Britische Herrschaft in Indien - Positive oder negative Auswirkung auf die Industrie Indiens


Facharbeit (Schule), 2004

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Britische Kolonialreich
2.1. Anfänge des britischen Kolonialreichs
2.2. Großbritannien, eine Kolonialmacht
2.3. Das Ende des britischen Kolonialreiches

3. Britische Herrschaft in Indien
3.1. Anfänge einer britischen Herrschaft in Indien
3.2. Einigung Indiens und Einbindung in das koloniale Wirtschaftssystem
3.3. Britisch - Indien und der Weg in die UnabhängigkeitS

4. Problemstellung Positive oder negative Auswirkung auf die Industrie Indiens

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Indien war in britischen Augen stets eine besondere Besitzung. Diese Sonderstellung lag zum Teil darin begründet, da es sich so sehr von anderen Siedlungskolonien unterschied. Es hatte eine gewaltige Größe und überragte mit seiner hohen Bevölkerungszahl.

Diese Arbeit ist unterteilt in den ersten Teil, dem Historischen Faktor, der in zwei Teile gegliedert wurde und sich mit geschichtlichen Begebenheiten beschäftigt, und dem zweiten Teil, wo die Frage beantwortet werden soll, ob die Britische Herrschaft positiv oder negativ für die indische Industrie war.

Mit Indien wurden die Briten einer der größten Mächte des Ostens, sie beuteten die Inder aus und trieben mit ihnen den Britischen Handel voran. Für die Briten war es eine Blütezeit („Viktorianisches Zeitalter“), für die Inder war diese Zeit zwar verbunden mit Fortschritten, aber auch gekennzeichnet durch wachsende Bevölkerung, Aufstände, Armut und Konflikten.

2.1. Anfänge des britischen Kolonialreiches

In der Georgianischen Zeit entwickelte sich Großbritannien zur ersten Seemacht der Welt und zu einer der bedeutendsten Kolonialmächte. Ganz Kanada wurde zwischen 1756 und 1760 von englischen Truppen besetzt. Georg III. hatte zu dem den größten Teil Nordamerikas, zahlreiche Antilleninseln und große Gebiete in Afrika durch Kriege gegen Frankreich und Spanien für Großbritannien gesichert. Sogar die Franzosen wurden aus Indien verdrängt. Die Vormachtstellung des British Empire [1] in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm Einfluss auf die eigene Wirtschaftsentfaltung und damit auf die Landesentwicklung.

Das British Empire bestand – mit Ausnahme der Siedlungskolonien in Nordamerika - zunächst noch nicht aus Territorien, sondern aus Handelsstützpunkten. Die Wirtschaftliche Macht sollte als Reichtum nach London zurückfließen. So entwickelte sich das merkantile System der ersten Kolonialphase. Durch Gesetze des 17. Jahrhunderts durfte der Export fremder europäischer Produkte in die Kolonien nur nach vorhergehender Staplung in England erlaubt werden. England wurde zum Stapelplatz der Erzeugnisse der Kolonien, da diese am Eigenhandel gehindert wurden. Außerdem musste das Geld der gut verdienenden Kolonisten in England investiert oder für englische Ware ausgegeben werden, da Käufe im Ausland verboten waren. Dies war auch eine entscheidende Grundlage für die Entfaltung der Industriellen Revolution, denn viele Investitionen gingen in die Industrialisierung.[2]

2.2. Großbritannien, eine Kolonialmacht

Durch den Verlust der dreizehn nordamerikanischen Kolonien (1781/83) war bereits das Ende des britischen imperialen Merkantilsystems ab zusehen. Es wurde, nachdem die napoleonische Weltpolitik Frankreichs gegenüber Englands gescheitert war, die Grundlage eines neuen Imperiums in Indien gelegt und eine neue Form des englischen Kolonialsystems herbeigeführt. Diese sollte das flächenstaatliche Denken auf den außereuropäischen Raum übertragen. Um die koloniale Herrschaft über Indien zu Beginn des 19. Jahrhundert zu sichern, bezog man - zum Schutz der Wege nach Indien - auch Zypern (1878) und Nordafrika (Ägypten, 1882/1892) mit in die imperiale Strategie ein. Zuvor war der Suezkanal 1869 fertig gestellt worden und Victoria wurde zur Königin von Indien proklamiert (1876). Doch das britische Kolonialreich umfasste nicht nur Indien und einige Teile des Nordens Afrikas. 1879 wurde auch das südliche Afrika (Kapkolonie, Transvaal etc.) unterworfen und schließlich gewann 1890 das Vereinigte Königreich im Westen und Osten Afrikas wichtige Bastionen. Auch im karibischen Raum und Südostasien besaß das Britische Kolonialreich viel Land. Man gründete dort Kolonien oder erweiterte die Territorien. Als Beispiel sei hier genannt die britische Kronkolonie Hongkong, die 1842 gegründet worden war und die so genannten New Territories (ein 99-jähriger Pachtvertrag mit China 1898), die erweitert worden waren.[3]

2.3. Das Ende des britischen Kolonialreiches

Das Ende der kolonialen Ausbreitung der britischen Krone machte sich bereits deutlich, als die Briten einen Zusammenstoß mit anderen Mächten - wie während des Burenkrieges (1899–1902) – hatten. Der Höhepunkt des britischen Imperialismus zwischen ca. 1895 und 1902 war nicht nur eine Phase des Übergangs, sondern auch Zeit des Entschlusses Englands zur Dekolonisation und zu weltweiten Bündniszusammenhängen. In der ersten Phase der Umformung des Empires zu einem Völkerbund, und zwar zwischen 1838 und 1865 (dem Jahr des Erlasses des so genannten Colonial Laws Validity Act[4] ), hatte sich für die britischen Siedlungskolonien bereits „fast völlige Bewegungsfreiheit der Gesetzgebung und verantwortliche Selbstregierung“ entwickelt. In der zweiten Phase, die von 1867 bis zum ersten Weltkrieg anhielt, schlossen sich diese zu Förderationen zusammen (Kanada 1867, Australien 1901 und Südafrika 1909). Die großen weißen Siedlungsgebiete nannten sich 1907 erstmals offiziell „Dominions“. Sie waren mit repräsentativer Legislative und voll verantwortlicher Exekutive ausgestattet.[5]

3.1. Anfänge einer britischen Herrschaft in Indien

Die Briten waren schon sehr früh in den Textilhandel der Bengalen[6] eingedrungen, aber nicht nur der Textilhandel interessierte die Briten, denn eigentlich wollten sie den ganzen bengalischen Binnenhandel für sich einnehmen, denn Bengalen war das wirtschaftlich wichtigste Gebiet Indiens. Besondere Angestellte traten als Privathändler des „offiziellen“ Handels der East India Company ein.[7] Durch ihre Macht und Gewalt konnten sie die Bauern und Handwerker dazu zwingen ihnen ihre Waren für den Bruchteil ihres Werts zu verkaufen. Außerdem zwangen die Briten die Einheimischen einen viel zu hohen Preis für die Waren, die sie bei den Briten kauften, zu bezahlen. Die Beeinflussung des Textilhandels war besonders wichtig, da in Großbritannien eine große Anfrage nach Textilien bestand. Deshalb gaben die Privathändler Vorschüsse, in dem sie den Bauern für den Anbau bestimmter Produkte zahlten. Sie setzten darüber hinaus, durch die Androhung von Gewalt, die Produktion von Gütern durch. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in anderen indischen Provinzen, die Stoffe für den einheimischen Markt herstellten, konzentrierten sich die bengalischen Weber schon sehr früh auf den Export, wofür sie aber später bitter bezahlen mussten, da sie gegen den billigen, maschinell hergestellten Stoff aus England nicht mehr mithalten konnten und von der britischen Konkurrenz ruiniert wurden. Der Vorsprung Englands bei der Produktion industrieller Massenwaren und die Beherrschung überseeischer Handelswege konnte genutzt werden, den Freihandel zu realisieren und so, den Wohlstand in England zu sichern. England expandierte zunächst in weitere überseeische Gebiete, indem sie schwächere Staaten zwangen, mit ihnen Freundschaftsverträge abzuschließen.

Aber die Briten wurden immer fordernder. Abgesehen von ihrem bisherigen Reichtum waren sie darauf bedacht sich selbst von allen Abgaben zu befreien, während die indischen Händler und Kaufleute hohe Steuern und vor allem Binnenzölle unterworfen waren. Alle diese hier genannten Praktiken waren insgesamt für die einheimischen Händler und Produzenten sehr ruinös und führten um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu heftigen Protesten gegen die Briten. Aber Macht und Reichtum war ihnen zu Kopf gestiegen und deshalb änderten sie nur sehr zögernd – um weitere heftige Protesten bzw. Aufstände der Inder zu vermeiden - ihr „lukratives“ Verhalten. Die schlimmsten Missstände gelang es erst im Jahr 1768 zu beseitigen, indem man den privaten Inlandshandel der Kompanieangestellten eindämmte. Bald hielten mehrere militärische Erfolge der Briten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Einzug. Die britischen Händler wollten das Silber, was sie als Bezahlung nach Bengalen geschickt hatten, nun wieder mit den ihnen neu zu Verfügung gestellten Mitteln aus den Provinzen heraus saugen. Einerseits pressten sie die traditionelle Oberschicht aus, ließen sich Gefälligkeiten fürstlich durch „Geschenke“ und Entschädigungen entlohnen und betätigten sich als Königsmacher. Auf diese bösartige Weise erhielten sie innerhalb von nur acht Jahren die enorme Summe von fast 6 Millionen Pfund. Allein der jährliche Bruttosteuerertrag der gesamten Provinz Bengalen zwischen 1765 und 1771 lag bei durchschnittlich 3,35 Pfund. Man kann sich also vorstellen, in welcher Größenordnung diese Summe lag.

Die Briten hatten ein System entwickelt um ihre weiteren Eroberungen sowie auch einen Großteil ihres Handels zu finanzieren, indem indische Waren mit indischen Steuergeldern gekauft wurden. Der Erlös des Verkaufes floss selbstverständlich in die britischen Kassen. Eigentlich war nicht viel zu tun, um an die Steuergelder heran zukommen. Man musste nur die Steuerhoheit der Moguln übernehmen, denn das war die lukrativste Möglichkeit die Provinz auszuplündern. Sie übernahmen grob das bestehende Steuersystem, machten aber die bisherigen Steuereinzieher (Zamindare) formal zu den Besitzern des Landes. Von den so genannten zamidari forderten die Briten die Grundsteuer ein. Den zu bezahlenden Betrag hatte man nicht erhöhen lassen, da die Moguln schon früher einen sehr hohen Steueranteil gefordert hatten. Es gab dabei nur eine Änderung, denn zur Mogulzeit reagierte das System flexibel auf Schwankungen im Ernteertrag. Den Briten kam es aber auf Genauigkeit an, deshalb forderten sie immer den gleichen festgesetzten Betrag von den Zamindaren. Falls diese aber nicht vollständig oder nicht pünktlich den Betrag aufbringen konnten, so drohte sofort eine Zwangsversteigerung. In Zeiten der Missernte und der Hungersnöte war es häufig ein Problem, dass das Einkommen zu niedrig war. Durch die Welle der Zwangsversteigerungen, bei denen das Land säumiger Steuerzahler unter den Hammer kam, entstand ein ausgedehnter Markt für Grundbesitz, allein in Bengalen wechselte zwischen 1799 und 1815 mehr als ein Drittel des Landes den Besitzer. Der Gouverneur der Provinz Bengalen Warren Hastings meinte 1772 stolz, dass auch im Jahre 1771, als in Bengalen eine grausame Hungersnot herrschte, die in manchen Distrikten ein Drittel der Bevölkerung das Leben kostete, die Steuereinnahmen angestiegen seien.

Das „permanent settlement“ wurde im Jahre 1793 von den Briten für Bengalen eingeführt, als Festlegung eines jährlichen Grundsteuerbetrags auf Dauer (wessen Anspruch sehr hoch war), den niemand mehr ändern konnte. Sie wollten durch die Begrenzung des staatlichen Anspruchs einen Anreiz für die Modernisierung der Landwirtschaft geben, da jede Ertragssteigerung nun den Bauern bzw. den Landeigentümern zugute kommen würde. Doch das Ergebnis entsprach nicht ihren Vorstellungen.

Die Zamindare waren nun Landeigentümer, also wurde die Funktion des Bodens als Ware unterstrichen. Man konnte den Boden kaufen, mit ihm handeln oder ihn als Spekulationsobjekt einsetzen. Zusätzlich durften die Zamindare den Boden auch mit Schulden belasten, obwohl man aufpassen musste, denn man konnte auch Boden dabei verlieren.

Der Wert des Bodens erhöhte sich durch das „permanent settlement“, ohne das sich die Erträge steigerten, so dass Grundbesitz als Kapitalanlage interessant wurde, auch wenn nicht in die Verbesserung der Anbaumethoden investiert wurde. Das Bevölkerungswachstum zum Beginn des 19. Jahrhundert war ausschlaggebend für eine zunehmende Verknappung des Bodens. Im Zusammenwirken all dieser Faktoren wurde eine Tendenz erzeugt, nach der mehr und mehr Bauern ihr Land verloren und zu landlosen Pächtern, Teilpächtern oder Tagelöhnern absanken. Es wurde eine ländliche Hierarchie geschaffen, die von den Grundbesitzern an der Spitze über verschiedene Unter- und Unter-Unterpächter schließlich bis hin zum Nutzer des Bodens reichten. Die Bauern litten sehr unter dieser Hierarchie, doch die Zwischenschichten zogen ihren Gewinn daraus. Die Bauern wurden auf eine Weise extensiv und letztlich undynamisch ausgebeutet, weshalb man nur wenig Raum für eine Erhöhung der Produktivität und damit des Bodenertrages hatte. Der Gewinn versickerte in den Händen der Zwischenschichten. Das eigentliche Ziel, was die Briten sich erhofft hatten, nämlich eine Modernisierung der Landwirtschaft war gescheitert. Man fragt sich, was die Landbesitzer davon abhielt, Kapital zu investieren, um Landwirtschaft zu modernisieren und so ihre Erträge zu steigern. So ist wohl in erster Linie das Risiko der Monsunlandwirtschaft zu nennen. Da der Monsun[8] nicht verlässlich ist, führt er ohne die notwendige zusätzliche Bewässerung zu Missernten. Hätte nun so ein Landbesitzer viel Kapital in seinen Boden investiert, so wäre eine Missernte ein sehr schwerer wirtschaftlicher Verlust gewesen.

Die Folge war Zwangsversteigerungen und Ähnliches.

Die Steuern, die die Briten einsammelten, kamen nicht ihrem Ursprungsland zugute. Das Geld, das sozusagen übrig blieb, wurde außer Land geschafft und nicht, wie eigentlich anzunehmen, als Anreiz für Modernisierungsmaßnahmen ausgegeben.

3.2. Einigung Indiens und Einbindung in das koloniale Wirtschaftssystem

Die Briten hatten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 58 % der Fläche und

77 % der Bevölkerung Indiens erobert. Der verbleibende Rest war mehrere hundert kleine und größere Staaten, die unabhängig waren und von einheimischen Fürsten regiert wurden. Diese Fürsten hatten nur so große Handlungsfreiheit, wie es die Briten zuließen. Stand jemand besonders in der Gunst der Briten hatte er demnach viel Handlungsfreiheit in seinem kleinen Staat. Im Jahre 1856 nahm man Oudh mit in Britisch-Indien auf und die Zeit der Eroberungen war vorbei, doch konzentrierten sich die Briten auf die politische Bewahrung und Konsolidierung des Besitzstandes. Ein herausragendes Ergebnis dieser Entwicklung war die Einigung Indiens im 19. Jahrhundert. Diese Einigung war die Grundlage für die Entwicklung des Landes als einheitlicher Wirtschaftsraum sowie für die politische Entwicklung Indiens bis zur Gründung des unabhängigen Nationalstaates 1947. Obwohl man die Einigung des Landes nicht auf konkrete Daten und Fakten darlegen kann, lässt sie sich aber durchaus als Folge der britischen Politik im 19. Jahrhundert herausarbeiten, die schon aus Gründen der Herrschaftssicherung darauf angelegt war, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Regionen zu erleichtern und zum Beispiel Verwaltung und Rechtssystem zu vereinheitlichen.

Hier sind einmal ein paar Beispiele aufgelistet: Es wurde ja schon mal auf die regionale Zersplitterung durch mehrere kleine und große Staaten hingewiesen, die als Kennzeichen der indischen Geschichte gehandhabt wird. Im 19. Jahrhundert vereinigte man zwei Drittel des Landes, wodurch man die Kommunikation erheblich erleichtern konnte. Vor allem aber profitierte der Handel, da man die Binnenzölle nun abschaffte, die noch im 18. Jahrhundert die schon wegen der schlechten Verkehrsverbindungen hohen Transportkosten weiter emporgetrieben hatten. 1835 vereinheitlichte man das Währungswesen und führte die von den britisch-indischen Münzanstalten geprägte einheitliche Silberrupie ein. Somit konnten alle anderen Währungen im Herrschaftsgebiet abgelöst werden und das häufige und kostspielige Umwechseln wurde überflüssig.

Durch die Schaffung eines einheitlichen Rechtsystems sowie einer effizienten Verwaltung waren weitere Fortschritte erkennbar. Im Rechtswesen versuchte man das indische Gewohnheitsrecht zu kodifizieren, was wegen der notwendigerweise fehlenden Flexibilität nur schlecht gelingen konnte, aber es wurden auch große Gesetzeswerke geschaffen, die sich als praktikabel erwiesen und zur Vertragssicherheit im britischen Reich betrugen. Es entstand eine kleine, gut bezahlte Beamtenschicht durch die Reformen von Cornwallis 1789, da diese Reformen innerhalb der East-India-Company die Funktion der Händler von der der Verwaltungsbeamten trennte. Diese Beamtenschicht sollte das zivile Rückrat der britischen Herrschaft werden. Man nannte ihn „Indian Civil Service“ (ICS) und er sorgte dafür, dass die britische Durchdringung Indiens bis hinunter auf die Distriktebene, oft auch bis in die Dörfer hinreichte. Der ICS sträubte sich lange gegen seine Indianisierung, konnte diese Entwicklung aber letztlich nicht aufhalten. Beim Aufbau des unabhängigen Indiens trug er entscheidend dazu bei, die entstehenden Schwierigkeiten zu bewältigen.

3.3. Britisch - Indien und der Weg in die Unabhängigkeit

Die einzigen ernsthaften Gegner der Briten waren Marathen, Sikhs und Afghanistan. Marathen wurde bald unterworfen, da sie von der Niederlage gegen die Afghanen geschwächt und uneinig waren. Die Sikhs jedoch waren begünstigt durch den Niedergang der Mogulherrschaft und hatten einen Militärstaat aufgebaut. Doch die Briten annektierten diese nach zwei verlustreichen Schlachten. Der Versuch Afghanistan zu unterwerfen, da man dachte sie stehen unter russischen Einfluss, scheiterte aber.

Bis 1857 war der gesamte Subkontinent unter britischer Kontrolle, da die Verträge der East India Company mit den indischen Fürsten festschrieben, dass beim Tod eines Fürsten ohne Nachfolger, der Besitz an die Gesellschaft ging und deshalb ergaben sich weitere Zugewinne. In den Jahren 1856 und 1857 geriet die britische Herrschaft ins Schwanken. Die Inder hatten sich zwar der Herrschaft und der geordneten Verwaltung gefügt, trotzdem fühlten sie sich immer wieder angegriffen, wenn die Briten versuchten sie zu „zivilisieren“. Sie sahen diese Versuche immer wieder als Angriff ihrer Sitten und Bräuche und deshalb kam es 1857 zu dem so genannten „ersten Freiheitskampf“. Die Hauptrolle spielten hierbei die Brahmanen, Rajputen und Muslims der Bengal–Armee. Sie kämpften mit größter Grausamkeit, wurden aber, durch das Fehlen einer einheitlichen Führung, von den Briten besiegt. Nach diesem Aufstand wurde die Armee umorganisiert und die Annexion[9] durch Erbfolge wurde eingestellt. Bis 1858 übte formell die East India Company die britische Herrschaft in Indien aus. Später wuchs die Kontrolle des britischen Parlaments (ca. 1770-80) und bis etwa 1830 waren nur nach persönlichem Gewinn bestrebte Angestellte in der Gesellschaft. 1877 erfolgte die Gründung des indischen Kaiserreichs durch Victoria. Die Inder fühlten sich als eine Einheit. Hinzu kamen Erfindungen wie die Eisenbahn, bessere Versorgung, die Bekämpfung von Seuchen und die Verhinderung von Kriegen die letztlich dazu beitrugen, dass das Bevölkerungswachstum rasch zunahm. Das Indien von damals gab es nicht mehr, denn es wurde von den Briten europäisiert.

Ein wichtiges Ereignis auf dem Weg zur Unabhängigkeit war die Gründung des Indian National Congress im Jahre 1885, welche überwiegend von den Hindus der städtischen Oberschicht getragen wurde. Er war von großer Bedeutung für den indischen Nationalismus. Die Forderungen richteten sich zwar erst der Unabhängigkeit, aber drehten sich auch bald um mehr Selbstverwaltung, mehr Beamtenstellen und der Verbesserung des Erziehungswesens. Der Indian National Congress forderte britische Waren zu boykottieren. 1905 kam es zur Teilung Bengalens. Doch diese Teilung wurde wieder aufgehoben, weil es zu immer mehr Aufständen und Unruhen, aber trotzdem waren die Gegensätze zwischen Muslimen und Hindus so offensichtlich geworden, dass es zur Gründung der

All-India Muslim League, die für die Muslims Sicherheiten verlangte und separate Wahlkreise durchsetzte, kam.

1937 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Muslimen und Hindus, da der Indian National Congress verweigerte, dass man Vertreter der Minderheiten in die Regierung aufnehmen zulassen. Es kam wieder zu blutigen Unruhen und bald forderten die Muslime Pakistan, wo ein Großteil der Muslime lebte, als eigenen Staat. Doch es gab noch Hoffnung. Ein indischer Anwalt, später bekannt als Mahatma Gandhi, setzte sich für die Unabhängigkeit ein. Mit seinem gewaltlosen Widerstand hatte er Erfolg und konnte zwar die Teilung nicht verhindern, aber hatte für ein besseres Verhältnis zwischen Muslims und Hindus gesorgt.

Nach dem ersten Weltkrieg hatten die Inder kaum noch Hoffnung auf die Unabhängigkeit. Sie bekamen zwar mehr Begünstigungen, warn aber trotzdem von den Briten abhängig. Durch das entstehende Chaos, durch die Teilung des Subkontinents, wurde ein Datum für die Unabhängigkeit auf den 14. Juli 1947 gelegt. Die eigentliche Machtübergabe fand aber erst am 15.August 1947 statt.[10]

4. Positive oder negative Auswirkung auf die Industrie Indiens

Indien steht hinsichtlich seiner Branchenvielfalt den Industriestaaten nicht nach. Am Beispiel wichtiger Industrien, sowohl im traditionellen wie im modernen Bereich, werden ihre Standorte und ihre Strukturen sowie die Stärken und Schwächen der bisherigen Industrialisierung aufgezeigt. Aber das war nicht immer so. Die Industrie war im 19. Jahrhundert der Motor der modernen wirtschaftlichen Entwicklung. In Indien konnte sich dies aber nur in dem Rahmen ausbreiten, der vom System der Kolonialwirtschaft gesetzt und vom Mutterland England bestimmt war. Im 19. Jahrhundert war England in wirtschaftlicher Hinsicht die führende Nation der Welt. Indien war, gemessen an den Staaten Europas, ein wirtschaftlicher Nachzüglerstaat.

England hat in Indien eine doppelte Mission zu erfüllen: eine zerstörende und eine erneuernde - die Zerstörung der alten asiatischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung der materiellen Grundlagen einer westlichen Gesellschaftsordnung in Asien. Aber das Land war arm und konnte durch die Zersplitterung nur sehr schwer zu einem System zusammen gefügt werden. Zum Aufbau einer Industrie fehlten dort weitgehend die Vorraussetzungen: Kapital, Bankensystem, technisches und administratives Know-how. Ihre Arbeiter rekrutierten die Industrien aus dem ländlichen Raum. Es fehlte an Leuten mit entsprechender Ausbildung. In den Städten lebte man unter schlechten Bedingungen. Die meisten Zweige des weit entwickelten indischen Handwerks wurden durch die Konkurrenz der Industriegüter verdrängt. Obwohl die Briten nicht an einer Industrialisierung Indiens interessiert waren, nahmen Baumwoll- und Juteindustrie eine schnelle Entwicklung. Während die Juteindustrie ihren ursprünglichen Standort in Calcutta beibehielt, breitete sich die Baumwollindustrie ins Binnenland aus.

Durch die Industrie verschwand das eigene Handwerk fast völlig, da nun keiner mehr den teuren Stoff haben wollte, sondern lieber den billigen, maschinell hergestellten Stoff nahm. Zuerst wurden die Handwerker noch geschützt durch hohe Binnenzölle, doch als der Suezkanal fertiggestellt worden war und die Eisbahn eingeführt, gab es auch für sie keinen Halt mehr und sie mussten aufgeben. Die Eisenbahn hat wohl einiges dazu beigetragen, dass die Industrialisierung ihren Lauf nahm. Sie ermöglichte es Waren billig und schnell zu transportieren, um so weitere Kosten zu ersparen. Weitere Maschinen und technisches Personal wurde aus Lancashire importiert.

In der Kolonialzeit Indiens verbreitete sich zusehends eine Industrie. Die Baumwollindustrie wurde sehr gefördert. Es wurden Spinnereien gebaut, die die Baumwolle zu Garn machten und überallhin exportierten. Noch heute dominieren hier die Spinnereien als Zulieferer von Garn.

Die Sonderstellung der großen Hafenstädte ist aber auch eine Folge der Wirtschaftsstruktur der Kolonialzeit. Während ein großer Teil der indischen Wirtschaft der Deckung des indischen Bedarfs diente, wurden die Häfen Calcutta und Bombay zu Umschlagplätzen für den Teil der Produktion, der auf den Weltmarkt errichtet war. Diese Städte entwickelten sich nicht nur zu den Handelszentren der Welt.[11]

Fazit ist also, das die Briten eine, mehr oder weniger gewollte, Industrialisierung erschaffen haben, die zwar für die Industrie sehr gut und fortschrittlich war, aber auch viel Leid über die Menschen Indiens gebracht hat.

5. Schluss

Bei dieser Arbeit war es sehr schwer nur die notwendigsten und wichtigsten Fakten heraus zusuchen, da das Thema so umfassend ist. Eigentlich müsste man hier auf Religion, Kastensystem und weitreichende Politik eingehen, um diese Arbeit besser zu verstehen und nachvollziehen zu können. Ich selbst habe noch weitere Bücher gelesen über Indien und Großbritannien gelesen, die hier nicht vermerkt sind, aber für meine Arbeit ausschlaggebend waren und mir zu einem besseren Verständnis verholfen haben.

Indien ist auch heute noch zusehends in der Entwicklung, aber hat sich zu einem fortschrittlichen Staat entwickelt.

6. Literaturverzeichnis

Königin Viktoria und ihre Zeit, Herbert Tingsten, Originalausgabe erschien 1965 unter dem Titel „Viktoria och viktorianera“ im Albert Bonniers Förlag Ab, Stockholm, deutsprachige Ausgabe Callwey Verlag, München 1975

Weltgeschichte, Die Kolonialreiche seit dem 18.Jahrhundert, David Kenneth Fieldhouse, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 2002

Indien, Größte Demokratie der Welt zwischen Kastenwesen und Armut, Dirk Bronger, Justus Perthe Verlag Gotha, 1996

Großbritannien, Raumstrukturen, Entwicklungsprozesse, Raumplanung, Heinz Heineberg, Justus Perthe Verlag Gotha, 1997

Indien - Geographie, Friedrich Stang, Wissenschaftliche Länderkunden, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002

Der farbige Ploetz, Die illustrierte Weltgeschichte, 12.Auflage, Komet, Frechen (Jahr unbekannt)

[...]


[1] Britisches Imperium, zeitweise umfasste es ca. 25 % der Erde

[2] Großbritannien, Raumstrukturen, Entwicklungsprozesse, Raumplanung, Heinz Heineberg, Justus Perthe Verlag Gotha, Seite 96f., Kapitel 3.9

[3] Großbritannien, Raumstrukturen, Entwicklungsprozesse, Raumplanung, Heinz Heineberg, Justus Perthe Verlag Gotha, Seite 97f., Kapitel 3.9

[4] Koloniales Gesetz

[5] Großbritannien, Raumstrukturen, Entwicklungsprozesse, Raumplanung, Heinz Heineberg, Justus Perthe Verlag Gotha, Seite 98, Kapitel 3.9

[6] ein damals reiches und fruchtbares Land im Mündungsgebiet des mächtigen Ganges

[7] Handelsgesellschaft der Briten, gegründet 1600

[8] Wind, der jahreszeitlich die Richtung wechselt und damit die Niederschlagsverhältnisse ändert, umfasst das südöstliche und südliche Asien

[9] gewaltsame Aneignung

[10] Indien - Geographie, Friedrich Stang, Wissenschaftliche Länderkunden, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002

[11] Indien, Größte Demokratie der Welt zwischen Kastenwesen und Armut, Dirk Bronger, Justus Perthe Verlag Gotha, S.256f., Kapitel 11.3.2

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Details

Titel
Britische Herrschaft in Indien - Positive oder negative Auswirkung auf die Industrie Indiens
Veranstaltung
Trimesterarbeit
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V109596
ISBN (eBook)
9783640077755
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Britische, Herrschaft, Indien, Positive, Auswirkung, Industrie, Indiens, Trimesterarbeit
Arbeit zitieren
Maxi Kraft (Autor:in), 2004, Britische Herrschaft in Indien - Positive oder negative Auswirkung auf die Industrie Indiens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109596

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