Das 'große I', seine Schwestern und seine Hintergründe: Die Thematisierung geschlechtergerechter Sprachformen und ihrer Entstehungsgeschichte im landeskundlichen DaF-Unterricht


Magisterarbeit, 2004

146 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1. Feministische Linguistik und die Diskussion um nichtsexistische Sprachformen
1.1 Ausgangspunkt: die Frauenbewegungen
1.1.1 Die Entstehung der ersten Frauenbewegung
1.1.2 Die Neue Frauenbewegung
1.2 Theoretische Grundlagen/Grundbegriffe der Frauenbewegung
1.2.1 Feminismus
1.2.2 Feministische Wissenschaft und Wissenschaftskritik
1.2.3 Patriarchat
1.2.4 Sexismus
1.3 Die Entstehung der Feministischen Linguistik
1.4 Gegenstände der Feministischen Linguistik
1.4.1 Diskriminierung auf der Ebene des Kommunikationsverhaltens und des Sprachgebrauchs
1.4.2 Diskriminierung auf der Ebene des Sprachsystems, Sprachkritik
1.4.3 Exkurs: neuere Erkenntnisse zur Geschichte des generischen Maskulinums
1.4.4 Zusammenfassung der Kritikpunkte der Feministischen Linguistik
1.5 Vorschläge zur Veränderung von Sprachformen
1.5.1 Vorschläge für geschlechtergerechte Personenbezeichnungen
1.5.2 Vorschläge für geschlechtergerechte Verwendung von Pronomina
1.6 Verbreitung der nichtsexistischen Sprachformen
1.6.1 Schriftsprache
1.6.2 Mündliche Kommunikation
1.6.3 Verbreitung der einzelnen Formen
1.7 Bewertung der verschiedenen geschlechtergerechten Sprachformen
1.7.1 Bewertung von VertreterInnen der Feministischen Linguistik
1.7.2 Gesetzliche Grundlagen für geschlechtergerechte Sprachformen
1.7.3 Der Aspekt der sprachlichen Norm
1.8 Kritik an der Feministischen Linguistik und an den Versuchen zur Veränderung von Sprachformen
1.8.1 Konservative Kritik
1.8.2 Die Diskussion um political correctness
1.8.3 Profeministische Kritik
1.8.4 Zusammenfassung der Kritik
1.9 Exkurs: Die besondere Entwicklung in der DDR
1.10 Empirische Untersuchungen zur Wahrnehmung des generischen Maskulinums
1.10.1 Die Untersuchung von Klein
1.10.2 Die Studien von Stahlberg, Sczesny und Braun
1.10.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der verschiedenen Studien
1.11 Die Entwicklung feministischer Theorien seit Mitte der 1980er Jahre
1.12 Resümee

2. Geschlechtergerechte Sprachformen und ihre Hintergründe als Gegenstand des DaF-Unterrichts
2.1 Begründung des Themas für den DaF-Unterricht
2.2 Bisherige Bearbeitungen des Themenkomplexes „Feministische Linguistik/ geschlechtergerechte Sprachformen“ für den Bereich DaF
2.2.1 Thematisierung in DaF-Lehrwerken
2.2.2 Magistraarbeit von Britta Sommer
2.2.3 Die Unterrichtserfahrungen von Alla Kirilina
2.3 Der Rahmen zur Behandlung des Themas: die Landeskunde
2.3.1 Der Begriff der Landeskunde, Inhalte
2.3.2 Verschiedene Ansätze der Landeskunde
2.3.3 Interkulturelle Konzeptionen: Prinzipien und Kritikpunkte
2.3.4 Ideologische Komponente des Landeskundeunterrichts
2.3.5 Konsequenzen für die Vermittlung des Themas „geschlechtergerechte Sprachformen und ihre Hintergründe“

3. Die Behandlung des Themas mit russischsprachigen Studierenden
3.1 Exkurs: Der Gleichstellungsaspekt von Frauen und Männern in der (post-)sowjetischen Gesellschaft und der russischen Sprache
3.1.1 Der gesellschaftliche Aspekt
3.1.2 Der sprachliche Aspekt
3.2 Vorstellung und Analyse eigener Unterrichtserfahrungen
3.2.1 Theoretischer Rahmen der Untersuchung: Aktionsforschung
3.2.2 Vorstellung der untersuchten Veranstaltungen
3.2.3 Analyse des Unterrichts und der Materialien
3.2.4 Kritische Bewertung der Ministudie

4. Zusammenfassung und Ausblick

5. Literatur

6. Anhang
6.1 Protokoll der Veranstaltungen
6.1.1 Vorveranstaltung
6.1.2 Hauptveranstaltung
6.2 Unterrichtsmaterialien
6.2.1 Fragebögen zu den Lieblingspersonen
6.2.2 Lesetext: Eine Geschichte
6.2.3 Übersicht über geschlechtergerechte, nichtsexistische Sprachformen
6.2.4 Verschiedene aktuelle Beispiele für beide Geschlechter einbeziehenende Sprache
6.2.5 Lesetext: Bürger oder Bürgerin?
6.3 Dokumentation der Rückmeldungen zu den Veranstaltungen
6.3.1 Dokumentation des Interviews mit einer Studentin
6.3.2 Dokumentation der Fragebögen
6.3.3 Dokumentation der Kommentare zu den Fragebögen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Asymetrie des generischen Maskulinums (Pusch 1980: 54)

Abbildung 2: Der Kreislauf von Aktion und Reflexion (Altrichter/Posch 1998: 17)

Abbildung 3: Die sieben Phasen des Aktionsforschungszyklus’ (Altrichter/Posch 1998: 22)

0. Einleitung

„Ausschreibung einer Stelle als Versicherungskauffrau/-mann…“

„Liebe Bürgerinnen und Bürger…“

„Unterschrift der Passinhaberin/des Passinhabers“

„Die Studierenden der Universität Bielefeld…“

„Als StudentIn für nur 5 Euro ins Theater…“

„Man/frau kann sagen, dass ...“

„…mensch kann sich nur wundern, …“

Diese und ähnliche Formen, die ich in Anlehnung an die Sprachwissenschaftlerin Friederike Braun (1996) unter dem Begriff das „große I“ und seine Schwestern zusammenfasse, dürften den meisten aus dem Alltag bekannt sein. An einigen von ihnen scheint nichts Ungewöhnliches zu sein, andere rufen nach wie vor Diskussionen hervor. Gemeinsam ist diesen Formen, dass sie als Resultat der von der Feministischen Linguistik ausgeübten Sprachkritik entstanden sind bzw. eine weite Verbreitung erfahren haben.

Welche Hintergründe hat diese Sprachkritik eigentlich? Welche Argumente werden in der Diskussion angeführt und wie sind diese aus einer wissenschaftlichen Perspektive aus zu bewerten?

Bezogen auf den DaF-Unterricht stellen sich die folgenden Fragen: Welchen Platz sollte dieses Thema hier einnehmen und in welchem Rahmen kann es behandelt werden?

Welche Erfahrungen, Möglichkeiten, Probleme und Perspektiven gibt es bei der konkreten Umsetzung des Themas?

Vollständige Objektivität ist in der Wissenschaft eine Illusion, da immer auch die persönlichen Interessen und Einstellungen der Forschenden eine Rolle spielen (vgl. Aguado 2000: 121ff.). Zur Erreichung einer größeren Transparenz lege ich an dieser Stelle meine Forschungsmotivation offen:

Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Gender Studies und auch mit verschiedensten feministischen Themen. Gelegentlich löst dies Verwunderung aus, offensichtlich gelten feministische Themen als nur für Frauen interessant. Tatsächlich ist es aber so, dass viele der von Feministinnen angesprochenen Probleme auch mich persönlich als Mann betreffen. Ausgehend von dem allgemeinen Unbehagen, das die Zuschreibung eines bestimmten Geschlechtsrollenverhaltens in mir auslöst, bietet mir die Auseinandersetzung mit Fragen des Feminismus’ und der Gender Studies die Möglichkeit, bestimmte Erscheinungen der Gesellschaft und mich selbst besser zu verstehen.

Aufgewachsen mit dem in der DDR üblichen Sprachgebrauch (siehe dazu Abschnitt 1.9) wurde ich auf die Erscheinung geschlechtergerechter Sprachformen 1989/90, während der Wende in der DDR, aufmerksam: In dieser Zeit begannen sich auch dort Formen wie „KollegInnen“ oder „frau kann sagen…“ zu verbreiten. Mit Interesse verfolgte ich die Alltagsdiskussionen und die Auseinandersetzungen in verschiedenen politischen Gruppen um dieses Thema und begann selbst solche Formen zu benutzen.

Ausgehend vom Standpunkt, dass diese neuen Formen zu den sprachlichen Realien gehören und Deutschlernende und Studierende der (Auslands-) Germanistik davon wenigstens gehört haben sollten, thematisierte ich sie bei verschiedenen Praktika als Deutschlehrer in der Ukraine. Dabei stieß das Thema teils auf Unverständnis, teils auf kritisches Interesse.

Ich begann mich stärker mit den Hintergründen und Didaktisierungsmöglichkeiten dieser Formen zu beschäftigen. Gemeinsam mit Sara Hochner führte ich 2001 einen Workshop zum Thema „Geschlechtergerechte Sprache“ bei einem DaF-Studierendentreffen durch. 2003 verfasste ich in Zusammenarbeit mit Sabina Schommers ein Landeskundeprojekt mit dem Titel „Nichtsexistische Sprache im DaF-Unterricht“. Im Anschluss hatte ich die Gelegenheit, bei einem Praktikum in Sankt Petersburg in den Deutschkursen an der Soziologischen Fakultät der Staatlichen Universität einen Teil der Materialien des Landeskundeprojektes im Unterricht zu erproben.

Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis dieser Erfahrungen: im theoretischen Teil werden früher gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse präzisiert und aktualisiert, im praktischen Teil der Unterricht in Sankt Petersburg analysiert. Erst dieses Praktikum ermöglichte genauere Recherchen zur Frage des Gleichstellungaspektes von Frauen und Männern in der (post-)sowjetischen Gesellschaft und der russischen Sprache.

In der Fachliteratur und im Alltagsgespräch finden sich für die Formen, die sich unter der Formel das „große I“ und seine Schwestern zusammenfassen lassen, die verschiedensten synonymen Bezeichnungen. Die Rede ist von geschlechter­gerechter, nichtsexistischer, gendersensibeler, genderneutraler oder entpatri­fizierter Sprache oder Sprachformen .

1. In dieser Arbeit verwende ich vor allem den Begriff geschlechtergerechte Sprachformen, denn er scheint von den oben genannten der verständlichste zu sein, weiterhin bringt er ein positives Anliegen – auch in der Sprache die Gesch­lechter gleich zu behandeln – zum Ausdruck.

Seltener verwende ich den in der Feministischen Linguistik sehr häufigen Begriff nichtsexistisch, da er – insbesondere im Kontext des DaF-Lehrens und Lernens – durch Verwechselung mit sexuell zu Irritationen führen könnte (zu den Begriffen Sexismus/ Sexismus in der Sprache siehe Abschnitt 1.2.4 und 1.3).

2. Den Begriff Sprachformen verwende ich, da er die Erscheinung genauer beschreibt als der in der Anfangszeit der Feministischen Linguistik häufig verwendete Begriff (nichtsexistische, entpatrifizierte …) Sprache – durch die feministische Kritik ist nicht eine neue Sprache entstanden, sondern schon vorhandene Sprachelemente werden anders verwendet bzw. es wurden einige Formen neu geschaffen.

In früheren Arbeiten, z.B. im bereits erwähnten Landeskundeprojekt oder in den in Sankt Peterburg verwendeten Unterrichtsmaterialien, verwendete ich die Begriffe geschlechtergerechte Sprachformen und geschlechtergerechte Sprache synonym.

Ziel des ersten Teiles der Magisterarbeit ist es, die Entstehung und Verbreitung der geschlechtergerechten Sprachformen und der Auseinandersetzung um dieses Thema ausführlich darzustellen und aus der Sicht neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Theorien zu diskutieren.

Eine zentrale Rolle bei der Thematisierung von Frauendiskriminierung in der Sprache spielte die Entstehung der Feministischen Linguistik in den 1970er Jahren. Um diesen Prozess verstehen zu können, wird zunächst die Geschichte der ersten Frauenbewegung(en) im 18. und 19. Jahrhundert und der sich seit den 1960er Jahren formierenden Neuen Frauenbewegung kurz überblickend dargestellt.

Im Anschluss werden die beiden Hauptrichtungen der Feministischen Linguistik dargestellt, nämlich zum einen Diskriminierung von Frauen auf der Ebene des Kommunikationsverhaltens und Sprachgebrauchs, zum anderen Diskriminierung auf der Ebene des Sprachsystems, wozu auch die Sprachkritik gehört (1.4).

Der folgende Abschnitt ist den verschiedenen Vorschlägen der Feministischen Linguistik zur Änderung der im vorhergehenden Abschnitt dargestellten kritisierten Formen gewidmet (1.5). Gegenstand der Abschnitte 1.6 und 1.7 ist die Verbreitung der verschiedenen geschlechtergerechten Sprachformen sowie ihre Bewertung aus dem Blickwinkel der Feministischen Linguistik, gesetzgebender Organe und die Sprachnorm regelnder Einrichtungen. Daran schließt sich die Darstellung der Kritik an den von der Feministischen Linguistik vertretenen Inhalten aus verschiedenen Blickwinkeln an (1.8).

Dass die Entwicklung in diesem Bereich nicht im gesamten deutschen Sprachraum gleich verläuft, zeigt der Exkurs zur besonderen Situation in der (ehemaligen) DDR (Abschnitt 1.9).

Kritisiert wurde an der Feministischen Linguistik, dass deren Thesen nur wenig empirisch untermauert seien. In Abschnitt 1.10 werden verschiedene Studien vorgestellt, die die tendenzielle Richtigkeit insbesondere der These von der frauenausschließenden Wirkung des generischen Maskulinums nachweisen.

Im Mittelpunkt von Abschnitts 1.11 stehen poststrukturalistische und dekon­struktivistische Theorien, die seit Mitte der 1980er Jahre zu einem teilweisen Paradigmenwechsel in der feministischen Diskussion geführt haben. Diese Theorien werden auf grundlegende Thesen in der Auseinandersetzung um geschlechtergerechte Sprachformen angewendet.

Gegenstand des zweiten Teils dieser Arbeit sind die Möglichkeiten, das Thema „geschlechtergerechte Sprachformen“ im DaF-Unterricht zu behandeln.

Ausgehend von der Auseinandersetzung im ersten Teil der Arbeit erfolgt zunächst die Begründung der Thematik für den Bereich Deutsch als Fremdsprache. Es werden allgemeine Lernziele formuliert (Abschnitt 2.1). Im Anschluss wird ein Überblick über die mir bekannten Beispiele von bisherigen Bearbeitungen des Themas für den Bereich DaF gegeben (2.2).

In Abschnitt 2.3 wird der theoretische Rahmen für die Thematisierung von gesell­schaftlichen, politischen u.ä. Erscheinungen im Sprachunterricht, die Landes­kunde, vorgestellt und die aus dem Dargestellten entstehenden Konsequenzen für die Vermittlung des Themas erörtert.

Nach den theoretischen Darstellungen der ersten beiden Teile der vorliegenden Arbeit stehen im Mittelpunkt des dritten Teils die Möglichkeiten, Probleme und Perspektiven, die bei der praktischen Umsetzung des Themas mit der Zielgruppe russischsprachige Studierende entstehen.

Zunächst wird in Form eines Exkurses ein Überblick gegeben über den Gleich­stellungaspekt von Frauen und Männern in der (post-)sowjetischen Gesellschaft und der russischen Sprache – um einschätzen zu können, mit welchem Vorwissen und welchen Voreinstellungen bei den Studierenden zu rechnen ist (3.1).

Ziel der Untersuchung im praktischen Teil (3.2) ist es, auf der Grundlage der Analyse zweier Unterrichtseinheiten und der dabei verwendeten Materialien zur Formulierung von Kriterien für die weitere Behandlung des Themas zu kommen. Zu Beginn wird der dabei angewandte Untersuchungsrahmen, die Aktions­forschung, vorgestellt: Diese liefert Lehrenden ein Instrument zur systematischen Erforschung ihres Unterrichts mit dem Ziel, ihn beständig zu verbessern (3.2.1).

Im Anschluss an die Vorstellung der Veranstaltungen und der verwendeten Materialien (3.2.2) werden diese analysiert (3.2.3) und schließlich die Ministudie kritisch bewertet (3.2.4).

Der vierte und letzte Teil dient dazu, neben der Nennung der wichtigsten Ergebnisse der Arbeit; wichtige Punkte für die zukünftige Thematisierung von geschlechtergerechten Sprachformen und ihren Hintergründen im DaF-Unterricht zusammenzufassen.

1. Feministische Linguistik und die Diskussion um nichtsexistische Sprachformen

1.1 Ausgangspunkt: die Frauenbewegungen

Um den Hintergrund der heutigen Diskussion um geschlechtergerechte Sprachformen verstehen zu können, ist es hilfreich, zunächst einen Blick auf die Geschichte der Bewegungen zu werfen, die die Entstehung einer Richtung wie der Feministischen Linguistik erst möglich machten: die verschiedenen Phasen und Strömungen der Frauenbewegungen. In Bezug auf West- und Mitteleuropa und Nordamerika wird dabei im Allgemeinen von der Älteren und der Neuen oder von der ersten und zweiten Frauenbewegung gesprochen[1].

1.1.1 Die Entstehung der ersten Frauenbewegung

Die Ursprünge der ersten Frauenbewegung liegen in der Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution. Ausgehend vom Widerspruch zwischen dem Egalitätsanspruch der Französischen Revolution und der erlebten Benachteiligung wurde die Forderung nach Gleichheit von Frauen und Männern auf allen Gebieten erhoben. In dieser Zeit beschränkten sich die Aktivitäten der Frauenrechtlerinnen im wesentlichen auf Frankreich und England und waren starken Widerständen ausgesetzt: so wurden in Frankreich alle Frauenversammlungen verboten, 1793 wurde die Verfasserin der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ Olympe de Gouges hingerichtet.[2]

In den Vorläuferstaaten des Deutschen Reiches beginnt sich eine Frauenbewegung erst ein halbes Jahrhundert später, zur Zeit der Revolution von 1848, zu entwickeln. Allgemeine Forderungen waren zunächst die Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für Frauen und das Recht auf Erwerbstätigkeit. In den 1890er Jahren kommt die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen auf. Ende des 19. Jahrhunderts entstehen neben liberalen, radikalen und sozialistischen Frauenorganisationen auch eine Vielzahl konfessioneller und karitativer Frauenvereine sowie Berufs- und Bildungsvereine. Innerhalb der verschiedenen Frauenorganisationen begann in dieser Zeit der Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) eine immer stärke Rolle zu spielen, um die Jahrhundertwende waren hier radikale Gruppierungen tonangebend.

Obwohl häufig von der Älteren Frauenbewegung gesprochen wird ist es wichtig zu bedenken, dass die einzelnen Organisationen und Gruppen teilweise gegensätzliche Zielsetzungen hatten, sowohl was allgemein politische als auch explizite Frauenfragen betrifft. Dennoch hatte die Tätigkeit auch der konservativen Vereine u.a. den Effekt, dass der enge Bereich der Familie und des Hauses, auf den Frauen bisher beschränkt waren, geöffnet wurde (vgl. Schenk 1992: 44).

1918 wurde als Ergebnis der Novemberrevolution das aktive und passive Wahlrecht auch für Frauen eingeführt. In den zwanziger Jahren verloren die Frauenorganisationen an Einfluss, der BDF entfernte sich immer weiter von seinen ursprünglichen Zielsetzungen, es setzten sich nationalistische und an einem konservativen Frauenbild (dem der Hausmutter als „höchstem Frauenberuf“, Schenk 1992: 155) orientierte Strömungen durch. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 löste sich der BDF selbst auf, einige führende Frauen emigrierten, ein Teil der Organisation aber schloss sich der NS-Frauenfront an.

Auch in den anderen westeuropäischen Ländern und in Nordamerika wurde die Frauenbewegung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg immer schwächer, ihre Organisationen begannen sich aufzulösen. Die Ursachen für diese Schwächung sind darin zu suchen, dass einerseits bestimmte Grundforderungen wie das Frauenwahlrecht erreicht waren, andererseits nicht nur in Deutschland eine gegen die allgemeine Demokratisierung gerichtete autokratische Gegenwelle immer stärker wurde (vgl. Merkel 1999: 176).

1.1.2 Die Neue Frauenbewegung

In den 1920er bis 1960er Jahren gibt es in den westlichen Industrieländern keine nennenswerte Frauenbewegung. Seit den 1960er Jahren entsteht sie von neuem, eine Vorreiterrolle spielen hier die USA. Der Soziologe Dieter Rucht (1994: 186f) benennt folgende Vorbedingungen und auslösende Faktoren der Frauen­bewegungen im Westen:

Auf der einen Seite sank die durchschnittliche Kinderzahl, die Haushalte wurden technisierter, die Belastung von Frauen durch Hausarbeit nahm ab. Die weibliche Erwerbsquote stieg, insgesamt absolvierten mehr Menschen bessere und längere Ausbildungen, besonders stark war dieser Anstieg jedoch bei den Frauen. Die Rollenmuster begannen sich aufgrund kultureller und sexueller Liberalisierungs­tendenzen zu ändern. In der Folge verstärkte sich das Selbstbewusstsein der Frauen.

Auf der anderen Seite waren Frauen sowohl im öffentlichen als auch im beruflichen Bereich meist nur auf den unteren Hierarchieebenen anzutreffen. Frauen stellten oftmals eine „industrielle Reservearmee“ für die Wirtschaft dar, die ‚Doppelrolle‘ der Frau führte zu ihrer Diskriminierung im Beruf (Schenk 1992: 79).

In den USA und Westeuropa entstanden Protestbewegungen (die Bürgerrechts- und Studentenbewegung), wichtige Themen waren der Vietnamkrieg, die Kritik an der Konsumgesellschaft und die Rechte der farbigen Bevölkerung in den USA (vgl. Kitschelt 1985: 262). Frauen, die sich innerhalb dieser Bewegungen engagierten, spürten deutlich den Widerspruch zwischen dem emanzipatorischen Anspruch der Bewegungen und dem Platz, den die sie in den von Männern dominierten Organisationen zugewiesen bekamen: Auf Versammlungen kamen sie nicht zu Wort, wurden nicht als selbstständig denkende und handelnde Personen wahrgenommen und empfanden sich als Hilfsarbeiterinnen bei der politischen Kleinarbeit und sexuell ausgebeutet (vgl. Schenk 1992: 85). Als Reaktion darauf bildeten sich in den USA aus der Organisation Students for a Democratic Society (SDS) heraus Frauengruppen, vereint im Movement for Women’s Liberation, in der BRD gründeten sich innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) der Aktionsrat zur Befreiung der Frau und die sogenannten Weiberräte (vgl. Rucht 1994: 192). In der BRD erfuhren in den 1970er Jahren die dem linken studentischen Umfeld entstammenden Frauengruppen eine Öffnung und bekamen starken Zustrom von Frauen, die nicht dem universitären Umfeld entstammten. Dies wurde insbesondere durch die Kampagne gegen den Abtreibungsparagraphen 218 begünstigt. In der Schweiz, in der bis 1971 Frauen von Wahlen ausgeschlossen waren (im Kanton Appenzell-Innerrhoden sogar bis 1990!) entstand aus der Verbindung von autonomen feministischen Gruppen und bürgerlichen Gruppen für die Einführung des Frauenwahlrechts eine zeitweise besonders starke Frauenbewegung.

Weitere Themen der Frauengruppen waren (und sind) z.B. die geschlechter­gerechte Teilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung und die Forderung nach gesetzlichen Lösungen dafür (z.B. gesetzliche Babyurlaubregelungen, Vergesell­schaftung von Haushalts- und Kinderarbeit, bis hin zu Forderungen nach Lohn für Hausarbeit) und der Einsatz für gleichen Lohn für gleiche Arbeit (vgl. Wiggershaus: 82). In vielen Städten entstanden Frauenzentren mit den verschiedensten Tätigkeitsbereichen (z.B. Schutz für von Gewalt bedrohte Frauen, aber auch Schaffung von Freiräumen für Frauenselbsthilfe- und Selbsterkenntnisgruppen). Alle diese Frauengruppen und –zentren waren und sind für Männer geschlossen. Ein Grund dafür liegt in der Ansicht der Aktivistinnen, dass Männer nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch die Privatsphäre, das Subjekt Frau dominieren (vgl. Samel 2000: 18), was sich z.B. im unter­schiedlichen Kommunikationsverhalten zeige. Feministische Themen rücken mehr und mehr in das Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit, nicht zuletzt durch die Gründung feministischer Verlage.

1.2 Theoretische Grundlagen/Grundbegriffe der Frauenbewegung

Bei der folgenden Erläuterung von wesentlichen Begriffen der Neuen Frauenbewegung liegt das Augenmerk auf den 1970er und 1980er Jahren, in denen auch die Feministische Linguistik entstand. (Den feministischen Theorien seit Mitte der 1980 Jahren ist Abschnitt 1.11 gewidmet.)

1.2.1 Feminismus

Der Begriff bezeichnet im Allgemeinen die Theorien oder die Konzepte, von denen die Frauenbewegung geleitet ist. Der Begriff stammt bereits aus der Zeit der ersten Frauenbewegung im 19. Jahrhundert, wurde damals aber nur von den Anhängerinnen des radikalen Flügels benutzt (vgl. Drechsler et al. 1992: 258)[3]. Der Begriff wird im Einzelnen sehr unterschiedlich definiert. Herrad Schenk konstatiert 1980:

‘Feminismus‘ ist zur Zeit noch ein sehr diffuses Konzept; die größte Übereinstimmung ergibt sich bei der Negativdefinition (was Feminismus alles nicht ist bzw. nicht sein will). Viele Feministinnen verstehen darunter nicht mehr als ein kritisches Reflektieren der (eigenen) Frauenrolle, eine kämpferische Sensibilität für alle Formen der Frauenunterdrückung (Schenk 1994: 187).

Doch auch schon in den siebziger Jahren wurden verschiedenste feministische Theorien ausgearbeitet und kontrovers diskutiert. Schenk formuliert den kleinsten gemeinsamen Nenner der verschiedenen Strömungen:

Das allgemeinste Ziel des Feminismus ist die Abschaffung der Frauenunterdrückung – oder der ‚Benachteiligung der Frau‘, wie weniger radikale Kreise es ausdrücken würden (Schenk 1992: 188).

1976 definiert Marielouise Janssen-Jurreit (1987: 707) kurz: „Feminismus bedeutet Kampf gegen den Sexismus“ (Zum Begriff des Sexismus siehe Abschnitt 1.2.4).

In der bundesdeutschen Frauenbewegung der 1970er und 1980er Jahre lassen sich die ideologischen Strömungen sozialistischer, radikaler und gemäßigter Femi­nismus feststellen. Im sozialistischen Feminismus wird die Frauenfrage dem als zentral angesehenen Konflikt zwischen Kapital und Arbeit untergeordnet. Hieraus resultiert die in dieser Zeit heiß geführte Diskussion um die Frauenfrage als Haupt- oder Nebenwiderspruch, die als klare ideologische Trennlinie zwischen sozialistischem und nicht-sozialistischem Feminismus galt.

Im radikalen Feminismus wird dagegen die Diskriminierung der Frau als Hauptproblem angesehen, wichtigster Punkt hierbei ist der Kampf gegen das Patriarchat (siehe hierzu Punkt 1.2.3).

Der liberale Feminismus setzt sich für eine schrittweise Überwindung der Benachteiligung von Frauen ein, in seiner gesellschaftlichen Kritik ist er versöhnlicher (zu den ideologischen Strömungen des Feminismus vgl. Rucht: 198f).

Schon in der älteren Frauenbewegung kristallisierten sich zwei Ansätze heraus, die für kontroverse Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung führten: Zusammenfassend werden diese als Gleichheits- und Differenz ansatz oder als egalitärer und dualistischer Ansatz des Feminismus bezeichnet (vgl. Drechsler et al 1992: 258).

Vertreterinnen des Gleichheitsansatzes beziehen sich dabei auf die Idee der Menschenrechte und fordern Gleichstellung mit den Männern und die Möglichkeit, sich frei entwickeln zu können und frei zu sein von den traditionellen Bindungen des Frauseins. Im Differenzansatz wird wert gelegt auf den Kultureinfluss der Frau und ihre soziale Wirksamkeit (Schenk 1992: 105f.), wichtig ist dabei ihre Fähigkeit zu „seelischer Mutterschaft“ (ebd.: 121). Es entstand die Formel von der „Gleichwertigkeit, aber Verschiedenartigkeit“ (ebd.: 152).

In der älteren Frauenbewegung wurde der Gleichheitsansatz hauptsächlich vom radikaleren Flügel vertreten, der Differenzansatz vom gemäßigteren Flügel und von der konfessionellen Frauenbewegung. Die Forderungen der Neuen Frauenbewegung können insgesamt dem Gleichheitsansatz zugerechnet werden, wenngleich es auch hier Strömungen oder Ansichten gibt, die dem Differenzansatz zuzuordnen sind. Schenk nennt z.B. den „neuen Weiblichkeitsmythos“, zu dem eine schwärmerische Aufwertung der physischen Mutterschaft, die Koketterie mit Irrationalität und Mystizismus und die radikale Ablehnung von ‚männlichen‘ Denkstrukturen, Rationalität und Wissenschaft gehören (ebd.: 159f.). An diesen Ansichten kritisiert sie die Übernahme der selbst verstümmelnden alten patriarchalischen Formel ‚Frau gleich Körper, Natur, Gefühl und Irrationalität‘ (ebd.: 161f.).

In der feministischen Diskussion seit Mitte der 1980er Jahre wird die Diskussion um Gleichheit und Differenz auf teilweise völlig neuen Grundlagen geführt. Diese Ansätze werden in Abschnitt 1.11 dargestellt.

1.2.2 Feministische Wissenschaft und Wissenschaftskritik

Wie oben dargestellt wurde, hat die Neue Frauenbewegung ihren Ursprung in der Studentenbewegung, also in einem universitären Milieu. Direkte Folge davon ist, dass auch Wissenschaftlerinnen beginnen, aus einem feministischem Blickwinkel heraus Wissenschaft zu betreiben.

Als Versuch eines Brückenschlages zwischen nichtakademischen Frauen aus den Frauenzentren und feministischer Wissenschaft werden seit 1976 feministische Sommeruniversitäten abgehalten. Dabei wird

Wissenschaft [...] von Feministinnen als Kritik an männlich dominierten Wissenschaftstraditionen verstanden; sie stellen damit automatisch die gesamte Institution Universität mit ihren traditionellen Strukturen infrage (Althoff et al. 2001: 19).

Allen wissenschaftlichen Disziplinen wird dabei Androzentrismus, die Dominanz männlicher Forscher und männlicher Sichtweisen vorgeworfen. Die Kritik umfasst sowohl die Theoriebildung als auch die angewandten Forschungs­methoden und die methodologischen Prinzipien (ebd.: 27). Eine der Grundlagen feministischer Kritik an den bestehenden Institutionen und Strukturen und Ausgangspunkt zur Entwicklung von Alternativen ist in den 1970/80er Jahren die Subjektivität weiblicher Erfahrung (Postl 1991: 25). In der Folge entsteht ein feministisches Wissenschaftsverständnis, das vermeintliche Objektivität kritisch hinterfragt. Feministische WissenschaftlerInnen gehen davon aus, dass Objektivität in der Forschung nicht möglich ist, sondern immer vom Standpunkt der Forscherin oder des Forschers abhängig ist und dieser also auch kenntlich gemacht werden muss. Statt der herkömmlichen, scheinbar objektiven Wissenschaft betreiben feministische Wissenschaftlerinnen parteiische Wissenschaft.

Auch an dieser Stelle muss auf Abschnitt 1.11 verwiesen werden, da trotz der Kontinuität der Ansätze feministischer Wissenschaft von den 1970er Jahren bis zum ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends auf grundsätzliche neue Töne in der Diskussion seit Mitte der 1980er Jahre aufmerksam gemacht werden muss.

1.2.3 Patriarchat

Der Begriff bezeichnete ursprünglich die Herrschaft des Patriarchen in der byzantinischen Kirche. In seiner 1861 erschienenen Abhandlung „Das Mutterrecht“ übernimmt Johann Jacob Bachofen den Begriff als Bezeichnung für die Gesellschaftsordnung, die das „Matriarchat“, also das Mutterrecht ablöste und an dessen Stelle sich das Vaterrecht, die Herrschaft des Vaters etablierte (vgl. Drechsler et al. 1992: 562).

In der ersten deutschen Frauenbewegung wurde mit dem Begriff „die schrankenlose Autorität des Hausherrn in der häuslichen Gemeinschaft“ kritisiert (ebd.). In der Neuen Frauenbewegung gilt das „Patriarchat als eine Jahrtausende alte, die gesamte Gesellschaft prägende Tiefenstruktur, die aufgebrochen werden muss“ (Rucht: 199).

Im Zuge einer differenzierteren Untersuchung von Machtverhältnissen im Rahmen der Frauenforschung und der Gender Studies seit den 1980er Jahren ist die Absolutheit, mit der dieser Begriff oftmals verwendet wurde, kritisiert worden. So weist die Historikerin Karin Hausen (1986: 21) darauf hin, dass es prob­lematisch sei, „“Patriarchat“ als eheliches und familiales Herrschaftsverhältnis zwischen den Geschlechtern einfach gleichzusetzen mit dem „Patriarchat“ als gesamtgesellschaftlichen System“. Vielmehr solle die Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden, wie Frauen und Männer als Handelnde „ihr“ Patriarchat ausgestalten (ebd.: 20).

Trotz der Kritik dient der Begriff (und die dazugehörigen Adjektive patriarchal/ patriarchalisch) bis heute zur Kennzeichnung von an männlichen Maßstäben orientierten, frauendiskriminierenden gesellschaftlichen Erscheinungen.

1.2.4 Sexismus

Der Begriff kam in den sechziger Jahren in Anlehnung an den Begriff Rassismus auf. Marielouise Janssen-Jurreit veröffentlichte 1976 ein für die deutschsprachige feministische Bewegung grundlegendes Werk unter dem Titel „Sexismus. Über die Abtreibung der Frauenfrage“. Darin definiert sie den Begriff wie folgt:

Sexismus war immer mehr als das, was in der nichtssagenden Geschmeidigkeit politischer Rhetorik „die Benachteiligung der Frau“ heißt oder was Soziologen verharmlosend mit „traditioneller Rollenverteilung“ bezeichnen. Sexismus war immer Ausbeutung, Verstümmelung, Vernichtung, Beherrschung, Verfolgung von Frauen. Sexismus ist gleichzeitig subtil und tödlich und bedeutet die Verneinung des weiblichen Körpers, die Gewalt gegenüber dem Ich der Frau, die Achtlosigkeit gegenüber ihrer Existenz, die Enteignung ihrer Gedanken, die Kolonialisierung und Nutznießung ihres Körpers, den Entzug der eigenen Sprache bis zur Kontrolle ihres Gewissens, die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit, die Unterschlagung ihres Beitrages zur Geschichte der menschlichen Gattung (Janssen-Jurreit 1987: 702).

Sexismus ist also die Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts und betrifft alle menschlichen Lebensbereiche. Die in dieser Defi­nition aufgeführten Ebenen deuten auch bereits die Bereiche an, in denen sich die Frauenbewegung engagiert.

1.3 Die Entstehung der Feministischen Linguistik

In Abschnitt 1.2 wurden verschiedene Themenfelder der Neuen Frauenbewegung in den 1970er Jahren genannt. Dabei wurde die Ansicht der Aktivistinnen verdeutlicht, Männer beherrschten die Privatsphäre der Frauen. Dazu gehört auch, dass den Aktivistinnen „die weibliche Existenz als Produkt männlicher Zuschreibungen erschien“, deshalb suchten sie jetzt nach dem sich nicht entfremdeten, authentischen Weiblichen (Samel 2000: 18). Bei dieser Suche rückte Sprache ins Zentrum der weiblichen Selbstfindung (wie auch in der Sexismus-Definition von Janssen-Jurreit deutlich wurde). Grundlegend ist hierbei die Erkenntnis, dass die Sprache, so wie sie ist, nicht geeignet ist zum Ausdruck weiblicher Belange. Dies wird deutlich im Folgenden Zitat aus Verena Stefans Buch „Häutungen“ von 1975, das ebenfalls grundlegend war für die westliche, deutschsprachige Frauenbewegung. In diesem Buch führt sie programmatisch das Pronomen „frau“ ein:

Beim schreiben dieses buches, dessen inhalt hierzulande überfällig ist, bin ich wort um wort und begriff um begriff an der vorhandenen sprache angeeckt. [...]

Ich zerstöre vertraute zusammenhänge. ich stelle begriffe, mit denen nichts mehr geklärt werden kann in frage oder sortiere sie aus. [...] jedes wort muss gedreht und gewendet werden, bevor es benutzt werden kann – oder weggelegt wird.

Mit dem wörtchen ‚man‘ fängt es an. ‚man‘ hat, ‚man‘ tut, ‚man‘ fühlt...: ‚man‘ wird für die beschreibung allgemeiner zustände, gefühle, situationen verwendet – für die menschheit schlechthin. entlarvend sind sätze, die mit „als frau hat ‚man‘ ja“ beginnen. ‚man‘ hat als frau keine identität. frau kann sie nur als frau suchen (Stefan 1977: 3f.).

Auch Sprachwissenschaftlerinnen, die in feministischen Zusammenhängen aktiv sind, „ecken an der Sprache an“. So thematisiert die US-amerikanische Linguistin Mary Ritchie Key 1972 in ihrem für die Feministische Linguistik wegweisenden Aufsatz „Linguistic Behavior Of Male And Female“ sowohl die Diskriminierung von Frauen durch Sprachsystem und Sprachverwendung als auch weibliches und männliches Kommunikationsverhalten. Mitte der 1970er Jahre beginnen auch in der BRD Linguistinnen den Androzentrismus in der Sprache zu untersuchen. 1978 erscheint der Aufsatz von Senta Trömel-Plötz „Linguistik und Frauensprache“, in dem die schon bei Key beschriebenen Bereiche der Diskriminierung von Frauen in der Sprache anhand des Deutschen erläutert werden. 1981 veröffentlichen Senta Trömel-Plötz, Ingrid Guentherodt, Marlis Hellinger und Luise F. Pusch „Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs“. In den Richtlinien wird der Begriff „Sexismus“ in Bezug auf Sprache spezifiziert (Trömel-Plötz et al 1981: 1):

Sprache ist sexistisch, wenn sie Frauen und ihre Leistung ignoriert, wenn sie Frauen nur in Abhängigkeit von und Unterordnung zu Männern beschreibt, wenn sie Frauen nur in stereotypen Rollen zeigt und ihnen so über das Stereotyp hinausgehende Interessen und Fähigkeiten abspricht und wenn sie Frauen durch herablassende Sprüche demütigt und lächerlich macht.

Ebenfalls 1980 erscheint der Aufsatz von Luise F. Pusch „Das Deutsche als Männersprache“, in dem sie das deutsche Sprachsystem in Bezug auf frauendiskriminierende Formen analysiert und Vorschläge zur „Therapie“ anbietet. Kennzeichnend für die Feministische Linguistik dieser Zeit ist ihr stark polemischer Charakter und die Abkehr von einer Vorstellung von Sprachwissenschaft, die sich lediglich auf die Beschreibung sprachlicher Phänomene beschränkt: wesentlicher Bestandteil der Feministischen Linguistik ist die Forderung nach Veränderung der Sprache.

1.4 Gegenstände der Feministischen Linguistik

Allgemeiner Gegenstand der Feministischen Linguistik ist der Sexismus in der Sprache, dabei werden zwei Ebenen des Sprachsystems untersucht, zum einen auf der Ebene des Sprachgebrauchs und Kommunikationsverhaltens (in der Terminologie von de Saussure parole) (1.4.1), zum anderen auf der Ebene des Sprachsystems (Wortschatz und Grammatik, in der Terminologie von de Saussure langue.) (1.4.2).

1.4.1 Diskriminierung auf der Ebene des Kommunikationsverhaltens und des Sprachgebrauchs

a) Kommunikationsverhalten: In den Anfängen gingen die feministischen Forscherinnen von der Existenz einer besonderen Art von Frauen, zu sprechen („women’s language“, Lakoff 1973), später von einem „weiblichen Register“ (Trömel-Plötz 1982: 51) aus. In Analysen von Gesprächen stellten die Forscherinnen fest, dass Frauen im Gespräch oft weniger ernst genommen, ihnen räumlich wie zeitlich weniger Platz eingeräumt oder ihre Äußerungen weniger wahrgenommen werden, wenn sie den allgemeinen Erwartungen an das Gesprächsverhalten von Frauen nicht entsprechen (vgl. dazu Trömel-Plötz 1984, Tannen 1990).

Spätere Forschungen haben ergeben, dass die dabei gewonnenen Erkenntnisse sich nicht ohne weiteres verallgemeinern lassen. In modernen Konzepten werden dabei Begriffe wie „Frauensprache“, „weibliches Register“ oder „Genderlekt“ nicht mehr verwendet (zum Begriff gender siehe Abschnitt 1.11). Im auf Candace West und Don Zimmerman (1987) zurückgehenden doing gender -Ansatz z.B. wird nicht mehr untersucht, wie sich Frauen oder Männer verhalten, sondern, wie die Individuen durch das Kommunikationsverhalten an der Geschlechterdifferenz mitwirken und ihr Geschlecht stets von Neuem inszenieren. Dabei werden neben dem sozialen Geschlecht auch andere, das Kommunikationsverhalten beeinflussende Faktoren wie Alter, sozialer Status, ethnische Zugehörigkeit u.a. mit einbezogen (vgl. Samel 2000: 164ff.).

b) Sprachgebrauch, diskursive Ebene: Auch in der Art und Weise, wie und ob über Frauen gesprochen wird, steckt ein großes Diskriminierungspotenzial. Exemplarisch für viele andere Bereiche sei hier auf die feministische Literaturwissenschaft verwiesen, die nachwies, dass in der Literarturgeschichts­schreibung Texte von Frauen oft verschwiegen oder nur als minderwertig erwähnt werden (vgl. hierzu Osinski 1998: 18/ Schabert 1995: 162ff.). Auch hier gab es im Laufe der Zeit sich widersprechende Forschungsmeinungen, z.B. in Bezug auf Existenz oder Nichtexistenz eines spezifisch weiblichen Stils beim Schreiben.

Auf diesen sehr umfangreichen und von vielen Kontroversen geprägten Teilbereich kann an dieser Stelle nicht genauer eingegangen werden – der Gegenstand dieser Arbeit sind geschlechtergerechte Sprachformen und ihre Hintergründe, die dem folgenden Teilbereich der Feministischen Linguistik zuzuordnen sind:

1.4.2 Diskriminierung auf der Ebene des Sprachsystems, Sprachkritik

Wie schon deutlich wurde, stand auch dieser Teilbereich schon früh im Blickpunkt der Feministischen Linguistik (Key 1972, Trömel-Plötz 1978, Pusch 1979a,b/1980).

Als grundlegendes Problem wurde dabei festgestellt: Für das traditionelle Sprachsystem der deutschen Sprache gilt, was Feministinnen für die meisten Bereiche der Gesellschaft festgestellt haben: der Mann ist die Norm, die Frau ist die Abweichung. Dies wird z.B. sichtbar an Substantiven, Pronomen und Adjektiven, die sich auf Personen beziehend. Im Folgenden werden die wich­tigsten kritisierten sprachlichen Erscheinungen dargestellt:

- Das generische Maskulinum der Personen bezeichnenden Nomen

Zentraler Kritikpunkt der Feministischen Linguistik am grammatischen System ist das generische Maskulinum. Danach gilt, dass männliche Personen maskulin bezeichnet werden (z.B. der Student), weibliche Personen feminin (z.B. die Studentin). Im Plural soll dabei eine rein weibliche Personengruppe feminin (z.B. die Studentinnen) bezeichnet werden, eine rein männliche oder gemischte Gruppe aber maskulin (z.B. die Studenten). Der Kritikpunkt der Feministischen Linguistik an diese Erscheinung ist, dass sie von starker Asymmetrie geprägt ist: Weibliche Personen werden dabei in der Sprache weitgehend unsichtbar. Pusch (1979: 44) führt dazu folgendes Beispiel an:

Eine Gruppe von zehn Sängerinnen enthält zehn Frauen.

Eine Gruppe von zehn Sängern enthält neun bin null Frauen.

Dabei kommt es sogar oft vor, dass auch reine Frauengruppen mit der maskulinen Form bezeichnet werden, so dass das Beispiel von Pusch präzisiert werden müsste, wie Dorothea Langer (1989: 62) ausführt:

Eine Gruppe von zehn Sängern enthält zehn bis null Frauen.

Um die Asymmetrie dieses Systems sichtbar zu machen erstellt Pusch das folgende Schema:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Asymetrie des generischen Maskulinums (Pusch 1980: 54)

Pusch bezeichnet dieses System polemisch als „absurd und unökonomisch“ (ebd.): Die maskuline Form ist scheinbar neutral und nicht moviert (d.h. grammatisch unmarkiert), die feminine Form ist moviert und gilt nur für weibliche Personen. Die Chance von männlichen Personen, in der Sprache erwähnt zu werden, sei also viermal höher als die von Frauen.

- Berufsbezeichnungen

Auch bei den Berufsbezeichnungen gilt das generische Maskulinum: Danach sind auch Frauen Wirtschaftskaufmänner, Doktoren, Professoren, Soldaten oder Ingenieure. Lediglich sehr wenige typische Frauenberufe haben nicht abgeleitete feminine Bezeichnungen: Kindergärtnerin, Krankenschwester, Hebamme, Putzfrau. Bezeichnend ist, dass seitdem diese Berufe vermehrt auch Männer ausüben, maskuline Bezeichnungen für diese nicht von den femininen abgeleitet werden, sondern eine neue Berufsbezeichnung kreiert wird: Erzieher, Krankenpfleger, Geburtshelfer, Gebäudereiniger (vgl. Pusch 1999: 10).

Herkunft und Bedeutung des Suffixes –in

Vor dem Hintergrund des oben genannten wird an dieser Stelle der sprachgeschichtliche Hintergrund des Suffixes –in näher untersucht. Dieses Suffix ist die im Deutschen produktivste Form zur Movierung femininer Personenbezeichnungen. Pusch (1980: 57) beschreibt in Anlehnung an Wellmann (1975: 107/117) zwei Bedeutungen dieses Suffixes:

Es überführt Maskulina in Feminina und ergänzt den Basisinhalt um das Merkmal ‚weibliches Geschlecht‘.

(…)

Es symbolisiert die Zuordnung zu bzw. Abhängigkeit von einem Mann“. Bezeichnungen wie „die Marschallin“ (Rosenkavalier), „Luise Millerin“, „die Hofrätin Berndt“, „die Pastorin Höhlenrauch“ (Th. Mann) bedeuten danach „Frau oder Tochter des X (Pusch 1980: 57).

Pusch stellt an dieser Stelle die Vermutung auf, die ursprüngliche Bedeutung des Suffixes –in sei die der Abhängigkeit vom Mann gewesen, die andere, neutrale, Bedeutung habe sich dann dazu entwickelt. Sie resümiert (ebd.: 59):

Festzuhalten bleibt also, daß die movierte Form zur Bezeichnung weiblicher Menschen eine sprachliche Diskriminierung sozusagen ersten Ranges darstellt. Das hochproduktive Suffix –in konserviert im Sprachsystem die jahrtausendealte Abhängigkeit der Frau vom Mann, die es endlich zu überwinden gilt.

Die Ethnomethodologin Dorothea Langer (1989: 62)macht darauf aufmerksam, dass rein morphologisch das Suffix –in nicht in allen Fällen eine abgeleitete Form des generischen Maskulinums ist, so z.B. in Formen wie Schwed in /Schwed e, Französ in /Franzos e. Sie weist darauf hin, dass es auch das umgekehrte Beispiel gibt, „das das generische Maskulinum als Ableitung des generischen Femininums erscheinen lässt“ (ebd.), z.B.

eine Deutsche/ein Deutscher

eine Prominente/ein Prominenter

Grundsätzlich stimmt Langer jedoch der Einschätzung von Pusch zu.

- Asymmetrie der Bezeichnungen für Frauen und Männer und in den Anredeformen

Den beiden Bezeichnungen für Männer (Herr, Mann) stehen fünf Bezeichnungen für Frauen gegenüber (Frau, Fräulein, Herrin, Dame, Weib). Gertraude Postl stellt fest, dass es der offensichtliche Zweck der Unterscheidung der Anrede mit Frau oder Fräulein ist, die potentielle sexuelle Verfügbarkeit der Frau anzuzeigen (Postl 1991: 100).

Weitere Asymmetrien entstehen, wenn Männernamen ohne Anrede und Artikel verwendet werden (Schmidt schreibt...), Frauennamen aber mit dem Vornamen und dem Zusatz Frau oder die : Kohl, aber Frau Thatcher, Brecht, aber Helene Weigel, die Weigel (vgl. Schoenthal 2000: 2066).

- Der Gebrauch von Mann

Auch der Gebrauch von Mann lässt sich dem generischen Maskulinum zuordnen: Oft wird Mann verallgemeinernd sowohl für männliche als auch für weibliche Personen verwendet, dabei kommen manchmal groteske Bildungen zustande (Pusch 1999: 11):

In unserem Betrieb sind fünf Mann schwanger.

Dabei wird wiederum deutlich, dass männliche Personen beispielhaft auch für Frauen stehen können.

- Gebrauch und Etymologie von Mensch

Das Problem des Wortes Mensch geht in eine etwas andere Richtung: Eigentlich sollte es sich auf Personen beiderlei Geschlechts beziehen. Der Sprachgebrauch macht aber deutlich, dass mit dem Wort Mensch häufig nur männliche Personen gemeint sind. Hierzu ließen sich viele Beispiel anführen, Pusch (1984: 156) verweist unter anderem auf den Talmud an, in dessen deutscher Übersetzung es heißt:

Ein Mensch ohne Frau ist eigentlich kein Mensch.

Wenig verwunderlich ist die enge inhaltliche Verbindung von Mann und Mensch, wenn man die Etymologie des Wortes betrachtet: sprachgeschichtlich leitet sich das Wort Mensch vom Wort Mann (bzw. althochdeutsch mannisco ‚männlich‘) her ( vgl. Kluge 1989: 473 ).

- Weitere Beispiele für Asymmetrien bei femininen/maskulinen Wortpaaren

Neben dem Abhängigkeitsverhältnis, das traditionell durch das Suffix –in ausgedrückt wird, illustrieren noch eine Reihe weiterer Wortpaare den Androzentrismus femininer Ableitungen von maskulinen Personenbezeichnungen.

Die feminine Form bezeichnet dabei immer eine sozial niedriger als der Mann stehende Person, teilweise ist sie direkt abwertend (vgl. Bußmann 1995: 135):

Gouverneur – Gouvernante

Sekretär – Sekretärin

Hausherr – Hausfrau

Jungfrau – Junggeselle

Straßenjunge – Straßenmädchen

Auch bei zusammengesetzten Substantiven findet sich diese Asymmetrie wieder: So bezeichnen maskuline Zusammensetzungen mit Chef- immer die in der Hierarchie am höchsten stehende Person (Chefdirigent, Chefkoch), eine Chefsekretärin befindet sich dagegen in einer untergeordneten Position. Ähnlich verhält es sich mit dem Wortpaar Hauptmann – Hauptfrau (vgl. Pusch 1999: 190f.).

- Pronomina

Pronomen können auf Nomen und damit auf Personen referieren, auch hier kommt der Androzentrismus des generischen Maskulinums zum Ausdruck:

- man, jedermann:

Das Pronomen man ist phonetisch identisch mit Mann, sprachgeschichtlich ist es von Mann abgeleitet. Hierdurch wird deutlich, dass man ein ähnliches Potential an Androzentrismus in sich trägt wie Mann. Das gleiche gilt für jedermann.

- wer:

Dieses Fragepronomen bezieht sich grammatikalisch sowohl auf männliche als auch auf weibliche Personen, z.B.:

Wer hat dir das gesagt? – Frau Maier/Herr Maier hat mir das gesagt.

Pronomen, die sich auf wer beziehen, sind jedoch maskulin, auch wenn damit weibliche Personen gemeint sind:

Wer hat seinen Lippenstift im Bad vergessen?

- niemand und (irgend-)jemand:

Für diese Pronomen gilt das gleiche wie für wer: auch hier können weibliche oder männliche Personen bezeichnet werden, auf wer referierende Pronomen sind jedoch stets maskulin:

Niemand/Jemand hat seinen Lippenstift im Bad vergessen.

1.4.3 Exkurs: neuere Erkenntnisse zur Geschichte des generischen Maskulinums

Während die Begründerinnen der Feministischen Linguistik häufig davon ausgingen, das generische Maskulinum sei eine Erscheinung, die in dieser Form schon seit Jahrhunderten existiert (vgl. Pusch 1980 57ff., 1999: 18), ergibt sich nach neuesten Untersuchungen ein differenzierteres Bild:

Ursula Doleschal (2002: 66) stellt nach der Untersuchung von Grammatiken des Deutschen seit dem 16. Jahrhundert die Vermutung auf, „dass sich das generische Maskulinum auf Kosten des Neutrums ausgebreitet hat, das in früheren Zuständen des Deutschen teilweise die Funktion geschlechtsneutraler Bezeichnungen von Personen hatte“. Die Analyse der Geschichte der deutschen Rechtssprache von Marianne Grabrucker (1993: 100-108) zeigt, dass bis zum 19. Jahrhundert maskuline Personenbezeichnungen in Rechtstexten sich ausschließlich auf Männer bezogen und es für Frauen eigene Bestimmungen gab. Für das 19. Jahrhundert nimmt sie an, dass zu dieser Zeit in der Alltagssprache schon die Möglichkeit bestand, das generische Maskulinum geschlechtsabstrahierend zu verwenden. So gibt es zu vielen Gesetzesverordnungen, die maskulin abgefasst sind, Zusatzverordnungen, die Frauen explizit ausschließen. Gab es diese Ausschlussverordnungen nicht, eröffnete dies Frauen z.B. die Möglichkeit „Redakteur“ zu werden, was sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Anhängerinnen des radikalen Flügels der Frauenbewegung zunutze machten (ebd.: 104f.). Hier zeichnet sich eine Entwicklung ab, die insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Vollendung findet: das generische Maskulinum dient als Mittel zur faktischen Angleichung. Frauen können in männliche Domänen eindringen, wenn z.B. zu den Bürgern auch die Frauen zählen (vgl. Doleschal 2002: 64). Jetzt ergab sich für Frauen die Möglichkeit, auf eine Stufe mit Männern gestellt Berufe ausüben zu können und „so gut wie ein Mann zu sein“ (ebd.: 123). Dies scheint auch der Grund zu sein, warum manche Frauen die maskuline Berufsbezeichnung (z.B. Steuerberater statt Steuerberater in) bevorzugen: sie haben das Gefühl, die feminine Bezeichnung würde weniger Professionalität signalisieren, wie mir verschiedentlich Frauen erklärten (vgl. auch Pusch 1990: 49). Wichtig ist diese Erkenntnis zur Einschätzung der sprachlichen Situation in der ehemaligen DDR (siehe Abschnitt 1.9) oder der ehemaligen Sowjetunion (siehe 3.1.2).

Doleschal stellt dar, dass durch die Verfestigung des generischen Maskulinums eine „klassische Double-Bind-Situation“ entstand: „entweder Sichtbarmachung oder Prestige“, die von der Neuen Frauenbewegung mit ihrem Einsatz für eine positive Bewertung von Frauen und damit der Aufwertung femininer Berufsbezeichnungen aufgelöst wurde (Doleschal 2002: 65).

1.4.4 Zusammenfassung der Kritikpunkte der Feministischen Linguistik

Von der Feministischen Linguistik wurde festgestellt: wesentlicher Ausdruck des Androzentrismus‘ im Sprachsystem ist das generische Maskulinum. Die wich­tigsten Kritikpunkte dabei sind:

1. Es ist nicht klar, ob Frauen mitgemeint sind oder nicht. Im Zweifelsfalle, so beim Zugeständnis von Rechten, wird dies dann gegen die Frauen ausgelegt. Pusch weist z.B. darauf hin, dass bei der Diskussion um die Einführung des Wahlrechtes für Frauen in der Schweiz häufig das Argument gebraucht wurde, dass in den Gesetzen nichts vom „Wahlrecht der Schweizerinnen“ stehe (Pusch 1999: 19).
2. Frauen und ihre Leistungen sind in der Sprache nicht sichtbar. Wenn z.B. von „den Vätern des Grundgesetzes“ die Rede ist, wird dabei nicht deutlich, dass auch zwei Frauen an der Ausarbeitung beteiligt waren. Im Weiteren fällt dies nach Meinung der VertreterInnen der Feministischen Linguistik zu Lasten der Ausbildung einer stabilen Identität, wie Britta Sommer in ihrer Magisterarbeit zum Thema Feministische Linguistik zusammenfasst (Sommer 1996: 8f.).
3. Das generische Maskulinum und z.B. die Tatsache, dass von Männern ausgeübte Frauenberufe neue Bezeichnungen bekommen, statt von den femininen Abgeleitet zu werden, lässt auf ein Grundprinzip patriarchal geprägter Sprachen schließen: Männliches darf nicht unter einen weiblichen Oberbegriff fallen, das männliche Prinzip darf nicht dem weiblichen untergeordnet werden (vgl. Pusch 1990: 35/89).
4. Das Sprachsystem ist Ausdruck der patriarchale Gesellschaften prägenden Erscheinung, dass der Mann als Norm gilt und die Frau als Abweichung. Gleichzeitig wird durch das Sprachsystem dieser Zustand weiter fortgeführt.

In der Summe wird klar, dass die Feministische Linguistik vor einem Dilemma steht: Das generische Maskulinum ist aus den oben genannten Gründen nicht annehmbar, die Verwendung von movierten Formen für weibliche Personen wie dem Suffix –in weist ihnen, wie gezeigt wurde, aber ebenfalls eine untergeordnete Position zu.

1.5 Vorschläge zur Veränderung von Sprachformen

An diesem Dilemma ist die Feministische Linguistik nicht stehen geblieben. Das Beispiel aus Verena Stefans Buch „Häutungen“ zeigt, dass feministische Sprachkritik von Anfang an eng verbunden war mit der Schaffung und dem Gebrauch von weniger diskriminierenden Sprachformen. Im Folgenden werden dabei verschiedene, im Laufe der Diskussion aufgekommene, Lösungsvorschläge vorgestellt. Da die Vielfalt der Formen sehr groß ist, kann die Darstellung nicht vollständig sein.

1.5.1 Vorschläge für geschlechtergerechte Personenbezeichnungen

- Vorschläge zur radikalen Veränderung der deutschen Grammatik

Vor dem Hintergrund des hohen Diskriminierungspotentials des Suffixes –in diskutiert Pusch (1980: 58ff.) die völlige Abschaffung dieser Endung. Sie kommt aber zu dem Schluss, dass Frauen bei bloßer Abschaffung des Suffixes in der Sprache dann vollends unsichtbar seien. Deshalb schlägt sie zusätzlich vor, für gemischte Personengruppen oder bei unbestimmtem Geschlecht das Neutrum mit dem unmovierten Nomen zu verwenden. So hieße es dann das, die, der Student.

Obwohl die Umsetzung dieses Vorschlages selbst innerhalb der Frauenbewegung nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurde (später wurde er „der verrückte Pusch-Vorschlag“ genannt, vgl. Pusch 1999: 23), hat er dennoch die Diskussion um nichtsexistische Sprache vorangetrieben.

In diesem Zusammenhang muss ein weiterer Versuch erwähnt werden, die Grammatik der deutschen Sprache zu verändern: Der Sprachwissenschaftler Mathias Behlert (1998) legte – als Spezialist für künstliche Sprachen – den Entwurf für ein „entpatrifiziertes (gerechtes)“ Deutsch vor, in dem er die Grammatik des Deutschen insgesamt verändert hat, so dass tatsächlich weibliche und männliche Personen gleichberechtigt sind. Gleichzeitig wurde dabei die Grammatik wesentlich vereinfacht – Pusch (1999: 23ff.) empfiehlt die Beschäftigung mit dieser neuen Sprache, weil dadurch deutlich würde, wie diskriminierend das gewohnte Deutsch sei.

- Forcierung der Endung -in

Trotz der oben angeführten Kritik an der Endung –in wurde es sogar zur Strategie der deutschsprachigen Feministischen Linguistik, nicht auf die feminine Movie­rung zu verzichten, sondern diese erst recht zu forcieren. Ziel dabei ist es, durch stolze Übernahme der Negativbezeichnung diese aufzuwerten, wie das auch schon andere diskriminierte Gruppen erfolgreich praktiziert haben (z.B. Proletarier, Blacks, Lesben, Schwule, Krüppel) (vgl. Pusch 1980: 64). Dazu gehört dann auch, dass die Referenz auf eine weibliche Person immer nur mit einem femininen Nomen/Pronomen möglich ist:

Frau Meier ist Ingenieurin. statt Frau Meier ist Ingenieur.

Im Sinne einer Aufwertung durch verstärkten Gebrauch ist auch die Nutzung der folgenden Möglichkeit, welche die Duden-Grammatik (Drosdowski et al.: 1995: 721) gibt. Danach kann auf feminine Sachbezeichnungen ein feminines Referenzwort folgen, z.B.:

Als Arbeitgeberin hat die Stadt eine große Verantwortung.

- Produktivität des Suffixes -frau

In den Kontext der verstärkten Verwendung des Suffixes –in gehört auch, dass die Produktivität des Suffixes –frau seit den 1980er Jahren gestiegen ist. So sind mittlerweile Neubildungen wie Amtfrau, Bankkauffrau, Fachfrau etablierte Berufsbezeichnungen.

- Das generische Femininum

Im Sinne der Forcierung des Suffixes –in ist die Verwendung femininer Formen im generischen Sinne. Häufig geschieht das in polemischer Absicht, z.B. wenn Pusch (1984: 80) schreibt

[...] er will seinen Leserinnen (vor allem den männlichen) so köstliche Unterhaltung nicht vorenthalten.

- Beidnennung

Die scheinbar einfachste Möglichkeit, beide Geschlechter gerecht in der Sprache zu behandeln ist, beide auch zu nennen:

die Leserinnen und Leser statt die Leser

die Leserin und der Leser statt der Leser

jede Leserin und jeder Leser statt jeder Leser

Dieser Gebrauch ist aber teilweise sehr umständlich, deshalb wurden verschiedene Kurzformen entwickelt:

- Verschiedene Formen des Splittings

die Leser/-innen

die/der Leser/-in

jede/jeder Leser/-in

die Leser/innen

die/der Leser/in

jede/r Leser/in

die Leser(-innen)

die/der Leser(-in)

jede(-r) Leser(-in)

die Leser(innen)

die/der Leser(in)

jede(r) Leser(in)

Auch über diese Varianten wird oft geklagt, dass sie schwer leserlich seien und den Lesefluss hemmen würden. Anfang der 1980er Jahre ist schließlich im Umfeld eines Schweizerischen Freien Radios das „große I“ („das große Binnen-I“) entstanden. In der BRD hat es dann schnell weite Verbreitung durch die Berliner alternative „tageszeitung“ (taz) bekommen, in der Schweiz durch die “wochenzeitung“ (woz).

die LeserInnen

die/der LeserIn

Die Schreibung der auf das Nomen referierenden Pronomen und Adjektive kann dabei variieren:

jede/r LeserIn

jedeR LeserIn

jeder LeserIn

jede LeserIn

Aussprache der gesplitteten Formen und des „großen I“

Pusch (1999: 12) erklärt, das z.B. ein Wort wie ReferentInnen auszusprechen wäre als Referentinnen und Referenten. (Genau so verhält es sich mit den Anderen Möglichkeiten des Splittings.) Die alltägliche Erfahrung zeigt jedoch, dass bei der Aussprache häufig vor dem I eine kurze Pause mit Knacklaut gemacht wird: Refernt-Innen. Feststehende Wortverbindungen dagegen (z.B. Bezeichnungen von Organisationen und Gruppen wie die AG Junge GenossInnen oder Junge Linke/JungdemokratInnen) werden so ausgesprochen, als wenn sie mit „kleinem i“ geschrieben würden, was zumindest akustisch dem von Pusch propagierten generischen Femininum nahe kommt.

- Abwechselnde Verwendung der femininen und der maskulinen Form

Zur Umgehung der vielbeklagten Leseprobleme mit allen oben aufgeführten Lösungsvarianten (besonders bei langen Aufzählungen) werden manchmal feminine und maskuline Personenbezeichnungen abwechselnd gebraucht – beide in generischem Sinne:

Schweizerinnen, Franzosen, Spanierinnen, Russen, Polinnen und Tschechen ...

- Neutralformen

Eine weitere Möglichkeit zur platzsparenden, geschlechtergerechten Bezeichnung von Personen ist die Verwendung von neutralen Formen, z.B. mit Hilfe von substantivierten Adjektiven:

die Studierenden, die Lernenden, die Teilnehmenden

Eine weitere Möglichkeit ist der Gebrauch von Abstraktionen. Dabei werden Personenbezeichnungen vermieden, statt dessen stehen allgemeine Bezeichnungen von Institutionen:

Ministerium für Wissenschaft statt

der Minister für Wissenschaft

Die verschiedenen Varianten der Beidnennung, des Splittings, die Neutralformen und die Abstraktionen fasst Pusch (1999: 14) unter der Formel „DNA“ zusammen: D ifferenzierung (Beidnennung und Splitting), N eutralisierung und A bstraktion.

- Gleichheitserklärung in einer Fußnote

Ein Ergebnis der kontroversen Diskussion um geschlechtergerechte Sprachformen und der Tatsache, dass sie als unbequem empfunden werden, ist, dass insbesondere wissenschaftlichen Texten oder Gesetzestexten oftmals die Erklärung vorausgeschickt wird, dass das generische Maskulinum verwendet würde (also nur die männliche Form), Frauen aber in jedem Falle mitgemeint seien. Diese Erscheinung bleibt nicht ohne Kritik von VertreterInnen der Feministischen Linguistik, mehr dazu in Abschnitt 1.7.1.

1.5.2 Vorschläge für geschlechtergerechte Verwendung von Pronomina

Auch für die kritisierten Pronomina wurden Ersatzformen gefunden:

- Ersatzformen für man

Es entstanden die Wortneuschöpfungen frau, mensch, man/frau, frau/mann. Parallel dazu gibt es die Möglichkeit, auf diese grammatikalische Konstruktion zu verzichten, z.B. durch den Passiv, der direkten Nennung des Subjektes oder durch Nominalisierung. So kann der Satz

Man kann das Buch nicht so schnell lesen.

ersetzt werden durch die Sätze

Das Buch kann nicht so schnell gelesen werden.

Ich kann das Buch nicht so schnell lesen.

Das Lesen des Buches geht nicht so schnell. (vgl. Sommer 1996: 56)

- Ersatzformen für jedermann

Dazu entstanden analoge Formen, die in verschiedenen Schreibweisen verwendet werden: jedermann und jede Frau, jeder Mensch (jedermensch) und jedefrau (vgl. Sommer 1996: 55). Auch hier gibt es die Möglichkeit, auf dieses Wort zu verzichten und eine andere Formulierung zu verwenden:

Alle waren willkommen. statt Jedermann war willkommen.

- Referenz auf wer, jemand, niemand...

Auf diese Nomen wird jetzt teilweise, wenn es um weibliche Personen geht, feminin referiert:

Wer hat ihren Lippenstift im Bad vergessen?

Jemand/Niemand hat ihren Lippenstift im Bad vergessen.

Bei gemischten Gruppen kann maskulin und feminin referiert werden:

Ich suche jemanden, der/die mir helfen kann.

Ich suche jemanden, der oder die mir helfen kann.

- Referenz auf neutrale Nomen, die weibliche Personen bezeichnen

Es lässt sich die Tendenz beobachten, dass auf das neutrale Wort Mädchen vermehrt feminin referiert wird (vgl. Sommer 1996: 58):

Das Mädchen hat ihre Jacke vergessen.

Ich habe das Mädchen gesehen. Sie war sehr in Eile.

1.6 Verbreitung der nichtsexistischen Sprachformen

Zur Verbreitung der im vorigen Abschnitt beschriebenen Sprachformen liegen leider keine umfassenden Untersuchungen vor. Gisela Schoenthal (1998), Ursula Doleschal (1998), Ann Peyer und Eva Lia Wyss (Wyss 1997; Peyer/Wyss 1998) beschreiben das Vorkommen dieser Formen für Teilbereiche des westdeutschen (Schoenthal), österreichischen (Doleschal) und schweizerrischen Sprachgebrauchs (Peyer/Wyss). Da die Entwicklung in diesen Teilen des deutschen Sprachgebietes tendenziell in die gleiche Richtung geht, sollen an dieser Stelle die Aussagen der Autorinnen für die deutsche Sprache insgesamt verallgemeinert werden (zur Situation in der ehemaligen DDR siehe Abschnitt 1.9).

Daneben bin ich gezwungen, mich in der Darstellung auf meine Alltagswahrnehmung zu beziehen, was zeigt, dass dringend umfassendere empirische Untersuchungen zum Vorkommen der einzelnen geschlechtergerechten Sprachformen notwendig sind.

Zunächst wird das Vorkommen von geschlechtergerechten Sprachformen in einzelnen Sprachbereichen dargestellt, im Anschluss die Häufigkeit der einzelnen Formen.

1.6.1 Schriftsprache

- feministische/linke/alternative Publikationen

Nahe liegend ist, dass die geschlechtergerechten Formen und Neubildungen die größte Verbreitung in feministischen Publikationen haben. In linken/alternativen Zeitungen und Flugblättern finden sich ebenfalls häufig nichtsexistische Formen, am meisten fällt hier das „große I“ auf (siehe Materialsammlung im Anhang). Dabei gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den verschiedenen Publikationen. Selten ist, dass eine Ausgabe einheitlich gestaltet ist, sondern die Verwendung nichtsexistischer Sprache hängt von den einzelnen AutorInnen ab. Besonders deutlich wird dies bei den schon erwähnten „die tageszeitung“ („taz“) und „die wochenzeitung“ („woz“), die einmal eine Vorreiterinnenrolle bei der Verbreitung des „großen I“ gespielt hatten, dieses aber nur noch in einem Teil der Artikel benutzen (vgl. Schoenthal 1998: 22). Eine konsequente, durchgehende Verwendung der geschlechtergerechten Sprachformen scheint ein Problem darzustellen, wenn z.B. Alla Kirilina bei der Analyse des Sprachgebrauchs der Zeitschrift Emma zu dem Schluss kommt, dass dort „[...] keine der Empfehlungen zum nichtsexistischen Sprachgebrauch konsequent und ohne Ausnahmen durchgesetzt werden [kann]“ (Kirilina 1999b: 95).

- Hochschulbereich

Das feministische/alternative Milieu ist z.T. eng mit dem universitären Bereich verbunden, hier hatte die Neue Frauenbewegung ihren Ursprung, und so haben hier Anfang der 1980er Jahre nichtsexistische Sprachformen eine erste Verbreitung außerhalb feministischer Kreise gefunden. Durch das Überwechseln dieser Generation auf die Ebene der Lehrenden lassen sich heute verschiedene geschlechtergerechte Sprachformen auch in wissenschaftlichen Texten finden – besonders in den Geisteswissenschaften (vgl. Doleschal 1998: 103f).

- „Bürgerliche“ Medien

In diesen Medien wird noch weitgehend das Maskulinum generisch gebraucht, lediglich in Anreden werden jetzt Frauen explizit genannt („Liebe Leserinnen und Leser!“). Ursula Doleschal (1998: 98), die verschiedene österreichische Printmedien untersucht hat, stellt fest, dass überregionale, sich kritisch verstehende Zeitungen und Zeitschriften dabei häufiger geschlechtergerechte Formen verwenden als regionale und Boulevardblätter.

- Stellenanzeigen

Einen besonderen Platz auch in den „bürgerlichen“ Printmedien nehmen dabei Stellenanzeigen ein. Hier belegt der Blick in eine beliebige (Samstags-)Ausgabe z.B. der „Frankfurter Rundschau“, dass dort alle Varianten zur nichtsexistischen Personenbezeichnung mit großer Häufigkeit vorkommen – wenngleich Untersuchungen belegen, dass sich Stellenanzeigen immer noch zu einem großen Teil an ein bestimmtes Geschlecht richten (vgl. Schoenthal 1998: 15f).

[...]


[1] Manche AutorInnen trennen die ältere Frauenbewegung nochmals in zwei Phasen und sprechen also von der ersten, zweiten und dritten Frauenbewegung, vgl. Drechsler et al. 1992: 268.

[2] Zur Geschichte der älteren Frauenbewegung vgl. Schenk 1992: 12-68; Wiggershaus 1979: 9-17; Menschik 1977: 67-79.

[3] Pusch gibt eine interessante Anmerkung zur Wahrnehmung des Wortes im alltäglichen Sprachgebrauch: Sie stellt fest, dass hier die Begriffe Feminismus und Feministin häufig negativ besetzt sind und mit „hysterischem Terror“ assoziiert werden, dagegen scheinen die Begriffe Frauenbewegung und Frauenrechtlerin eher positiv besetzt zu sein (Pusch 1982: 132).

Ende der Leseprobe aus 146 Seiten

Details

Titel
Das 'große I', seine Schwestern und seine Hintergründe: Die Thematisierung geschlechtergerechter Sprachformen und ihrer Entstehungsgeschichte im landeskundlichen DaF-Unterricht
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
146
Katalognummer
V109098
ISBN (eBook)
9783640072835
Dateigröße
1190 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwestern, Hintergründe, Thematisierung, Sprachformen, Entstehungsgeschichte, DaF-Unterricht
Arbeit zitieren
Holger Knauf (Autor:in), 2004, Das 'große I', seine Schwestern und seine Hintergründe: Die Thematisierung geschlechtergerechter Sprachformen und ihrer Entstehungsgeschichte im landeskundlichen DaF-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109098

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das 'große I', seine Schwestern und seine Hintergründe: Die Thematisierung geschlechtergerechter Sprachformen und ihrer Entstehungsgeschichte im landeskundlichen DaF-Unterricht



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden