Der Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller


Referat / Aufsatz (Schule), 2003

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Goethe und Schiller
2.1. Die Gegensätze
2.2. Annäherung durch historische Ereignisse

3. Der Briefwechsel
3.1. Der erste Kontakt
3.2. Stilistik der Briefe
3.3. Inhalte der Briefe .
3.4. Mitwirken Schillers an „Faust“

4. Nachwort

5. Anlagen
5.1. Briefe
5.2 Biographie Schiller
5.3 Biographie Goethe

6. Quellenangabe

1. Einleitung

Heutzutage ist es kein Problem seine Gedanken mit einer Person auszutauschen, die mehrere Kilometer weg wohnt. Dazu gibt es technische Möglichkeiten wie Telefon, Handy, Fax und E-Mail. Doch zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab es all diese Dinge noch nicht. So blieb bloß die Möglichkeit des Briefschreibens. „Briefe spielten eine essentielle Rolle im Kommunikationssystem des 19. Jahrhunderts „ (1). So entwickelten sich häufige Briefwechsel und es entstand eine wahre Briefkultur.

Einer der bekanntesten Briefwechsel aus dieser Zeit, ist der zwischen Johann Wolfgang von Goethe und dem um 10 Jahre jüngeren Johann Christoph Friedrich Schiller. Der Grund für den hohen Bekanntheitsgrad dieses Briefwechsels liegt darin, dass Goethe kurz nach dem Tode Schillers ausgewählte Briefe in einem 6-bändigen Werk veröffentlichte.

Diese Arbeit soll einen kleinen Überblick geben, wie es zu dem häufigen Briefkontakt zwischen den beiden kam und worum es in den Briefen ging. Besonders wird auf das Mitwirken Schillers an der Vollendung des „Faust“ eingegangen.

Da das Einflechten einer kompletten Biographie hier zu weit führen würde, befindet sich im Anhang je eine tabellarische Biographie von Goethe und Schiller.

2. Goethe und Schiller

Dass sich zwischen Goethe und Schiller eine echte Freundschaft entwickelt hat, ist eigentlich ein Wunder. Denn diese beiden waren zunächst so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Doch gewisse historische Ereignisse sollten sie näher zusammenbringen.

1787 kommt Schiller nach Weimar um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Des Weiteren möchte er dort mit Goethe zusammentreffen, der für ihn trotz großer Gegensätze eine Art Vorbild ist. Es soll jedoch noch eine ganze Weile dauern, ehe es zu einem regelmäßigen Kontakt zwischen den beiden kommt.

Doch was veranlasste Goethe die immer wiederkehrenden Versuche Schillers zur Kontaktaufnahme abzublocken ? Es waren die Gegensätze die es zwischen den Dichtern gab.

2.1. Die Gegensätze

Ein großer Unterschied fällt schon bei der Herkunft von Goethe und Schiller auf. Im Gegensatz zur kleinbürgerlichen Herkunft Schillers, kommt Goethe aus einer großbürgerlichern Ratsherrenfamilie. Noch bevor sich beide kennen lernen, wird letzterer 1782 geadelt. Doch die Herkunft ist nur ein Gegensatz, der die Annäherung der beiden Dichter erschwert. Die wesentlichen Unterschiede liegen in der Geistesrichtung und im menschlichen Wesen.

Goethe sieht in Schiller einen Wiederkehrer aus der Epoche des Sturm & Drang, welche er selbst schon überwunden hatte. Goethes Schaffen beruht vor allen Dingen auf Anschauung. Sein Blick umfasst stets die Gesamtheit. Schiller dagegen beruft sich mehr auf seine Gedanken, er lebt in einer Welt der Ideen. Schiller beschäftigt sich in Jena auf dem philosophischen Gebiet, wohingegen Goethe sich vordergründig der Naturwissenschaft widmet. Der Realismus und die Lebensnähe Goethes steht also im kompletten Gegensatz zu Schillers spekulativen Ideen.

2.2. Annäherung durch historische Ereignisse

Die Französische Revolution wurde ein Ereignis das die Kluft zwischen Goethe und Schiller verkleinerte.

