Reinhard Opitz' These der "Bewusstseinsfalsifikation" 30 Jahre später


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2004

26 Seiten


Leseprobe


“The Falsification of Political Consciousness” Reinhard Opitz´ Basic Thesis on Genesis and Development of Fascism, 1974 Thirty Years Later

Dr. rer. pol. habil. Richard Albrecht, PhD.

The author of this scholarly piece –an experienced German cultural scientist and social psychologist- introduces not only into life and work of the German political scientist Dr. phil. Reinhard Opitz (1934-1986) but also takes an essay of him seriously when discussing the specific approach of Reinhard Opitz: his theses of the ´falsification´ of the political consciousness of the German middle classes according to a genetic theory of fascism within 20th century. Reinhard Opitz published his essay titled ´On Genesis and Prevention of Fascism´ in 1974. He presents his thesis as the ´missing link´ to work out why important social groups were in specific historical situations not able to develop self-conscious political ideologies of there own serving their own interests but demonstrated their dependency according to “adapted imperialistic ideology”. Given a monopoly capitalistic historical setting with its imperialistic dominancy, Reinhard Opitz tries to explain the way how a social minority of monopolist groups manages to command a non monopolist majority economically, politically, and ideologically. Moreover, Reinard Opitz generalizes his findings and states that, from his viewpoint, the middle classes are structurally not able to develop political consciousness of there own serving their own non monopolist vital interests and enabling them to seize political power.

The intellectual method applied by Reinhard Opitz as a Marxian scholar is (i) uprising from the very abstract to the very concrete thinking, and (ii) disclosing the hidden forming processes of basic societal developments on backstage of any society which, of course, cannot seen at first glance on societal front stage but must worked out scholarly. Insofar Reinhard Opitz´ approach to the ´concrete totality´ is discussing his subject fascism - both as a social movement and as a social system - is as traditional as elaborated. Finally, Reinhard Opitz tries a more general definition of fascism emphasizing that by no means the fascist movement itself is a necessary condition (as a constitutional element or conditio sine qua non) for the fascist political rule at all: the other form of fascist rule is military dictatorship establishing a totalitarian political system comparable to the fascist party penetrating the state apparatus after having seized power.

Reinhard Opitz´ essay was published in `Das Argument´ - an academic journal of the German New Left – in 1974. The text sketches a specific thesis theoretically – the thesis of the falsification of non-monopolist consciousness by transforming it into imperialistic political ideology – as one empirical possible way of solving the general problem of social integration of the middle classes and their non monopolist interests into the monopolist social system itself practically. The thesis of falsification of the non monopolist consciousness by monopolist forces is, by no means, a scholarly theory of society and/or societal development; for after having completed his Ph.D.-Thesis (as published in 1973) Reinard Opitz was never invited to an academic position or convened as chair holder at any German university enabling Reinhard to continue his scholarly work. Living as a free-lacer on his own pen and being marginalized even within relevant German New Left groups in the last decade of his life, Reinhard Opitz was not able to work systematically as a political scientist. In the city of Cologne where he lived since the middle of the 60ies, Reinhard Opitz died, in April 3rd, 1986, of the cancer: a 51 year old German egg-head who had (in the sense of J.W. Goethe) attempted striving to solve one of the still undetected mysteries of social sciences named genesis and prevention of fascism.

Contents

0. Foreword; 1. Reinhard Opitz, 1934-1986: life and work of a Marxian intellectual. A brief introduction; 2. From ´formed society´ (1965) to ´The Bitburg Ceremony´ (1985): twenty years selected writings of Reinhard Opitz; 3. On the development of fascism: Reinhard Opitz´ historical theory of fascism; 4. Fascism as specific “falsification of nonmonopolist political consciousness”: Reinhard Opitz´ interpretation of the genesis of fascism, 1974; 5. An outlook, thirty years later

REINHARD OPITZ´ THESE DER ´BEWUSSTSEINSFALSIFIKATION´

30 JAHRE SPÄTER

Inhalt

0. Vorbemerkung; 1. Reinhard („Reini“) Opitz (1934-1986) - Kurzhinweis/e zu Leben und Werk eines marxistisch orientierten Intellektuellen; 2. Von der „Formierten Gesellschaft“ (1965) nach ´Bitburg´ (1985): Zwei Jahrzehnte kritische politische Publizistik - un petit tour d´horizon; 3. Über Entstehung und Verhinderung von Faschismus - Reinhard Opitz genetische Faschismus-Theorie in antifaschistischer Perspektive; 4. „Falsifikation des nicht monopolistischen politischen Bewusstseins“ als besonderer Deutungsversuch zur Entstehung von Faschismus; 5. Was bleibt: Ausblick

„Es irrt der Mensch, solang er strebt.“

(J.W. Goethe)

Vorbemerkung

Was folgt ist ein dokumentarischer Kurzessay. Ich skizziere Leben und Werk des Politikhistorikers und Autors Reinhard Opitz unter einem besonderen Gesichtspunkt: seinem Versuch zu erklären, warum sich Menschen im allgemeinen und eine von ihm als ´nicht monopolistische´ Sozialschicht ausgemachte Menschengruppe im besonderen durch ihr empirisches -subjektives- Handeln selbst in Gegensatz zu ihren -objektiven- Interessen bringt: Der Politikhistoriker Reinhard Opitz nennt diesen Vorgang als Autor ´ Bewusstseinsfalsifikation ´ und meint damit einen gesellschaftlichen Bewusstseinsprozess - und nicht etwa verdinglicht-kleinbürgerliches Individualbewusstsein (wie beispielsweise als ´Blendung´ von Elias Canetti sensitiv fiktionalliterarisch verdichtet; Canetti 1935) oder, der ungleichzeitigen Entwicklung geschuldete, Bewusstseinsrückstände (wie etwa von Ernst Bloch als These vom Faschismus als Erscheinungsform der ´Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen´ vertreten; Bloch 1935, 35-145). - Im Zusammenhang des Gesamtwerks von Reinhard Opitz bewegt sich mein wissenschaftlicher Essay damit (um auf eine Form des systematisch-kritischen, d.h. wissenschaftlichen, Herangehens wie ich sie erstmals vor 35 Jahren bei Werner Hofmann erfuhr [vgl. auch Hofmann 1968², 49-66] anzuspielen) auf der operativen mittleren oder Mezzoebene und versucht unterhalb der grossen strategisch-politischen Studien (vor allem Opitz 1973; 1977; 1984; 1988) und oberhalb der kurzen taktisch-politischen Beiträge (etwa Opitz 1969; 1971; 1972; 1975; 1980; 1982; 1989; 1995) das Dritte („tertium“) als einfaches, das (zu oft so) schwer zu machen ist. Ich diskutiere also kritisch-solidarisch diese eine These (Opitz 1974), ihre Entstehung und ihre Konsequenzen. Insofern ist der folgende Text so fragmentarisch wie begrenzt: Es geht nur um eine - handlungstheoretisch und politikpraktisch bedeutsame- Facette der politikhistorischen Studien von Reinhard Opitz1.

Reinhard ("Reini") Opitz (1934-1986) Kurzhinweis/e zu Leben und Werk eines marxistisch orientierten Intellektuellen

"Übrigens erinnere ich mich (als Zeitgenosse) noch ganz gut an Reinhard Opitz als Diskussionsteilnehmer an der Universität Bonn in den 60er Jahren: ein in der damaligen hektischen Zeit bemerkenswert bescheidener, schon fast unscheinbarer Mensch in einem hellen abgewetzten Mantel, der seine strähnigen Haare beim Reden häufig zurückstrich und unaufgeregt sein Faktenwissen in die Debatten einbrachte". Soweit Volker Rohde, damals Student an der Bonner Universität, übers Erscheinungsbild von Reinhard Opitz.

Meine eigene Erinnerung an Reinhard Opitz, den ich zunächst publizistisch, also durch Lektüren, schätzen und später persönlich kennen lernte, ist ähnlich gelagert: „Reini“ - wie er seit seiner Hamburger Studentenzeit im Umfeld der grossformatigen Studenten(monats)zeitschrift konkret genannt wurde (zum auf Ulrike Meinhof strategisch „angesetzten“ sensiblen ´Lyriker´ Reinhard Opitz: Röhl 1974; noch stärker fiktionalisiert: Geisler 1973) -, „Reini“ freute sich, in unsrer Kölner Zeit (1975/78) gelegentlich zum Essen und Reden in den Botanischen Garten 38 kommen zu können. Und als ich ihn einmal, vermutlich 1978, unangemeldet in seiner kleinen, mit Büchern, Zeitschriften und Manuskripten vollgestopften Ehrenfelder Wohnung besuchte, war´s ein eher peinliches, von Reinhard mühsam überspieltes, Treffen: Erst später wurde mir klar, dass Opitz damals als Mitarbeiter der Zeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ des Kölner Pahl-Rugenstein-Verlags (1974/79), unter „überaus belastenden äusseren Verhältnissen“ lebte. Weil es weder in Marburg/Lahn, Münster, Paderborn, Osnabrück noch wo auch immer im damaligen Deutschland gelang, ihn als Professor für Politikwissenschaften zu berufen, lebte Opitz als freier „linker Autor und Wissenschaftler“ immer am Rande (und wohl auch manchmal unterhalb) des Existenzminimums (Fach/Rilling 1999). Besonders bedrückend für ihn als Intellektuellen, wenn er bei Veranstaltungen sah, was da so alles an Lesenwertem auf den Büchertischen lag und zugleich realisierte, dass er nicht einmal einen Bruchteil dessen, was er selbst gern als Bücher und Zeitschriften zum Nachschlagen benützen würde, kaufen und gleich mitnehmen konnte...

