Neurophysiologie der Aufmerksamkeit: ADHS


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Einleitung

3. Begriffliche Situation

4. Erscheinungsbild

5. Diagnostik

6. Ursachen
6.1 Physiologische Ursachen
6.2 Psychosoziale Ursachen

7. Entwicklung und Verlauf

8. Therapieansätze

8.1 Multimodale Therapie
8.1.1 Unerlässliche Therapiemaßnahmen
8.1.2 Fakultative Therapiemaßnahmen
8.2 Behandlungsziele

9. Diskussion

Literaturverzeichnis

1. Zusammenfassung

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) wird auch als kindliche Störung bezeichnet. Zwischen zwei und zehn Prozent der Kinder leiden an Aufmerksamkeitsstörungen oder am hyperkinetischen Syndrom, Jungen dabei deutlich häufiger als Mädchen. Die Ursache dafür dürfte nach neuesten Forschungsergebnissen in erster Linie eine Funktionsstörung bei der Signalübermittlung im Gehirn sein. Die auftretenden Symptome sind Konzentrationsstörungen, sowie Störungen der Informationsverarbeitung und Gedächtnisbildung, seltener auch eine motorische Hyperaktivität und gesteigerte Reizbarkeit. Die Diagnose erfolgt durch die Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und neuropsychologische Tests. Die Behandlung basiert auf medikamentöser Einstellung und wird ergänzt durch Beratung, Aufklärung, Verhaltens- und Psychotherapie.

Nach heutiger Auffassung, die sich vor allem auf neuere Untersuchungen aus den USA stützt, ist die relativ häufig vorkommende Aufmerksamkeitsstörung (ADS, ADHS) das Resultat einer biochemischen Funktionsstörung im Bereich der Informationsverarbeitung zwischen einzelnen Hirnabschnitten. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Dopamin.

2. Einleitung

Einigen Kindern fällt es schwer, sich zu konzentrieren, ruhig zu bleiben und Aufgaben zu bearbeiten. Irgendwann zeigen die meisten Kinder diese Merkmale. Allerdings kommen bei Kindern mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diese Symptome derart häufig vor, dass dadurch die Lernfähigkeit der Kinder gestört wird. ADHS ist die verbreiteste Verhaltensstörung in der Kindheit. Sie wird üblicherweise zuerst im frühen Schulalter festgestellt, wo die Kinder still sitzen, aufmerksam dem Lehrer folgen oder eine bestimmte Aufgabe ausdauernd bewältigen sollen. Dann wird deutlich, dass einige Kinder diese Erwartungen nicht erfüllen können. Sie haben Schwierigkeiten damit, bestimmte Verhaltensreaktionen zu unterdrücken, sie handeln unreflektiert, zeigen sich oft rücksichtslos und impulsiv und unterbrechen aufgabenbezogene Aktivitäten.

Doch seit wann gibt es die Krankheit ADHS überhaupt?

Die Symptome einer ADHS sind schon mehr als 100 Jahre bekannt, wenn auch nicht aus der wissenschaftlichen Literatur, sondern aus einem bekannten deutschen Kinderbuch. Den „Struwwelpeter“ (1848) kennen alle als nettes Kinderbuch, die wenigsten wissen jedoch, dass sein Autor Heinrich Hoffmann praktischer Arzt und später Nervenarzt war. In dem Kinderbuch, das er für seinen kleinen Sohn schrieb, finden sich tatsächlich Beschreibungen, die an das Störungsbild der ADHS denken lassen. So zeigt der „Zappelphilipp“ sehr deutlich die motorische Aktivität und Impulsivität, dieses „Sich-Nicht-Bremsen-Können“ der ADHS-Kinder bis hin zum Sturz mit dem Stuhl und allem, was auf dem Tisch war: „... Suppe, Brot und alle Bissen, alles ist Herabgerissen ...“ (aus „Der Struwwelpeter“, 1848).

ADHS ist keine Erfindung und kein Zeichen unserer hektischen Zeit. Erst recht ist ADHS kein Zeichen einer „schlechten“ Erziehung oder eines Versagens der Eltern. Es gibt bis heute noch keinen einfachen Test, ADHS zu diagnostizieren und so stellt sich die Frage, ob es sich dabei nur um die extremen Ausprägungen der natürlichen menschlichen Variabilität handelt, wenn ein Kind ungewöhnlich impulsiv und unaufmerksam auffällt, oder verlangt die Gesellschaft heutzutage zu viel, zu lange, ungeteilte Aufmerksamkeit?

Auch wenn es bis heute noch keinen einfachen Test gibt, mit dem ADHS einfach und schnell diagnostiziert werden kann, ist es dennoch möglich, anhand anerkannter Kriterienkataloge festzustellen, ob ein Kind an ADHS leidet oder nicht. Auch gibt es heutzutage effektive Behandlungsmöglichkeiten.

Im Folgenden möchte ich den Begriff ADHS und das Erscheinungsbild näher erläutern. Anschließend werde ich einen Überblick über die Diagnostik und mögliche Ursachen dieser Krankheit, sowie über mögliche Therapieformen geben. Diese Arbeit soll einen Ein- und Überblick über das das Thema ADHS geben.

3. Begriffliche Situation

Es gibt Bezeichnungen für ADHS, die auf medizinischen Beobachtungen beruhen. Sie gehen alle davon aus, dass eine hirnorganische Anomalie vorliegt, welche die Symptome der Hyperaktivität hervorruft. Dieser Ansatz liegt in dem Beginn der Forschung zur Hyperaktivität zu Anfang des 20. Jahrhunderts begründet, als man Infektionen und Kriegsverletzungen, die das Frontalhirn schädigen, als mögliche Ursache entdeckte. Aus dieser Zeit stammen die Begriffe ,,Minimal Brain Damage" und ,,Minimal Brain Injury". Sie gelten als überholt (vgl. Holowenko, 1999, S. 17), da nur eine Minderzahl der Betroffenen einen organischen Schaden am Gehirn aufweisen. An ihre Stelle traten die Begriffe ,,minimal brain dysfunction" oder ,,minimal cerebral dysfunction" (MCD), die eine physiologische Fehlfunktion des Gehirns benennen. Sie sind annähernd deckungsgleich mit der Bezeichnung ,,psycho-organisches Syndrom" (POS), die in der Schweiz verwendet wird. Diese Bezeichnungen werden jedoch kritisiert, da sie dem vielfältigen Erscheinungsbild der Hyperaktivität nicht gerecht werden und nicht zwingend mit ihm verbunden sein müssen (vgl. Rausch & Schlegel, 1995, S. 3).

Die zweite Gruppe von Bezeichnungen nähert sich von der Seite der beobachtbaren Verhaltenssymptomatik. ,,Attention deficit hyperactivity disorder" oder ,,Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung" (ADHD oder ADHS), ,,Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom" (ADS) und ,,Hyperkinetisches Syndrom" (HKS) sind Namen für die zentralen Symptome der körperlichen Unruhe und des

Aufmerksamkeitsmangels. Sie werden allerdings auch verwendet, um die gesamte individuelle Symptomatik eines Betroffenen zu benennen, selbst wenn sich einzelne Symptome den Begriffen Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit nicht zuordnen lassen.

Begriffe wie Schulleistungsstörung, Lernstörung, Teilleistungsstörung usw. werden oft im Zusammenhang mit Hyperaktivität oder als Ersatz dafür verwendet. Bei genauerer Betrachtung aber stellen sie im Rahmen der Hyperaktivität eine untergeordnete Kategorie von Symptomen dar und können nicht als Bezeichnung für das gesamte Syndrom gelten.

Vor diesem Hintergrund kann wohl als verbindlichste und treffendste Bezeichnung der Name ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) gelten.

4. Erscheinungsbild

Die typischen Symptome der Hyperaktivität scheinen die Unaufmerksamkeit, Ablenkbarkeit, motorische Hyperaktivität, Unruhe und mangelnde Impulskontrolle zu sein (Rothenberger & Banaschewski, 2004). Auffällig ist, dass ADHS zu 80% bei Jungen diagnostiziert wird (Rothenberger & Banaschewski, 2004). Das Kind hat keine oder nur unzureichende Kontrolle über das Verhalten, das - dem Alter des Kindes entsprechend - in einer gegebenen Situation von ihm erwartet wird. Die verminderte Aufmerksamkeit vermittelt oft den Eindruck, als sei das Kind desinteressiert, vergesslich und chaotisch. Darüber hinaus gibt es eine Vielfalt von weiteren Symptomen, die von Rausch und Schlegel (1995) gesammelt und nach Störungsarten klassifiziert wurden: Motorische Störungen, wie z.B. Koordinationsschwierigkeiten der Feinmotorik, organisch-funktionelle Beeinträchtigungen wie z.B. geringe körperliche Ausdauer, Lern- und Leistungsstörungen, wie z.B. eine Lese- Rechenstörung (LRS) oder Rechenstörung, Sprachstörungen, wie z.B. eine altersgemäß unterentwickelte Ausdrucksfähigkeit, affektiv-emotionale Störungen, wie extreme Stimmungsschwankungen und Hemmungslosigkeit, Störungen in den sozialen Beziehungen, wie Aggressivität oder auch Isolation; sie seien hier nur beispielhaft genannt. Viele dieser Symptome wurden bereits gezielt in Studien an ADHS-Kindern untersucht und nachgewiesen (Holowenko, 1999, S.22-24). Oft ist es schwierig, die Grenze zwischen auffälligem und normalem Verhalten zu ziehen, da vor allem bei Kindern eine gewisse Unruhe und Unbeherrschtheit nichts Ungewöhnliches ist.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Neurophysiologie der Aufmerksamkeit: ADHS
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Neurophysiologie der Aufmerksamkeit
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V110307
ISBN (eBook)
9783640084821
ISBN (Buch)
9783640157471
Dateigröße
564 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neurophysiologie, Aufmerksamkeit, ADHS, Neurophysiologie, Aufmerksamkeit
Arbeit zitieren
Andreas Schachermeier (Autor:in), 2005, Neurophysiologie der Aufmerksamkeit: ADHS , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110307

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