Der Reichsministeriale Markward von Annweiler


Referat (Ausarbeitung), 2004

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Person Markward von Annweiler

III. Markwards Lebenslauf

IV. Ruf und Ansehen Markwards

V. Fazit

VI. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Thema der folgenden Arbeit ist Markward von Annweiler, der unbe­stritten zu den bekanntesten und bedeutendsten Reichsministerialen seiner Zeit zählt. Bosl[1]nennt ihn sogar „den größten unter allen Ministerialen“ und Keupp[2]hebt ihn als „den leitenden Staatsmann und die Seele von Heinrichs Unternehmungen“ hervor.

In diesem Referat soll geklärt werden, inwieweit Markward wirklich die politi­schen Verhältnisse zur Zeit Barbarossas und insbesondere Heinrichs VI. beeinflusst und mitbestimmt hat und ob dies Auswir­kungen auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte.

Dazu werde ich einen Einblick in die Person Markwards von Ann­weiler geben, die Stationen seines Lebens aufzeigen und Beispiele für seine Härte, aber auch seinen Ruf als Vermittler aufzählen.

Zum Schluss werde ich ein Fazit ziehen.

II. Die Person Markward von Annweiler

Markward wurde ca. um 1140 geboren, ein genaues Datum gibt es nicht. Er stammte vermutlich aus dem Elsass, wahrscheinlich war sein Vater oder Großvater Reichskirchenministeriale und gehörte dem salis­chen Hofstift Strassburg an, welches 1118 in den Besitz der Stau­fer überging. Dennoch waren seine Vorfahren keine traditionellen alt­s­­a­lischen Königsdienstmannen.[3]

Markward benannte sich nach der Reichsburg Annweiler im Tal der Queich, die unweit des Trifels in der Pfalz stand. Die wieder auf­gebaute Burg liegt im Radius von Kaiserslautern, Speyer und Karlsruhe und ist somit nicht weit vom Elsass entfernt.[4]

Markward besaß weder große Reichtümer noch hatte er eine gute terri­toriale Ausgangsstellung, die ihn zum gefragten königlichen Hel­fer hätte machen können. Erst mit ihm bekam die Familie Annweiler nennenswerten Güterbesitz, z.B. an der Neckarmündung in Rhein­hau­sen (südlich von Mannheim). Des Weiteren erhielt er Lehen durch den Pfalzgrafen Konrad in Sachsenheim, Leutershausen und Schar. Ferner gab ihm der französische König eine Urkunde über die Belehung des kleinen Ortes Leberau im Elsass. Vogteirechte besaß Markward in Käfertal, Gerolsheim und Lindelbrunn. Die selbst erworbenen Liegen­schaften in Mettenheim und Rechholz verpfändete er an die Zisterze Himmerod. Bereits in der 3. Generation löste sich sein Besitzstand völlig auf.[5]

Über Markwards Familie ist wenig bekannt. Er hatte einen Bruder, Konrad von Annweiler, und zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn, Dietrich von Hausen. Konrad und Dietrich sollen ebenso wie Markward dapifer gewesen sein. Weitere Nachkommen sind nicht eindeutig belegt. Fest steht nur, dass keiner aus seiner Familie irgend eine überregionale Bedeutung erlangte.[6]

III. Markwards Lebenslauf

Markward scheint bereits am Hof Kaiser Barbarossas Erzieher von dessen Sohn Heinrich VI. gewesen zu sein. Anders ist die gute Stel­lung und das Vertrauen, das Heinrich Markward ent­gegenbrachte, kaum zu erklären.[7]Seit der Schwertleite 1184 (damit ist die eigen­ständige Hofhaltung des jungen Königs Heinrich gemeint) hatte Mark­ward das Amt desdapifer regisinne. Als königlicher Truchsess war er der oberste Hofbeamte. Dazu gehörten Pflichten wie die Hof- und Güterverwaltung und später in der Stauferzeit besonders der Tafel­dienst.[8]

Ab 1189 begleitete er Barbarossa auf dem 3. Kreuzzug als kaiserlicher Truchsess. Markward kehrte er 1191 nach dem Tod Barbarossas und dessen Nachfolger, Friedrich von Schwaben, ins Abendland zurück. Anfang 1192 treffen wir ihn am Hof des neuen Kaisers, Heinrich VI., in Hagenau an. Er war nun oft Reisebegleiter des Kaisers. Unter ande­rem begleitete er ihn nach Thüringen, wo er an den Verhandlungen über die Auslieferung des englischen Königs Richard Löwenherz teilnahm.[9]

Gegen Ende des Jahres 1193 wurde Markward im kaiserlichen Auf­trag nach Sachsen geschickt. Dort schlichtete er einen Streit zwischen dem Abt Siegfried von Pegau und dem Bischof von Merseburg.[10]

Sich der diplomatischen Fähigkeiten Markwards wohl bewusst, sandte ihn Heinrich Anfang 1194 nach Reichsitalien, um die Flotten der riva­lisierenden Hafenstädte Pisa und Genua zu vereinen und damit den Sizilienfeldzug vorzubereiten.

Im Sommer traf der Kaiser ein. Gemeinsam siegten sie vor Catania in Sizilien und Heinrich konnte Einzug in die Hauptstadt Palermo halten.[11]

Als Belohnung erhielt Markward (in der Stauferzeit einzigartig) 1195 die Freiheit, was aufgrund seiner sozialen Herkunft einer Nobilierung gleich kam, und die Herzogtümer Ravenna und Romagna sowie die Markgrafschaft Ancona zur Belehung. Noch im selben Jahr übertrug ihm Heinrich auch die zu Sizilien gehörende Grafschaft Abruzzen, der zwei Jahre später die Grafschaft Molise als Erblehe folgte. Heinrich hatte so geschickterweise die Verbindung zwischen dem Inselreich und Reichsitalien gesichert.[12]Markward kehrte nicht wie Heinrich im Juni 1195 zurück, sondern verwaltete für einige Monate seine Ge­biete. Er verweilte zwischen Oktober 1195 und April 1196 bei seinem Herrn in Deutschland und begleitete ihn auf einigen Reisen: Mark­ward nahm im Oktober desselben Jahres mit dem Kaiser am Hoftag in Geln­hausen teil, um über den geplanten Kreuzzug zu verhandeln. Danach fuhren sie nach Worms, wo Heinrichs Plan scheiterte, seinen jungen Sohn Friedrich II. von den Kurfürsten zum König wählen zu lassen. Auch Heinrichs Erbreichsplan, den er 1196 auf dem Mainzer Hof­tag erstmals bekannt gab, stieß nicht auf Zustimmung. Zwar feh­len exakte Belege, es ist jedoch anzunehmen, dass Markward auch in Würz­burg anwesend war, als es um die Reform der Reichsverfas­sung ging.[13]

Markward wurde nach Italien geschickt, um die kaiserlichen Truppen für den Kreuzzug aufzustellen. Im Juli 1196 traf der Kaiser in Turin ein. Beide würden nie wieder nach Deutschland zurückkehren.

Im November trennten sich ihre Wege. Heinrich zog weiter nach Sizi­lien, Markward reiste als Gesandter zum Papst Coelestin III.[14]Ziele der Verhandlungen mit dem Papst waren, dass dieser das Römische Reich zum Erbreich und Lehen der katholischen Kirche erklärt, Friedrich II. zum König krönt und auf den größten Teil des Kirchen­staates zugunsten des Kaisers verzichtet. Dafür würde die Kirche feste Einkünfte vom Reich erhalten. Der Plan scheiterte.[15]Heinrich musste während dessen vor dem sizilianischen Aufstand zu Markward nach Italien fliehen. Gemeinsam mit dem Kaiser und Reichsmarschall Hein­rich von Kalden schlug Markward den sizilianischen Aufstand blutig nieder und siegte in der 2. Schlacht vor Catania.[16]Markward blieb bei Heinrich, bis dieser im September 1197 starb. Am Sterbe­bett bewies der Kaiser, wie groß sein Vertrauen zu Markward war. Er hin­terließ ihm sein Vermächtnis und machte ihn zu seinem Testaments­vollstrecker.[17]Das Testament enthielt unter anderem Richtlinien für einen Interessensausgleich mit der Kirche. Noch viel wich­tiger war aber eine umstrittene Stelle im Testament, wonach Markward ein legi­timer Vertreter staufischer Interessen in Reichsitalien und Herrscher über Sizilien werden sollte. Bis heute streiten die Gelehrten darüber, ob die betreffende Stelle von Markward gefälscht wurde.[18]Somit be­anspruchte Markward im Einverständnis mit Heinrichs politischem Erben, Philipp von Schwaben, die Regentschaft in Sizilien. Auf diese Weise würde die Verbindung zwischen dem Reich und Sizilien bestehen bleiben.[19]

Heinrichs Frau Konstanze aber war nicht gewillt, Markward in dieser außergewöhnlichen Position zu belassen. 1198 ächtete und verjagte sie ihn, der sich daraufhin in seine Herzogtümer zurückziehen wollte, jedoch in der Burg von Molise von Römern eingeschlossen wurde. Der neue Papst Innozenz III. exkommunizierte ihn. Markward konnte seinen Besitz verteidigen und nahm Verhandlungen mit Innozenz auf, der nach Konstanzes Tod die Regentschaft für Friedrich II. in Sizilien übernommen hatte. Die Verhandlungen scheiterten.[20]

Aufgrund der neuen politischen Lage unternahm Markward im Okto­ber 1199 im Ein­vernehmen mit Philipp von Schwaben einen Vorstoß mit der genuesi­schen Flotte auf Sizilien. Der Kommandant Jakob, ein Vetter Innozenz, fügte ihm jedoch in Monreal 1200 eine schwere Nie­der­lage bei. Markward musste all seinen Besitz und sogar das Testa­ment zurücklassen und fliehen. Doch dank Uneinigkeiten zwischen seinen Gegnern konnte er in Palermo einmarschieren und den jungen Friedrich in seine Gewalt bringen.[21]Markward herrschte auf Sizi­lien, bis ihn auf dem Weg nach Messina, der Stadt, die ihm als letzte die Tore öffnete, in Patti 1202 der plötzliche Tod ereilte. Die Todes­ursache soll laut den Forschungen entweder ein Steinleiden oder die damals tödliche Infektionskrankheit Ruhr gewesen sein.[22]

IV. Ruf und Ansehen Markwards

Ruf und Ansehen Markwards waren enorm, wenn auch wider­sprüch­lich. Die Tatsache, dass er zusammen mit Heinrich VI. die Führer des sizilianischen Aufstandes auf schlimmste foltern und hinrichten ließ, führte zu einem negativen Bild in der Geschichtsschreibung und brach­te ihm die Feindschaft des Papstes Innozenz ein. Dennoch setzte gerade dieser Markward un­gewollt ein eindrucks­vol­les Denkmal in seinemRegestum super negotio imperii, auch bekannt alsGesta Innocentii. Das beweist, wie viel Ein­fluss und Macht die Kurie dem Reichs­ministerialen zuerkannte, glaub­te sie doch, er wolle selber nach der königlichen Krone greifen.[23]Auf der anderen Seite wurde Mark­ward auch als Fürsprecher von der Abtei Echternach angerufen, die Kaiser Heinrich auf den Trierer Erzbischof übertragen hatte und die damit ihre Reichsunmittelbarkeit verlor. Heinrich machte dies rück­gän­gig.[24]Gerade sein diplomati­sches Geschick brachte ihn auf der Ka­rriereleiter weit nach oben: Als Vermittler bei einem Streit um die Burg Castiglione de Lago bekam er sehr viel Geld und als Geschenk das Streitross des Bonusbaro von Perugia, welches ein immenses Pres­ti­geobjekt darstellte.[25]Man darf aber ebenso wenig die Bedeu­tung Heinrichs unterschätzen, durch dessen Intervention Markward zum Beispiel Pate des Sohnes der tos­ka­nischen Grafenfamilie Guidi wurde und somit in die Kreise des Adels gelangte.[26]Das aber wohl tref­fendste Indiz für die außer­ge­wöhnliche Beziehung zwischen Kaiser und Gehilfe zeigte sich in einer Miniatur des Chronisten Petrus von Ebulo, der Markward zur Rechten Heinrichs sitzend, als Kommandant der Flotte, welcher seinem Herrn das Schwert reicht, abbildete.[27]

V. Fazit

Ob Markward von Annweiler, wie Bosl behauptet, wirklich der größte Reichsministeriale in der Stauferzeit war, kann ich nicht sagen; dazu hätte ich mich mit vielen weiteren Ministerialen beschäftigen müssen. Allerdings sehe ich seinen Wirkungskreis nicht nur südlich der Alpen. Mit der Vormachtsstellung als oberster Ministeriale im Reich, seinen sowohl diplomatischen als auch militärischen Fähigkeiten und beson­ders mit der engen persönlichen Beziehung zum Kaiser, die Markward als den Berater und Vertrauen Heinrichs erscheinen lassen, hat er un­wei­ger­lich die politischen Geschicke in Deutschland massiv beein­flusst. Aber so sehr Markward es zu seinen Lebzeiten gelang, die sich ihm bietenden Möglichkeiten des Aufstiegs in der Stauferregierung zu nutzen, verstand er es dennoch nicht, seine Errungenschaften zu si­chern, was von seiner Herkunft aus gesehen nur durch eine effiziente Heiratspolitik denkbar gewesen wäre (da die Ämter der Ministerialen noch nicht vererbbar waren). Dass Markward die Verbindung zum tos­ka­ni­schen Grafengeschlecht nicht konsequent genutzt hat, bleibt mir unbegreiflich.

VI. Literaturverzeichnis

Bosl, K.: Die Reichsministerialität der Salier und Staufer. Ein Beitrag zur Geschichte des hochmittelalterlichen deutschen Volkes, Staates und Reiches, 2. Bd., Stuttgart 1950/51 (MGH Schriften 10)

Bosl, K.: Bibliographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, Bd. I-R, Franke-Verlag München 1974

v. Cleve, Th.: M. of A. and the Sicilian Regency, in LexMA 8 (1997), Sp. 1069-1070

Keupp, J. U.: Dienst und Verdienst. Die Ministerialen Friedrich Barbarossas und Heinrichs VI., Stuttgart 2002 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 48)

Schubert, P.: Die Reichshofämter und ihre Inhaber bis um die Wende des 12. Jahrhunderts, Inaugural-Dissertation, Philosophische Fakultät, Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin 1914

Seltmann, I.: Heinrich VI. Herrschaftspraxis und Umgebung, Erlanger Studien, Bd. 43, 1983

[...]


[1] Bosl, Karl: Die Reichsministerialität der Salier und Staufer. Ein Beitrag zur Geschichte des hoch­mittelalterlichen deutschen Volkes, Staates und Reiches (im folgenden zitiert als:Bosl, Reichsminis­terialität), 2. Bd., Stuttgart 1950/51 (MGH Schriften 10), S. 590

[2] Keupp, Jan Ulrich: Dienst und Verdienst. Die Ministerialen Friedrich Barbarossas und Heinrichs VI. (im folgenden zitiert als:Keupp, Dienst und Verdienst), Stuttgart 2002 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 48), S. 251

[3] Bosl, Reichsministerialität, S. 592

[4] Bosl, Karl: Bibliographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte (im folgenden zitiert als:Bosl, Wörterbuch), Bd. I-R, Franke-Verlag München 1974, S. 1797

[5] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 265-267

[6] Schubert, Paul: Die Reichshofämter und ihre Inhaber bis um die Wende des 12. Jahrhunderts (im folgenden zitiert als:Schubert, Reichshofämter). Inaugural-Dissertation, Philosophische Fakultät, Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin 1914

[7] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 258

[8] v. Cleve, Th.: M. of A. and the Sicilian Regency, in LexMA 8 (1997), Sp. 1069-1070

[9] Seltmann, Ingeborg: Heinrich VI. Herrschaftspraxis und Umgebung, Erlanger Studien (im folgenden zitiert als:Seltmann, Herrschaftspraxis), Bd. 43, 1983, S. 135

[10] Bosl, Reichsministerialität, S. 595

[11] Seltmann, Herrschaftspraxis, S. 136

[12] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 258

[13] Seltmann, Herrschaftspraxis, S. 137

[14] Schubert, Reichshofämter, S. 57

[15] Bosl, Reichsministerialität, S. 596

[16] Schubert, Reichshofämter, S. 57

[17] Bosl, Reichsministerialität, S. 596

[18] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 262

[19] Bosl, Reichsministerialität, S. 596

[20] Schubert, Reichshofämter, S. 59

[21] Bosl, Reichsministerialität, S. 597

[22] Bosl, Wörterbuch, S. 1797

[23] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 262

[24] Seltmann, Herrschaftspraxis, S. 136

[25] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 277

[26] Keupp, Dienst und Verdienst, S. 253

[27] Seltmann, Herrschaftspraxis, S. 138

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Der Reichsministeriale Markward von Annweiler
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
11
Katalognummer
V109612
ISBN (eBook)
9783640077915
ISBN (Buch)
9783640137930
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reichsministeriale, Markward, Annweiler
Arbeit zitieren
Anke Seifert (Autor:in), 2004, Der Reichsministeriale Markward von Annweiler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109612

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