Da Goethes Schaffen immer in Bezug zur Realität stand, musste er sich auch mit der Französischen Revolution auseinandersetzen Die Realität sah so aus, dass aus Untertanen freie Menschen werden sollten. Doch weder der Politiker Goethe noch die Vorstellung von Kunst befürwortete eine Revolution. Daraufhin zog er sich verständnislos zurück und suchte nach einer Kraft die ihm neue Impulse für dichterische Aufgaben geben sollte. Diese Kraft wird er einige Zeit später in Schiller finden.

Jener suchte schon seit langem nach einer Möglichkeit „den Zwiespalt zwischen der Realität und seinen dichterischen Ideen überwinden zu können“ (2). Er war der Meinung in der Kunst den Schlüssel zur Erziehung des Menschen zu finden. Die Geschehnisse in Frankreich, die nur gering auf Deutschland übergriffen, und die Auseinandersetzung mit der Philosophie Kants bestärkten ihn in der Auffassung, dass die wichtigste Aufgabe eines Dichters die Erziehung des Menschen sei. Er gab der Kunst somit eine sehr hohe bedeutsame gesellschaftliche Funktion.

An diesem Punkt in der Historie sind sich Schiller und Goethe so nah wie nie zuvor. Beiden geht es darum einen Sinn ihrer Kunst in der Realität zu finden. Beide sind der Meinung, dass diese Realität „das große Schicksal der Menschheit im Spiegel der Französischen Revolution und ihrer Auswirkungen“ (2) sei.

Es war jetzt nur noch ein persönliches Treffen der Künstler nötig, um zu erkennen, dass sie in ihren Auffassungen eine große Gemeinsamkeit haben. Dieses Treffen fand dann auch bald statt und eine neue Phase ihres schöpferischen Daseins konnte beginnen.

3. Der Briefwechsel

3.1. Der erste Kontakt

Den ersten persönlichen Kontakt haben Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller Ende Juli 1794 nach einer Sitzung der Jenaer „Naturforschenden Gesellschaft“. Doch schon Anfang Juni gibt es einen ersten Briefkontakt.

Bereits Anfang 1794 wird Schiller Chefredakteur der neugeschaffenen Zeitung „Die Horen“. Sie soll sich „ der schönen Welt zum Unterricht und zur Bildung und der gelehrten Welt zu einer freien Forschung der Wahrheit und zu einem fruchtbaren Umtausch der Ideen“ (2) widmen. „Die Horen“ wird zum Vorbild aller nachfolgenden literarischen Zeitschriften.

Schiller versucht auch Goethe mit ins Boot zu holen und so schreibt er am 13. Juni 1794 einen ersten Brief an Goethe. (Brief 1 und Brief 2 unter 5.1)

Wie aus dem Brief zu entnehmen ist, ist Goethe für Schiller eine große Respektsperson. Immer wieder taucht „hochwohlgeborner“ auf. Im Abschluss zeigt sich Schiller sogar unterwürfig. So verharre er hochachtungsvoll und sei Goethes „gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer“. Es tauchen noch weitere Wortformulierungen auf, die eine Unterwürfigkeit zeigen. Dazu gehören “mit größter Bereitwilligkeit unterwerfen wir uns“ und “unendlich verpflichten“.

Goethes Antwort erscheint ca. zwei Wochen später, am 24. Juni. Sie ist nicht so hochtrabend geschrieben wie der Brief Schillers. Goethe sagt der Mitarbeit an der Zeitschrift zu und hofft auf eine baldige mündliche Unterredung. Im Gegensatz zu Schiller verwendet er keine großen Abschiedsformulierung und unterschreibt auch nicht mit dem kompletten Namen.

Nach dem persönlichen Treffen in Jena schreibt Schiller einen weiteren Brief, in dem er seine Hochachtung über die Forschungen Goethes zum Ausdruck bringt, wobei er hier schon konstruktive Kritik übt. Hocherfreut darüber antwortet Goethe bereits 4 Tage später.

Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich in kürzester Zeit eine Freundschaft mit intensiven Gedankenaustausch, der beiden von Nutzen sein sollte Dieser Gedankenaustausch fand sowohl mündlich als auch schriftlich statt. Zu Beginn zeigt Schiller immer noch eine sehr ehrerbietige Haltung, zu erkennen an Formulierungen wie „Ihr gehorsamster Diener“ und „der Ihrige“. Erst Anfang September 1794 nimmt auch er einen Stil an, wie Goethe ihn in seinen Briefen hat.

3.2. Stilistik der Briefe

Im vorherigen Abschnitt wurden bereits einige stilistische Merkmale der Briefe dargelegt. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit weiteren Merkmalen.

In den Briefen ist im Laufe der Zeit ein Wandel der Form festzustellen – besonders in denen von Schiller. So steht am Anfang jedes Briefes – zu Beginn des Briefwechsels – immer eine Begrüßungsformulierung, die jeweils einen Respekt der Person gegenüber deutlich werden lassen. Beispiele sind „Hochwohlgeborner Herr“ und „Wohlgeboren“. Doch schon ziemlich bald werden diese weggelassen und beginnt sofort mit dem eigentlichen Anliegen. Die Länge der Briefe schwankt. So gehen manche Briefe nur über wenige Zeilen und andere wiederum über mehrer Seiten. Während des ganzen Briefwechsels sprechen sie sich gegenseitig immer mit „Sie“ an. Auch gegen Ende des schriftlichen Austausches wird nicht einmal das persönliche „Du“ benutzt. Beendet werden die Briefe meist mit einem kleinem Schlusskommentar, der etwas privater ist. So wünschen sie sich Gesundheit, bestellen Grüße von ihren Frauen oder freuen sich auf ein nächstes Zusammentreffen. Hinzu kommt auch jedes Mal eine Unterschrift. Diese ist jedoch jedes mal anders. Vorwiegend unterschreibt Goethe mit „Goethe.“, aber auch einfach nur „G.“ ist zu finden. Bei Schiller sind die Formen „F. Schiller“, „Schiller“ und „Sch.“ zu finden. Jeder Brief wird mit einem Datum und dem Ort seiner Erstellung versehen. Manchmal befindet sich dies bereits am Beginn des Briefes, manchmal aber auch erst am Ende.

3.3. Inhalte der Briefe

Die regelmäßigen Briefwechsel sind von 1794 bis zum Tode Schillers 1805 zu verzeichnen. Besonders fruchtbar für das Schaffen der Dichter sind die Briefwechsel zwischen 1796 und 1798.

1796 beherrschen vor allem zwei Themen den Briefwechsel. Zum Einen die Entstehung und Vollendung der „Xenien“ und die Vollendung Goethes „Wilhelm Meister“.

In den „Xenien“ wird mit der „Flachheit und Halbheit, Anmaßung und Beschränktheit, Fremdtümelei und Rückständigkeit der zeitgenössischen poetischen und wissenschaftlichen Literatur“ (2) abgerechnet. Gegen Ende des Jahres erscheint dieses erste gemeinsame Werk unter vielen Schwierigkeiten. Der Grund für diese Schwierigkeiten war klar, da damit offiziell gegen literarische Zeiterscheinungen und schreibende Zeitgenossen angekämpft wurde. Viele dieser „Xenien“ sind für uns heute recht schwer verständlich und schwer nachvollziehbar, da viele Personen, auf die sie abzielen, heute nur noch Wissenschaftlern etwas sagen.

Das zweite große Thema war Goethes „Wilhelm Meister“. Hier hat Schiller einen großen Anteil an der Wandlung des Grundgedankens. Er erkennt inhaltliche und formale Mängel und sagt Goethe geschickt seine begründete Meinung. In späteren Briefen Goethes wird deutlich, dass er dafür sehr dankbar ist. Aus den Kritiken die Schiller in seinen Briefen übt, entwickelt er später selbst eine Kunstlehre.

Noch ein weiteres Ereignis ist in diesem Jahr wichtig. Schiller kehrt zu seinem ursprünglichen Gebiet zurück: dem Drama. Er wird immer wieder durch Goethe dazu ermutig seinen „Wallenstein“ zu vollenden.

Das Jahr 1797 wird von Schiller selbst als „Balladenjahr“ bezeichnet. Vor allem in den Monaten Mai - September beherrscht dieses Thema den Briefwechsel. Die beiden Dichter ergänzen sich gegenseitig wunderbar. So kann die Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ als ein weiteres gemeinsames Werk angesehen werden. In diesem und dem folgenden Jahr entstanden unter gegenseitiger Ermutigung und konstruktiver Kritik Balladen wie „Der Ring des Polykrates“, „Der Gang nach dem Eisenhammer“, „Ritter Toggenburg“, „Der Taucher“, „Der Handschuh“ und „Die Bürgschaft“.

Und noch ein Thema wird immer wieder in den Briefen besprochen. Sie erarbeiten gemeinsam eine Arbeit über die epische und dramatische Dichtung.

1797 war der Höhepunkt des gemeinsamen Schaffens. Schiller hatte während der Balladenzeit die Arbeiten an „Wallenstein“ ausgesetzt und begann erst Ende des Jahres wieder intensiv daran zu arbeiten. Nachdem er ein Grundgerüst fertig hatte, beherrschte auch dieses Thema den Briefwechsel.

1798 nehmen die Briefe mit Themen zu gemeinsamen Arbeiten deutlich ab. Goethe widmet sich jetzt wieder mehr der Naturwissenschaft. Schiller leistet ihm viele gedankliche Beihilfen. Außerdem nimmt er Abschied von „Die Horen“ um sich ganz und gar auf „Wallenstein“ zu konzentrieren. Die drei Teile wurden am 12.10. 1798, 30.1. 1799 und 20.4. 1799 einzeln in Weimar uraufgeführt.

Mit der Vollendung von „Wallenstein“ endet auch die Phase in der die beiden Dichter eng zusammenarbeiten. Bis zum Tode Schillers 1805 geht es in den Briefen vor allem um die thematische Gestaltung der gesellschaftlichen Gegebenheiten und Arbeiten für das Weimarer Theater.

3.4. Mitwirken Schillers an „Faust“

Ein Thema, welches in den Briefen immer wieder zur Sprache kam, wurde bei den vorherigen Betrachtungen bewusst ausgelassen. Es handelt sich um den Briefwechsel in dem ein Mitwirken Schillers an der Vollendung von „Faust“ deutlich wird.

Ohne Schiller würde es „Faust“ vermutlich heute gar nicht geben. Goethe begann zwar damit, brach aber relativ schnell ab. Ihm fehlten die Ideen, die Inspiration, die Zeit und die Lust. Schiller schaffte es jedoch ihn zu ermutigen weiterzumachen. So gab es Phasen in den Goethe intensiv an „Faust“ arbeitete und wiederum Phasen in denen er von Schiller ermahnt werden musste, jetzt nicht aufzuhören. Bereits in dem 70ern des 18. Jahrhunderts begann Goethe mit den Arbeiten an „Faust“, aber erst 1808 wurde der 1. Teil fertig gestellt.

In den Briefen zwischen Goethe und Schiller sind meist nur kurze Passagen über „Faust“. Wahrscheinlich gab es auch einen regen mündlichen Meinungsaustausch darüber. Zum ersten mal erwähnt wird das Thema im November 1794. In einen Brief an Goethe fragt Schiller vorsichtig an, ob er die ersten Bruchstücke nicht zum Lesen haben könnte. In der Antwort Goethes wird diese Bitte jedoch zunächst abgelehnt. Danach wird das Thema zunächst so gut wie nicht mehr erwähnt.

Bis zum 22. Juni 1797. An diesem Tag erhält Schiller einen Brief Goethes, in dem er ihm die Wiederaufnahme des „Faust“ offeriert. (Brief 331 unter 5.1.) In diesem Brief erläutert er auch seine geplante Vorgehensweise, um die Dichtung zu beenden. So will er das „ was gedruckt ist, wieder auflösen und mit dem, was schon fertig oder erfunden ist, in großen Massen disponiere und so die Ausführung des Plans, der eigentlich nur eine Idee ist, näher“ (Brief 331) vorbereiten. Daraus geht hervor, dass seine vorherigen Arbeiten unstrukturiert und aus der Situation und Stimmung heraus entstanden sind. Weiterhin bittet er in diesem Brief seinen Freund um Mithilfe. „So wünschte ich aber, daß Sie die Güte hätten, die Sache einmal [...] durchzudenken, mir die Forderungen, die Sie an das Ganze machen würden, vorzulegen [...]“. In seiner Antwort bereits einen Tag später, ist Schiller überrascht, dass Goethe die Fortsetzung beabsichtige, da dieser grade eine weitere Reise nach Italien vorbereitet. Ironisch merkt er an „Aber ich habe es einmal für immer aufgegeben, Sie mit der gewöhnlichen Logik zu messen[...]“. Schiller sagt seine Unterstützung zu und beginnt sogleich erste Vorschläge zu machen. Die Anforderungen an „Faust“ sind nach seiner Auffassung sowohl philosophischer wie auch poetischer Art. Zum Schluss bekundet Schiller seine Zuversicht, dass das Werk fertig gestellt würde.

Doch die Euphorie ist nur von kurzer Dauer. Bereits am 5. Juli berichtet Goethe „>Faust< ist die Zeit zurückgelegt worden“ (Brief 341). Erst Ende des Jahres, nach seiner Italienreise, wird er die Arbeiten daran wieder aufnehmen. Doch auch diese Schaffensphase wird immer wieder durch naturwissenschaftliche Studien Goethes unterbrochen. Anfang April tragen dann die immerwiederkehrenden Bemühungen Schillers, Goethe für „Faust“ zu motivieren, erste Früchte. Im Brief von 5. Mai 1798 bereichtet Goethe: „Meinen >Faust< habe ich um ein gutes weitergebracht.[...] nun kann ich jeden Augenblick der Stimmung nutzen, um einzelne Teile weiter auszuführen und das Ganze früher oder später zusammenzustellen.“

In diesem Jahr wird „Faust“ von Schiller kaum noch erwähnt. Er sah, dass sein Freund sich intensiv mit dem Thema befasste. Er selbst hatte auch alle Hände voll mit „Wallenstein“ zu tun. Erst nachdem er den ersten Teil am Ende des Jahres beendet hatte, widmete er sich wieder dem Thema „Faust“.

Doch leider musste er feststellen, dass Goethe wieder dazu neigte „Faust“ aufzugeben. Also verpasste er keine Gelegenheit ihn auch auf den finanziellen Vorteil einer Fertigstellung hinzuweisen. Bei einem Problem nahm Schiller dann wieder besonders lebhaft teil. Es ging um die ästhetische Gestaltung des Helena-Aktes. Goethe war schon kurz davor gewesen diesen Akt ganz hinauszunehmen, als Schiller im widersprach. Das passe seiner Meinung nach nicht in das Prinzip der Ganzheitlichkeit.

Bis zum Frühjahr 1801 glaubte Schiller immer noch an eine baldige Vollendung des Werkes. Doch bis dahin musste er einsehen, dass noch ungeheure Arbeit zu leisten war und zweifelte nun an der schnellen Vollendung. Zudem war die Produktivität Goethes stark zurück gegangen und Schiller vermochte nicht mehr ihn großartig zu animieren. Das fertige Werk sollte auch Schiller nicht mehr zu Gesicht bekommen. Erst 3 Jahre nach seinem Tot gelingt es Goethe, „Faust“ endlich fertig zu stellen.

4. Nachwort

Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller war einmalig. Mit gegenseitigen Ergänzungen, Verbesserungsvorschlägen und anderen Gedanken entstanden einige der schönsten Balladen und größten Werke der deutschen Literatur.

Aus ihren Briefen ging vor allen hervor, dass sie immer bemüht waren ihren Werken etwas Belehrendes, fast Lehrhaftes, beizufügen. Goethe versuchte stets Schillers Drang zum Extremen und zu großen Spekulationen zu bremsen. Im Gegenzug animierte Schiller ihn, von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten wieder mehr zur Dichtkunst zu gelangen.

Insgesamt umfasste der Briefwechsel mehr als 1000 Briefe.

5. Anlagen

5.1. Briefe

1. AN GOETHE

Hochwohlgeborner Herr ,

hochzuverehrender Herr Geheimer Rat.

Beiliegendes Blatt enthält den Wunsch einer Sie unbegrenzt hochschätzenden Gesellschaft, die Zeitschrift, von der die Rede ist, mit Ihren Beiträgen zu beehren, über deren Rang und Wert nur eine Stimme unter uns sein kann. Der Entschluß Euer Hochwohlgeboren, diese Unternehmung durch Ihren Beitritt zu unterstützen, wird für den glücklichen Er- folg derselben entscheidend sein, und mit größter Bereitwilligkeit unterwerfen wir uns allen Bedingungen, unter welchen Sie uns denselben zusagen wollen.

Hier in Jena haben sich die Herren Fichte, Woltmann und von Humboldt zur Herausgabe dieser Zeitschrift mit mir vereinigt, und da, einer notwendigen Einrichtung gemäß, über alle einlaufenden Manuskripte die Urteile eines engem Ausschusses eingeholt werden sollen, so würden Ew. Hochwohlgeboren uns unendlich verpflichten, wenn Sie erlauben wollten, daß Ihnen zuzeiten eins der eingesandten Manuskripte dürfte zur Beurteilung vorgelegt werden. Je größer und näher der Anteil ist, dessen Sie unsre Unternehmung würdigen, desto mehr wird der Wert derselben bei demjenigen Publikum steigen, dessen Beifall uns der wichtigste ist.

Hochachtungsvoll verharre ich

Euer Hochwohlgeboren

gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer

Jena, I3.Juni 1794. F. Schiller.

2. AN SCHILLER

Ew. Wohlgeboren

eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift, welche Sie herauszugeben gedenken, als auf die Teilnahme, zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft sein.

Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden, das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so teile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern, als die Unternehmer sind, manches, das bei mir ins Stocken geraten ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen.

Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden, sich über die Grundsätze zu vereinigen, nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt und Form zu wachen, um diese Zeitschrift vor andern aus- zuzeichnen und sie bei ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten.

Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen und empfehle mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern aufs beste.

Weimar , den 24. Juni 1794. Goethe.

331. AN SCHILLER

Da es höchst nötig ist, daß ich mir, in meinem jetzigen unruhigen Zustande, etwas zu tun gebe, so habe ich mich entschlossen, an meinen >Faust< zu gehen und ihn, wo nicht zu vollenden, doch wenigstens um ein gutes Teil weiterzubringen, indem ich das, was gedruckt ist, wieder auflöse und mit dem, was schon fertig oder erfunden ist, in große Massen disponiere und so die Ausführung des Plans, der eigentlich nur eine Idee ist, näher vorbereite. Nun habe ich eben diese Idee und deren Darstellung wieder vorgenommen und bin mit mir selbst ziemlich einig. Nun wünschte ich aber, daß Sie die Güte hätten, die Sache einmal, in schlafloser Nacht, durchzudenken, mir die Forderungen, die Sie an das Ganze machen würden, vorzulegen, und so mir meine eignen Träume, als ein wahrer Prophet, zu erzählen und zu deuten.

Da die verschiednen Teile dieses Gedichts, in Absicht auf die Stimmung, verschieden behandelt werden können, wenn sie sich nur dem Geist und Ton des Ganzen subordinieren, da übrigens die ganze Arbeit subjektiv ist, so kann ich in einzelnen Momenten daran arbeiten, und so bin ich auch jetzt etwas zu leisten imstande.

Unser Balladenstudium hat mich wieder auf diesen Dunst- und Nebelweg gebracht, und die Umstände raten mir, in mehr als in einem Sinne, eine Zeitlang darauf herumzuirren.

Das Interessante meines neuen epischen Plans geht viel- leicht auch in einen solchen Reim- und Strophendunst in die Luft, wir wollen es noch einwenig kohobieren lassen. Für heute leben Sie recht wohl! Karl war gestern in meinem Garten, ohngeachtet des übeln Wetters, recht vergnügt. Ich hätte gern .Ihre liebe Frau, wenn sie hiergeblieben wäre, mit den Ihrigen heute abend bei mir gesehen. Wenn Sie sich nur auch einmal wieder entschließen könnten, die jenaische Chaussee zu messen. Freilich wünschte ich .Ihnen bessere Tage zu so einer Expedition.

Weimar, den 22. Juni 1797. G.

332. AN GOETHE Jena, 23. Juni .1797.

Ihr Entschluß, an den >Faust< zu gehen, ist mir in der Tat überraschend, besonders jetzt, da Sie sich zu einer Reise nach Italien gürten. Aber ich hab es einmal für immer aufgegeben, Sie mit der gewöhnlichen Logik zu messen, und in also im voraus überzeugt, daß Ihr Genius sich vollkommen gut aus der Sache ziehen wird.

Ihre Aufforderung an mich, Ihnen meine Erwartungen und Desideria mitzuteilen, ist nicht leicht zu erfüllen; aber soviel ich kann, will ich Ihren Faden aufzufinden suchen, und wenn das auch nicht geht, so will ich mir einbilden, als ob ich die Fragmente von >Faust< zufällig fände und solche auszuführen hätte. Soviel bemerke ich hier nur, daß der >Faust<, das Stück nämlich, bei aller seiner dichterischen Individualität, die Forderung an eine symbolische Bedeutsamkeit nicht ganz von sich weisen kann, wie auch wahrscheinlich Ihre eigene Idee ist. Die Duplizität der menschlichen Natur und das verunglückte Bestreben, das Göttliche und das Physische im Menschen zu vereinigen, verliert man nicht aus den Augen, und weil die Fabel ins Grelle und Formlose geht und gehen muß, so will man nicht bei dem Gegenstand stillestehen, sondern von ihm zu Ideen geleitet werden. Kurz, die Anfoderungen an den >Faust< sind zugleich philosophisch und poetisch, und Sie mögen sich wenden, wie Sie wollen, so wird Ihnen die Natur des Gegenstandes eine philosophische Behandlung auflegen, und die Einbildungskraft wird sich zum Dienst einer Vernunftidee bequemen müssen.

Aber ich sage Ihnen damit schwerlich etwas Neues, denn Sie haben diese Foderung in dem, was bereits da ist, schon in hohem Grad zu befriedigen angefangen.

Wenn Sie jetzt wirklich an d[en] >Faust< gehen, so zweifle ich auch nicht mehr an seiner völligen Ausführung, welches .1ich sehr erfreut- Meine Frau, die mir Ihren Brief bringt und eben von ihrer leinen Reise mit dem Herrn Karl zurückkommt, verhindert mich, heute mehr zu schreiben. Montag denke ich Ihnen eine neue Ballade zusenden, es ist jetzt eine ergiebige Zeit zur Darstellung von Ideen. Leben Sie recht

wohl. Sch.

5.2. Biographie Schiller

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.3. Biographie Goethe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

6. Quellen

Bücher:

- Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805 8.1/8.2, Carl Hanser Verlag München Wien, 1990
- Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe Erster Band/ Zweiter Band/ Dritter Band, Insel-Verlag Leipzig,1984
- Goethe und Schiller – Werk und Wirkung, Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, 1984

Internet:

- (1) http://www.mpier.uni-frankfurt.de/
- (2) http://www.gym-friederiken.bildung-lsa.de/cheat/deutsch/briefw/
- http://www.google.de - Stichwörter: Goethe Schiller Briefwechsel Biographie

Sonstiges:

- 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Wörter: 2689 (ohne Anhang)

4246(mit Anhang)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V110142
ISBN (eBook)
9783640083183
Dateigröße
700 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Briefwechsel, Goethe, Schiller
Arbeit zitieren
Tobias Klare (Autor:in), 2003, Der Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110142

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