...denkt immer an den ´mittleren Funktionär´... - Wolfgang Abendroth (2. Mai 1906 bis 15. September 1985)


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2005

24 Seiten


Leseprobe


...denkt immer an den ´mittleren Funktionär´...

Wolfgang Abendroth

(2. Mai 1906 bis 15. September 1985)

Dr.rer.pol.habil. Richard Albrecht, PhD.

In his scholarly essay, the author, an experienced cultural scientist and social psychologist, tries an ´intellectual portrait´ and reminds of Wolfgang Abendroth, a German political scientist and leftiest closely connected with the (small) socialist sector/s of the German working class and labour movement since the early 1920´ies. In his introduction the author very briefly paints his own impression when he was a graduate student in Marburg/Lahn where the portrayed worked for about two decades as an academic teacher (1951-1972). - Quoting Wolfgang Abendroths wife and comrade - Dr Lisa Abendroth - on what Wolfgang once pointed out: "Better imprisoned even within the ´Third Reich´ than forced to be an émigré", the author, in the first part of this piece, tells the story on the very life of Wolfgang Abendroth as a member of the German working class movement, attested to be personal as friendly and bold, partly beloved as an intellectual adviser and moral authority within German labour left but also basically accepted as an honorary person and political figure even from the bulk of his adversaries. - In the second part of this piece the author umbrellas Wolfgang Abendroths scholarly work including juridical, sociological, and political analysis of the state as well as historical studies on the European -and of course the German- working class and labour movement/s under what Wolfgang did rate his students:

“And don´t forget to study Franz Neumanns “Behemoth” thoroughly - even before translated into German"

In his smart epilogue Dr Richard Albrecht reminds of an academic competition named “Wolfgang-Abendroth-Preis” as donated after the death of the patron asking why this specific activity was ceased in the middle of the 1990´ies…

The appendix presents (as far as the author knows) the first online-version/s of (i) the key passages within a “political” interview Abendroth (1976) favoured on the Federal Elections in Germany, the same year, in an excerpt, and (ii) the memorial essay Abendroth (1979) has published on Dr Rosa Luxemburg, sixty years after her murder (January 15th, 1919, in Berlin).

Dr.iur. Wolfgang Abendroth (1906-1985) was in fact as a Marxist scholar a good red herring, and that´s why there is no reason at all either to flesh him when stylising him “the probably keenest and most foreseeing political strategist the Marxist left in Germany ever had since Rosa Luxemburg” (Lieberam/Münchow 2000) or to fish him when refusing his very place within a German reader on relevant “political thinking in the 20th century” (Münkler 1990).

Übersicht

I. Erinnerung/en

II. Methodisches

III. „...lieber im Dritten Reich ins Zuchthaus als in die Emigration“ Ein Leben in der deutschen Arbeiterbewegung

IV. „und lesen Sie Franz Neumanns ´Behemoth´“

Der politische Wissenschaftler Wolfgang Abendroth

V. Epilog; VI. Literaturnachweise; VII. Autor

„Wolfgang Abendroth wurde am 2. Mai 1906 als Sohn eines Mittelschullehrers in Elberfeld (Wuppertal) geboren. Er besuchte das Realgymnasium Musterschule in Frankfurt am Main und studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Tübingen, Münster und Frankfurt am Main, wo er 1930 die erste juristische Staatsprüfung "vollbefriedigend" bestand. Von 1930 bis 1933 arbeitete er als Gerichtsreferendar. Abendroth war als Sohn überzeugter Sozialdemokraten schon früh in der proletarischen Jugendbewegung tätig. Im November 1920 wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV), später auch der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), außerdem schloss er sich der Roten Hilfe an. Zugleich war er im Deutschen Freidenkerverband aktiv und als Mitglied der Bundesleitung des Bundes freier sozialistischer Jugend verantwortlich für die marxistische Erziehung einiger darin zusammengeschlossener Gruppen, die aus der bürgerlichen Jugendbewegung hervorgegangen waren. Nachdem er aus der KPD ausgeschlossen worden war, weil er den Kurs der KPD und die damit verbundene "Sozialfaschismustheorie" kritisiert hatte, schloss er sich 1928 der KP-Opposition an.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Abendroth weitere juristische Arbeit untersagt. Politisch war er ab 1933 in verschiedenen illegalen Organisationen (KP-Opposition, Rote Hilfe, Neu Beginnen, usw.) aktiv. 1935 promovierte er summa cum laude mit einer völkerrechtlichen Dissertation an der juristischen Fakultät Bern. Seine Dissertation, "Die völkerrechtliche Stellung der B-und C-Mandate", wurde Ende 1936 vom Verlag Marcus in Breslau veröffentlicht, jedoch kurz danach von der Gestapo beschlagnahmt. Im Oktober 1936 gelang es ihm, in einem Berliner Bankgeschäft eine Volontärstelle zu erhalten, im Februar 1937 aber wurde er von der Gestapo verhaftet und am 30. November desselben Jahres vom Oberlandesgericht Kassel zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Luckau verbüßte. Nach seiner Entlassung im Juni 1941 zog Abendroth zu seinen Eltern in Potsdam-Babelsberg und arbeitete zunächst als Revisionsassistent bei einem Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater, dann als Wirtschaftsjurist einer Außenhandelsfirma in Berlin. Seine Heirat mit Lisa Hörmeyer, die er unmittelbar nach seiner Entlassung in kommunistischen Studentenkreisen in Marburg an der Lahn kennengelernt hatte, konnte nicht stattfinden, weil er Anfang 1943 als "Bewährungssoldat" zur Strafdivision 999 eingezogen wurde. In Griechenland eingesetzt, desertierte er 1944 zur griechischen Widerstandsorganisation ELAS und wurde Oktober 1944 als britischer Kriegsgefangener nach Ägypten überführt. Im Gefangenenlager in der ägyptischen Wüste begann er mit politischer Schulungsarbeit, in der Absicht, Kader auszubilden und auf Verwaltungsarbeit vorzubereiten, die nach der Niederlage des Hitler-Regimes in Deutschland bevorstehen würde. Später wurde Abendroth ins Umerziehungslager Wilton Park Training Centre überbracht, wo "geeignet erscheinende Kriegsgefangene auf ihre Rückkehr nach Deutschland und die Mitarbeit am Aufbau der Demokratie vorbereitet wurden".

Ende November 1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte er zu seinem letzten Wohnsitz in Deutschland, Potsdam, zurück und heiratete noch im gleichem Jahr Lisa Hörmeyer. Er wurde (geheimes) Mitglied der SPD.

Im Januar 1947 wurde Abendroth zum Richter beim Landgericht in Potsdam bestellt, wobei er zugleich in den Dienst des Justizministeriums der Mark Brandenburg eintrat, ab 1. April als Regierungsrat. Nach einer Assessorprüfung wurde er im Sommer 1947 von der Deutschen Justizverwaltung der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland als Oberjustizrat angestellt. Im September 1947 erfolgte dann die Ernennung zum Dozenten an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ende 1947 wurde er an die Universität Leipzig berufen und mit Wirkung vom 1. April 1948 zum Professor für Völkerrecht ernannt. Er blieb aber nicht lange an der leipziger Universität, da er schon bald von der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen wurde. Im Oktober desselben Jahres 1948 erfolgte dort die Ernennung zum Professor für öffentliches Recht. Seine Professur in Jena sollte aber ebenfalls nur wenige Monate dauern. Da er immer weniger mit den politischen Entwicklungen in der sowjetischen Besatzungszone einverstanden war, verliess er im Dezember 1948, zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter, Jena und zog in den Westen. Von dort schickte er dem thüringer Minister für Volksbildung eine Rücktrittserklärung. Schon am 21. Dezember 1948 wurde Abendroth zum ordentlichen Professor für öffentliches Recht und Politik an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven ernannt, im darauffolgenden Jahr wurde er zum ordentlichen Mitglied des Staatsgerichtshofs des Landes Bremen gewählt. Kaum zwei Jahre nach der Ernennung in Wilhelmshaven schließlich erfolgte, am 15. November 1950, die Ernennung zum Professor für wissenschaftliche Politik an der Philosophischen Fakultät der Philipps-Universität in Marburg. An dieser Universität sollte er bis zu seiner Emeritierung 1972 bleiben. In den Jahren 1959 bis 1963 war er außerdem Mitglied des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen.

Zu den wichtigsten Publikationen Abendroths gehören Die deutsche Gewerkschaften (1954), Bürokratischer Verwaltungsstaat und soziale Demokratie (1955), Aufstieg und Krise der deutschen Sozialdemokratie (1964), Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung (1965), Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie in der Bundesrepublik (1965) und Das Grundgesetz. Eine Einführung in seine politischen Probleme (1966). Daneben veröffentlichte er zahlreiche kleinere Beiträge in Sammelbänden, Zeitschriften und Zeitungen.

Abendroth war als Wissenschaftler und wegen seiner politischen Stellungnahmen in der Bundesrepublik immer umstritten, da der Marxismus in den Jahren des "kalten Krieges" als unvereinbar mit der parlamentarischen Demokratie galt. Für ihn aber waren die rechtsstaatlichen Grundrechte immer eine Voraussetzung für die Realisierung einer sozialistischen Gesellschaft und zugleich konnte er sich den Sozialismus nur im Zusammenhang mit einer Weiterentwicklung der Menschenrechte und der "bürgerlichen" Freiheiten vorstellen. Wolfgang Abendroth hatte gute Beziehungen zum Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), der Studentenorganisation der SPD, auch nachdem der SDS sich zum Marxismus bekannte und die SPD jede Verbindung mit der Studentenorganisation abgebrochen hatte. Daraufhin wurden er und einige andere Professoren vom Parteivorstand aufgefordert, ihre Unterstützung des SDS aufzugeben. Seine Ablehnung bedeutete den Ausschluss aus der SPD im Jahre 1961. Abendroth gehörte dann zu den Gründern des Sozialistischen Bundes, von dessen geschäftsführenden Vorstand er der erste Vorsitzende war. Zusammen mit Ernst Bloch, Ossip Flechtheim und Erich Kästner war er Ende der sechziger Jahre Mitglied des Kuratoriums der Kampagne für Demokratie und Abrüstung - Ostermarsch. Abendroth gilt als einer der wichtigsten Befürworter der studentischen Rebellion der sechziger Jahre, obwohl er nie mit revolutionären Bestrebungen einer (intellektuellen) Minderheit einverstanden war.

Nach seiner Emeritierung lehrte er an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main."

Soweit der Personaleintrag in der unabhängigen Netzenzyklopädie

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Abendroth [100705]

Erinnerung/en

Bisher habe ich keine Erinnerung an den „Marburger“ Politikwissenschaftler Wolf(gang) Abendroth, der sich eher als wissenschaftlicher Politik(berat)er sah, gefunden, in der nicht persönliche Integrität, außergewöhnlicher Mut, außerordentliche Hilfsbereitschaft und äußerste Bescheidenheit dieser „Ausnahme in der linken Intelligenz“ (Jakob Moneta 1985: WP 201) hervorgehoben wurde: So etwa, als Abendroth 1957 in der Hochzeit des Kalten Krieges in Deutschland als verdammt unfreundlicher Zeuge in einem Prozeß gegen den ehemaligen Gewerkschaftsangestellten und angeblichen „Ostagenten“ Dr. Viktor Agartz vor dem Bundesgerichtshof auftrat und durch seine Zeugenaussage mit zu dessen Freispruch beitrug - was den praktischen Dialektiker Abendroth freilich nicht hinderte, im Sinne kritischer Solidarität n a c h Einstellung des Gerichtsverfahrens den „politisch katastrophalen Fehler“, nämlich eine Zeitschrift „durch den stalinistischen FDGB [Gewerkschaftsbund der damaligen DDR] finanzieren zu lassen“, öffentlich auszusprechen (ebenda 209)). Ähnlich dialektisch und kritisch begründete Abendroth in einem Interview 1976 seinen öffentlichen Aufruf, zur Bundestagswahl die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) zu wählen, nicht nur mit der nachhaltig vollzogenen gesellschaftlichen Integration der SPD, sah, als politischer Analytiker, durchaus ihre institutionen-politische Maginalität, kritisierte schließlich auch ihre kritiklose Befürwortung von Maßnahmen zur Herrschaftssicherung der DDR-Führung - und hielt doch, weil er sich auf die ihm nach wie vor notwendige Entwicklung von Klassenbewußtsein junger Arbeiter, unterer und mittlerer Gewerkschaftsfunktionäre bezog, eine kommunistische politische Partei als praktisch „organisierendes Moment für das Klassenbewusstsein, für das politische Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse und der übrigen Randschichten der arbeitenden Bevölkerung in der Bundesrepublik“ für erforderlich - auch wenn er selbst als ´Veteran´ der Arbeiterbewegung 1976 dieser politischen Partei als Mitglied nicht angehören wollte

(Anhang I). Insofern zeigt auch dieses Interview:

„Wolfgang Abendroth war einer der letzten aus jener Generation sozialistischer Wissenschaftler, die den Widerstand gegen das Naziregime überlebten und der Bedrohung durch den Stalinismus der Nachkriegszeit entkamen, ohne ihre einmal erarbeiteten politischen Ideale preiszugeben“ (Kurt Lenk 1986: WP 124). -

Unter der Leitfrage: „Was bleibt ?“ schrieb Richard Löwenthal („Rix“) in seinem Nachruf 1985 (WP 195-200)

„Was von ihm, der vor Vollendung seines 80. Lebensjahres starb, bleiben wird [...]: Der Mut und die Integrität, der rastlose Einsatz eines seiner Idee und seinen Gesinnungsfreunden verhafteten Menschen [...] Die wissenschaftliche Leistung, vor allem auf dem Gebiet des politischen Rechts und Verfassungsrechts, und die Leistung eines großen Lehrers [...] Ein drittes war sein Gefühl für die Arbeiterbewegung und ihre Menschen. Das Schwächste an ihm war bei allem Einsatz [...] seine politische Wirkung. Aber ich habe mir sagen lassen, daß so etwas bei uns Intellektuellen vorkommen soll.“

Und in der Tat wurde zehn Jahre nach Abendroths Tod nüchtern bilanziert, daß sein „Einfluß auch zu seinen Lebzeiten lediglich auf sozialistisch orientierte Intellektuelle und Wissenschaftler beschränkt“ blieb (Norman Paech 1995: WP 113-114).

*

Als Autor dieser biographischen Skizze konnte ich nur den „späten“ Abendroth noch persönlich erfahren, weil ich, damals frisch examinierter Sozialwissenschaftler „Mannheimer“, also empiri(sti)scher Ausprägung, als Gast an seinem letzten Marburger Seminar zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus im WS 1971/72 teilnahm:

INSTITUT FÜR WISSENSCHAFTLlCHE POLITIK AN DER PHILIPPS-UNIVERSITAT MARBURG

Herr cand.phil. Richard ALBRECHT aus Hamburg

hat im ...WS... Semester 1971/72 von an dem von mir geleiteten Kolloquium-Übungen-Proseminar

Hauptseminar -Oberseminar über Die deutsche Arbeiterbewegung im Widerstand gegen das Dritte Reich

als außerordentliches Mitglied

mit guten, teils besserem Erfolg (1/2) teilgenommen.

Es wurde eine schriftliche Hausabeit / ein Referat über

Tendenzen der Widerstandsforschung in der BRD.

Ein kritischerLiteraturbericht.

angefertigt/gehalten.

Marburg/L., im Februar 1972

(Prof. Dr. W. ABENDROTH)

In diesem Zusammenhang erinnere ich einen so kundigen wie engagierten Hochschullehrer, der Student(inn)en motivieren und anleiten konnte, ohne sich ihnen anzubiedern, indem er Leistung/en einforderte; ich erinnere einen politisch argumentierenden linken deutschen Professor, der in seinem Hauptseminar (damals entsprechend der konkret-historischen Situation) vor abenteuerlichen Linkseskapaden warnte, an den (vom ihm selbst in subkutaner Revierintonation beschworenen) Sozialtypus des „mittleren Funktionärs“ in Gewerkschaft und Partei erinnerte und der mit bitterer Ironie zu Beginn des neuen Jahres [1972] jede/n Seminarteilnehmer/in darum bat, einen „Druckkostenzuschuß“ von zehn oder zwanzig Pfennig/en pro vervielfältigem Referat zu übernehmen...

Nachdem ich „mein“ Seminarreferat über neuere Tendenzen der Widerstandsforschung gehalten hatte, bat mich Abendroth zum persönlichen und Vier-Augen-Gespräch: Ich erinnere einen scharfgesichtigen Mittsechziger im Maßanzug mit kaum gelockerter Krawatte, schon leicht schwerhörig und mit schweren Augengläsern, der strategisch gezielt fragte und, auf der Ordinariencouch bequem liegend, mir erklärte, weil seine Entpflichtung als Hochschullehrer anstehe, er darum keine Doktoranden mehr annehme; zugleich meinte Abendroth: daß er mit einem seiner Kollegen wegen der Annahme als Doktorand sprechen werde, ich mir also keine Sorgen machen müsse, zumal am Institut ein Tutor für Statistik und Methodenlehre gebraucht würde. Und als ich erwähnte, daß ich vor Jahren, im Sommer 1968, als politischer Referent des AStA der WH Mannheim einmal ihn und den Nationalökonomen Werner Hofmann (1922-1969) - jeweils vergeblich - einzuladen versuchte, straffte sich Abendroth merklich und lud mich zur Teilnahme an einer Arbeitssitzung ein, auf der ich auch noch den Soziologen Heinz Maus (1911-1978) als enzyklopädisch wirkenden Intellektuellen kennenlernen durfte.

Einer der Gründe, weshalb ich dann im Sommer(semester) 1972 kein Tutor in Marburg/Lahn wurde, war die Mitteilung, daß ich ein Referendariat am 1. April 1972 in Pirmasens im Wasgau beginnen sollte; so daß ich nach Mannheim zurückkehrte. Wenige Tage vor Arbeitsaufnahme wurde ich von der damaligen rheinland-pfälzischen Bezirksregierung wieder ausgeladen. Später wurde auch diese Ausbildungsverhinderung entsprechend des sogenannten Radikalenerlasses vom 28. Januar 1972 Berufsverbot genannt: Auch hier war, historisch-materialistisch gesehn, am Anfang die Tat:

„First comes the act and then comes the word: first [the crime] is committed and then the language emerges to describe a phenomenon“ (Horowitz 1980, 183)

Gegen das, was nicht nur so genannt wurde, sondern auch Ausbildungs- und/oder Berufsverbot war, hat sich der 1972 emeritierte Abendroth publizistisch kompromißlos engagiert. Und mehr noch: Soweit es ihm, der wieder in Frankfurt am Main in dem Haus, in dem er aufwuchs, lebte und als Gastdozent an der gewerkschaftsorientierten Akademie der Arbeit in Frankfurt/Main tätig war, als nun (Hoch-) Betagtem, meist in Begleitung seiner Gattin, Dr. Lisa Abendroth, möglich war, reiste er auch in „die Provinz“, um aufklärend zu agitieren und als Agitator aufzuklären: So beispielsweise 1979 zu einem Widerstandsvortrag in die Westpfalz nach Kaiserslautern, in das es uns (damals Berufsverbotene) verschlagen hatte...

Methodisches

Biographien sind keine Autobiographien. Sind diese vom Lebenden selbst, so sind jene von anderen über den, der lebt/e, geschrieben worden:

"Gegenüber dem, den er aneignet und darstellt, macht sich der Biograf immer schuldig. Und gegenüber seinem lebenden Biografen muß jeder tote Biografend unschuldig bleiben - kann er sich doch diesen weder aussuchen noch unmittelbar beeinflussen. Entsprechend schuldig macht sich jeder Biograf an seinem Objekt, auch wenn er dieses als Subjekt versteht, vorstellt und sich immer wieder an der Leitfrage abarbeitet, wie nämlich der andere ´zu seiner Zeit mit dem Leben zurecht zu kommen versucht´ (Werner Mittenzwei). Der Biograf kann sich nicht nur sein Subjekt als Objekt aussuchen, sondern [...] nach seinem eigenen Willen darstellen und nicht selten auch: stilisieren." (Albrecht 1987, 231)

Das gilt auch für eine kleine Form (oft auch Vorform einer ´großen´ Biographie) - ein wissenschaftlichen Ansprüchen genügendes Porträt, zumal dann, wenn´s um ein intellektuelles Porträt eines (sowohl ´akademischen´ wie ´proletarischen´) Intellektuellen wie hier geht. Also nicht um das unmittelbare, zuletzt auch eindringlich von ihm selbst 1976 nacherzählte, Leben Wolfgang Abendroths. Vielmehr geht es hier um intellektuelle Texte von Wolfgang Abendroth.

Auffällig an den autobiographischen Texten Abendroths, wenn auch (zu) selten angemerkt, eine dreifache Besonderheit, deren tiefenhermeneutische Durchdringung und Deutung (Oevermann 1979; 1983) durchaus versucht werden könnte: nämlich einmal, daß und warum Abendroth öffentlich über bestimmte persönliche (Destruktions-) Erfahrungen, vor allem die ihm von Gestapoverfolgern und -folterern nach seiner Festnahme zugefügten körperlichen und seelischen Verletzungen und Schmerzen, nicht sprach. Zum anderen Abendroths was organisationelle Zusammenhänge betrifft typischerweise vagen Hinweise und Angaben, etwa seiner (selbst noch im Nekrolog von Richard Löwenthal ("Rix") 1985 bestrittene, vgl. WP, 196) Zugehörigkeit zur illegalen Neu-Beginnen-Gruppe während des ´Dritten Reiches´ oder zur Datierung seines SPD-Beitritts 1945/46. Und drittens schließlich die besonders in seiner letzten großen Erzählung (1976) auffällige Zurückstellung der eigenen Person und vor allem ihrer motivationalen Handlungsantriebe.

Diese letzte Besonderheit, ja Auffälligkeit objektivierend-intellektueller Darstellung beim eigenen Leben und Werk, die zunächst als Ausdruck des Grundsatzes: für die Arbeiterbewegung (und nicht von ihr) zu leben (Abendroth 1976, 14), erscheint, bemerkte schon Abendroths bisher wichtigster (Teil-) Biograph, Uli Schöler (WP 13):

"Die Person tritt in den Hinter-, das Geschehen in den Vordergrund. Auf diesem Wege gehen aber vielfach auch Motivationen verloren, die möglicherweise [...] neue Erklärungskraft besitzen bzw. neue Erkenntnisprozesse in Gang setzen könnten."(1)

Da bisher -und gelegentlich auch mit voyeuristischem Unterton- Abendroths verschiedene Lebensstationen ausreichend biographisch vermessen wurden - wird in diesem intellektuellen Porträt methodisch anders verfahren: Hier geht es um Abendroth-Texte. Dies durchaus im Wissen um Abendroths politische Zentralerfahrung, nämlich die Niederlage der gesamten deutschen Arbeiterbewegung 1933 und seinem seitdem beharrlichen Versuch, ihre b e i d e n Hauptflügel, den jeweils im Selbstverständnis reformistischen [SPD] und den revolutionären [KPD], durch aktive zwischen beiden vermittelnden Zwischengruppe/n mit intellektuellen Protagonisten, zur wie auch immer begrenzten und/oder punktuellen Zusammenarbeit ("Aktionseinheit") zusammenzuführen und dazu vor allem mittlere Funktionärsgruppen in (Einzel-) Gewerkschaften, z.B. Metall, Holz und Druck, anzusprechen und zu mobilisieren. Es ist dies der biographische Hintergrund von Abendroth als handelnder Person, deren Integrität wesentlich auf der Einlösung seines eigenen personalen Anspruchs, theoretische ("akademische") Erkenntnis und praktische ("proletarische") Erfahrung zu vermitteln, um so den in der Tat so grundlegenden wie unauflöslichen Widerspruch sowohl (in) der Organisations- als auch der Intellektuellenfrage als Ausdruck des klein zu haltenden Spannungsverhältnisses von subjektiver Menschlichkeit und objektiven Menschheitsinteressen begegnen zu können.

Im nächsten Hauptabschnitt geht es entsprechend von Wolfgang Abendroths Hauptanliegen um zwei seiner ´politischen´ Texte, die auch intellektuell das ausdrücken könnten, was Hans Manfred Bock als Abendroth-Schüler und -Teilbiograph nicht nur als den Intellektuellen Abendroth, sondern auch als „historisch denkenden Politiker“ vorstellte (WP 250) - wobei Abendroth entsprechend seiner Überzeugung das „Zusammenfallen von Theorie und Praxis“ in der Politik für möglich hielt und es ihm nicht um beliebige politologische Politikberatung, sondern immer um wissenschaftlich, also rational, begründete und handlungsbezogene praktische Politik unter humansozialistischer Perspektive ging (Holz 2001, 136).

Hier interessiert einmal Abendroths unmittelbar nach dem KPD-Verbot 1956 veröffentlichte Kritik des Verbotsurteils und seiner Konsequenzen. Und zum anderen um Abendroths eigenen ´alternativen´ Programmentwurf zum offiziellen "Godesberger Programm" der SPD, nämlich einer weniger den (seit Robert Michels [1911] bekannten) Oligarchisierungstendenzen ausgesetzten, stärker marxistisch orientierten SPD 1959. Im zweiten Hauptabschnitt interessiert dann einmal zunächst die "Zeitdiagnose" (Karl Mannheim) und "Ortsbestimmung" (Helmut Schelsky) einer ideologiekritisch-gesamtgesellschaftlichen Analyse des politischen Wissenschaftlers Abendroth und seines Verständnisses von Politikwissenschaft als - so Abendroth 1967 (Einführung, in: AG, 9-13) bewußt praxisbezogener politischer Soziologie (1962), und zum anderen seine 1979 veröffentlichte "Alten"-Bilanz, die sich auch als subjektbezogener Rückblick aufs eigene dreißigjährige Engagement in der Bundesrepublik Deutschland seit ihrer 1949 erfolgten Gründung lesen läßt. - (Die in beiden folgenden Hauptabschnitten diskutierten vier Abendroth-Texte wurden auch bewußt unterm Gesichtspunkt des historisch-chronologisches Fortschreitens, hier von 1956 bis 1979, ausgewählt.)

Daß auch diese Auswahl wie überhaupt eine jede Selektion andere keineswegs unwesentliche Seiten, Aspekte und Texte Wolfgang Abendroths ausblendet, ist so augenscheinlich wie unbestritten: vor allem Abendroths an Hermann Heller (1930) angelehnte besondere und wirksame Interpretation vom Staatscharakter der Bundesrepublik Deutschland als „demokratischer und sozialer Rechtsstaat“ (AG 109-138) geht über die Ambivalenzthese hinaus und hält Entwicklungspfade zur ´sozialistischen Demokratie´ offen. Insofern drückt auch Abendroths zuerst 1954 veröffentlichter Beitrag aus, was ihn seit seinem Eintritt in die organisierte Arbeiterbewegung in Deutschland zu Beginn der 20er Jahre bewegte und was der sozialdemokratische Intellektuelle Carlo Mierendorff zuerst 1922 und, solange das noch möglich war, beständig bis Anfang 1933 als Interesse der Arbeiterklasse an einer „sozialen, demokratischen Republik“ so ausdrückte (Mierendorff 1922, 15; vgl. Albrecht 1987):

„Nur in der Demokratie kann sich die Massenkraft der organisierten Arbeiterschaft wirtschaftlich und politisch frei entfalten und dadurch den Kapitalismus [...] überwinden. Die Arbeiterklasse hat daher ein Lebensinteresse [...] an dem planmäßigen Ausbau des deutschen Staates zu einer sozialen, demokratischen Republik.“

„...lieber im Dritten Reich ins Zuchthaus als in die Emigration“

Ein Leben in der deutschen Arbeiterbewegung

Anstatt erneut Wolfgang Abendroths grundlegende, sowohl den klassenbezogenen Kompromißcharakter als auch die Offenheit der Eigentumsfrage herausarbeitende Verfassungsrechtsinterpretation des Grundgesetzes (Abendroth 1954; in: AG, 109-138; Abendroth/Dietrich 1969; Abendroth 1975; vgl. Römer 1981: WP 49-72; Römer 2004), nachzuzeichnen, soll hier der im Sammelband „Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie“ (1967) nächstfolgend wiederveröffentlichte Text des „Verfassungsrechtlers“ zum „Problem der richterlichen Interpretation von Rechtsgrundsätzen der Verfassung im demokratischen Staat“ am Beispiel des KPD-Verbot 1956 besprochen werden (AG 139-174). Insofern wird Abendroths auf ein „Minimum an sozialer Gerechtigkeit“ bezogene Deutung des Grundgesetz-Artikels 20 (1), demzufolge die Bundesrepublik Deutschland ein „demokratischer und sozialer Rechtsstaat“ sei und diese Bestimmung durch die „Ewigkeitsgarantie“ der Verfassung nicht aufgehoben werden dürfe, ebenso wie die von Abendroth entsprechend Art. 15 GG betonte Möglichkeit der „Vergesellschaftung“ von „Grund und Boden, Naturschätzen und Produktionsmittel“ durch ihre „Überführung in Gemeineigentum“ (Römer 2004, 16-17) vorausgesetzt - aber, obgleich meines Erachtens dringlich geboten (Albrecht 2005) geboten, hier nicht (so kritisch wie nötig und so solidarisch wie möglich) unterm Aspekt von Rechtsstaatsideologie unterfütternde „Sozialstaatsillusion/en“ diskutiert.

In den bundesdeutschen fünfziger Jahren war Abendroth „loyaler Sozialdemokrat und Hochschullehrer“, der sich auch fachpolitisch, z.B. als Politikwissenschaftler und Staatsrechtslehrer in den entsprechenden Fachverbänden, engagierte. In diesen Jahren erwarb Abendroth seine fachliche Reputation und begründete seinen Status als sich zur Arbeiterbewegung zurechnender Intellektueller auch trotz „fortgesetzter Marginalisierung“ (Bock: WP 227-229) in einem „erdrückenden und dem McCarthy-System in den USA durchaus vergleichbaren“ gesellschaftlichen „Klima“ (Abendroth 1976, 216). In diesen „kalten Zeiten“ (Christian Geissler)(2) wird Abendroth denn auch als loyales SPD-Mitglied ehrenamtlicher Verfassungsrichter an den hessischen und bremischen Staatsgerichtshöfen (1949-1963 bzw. 1959-1963). Und doch engagiert/e sich Abendroth als Staatsrechtler aus Überzeugung gegen das fünf Jahre nach Verbotsantrag (1951) vom Bundesverfassungsgericht ausgesprochene „formelle Verbot der KPD“ (1956) im vollen Bewußtsein, daß dieses die Kommunistische Partei Deutschlands als „Organisation traf, die zu den Arbeitermassen keinerlei Verbindung mehr hatte und im großen und ganzen nur noch fiktiv bestand“ (Abendroth 1958: AG 385). Das Verbot der KPD sah Abendroth ähnlich wie die „austromarxistische“ Sozialpsychologin Marie Jahoda in ihren kritischen Hinweisen zum angstverbreitenden Zwangskonformismus der Unterdrückungspolitik jenes US-„Senator Amok“ (Gerhart Eisler) der Jahre 1952-1959 (Jahoda 1994) in nachhaltigen, die gesamte demokratische und sozialistische Linke zersetzenden (Straf-)Verfolgungsmaßnahmen des „repressiven Staatsapparats“ (Louis Althusser) einerseits und andererseits in der Blockierung innersozialistisch notwendiger Kritik an Stalinisten im allgemeinen und der „katastrophalen Politik der Ulbricht-Gruppe“ im besonderen (Schöler: WP 36-37).

Wolfgang Abendroths Aufsatz „Das KPD-Verbotsurteil des Bundesverfassungsgerichts. Ein Beitrag zum Problem der richterlichen Interpretation von Rechtsgrundsätzen der Verfassung im demokratischen Staat“ wurde Anfang 1957 abgeschlossen und erschien zuerst in der „Zeitschrift für Politik“ ([N. F.] 3 (1956) 4, 305-327). In seiner ´Urteilsschelte´ kritisiert Abendroth vor allem die Verbotsbegründung politisch und die Berufsrichter des Bundesverfassungsgericht als Protagonisten einer dummdeutschen Ideologie der Ideologielosigkeit, die sich nicht scheuten, durch ihren Verbotsentscheid vom 17.8.1956 sowohl die KPD auf eine Stufe mit der bereits am 3.10.1952 verbotenen „Sozialistischen Deutschen Reichspartei“ (SRP) zu stellen als auch entsprechend ihrer verblendeten Mittelstandsideologie (vgl. jetzt engagiert und aktuell Albrecht 2005 [und] http://www.wissen24.de/vorschau/36391.html) jedes Bekenntnis zu einer ihnen unverständlichen „wissenschaftlichen Lehre“ (nämlich die „Theorie des Marxismus-Leninismus“) für verfassungswidrig zu erklären (AG 139-174; beide Verbotsurteile in: Lehmann [Hrg.] D-Dok). Drittens betont der politisch argumentierende Staatsrechter Abendroth, daß die KPD-Verbotsurteilsbegründung sowohl weitere Renazifizierung ideologisch rechtfertigt als auch ermutigt, gegen den „Staatsfeind Nr. 1“ nun erneut das praktisch anzuwenden, was im ´Dritten Reich´ schon gegen die KPD ausgiebig praktiziert wurde (AG 140-141; Ernst Bloch [1956] sprach in seiner öffentlichen Erklärung zum KPD-Verbot von der „Schwelle zu einem anderen 1933“). Viertens weist Abendroth nach, daß „hier erneut Fachjuristen zu Fehlaussagen gelangen, wenn sie glauben, ohne spezielle sozialgeschichtliche und sozialwissenschaftliche Analyse einen Tatbestand, der seiner Natur nach politisch ist, beurteilen zu können.“ (AG 158)(3) Denn das KPD-Verbot 1956 war, so Abendroths Kernargument, ebensowenig politisch notwendig wie der Verbotsantrag 1951 in der öffentlichen Meinung berechtigt war (AG 139; 141). Und über die „ernste Gefahr, daß die Bindung der politischen Parteien an die freiheitliche demokratische Grundordnung zur Unterdrückung mißliebiger Parteien ausgenutzt werde und sich daher selbst im Sinne einer Gefährdung des demokratischen Staatsgedankens auswirken könne“ (AG 169), führt Abendroth grundlegend zum Grundgesetz als demokratischer Verfassung so allgemein wie zutreffend aus:

„Das Grundgesetz will - wie Art. 20 ausweist - eine demokratische Verfassungsordnung geben. In einer Demokratie gehen aber Verfassungsgrundentscheidungen vom Volk und nicht vom Juristenstande aus. Deshalb sind Verfassungsgerichte nicht legitimiert, die Verfassung durch „Entfaltung“ inhaltlich zu ändern. Sie haben das bestehende Normensystem zu respektieren, soweit es nicht eindeutig mit Verfassungsnormen kollidiert. Sie dürfen auch nicht unternehmen, den Spielraum zur Entfaltung des politischen Lebens und der Rechtsentwicklung, der durch den weiten Rahmen von bloßen Verfassungsgrundsätzen geboten wird, durch ihre eigene subjektive Wertung einzuschränken und diese Verfassungsgrundsätze zu „konkretisieren“. Es ist vielmehr das Wesen derartiger Verfassungsgrundsätze, einerseits ein durchaus konkret bestimmbares Minimum an unmittelbar anwendbarem Inhalt zu bieten, andererseits aber vor allem einen breiten Raum zu lassen, dessen Ausfüllung den politischen Kräften - nicht aber den Gerichten - vorbehalten bleibt, die durch die Verfassungsordnung zur Mitwirkung berufen werden.“ (AG 171)

*

Wolfgang Abendroth hat seinen alternativen „Programmentwurf 1959“ „Aufgaben und Ziele der deutschen Sozialdemokratie“ genannt (AG 407-428; vgl. Alternativentwurf 2000). Der bewußt knapp und verständlich angelegte Text wurde als Diskussionsbeitrag i n der SPD vor dem Godesberger Parteitag veröffentlicht und ist im Selbstverständnis eine marxistisch bestimmter Gegenposition, die einerseits aus allgemeinen sozialistischen Zielen heraus und allgemeiner Lageanalyse damaliger kapitalistischer Entwicklung konkrete Aufgaben der SPD zu Beginn der 60er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und die die Diskussion um Aufgaben und Ziele immer auch als Bestandteil von (als Erziehung verstandener) Bewußtseinsentwicklung der Handelnden begreift.

Ausgehend von dem, was später bündig „Monopolkapitalismus“ genannt wurde, verweist der Autor im Rahmenteil (AG, 407-411) auf Monopolisierung von Produktionsmitteln, gesteigerte menschliche Arbeitsproduktivität und ihre privaterwerbswirtschaftliche Aneignung durch gesellschaftliche Minderheiten. Zugleich verweist Abendroth schon auf die zunehmende Rolle des bürgerlichen Staates durch „Verschmelzung der Staatsgewalt“ mit finanzkapitalistischen Interessen besonders im Bereich kriegsvorbreitender Rüstungsökonomie/n. Dieser einleitenden traditionellen marxistischen Interessensstruktur- und Entwicklungsrichtungsanalyse folgen vier etwa gleichlange Abschnitte: „Staat und Recht“ (AG, 411-416), „Wirtschaft und Sozialpolitik“ (416-420), „Kulturpolitik“ (420-425) und „Außenpolitik“ (425-428). Auffällig dabei, daß erstens „Außenpolitik“ sowohl der letzte als auch letztlich der kürzeste Abschnitt ist, daß zweitens der erste Hauptabschnitt „Staat und Recht“ noch vor „Wirtschaft und Sozialpolitik“ steht, und daß drittens der diesem folgende Abschnitt „Kulturpolitik“ nahezu gleichlang wie dieser ist; er behandelt Bildung, Schule, schulische Erziehung, Studium, Lehrerausbildung, Wissenschaft und Forschung, Sozialwissenschaften, Wissenschaftsfreiheit, Presse, Zeitschriften- und Volksbildungswesen und fordert auch „die konsequente Trennung von Staat und Kirche“ und das individuelle „Recht auf Bildung zur Voraussetzung der Steigerung des kulturellen und auch des ökonomischen Niveaus des Volkes“ (AG, 424).

Im den Abschnitt „Außenpolitik“ beendenden programmatischen Ausblick heißt es abschließend (AG 428):

„Für die Sozialdemokratie bilden [...] Außenpolitik und Innenpolitik, Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik und Kulturpolitik eine untrennbare Einheit. Sie erzieht durch ihren politischen Kampf die Arbeitnehmer, deren politische Partei sie ist, zur Erkenntnis ihrer Interessen. Indem sie diese Interessen bewußt macht, vertritt sie auch die Lebensansprüche aller anderen Schichten des Volkes, die unter der Aufrechterhaltung der kapitalistischen Ausbeutung leiden. Indem sie für eine sozialistische Gesellschaft, für die Aufhebung der Klassen ringt, zeigt sie der durch den Atomkrieg bedrohten Welt die einzige Alternative zum drohenden Untergang der zivilisierten Menschheit in die Barbarei: die internationale Solidarität der arbeitenden Bevölkerung beim gemeinsamen Aufbau einer friedlichen Welt des Wohlstands aller Völker.“

Der nun 53jährige Programmautor, Wolfgang Abendroth, damals im SPD-Parteijargon als „Abendröte“ verspottet, wurde 1959 (wie gut fünfzig Jahre vor ihm Robert Michels in Marburg/Lahn) nicht einmal zum Parteitagsdelegierten gewählt. Es mag sein, daß das mehrheitlich angenommene ´Godesberger Programm´ der SPD mit der volksparteilichen Ausrichtung -„weit rechts vom Ahlener Programm der CDU von 1947“- „zu einer tiefen inneren Abwendung Abendroths von der SPD“ führte (Schöler: WP 29): Wie Uli Schöler jedoch selbst durch bisher unveröffentlichte Texte und Briefe, in denen Abendroth (1959/61) auch sozialpsychologisch zugunsten „der jungen Genossen“ und ihrer politischen „Fehler“ argumentiert, belegen konnte (WP 30-35), erfolgte Abendroths mit neostalinistischen Methoden betriebener Parteiausschluß aus einer SPD, in der er anderthalb Jahrzehnte lang aktiv und loyal politisch arbeitete, erst im November 1961.

„Nach der Annahme des Godesberger Programms (1959) und nach der Rücknahme des Deutschlandplans der SPD durch die Rede Herbert Wehners im Bundestag vom Juni 1960 konnte für Wolfgang Abendroth kein Zweifel mehr bestehen, daß seine Hoffnung bei Eintritt in die SPD, diese Partei könne sich zur marxistischen, demokratisch sozialistischen Massenpartei entwickeln, nunmehr gegenstandslos geworden war. Vor diesem politischen und intellektuellen Erfahrungshintergrund ist die Aussage Abendroths zu interpretieren, daß ihn der Ausschluß aus der Partei nicht sonderlich getroffen habe [...] Er hatte sich in den Jahren seiner SPD-Zugehörigkeit in immenser und loyaler Arbeit den Status eines Mannes erworben, dessen Wort und Urteil auch während der anschließenden Periode der politischen Marginalisierung in der Öffentlichkeit Gehör fand. Seine Auffassung von der Rolle des Intellektuellen in der Arbeiterbewegung war durch den SPD-Ausschluß nicht erschüttert, weil er seit seiner Jugend sicher war, daß die aus den ökonomischen Kämpfen geschöpfte Regenerationskraft der Arbeiterbewegung größer war als die Weisheit ihrer Organisationsspitzen.“ (Bock: WP 234)(4)

„und lesen Sie Franz Neumanns ´Behemoth´“

Der politische Wissenschaftler Wolfgang Abendroth

Auf den ersten Blick erscheint Wolfgang Abendroths im Rückbezug aufs traumatische „1933“ und dessen Folgen bezogene „Bilanz der sozialistischen Idee in der Bundesrepublik Deutschland“ (AG 429-462) aus linkssozialistischer Sicht bedrückend: „Diese Bilanz muß anzeigen, daß gegenwärtig [1962] das sozialistische Denken in der Bundesrepublik auf kleine Gruppen von Resten der alten Arbeiterbewegung, von Intellektuellen und Jugendlichen beschränkt , von der Arbeitnehmerbewegung wie der Gesamtgesellschaft isoliert ist und also der Gefahr sektenhaften Verkümmerns ausgesetzt zu sein scheint...“ Insofern wird, „äußerlich gesehen“, „die Entwicklung in der Bundesrepublik [...] zu jener Situation von v o r 1945 zurückkehren“, als es nämlich „keinen Einfluß sozialistischen Denkens auf große gesellschaftliche Organisationen gab; [...] Der Aufschwung sozialistischen Denkens nach 1945 ist überwunden; sozialistisches Denken ist abermals in kleine Zirkel zurückgeworfen, die keinerlei größere gesellschaftliche Einflußmöglichkeiten besitzen und aus der Diskussion der offiziösen Presse und aus den öffentlichen Auseinandersetzungen der Machtträger in der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Waren diese Zirkel damals (zwischen 1933 und 1945) illegal, so sind sie nunmehr irrelevant geworden: Es bedarf keiner Zuchthäuser und KZs zur Ausschaltung der sozialistischen Ideen, wenn größere sozialistische - sei es theoretische, sei es politische - Zeitschriften oder Zeitungen ohnedies weder existieren noch aufgebaut werden können, weil kein leistungsfähiger Verleger ihre Existenz ermöglichen würde“ (AG 455/456).

Diese bittere Bilanz erinnert aspekthaft an die Vorrede zur „Dialektik der Aufklärung“ der von Abendroth teilweise und zeitweilig verachteten „Frankfurtisten“ (Bertolt Brecht). In dieser brachten Adorno/Horkheimer ihre damaligen Erfahrungen mit dem mächtigen US-Kulturapparat 1944 so auf den Punkt: Der Produktionsprozeß literarischer Texte als solcher überböte „an Gründlichkeit noch jede Zensur“ (1944, 5-12; vgl. auch Mills 1963)

Abendroths Text(5) verwies nämlich zunächst sowohl auf breite gesellschaftliche Bedeutsamkeit als auch auf politische Anerkennung jener „Synthese humanitär-demokratischer politischer und sozialistischer gesellschaftlicher Umgestaltung“ (AG 449), die auch funktional als „Verbindung von demokratischer Staatsform und sozialistischer Wirtschaftsordnung als Brücke zwischen Ost und West“ in Form eines ´dritten´ Weges zwischen privatkapitalistisch organisierter Erwerbs- und staatlich organisierter Kommandowirtschaft wirken sollte (AG 437; vgl. Bock: WP230).

Indem Abendroth zunächst wesentliche Strömungen unmittelbar nach der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus 1945/47 nachzeichnete - etwa der jungen Generation um die Zeitschrift „Der Ruf“ oder linkskatholischer Intellektueller und Publizisten um die „Frankfurter Hefte“, zunächst auch innerhalb der beiden großen politischen Parteien CDU und SPD mit „Sozialismus als Tagesaufgabe“ (Kurt Schumacher), schließlich auch gewerkschaftlicher Programmatik/en „eindeutig unter dem Vorzeichen sozialistischen Denkens“ (AG 445) -, erinnerte er an diese (kurze) „Periode der sozialistischen Renaissance nach 1945“ auch in den Westzonen bzw. der späteren Bundesrepublik (AG 450) - jedoch mit „versäumter Evolution zur sozialistischen Demokratie“ (AG 449). Und „so gibt es - spätestens seit dem Godesberger Parteitag der SPD - [...] keine politische Partei mehr, die sich programmatisch zu sozialistischem Denken bekennt, wenn man das Wort Sozialismus in dem Sinne versteht, wie es in Deutschland und in der Welt vor 1933 und abermals von 1945 bis zum Sieg der Restauration in der Bundesrepublik verstanden wurde“ (AG 452). Entscheidend am „erneuten Sieg des Denkens der herrschenden Klassen der Bundesrepublik über die Ideen des Sozialismus, über die Anfänge eines neuen gesellschaftlichen und politischen Selbstbewußtseins der Unterklassen, die nach dem so deutlich sichtbaren Bankrott der barbarischen Politik dieser herrschenden Klassen 1945 emporzuschießen schienen, auch in den bürokratisch geführten Organisationen der Arbeitnehmer selbst war [...] offensichtlich nur deshalb möglich, weil die Wiederherstellung des alten ökonomisch-sozialen Machtgefüges in der westdeutschen Gesellschaft dank der Förderung durch die USA so rasch gelang, dann eine langandauernde wirtschaftliche Hochkonjunktur nutzen konnte und einer tiefgehenden Restauration des früheren administrativen und militärischen Apparats und seiner sozialen Träger parallel lief.“ (AG 459)

Diese „postfaschistische Restaurationssituation“ als Ausdruck der „provinziellen Isolierung“ der (west)deutschen Gesellschaft „vom Denken der übrigen Welt und des übrigen Europa“ (AG 461) erscheint dem dialektisch denkenden und auf historische Analogien verweisenden Autor nicht nur als intellektuelle und politische Depressionslandschaft:

„Gelingt es den versprengten Intellektuellen, den überlebenden Köpfen der alten Arbeiterbewegung und der kritischen Jugend, die dies [sozialistische] Denken wieder lebendig machen will, ein geistiges Zentrum zu gemeinsamem Denken, zu gemeinsamer Analyse der gesellschaftlichen und politischen Situation der Bundesrepublik zu schaffen, so besteht wenig Grund, daran zu zweifeln, daß die gegenwärtige Ausschaltung sozialistischen Denkens in Deutschland genauso überwindbar sein wird wie seine Ausschaltung zwischen 1933 und 1945.“ (AG, 461/462)

Im vorstehend referierten Text Wolfgang Abendroths findet sich auch eine kurze Passage, die als Selbstkennzeichnung Wolfgang Abendroths als einer „der wenigen sozialistischen Gelehrten, die das Dritte Reich überlebt haben und der stalinistischen Diktatur jenseits der Elbe entkommen konnten, ohne geistig zu zerbrechen“ (AG 457), gelten kann - eine Formulierung, die sich schon bei Friedrich-Martin Balzer 1966 im Aprilheft der SDS-Theoriezeitschrift „neue kritik“ (35.1966, 11) findet (Balzer 1998, 46).

*

Fünfzehn Jahre später, 1979, hat Abendroth in einem seiner ´subjektivsten´ Texte noch einmal, als „zorniger Alter“ darum gebeten, eine „Bilanz“ - nun auch aspekthaft seines Lebens - versucht und dabei bekannt, daß ihm als damals Dreiundsiebzigjährigem „das Zuchthaus zu sehr in den Knochen steckt“, daß auch ihm 1969 studentenrevoltisch-wilde Aktionen „nicht nur psychisch, sondern sogar physisch arg zu schaffen machten“ und daß auch er selbst schließlich immer wieder gegen seine ohnmächtige Wut kämpfen und diese objektivierend „auf rational beherrschten Zorn reduzieren“ bzw. an der „Transformation psychologisch verständlicher Wut in rational beherrschten Zorn“ arbeiten mußte, um nicht zu resignieren (Abendroth 1979, 143-164).

Seine besondere Rolle und Funktion als „zorniger Alter“ sieht Abendroth im Kampf gegen die „Enthistorisierung des menschlichen Bewußtseins“ und speziell in der Erinnerung an die in Deutschland (zu) oft vergessenen und verdrängten Verbrechen des Nationalsozialismus als „Staat des totalen Verbrechens“ mit seiner „Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit“ von 1933 bis 1945 und in der Erinnerung an den „antifaschistischen Widerstandskampf“, insofern geht es auch dem „späten“ Wolfgang Abendroth immer um die Herausbildung, Entwicklung und Festigung eines nicht-ideologischen Gedächtnisses historischer Zeitzeugenschaft: „una memoria histórica, testimonial - non ideológica“ (Semprun 1977, 241).

Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland periodisiert Abendroth nun als doppelte Restauration: Einmal die von ihm schon 1962 herausgearbeitete erste im Zusammenhang mit dem schon 1946 beginnenden ideologischen und ´Kalten Krieg´; und zum anderen die „zweite Restaurationswelle“, die nach der „kurzen Reformperiode am Ende der sechziger und zu Beginn der siebziger Jahre“ einsetzt/e und deren erster Ausdruck „jener Ministerpräsidentenbeschluß war, der seit [28.] Januar 1972 die gleichen Berufsverbote im öffentlichen Dienst reinstallierte, die 1950 in grober Verletzung des Grundgesetzes durch Adenauer eingeführt worden waren„, als „gleichsam symbolischer Wendepunkt zwischen beiden Entwicklungsperioden“.

Über diese deutschen Besonderheiten erinnert Wolfgang Abendroth uns „Nachgeborenen“ (Bertolt Brecht) aber auch an etwas Allgemeineres im Zusammenhang mit historischem Denken und drückt zugleich im Kampffeld politischer Linker gegen Unrecht, Gewalt und Unmenschlichkeit eine allgemeine Seite unserer conditio humana aus (Abendroth 1979, 163/164):

„Wir wissen (und unsere Generation hat es am bittersten am eigenen Leibe erfahren müssen), daß auch die Linke Perioden durchlaufen hat, in denen in ihren eigenen Reihen Inhumanitäten entstanden sind. Es gibt keinen gewaltsamen Kampf ohne Unrecht, und Unrecht erzeugt allzu oft auch späteres Unrecht. Kann man jedoch deshalb auf den gewaltsamen Kampf verzichten, darf man deshalb der totalen Inhumanität, die kein humanitäres Ziel kennt, das Feld überlassen ? Jeder weiß um die Verbrechen Stalins und des Stalinismus; jeder weiß um das grauenhafte Unrecht, das auch in der neostalinistischen Phase in den meisten sozialistischen Staaten entstand. Aber war nicht beides eine (sicherlich in vielem verwerfliche) Antwort ? Der Stalinismus war eine verspätete Antwort auf den Terror der «Weißen» im Bürgerkrieg; auf die Angst vor der wirtschaftlichen Isolierung der UdSSR und auf die Furcht vor dem Angriffskrieg der Imperialisten in der bevorstehenden Weltwirtschaftskrise, der Neostalinismus war die Antwort auf den Kalten Krieg, dessen Anfänge (man denke an die Vorbereitung des «Amtes Gehlen» schon 1945, an die Bizone 1946 und an die trizonale Währungsreform 1948) schon vor ihm liegen. Haben diese sozialistischen Länder allesamt, so sehr in ihnen Restfolgen dieser Entartungen noch wirksam sind und unüberwunden sein mögen, dadurch aufgehört, sozialistische Länder zu sein ? Hat einst England seine Funktion als Vorhut fortschrittlichen bürgerlichen Denkens und des Parlamentarismus dadurch eingebüßt, daß seine erste große Revolution Phasen des Terrors und dann die Diktatur Cromwells durchlaufen mußte ? Hat das Frankreich des Jahres 1789 durch den Terror erst der Jakobiner, dann des Thermidor, am Ende durch Napoleon den Charakter des Landes verloren, das die Menschenrechte der bürgerlichen Revolution (und das sogar zum Teil erst durch Napoleon) und damit den Fortschritt der Menschheit durch den europäischen Kontinent getragen hat ? So sollen also die Fehler und die Mängel der Linken, die häufig genug im Einzelfall in konkrete Unmenschlichkeit umschlagen können, ihr sehr oft Anlaß zu Selbstkritik und Selbstkontrolle geben; ganz vermeiden kann man sie nicht. Aber sie geben gewiß keinen Grund zur Verzweiflung, keinen Anlaß zum Verzicht auf den Kampf und zur Resignation.

Denn der Hauptfeind bleibt in unserem Zeitalter immer der gleiche: jener Monopolkapitalismus, der erst die Schande des Kolonialismus und seiner zynischen Verbrechen, dann die Barbarei zweier Weltkriege und in der Verzweiflungssituation der großen Krise nach 1929 die auch in ihrer Zielsetzung totale Inhumanität des deutschen Faschismus geschaffen hat. Ihn müssen wir schlagen, bevor er in schlimmeren inneren Widersprüchen noch furchtbarere Katastrophen für die Menschheit bewirken kann.

Diese Einsicht haben wir «zornigen Alten» weiterzugeben, solange wir können. Um dieser Einsicht willen sollten wir - solange wir noch dazu imstande sind - weiterkämpfen, um den Jungen zu helfen, ihre eigene Lage zu begreifen.“

Mit dieser Einsicht hat auch der „späte“Wolfgang Abendroth als Autor im Grunde schon selbst das vorgegeben, was Hans Manfred Bock kürzlich einforderte: Nämlich weder „das Werk Abendroths zu vergessen noch auf den Denkmalssockel zu stellen, sondern in der kritisch prüfenden Diskussion lebendig zu halten.“ (WP 267)

Epilog

Es gab nach Wolfgang Abendroths Tod am 15. September 1985 den Wolfgang-Abendroth-Preis, gestiftet vom 1972 (neu-) gegründeten "Bund demokratischer Wissenschaftler(innen)" [BdWi] zur Verwirklichung des "demokratischen und sozialen Rechtsstaats" auch in Deutschland. Zum BdWi und seinem Wolfgang-Abendroth-Preis meinte Abendroth-Teilbiograph und -Schüler Hans Manfred Bock 2001:

"Diese Intellektuellen-Organisation ist eine der wenigen organisierten Kräfte, die sich bis heute um die Wahrung der Erinnerung an das Wirken Wolfgang Abendroths bemühen, indem sie einen Wolfgang-Abendroth-Preis ausschreibt. Der Preis wurde 1985 und 1993 für wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die Themen der republikanischen Linken und der kreativen Weiterentwicklung Marx´schen Denkens gewidmet sind." (WP 256-257; vgl. Deppe 1993)

Aus Gründen scheint es diesen Preis seit 1993, also seit zwölf Jahren, nicht mehr zu geben - wobei bis heute nicht klar ist, warum das so ist und was und wer dabei die entscheide/n Rolle/n spielte/n. Aber wie auch immer: Dies mögen, wenn es an der Zeit sein wird und ich selbst vor Vollendung meines 80. Lebensjahres am 4. Mai 2025 - etwa im Herbst 2024 - nicht mehr da sein werde, andere und kundige(re) wissenschaftliche Porträtisten dann nachhaltig aufzuklären versuchen...

Anmerkungen

*)

Als kleine Danksagung/en: Herr Dr.phil. Friedrich-Martin Balzer (Marburg), StD. a.D., gab mir freundlicherweise bibliographische Hinweise und übermittelte mir elektronisch einige schwerzugängliche Abendroth-Texte. Frau Dr.rer.soc. W.-Ruth Albrecht (Bad Münstereifel) las dieses Manuskript vor Erstpublikation. Angesichts meiner letztjährigen Negativerfahrungen, Nachfragen bei politischen Linken in diesem (Deutsch-) Land im Zusammenhang mit meinem Opitz-Porträt betreffend (vgl. Reinhard 0pitz´ These der Bewußtseinsfalsifikation - 30 Jahre später:

http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pot/24644.html http://www.grin.de/grin/hausarbeit/pot/24644.htm;

erheblich gekürzte Druckfassung in junge welt, 275/04, 26.11.2004, 10-11; online-Version http://www.jungewelt.de/2004/11-26/004.php) habe ich diesmal darauf verzichtet und lediglich die Staatsgerichtshöfe, denen Wolfgang Abendroth angehörte - den Bremischen 1949/63 und den Hessischen 1959/63 - um genaue Zeitdaten und Kopien der Urkunden gebeten. Dr.iur. Alfred Rinken (Präsident SGH Freie Hansestadt Bremen; o.Prof. Universität Bremen) gab mir Hinweise auf Zusammensetzung und Konfliktlinien dieses Gerichts 1951-1963. Antworten/Texte aus Wiesbaden (Hessischer Staatsgerichtshof) erhielt ich ebensowenig wie aus Leipzig (PSD) und aus Rom (critica sociale)

(1)

auch dessen post-festum Bewertung von Handlungen seines Biographenden wäre sozialwissenschaftlich-hermeneutisch deutbar: Auffällig etwa im Zusammenhang von Abendroths "Flucht aus der DDR" - gemeint aus der damaligen SBZ, denn als die DDR später, im Oktober 1949, gegründet wurde, war Abendroth schon im Westen - Schölers Hinweis auf dessen "durchaus rationales" Verhalten (WP, 24)...als ob nicht die einfache Wertung zur Kennzeichnung ausgereicht hätte, was methodisch das Füllwort "durchaus" zum Explanandum macht. Dies umso mehr, weil der Autor im selben Text wenig später am Beispiel des Ausschlusses Abendroths aus der SPD (1961) zeigt, daß er durchaus hermeneutisch-kritisch argumentieren kann, wenn er schreibt: "Im Parteivorstand der SPD [...] wurde ein mehrere hundert Seiten starkes [gemeint: umfassenden] Dossier" über Abendroth zusammengestellt, "versehen mit einem Inhaltsverzeichnis, einem Vorwort, einem Literaturverzeichnis, einem umfangreichen Exzerptteil aus Schriften Abendroths, einem detaillierten Personen- und Sachregister und selbst einem Personenregister für die Exzerpte [...] Darin drückt sich ein rationaler Kern aus: Die Akteure der SPD- Parteiführung gingen erkennbar nicht davon aus, daß sich das Phänomen Abendroth bereits dadurch baldigst erledigen würde, daß hinter der Fassade des zwischenzeitlich zur Sozialdemokratie "Konvertierten" schon bald wieder der ursprüngliche, lupenreine Kommunist zum Vorschein kommen werde. Mit einem Kommunisten stalinistischer Prägung hätte man sich eine derartige Mühe nicht gemacht [...]" (WP, 34-35). Da der Autor laut Klappentext als SPD-Parteibuchangestellter im Staatsapparat figuriert ("Leiter des Büros des Bundestagspräsidenten") möge er, auch unter Berücksichtigung eines Hinweises marxistischer Klassiker, die vor 160 Jahren meinten: "Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein" (Marx/Engels: Die deutsche Ideologie; MEW Bd. 3, S. 27) diesen hier nur angedeuteten Widerspruch vor jeder tiefensoziologisch-subjektwissenschaftlichen (oder auch: kulturanalytisch-sozialpsychologischen) Textinterpretation öffentlich aufklären - oder sollte etwa auch hier gelten: Deutsche Sprache - (zu) schwere Sprache ... logisches Denken - (zu) schweres Denken ?

(2)

In der Rückschau erinnerte Abendroth (1979) als „zorniger“ 73jähriger und ohne jede Altersharmonisierungstendenz diese Jahre so: „Die wenigen Gegner des Dritten Reiches und seiner NSDAP, die an die Hochschulen als Lehrer gelangt waren, konnte man vor der Studentenbewegung in ganz Westdeutschland und West-Berlin an wenigen Händen abzählen. Wer nicht in die NSDAP gelangt war, hatte in dubio sein Studium erst nach 1945 begonnen. Die wenigen Hitler-Feinde (ob sie aus der Emigration, ob sie aus innerdeutschen Widerstandsgruppen kamen), die (meist noch vor der Konstituierung der Bundesrepublik und dem vollen Triumph der Restauration) mehr oder minder zufällig (systematische Versuche, die nach 1933 emigrierten deutschen Gelehrten zurückzugewinnen, hat es bekanntlich kaum gegeben) Lehrstühle erhalten hatten oder [...] - in der kurzen Zwischenperiode nach 1945 bis zur Zeit der restaurativen neuen Gleichschaltung des Denkens zu kritischen Fragestellungen gekommen waren, waren in ihren Fakultäten meist isoliert und machtlos. Sie hatten im wesentlichen nach Meinung ihrer Kollegen nur die Funktion, gleichsam als Visitenkarte angeblicher «Freiheit wissenschaftlicher Diskussion» gegenüber der ausländischen wissenschaftlichen Welt zu dienen“.

(3)

Wie seit Ende der 1960er Jahre anhand sozialwissenschaftlich orientierter Zeitgeschichtsschreibung, die sich als „Sozialgeschichte“ selbst versteht, nachweisbar, gilt, ausweislich von Veröffentlichungen sowohl der Mommsen-Twins als auch eines dritten sozialdemokratischen Kernideologen, der Umkehrschluß auch nicht: so kommt Heinrich August Winklers mehrbändige Darstellung (1984 ff.) über „Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik“ ohne Primärquellen(kenntnisnahme) aus; Wolfgang J. Mommsens Darstellung des Ersten Weltkriegs (2004) erwähnt nicht einmal den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts im Osmanischen Reich, den Armenozid. Und „grand old historian“ (Süddeutsche Zeitung/SZ 24.1.1995, 14) Hans Mommsen präsentiert uns in seiner Darstellung Ferdinand Lassalles denselben Text einmal als kommunistisch (nämlich Karl Friedrich Brockschmidts Frankfurter Dissertation von 1929/30) und einmal als nichtkommunistisch (nämlich die unter [s]einem Pseudonym erschienene Buchausgabe von 1931; 1975²) Daraus folgt, daß Mommsen (1969, 1371/1372) erstens keinen beider Texte kannte u n d daß er zweiten s auch die damals verfügbare relevante wissenschaftliche (Sekundär-) Literatur nicht kannte: denn Erich Matthias erwähnt/e bereits (1957, hier 155) daß es sich (i) um den identischen Text u n d (ii) bei Brockschmidt/Brandes um denselben Autor handelt/e. Auch der historisch arbeitende politische Wissenschaftler Abendroth bezog sich mehrfach - zunächst in: Die Neue Gesellschaft (1958) und später in seiner Geschichte der deutschen Sozialdemokratie (1964) - auf die Studie des Karl-Korsch-„Schülers“ bzw. „Korschisten“ Brockschmidt (AG 367; 372; 1964, 143/144, Anm. 62; dort der richtige Hinweis: „K.-F. Brockschmidt [= Kurt Brandis], Die deutsche Sozialdemokratie bis zum Fall des Sozialistengesetzes, Diss. phil., Frankfurt a. M. [bzw. Leipzig 1931]“. Das heißt drittens: „grand old historian“ Mommsen (1969) kannte die deutsch(sprachig)e Forschungsliteratur der (damals) letzten zwanzig Jahre, nämlich drei wichtige Studien von Matthias (1957) u n d Abendroth (1958; 1964) nicht. Abendroth selbst bezog sich in genannten Arbeiten sowohl auf diese aus den „Marxismus-Studien“ (1957) als auch andere Publikation/en von Erich Matthias (an dessen Marburger Habilitation er beteiligt war). Darüber hinaus kennzeichnete Abendroth in seiner „Bilanz der sozialistischen Idee“ (1962) die „Marxismus-Studien“ der Studiengemeinschaft der evangelischen Akademien als „eine der wenigen Buchpublikationen ursprünglich nicht sozialistischer wissenschaftlicher Autoren“ (AG 456). - Dieses Mommsen-Beispiel mag für etwas, das Jorgé Semprún (1977, 241) zutreffend „ideologisches Gedächtnis“ nannte, stehen

(4)

Wolfgang Abendroths Gleichgültigkeit gegenüber seinem SPD-Ausschluß könnte auch von der moralischen Persönlichkeit her sozialpsychologisch gedeutet werden: Nach der „Keine Experimente“-Bundestagswahl 1957 mit der erstmaligen absoluten CDU-Bundestagsmehrheit wurde Abendroth 1959 als SPD-Kandidat ehrenamtlicher hessischer Verfassungsrichter. In diesem Zusammenhang mag ihm die Substanz des von ihm zunehmend als konformistisch, unerträglich und eklig empfundenen gesellschaftlichen Restaurationsklimas noch stärker bewußt geworden sein. Diesem wollte er sich weder subjektiv anpassen noch von diesem objektiv vereinnahmt werden. Wie konformistisch angepaßt er nach außen wirkte(n mußte) könnte er durch Selbstbeobachtung bemerkt und von daher die Gefahr, auch innerlich zu „verbürgerlichen“, selbst erkannt haben. Und daß schließlich einem so sensiblen, gebildeten und produktiven Intellektuellen mit hoher moralischer, politischer und kultureller Kompetenz jeder Umgang mit einer so neostalinistisch-lumpenbürokratischen Politfigur wie dem gleichaltrigen SPD-MdB Herbert Wehner, der zudem als Fraktions- und stellvertretender Parteivorsitzender auch über Wolfgang Abendroths politisches Schicksal, solange dieser Mitglied in der bundesdeutschen SPD war, maßgeblich zu befinden hatte, auf Dauer (übermenschliche) Verhaltenszumutungen abverlangte, ist wohl bisher nicht durch Zeitzeug(inn)en verbürgt, aber wahrscheinlich

(5)

Erstveröffentlichung in: Hans Werner Richter (Hrg.), Bestandsaufnahme. Eine deutsche Bilanz 1962. München: Kurt Desch, 1962, 233-263; die sogleich erfolgte italienische Publikation udT. Bilancio dell’ idea socialista nella Germania federale, in: Problemi del Socialismo, rivista bimestrale (ed. Lelio Basso), Milano, 5 (1962) [und] 6, 377-393 [und] 510-521, ist nicht zu verwechseln mit dem zeitgleich und, soweit bekannt, bisher nur italienisch erschienenen Essay: La sinistra socialista in Germania, in: Critica Sociale, 54 (1962) 10, 245-247 [Maggio 20, 1962]; wenn letztverwiesener Beitrag aber ein so wichtiger Abendroth-Text ist, weil er "drastisch offen über Grundprobleme der deutschen Linken außerhalb der Sozialdemokratie handelt" (Schöler: WP 35-36) - hätte er dann nicht endlich einmal (und wenn möglich auch zweisprachig) publiziert werden müssen ?

Literaturnachweise

Von/mit Wolfgang Abendroth

Aufstieg und Krise der deutschen Sozialdemokratie. Das Problem der Zweckentfremdung einer politischen Partei durch die Anpassungstendenzen von Institutionen an vorgegebene Machtverhältnisse. Ffm: Stimme Verlag, 1964, 144 p. [4. Auflage Köln: Pahl-Rugenstein, 1978]

Rede zum 8. Mai 1945; in: neue kritik, 30.1965, 3-5

Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung. Ffm: Suhrkamp, 1965, 192 p. [ = edition suhrkamp 106]

Gespräche mit Georg Lukács. Hans Heinz Holz*Leo Kofler*Wolfgang Abendroth, hrgg. v. Theo Pinkus. Reinbek: Rowohlt, 1967, 134 p. [ = Rowohlt Paperback 57]

Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie. Aufsätze zur politischen Soziologie. Neuwied-Berlin: Luchterhand, 1967, 578 p. [ = Soziologische Texte 47] (zitiert als AG)

(mit Kurt Lenk [Hrg.])

Einführung in die politische Wissenschaft. Bern-München: A. Francke, 1968, 360 p.

(mit Barbara Dietrich)

Chancen des Grundgesetzes; in: Alternativen der Opposition, hrgg.v. Friedrich Hitzer und Reinhard Opitz; Köln: Pahl-Rugenstein, 1969, 87-104

Robert Neumann (22. Mai 1897 - 3. Januar 1975). Ein Nachruf; in: konkret, 19 (1975) 2 [Februar 1975], 43

Über die Bedeutung des Artikels 139 GG: Das Faschismus-Verbot des Grundgesetzes; in: ders. u.a., Antifaschistische Politik heute [...] Ffm: Röderberg, 1975, 39-51 [ = Texte zur Demokratisierung; Antifaschistische Arbeitshefte 15]

Ein Leben in der Arbeiterbewegung. Gespräche, aufgezeichnet und herausgegeben von Barbara Dietrich und Joachim Perels. Ffm: Suhrkamp, 1976, 288 p. [ = edition suhrkamp 820]

Interview mit Prof. Wolfgang Abendroth [am 12. August 1976 in Stuttgart]; in: Aktion Gläsernes Rathaus [Tübingen], 2 (1976) 6 [August/September 1976] 3-4 [im Archiv F.-M. Balzer, Marburg]

Haben wir „Alten“ noch etwas zu sagen ? Sind wir „zornig“? in: Die zornigen alten Männer. Hrsg. von Axel Eggebrecht. Reinbek: Rowohlt, 1979 [1982³], 143-164

Renaissance des „klassischen“ Austromarxismus ? in: Marxismus und Arbeiterbewegung. Josef Schleifstein zum 65 Geburtstag, hrgg.v. Frank Deppe, Willi Gerns & Heinz Jung. Ffm.: Marxistische Blätter, 1980, 95-105

Friedensbewegung und Arbeiterbewegung. Wolfgang Abendroth im Gespräch. Marburg: Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaften, 1982, 136 p. [ = Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung 29]

Alternativentwurf von Wolfgang Abendroth zum Godesberger Programm der SPD, in: Partei der Arbeitnehmerklasse oder Volkspartei; mit einer Einführung von Ekkehard Lieberam und Herbert Münchow. Leipzig 2000 [ = Schriften aus dem Liebknecht-Haus 6]

Der theoretische Weltkommunismus. Essen: Neue Impulse, 2002, 44 p. [ = Marxistische Blätter: Flugschriften 12]

Über Wolfgang Abendroth

Balzer, Friedrich-Martin; Bock, Hans Manfred; Schöler, Uli (Hrg.)

Wolfgang Abendroth. Wissenschaftlicher Politiker. Bio-bibliographische Beiträge. Opladen: Leske + Budrich, 2001, 505 p. (zitiert als WP)

Balzer, Friedrich-Martin (Hrg.)

Wolfgang Abendroth für Einsteiger und Fortgeschrittene; CD-Rom: Pahl-Rugenstein-Verlag Nachf., Bonn 2001 [enthält unter anderem von Wolfgang Abendroth: Aufstieg und Krise der deutschen Sozialdemokratie (1964), Aufrufe - Resolutionen - Erklärungen und die bisher ausgreifendste chronologische Werkbibliographie)

Balzer, Friedrich-Martin; Lieberam, Ekkehart; Münchow, Herbert

Die Aktualität Wolfgang Abendroths im Bundestagswahlkampf 2002;

http://www.marburgerfriedensforum.de/akt/balz.htm

Deppe, Frank; Fülberth, Georg; Kühnl, Reinhard u.a. (Hrg.)

Abendroth-Forum. Marburger Gespräche aus Anlaß des 70. Geburtstags von Wolfgang Abendroth. Marburg: Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft, 1977, 443 p. [ = Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung 6]

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The Author

Richard Albrecht got his first Ph.D. in cultural studies (Dr.phil., 1976) and his second one in political science (Dr. rer.pol.habil., 1989). Within the last thirty years he published eighteen books, about 650 other pieces, two curricula and a research manual. Richard Albrecht´s most impressive scholarly work is his essay ´The Utopian Paradigm´ (as published in 1991; abridged version http://www.essaydirect.com/fulltext/soi/25119.html); his latest book (´´StaatsRache - Beiträge zur Rechtskultur´´: Munich: GRIN Verlag für akademische Texte, 2005, iv/148 p.) appeared as the authors first e-book (see http://www.wissen24.de/vorschau/36391.html).

Since 1980 the author was an independent publisher, scholar and reader at German universities (GH Siegen; WWU Munster; WH Mannheim). From 1991 to 2003 the author Albrecht contributed to the German quarterly ´liberal´; from 2001 to 2004 he was an honorary judge and a visiting professor at Federal University of Applied Sciences (“Social Sciences & Administrative Behaviour”). Since autumn 2002 Richard Albrecht is, in an honourary capacity, the editor-in-chief of the independent online-magazine for Human Rights in Germany:

http://rechtskultur.de

http://de.geocities.com/earchiv21/rechtskulturaktuell.htm

http http://en.wikipedia.org/Richard_Albrecht

http://richard-albrecht.de

Richard Albrecht is, as an free-lanced scholar, basically interested in (i) theories of human acting, and acting human; (ii) the meaning of fuzzy logics and dynamic processes within human actions, (iii) another methodology related to empirical research work within cultural studies; please, mailto: rechtskultur@web.de

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
...denkt immer an den ´mittleren Funktionär´... - Wolfgang Abendroth (2. Mai 1906 bis 15. September 1985)
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V109653
ISBN (eBook)
9783640078325
ISBN (Buch)
9783656531531
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Richard Albrecht ist Sozialwissenschaftler (Dr.phil., Dr.rer.pol.habil.) und lebt als Sozialpsychologe, Autor und Ed. von rechtskultur.de in Bad Münstereifel.
Schlagworte
Funktionär´, Wolfgang, Abendroth, September
Arbeit zitieren
Dr. Richard Albrecht (Autor:in), 2005, ...denkt immer an den ´mittleren Funktionär´... - Wolfgang Abendroth (2. Mai 1906 bis 15. September 1985), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109653

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