Weblogs - Sammeln, Erzählen, Sich zeigen


Hausarbeit, 2004

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was sind Weblogs
2.1 Definition
2.2 Historie
2.3 Arten von Weblogs.
2.3.1 Desktop-basierte Systeme
2.3.2 Gehostete Weblog-Tools
2.3.3 Weblog-Software auf dem eigenen Webserver

3 Wer sind die Blogger?

4 Inhalte von Weblogs
4.1 Tagebuchartige Einträge
4.2 Kommentierte Linkliste
4.3 Meinung/Kommentare zum gesellschaftlichen Geschehen

5 Warum bloggen Menschen?
5.1 Blogging als Möglichkeit kreativen Selbstausdrucks und Selbstreflexion
5.2 Blogging als community-bildender Prozess
5.3 Blogging als Form des Journalismus
5.4 Blogging als Unterstützung für Wissensmanagement, Projektverwaltung und Public Relations

6 Lesen von Weblogs

7 Ausblick

A Umfrage-Bogen

1 Einleitung

Weblogs oder kurz Blogs schießen wie Pilze aus den virtuellen Boden des World Wide Webs. Die Frage nach dem ”Warum?” wird immer lauter und wartet auf ihre Beantwor- tung. Warum machen sich Menschen so viel Mühe und verbringen so viel Zeit damit, ihre Weblogs mit Informationen zu füllen, zu kommentieren, zu verlinken? Blogger schreiben nicht nur für sich, sie sind zusammen mit ihren Blogs Teil einer virtuellen Gemeinschaft, die davon lebt, sich gegenseitig zu lesen, Gelesenes zu bewerten, Inhal- te neu auszulegen. Doch welche scheinbare Faszination übt die Blogosphäre auf ihre Mitglieder aus? Warum publizieren Menschen Episoden ihres alltäglichen Lebens vor einem Millionenpublikum, dass nicht nur konsumiert, sondern auch noch Rückmeldung gibt? Oder ist es genau das, was das Bloggen so attraktiv macht? Ist es reizvoll, dass die eigene Meinung zu Sachverhalten des gesellschaftlichen und politischen Leben viele andere erreichen kann und sogar Reaktionen auslöst? Sind Weblogs virtuelle Spea- kers Corners? Oder sind sie wirklich virtuelle Tagebücher, in denen ihre Schreiber ihre innersten Gefühle offenbaren und niederschreiben, geschützt von der vermeintlichen Anonymität im Netz und doch zugänglich für Mitleid, Zustimmung oder heftige Wort- gefechte, bei denen niemand wirklich Schaden nimmt? Oder ist ihnen diese Art der öffentlichkeit gar nicht bewusst? Wieviel ihrer eigenen Identität zeigen Blogger wirk- lich in ihren Weblogs, wieviel verbergen sie, wieviel konstruieren sie neu und schaffen somit virtuelle Subidentitäten ihrer selbst?

Die Erforschung des Phänomens steckt noch in den Kinderschuhen, bisher gibt es noch keine wissenschaftliche Literatur, wenn man von ein paar Publikationen im Netz absieht. Um mehr über die Thematik Weblogs erfahren zu können, wurde eine Online- Umfrage durchgeführt, um so ein paar empirische Daten sammeln zu können, die bei der Beantwortung der sich stellenden Fragen behilflich sein könnten. Diese Umfrage lief 6 Wochen (10.05.-28.06.04) auf den Internetseiten meiner privaten Homepage und bewegte insgesamt 124 Blogger dazu, an dieser Umfrage teilzunehmen, davon konnten 117 Datensätze ausgewertet werden.

Die Umfrage selbst enthielt 12 Fragen zu demographischen Angaben und zur Nutzung von Weblogs und wurde in diversen anderen Blogs, Foren und Newsgroups im Internet publik gemacht, um möglichst viele Teilnehmer zu gewinnen.

Die Ergebnisse der Umfrage sollen im Folgenden in die Arbeit mit einfließen, um die gefundenen Informationen zu stützen.

Diese Arbeit stellt einen Versuch dar, das Thema Weblogs zu erfassen und in einen (medien-)pädagogischen Kontext einzuordnen.

2 Was sind Weblogs

2.1 Definition

Ein Versuch, zu erklären, was ein Weblog überhaupt ist, gestaltet sich als nicht trivial bzw. ist nicht eindeutig. Die m.E. passendste Definition lieftert Rebecca Blood, eine der ersten und bekanntesten Weblog-Schreiberinnen1 in den USA: ” oftmals upgedatete Website, die User-Kommentare enthält; ’umgekehrt chronologisch’ angeordnet, also der jeweils aktuellste Eintrag zuoberst. Diese simple Form ist unendlich erweiterbar und ausbaubar; Weblogs haben ein riesiges Potential für professionellen und privaten Ge- brauch. Computer und mobile Kommunikationstools helfen dabei, Weblogs sehr leicht handzuhaben: Sie haben etwa die Fähigkeit, ganze Geschäftsverläufe zu organisieren, soziale Bindungen zu schaffen und zu festigen und das World Wide Web zu ’filtern’ und eine Plattform zu generieren, auf der jeder User, der es möchte, auf einfachste Weise seine Weltanschauung, Ideen und Gedanken publizieren kann.“ 2 Herzceg erweitert diese Definition durch layout-bezogene Aspekte: Alle sahen ungefähr gleich aus ” und schienen bestimmten Regeln zu folgen: links eine Textspalte mit den ’Postings’, wobei der aktuellste Beitrag immer zuoberst steht.[..] Rechts, in einer schmaleren Spal- te, findet sich meist eine Liste mit Links zu den Lieblingsweblogs des Weblogverfassers [..], manchmal auch stichwortartige Erwähnungen, welches Buch gerade gelesen, welche CD gerade gehört wird, wohin der ’Blogger’ nächste Woche verreisen wird“ 3. Das deu- tet darauf hin, dass man bei Betreten einer Webseite bereits an optischen Merkmalen erkennen kann, ob es sich um ein Blog handelt oder nicht, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die einfach zu bedienende Weblog-Software nur eingeschränk- te Layout-Möglichkeiten bietet und der Fokus eher auf den Inhalten der Weblogs liegt. Hourihan bezieht sich in ihrer Beschreibung von dem, was Weblogs sind, eher auf den Inhalt von Blogs und die Tätigkeit des Bloggens: You use your blog to link to your ” friends and rivals and comment on what they’re doing. Blog posts are short, informal, sometimes controversal, and sometimes deeply personal, no matter what topic they approach. They can be characterized by their conversational tone and unlike a more formal essay or speech, a blog post is often an opening to a discussion, rather than a full-fledged argument already arrived at.“ 4

Dennoch hat das Weblog wohl für jeden Anwender eine anderen Bedeutung, sowohl in der Art der Benutzung als auch bezogen auf die Beweggründe des Bloggings. Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass Weblogs folgende gemeinsame Merk- male besitzen:

- Weblogs sind Content-Management-Systeme (CMS)5. Dadurch ist es möglich, im Wesentlichen Bearbeitungs- und Präsentationsschicht logisch zu trennen. Der Fokus wird auf den Inhalt gelenkt.
- eingetragene Beiträge sind in umgekehrt chronologischer Reihenfolge aufgelistet
- Beiträge lassen sich Kategorien, welche der Blogger selbst festlegen kann, zuordnen
- Beiträge enthalten Links zu Beiträgen in anderen Blogs oder zu WWW-Seiten
- Beiträge können von den Blog-Lesern kommentiert werden (in einigen Fällen ist der Kreis derer, die kommentieren dürfen, auch eingeschränkt)

2.2 Historie

Wie so oft hatte der Trend des Blogging seinen Ursprung in Amerika. Es ist nicht ganz eindeutig, wer das erste Weblog wann betrieben hat, da diese Aussage abhängig davon ist, wie eng man die Definition eines Blogs betrachtet. Fugl´ewicz-Bren führt als erste Blogger Tim Berners-Lee, den Erfinder des WWW, und Marc Andreesen, Gründer der Firma Netscape, an6. Blood nennt Jesse James Garrett, Herausgeber von Infosift, und Cameron Barrett, Betreiber der Seite Camworld, als die ersten, die eine Art Weblog-Verzeichnis erstellt haben. Sie sammelten die Adressen der weblog-artigen Seiten und veröffentlichten diese auf ihren Webseiten. 1999 waren das gerade einmal 23 Blogs.7 Diese ersten Blogs waren bloße kommentierte Linksammlungen auf Webseiten, geschaffen zur Orientierung im WWW und Filterung von Web-Inhalten (z.B. durch kategorische Zuordnung).

Derjenige, der den Weblogs ihren Namen gegeben hat, war wohl der amerikanische Programmierer Jorn Barger, der 1997 erstmals den Begriff ” für die Dokumentation seiner Netz-Aktivitäten prägte. Der eigentliche Durchbruch der Weblogs gelang jedoch erst ab 1999, bedingt durch technische Entwicklungen in Form von Software, die es ermöglichte, auch als HTML-Laie ohne großen Aufwand professionell ausehende WWW-Seiten in Form von Weblogs zu erstellen. Damit scheint das Web sein Versprechen, Publikationsmedium für alle zu sein, endlich einzulösen. Nach Kantel sind Weblogs aus dem Brauch entstanden, sich Hinweise auf interessante Webseiten per Email zuzuschicken und was lag dann näher, statt der Email die persönliche Homepage für diese häufig, bis zu mehrmals täglich aktualisierten, kom- mentierten Linklisten (so ein weiterer Definitionsversuch) zu benutzen“. Er kann diese häufig benutzte Behauptung zwar nicht empirisch belegen8, jedoch erscheint dieses als durchaus legitimer Erklärungsversuch. Daraus ergibt sich auch der Aspekt, dass Blogs zunächst von technisch versierteren Internet-Nutzern betrieben wurden, bevor es oben erwähnte Software gab, die die technischen Hürden für den Laien verschwinden ließ. Sixtus schreibt in [Six03], dass es in den USA mehr als 1 Million aktive Weblogs gibt, in Deutschland hingegen nur ca. 5000. Diese Zahlen mögen nicht mehr ganz aktuell sein, spiegeln jedoch das Gefälle zwischen der amerikanischen und deutschen Blogophäre9 wieder, welches immer noch in dieser Weise existiert.

2.3 Arten von Weblogs

Weblogs lassen sich zunächst auf inhaltlicher und technischer Ebene beschreiben. Auf ersteres werde ich im Abschnitt 4 eingehen, deswegen soll hier zunächst eine Unter- scheidung auf technischer Ebene (verschiedene Arten von Software) erfolgen. Diese ist insofern relevant, als der technische Anspruch der Nutzung von Weblogs vom Nut- zer bestimmte Fähigkeiten und Kompetenzen aberverlangt, die zu einer Zugangshürde führen können und somit ein Indikator für bestimmte Fertigkeiten der Blogger darstel- len können.

2.3.1 Desktop-basierte Systeme

Die Weblog-Software ist ein eigenständiges Programm, das auf dem Computer des Bloggers läuft und zum Schreiben der Beiträge nicht zwingend einen Online-Zugang braucht. Erst wenn ein Eintrag im WWW publiziert werden soll, muss eine Verbindung zum Netz hergestellt werden, damit die Weblog-Software den Eintragstext via FTP10 auf einen Webserver laden kann. Ein Beispiel für diese Art von Software ist Radio Userland“.

Ein Vorteil dieser Vorgehensweise, ist, dass man von überall (z.B. auch von mobilen Handheld-Computern) auch ohne Netzanschluss Beiträge schreiben kann, und diese dann bei der nächsten Gelegenheit publiziert.

2.3.2 Gehostete Weblog-Tools

Zumeist wird diese Art des Zugangs zum Blogging über Weblog-Portale im WWW an- geboten, die dazu geschaffen wurden, um Menschen eine einfache Möglichkeit zu bieten, Weblogs einfach und schnell zu erstellen und zu bearbeiten. Der potentielle Blogger kann sich auf einer WWW-Seite kostenlos registrieren und sofort anfangen zu bloggen. Er kann das Aussehen seines Weblogs an seine Vorstellungen anpassen (zumindest was Farben und Grafiken angeht, das Layout ist meistens nicht veränderbar). Die Einträge erfolgen über ein HTML-Formular. Der Weblogschreiber kann sich also auf den Inhalt seines Blogs konzentrieren und muss sich keine Gedanken über das Layout machen. Große Weblog-Portale sind z.B. http://myblog.de oder http://www.blogger.com.

2.3.3 Weblog-Software auf dem eigenen Webserver

Diese serverbasierte Art setzt voraus, dass der Blogger einen eigenen Webserver hat (oder zumindest Zugriff zu einem solchen), der eine Laufzeitumgebung für Scriptspra- chen und eine Datenbank bietet. Der Blogger installiert die Weblog-Software in Form von Scripten und kann diese über einen Webbrowser bedienen. Zu den bekanntesten Softwares gehören Movabletype und Serendipity. Diese Variante ist nur für den tech- nisch versierteren Nutzer empfehlenswert.

Allen drei Arten von Weblog-Software haben die Gemeinsamkeit, dass keine HTML- Kenntnisse notwendig sind, um einen Weblog-Eintrag im World Wide Web zu veröffent- lichen. Somit kann wirklich jedermann mit einem Internetanschluss einfach und unkom- pliziert Inhalte im Web publizieren und sich selbst der Netz-ö ffentlichkeit präsentieren (siehe hierzu auch Abschnitt 5.1, S. 10).

Neben diesen drei Arten gibt es natürlich noch Weblog-Systeme, die von seinem Blogger selbst programmiert wurden. Technik-Freaks basteln sich ihr eigenes, einzigartiges Weblog-System, um die neue Technik selbst zu erfahren und ihrer eigen zu machen.

[...]


1 im Folgenden auch als BloggerInnen bezeichnet (so titulieren sich die Weblog-Schreiber selbst, abgeleitet von Blog, eine Kurzform des Wortes Weblog, die Tätigkeit des Weblogschreibens wird als Blogging bezeichnet)

2 [Blo00][S. 1]

3 [Her02] [S. 1]

4 [Hou02][S. 1f]

5 Ein Content-Management-System ist eine Software zum Verwalten von Websites, die eine Trennung von Inhalt, Gestaltung und Funktion ermöglicht.

6 vgl. [FB03] [S. 11]

7 vgl. [Blo00], [S. 1f]

8 vgl. [Kan03] [S. 2]

9 Als Blogosphäre wird die Gesamtheit der Weblogs, zu der auch deren Schreiber gehören, bezeichnet.

10 File Transfer Protocol - Internet-Protokoll zum Transfer von Daten dann bei der nächsten Gelegenheit publiziert.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Weblogs - Sammeln, Erzählen, Sich zeigen
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V109071
ISBN (eBook)
9783640072569
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Weblogs, Sammeln, Erzählen, Sich
Arbeit zitieren
Katrin Wolf (Autor:in), 2004, Weblogs - Sammeln, Erzählen, Sich zeigen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109071

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Weblogs - Sammeln, Erzählen, Sich zeigen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden