Umweltkennzahlen und -systeme


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Umweltkennzahlen
2.1 Definition von Umweltkennzahlen
2.2 Funktionen von Umweltkennzahlen
2.3 Aufgaben von Umweltkennzahlen
2.4 Arten von Umweltkennzahlen

3 Umweltkennzahlensysteme
3.1 Definition von Umweltkennzahlensystemen
3.2 Organisation von Umweltkennzahlensystemen
3.3 Anforderungen an Umweltkennzahlensysteme

4 Betriebliches Umweltinformationssystem (BUIS)
4.1 Aufgaben des betrieblichen Umweltinformationssystems
4.2 Betriebliche Implementation

5 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beinhaltet eine Untersuchung über die Umweltkennzahlen und -systeme. Das Thema behandelt einen Teil des Hauptseminars „Betriebliches Umweltmanagement“ bei der Dozentin Ines Freier an der Freien Universität Berlin/OSI.

In diesem Seminar sollte eine Einführung in das betriebliche Umweltmanagement erfolgen und das „Verständnis für umweltrelevante betriebliche Sachverhalte und Grundbegriffe für betriebliches Umweltmanagement“ vermittelt werden.

Das Ziel des Seminars ist es, die „Grundlagen des betrieblichen Umweltmanagements“ als Anwendungsmöglichkeit in der Theorie und auch in der Praxis darzustellen.

Das Seminar hat als zentralen Punkt „die Auswirkung von Unternehmen auf die Umwelt“ aufzuzeigen.

In der Auseinandersetzung geht es um die Klärung der ökologisch, ökonomisch sowie gesellschaftlich orientierten Motive bezüglich des betrieblichen Umweltschutzes.

Es werden die strategischen und operativen Umweltmanagementmethoden aufgezeigt und es kann gesagt werden, dass das „strategische Umweltmanagement die Zielfindung und Strategiebildung im Unternehmen“ behandelt.

Die betrieblichen Umweltmanagementsysteme können standardisierte (EMAS, ISO 14001) und nicht standardisierte (Ökoprofit, PRUMA) Systeme sein, sie helfen den Unternehmen mit technischer- und Managementstrategie die Umwelt zu schützen.

Als operative Umweltmanagementstrategie kann die Produktion und Materialwirtschaft, Marketing und Controlling des Unternehmens dargestellt werden.

Das Seminar stellt auch einen kurzen Blick zum aktuellen Trend des Umweltmanagements dar, wie das Nachhaltigkeitsmanagement, das heißt in der sozialen Dimension des Umweltmanagements.

Absicht dieser Arbeit ist es, das operative Umweltmanagement bzw. die Bedeutung des Umweltcontrollings zu verstehen und vor allem, wie schon vorher gesagt, die Instrumente des Umweltcontrollings: Umweltkennzahlen und -systeme zu untersuchen.

Die unterschiedlichen Aspekte des Problemfeldes führten zu einer Fünfteilung der Gliederung dieser Arbeit:

Der erste Abschnitt beinhaltet eine Einführung zum Thema Umweltkennzahlen. Es werden die Definitionen, die Funktionen, die Aufgaben und die Arten von Umweltkennzahlen dargestellt.

Der zweite Abschnitt behandelt die Umweltkennzahlensysteme. Hierbei werden auch die Definitionen, die Organisation, die Anforderungen und Grenzen dargestellt.

Im dritten Abschnitt wird das betriebliche Umweltinformationssystem (BUIS) mit ihren Aufgaben und die betriebliche Implementation erläutet.

Im vierten Abschnitt sind die Schlussbetrachtungen enthalten und es werden vor allem die Umweltkennzahlen und -systeme im Verhältnis zum Ökocontrolling als Querschnittsfunktion der Umweltschutz- und Unternehmensziele genannt.

2 Umweltkennzahlen

Umweltkennzahlen sind Instrumente des Umweltcontrollings. Das Umweltcontrolling soll Informationen für Managemententscheidungen stellen. Diese Informationen müssen quantitative umweltrelevante Aspekte erfüllen, die Entscheidungen des Unternehmens unterstützen können.

Die Umweltkennzahlen können vor allem Transparenz über eine gezielte Auswahl an betrieblichen Umweltinformationen sicherstellen. Die Umweltkennzahlen können auch mehr Dynamik in die externe und interne Kommunikation des Unternehmens bringen.

Die Umweltkennzahlen können umweltleistungsfähige Informationen für das Management aufzeigen. Sie können auch neue Informationen über die Auswirkungen des betrieblichen Handels auf die natürliche Umwelt identifizieren, um ein effizienteres Umweltmanagement zu praktizieren.

2.1 Definition von Umweltkennzahlen

Umweltkennzahlen können als Umweltindikatoren definiert werden. Der Begriff Kennzahl bezeichnet einen Indikator oder auch eine Kontrollzahl.

In der Literatur gib es keinen dominierenden Ausdruck für Kennzahl.1 Die Umweltkennzahlen wurden am Anfang in der Regel zu Kontrollzwecken eingesetzt. Sie haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, das bestätigen auch die verschiedenen Möglichkeiten der Verwendung der Umweltkennzahlen.

Die Umweltkennzahlen stellen auf allen Ebenen umweltrelevante Informationen zur Verfügung sowie die Aggregation von Informationen zu einer optimalen Größe.

Es kann behauptet werden, dass die Umweltkennzahlen vor allem die Managemententscheidungen unterstützen. Die Umweltkennzahlen unterstützen insbesondere „die Planung, Steuerung und Kontrolle von gesetzten Umweltzielen und Maßnahmen.“2

Im Rahmen des Umweltcontrollings können die Umweltkennzahlen durch ihre Steuerungs- und Kontrollfunktion die Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes fördern.

Durch diesen Verbesserungsprozess des Umweltschutzes können die Umweltkennzahlen auch eine Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems ermöglichen.

Die politische Bedeutung von Umweltkennzahlen liegt darin, dass sie auch im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung als Umweltindikatoren für Information und Kommunikation sowie die Analyse genutzt werden können, um das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung für die Bevölkerung besser verständlich zu machen. Damit werden die Umweltkennzahlen als klares Informationsinstrument mit politischen Zielen dargestellt, um als Entscheidungshilfe genutzt zu werden.3

Die Umweltkennzahlen sind wichtige Instrumente für Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozesse. Die Umweltindikatoren unterscheiden sich von Umweltkennzahlen vor allem im Umweltbereich. Diese Differenzierung hat sich durchgesetzt, weil die Umweltindikatoren, im Gegensatz zu Umweltkennzahlen, meistens von öffentlich-rechtlichen oder privaten Institutionen erhoben werden und im Auftrag der Umweltpolitik für die Bewertung des Zustands der Umwelt verwendet werden. Die Umweltkennzahlen werden normalerweise von Betrieben selbst erhoben.

Umweltkennzahlen werden als Ziffern oder Zahlen vorgestellt, die die überwiegenden Informationen mit den zweckorientierten Kenntnissen von umweltrelevanten Tätigkeiten beinhalten. Diese Definition kann durch mehrere Aspekte aufgezeigt werden, wie umweltrelevante Tatbestände, Informationen (zweckorientiertes Wissen) und Zahlen.4

In der Praxis werden betriebliche Umweltkennzahlen in absolute Kennzahlen und Verhältniszahlen (Relativzahlen) gegliedert. Die Umweltkennzahlen sollen in konzentrierter Form über einen zahlenmäßig erfassbaren betriebswirtschaftlichen Tatbestand informieren. Die absoluten Kennzahlen können Einzelzahlen, Summen, Differenzen oder Mittelwerte sein. Ein Beispiel für die absoluten Kennzahlen ist: Energieeinsatz, Entsorgungsmenge und Entsorgungskosten. Sie können im Umweltschutz eine wichtige Rolle spielen, weil sie über die tatsächlichen Mengen an Abfall, Emissionen und Verbräuche von natürlichen Ressourcen Aufschluss geben sollen. Die Verhältniszahlen können sich normalerweise in Gliederungs-, Beziehungs- und Messzahlen unterteilen. Sie werden auch als Beobachtungszahlen bezeichnet, weil sie über die Größe im Zähler eine Aussage treffen können. Im Grunde genommen werden als Verhältniszahl die Quotienten zweier absoluter Zahlen genannt.5

2.2 Funktionen von Umweltkennzahlen

Die zentrale Funktion von Umweltkennzahlen ist vor allem die Umwelt zu schützen. Die Umweltkennzahlen können die Funktion von Seiten der betrieblichen Umweltwirtschaft als Führungsobjekt oder Regelstrecke her leisten. In diesem Sinn haben Umweltkennzahlen die Funktion der Aufgruppierung, Aggregation von Daten und Abstrahierung von Details.

Die Umweltkennzahlen sind insoweit ein Instrument der Komplexitätsreduktion. Als Führungsobjekt oder Regler sind Umweltkennzahlen von Seiten des betrieblichen Umweltmanagements dasselbe. Das Wichtigste ist, dass vor allem die Umweltkennzahlen das Funktionsziel Umweltschutz haben, beinhalten sollen.

Die Umweltkennzahlen sollen die Funktionsziele umweltorientiertes Wirtschaften in bezug auf den Material- und Energieeinsatz, z.B., die Verringerung des Inputs bei konstantem Output; die Verringerung des Anteils an Primärrohstoffen und -energien; die Steigerung des Anteils an Sekundärrohstoffen und -energien; und die Erkennung und Ersetzen von Problemstoffen, erfüllen.

Als Funktion der Umweltkennzahlen kann in bezug auf die Emissionen und den Abfall die Verringerung der (flüssigen und gasförmigen) Emissionen und die Verringerung des (pastösen und festen) Abfalls sein.

Die Sicherung eines ökonomischen und ökologischen Erfolgspotentials, die Verringerung des Störfallrisikos und die Minimierung des Landschaftsverbrauchs (z.B. Bodenversiegelung) sind auch Funktionen der Umweltkennzahlen in bezug auf das Unternehmen.

Die obengenannten Funktionsziele der Umweltkennzahlen sollen durch Planungs-, Steuerungs- und Kontrollgrößen realisiert werden. Diese Ziele sollen auch nach Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug geplant werden. Damit können die Umweltkennzahlen diese Funktionen in einer besonderen Weise erfüllen.6

Es kann behauptet werden, dass die Umweltkennzahlen die Planungs-, Steuerungs- und Kontrollfunktion beim Umweltcontrolling unterstützen, besonders die Umweltkennzahlen als Zeit-, Soll-Ist- und Betriebsvergleich. Die Entwicklung der Größen und die unterschiedlichen Perioden werden mit dem Zeitvergleich verdeutlicht. Damit können Zeitreihen aufgestellt werden, woran sich Veränderungen rechtzeitig erkennen lassen. Die geplanten Ziele werden durch den Soll-Ist-Vergleich aufgezeigt. Es werden positive und negative Abweichungen festgestellt. Das bedeutet, dass die Soll-geplanten Kennzahlen im Vergleich den Ist-Kennzahlen gegenüberstellt werden sollten. Der Betriebsvergleich kann das Ergebnis zwischen Unternehmen in bezug auf Umweltschutz zeigen, ob ein bestimmtes Unternehmen stark oder schwach in Sachen Umweltschutz aufgestellt ist. Dadurch kann ein mehr an Konkurrenz zwischen Untenehmen geschaffen werden. Der Betriebsvergleich ist „als Informationsgrundlage bei strategischen Entscheidungen und für die Entwicklung ökologischer Branchenstandards“ wichtig.7

Das Umweltcontrolling wird als eine der wichtigsten Innovationen in Sachen betriebliches Führungssystem angesehen. Die Umweltkennzahlen können auch als Organisationsform des Controllings angesehen werden.8

2.3 Aufgaben von Umweltkennzahlen

Die Aufgaben von Umweltkennzahlen können in verschiedenen Bereichen definiert werden. Als Beispiel dafür wird das Darstellen der Umweltveränderungen im Zeitreihenvergleich, die Unterstützung der EG-Öko-Audit-Verordnung und der ISO 14001, die Identifikation von Marktchancen und Kostensenkungspotentialen, das Ableiten und Verfolgen von Umweltzielen, das Frühwarnsystem für betriebliche Missstände, die Entscheidungsunterstützung für Investitionen im Umweltbereich, das Bewerten der Umweltleistung im Betriebsvergleich, die Kommunikationsgrundlage für Umweltberichte und -erklärungen, das Feedback zur Mitarbeitermotivation sowie das Aufdecken von Optimierungspotentialen genannt.9

Das Umweltcontrolling als Managementinstrument zeigt die Umweltkennzahlen als ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung einer aktiven Umweltpolitik auf. Eine der wichtigsten Aufgaben der Umweltkennzahlen ist es, ökologische Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Im Rahmen der Europäischen Union wurde die EG-Öko-Audit-Verordnung geschaffen und diese bietet einen Anreiz für die Unternehmen, mehr Motivation in den Aufbau eines systematischen und kontinuierlichen Umweltmanagements zu investieren. Damit kann gesagt werden, dass die Unterstützung der EG-Öko-Audit-Verordnung eine wichtige Aufgabe für die Unternehmen ist und die Umweltkennzahlen ein Hilfsinstrument dafür bieten. Im internationalen Bereich kann man ebenso auf den ISO 14001 hinweisen.

2.4 Arten von Umweltkennzahlen

Die Umweltkennzahlen können nach den verschiedenen Arten und der Systematisierung eingeordnet werden. Die unterschiedlichen Arten von Umweltkennzahlen zeigen sich auch in verschiedenen statistisch-methodischen Formen und einer Differenzierung nach absoluten Zahlen und Verhältniszahlen.10 Die verschiedenen Arten von Umweltkennzahlen haben sich vor allem in der Praxis als auch in der Literatur durchgesetzt. Die Arten von Umweltkennzahlen sowie ihre Differenzierung nach absoluten Zahlen und Verhältniszahlen können als eines der häufigsten Unterscheidungsmerkmale angesehen werden.

In der Praxis sind Umweltkennzahlenarten in verschiedenen Bereichen ersetzbar. Als Beispiel von Umweltkennzahlenarten sind die Umweltkennzahlen im Energiebereich zu nennen. Diese Umweltkennzahlen bzw. Energiekennzahlen können die wichtigsten Einsparpotentiale aufzeigen. Sie können auch eine Übersicht über die Hauptemissionsquellen des Unternehmens geben und können vor allem bei Investitionsentscheidungen im Energiebereich herangezogen werden.

Als Beispiel für Energieträger werden genannt: Erdgas, Erdöl (leicht), Erdöl (schwer), Dieselöl, Benzin, Steinkohle, Braunkohle, Propangas, regenerative Energiequellen und Strom (Fremdbezug).11

Die Kosten der Energieträger können mit den vorliegenden Kennzahlen besser nach ökonomischen Aspekten berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass man die Energiekosten der einzelnen Prozesse ermitteln und die Rechengrößen für die Investitionsrechung erhalten könnte. Beispielhaft dafür ist die Kostenvergleichsrechnung.

Im Abluftkennzahlenbereich ist der Ausstoß von Luftschadstoffen wichtig, vor allem in bezug auf ihre Relevanz für die Umwelt. Beim Ausstoß von Luftschadstoffen können die Auswirkungen auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Versäuerung des Bodens, der Treibhauseffekt sowie die Schädigung der Ozonschicht besser dargestellt werden. Die Umweltkennzahlen können die absoluten Emissionsmengen von Schwefeldioxid (SO²), Stickstoffoxiden (NO,NO²), Lachgas (N²O), Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO²), Kohlenwasserstoffen (HC) und Staub darstellen.12

Die Wasser- und Abwasserkennzahlenart kann den Wassereinsatz aufgliedern, genauso ist mit den Abwasserkennzahlen umzugehen. Es geht schließlich darum, diesen Prozess durch ausgewählte Kennzahlen zu betrachten. Einige Fragen können dadurch beantwortet werden, z.B. Welche Wasserarten finden in welcher Menge/welchem Anteil Verwendung?; Wo lässt sich die Prozessführung hinsichtlich des Wasserverbrauchs verbessern?; Wie groß sind die Abwassermengen und Stofffrachten?; Kann der Anteil des Brauch- und Regenwassers gesteigert werden? sowie welche Auswirkungen auf die Kosten haben der Wasserverbrauch und die Abwassermengen?13

Durch Materialkennzahlenarten können die Stoffe und die Menge in dem Leistungsprozess des Unternehmens aufzeigt werden. Damit kann man zwischen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen unterscheiden. Es werden die absoluten Mengen der jeweiligen Einsatzstoffe ermittelt, um die Gliederungs- und Verhältniszahlen zu bilden. Die wichtigen Materialkennzahlen werden mit Rohstoffeinsatzquote=Rohstoffeinsatz/Produkteinheiten miteinkalkuliert.

Die Abfallkennzahlen sind in der Abfallwirtschaft eine Art von Umweltkennzahlen, die für die Unternehmen als ein zentrales Anliegen betrachtet werden können. Sie können die ökonomischen und ökologischen Ziele miteinander verbinden. Die Kosteneinsparung kann durch die Vermeidung von Abfall große Bedeutung erlangen. Die Abfallquote wird durch Abfallquote=Gesamtabfallmenge/Produkteinheit(en) berechnet.

Es wurden bisher einige Kennzahlen genannt, die sich an den Stoff- und Energieströmen des Unternehmens orientieren. Es gibt auch sonstige Kennzahlen, die weitere ökologische Aspekte der unternehmerischen Tätigkeit betreffen. Ein Beispiel dafür sind die Produktkennzahlen, die sozial-ökologischen Kennzahlen, die Kennzahlen für Störfälle und Rechtsverstöße sowie die standortbezogenen Umweltkennzahlen.

Die Produktkennzahlen können genutzt werden, um der Entwicklungsabteilung konkret Daten für die ökologischen Anforderungen des Produkts darzustellen.

Die sozial-ökologischen Kennzahlen können sich auf die Belegschaft des Unternehmens beziehen. Die Grundlagen für richtiges Handeln eines umweltorientierten Wirtschaftens sind die Motivation und das Wissen um die ökologischen Zusammenhänge. Die sozial-ökologischen Kennzahlen können auch die Einstellung der Mitarbeiter zum Umweltschutz ermitteln und weiterentwickeln. Es wird mit den folgenden Kennzahlen dargestellt: Anteil ökologisch orientierter Schulungen=Schulungen im Umweltschutz/Schulungen gesamt.

Die Kennzahlen für Störfälle und Rechtsverstöße stellen die Anzahl der Störfälle und die Anzahl der Rechtsverstöße mit Auswirkungen auf die natürliche Umwelt dar. Sie sind von besonderer Bedeutung für Großunternehmen. Die standortbezogenen Umweltkennzahlen können den Einfluss der Tätigkeit auf die lokalen Ökosysteme verdeutlichen.14

3 Umweltkennzahlensysteme

Die Umweltinformationssysteme müssen für die Planung und Umsetzung von betrieblichen Veränderungsprozessen alle Informationen handlungsorientiert zur Verfügung stellen, die sie zur Erfüllung der künftigen umweltbezogenen Aufgaben und Zielsetzungen benötigen. Die Umweltinformationen müssen vom Management bis zu den Mitarbeitern aufgabenbezogen und zielorientiert zur Verfügung gestellt und mit den bisher genutzten Informationsquellen und -formen verknüpft werden. Es ist wichtiger zu überlegen, welche Informationen man in welcher Form zur Unterstützung der konkreten Umsetzung ökologisch bedingter Veränderungsprozesse benötigt, so wird in der Regel auf die notwendige Entwicklung eines betriebsspezifischen Umweltkennzahlensystems hingewiesen.

Das Umweltkennzahlensystem ist eine Ergänzung bzw. ein Instrument des unternehmerischen Controllings, es liegt in der Entscheidungsfreiheit des Unternehmens, es zu implementieren. Die Umweltkennzahlensysteme können mit Hilfe von quantitativen umweltrelevanten Informationen die Umweltverträglichkeit des Unternehmens erhöhen.15

Die Umweltkennzahlensysteme sollen Informationen von verschiedenen Umweltmedien integrieren. Ein betriebliches Umweltkennzahlensystem sollte vor allem vollständig sein, um diese Integration zwischen unterschiedlichen Ebenen des Unternehmens und dessen Funktionsbereichen zu realisieren. Das bedeutet, dass die Vollständigkeit vor Genauigkeit rangieren muss.

3.1 Definition von Umweltkennzahlensystemen

Als Umweltkennzahlensystem kann man eine geordnete Gesamtheit von zwei oder mehreren Kennzahlen bezeichnen, die in einem sachlichen Systematisierungszusammenhang bzw. einem Ordnungssystem zueinander stehen. Die Umweltkennzahlensysteme beinhalten Informationen über einen oder mehrere umweltrelevante Tatbestände.16

Die Umweltkennzahlensysteme sollten zunächst einen Satz von 20 bis 40 Umweltkennzahlen beinhalten, um ein praktikables Ziel zu erreichen. Diese Umweltkennzahlen sollen auch miteinander verknüpft werden. Ein respektables Umweltinformationssystem wird durch den Aufbau eines Umweltkennzahlensystems erreicht. Damit können die Veränderungen im Laufe der Zeit beobachtet und ein Unternehmen mit anderen Unternehmen verglichen werden.

Die Aufgabe eines Umweltkennzahlensystems ist es, dem Management durch die Verdichtung von Einzeltatbeständen ökologische entscheidungsorientierte Informationen zu liefern. Das Ziel von ökologischen Kennzahlensystemen ist darüber hinaus, die Kontrollfunktion des Umweltmanagements klarer zu strukturieren.17

Der Aufbau und die Verwaltung eines umfassenden Umweltkennzahlensystems ist in der ersten Implementationsphase des Öko-Controllings selbst ein weitergehendes Ziel bei der Maßnahmenplanung zum Informationssystem. Bei klassischen Finanz-Controlling-Kennzahlen liegt die Aussage- und Steuerungsfähigkeit eines solchen Systems in dem Managementwissen um die Einflüsse der Veränderung einzelner Kennzahlen auf den Gesamtzusammenhang, ein solches System gewinnt also dann an Funktionsfähigkeit in dem Maße. Im Unternehmen wachsen die Erfahrungen über Wirkungszusammenhänge einzelner ökologischer Faktoren (Kenzahlen).18

3.2 Organisation von Umweltkennzahlensystemen

Die Ermittlung der Kennzahlen soll zunächst auf der Prozess oder Produktebene erfolgen. Diese werden dann auf der Betriebsebene zusammengefasst und können als Gesamtkennzahlen die Basis für die Zielfindung bilden. Die Praxis zeigt, dass es sinnvoll ist, nur die unternehmensspezifischen Zahlen zu erheben, die in Bezug auf die Umweltsituation als handlungssteuernd relevant eingestuft werden.

Die Umweltkennzahlensysteme können eine umfassende betriebliche Umweltpolitik im Controllingbereich bei Analyse, Planung, Steuerung und Kommunikation unterstützen. In der Organisation des Unternehmens muss Umweltcontrolling als Querschnittsfunktion integriert werden, um all dieses leisten zu können. Um ein umweltorientiertes Controllingsystem bzw. Umweltkennzahlensystem einzuführen, muss man ein zusätzliches informationstechnisches Instrumentarium aufbauen. Das Umweltcontrollinginstrument muss in die Organisation der betrieblichen Umweltpolitik eingebunden werden. Man kann behaupten, dass das Umweltcontrolling vor allem eine Querschnittsaufgabe für die Unternehmen ist. Die Unternehmen sollen durch ihre organisatorischen Einheiten Kommunikations- und Analyseaufgaben, sowie kommunikative Verantwortung übernehmen.

Die Organisation eines Umweltkennzahlensystems kann die notwendigen systematischen Analyse-, Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinformationen zur Verfügung stellen. Damit sollen auch ablauforganisatorische Prozesse aufgebaut werden, die die systematische Berücksichtigung ökologischer Aspekte ermöglichen können. Die Organisation eines Umweltkennzahlensystems kann eine gute Voraussetzung für die Unternehmen sein, um die EG-Öko-Audit-Verordnungszertifizierung zu erhalten.19

Die Organisation des Umweltkennzahlensystems bedeutet vor allem die Einrichtung des Umweltcontrollingsystems. Der Aufbau eines Kommunikationssystems und die Einbindung ökologischer Aspekte in die Aufbau- und Ablauforganisation kann auch eine Chance sein, die Mitarbeiter verstärkt in die Umweltpolitik des Unternehmens zu integrieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Aufbau eines effektiven und effizienten Umweltkennzahlensystems ein längerfristig angelegter umfassender Entwicklungs- und Veränderungsprozess der Organisation des Unternehmens ist, und vom Engagement und politischen Handeln der Betriebsführungen und von den Mitarbeitern abhängig ist.20

3.3 Anforderungen an Umweltkennzahlensysteme

Die Umweltkennzahlensysteme sollen in der Regel Kennzahlen zueinander in einer geordneten Beziehung darstellen. So können sich die Kennzahlen auch gegenseitig ergänzen. Die Umweltkennzahlensysteme haben sich in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Modelle entwickelt. Es wurden oft Aggregierungsmodelle von Umweltkennzahlen geschaffen, die in denen man versucht hat, verschiedene Kennzahlen miteinander zu verbinden, um sie in gemeinsamen Kennzahlen zusammenzufassen. Damit könnte eine hohe Aggregation von Informationen erreicht werden, aber auch ein hoher Informationsverlust mit einhergehen. Ein kombiniertes Rechen- und Ordnungssystem wird nach dem Muster ISO 14042 für die Wirkungsbilanzierung als ein idealer Vorschlag gehalten.21

Anforderungen an Umweltkennzahlensysteme können nach Quantifizierbarkeit, Vollständigkeit, Wesentlichkeit/Relevanz und Wirtschaftlichkeit sowie nach Vergleichbarkeit, Flexibilität und Kontinuität erfolgen.

Die Quantifizierbarkeit ist insbesondere zu berücksichtigen, wenn nicht unmittelbar quantifizierbare Sachverhalte dargestellt werden, etwa beim Umweltbewusstsein der Mitarbeiter des Unternehmens.

Die Forderung nach Vollständigkeit zeigt ein Kennzahlensystem, das vollständig ist. Das bedeutet, ein Kennzahlensystem in die Lage zu versetzen, alle angestrebten Ziele abzubilden und deren Erreichung kontrollieren zu können.

Um Wesentlichkeit/Relevanz und Wirtschaftlichkeit als Anforderungen an Umweltkennzahlensysteme zu berücksichtigen, soll es mit Kennzahlen verbunden werden, die für ihre Funktionen relevant und nützlich sind.

Die Vergleichbarkeit ist eines der wichtigsten Merkmale von Umweltkennzahlensystemen. Voraussetzung eines zwischenbetrieblichen Vergleichs ist die Vergleichbarkeit der Umweltkennzahlen sowohl in materieller als auch formeller Hinsicht.

Die Flexibilität kann bedeuten, dass das Umweltkennzahlensystem an veränderte Gegebenheiten angepasst werden kann. Das Umweltkennzahlensystem muss so gestaltet sein, dass die eben angesprochene Vergleichbarkeit von Kennzahlen vor und nach der Änderung erhalten bleibt.

Die Kontinuität bedeutet, dass die Kennzahlen nach den gleichen Erfassungskriterien aufgestellt werden müssen, um vergleichende Aussagen zu ermöglichen. Die Kennzahlen sollen sich auf vergleichbare Zeiträume beziehen.22

4 Betriebliches Umweltinformationssystem (BUIS)

Die elektronische Datenverarbeitung (EDV) kann als ein wichtiges Hilfsmittel zur Unterstützung des Umweltcontrollings betrachtet werden. Die vorhandenen EDV-Systeme des Unternehmens können für die Unterstützung des Umweltcontrollings angewandt werden. Nicht nur größere sondern auch kleinere Betriebe mit geringer EDV-Unterstützung können die Umweltcontrollingmethodik anwenden. Die Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS-Systeme) sind der Schwerpunkt zur Umweltcontrollingunterstützung der betrieblichen EDV-Systeme. Das Wichtigste an diesen Systemen ist die Analyse des betrieblichen Informationssystems auf ökologisch relevante Daten und der Schlüssel zur Integration des Umweltcontrollings in die betriebliche Datenverarbeitung.23

Andere wichtige Maßnahmen sind die Beschaffung von externe Informationen. Das heißt, dass die Unternehmen über die ökologische Bewertung des Produkts zusätzliche Informationen einbeziehen müssen.24

4.1 Aufgaben der betrieblichen Umweltinformationssysteme

Die Einführung des Umweltcontrollings bedeutet vor allem den Aufbau eines Umweltinformationssystems in dem Betrieb. Das kann auch eine wichtige Grundlage für die ökologische Verantwortung des Unternehmens sein. Das Informationssystem des Unternehmens soll als eine Funktion des Umweltcontrollings verstanden werden, was auch als ein Bestandteil der ökologischen Verantwortung in bezug auf die Unternehmensführung betrachtet werden muss.

Die Kernaufgabe eines Umweltinformationssystems kann die Erfassung, die Sammlung und Aufbereitung von Informationen sein. Diese Informationen sollen für die Zielfindungsprozesse und Schwachstellenanalysen genutzt werden. Die Informationserfassung von Stoff- und Energiedaten und deren ökologische Wirkung sind einer den wichtigsten Aufgaben des Umweltinformationssystems.

Die Unterstützung von operationalen Aufgaben, Aufgaben des Umweltbeauftragten, Aufgaben in der Führungsebene sowie die Entscheidungsvorbereitung und Schwachstellenanalyse sind auch Aufgaben des betrieblichen Umweltinformationssystems.

Das betriebliche Umweltinformationssystem stellt ökologisch relevante Daten bereit, die innerhalb des Umweltcontrollingsystems zu organisieren sind. Die EDV-Unterstützung ist in diesem Sinn eine gute Organisationsmethodik für die weitere Implementierung des betrieblichen Umweltinformationssystems. Andere Informationssysteme von Daten der Stoff- und Energieumsätze können auch genutzt werden, um das betriebliche Umweltinformationssystem zu implementieren. In kleineren Betrieben werden oft die klassischen Systeme wie Rechnungswesen, Lagerverwaltung, Auftragsabwicklung und Bestellwesen genutzt. In größeren Unternehmen kann es in integrierten Systemen zusammengefasst werden.25

Es werden neben klassischen betrieblichen Systemen spezifische Systeme dargestellt, die als eine Art von Ergänzungssystem zu verstehen sind. Diese Systeme werden je nach Betriebsart und -größe eingesetzt werden. Als Beispiel werden das System für Abfallmanagement, das System zur Emissionsüberwachung und die speziellen Prozesssteuerungssysteme genannt. Die Umweltmonitoring-Systeme werden in große Unternehmen oder Betrieben eingerichtet. Diese Unternehmen oder Betriebe haben im Durchschnitt kritische Emissionsquoten, deshalb setzen die sogenannten Monitoringsysteme ein, die einen resistenten meßtechnischen Überwachungsprozess von kritischen Emissionen und Immissionen für die Unternehmen oder Betriebe garantieren können.26

Die Anforderungen des Umweltcontrollings sollen berücksichtigt werden, wenn man das betriebliche Umweltinformationssystem bzw. Erweiterungen im EDV-System installieren will. Damit sollen mit der betrieblichen Datenverarbeitung ökologische Aspekte bei den unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigt werden können.

4.2 Betriebliche Implementation

Die betrieblichen Umweltinformationssysteme können als Datenlieferant für das Umweltcontrolling betrachtet werden. Diese Daten können die möglichen Umweltauswirkungen auf den Verbrauch im wesentlichen von Stoffen, Energie, Luft und Wasser aufzeigen. Die Auskunft von Umweltauswirkungen kann mit dem EDV-System mehrere Vorteile bringen. Beispielweise wird der vereinfachte Zugang zu diesen Daten, um sie zu dokumentieren, zu strukturieren und zu automatisieren, genannt, das bedeutet, dass man nur einmal den Aufwand bzw. die Datenprozesse betreiben muss.

Die wesentlichen Funktionen eines betrieblichen Umweltinformationssystems werden als mediale und medienübergreifende Funktionskomplexe dargestellt. Als mediale Funktionskomplexe werden der Gewässerschutz, der Immissionsschutz, die Abfälle/Reststoffe, der Bodenschutz/Altlasten und spezielle Wissensgrundlagen wie Abfallartenkatalog, Verzeichnis wassergefährdender Stoffe, Grenzwerte, genehmigungsbedürftige Anlagen genannt.27

Um ein betriebliches Umweltinformationssystem zu implementieren, sollen die Unternehmen bei den typischen Aufgaben von betrieblichen Umweltinformationssystemen unterstützt werden. Diese Aufgaben können in operationalen Aufgaben, Aufgaben des Umweltbeauftragten und Aufgaben in der Führungsebene eingeordnet werden.

Als Beispiele von operationalen Aufgaben können im Abfallbereich die Verfahren der Entsorgungsnachweise, der Begleitscheine und die Emissionsdaten überwachen. Weiter die Emissionserklärungen wie Sicherheitsdatenblätter erstellen, Werte von Abwasser erfassen sowie die Nachweisbücher führen.

Die Aufgaben des Umweltbeauftragten sind z.B. die Überwachung und die Berichterstattung von umweltrelevanten Bereichen im Unternehmen.

Als Aufgaben in der Führungsebene werden als Beispiel die Vorbereitung umweltrelevanter unternehmerischer Entscheidungen oder die Erarbeitung umweltrelevanter Zielvorgaben genannt. In diesem Sinn werden das Zusammenführen von Informationen aus den unterschiedlichsten Bereichen gefordert.28

Als klassische Elemente eines betrieblichen Umweltinformationssystems werden Abfall, Transport gefährlicher Güter, Wasser/Abwasser, Störfallverordnung, Emissionskataster, Anlagen, Betrieb, Arbeitsschutz und Strahlenschutz betrachtet.

Die Nutzung von vorhandenen EDV/IS-Systemen werden auch als klassisches betriebliches Umweltinformationssystem dargestellt. Die Materialwirtschaft, der Einkauf, der Absatz, die Produktionsplanung und -steuerung sowie die Kostenrechnung sind beispielhaft für die Nutzungen solcher Systeme und stellen auch einen wichtigen Bestandteil des Umweltinformationssystems dar.

5 Zusammenfassung

Bei fast allem Betrieben können erhebliche Informationsmängel bezüglich ihrer Umweltwirkung festgestellt werden. Sollen ökologische Leitlinien tatsächlich umgesetzt werden, müssen also zunächst umweltbezogene Informationssysteme bzw. betriebliche Umweltinformationssysteme aufgebaut werden. Diese enthalten jedoch, um die notwendige Vollständigkeit zu erreichen, zu viele Einzeldaten, um als Entscheidungsgrundlage dienen zu können (vergleiche Rechnungswesen). So muss einerseits das Umweltinformationssystem durch geeignete Kennzahlen verdichtet werden, anderseits müssen die ökologischen Zielsetzungen der Entscheidungsträger mit Hilfe von Kennzahlen für untere Hierarchieebenen spezifiziert werden, als ökologische Zielsetzungen für Entscheidungsträger.29

Wie im finanziellen Bereich, so hängt auch im ökologischen Bereich sowohl der Aufbau des Informationssystems wie auch die Auswahl der Kennzahlen in Wesentlichen von dem ökologischen Zielsystem ab. Als globales Oberziel kann man das Prinzip des „nachhaltigen Wirtschaftens“ sehen. Es orientiert sich an der Wiederherstellung einer gleichbleibenden, lebenswerten Umweltqualität. Aus diesem Prinzip können zunächst eine Reihe quantitative Ziele abgeleitet werden. Sie beziehen sich auf die Menge der eingesetzten Energie- und Rohstoffe. Bewertungsgrundlage ist deren Entropierung im Produktionsprozess. Langfristig ist hier das Ziel die Entropie konstant zu halten.30 Das bedeutet, dass nur noch soviel Energie umgewandelt werden kann, wie der Erde an Sonnenenergie zugeführt wird. Dies allein ergibt aber noch keinen vollständigen Zielkatalog. Quantitative Ziele orientieren sich an der Fähigkeit des Ökosystems bestimmte Stoffe aufzunehmen ohne dabei seine Qualität zu verändern. Dies führt jedoch zu schwierigen Bewertungsfragen. Die Zielformulierung konzentriert sich auf die Feststellung problematischer Stoffe (kritische Parameter) und das Aufstellen von Obergrenzen.31

Einer der bekanntesten Ansätze ist die Ökobilanz mit den Ebenen der Input-Output-Bilanz, der Prozessbilanz, Produktbilanz und der Substanzbilanz. Als Gemeinsamkeit der Ansätze kann man hervorheben, dass für die Bereiche Materie, Energie und Umweltmedien die Eingangsgrößen (Input), die Umwandlungen im Betrieb und das Ergebnis in Form von Produkt und Emissionen (Output) beschreiben werden sollen. Grundlage hierbei ist das Input-Output-Schema. Diese Ansätze enthalten jedoch einige begriffliche und inhaltliche Mängel, die häufig zu Verwirrungen führen.32

Die Aussagekraft einer Ökobilanz hängt somit wesentlich davon ab, wie viel Prozent des Input auch auf der Outputseite verbucht wird. Die Erfassungsquote (Erfassungsquote=Output+der Bestand/Input) gibt an, wie transparent die betrieblichen Abläufe sind. Soll der Begriff der Ökobilanz gerechtfertigt sein, muss langfristig die Erfassungsquote gegen 1 gehen.

Bei der Erfassung des Umweltinformationssystems und der zusätzlich für die Kennzahlen benötigten Daten, ist eine EDV-Unterstützung dringend erforderlich. Von den Datenbanken des Rechnungswesens kann nach einer Verdichtung mit Hilfe entsprechender Umweltkennzahlen besonders auf der Inputseite vieles übernommen werden. Dasselbe gilt für die Produkte. Die Erfassung der Emissionen muss stark verbessert werden. Hierzu sind Meßsysteme für Abwasser und Abluft notwendig, die mit dem Umweltinformationssystem gekoppelt sind und den Prozess überwachen. Sind bestimmte Kennzahlen bekannt, so können Emissionen auch berechnet werden. Die Erhebung der Abfallmengen sollte dezentral am jeweiligen Verursachungsort anhand von Formblättern erfolgen. Generell ist zu Beginn der Öko-Datenerfassung genau festzulegen was, wo und wie ermittelt wird, um die Vergleichbarkeit sicherzustellen.33

Die Auswertung ist Aufgabe des Umweltcontrollings. Controlling ist die zielbezogene Erfüllung von Führungsaufgaben, die der systemgestützten Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung zur Planerstellung, Koordination und Kontrolle dient. Umweltkennzahlen sind ein geeignetes Instrument zur Festlegung von Zielvorgaben (Planung). Sie sollten möglichst operationalisierbar gehalten werden. Nur so ist eine Kontrolle anhand einer Abweichanalyse möglich. Maßnahmen zur Zielerreichung müssen bereichsübergreifend erarbeitet und vom Umweltcontrolling koordiniert werden. Erfahrungsgemäß bietet sich hier eine Fülle sinnvoller Betätigungsfelder. Die Palette reicht von Verfahrensänderungen, über Produktentwicklungen bis hin zur Eliminierung von Produkten. Aufgrund der Komplexität und der mangelnden Kenntnis ökologischer Zusammenhänge stößt man jedoch häufig an die Grenze des Bewertbaren. Wie sollen z.B. Materialeinsparungen gegen höheren Energieverbrauch oder Umweltentlastung gegen höhere Kosten bewertet werden. Entscheidungen dieser Art können letzten Endes nicht nur aufgrund naturwissenschaftlicher Bewertung gefällt werden. Es sind auch eindeutig gesellschaftliche Wertentscheidungen, die festlegen ob man mehr Energie oder Materie verbraucht, ob man mehr das Wasser oder die Luft belastet und wie viel Lebensgrundlagen man künftigen Generationen zugestehen will.34

Die Arbeit mit Kennzahlen bzw. das betriebliche Kennzahlenmanagementsystem kann allgemein als sehr effizient eingeschätzt werden.

Das Controlling ist eine der großen Innovationen im Führungsbereich. Diese qualifizierten Entscheidungs-Unterstützungs-Systeme haben sich in der konventionellen Betriebswirtschaft von enormer Effizienz erwiesen. Diese großen Erfolge des konventionellen Controlling haben wesentlich die Idee eines Ökocontrollings als Management von Umweltkennzahlensystemen motiviert.

Die Umweltkennzahlen können in Unterstützung des betrieblichen Umweltschutzziels die Gestaltung der betrieblichen Umweltbilanz leisten.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Umweltkennzahlensysteme ein effizientes Anreiz- und Steuerungsinstrument sowohl für die Bildung als auch für die Erreichung des betrieblichen Umweltschutzziels sind.

Umweltkennzahlen werden auch als unverzichtbare Planungs- Steuerungs- und Kontrollgrößen des betrieblichen Umweltmanagements angesehen.

Im betrieblichen Kontext setzt sich der mögliche Nutzen von Umweltkennzahlen fort. Die Umweltkennzahlen sind ein hervorragendes Instrument der Kommunikation und Kooperation zwischen Lieferanten und Abnehmern. Ein wichtiges Kommunikationsinstrument können und sollen sie auch im umfassenden großen Dialog zwischen Wirtschaft, Staat und Gesellschaft sein. Als Betriebs-, Zeit- und Soll-Ist-Vergleich in den Kennzahlenvergleich gebracht, sind Umweltkennzahlen eine effiziente Organisationsform des Umweltlernens aller beteiligten Institutionen, Gruppen und Personen.35

Man kann behaupten, dass die Umweltkennzahlen und Umweltkennzahlensysteme am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Sie können als Alternativ eines effizienten betrieblichen Umweltmanagements betrachtet werden. Sicher könnten ihre Dienste für eine ökologische Steuerreform beachtlich sein. Umweltkennzahlen sind bei alledem nicht nur mögliche Indikatoren der Öko-Effizienz, sie können auch als Suffizienz- und Konsistenzindikatoren fungieren.36

6 Literaturverzeichnis

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SIEGWART, H. (1987): Kennzahlen f.d. Unternehmensführung, in Management-Praxis, Bern

STAEHLE, W. (1969): Kennzahlen und Kennzahlensysteme als Mittel der Organisation und Führung von Unternehmen, Wiesbaden.

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STAHLMANN, V. (1988): Umweltorientierte Materialwirtschaft. Das Optimierungskonzept für Ressourcen, Recycling, Rendite, Wiesbaden

STEGER, U. (1988): Umweltmanagement, Erfahrungen und Fundamente einer umweltorientierten Unternehmensstrategie, Frankfurt/Wiesbaden

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UBA (Hrsg., 1999): Leitfaden betriebliche Umweltauswirkungen, Berlin

WAGNER, B. (1991): Vom Umweltaudit zur Umweltbilanz., Augsburg

[...]


1 Nach der Meinung von Pape, Pick u. Goebels haben die Autoren keinen einheitlichen Ausdruck für den Begriff Kennzahl. So drücken die beiden aus: „Für den Begriff der Kennzahl wie auch für die Systematik gibt es in der Literatur keine einheitliche Auffassung. Für die Bezeichnung „Kennzahl“ finden ebenso die Begriffe Kennziffer, Indikator, Kontrollzahl, Messzahl, Ratio, Richtzahl, Schlüsselgröße, Schlüsselzahl oder Standardziffer Verwendung.“ Vgl. Pape, Pick u. Goebels 2001, S.178, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

2 Siehe Pape, Pick u. Goebels 2001, S.178, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

3 „So werden Indikatorensysteme auch in zunehmendem Maße für das Monitoring von internationalen Konventionen und Konferenzen eingesetzt. Innerbetrieblich haben Umweltkennzahlen den Vorteil, dass sie zeit- und kostengünstig zu erstellen sind sowie leicht zu benutzen und an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen sind.“ Vgl. Pape, Pick u. Goebels 2001, S.179, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

4 „Unter umweltrelevanten Tatbeständen sollen in diesem Zusammenhang solche Tatbestände verstanden werden, die von einem Betrieb oder Unternehmen durch die Produktion von Waren oder Dienstleistungen unter Einsatz von Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel und Werkstoffe) entstehen können. Die Umweltrelevanz eines Tatbestandes ergibt sich aus der Umweltleistung des Unternehmens. ... Unter Umweltaspekten werden gemäß EMAS-Verordnung bzw. ISO 14001 alle diejenigen Bestandteile der Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen einer Organisation verstanden, die in Wechselwirkung mit der Umwelt treten können. ... Zur Leistungserstellung wie auch zur Ableitung umweltrelevanter Tatbestände benötigen die Entscheidungsträger Informationen. ... Anhand von Umweltkennzahlen ausgedrückte Tatbestände sind quantitativer Natur und besitzen folglich eine numerische Dimension.“ Vgl. Pape, Pick u. Goebels 2001, S.180, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

5 Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.539ff.

6 Betriebliche Umweltkennzahlen können eine Vereinfachung komplexer Zusammenhänge ermöglichen. Die Umweltkennzahlen zeigen eine verdichtete Realität und „damit ein wirkungsvolles Instrument zur konzentrierten und aussagefähigen Abbildung ökologisch-ökonomischer Leistungsvorgänge in übersichtlicher und schnell übermittelbarer Form.“ Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.541.

7 Siehe BMU (Hrsg.) 1995, S.541ff.

8 Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.542.

9 Vgl. Pape, Pick u. Goebels 2001, Abb. 13-1: Verwendungsmöglichkeiten von Umweltkennzahlen, S.179, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

10 „Gliederungszahlen ergeben sich durch die Aufteilung einer Gesamtgröße in Teilgrößen, wobei die Teilgröße zur Gesamtgröße in Beziehung gesetzt wird. Wenn wir im Folgenden von ‚Anteil’ reden, handelt es sich um eine Gliederungszahl. (Anteil=Teil des Ganzen im Verhältnis zum Ganzen.) Durch Beziehungszahlen wird das Verhältnis verschiedenartiger, an sich aber gleichrangiger Größen ausgedrückt, zwischen denen ein Zusammenhang besteht. Der Zeitbezug – Zeitpunkt oder Zeitraum – sollte der gleiche sein. ... (Quote=Verhältnis verschiedenartiger gleichrangiger Größen; Intensität=Verhältnis verschiedenartiger gleichrangiger Größen) ... Messzahlen zeigen die relative Veränderung bestimmter Größen an. Es wird eine Basiszahl (meistens die Zahl 100) gewählt, auf die die zu vergleichenen Einzelwerte sodann bezogen werden. Messzahlen in diesem Sinne sind nicht mit ‚gemessener Größe’ zu verwechseln.“ Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.539ff.

11 Nach der Meinung von BMU kann man mit Hilfe der absoluten Größen die einzelnen Energieträgeranteile ermitteln, das heißt Energieträgeranteil=Verbrauch des Energieträgers/Gesamtenergieverbrauch. Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.543.

12 BMU empfiehlt, dass die absoluten Zahlen ins Verhältnis zum Betriebsoutput zu setzen sind, d.h., Emissionsquoten=emittierte Schadstoffmenge/Produkteinheit(en). „Erwähnt werden muss schließlich, dass sich je nach Produktionsprozess eine Vielzahl verschiedenartiger Emissionen ergibt.“ Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.546ff.

13 So nach BMU: „Zur Aufgliederung des Wassereinsatzes sind – wenn vorhanden – die folgenden Wasserarten mengenmäßig zu erfassen: Trinkwasser, Brunnenwasser, Grundwasser, Regenwasser, Oberflächenwasser und Brauchwasser. Als Summe ergibt sich der Gesamtwassereinsatz.“ Damit kann man die Kennzahlen erhalten: Wasseranteil=Einsatzmenge der Wasserart/Gesamtwassereinsatz, -verbrauch. Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.548.

14 Ausführlicher siehe in: BMU (Hrsg.) 1995, S.556ff.

15 Vgl. Jänicke, Kunig u. Stitzel 2003, S.359.

16 Siehe Pape, Pick u. Goebels 2001, S.183, in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

17 Vgl. Reichmann 1985.

18 Vgl. Reichmann 1985.

19 Nach BMU sind wichtige Gegenstände des Audits: „die periodische Erfassung der Stoff- und Energieströme als auch die Beschreibung von Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortung für Kommunikation, Ablauf- und Aufbaukontrolle sowie Analyse.“ Siehe BMU (Hrsg.) 1995, S.462.

20 Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.477ff.

21 Siehe Pape, Pick u. Goebels 2001, S.184ff., in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

22 Vgl. Pape, Pick u. Goebels 2001, S.185ff., in: Baumast u. Pape (Hrsg.).

23 Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.523ff.

24 „Dazu gehören Stoffdatenbanken, Sicherheitsdatenblätter und Gesetzestexte, die entweder über die Kommunikation des eigenen Rechners mit einem entsprechenden Anbieter oder als CD-ROM beschafft werden können.“ Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.523.

25 Siehe BMU (Hrsg.) 1995.

26 Ausführlicher in BMU (Hrsg.) 1995.

27 „Medienübergreifende Funktionskomplexe enthalten technischen Sachdaten wie Standort- und Anlageninformationen, Wissensdaten wie relevante Gesetzestexte oder eine Stoffdatenbank, Verwaltungsdaten wie Genehmigungsbescheide und Auflagen und Gliederungsdaten beziehungsweise Klassifizierungen wie Umweltdatenkatalog.“ Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.525.

28 Vgl. BMU (Hrsg.) 1995, S.525ff.

29 Vgl. Stahlmann 1988, S.141ff.

30 Vgl. Stahlmann 1988, S.141ff.

31 Man kann für die Betriebe folgende globale Oberziele ökologischer Produktionsweisen ableiten: Material- und Energieeinsparung, geringe Entropierung von Materie und Energie, Schließung der Rohstoffkreisläufe und Vermeidung/Minimierung kritischer Parameter. Vgl. Stahlmann 1988.

32 Emission ist hier sehr weit gefasst, und meint alles, was den Betrieb nicht als gezielt erzeugtes Produkt verlässt. Insbesondere Abfälle, Abwasser, Abluft und Bodenbelastung. Vgl. Stahlmann 1988, S.192ff.

33 Vgl. Wagner 1991, S.11ff.

34 Vgl. Reichmann 1985, S.11ff.

35 Vgl. Seidel 1998.

36 Siehe Seidel 1998.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Umweltkennzahlen und -systeme
Hochschule
Freie Universität Berlin
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V110080
ISBN (eBook)
9783640082575
ISBN (Buch)
9783640179879
Dateigröße
599 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umweltkennzahlen
Arbeit zitieren
Ronaldo Campos (Autor:in), 2004, Umweltkennzahlen und -systeme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110080

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