Die Invinitivkonstruktionen im Spanischen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Enstehung der Infinitivkonstruktionen

3. Verschiedene Funktionen des Infinitivs
3.1 Der Infinitiv als Imperativ
3.2 Der Infinitiv anstelle eines Perfekts
3.3 Der Infinitiv als Substantiv
3.4 Der substantivierte Infinitiv als Verb
3.4.1 Substantivierter Infinitiv mit eigenem Subjekt
3.4.2 Substantivierter Infinitiv mit einem Dativ- und/ oder Akkusativobjekt
3.4.3 Substantivierter Infinitiv mit einer adverbialen Bestimmung

4. Infinitivkonstruktionen
4.1 Konstruktionen mit dem Wert eines Nebensatzes
4.1.1 Gleichwertigkeit mit einem Adverbialsatz
4.1.2 Gleichwertigkeit mit einem Attributsatz, einem Adjektiv oder einem Perfekt Partizip
4.2 Infinitive mit dem Wert eines nichtabhängigen oder nebengeordneten Satzes
4.2.1 Infinitiv + kunjugierte Form desselben Verbs
4.2.2 "Ni" + Infinitiv

5. Stellung der Pronomen bei Infinitiven

6. Eigenständige Analyse
6.1 Los catalanes controlan la gestión cultural de Madrid
6.2 Beispielsätze

Bibliographie

Anhang

1. Einleitung

Über das Problem der Infinitivkonstruktionen ist bisher leider nicht viel geschrieben worden. Anders als z.B. im Portugiesischen kann der spanische Infinitiv nie Personengebunden sein:

"Der Infinitiv ist die Grundform des Verbs, die bei den spanischen Verben auf -ar, -er oder -ir endet. Eine weitere Form, der Infinitiv II, wird mit haber + Partizip Perfekt gebildet (Partizipien). Der Infinitiv kann die Funktion eines Substantivs im Satz haben, in verbalen Umschreibungen (Verbalperiphrasen) zusammen mit einem konjugierten Verb erscheinen

oder ganze Nebensätze ersetzen."1

Eben diese Funktionen des Infinitivs sollen in dieser Hausarbeit näher beschrieben und dargestellt werden. Dabei sollen jedoch die Verbalperiphrasen außer acht gelassen werde, da diese ohne Zweifel ein selbstständiges Feld darstellen und den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen würden.

Auch in der Definition der RAE werden keine anderen Funktionen beschrieben:

"El infinitivo es un derivado verbal cuyo significante agrega al del signo léxico del verbo un sufijo que adopta una de las formas en ar, er, ir como en cantar, comer, vivir. Sus funciones coinciden con las del sustantivo: No necesito descansar igual que No necesito descanso"2

Die Funktion des Substantivs steht hier klar im Vordergrund. Wenn diese Funktion auch die häufigste ist, so ist dennoch klar, dass die anderen nicht unwichtig sind. So wird der Infinitiv auch häufig als Imperativ oder, wie in der Definition Langenscheidts, um Nebensätze zu ersetzen verwendet, sozusagen als "Ersatzzeit" oder "Ersatzmodus".

Die einzige Grammatik, die sich bisher eingehender mit dem Infinitiv als "Ersatzzeit" oder "Ersatzmodus" beschäftigt hat ist De Bruynes "Spanische Grammatik"3. Bisher war die Forschung eher von der Frage geprägt, ob es sich beim Infinitiv um eine Form mit substantivischen oder verbalen Charakter handelt.4 Ich möchte hier, anhand De Bruynes Beobachtungen darstellen, dass der Infinitiv eine Hybridform ist, die sowohl substantivischen als auch verbalen Wert hat.

2. Enstehung der Infinitivkonstruktionen

Der spanische, wie generell der romanische Infinitiv geht selbstverständlich aus dem lateinischen hervor:

"Del sistema latino de formas infinitas o no personales solo han pasado a la lengua española el infinitivo, el gerundio y el participio; el primero solo en su forma activa y de presente El infinitivo y el gerundio de los verbos transitivos pueden acompañarse de complementos directos e indirectos nominales, o de acusativos o dativos pronominales; los de los verbos intransitivos, de dativos pronominales o de complementos con a equivalentes a ellos, no de manera diferente, en uno y otro caso, a como lo hacen las formas personales de las mismas clases de verbos. Estos complementos constituyen el carácter más genuino del régimen verbal. Infinitivo, participio y gerundio, asociados a formas personales, entran en diferentes clases de perífrasis para expresar conceptos de naturaleza verbal que las formas sintéticas de la conjugación española expresan ya en parte (modalidad, tiempo y apecto verbal) y que otras lenguas desarollan más ampliamente."

Infinitivie können im Spanischen also nur mit einem complemento directo / Akkusativ oder mit einem complemento indirecto/ Dativ einhergehen, wenn sie transitiv sind. Intransitive brauchen eine Ergänzung wie z.B. a. Insoweit könnte man von einer abgeschwächten ACI-Funktion sprechen. Dies wird vor allem deutlich, wenn man bedenkt, dass der Infinitiv im Spanischen oft einen mit que eingeleiteten Relativsatz ersetzen kann; jedoch nur dann, wenn es sich um Verben 1) des Sagens / Mitteilens (decir), 2) der Wahrnehmung (ver) und 3) der Gemütsbewegung (quejarse) handelt, so wie auch der lateinische ACI eben von diesen Verben abhängig war: 1) digo que podiamos ir mañana/ digo, ir mañana; 2) veo que llega lo peor/ veo llegar lo peor;

3) me quejo de que tenga que ir por las mañanas/ me quejo de tener que ir por las mañanas. In Satz 1) ersetzt der Infinitiv sogar einen Tempus (imperfecto) und in Satz

3) einen Modus (subjuntivo presente). Es kommt eher selten vor, dass Infinitivkonstruktionen einen subjuntivo ersetzen, denoch gibt es bestimmte Fälle, wie in 3.1 beschrieben. Die Fügungen ersezten meistens eine Konstruktion mit Wert eines Nebensatzes. Alleinstehende Infinitive werden vor allem als Substantiv und Imperativ verwendet. Hin und wieder stehen sie jedoch auch anstelle eines Perfekts. In folgenden Kapiteln sollen ihre Funktionen näher bestimmt werden.

3. Verschiedene Funktionen des Infinitivs

3.1 Der Infinitiv als Imperativ

Der Infinitiv steht häufig für einen Imperativ, manchmal mit der Präposition a, jedoch nicht obligatorisch: ¡A callar!, ¡a cenar!. Der Imperativ kann jedoch auch ohne eine Präposition stehen. Entweder ergibt sich sein Sinn aus dem Satz oder aber er geht mit ähnlichen Nomen einher: ¡Mucho ánimo y a luchar! ¡Paciencia y barajar!

Der Infinitiv kann als Imperativ der zweiten Person Singular, zweiten Person Plural, Höflichkeitsform und manchmal auch in der ersten Form stehen. Dabei ist die Person jedoch nur aus dem Zusammenhang auszumachen, da der Infinitiv, wie oben erklärt ja keine Numerusanpassung aufweist: ¡Tú a sujetarte los pantalones y a callar! Beim ersten Infinitiv macht auch noch das Pronomen te deutlich, dass es sich hier um die zweite Person Singular handelt, beim zweiten, a callar handelt es sich wieder um den oben beschriebenen Typus mit der Präposition a. Beispiele für die zweite Person Plural sind: Oír niñas..., Ahora, vosotros a estudiar y esta niña a la cama! Ebenso wie bei der Höflichkeitsform muss hier ein Personalpronomen dabeistehen, da sonst unklar ist, an wen sich der Imperativ wendet: Adiós, señorita Elvira, descansar; que ustedes sigan bien y divertirse. In einigen Fällen kann der Infinitiv auch als Imperativ der ersten Person Singular stehen, wie in Alejandro Casonas' Theaterstück "La dama del alba": "...Es bien triste que en toda una vida sólo se pueda recordar un día de

vacaciones...en una casa que no era la nuestra. Y ahora a empezar otra vez. 5 " Auch

hier wird die Präposition a verwendet und die gemeinte Person ist nur durch den semantischen, nicht aber durch den syntaktischen Zusammenhang klar. Die hier genannten Beispiele sind alle aus De Bryune, der sie aus der spanischen Literatur hat6.

Auch der verneinte Imperativ, der sonst durch den subjuntivo ausgedrückt wird, kann mit einem Infinitiv ausgedrückt werden: ¡Por Dios! No hablar de Kierkegaard - dijo la señorita Nord. Somit kann der Infinitiv also nicht nur den imperativen Modus ersetzen, sondern in gewisser Hinsicht auch den subjuntivo. Auch bei Warnhinweisen wird bevorzugt der verneinte Infinitiv verwendet: No fumar; no sujetar las puertas;

no apoyarse en las puertas; Pero hombre señor, ¡sin empujar!

Der iussive Infinitiv (Imperativ in der dritten Person Singular und Plural)), der noch im Lateinischen gängig war (Taceant arma - Die Waffen sollen schweigen), ist noch im Altspanischen und Altleonesischen aufzufinden, jedoch nicht mehr im heutigen Spanisch7.

3.2 Der Infinitiv anstelle eines Perfekts

Ein einfacher Infinitv ohne Pronomen kann anstelle eines Infinitv II (haber + Partizip Perfekt, also infinitvo perfecto) stehen, wenn eine Adverb der Zeit deutlich macht, dass es sich um die Vergangenheit handelt: Salí a la calle después de comer unas costillas asadas, anstelle von después de haber comido..

Der infinitvo perfecto drückt eine implizierte Verpflichtung in der Vergangenheit aus, wobei zum Ausdruck gebracht wird, dass etwas nicht passiert ist. Diese Wendung wird vor allem in der gesprochenen Sprache häufig verwendet: Habermelo dicho, hombre, parecía buen muchacho; Haberlo pensado antes, que a esta situación no te he llevado yo.

Man spricht von infinitivo histórico, wenn der Infinitiv anstelle eines zu erwartenden presen te, im perfecto oder pretérito perfecto simple de indicativo gebraucht wird. Die Präposition a kann vorangehen, ist jedoch nicht obligatorisch. Vor allem klassische Autoren tendieren eher dazu, a wegzulassen: Y por fin, romperme mis cueros y derramarme mi vi no (Cervantes) im Gegensatz zu Pio Barroja: Esa conferencia fue la últi ma y ya con eso, a tomar el avión y a regresar a Mexico. Hier schwingt jedoch auch ein leicht imperativer Gebrauch mit, im Sinne von "und nun, auf nach"

In der heutigen Zeit tendieren vor allem Nachrichtensprecher zum Gebrauch des infinitivo histórico: Ya en la información internacional destacar que el parlamento iraní ha anulado hoy el mandato parlamentario del admirante X.

[...]


1 Langenscheidts Praktische Grammatik

2 RAE: Esbozo de una nueva gramática de la lengua española, Madrid, Espasa Calpe, 1973

3 De Bruyne: Spanische Grammatik, Tübingen, Niemeyer, 1993

4 http://www.ucm.es/info/especulo/bibl_esp/jhispani/rodrig09.html

5 Casona, Alejandro: La dama del alba

6 De Bruyne, 1993

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Invinitivkonstruktionen im Spanischen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Tempus, Modus, Aspekt im Spanischen
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V108981
ISBN (eBook)
9783640071708
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Invinitivkonstruktionen, Spanischen, Tempus, Modus, Aspekt, Spanischen
Arbeit zitieren
Susana Catalina Prat (Autor:in), 2004, Die Invinitivkonstruktionen im Spanischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108981

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