das Zusammenleben von Menschen hängt im Wesentlichen von der Kommunikation ab. Zum einen hat sich die Massenkommunikation als wichtiger Informationsträger über und für eben jene Gesellschaft etabliert, zum anderen nimmt auch die interpersonale Kommunikation einen hohen Stellenwert ein. Sie besteht aus einer Information, die mitgeteilt wird, und zwar mit dem Ziel der Verständigung. Das heißt, allein die Übertragung oder Ausbreitung von Informationen stellt noch keine Kommunikation dar.

,,In der philosophisch orientierten Kommunikationstheorie bezieht sich der Begriff über den Prozess der Informationsübertragung hinaus auf den Prozess der intersubjektiven Verständigung"[1]. Ferner wird damit nicht nur die Verständigung allgemein erzielt, sondern es geht ja auch darum, dass man dem Gegenüber etwas Bestimmtes mitteilen will, um seine Interessen zu wahren oder zu realisieren.

,,Jeder kommunikativ Handelnde besitzt... eine spezielle Intention: er setzt seine kommunikative Handlung aus einem bestimmten Interesse heraus... Die Kommunikations-Interessen sind der Anlass jeglicher Kommunikationsversuche"[2]. Somit wäre Kommunikation gleichbedeutend mit sozialem Handeln.

Im Gegensatz dazu vertritt Watzlawick eine andere Auffassung von Kommunikation. Für ihn ist sie gleichbedeutend mit ,,[...] Verhalten jeder Art"[3].

Kommunikation wird allgemein als sprachlicher Prozess sozialer Verständigung beschrieben, der jedoch nicht von der nonverbalen Dimension der Kommunikation getrennt werden darf.[4]

2.1 Funktionen der Kommunikation

An erster Stelle dient Kommunikation der Mitteilung und Information (Mitteilungs- oder Informationsfunktion). Menschen möchten sich etwas mitteilen. Dabei hat diese Information in der Regel keinen Selbstzweck, sondern zielt auf Veränderung ab. Der Mitteilende möchte, dass andere sein Anliegen verstehen und begreifen. Über das gegenseitige Verstehen kann es zu einer Verständigung unter den Beteiligten kommen. Durch die Kommunikation soll ein gemeinsamer Konsens erzielt werden.

An dieser Orientierung wird deutlich, dass die Beteiligten durch die Kommunikation eine Wirkung erzielen möchten, z.B. eine Beeinflussung der Kommunikationspartner beabsichtigen (Beeinflussungsfunktion). Diese Beeinflussung kann in direkter und offener Form erfolgen, geschieht allerdings oft auch, für eine oder beide Seiten erkennbar, in indirekter und unbewusster Form bis hin zur Suggestion und Manipulation.

Sachbezogene Kommunikation dient zu einem großen Teil der Erklärung von Sachverhalten und der Aneignung von Wissen (Funktion über die Aneignung von Wissen und Erkenntnisgewinnung). Die Realität ist für uns oft erst dadurch begreifbar, dass wir Gegenstände und Vorgänge durch die Begriffsbildung strukturiert und mitteilbar beschrieben haben. So kann sich langfristig überhaupt erst ein Bewusstsein entwickeln. Die Gewinnung und Aneignung neuer Erkenntnisse ist also auf die Bildung neuer Begriffe angewiesen. Allerdings ist Begriffsbildung keine neutrale und objektive Tatsache, sondern sie kann durch soziale Gruppen auch für Propaganda und Beeinflussung genutzt werden, so z.B. durch Begriffskonstruktionen wie „Chaostage“ oder „Vaterlandsverräter“, die ein emotionales und soziales Szenario konstruieren und damit vermeintliche Tatsachen schaffen. Diese Zusammenhänge lassen den Schluss zu, dass es keine objektive Sprache gibt, sondern das sie sozial gedeutet ist.

Darüber hinaus verwenden wir unsere gemeinsame Sprache um gemeinschaftliche Erkenntnisse zu finden und versuchen diese Erkenntnisse dann auch einheitlich zu deuten (Sozialitätsfunktion).

Das wir Situationen und unsere Umwelt wahrnehmen und interpretieren, kann nicht nur persönlich geschehen. Zur eigenen Vergewisserung und für die Verständigung mit anderen, ist eine „kollektive Absprache“ notwendig. Diese Interpretation und Festlegung durch die Sprache in einer Kultur ist ein fortwährender gegenseitiger und gemeinschaftlicher Prozess der Gesellschaft; soziales Wissen wird dadurch einerseits gespeichert, bleibt allerdings auch wandelbar.

Durch die sozialisierende Kraft der Kommunikation leistet Sprache auch einen Beitrag zur Entwicklung und Identität der Gesellschaft. Der Einzelne findet sich durch den gemeinsamen Gebrauch der Sprache innerhalb einer Kultur, in den anderen und im Unterschied zu den anderen wieder. Die Identität des Einzelnen wird durch die eigene Wahrnehmung, sowie durch Bestätigung und Widerspruch anderer, herausgebildet (Identitätsbildende Funktion).

3 Kommunikationspsychologie

3.1 Die fünf Axiome interpersonaler Kommunikation

Die fünf Axiome der menschlichen Kommunikation wurden von Paul Watzlawick entwickelt. Für ihn ist es sicher, dass "[...] bestimmte Phänomene unerklärlich bleiben, solange sie nicht in genügend weitem Kontext gesehen werden, oder dass in diesem Falle dem betreffenden Organismus Eigenschaften zugeschrieben werden müssen, die er nicht besitzt ."[5] Aus dieser Erkenntnis leitet er die Anwendbarkeit der Systemtheorie auf die menschliche Kommunikation ab. Er betrachtet hierbei die Situation der Kommunikation bzw. generell die menschlichen Beziehungen als ein offenes System. Dies bedeutet, dass in einem Kommunikationsprozess zwischen Personen nicht Einzelwesen miteinander in Beziehung stehen, sondern alle miteinander ein Ganzes, ein System bilden.

Die Axiome sollen die Eigenschaften der Kommunikation beschreiben, wobei sich Watzlawick bereits in seiner Vorbemerkung gegen Kritik absichert, da er sagt, dass sie beim gegenwärtigen Wissensstand ,,[...] weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Endgültigkeit erheben können"[6].

1. "Man kann nicht nicht kommunizieren"[7]

Watzlawick gibt dem Begriff Kommunikation zwei Grundaufgaben. Einerseits die Bezeichnung eines Wissensgebietes und andererseits als Name für eine Verhaltenseinheit. Dabei differenziert und definiert er diese Verhaltenseinheit genauer, indem er feststellt: ,,Eine einzelne Kommunikation heißt Mitteilung (message), ein wechselseitiger Ablauf von Mitteilungen zwischen zwei oder mehreren Personen wird als Interaktion bezeichnet ."[8] Zur Kommunikation gehört alles Verhalten, was in zwischenmenschlichen Situationen Mitteilungscharakter hat. Dies sind nicht nur Worte, sondern auch paralinguistische Phänomene (Tonfall, Schnelligkeit, Pausen, Lachen, Seufzen), Körperhaltung, Körpersprache, Schweigen, Nichthandeln, ... kurz, Verhalten jeder Art.

Watzlawick betrachtet Kommunikation und Verhalten als praktisch gleichbedeutend, da er in beidem einen Prozess der wechselseitigen Wahrnehmung sieht. Da jedoch alles Verhalten im zwischenmenschlichen Bereich Mitteilungscharakter hat, folgt daraus, dass man nicht nicht kommunizieren kann.

2. Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Jede Mitteilung betrifft neben der sachlichen Information auch immer die Beziehung der Beteiligten. Der Beziehungsaspekt ist immer mitthematisiert und bildet die Grundlage für das Verständnis der Sachinformation. Die Beziehungsinformation ist eine unterschwellige Information, also eine Metakommunikation zum Satzverständnis.

Die Definition der Beziehung tritt um so mehr in den Hintergrund, wenn sie spontan und ,,gesund" ist, während in konfliktreichen und ,,kranken" Beziehungen der Inhaltsaspekt fast völlig an Bedeutung verliert. Zusammengefasst heißt das zweite Axiom also:

,,Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer [Beziehungsaspekt, d.V.] den ersten [Inhaltsaspekt, d.V.] bestimmt und daher eine Metakommunikation ist."[9]

3. Kommunikation ist durch die Ereignisfolgen und Gesprächspartner geprägt

Dieses Axiom beruht auf dem Teil der Kommunikation, den Watzlawick als Interaktion definiert. Als unvoreingenommener Beobachter nehmen wir Kommunikation als einen ,,[...] ununterbrochenen Austausch von Mitteilungen"[10] war. Man könnte also sagen, dass Kommunikation zwischen Menschen kreisförmig verläuft.

Die Kommunizierenden selbst gibt es eine Gewichtung darauf, ,,wer Angefangen hat" und ,,wer Schuld ist". Sie betreiben also eine Interpunktion von Ereignisfolgen, welche dadurch immer auch ein wichtiger Bestandteil von Beziehung und Kommunikation ist, da er die Verhaltensweisen ordnet, organisiert und strukturiert.

Die Kommunikationspartner gehören einem gemeinsamen System der gegenseitigen Beeinflussung an, jedes Verhalten ist sowohl Ursache als auch Wirkung. Die voneinander abweichende Interpretation und Deutung der Ereignisfolgen führt zu Kommunikationsstörungen. Jeder Beteiligte kann den Anfang und die Wahrnehmung der Kommunikation anders deuten, Aktion und Reaktion in einer anderen Reihenfolge sehen, dadurch sind Störungen vorprogrammiert. Für eine gelingende Kommunikation wäre es in diesem Zusammenhang hilfreich, wenn die Beteiligten diesen Kreislauf kennen und wahrnehmen.

4. Kommunikation bedient sich eindeutiger, abstrakter und mehrdeutiger Verständigungsweisen

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten, in denen etwas dargestellt und damit zum Gegenstand von Kommunikation werden kann. Übertragen auf die menschliche Kommunikation entspricht laut Watzlawick die verbale Sprache der digitalen und die non- verbale Kommunikation der analogen Übertragungsweise. Die analoge Kommunikation hat durch ihren direkten Ausdruck z.B. über Kleidung, Gestik, Mimik, Stimmfall, Geruch usw. sehr viel Aussagekraft, allerdings mangelt es ihr an Eindeutigkeit. Wir können sie im gesunden Zustand mit all unseren Sinnen wahrnehmen und empfangen.

Digitale Kommunikation ist komplex, vielseitig und abstrakt und in Bezug auf Beziehung unzulänglich. Überall, wo die Beziehung zum zentralen Thema der Kommunikation wird, erweist sich die verbale Kommunikation als fast bedeutungslos.[11] Deshalb behauptet Watzlawick, dass der Inhaltsaspekt einer Mitteilung digital, der Beziehungsaspekt analog übermittelt wird.

Es geht in der Verständigung um Inhalt und Beziehung, um verbale und nonverbale Aspekte, die sich jedoch gegenseitig beeinflussen. Einerseits verwenden wir eindeutig festgelegte Begriffe, z.B. „Zentimeter“, andererseits aber auch analoge, nonverbale Zeichen, wie Gesten und Tonfall. Das Wechselspiel aus analoger und digitaler Kommunikation ist also die ideale Ergänzung.

5. symmetrische oder komplementäre Kommunikation

Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär. Beziehungsformen, die symmetrisch sind beruhen auf Gleichheit z.B. zwischen Freunden, Kollegen, Liebespaaren usw.. Das Verhalten beider Personen spielt sich auf der gleichen Ebene, sinnbildlich gesehen also auf gleicher Augenhöhe ab. Symmetrische Beziehungen zeichnen sich also durch Streben nach Gleichheit und Verminderung von Unterschieden zwischen den Partnern aus.[12]

Komplementäre Beziehungsformen dagegen beruhen auf Ungleichheit z.B. Eltern-Kind, Lehrer-Schüler, Chef-Angestellter, usw.. Hierbei gibt es zwei verschiedene Positionen:

Ein Partner nimmt die sogenannte superiore, primäre Stellung ein, der andere die inferiore, sekundäre.[13] Dies ist jedoch keine Wertung über die unterschiedliche Güte der Positionen, denn die herrschenden Unterschiedlichkeiten ergänzen sich in ihrem Verhalten gegenseitig.

3.2 "4 Seiten einer Nachricht" (nach Friedemann Schulz von Thun)

Kommunikation funktioniert folgendermaßen: Es gibt einen Sender und einen Empfänger. Der Sender möchte dem Empfänger eine Nachricht übermitteln. [14] Hierzu kodiert er die Information und übermittelt diese mittels eines Mediums (Sprache, Gestik,...). Der Empfänger seinerseits muss nun die Nachricht dekodieren.

Was der Sender meint und was der Empfänger versteht, muss nicht immer übereinstimmen, denn beide kommunizieren miteinander aufgrund ihres eigenen Verständnisses von der Mitteilung und der Situation.“[15] Beachtet man zusätzlich die Tatsache, dass man nicht nicht kommunizieren kann, so ist man gleichzeitig sowohl Sender als auch Empfänger.

Schulz von Thun erweitert die Aussage Paul Watzlawicks, dass jede Information einen Sach- und einen Beziehungsaspekt hat, um zwei weitere Eigenschaften.

Als die vier Seiten einer Nachricht führt er auf:[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Sachinhalt sagt aus, worüber der Sender informieren will. Der Beziehungsaspekt gibt an, wie der Sender zu dem Empfänger steht beziehungsweise was er von diesem hält. Dies wird überwiegend durch den Klang der Stimme beeinflusst.

Selbstoffenbarung bedeutet, dass der Sender bei jeder Kommunikation auch etwas über sich selbst preisgibt. Dies geschieht bewusst (Selbstdarstellung) aber auch unbewusst (Selbstenthüllung). Dass eine Nachricht auch einen Appellaspekt beinhaltet, bedeutet, dass man gewöhnlich immer einen bestimmten Grund hat, warum man etwas sagt. Der Sender möchte den Empfänger veranlassen etwas Bestimmtes zu tun bzw. etwas nicht zu tun.

D.h. jede Kommunikation, also alles was ich sage oder höre ist ein ganzes Paket mit vielen Botschaften. Wie oben beschrieben ist es dann am Empfänger die empfangene Botschaft zu dekodieren. Hierfür hat der Empfänger 4 Ohren zur Verfügung, welche die genannten Aspekte einer Nachricht entschlüsseln sollen.

3.3 Das Modell der vier Ohren

Analog zu den 4 Seiten einer Nachricht gibt es die 4 Ohren:

Schulz von Thun unterscheidet in das Beziehungs-, Appell-, Selbstoffenbarungs- und Sachohr.[17]

Generell kann man sagen, dass man alle vier Ohren gleich gut bedienen und trainieren sollte. Mit welchem Ohr man besonders gut zuhört liegt zum einen an der Persönlichkeit, als auch an der Situation. Aber es gibt klare Empfangsgewohnheiten bei jedem Menschen. „Je nachdem auf welcher Seite der Empfänger besonders gut hört, ist seine Empfangstätigkeit eine andere: (...).“ (Schulz von Thun, F. 1991, S.44).

Sachohr :

Mit dem Sachohr hört der Empfänger die rein sachliche Information, die in einer Nachricht steckt. D.h. alle Informationen im zwischenmenschlichen Bereich werden dabei ausgeblendet.

Beziehungsohr:

Mit dem Beziehungsohr hört man die Teile der Nachricht, die den zwischenmenschlichen Bereich betreffen. D.h. solche Informationen wie: Wie redet mein Gegenüber mit mir? Wen glaubt er vor sich zu haben? Wie steht er zu mir?

Selbstoffenbarungsohr:

Mit dem Selbstoffenbarungsohr nehme ich alles wahr, aus welcher persönlichen Situation jemand etwas sagt. Das Beziehungsohr ist sehr stark verbunden mit dem Selbstoffenbarungsohr, weshalb ein ständiges Abwägen dieser beiden Ohren vonnöten ist. ( Sagt er das, weil er mich damit meint oder betrifft es mehr ihn selbst? ).

Appellohr:

Mit dem Appellohr nehme ich wahr, was ich aufgrund der Äußerung meines Gegenübers tun, denken oder fühlen soll.

Vereinfacht lassen sich die 4 Seiten einer Nachricht und die 4 Ohren auf Seiten des Empfängers wie folgt darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(PÄTZOLD, 1996, S. 53)

Beispiel: [18]

„Der Lehrer geht den Flur entlang und will in das Klassenzimmer. Da kommt ihm die elfjährige Astrid entgegen und sagt: ‚Herr Lehrer, die Resi hat ihren Atlas einfach in die Ecke gepfeffert!’“

Der Lehrer kann auf unterschiedliche Weise reagieren:

- Reaktion auf den Sachinhalt und Bitte um weitere Sachinformationen: „Und hat sie das mit Absicht getan?“
- Reaktion auf die Selbstoffenbarung Astrids: „Du bist ganz schön böse darüber, Astrid?“; „Du bist ja eine Petzliese!“
- Reaktion auf die Beziehungsseite: „Warum erzählst du mir das? Ich bin doch nicht euer Polizist!“; „Ich freue mich, dass du zu mir Vertrauen hast...“
- Reaktion auf den Appell: „Ich werde gleich mal sehen, was da los ist!“

3.4 Bedeutung für das tägliche Miteinander

Für das tägliche Miteinander bedeutet dieses Modell, dass man sich darüber im Klaren sein muss, dass die ankommende Nachricht, unabhängig davon an welches Ohr sie gerichtet ist ein „Machwerk“ des Empfängers. Im Idealfall sollte man auf jedem seiner 4 Ohren gleich gut ausgebildet sein, um Irritationen in der Kommunikation zu vermeiden. Meist besteht jedoch eine einseitige Empfangsgewohnheit: D.h. ein Ohr ist auf Kosten eines anderen stärker ausgebildet. [19]

Sach-Ohr

Wenn ein Mensch ein "übergroßes" Sach-Ohr hat, dann hört er nur den Sachinhalt einer Nachricht und deshalb kommt es zur Versachlichung oder zum Überhören von zwischenmenschlichen Tönen beispielsweise in der Partnerschaft. Darüber hinaus ist es möglich, dass man generell zwischenmenschliche Botschaften versachlicht. Konflikte auf der Beziehungsebene zweier Menschen können allerdings nicht auf der Sachebene gelöst werden. Aufgrund dieser Tatsachen kann man sagen, dass es so oftmals zu Schwierigkeiten kommen kann.

Beziehungs-Ohr

Das Beziehungs-Ohr empfängt positive sowie negative Kritik. Es nimmt die Beziehungen zwischen den Menschen wahr. Der Empfänger ist hierbei besonders persönlich betroffen[20]

Wenn das Beziehungs-Ohr zu stark ausgeprägt ist, dominiert es über das Sach-Ohr, oder aufgrund der Kritik wird oft der Appell einer Nachricht nicht mehr wahrgenommen. Diese Menschen legen dann die zumeist beziehungsneutralen Nachrichten und Handlungen so aus, dass sie unmittelbar sie betreffen. Möglich wäre auch, dass die Selbstoffenbarungsseite nicht mehr wahrgenommen werden kann, und dass keine Stellung zur Sachseite bezogen wird. Noch dazu kann es auch zur Verwechslung des Beziehungs- und des Selbstoffenbarungs-Ohrs kommen, was zu einer übergroßen Sensibilität führen kann. Außerdem geht häufig die Tendenz dahin, dass man nur noch auf der „Beziehungslauer“ liegt.

Vielfach haben Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl ein stark ausgeprägtes Beziehungs-Ohr. Das macht sie auf der Beziehungsebene, die allerdings nicht immer vom Sender angesprochen werde sollte, eher verletzlich, was sich dann auf das Selbstbewusstein auswirkt. Dagegen muss aber auch gesagt werden, dass ein übergroßes Beziehungs-Ohr nicht immer die mehr oder weniger als negativ beschriebenen Auswirkungen erzeugen muss, sondern sich durchaus ebenso positiv auswirken kann.

Es kommt auch hierbei auf die Situation an. Wenn ein Mensch in guter Stimmung ist, dann kann sich das Hören auf dem Beziehungsohr vorteilhaft für die Person auswirken. So wäre es möglich, dass eine Person, die in einem Cafe angesprochen wird, dies unter dem Beziehungsaspekt positiv auffasst und meint, dass die andere Person ihn mag bzw. attraktiv findet, was dann das Selbstbewusstsein positiv beeinflusst.

Selbstoffenbarungs-Ohr

Mit dem Selbstoffenbarungs-Ohr nimmt man vor allem wahr, aus welcher persönlichen Situation jemand etwas sagt. Es wird mehr die Person des Senders wichtig, als dass der Empfänger sich auf sich selbst konzentriert. Man kann durch das Hören mit diesem Ohr den Gegenüber besser verstehen. Der Sachinhalt einer Nachricht wird zurückgestellt und das was der Sender an Informationen von sich übermittelt, wird in das Zentrum gerückt. Durch diese Erklärung wird auch der Unterschied zwischen dem Selbstoffenbarungs- und Sach-Ohr deutlich gemacht. Kinder bis zum 5. Lebensjahr können diese Unterscheidung noch nicht treffen, ihnen fehlt die Fähigkeit sich in andere hinein zu versetzen. Sie hören bis dahin auf dem Beziehungsohr. Kinder werden also zum Beispiel Wutausbrüche immer persönlich nehmen und sind nicht in der Lage den Grund dafür vielleicht in der angespannten Situation des anderen zu sehen. Es besteht beim verstärkten Hören auf die Selbstoffenbarung aber auch die Gefahr des Immunisierens oder Psychologisierens. Bei jeder Aussage ist es möglich für den Empfänger, dass Selbstoffenbarungs-Ohr zu verwenden und für sich zu schlussfolgern, dass der andere zum Beispiel durchaus berechtigte Kritik nur anbringt aus einer Situation heraus, die eher ihn als den Empfänger betrifft. So ist es denkbar sich gegen jeglicher Kritik von außen abzuschotten, zu immunisieren.

Auch das Psychologisieren und Diagnostizieren ist ebenso eine Art des einseitigen Empfangs. Auf jede Aussage des Senders folgt dann eine Antwort, mit der er sich der eigentlichen Sachebene entzieht und auf angebliche psychologische Motivationen des anderen reagiert (,,Das sagst du jetzt nur, weil du ...").

Appell-Ohr

Menschen die sich besonders auf die appellative Seite einer Nachricht stützen, vernachlässigen sich selbst und orientieren sich nur nach den Wünschen der Mitmenschen. Es werden unterschwellige Botschaften aufgefangen, um darauf zu reagieren. Kleinste Signale werden auf ihre Appelllastigkeit überprüft. Zudem kann man aber mit einem überspitzen Appell-Ohr alles in einen Funktionalitätsverdacht stellen (,,Der sagt das jetzt nur, weil er will das..."). Denn sogar den unausgesprochenen Erwartungen der Mitmenschen soll entsprochen werden. Personen, die ein besonders ausgeprägtes Appell-Ohr haben, sind zumeist leicht manipulierbar und können ein geringes Selbstwertgefühl haben, weil sie sich zu stark danach richten was andere möchten. Oder was sie glauben, was andere möchten und tragen somit ihren eigenen Bedürfnissen sowie ihrer Individualität keine Rechnung. So kann eine Persönlichkeit entstehen, die nur noch klischeehaft und konventionell gebunden handelt.

Besonders Kinder neigen dazu, dieses Ohr schnell zu entwickeln, um beispielsweise gelobt zu werden. Sie wissen sehr rasch, was Erwachsene wollen oder glauben es zu wissen.

Allgemeine Anmerkungen

Dennoch gibt es an dieser Stelle auch nicht nur negative Auswirkungen, denn wenn man potenziell mit allen vier Ohren einigermaßen gut hören kann, dann erfüllt man alle Zwecke und weiß auch, was gemeint sein könnte. Man erkennt den sachlichen Inhalt, den Appell, die Selbstoffenbarung und weiß mehr über die Beziehungsseite.

Um eine Konfliktarme Kommunikation zu gewährleisten, ist es gut, wenn man auf allen vier Ohren kommuniziert. Auf der Beziehungsebene werden unseren Erachtens die Grundlagen jeder Kommunikation gebettet. Wenn es hier zu „Störungen“ ( Streit, Neid, Liebe, Hass) kommt, werden in der Kommunikation auf der Sachebene sicherlich Störungen nicht immer zu vermeiden sein. Wenn man jedoch darauf vorbereitet ist, sollte man dem vielleicht begegnen können ( Feinfühligkeit ).

Beispiel: Dies ist nicht persönlich gemeint,… ; Ich weiß du magst mich nicht, aber würdest du trotzdem…

Dennoch sollte man keines seiner Ohren `missbrauchen`. Der Empfänger hat immer die Möglichkeit sich auszusuchen, mit welchem Ohr er hören möchte. Es kommt oft zu Kommunikationsstörungen, wenn der Empfänger die Nachricht missversteht oder sich auf einigen Ohren `taub´ stellt[21] ( taub ist, weil schlecht ausgebildet: siehe Kapitel 3.4 ) Grundsätzlich ist aber zu raten, dass man je nach Situation entscheidet, auf was man reagiert. Man muss den Kontext verstehen, in dem es zur Äußerung kam. Darüber hinaus muss der Empfänger aber auch den gleichen Code haben, wie der Sender, um die Nachricht enkodieren zu können. Ansonsten kommt es bereits dabei schon zu Kommunikationsschwierigkeiten. In der heutigen Gesellschaft scheint es so, als könnte man nicht mehr auf allen vier Ohren hören. Eines überwiegt scheinbar immer, so dass die empfangene Nachricht nicht mehr mit der gesendeten Nachricht übereinstimmt. Man hat verlernt, wie man richtig kommuniziert und kann es an die folgende Generation nicht mehr weitergeben. Jeder Mensch wird unterschiedlich geprägt. Deshalb hören auch beispielsweise viele Männer überwiegend mit dem Sach-Ohr.

Es hört sich auch leichter an, als es tatsächlich ist, dass man mit allen vier Ohren gleich gut hören soll. Der Großteil der Kommunikation läuft intuitiv und unbewusst ab. „Oft ist dem Empfänger gar nicht bewusst, dass er einige seiner Ohren abgeschaltet hat und dadurch die Weichen für das zwischenmenschliche Geschehen stellt.“[22]

4 Kommunikation im Bildungsprozess

Die bisher erläuterten Kommunikationstheorien sind sehr allgemein gefasst und lassen sich auf jede Situation übertragen. So also auch auf die Schule und die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern oder Schülern und Schülern.

Jede Kommunikation findet in einem Kontext statt, der den Verlauf der Kommunikation stark beeinflusst. In der Schule ist dies die Bildungseinrichtung selber. Es wird mehr oder weniger ein bestimmtes Kommunikationsmuster vorgegeben. Sowohl Lehrer als auch Schüler werden sich meistens anders verhalten als zu Hause. Das Verhalten muss dabei nicht immer die Erwartungen des anderen erfüllen, dennoch kann man generell von einem Lehrer-Schüler-Verhalten sprechen.

Der Kontext ist nur ein Aspekt, der auf den Kommunikationsablauf Einfluss nimmt. Es gibt noch weitere Faktoren, die den Verlauf einer Kommunikation beeinflussen können:[23]

- Lernvoraussetzung der Schüler
- Lernerwartung der Schüler
- Lernfortschritt der Schüler
- Erwartung des Lehrers
- zwischenmenschliche Beziehungen (Verhältnis des Lehrers zu den Schülern; Verhältnis der Schüler untereinander)
- Situation (z.B. große Hitze, letzte Stunde, allg. unbeliebtes Fach, etc.)
- unterschiedliche Auffassung der Situation der Beteiligten

Diese und weitere Faktoren können den Verlauf einer Kommunikation sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

4.1 Kommunikationsstörungen

Sowohl im Schulalltag als auch in anderen Situationen gibt es viele Gründe, die zu einer gestörten Kommunikation führen können. Im folgenden sollen nur einige aufgeführt und erläutert werden:

Häufig kommt es vor, dass Probleme auf der Beziehungsebene auf der Sachebene ausgetragen werden. In diesem Fall ist es kaum möglich, eine sachliche Diskussion zu führen. Bemerkbar macht sich dies dadurch, dass die Kommunikationspartner jede sachliche Aussage erst mal als falsch bezeichnen. Sie entwickeln den Gedanken: „Den mag ich nicht. Das kann ja gar nicht stimmen, was der sagt.“ Genauso kann es umgekehrt vorkommen, dass Uneinigkeit auf der Sachebene auf die Beziehungsebene übertragen wird. Wenn zwei Partner grundlegend verschiedene Meinungen zu einem Thema haben und auch im Laufe der Diskussion zu keinem Kompromiss finden, kann es geschehen, dass sich ein Partner persönlich angegriffen fühlt und das Gefühl hat: „Der widerspricht mir ja grundsätzlich, er scheint mich nicht zu mögen.“

Grundsätzlich kann es zu Problemen kommen, wenn Sender und Empfänger unterschiedliche Erwartungen an die Situation stellen oder wenn sie die Situation aufgrund ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung und ihres unterschiedlichen Verständnisses von der Situation anders auffassen. Häufig kommt es vor, dass der Sender Selbstoffenbarungsangst empfindet und versucht, bewusst nicht auf allen vier Seiten einer Nachricht zu senden. Vielleicht möchte er nicht, dass der andere merkt, dass er Probleme hat. Man sendet jedoch immer auf allen vier Seiten und in diesem Fall würde die Selbstoffenbarung bedeuten: „Ich will nichts von mir preisgeben.“. Dies führt jedoch oft zu einem Eindruck von Unstimmigkeit oder Unehrlichkeit. Häufig steht auch in diesem Zusammenhang eine Diskrepanz zwischen verbaler und non- verbaler Kommunikation, d.h. der Sender sagt vielleicht: „Mir geht es gut.“ schaut aber traurig. Diese Diskrepanz vermittelt ebenfalls den Eindruck von Unstimmigkeit und Unehrlichkeit.)

Wenn man sich so gibt, wie einem zu Mute ist, kann man dieser Diskrepanz entgegenwirken. Immer, z.B. beruflich ist das sicherlich nicht möglich. Das heißt also nicht, dass man als Lehrer, wenn man einen schlechten Tag hat, seine Laune an den Schülern auslassen soll, aber man soll auch nicht versuchen, seine schlechte Stimmung zu überspielen. Im Unterricht steht die Vermittlung von Wissen im Vordergrund. Die Informationen werden jedoch nicht immer so aufgenommen, wie es gewünscht ist. Das kann zum Einen daran liegen, dass beim Empfänger (Schüler) ein mangelndes Grundwissen vorliegt oder es sich generell um ein schwieriges oder uninteressantes Thema handelt. Der Fehler kann aber auch beim Sender liegen, z.B. wenn unnötige Fremdwörter eingebaut werden oder das Thema zu weitschweifig dargestellt wird, so dass das Wesentliche nicht mehr erkannt werden kann.

4.2 Vermeidung von Kommunikationsstörungen

Grundsätzlich werden sich Kommunikationsstörungen nicht vermeiden lassen. Zum Einen, weil man nicht auf alles Einfluss nehmen kann und an einer Kommunikation immer mindestens zwei Personen beteiligt sind und zum Anderen, weil man sich selber nicht immer bewusst verhält. Dennoch kann man versuchen, bewusst auf die Kommunikation Einfluss zu nehmen und so weit es sinnvoll ist, versuchen, Kommunikationsstörungen zu vermeiden. Eine nützliche Hilfe dabei ist das Wissen über die Grundlagen der Kommunikation. Man sollte nicht jede Kommunikation als wissenschaftlichen Baustein betrachten, aber sich über die Inhalte der Kommunikationstheorien nach Paul Watzlawick und Friedemann Schulz Von Thun bewusst sein. Wenn es innerhalb einer Kommunikation zu Schwierigkeiten kommt, kann man sich im Wissen über das 4 Ohren Modell bewusst machen, dass hier ( in der Situation ) etwas schief läuft, weil sich Sender und Empfänger nicht verstehen ( Sender redet auf Sachebene – Empfänger hört auf Beziehungseben = Störung ). Dann kann man sein Wissen anwenden und über metakommunikatorische Ansätze ( Ich glaube wir reden da aneinander vorbei; Vgl.: Kapitel 4.3 ) der Störung entgegenwirken.

Manche Dinge sind so offensichtlich und sollten jedermann bekannt sein, sollen hier aber doch kurz erwähnt werden. Die Gründe für eine gestörte Kommunikation, die im vorangegangenen Kapitel erläutert wurden, sollte man selbstverständlich versuchen zu vermeiden. Grundsätzlich ist es immer wichtig, den anderen Kommunikationspartner ausreden zu lassen und man sollte aktiv zuhören, das heißt auf das Gesagte eingehen, während des Gesprächs nicken, um zu zeigen, dass man es verstanden hat, eventuell Fragen zu dem Gesagten stellen oder einzelne Passagen wiederholen, um sicher zu stellen, dass es auch so verstanden wurde. Gerade als Lehrer oder Vortragender in Bildungsveranstaltungen ist es wichtig, Blickkontakt zu halten. Nur so kann er feststellen, ob die Schüler das aufnehmen, was er ihnen vermitteln möchte. Falls dies nicht der Fall ist, kann und sollte er direkt darauf reagieren. Dabei wäre die Ignorierung eines Bestimmten Verhaltens natürlich auch eine Reaktion, die durchaus angebracht sein kann. Weiterhin ist es wichtig, zu versuchen, sich in den Anderen hineinzuversetzen. Man sollte Überlegungen anstellen wie: Habe ich das jetzt so verstanden, wie er es gemeint hat? Was geht in ihm vor? Was erwartet er von mir? Was erwartet er von der Situation?

Wenn ein Empfänger auf der Beziehungsebene grundsätzlich negativ, mir als Vortragendem gegenüber steht, lässt sich das vielleicht in einem persönlichen Gespräch klären, dass man aber auf der Sachebene trotzdem gut zusammen arbeiten kann.

Einem Schüler, der Hemmungen hat, sich am Unterricht zu beteiligen sollte der Lehrer nie das Gefühl geben, er habe etwas vollkommen Blödsinniges gesagt. Das kann dazu führen, dass der Schüler noch mehr Angst hat, sich zu melden. So etwas kann man vermeiden, indem man Ich-Botschaften anstatt Du-Botschaften verwendet:

Du-Botschaft: „Das ergibt absolut keinen Sinn, was Du da redest.“ besser

Ich-Botschaft: „Ich verstehe nicht, was Du meinst.“

Bei der Übermittlung von Sachinhalten ist es häufig sinnvoll, das Gesagte durch Körpersprache zu unterstützen, um z.B. etwas Wichtiges hervorzuheben. Der Empfänger nimmt die Nachricht so über verschiedene Kanäle auf und kann den Inhalt deshalb besser verarbeiten und behalten. Der Lehrer kann Informationen nicht nur durch seine Sprache übermitteln, sondern zusätzlich Medien wie Tafel, Folien, Videos, Kassetten, etc. einsetzen. Bei der Unterstützung durch Gestik und Mimik muss darauf geachtet werden, dass die Nachricht in sich stimmig ist. Ebenfalls wichtig bei der Übermittlung von Sachinhalten ist eine eindeutige Kodierung. Hier kann man vier grundlegende Eigenschaften aufführen, die eine Nachricht aufweisen sollte:[24]

- Einfachheit

Vermeidung von unnötigen Fremdwörtern; einfache, eindeutige Darstellung; kurze, einfache Sätze

- Gliederung (Ordnung)

Strukturierung der Information durch Absätze und Hervorhebung von besonders wichtigen Informationen; folgerichtig; übersichtlich

- Prägnanz (Treffsicherheit)

Beschränkung auf das Wesentliche; klar und deutlich; Zusammenfassungen

- Stimulans (Anregung)

Erweckung von Aufmerksamkeit und Interesse; Motivation fördern durch Beispiele und Einbringung aktueller Ereignisse[25]

Wie schon erwähnt, sind diese Maßnahmen, Kommunikationsstörungen zu vermeiden nur beispielhaft und selbstverständlich nicht auf jede Situation anwendbar.

4.3 Behebung von Kommunikationsstörungen durch Metakommunikation

Auch wenn man sich noch so bemüht, eine ungestörte Kommunikation zu führen, so ist es doch nicht immer möglich. Wenn man die Störungen beheben will, sollte man auch Konfliktsituationen nicht aus dem Weg gehen und über das bestehende Problem sprechen. Handelt es sich um ein Problem, dass durch eine gestörte Kommunikation hervorgerufen wurde, so ist eine wichtige Methode zur Behebung dieser Kommunikationsstörung die Metakommunikation.

Unter Metakommunikation versteht man die Kommunikation über die Kommunikation. Dabei können Diskrepanzen behoben werden, die dadurch entstanden sind, dass der Empfänger eine Nachricht anders verstanden hat als sie vom Sender gemeint war. Bei der Metakommunikation schildert jeder Beteiligte, wie er die Situation empfunden hat und wie er bestimmte Aussagen verstanden hat. Wichtig dabei ist, dass die Eindrücke absolut sachlich und nicht wertend geschildert werden, denn nur so kann die Metakommunikation dazu beitragen, Kommunikationsstörungen zu beheben. Andererseits würden diese nur verstärkt. Aus diesem Grund sollte derjenigen, der eine Metakommunikation vorschlägt auch sicher sein, dass diese sachlich ablaufen wird. Bei einem erfolgreichen Verlauf, könne sich die jeweiligen Parteien in die andere Partei hineinversetzen und Missverständnisse klären, im optimalen Fall ist danach die Aufnahme einer ungestörten Kommunikation möglich.

Faktoren für eine gestörte Metakommunikation können Angst/ Furcht vor der Selbstoffenbarung ( ich habe Klärungsbedarf; etwas falschverstanden) oder Beziehungsprobleme zwischen den Kommunizierenden sein.[26] Mit den 4

5 Fazit, Schlussbemerkungen

Die fünf Axiome bilden eine Richtschnur zu einer erfolgreichen Gesprächsführung und sind darüber hinaus auch als gutes 'Analyseraster' anwendbar, um Probleme bei Gesprächen nachträglich erkennen zu können.[27] Die Kritik, dass die Axiome unbewiesene Theorie sind, lässt in der Praxis eher das 4-Ohren-Modell zum Analysegerüst werden. Begrifflichkeiten sind hier eindeutiger und verständlicher formuliert.

Das Erkennen der Ursachen ist deshalb so wichtig, da das Wissen um die Hintergründe des Scheiterns eines Gesprächs Voraussetzung für die Bearbeitung der Mängel ist. Hierzu bedarf es einer Analyse, in welcher beide Gesprächspartner nochmals den Gesprächsverlauf betrachten. Desweiteren wird in dieser für sich entscheiden, ob eine sinnvolle Kommunikation weiter möglich ist oder ob beispielsweise Axiome verletzt wurden.

Es hat sich auch gezeigt, dass Watzlawicks Ausführungen aufgrund vieler begrifflicher Unklarheiten und einer anderen Herangehensweise an den Begriff der Kommunikation nicht unbedingt auf die Kommunikationsforschung anwendbar sind. Auf alle Fälle hat er die begriffliche Diskussion weiter vorangetrieben.

Zu erwähnen bleibt noch, dass sich viele Wissenschaftler seiner Meinung angeschlossen haben und seine Theorie weiter ausbauen sowie als Ausgangspunkt für eigene Überlegungen benutzen. So beispielsweise Friedemann Schulz von Thun, welcher sich besonders mit der Analyse des zweiten Axioms, dem Inhalt- und Beziehungsaspektes, beschäftigte. Die wichtigste Erkenntnis die aus diesem Axiom gewonnen werden kann, ist unserer Meinung nach, dass immer erst die Beziehung geklärt werden muss, bevor am 'Thema' gearbeitet werden sollte.

Schulz von Thun hat, so denken wir, mit seinem 4-Ohren Modell ein in sich schlüssiges Konzept entwickelt, um die interpersonale Kommunikation darzustellen. Es liefert das Rüstzeug für eine gute Metakommunikation[28], die, wie beschrieben, eminent wichtig bei der Beseitigung von Kommunikationsschwierigkeiten ist.

Ob eine Kommunikation 'erfolgreich' verlaufen kann, hängt jedoch immer vom Verhältnis der teilnehmenden Gesprächspartner untereinander ab. Es gibt keine Regeln für eine gute Kommunikation, sondern lediglich ein nicht verbindliches Gerüst.

Unserer Meinung nach lässt sich das Modell des Schulz von Thun in Gesprächsituationen des beruflichen Alltags zur Problembewältigung anwenden.

Ein Gespräch zwischen zwei oder mehreren Personen findet nicht nur extern, sondern auch intern - also als innerer Prozess - statt, in welchem die Kommunikationsprobleme jeweils 'analysiert' werden. Desweiteren besteht dabei die Möglichkeit Erklärungen für aufgetretene Störungen während des Dialogs zu suchen bzw. zu finden. Je nach Interessenlage entscheidet dann - auf der metakommunikativen Ebene - jeder Gesprächspartner für sich selbst über die (Nicht-) Anwendung der zuvor gefundenen Lösungsansätze.

Im privaten Bereich halten wir das Modell zwar theoretisch ebenso für anwendbar, aber nur um sich selber - im Nachhinein einer Kommunikation - das Gespräch erklären zu können ( Warum ist gerade das schief gegangen? ). Während dieser Gespräche ist es unserem Erachten nach, oft schwieriger Kommunikationsstörungen zu überwinden. Selbst wenn es im Zuge einer Metakommunikation gelänge, vorrangig sich auf der Sachebene zu bewegen, würde sich wahrscheinlich das Beziehungsohr schneller wieder einschalten, als es für den Verlauf des Gesprächs hilfreich wäre. - Wie sonst ließe sich erklären, dass Probleme zwischen Mann und Frau sich nie endgültig aufschlüsseln lassen werden.

Nicht nur für die berufliche, sondern auch private Zukunft ist es demnach für uns wichtig, die Fähigkeit, sich mit dem Gesprächsverlauf auseinandersetzen und in diesen 'Prozess' selbst eingreifen zu können, stets zu berücksichtigen.

6 Literaturverzeichnis

Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder, 3.Aufl., Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1998

Duden-Deutsches Universalwörterbuch (1989): 2. Aufl., Mannhein/Leipzig/Wien/Zürich ; Dudenverlag

Delhees, K.H., (1994): Soziale Kommunikation, Opladen

Fuchs, Werner et al. (1988): Lexikon zur Soziologie, 2.Aufl., Opladen: Westdeutscher Verlag

Pätzold, Günter (1996): Lehrmethoden in der beruflichen Bildung, 2. Aufl. Heidelberg: I.H. Sauer

Ramsenthaler,H. (1982): Pragmatische Kommunikationstheorie und Pädagogik; Basel

Schulz von Thun, F. (1981): Miteinander reden , Hamburg

Watzlawick, P./ Beavin, J. H./ Jackson, D. D. (1985): Menschliche Kommunikation - Formen, Störungen, Paradoxien. 7. Aufl.; Bern: Huber

[...]


[1] Vgl. Fuchs, W. : Lexikon zur Soziologie, 2.Aufl., Opladen ; Westdeutscher Verlag 1988, S.398

[2] Vgl. Burkart, R.: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder, 3.Aufl., Wien/Köln/Weimar , Böhlau 1998 ; S.26 f., Hervorhebung im Original

[3] Vgl. Watzlawick, P./ Beavin, J. H./ Jackson, D. D.: Menschliche Kommunikation - Formen, Störungen, Paradoxien. 7. Aufl.; Bern: Huber 1985 , S.51

[4] Vgl. Duden-Deutsches Universalwörterbuch ; 2. Aufl., Mannhein/Leipzig/Wien/Zürich ; Dudenverlag 1989, S.865

[5] Vgl. Watzlawick, P./Beavin, J.H./Jackson, D.D.: a.a.O. ; S.21

[6] ebenda, S.50

[7] ebenda, S.53

[8] ebenda, S.50/51

[9] ebenda, S.56

[10] ebenda, S.57

[11] ebenda, S.64

[12] ebenda, S.69

[13] ebenda, S.69

[14] Vgl. Schulz von Thun, F., Miteinander reden, Hamburg, 1981

[15] Vgl. Pätzold, G.: Lehrmethoden in der beruflichen Bildung. 2. Aufl., Heidelberg 1996: I.H. Sauer ; S. 48

[16] Vgl. Schulz Von Thun: a.a.O., S. 26ff.

[17] ebenda, S.44

[18] ebenda, S.45f

[19] ebenda, S.47ff.

[20] ebenda, S.44

[21] ebenda, S.46

[22] ebenda, S.44

[23] Vgl.: Delhees, K.H., Soziale Kommunikation, Oplaten, 1994, S.312ff

[24] Vgl.: Schulz von Thun, a.a.O., S.142 ( 4 Dimensionen der Verständlichkeit)

[25] Vgl. Pätzold, G.: a.a.O., S. 57ff.

[26] Vgl.: Delhees, K.H., a.a.O. S.324f

[27] vgl.: Ramsenthaler, H.: Pragmatische Kommunikationstheorie und Pädagogik; Basel 1982, S.230

[28] vgl.: Schulz von Thun, a.a.O., S.90

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Kommunikation
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Umweltpsychologie
Note
1,1
Autoren
Jahr
2002
Seiten
32
Katalognummer
V110503
ISBN (eBook)
9783640086719
Dateigröße
664 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Umweltpsychologie
Arbeit zitieren
Dipl.Wi-Ing. Florian Kliche (Autor:in)Andreas Augustin (Autor:in), 2002, Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110503

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