In den letzten Lebensjahren, in denen Reinhard noch gelegentlich bezahlte Lehraufträge und öffentliche Vorträge übernahm (z.B. Opitz 1989; 1995), war er nach wie vor, als nun fünfzigjähriger „freischwebender“ Intellektueller, wissenschaftspublizistisch tätig:

„Arbeitslos, ausserhalb der etablierten Wissenschaftsinstitutionen und in tradierten politischen Apparaten der bundesdeutschen Linken marginalisiert, arbeitete Opitz bis zu seinem Tod [...] in seiner Kölner Wohnung bis zuletzt wissenschaftlich weiter, insbesondere an seinem 1984 erschienenen Buch zum ´Neofaschismus´, das als sein Hauptwerk gelten kann.“ (Fach/Rilling in: Opitz 1999/I, 12/13)

Wie bekannt gibt es zwei Grundformen des Sterbens: Entweder Du bist noch mitten im Leben und stirbst plötzlich (“to die with your boots on“). Oder Du siechst dahin („to die of the cancer“) und merkst selbst wie´s zu Ende geht: Reinhard Opitz hatte Lungenkrebs und starb, 51jährig, am 3. April in der Kölner Uniklinik.

Von der „Formierten Gesellschaft“ (1965) nach ´Bitburg´ (1985) Zwei Jahrzehnte kritische politische Publizistik - un petit tour d´horizon

´Namhaft´ wurde der einunddreissigjährige Reinhard Opitz im Herbst 1965 als politischer Publizist und Kritiker des damaligen Bundeskanzlers Ludwig Erhard (CSU). Erhard hatte, seinem atlantischen Vorbild, dem damaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson („The Great Society“ [1964]) folgend, in einem kurzen Zeitschriftenbeitrag im August 1965 nicht nur versucht, die gesellschaftliche Lage als institutionell neu formiert zu beschreiben. Vielmehr hatte der Bundeskanzler auch vor „einem überentwickelten Pluralismus“ etwa im Sinne von Ralf Dahrendorf (1965) in Deutschland gewarnt und zugleich mit, zugegeben: intellektuell eher schlichten, Vorstellungen versucht, übers „zu einseitige materielle Wohlstandsstreben“ hinaus gesellschaftliche Ziele „geistiger Natur“ werthaft zu begründen und normativ als „Freiheit des Menschen für ein neues Zeitalter“ zu setzen (Erhard 1965).

Dagegen hält in einem einige Wochen später in der linkspolitischen Monatszeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ (Köln: Pahl-Rugenstein-Verlag) 9.1965 veröffentlichten Aufsatz ein nicht nur politikhistorisch belesener, sondern auch literarisch gebildeter junger Autor: Reinhard Opitz führt sowohl Erhards Kurztext als auch dessen Stichwortgeber (vor allem Rüdiger Altmann) zunächst intellektuell durch ausführliche kritisch-hermeneutische Deutung/en vor. Und er hinterfragt das gesellschaftliche Leitkonzept im Zusammenhang mit der historischen deutschen Expansionsgeschichte: In seinem ersten ´grossen´ Text gegen den vor vierzig Jahren traditionell-christdemokratisch bestimmten Zeitgeist, der „im Grunde der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln“ ist (Goethe: Faust I, 577-579), finden sich schon alle Argumente, die Reinhard Opitz dann zwei Jahrzehnte lang weiter ausarbeitete: Die kritische Rede ist sowohl von der (historisch: faschistisch-institutionellen) Formierung als Versuch der Lösung des gesellschaftlichen Integrationsproblems in Deutschland als auch von der Stärkung der aussenpolitischen Position und der Rolle Deutschlands als „industrielle Grossmacht“ und Bollwerk gegen den östlichen Sozialismus. Wesentlich an der ´jakobinischen´ Gedankenführung von Reinhard Opitz ist jedoch nicht diese oder jene, oft auch im folgerichtigen Zuendedenken zugespitzte, Einzelheit (etwa zum Wandel von politischen Parteien und Parlament; Opitz 1965, 12/13; 19/20) - sondern vor allem der durch politikhistorische Vergleiche herausgearbeitete Hinweis auf das beginnende Ende und den sich andeutenden Anfang einer neuen politischen Epoche: Dem Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit, die zugleich als Beginn einer möglichen neuen Vorkriegszeit vorgestellt wird (Opitz 1965, 24-28). Und es ist genau diese visionär-imaginative Denkvorstellung, die, zwanzig Jahre später, im Mai 1985, im letztbedeutsamen Vortrag von Reinhard Opitz (an der RWTH Aachen) aufscheint - grad so, als erahnt/e er, dass in der Bitburg-Symbolik des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) auf der politikhistorischen Hinterbühne mehr steckt/e, nämlich der welthistorische Vorbote der Auflösung des ´realsozialistischen´ Blocks, als das auf der Vorderbühne offen sichtbare „Waffenbrüderschaftsspektakel auf dem Bitburger US-Luftwaffenstützpunkt“ (Opitz 1995, 17).

Ob Reinhard Opitz die zwei Jahrzehnte, die ihm als Autor und Publizist von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre an aktiver Lebensarbeitszeit blieben, angemessen genützt hat oder nicht - mögen andere beurteilen. Ich weiss (mit Reinhard Opitz) nur, dass wir auch als Zeitgenossen wohl unsere „eigene Geschichte [machen], aber nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen“ (Marx 1852, 115). Und freilich erinnere auch ich mehrere öffentliche Veranstaltungen, bei denen der Rhetor, sobald er einmal anfing, ´über die Köpfe´ der breiten Mehrheit der Teilnehmer/innen zu reden, dies´ dann aus eigener Kraft nicht nur nicht unterlassen konnte, sondern sich typischerweise immer mehr selbstbezogen äusserte, so dass ihm schliesslich oft nur noch die Organisatoren im Saal höflich zuhörten. Auf der anderen Seite gibt es durchaus Aufsätze und (später gedruckte) Reden von Reinhard Opitz über zwei seiner Hauptthemen - Faschismustheorie und antifaschistische Praxis -, die zeigen, dass und wie konzentriert Reinhard Opitz vortragen konnte (als Beispiele Opitz 1969; 1972; 1980; 1982). Insofern könnte sich, als mediensoziologischer Hinweis für spätere Studien zur politischen Publizistik von Reinhard Opitz, diese These anbieten: Immer dann, wenn Reinhard Opitz sowohl eindeutige Problem- und Themenstellungen als auch begrenzte Redezeiten und Zeilenvorgaben erhielt, akzeptierte und sich daran hielt - war er durchaus in der Lage, als ´unmittelbarer Produzent´ gebrauchswertbezogene Beiträge (Reden und Texte) zu erarbeiten.

Über Entstehung und Verhinderung von Faschismus Reinhard Opitz genetische Faschismus-Theorie in antifaschistischer Perspektive

Wenn allgemeine Hinweise von Siegfried Kracauer („Wer verändern will, muss über das zu Verändernde Bescheid wissen“) und Kurt Lewin („Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“) zutreffen, dann gelten sie im besonderen auch für marxistische Theorie(elemente). Der Herausgeber der linksakademischen Theoriezeitschrift „Das Argument“ (Berlin), W.F. Haug, hat diesen Zusammenhang unter Bezug auf die Bewusstseinsfalsifikationsthese von Reinhard Opitz konkretisiert und betont:

„Der folgende Beitrag von Reinhard Opitz scheint uns geeignet, die Diskussion auf ein höheres Niveau zu heben, [...] weil er die Begriffsbildung konsequent dem Anspruch unterwirft, Aussagen über den Faschismus zu ermöglichen, aus denen sich antifaschistische Strategien ableiten lassen. Der Zusammenhang von methodischer Erkenntnisgewinnung und praktischem Bezug [...] tritt in der Faschismus-Theorie besonders schlagend hervor: Wenn es das Kriterium für die Realitätstauglichkeit einer Faschismus-Theorie sein soll, die neuerliche Etablierung des Faschismus zu verhindern, dann folgt daraus, dass sie sich auf der Objektebene konzentrieren muss aus eine Entstehung. [...] Die Darlegungen von Opitz machen einen zentralen Zusammenhang deutlich: die bündnispolitische Relevanz der Begriffsbildung“ (Haug 1974, 539/540)

So zutreffend W.F. Haugs Absage an jede ´wertfreie´ Sozialwissenschaft war und ist - so wenig beachtet/e dieser Kommentator einen Hinweis von Werner Hofmann auf die Instrumentalisierung sozialwissenschaftlicher Forschung: Schlägt nämlich wissenschaftliche in Gesinnungskontrolle um, dann wird dies ´stalinistisches Denken´ (Hofmann 1968, 62).

Ausgangspunkt und zugleich Klammer zwischen seiner Kritik an der ´formierten Gesellschaft´ (1965) und seiner Bewusstseinsfalsifikationsthese (1974) ist Reinhard Opitz´ Beitrag über „Grundfragen oppositioneller Alternative und Strategie“ (1969):

„Innerhalb der hochentwickelten kapitalistischen Staaten [...] vollzieht sich heute überall die Anpassung der parlamentarisch-formaldemokratischen Verfassungen und der von diesen geschützten Freiräume für unregelmentierte gesellschaftliche Entwicklungen an die Erfordernisse des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Das auf der Verschmelzung von Monopolmacht und Staatsmacht beruhende System, das zu Formen der Planung und Wirtschaftsregulierung übergehen muss und sowohl einem verschärften innerkapitalistischen Wettbewerb wie verschärfter Konkurrenz durch die sozialistischen Länder ausgesetzt ist, kann den relativen gesellschaftlichen Pluralismus [...] nicht mehr vertragen. Daher gleichen sich heute überall die auf dem Boden der kapitalistischen Wirtschaftsordnung stehenden Parteien einander an, verlieren die Parlamente an Einfluss, wird mit allen Mitteln die Integration der Gewerkschaften betrieben [...] Die Opposition braucht, um wesentliche Veränderungen durchsetzen zu können, mindestens mehr als die Mehrheit der Bevölkerung, da die Monopole über den staatlichen Machtapparat verfügen [...] Dies macht eine oppositionelle Strategie erforderlich, die gleichermassen in alle gesellschaftlichen Gruppen hineinzielt und überall die Punkte aufspürt und zum Anlass politischer Aktivität nimmt, in denen die Interessendifferenz zu den Monopolen und ihrer Politik aufbrechen und anhand derer am eindringlichsten bewusst gemacht werden kann, dass das eigene Interesse, logisch zu Ende gedacht, ein dem staatsmonopolistischen System zuwiderlaufendes ist und deshalb nur in einer demokratisierten Gesellschaft eine Chance hat.“ (Opitz 1969, 395; 397/398)

Auch in Reinhard Opitz´ ´grand essay´ „ Über die Entstehung und Verhinderung von Faschismus “ steht freilich nicht das allgemeine „kapitalistische Integrationsproblem“ (Fülberth 1999), sondern das spezielle „monopolkapitalistische Integrationsproblem“ (Opitz 1974, 583) im Mittelpunkt des theoretischen Interesses. Bevor der Autor, der methodisch von der allgemeinen, „sowohl im faschistischen wie im formaldemokratischen Staat gegebenen relativen Nichtidentität von Monopolkapital und monopolkapitalistischer Herrschaft resp. Monopolkapitalistischem Staat“ ausgeht und hervorhebt, dass „auch und gerade im formaldemokratisch organisierten monopolkapitalistischen Parlaments- und Parteienstaat das Monopolkapital nicht ´direkt´ politisch herrscht“ (1974, 578), zu seinem politischen Anspruch und argumentativen Kernpunkt, nämlich zur „Einbeziehung aller nichtmonopolistischen Bevölkerungsschichten in den Kampf gegen Monopolkapital und Faschismus (1974, 575) kommt und dazu im letzten, dritten, Teil seines Beitrags seine „genetische Faschismus“-Theorie mit drei Kernthesen („Der Faschismus ist...“) entwickelt (1974, 582-603), - setzt sich Opitz auf vierzig „Argument“-Druckseiten so ausführlich wie polemisch (und auch, indem er die (legitime) kulturwissenschaftliche Methode des ´Gedankenexperiments´ im Max Weber´schen Sinn [Weber 1904] anwendet) mit historischen wie aktuellen Faschismusdeutungen auseinander. Der Kritikbogen umfasst dabei Kommentare sowohl zu in den zwanziger Jahren von russischen Menschewiki und österreichischen Sozialisten austromarxistischer Orientierung entwickelte historische Totalitarismusthesen (ausführlicher Opitz 1980; vgl. Henning 1976; Fetscher 1983) als auch zu auf Anfang der 30er Jahre in Deutschland publizierten empirischen Hinweisen auf den mittelständischen Charakter der nationalsozialistischen Bewegung vor Machtübergabe, Machtübernahme und Machtausübung der NSDAP 1933 einerseits und auf (sozial)psychologische Deutungen „faschistischer Massenmentalität“ als „überblick über die wichtigsten bisherigen Ansätze einer genetischen Faschismuserklärung“ andererseits (Opitz 1974, 555-582): Nämlich (i) irrationalistische Ansätze, (ii) geistesgeschichtliche Entstehungserklärungen, (iii) sozialpsychologische Ansätze, (iv) bürokratie- oder organisationstheoretische Erklärungsansätze, (v) krisen- und konflikttheoretische Ansätze und schliesslich (vi) „historisch-konkrete Bedingungen“ von Faschismusentstehung/en einbeziehende krisen- und konflikttheoretische Erklärungsansätze wie insbesondere (a) den agrartheoretischen Ansatz („Faschismus als antiindustrielle Rebellion der agraischen und in agrargesellschaftlichen Wertvorstellungen gefangen gebliebenen Bevölkerungsschichten“), (b) die ´Mittelstandstheorie´ („Faschismus als politische Rebellionsbewegung entwurzelter, vom Schicksal der Proletarisierung bedrohter und [...] sowohl antimonopolitisch wie antiproletarisch eingestellter Mittelschichten“) und (c) den marxistischen Ansatz mit ihrer Begründung des monopolkapitalistischen Charakter des Faschismus und der Klassifizierung des faschistischen Systems als „terroristische Form der politischen Herrschaft des Monopolkapitals“ (Opitz 1974, 563, 565, 568).

Opitz diskutiert insbesondere die mit Blick auf politische Herrschaftspraxis zwischen Mittelstands- und Monopolkapitalismusthese/n vermittelnde Bonapartismus- und/oder Bündnisthese/n wie die „Kombination zwischen Mittelstandstheorie und maxistischer Theorie“ (1974, 573). Schliesslich interessiert den Autor die allgemeine Frage, ob überhaupt eine Massenbewegung notwendiges („konstitutives“) Merkmal für die Entstehung von Faschismus als besonderer politischer Herrschaftsform ist. Opitz kritisiert ebenso (breit) „Mittelstandstheoretiker“, die „das monopolkapitalistische System nicht zu denken vermochten“ (1974, 572) wie (knapp) „die marxistische Theorie“, die sich selbst „durch ihre Bindung an die Sozialfaschismustheorie den Weg zu jeder gründlicheren Beschäftigung mit den politischen Systemmechanismen der monopolkapitalistische Herrschaft“ hatte und von daher zur „Fehleinschätzung des gesamten Spektrums und damit auch des ganzen politischen Funktionsmechanismus dieser Gesellschaft“ kam (1974, 582; zur Sozialfaschismusthese vgl. Schleifstein 1980). In der (polemischen) Auseinandersetzung verdeutlicht Opitz auch unter Verweis auf damalige faschistische Herrschaftssysteme in Portugal, Spanien, Griechenland und (seit September 1972) in Chile, dass faschistische Herrschaft und Gesellschaftssysteme ohne Abstützung/en durch faschistische Massenbewegung/en und/oder Partei/en nicht nur denkbar, sondern empirisch möglich sind. Für Opitz ist sind ´Massenbewegung´ und/oder Massenpartei keine „konstitutiven“ Merkmale faschistischer Herrschaft (Opitz 1974, 579/580; vgl. Opitz 1971; 1972; 1975).

„Falsifikation des nicht monopolistischen politischen Bewusstseins“ als besonderer Deutungsversuch zur Entstehung von Faschismus

Wie die damalige ´Marburger Schule´ der Politikwissenschaft geht auch Opitz davon aus, dass „die faschistische Herrschaftsform [...] eine der kapitalistischen Gesellschaft inhärente Möglichkeit und Gefahr ist“ (Bock 1968, 134) und versucht, die besondere faschistische Form bürgerlicher Herrschaft historisch-genetisch „aus der spezifische monopolkapitalistischen Massenbasisproblematik und den Mechanismen der monopolkapitalistischen Integration“ (Opitz 1974, 599) zu erklären. Dabei unterlässt Opitz jede historische und/oder empirische Interessenstrukturanalyse [„Instra“], setzt vielmehr im entwickelten kapitalistischen, d.h. im privat-erwerbswirtschaftlichen, Gesellschaftssystem des 20. Jahrhunderts eine dominante imperialistisch-monopolistische Grundstruktur voraus (genauer: Hallgarten 1955) und geht, unter den Bedingungen demokratisch verfasster Verfassungsstaaten mit allgemeinem, gleichen und geheimen Wahlrecht, vom „monopolkapitalistischen Integrationsproblem“ und seiner spezifisch faschistischen ´Lösung aus. Opitz sieht zwei entscheidende, sich gegenüberstehende Interessensgruppen: Zuom einen die Wirtschaft, Staat und Gesellschaft bestimmende monopolistische Minderheit, zum anderen die ihr unterworfene nichtmonopolistische Mehrheit.

Im dritten, letzten und wichtigsten Teil seines Aufsatzes will Opitz „in einer einzigen kohärenten Theorie“ sowohl „die Erscheinung des Faschismus als Bewegung“ als auch „als Herrschaftssystem in ihren jeweiligen Entstehungsursachen und der Art ihres Zusammenhängens miteinander“ in seiner genetischen Faschismustheorie erklären. Als Leitfrage interessiert, „wie es zum Faschismus komme“, nämlich „einmal die Frage, wie sich überhaupt faschistische Potentiale und Mentalitäten in der Gesellschaft bilden [...]. Zum anderen ist zu fragen, wie es zur Errichtung der faschistischen Diktatur, zum Übergang von der parlamentarischen Demokratie ins faschistische Herrschaftssystem kommt (582/583). Nachdem Opitz politische Herrschaft, auch unter Bedingungen ´formaler Demokratie´, von jeder Gewaltherrschaft unterschieden, generelle Tendenzen zur „Umformung der parlamentarischen Verfassung“ monopolitischer Interessenten angesprochen und „eine ganze Skala abgestufter Methoden zur Sicherung und Beherrschung des Staats durch das Monopolkapital“ angedeutet hat, verallgemeinert er als „objektive Ursache“ für alle Entdemokratisierungsprozesse „den Umstand, dass mit fortschreitender ökonomischer Entwicklung die monopolkapitalistische Profitrealisierung in zunehmendem Umfange überhaupt nur noch vermittels des Staates möglich und damit eine immer direktere, immer institutionalisiertere - spezifisch staatsmonopolistische - Kooperation von Staatsapparat und Monopolwirtschaft zur Funktionsbedingung der monopolkapitalistischen Wirtschaft geworden ist, die die Stärkung der Exekutive und die Entfunktionalisierung des Parlaments in seiner klassischen Aufgabenstellung systemnotwendig macht“ (586/587). Aus dieser allgemeinen Tendenz freilich ergibt sich nicht notwendig eine „akut faschismusträchtige Situation“ (588), sondern vielmehr die „permanente Falsifikation des Interessensbewusstsein der nichtmonopolistischen Schichten“ und „des nichtmonopolistischen politischen Bewusstsein“ als „Bestandsbedingung der formaldemokratischen Form monopolkapitalistischer Herrschaft“ mit der Mystifikation „historisch besonderer gesellschaftlicher Verhältnisse“ als Naturverhältnisse und der „hergestellten Personenbeziehungen“ als Sachzwänge (589).

Innerhalb der nichtmonopolitischen Mehrheit gibt es einmal demokratisches und sozialistisches „Oppositionspotential“, das sich teilweise oder ganz seiner „objektiven Interessen“ bewusst ist. Zum anderen aber „kann die Verletzung der objektiven Interessen der nichtmonopolistischen Schichten dazu führen, dass sich in Zeiten, in denen diese besondere Schärfe annimmt, noch ein weiteres, ganz eigentümliches politisches Potential bildet. Ein Potential nämlich, dessen Merkmal darin besteht, dass ihm zwar die Verletzung seiner objektiven Interessen in der Verschlechterung seiner Lebenslage und der Enttäuschung seiner Lebenshoffnungen praktisch mitteilt und es darüber zunehmend in Erbitterung über die gegebene Wirklichkeit und die sie verantwortenden Parteien gerät, es aber doch ganz in der ihm permanent suggerierten monopolkapitalistischen Ideologie befangen bleibt und daher nicht zur Erkenntnis seiner objektiven politischen Interessen noch gar der Ursachen ihrer Verletzung zu gelangen vermag, sondern die Ursachen seiner ihm unerträglich gewordenen Lage nur entsprechend den Schablonen der imperialistischen Ideologie, die ihm schon immer einen Schuldigen an allen nur erdenklicherweise geltend zu machenden Mißständen zeigte, ihm nämlich das monopolkapitalistische Feindbild suggerierte [...] Es entsteht ein politisches Potential, das seinen Unmut über die bestehende monopolkapitalistische Wirklichkeit nur artikulieren kann in der Forderung nach schärferem, rücksichtloserem Vorgehen gegen die innen- und aussenpolitischen Gegner des Monopolkapitals. Die aber sind, im Innern, das Potential der demokratischen Richtung, und ausserhalb der Landesgrenzen die jeweils am meisten den momentanen Expansionsinteressen des Monopolkapitals im Wege stehende auswärtige Macht oder das für eine Okkupation nächstvorgesehene Land.“ (592/592)

Dieses „Potential von faschistischer Mentalität in den nichtmonopolistischen Schichten“ artikuliert (i) politisch nicht seine eigenen Interessen, sondern entsprechend den „Falsifikationsmechanismen der monopolkapitalistischen Bewusstseinsintegration“, auch im „Gewaltverlangen nach innen und aussen“, keine „genuin mittelständische, sondern adaptierte imperialistische Ideologie“ (592). Und weil „Unselbständigkeit und Orientierungslosigkeit das primäre, ihrer Klassenlage entsprechende politische Merkmal der Mittelschichten ist“ - sind diese Sozialschichten auch sowohl zu einer „realistischen politischen Konzeptionsbildung [als] auch konstitutionell unfähig [...], jemals im monopolkapitalistischen Staat die Macht zu ´ergreifen´“, mehr noch: Sie sind „nicht einmal fähig, sich von selbst zu einer für die Machtausübung oder die Beteiligung an ihr auch nur entfernt in Frage kommenden Kraft zu entwickeln [...] Diese Fähigkeit zu einer realistischen Machtprogrammatik geht dem nichtmonopolistischen Faschismus [...] auf Grund seiner gesamten eigenen Konstitutionsbedingungen ab. Sie kann daher immer nur von aussen in ihn hereingetragen werden.“ (593/594)

Diese Aufgabe übernehmen in einer bestimmten historischen Lage monopolkapitalistische Interessen, Fraktionen und Akteure, typischerweise auch im in sich hochdifferenzierten monopolistischen Interessenslager zunächst aktive Minderheiten. Zugleich ist mit dem ´monopolkapitalistischen Integrationsproblem´ „viel instinktive Ahnung“ über den „potentiellen Reservecharakter“ der faschistischen Partei „für den Fall des Verlustes ihrer eigenen Massenbasis bei allen monopolistischen Gruppen und monopolkapitalistischen Parteien schon immer vorhanden.“ (596). Und auf dieses „Reservepotential“ wird immer dann zurückgegriffen in einer „Situation“, in der „keine Fraktion des Monopolkapitals für die Durchsetzung seiner politischen Hauptinteressen eine hinreichend zuverlässige Massenbasis mehr zu haben meint, dann tritt das Interesse an der Zerschlagung des gesamten bisherigen politischen Organisationsspektrums der Gesellschaft und an der Errichtung eines alle Kräfte unter seiner unmittelbaren Gewalt konzentrierenden terroristischen Diktaturstaats als das genuine objektive Interesse des gesamten Monopolkapitals hervor, und bei der Berufung der faschistischen Partei an die Macht, die nun erfolgt, kann es sich darauf verlassen, dass sie so gut wie seine früheren Parteien nur im Rahmen seines Gesamtinteresses, angesichts aller fortdauernden Monopolgruppenrivalitäten nur als dessen Prokurist handeln wird, weil ihr für eine andere Praxis kein Inhalt zur Verfügung steht.“ (597)

Die Option der „Machteinsetzung der faschistischen Partei“ ist jedoch nicht gesetzmässig vorgegeben. Sondern entspricht, so Opitz, monopolkapitalistischem „kompromissunwilligen Machtmaximalismus“ und nicht der immer auch gegebenen Möglichkeit von „Zugeständnissen an einige demokratische Einzelforderungen der möglichen Massenbasis zur Aufrechterhaltung der formalen Demokratie.“ (598)

Ist hingegen die konkrete historisch-politische Konstellation so ausgeprägt, dass einerseits die politische Desintegration weit fortgeschritten ist, andererseits „den monopolkapitalistischen Parteien mit ihrer zu schmal gewordenen Massenbasis nur ein starkes demokratisches Potential, aber kein nennenswertes faschistisches gegenübersteht“, dann gibt es immer auch die Option einer „faschistischen Militärjunta“ und einen „mittels des Militärapparats errichteten Faschismus“ (599) diktatorisch-staatsterroristischer Ausprägung. Diese Konstellation verallgemeinert Opitz faschismustheoretisch: „Der Faschismus ist nicht an die Bedingung einer Massenbewegung gebunden [...] Der Faschismus kann auch ohne faschistische Massenpartei allein mittels des Militärs errichtet werden.“ (588/589)

Nachdem der Autor seinen Ansatz zur Erklärung der Entstehung von Faschismus noch einmal in sieben Punkten zusammenstellte (nämlich i] Massenbewegungscharakter; ii] imperialistische Bewusstseinsfalsifikation; iii] historisch-politische Lagedefinition; iv]; v] monopolkapitalistische Interessensdominanz gegenüber faschistischer Partei u n d im faschistischen Herrschaftssystem; vi] beide Grundformen des Faschismus; und vii] schliesslich eine dreistufige allgemeine Faschismusdefinition) betont Opitz noch einmal, dass „faschistische Herrschaft zum Terrorismus zugespitzte Herrschaft des Monopolkapitals auch über die Mittelschichten ist“, dass es vor allem „die Mittelschichten auf Grund ihrer sozialen Stellung von allen Klassen und oder Sozialgruppen der kapitalistischen Gesellschaft tatsächlich am schwersten haben, ihre objektiven Interessen zu erkennen“ (602) und dass gerade Angehörige dieser Sozialschichten aller „Okkupation durch die imperialistische Ideologie“ (603) besonders ausgesetzt sind.

Faschistische Gesellschaftssysteme sind wohl funktionsideologisch bestimmt, jedoch inhaltlich nicht (wie Hans Mommsen [1977, 70/71] meint: „Die Verwechslung von Substanz und Form ist das Wesen faschistischer Politik“) beliebig und austauschbar. Faschistische Gesellschaftssysteme sind –so Reinhard Opitz - ihrem materiellen Interessensgehalt nach monopolkapitalistisch und ihrer politischen Herrschaftsform nach staatsterroristisch bestimmt. Entsprechend definiert Reinhard Opitz jede faschistische Diktatur als „diejenige terroristische Form der politischen Herrschaft des Monopolkapitals, die alle politischen Organisationen, in denen sich objektive Interessen nichtmonopolistischer Schichten artikulieren - also vor allem und in erster Linie die genuinen Organisationen der Arbeiterklasse - der Illegalisierung und Verfolgung aussetzt.“ (Opitz 1974, 601)

Ausblick oder was bleibt

Was am Beispiel der historisch-genetischen Faschismustheorie von Reinhard Opitz erinnert wurde - mag, 30 Jahre später, vielen befremdlich erscheinen. Dabei war (wie auch die zitierten Vorbemerkungen des „Argument“-Herausgebers verdeutlichen) dieser 60-Druckseiten-Beitrag nicht nur quantitativ und qualitativ etwas Besonderes: Die antiimperialistisch-antimonopolistische Hauptargumentation entsprach der ´antimonopolistischen´ Bündnisstrategie2 der damals wichtigsten kommunistischen Strömung in der Bundesrepublik Deutschland.

Der Autor, Reinhard Opitz, zeigt darüber hinaus als marxistisch orientierter Intellektueller, was es heisst, sich der ´Anstrengung des Begriffs´ nicht zu verweigern. Seine Bewusstseinsfalsifikationsthese setzt wohl eine gediegene Interessensstrukturanalyse (und damit möglicherweise [zu] viel) voraus - verzichtet aber (selbst) bewusst auf jeden Versuch, sich an die, damals weitverbreitete, Manipulationsthese der ´Frankfurtisten´(Bertolt Brecht) anzuhängen (Horkheimer/Adorno 1947, 5-12), genauer: Reinhard Opitz erwähnt im gesamten Text lediglich einmal genauso beiläufig wie die (gerade in Deutschland besonders ausgeprägte) „ideologiegeschichtlich traditionsreiche Fiktion vom autonomen Staat“ (Opitz 1974, 573; zum ´Staatsbonus´ vgl. Waldmann 2003), dass im monopolkapitalistischen Interesse „ein Teil der Bewusstseinsfalsifikation immer auch als bewusste politische Arbeit, als gezielte politische Massenbeeinflussung, geleistet werden muss“ (1974, 589) - und versucht stattdessen, die von Carl Marx entwickelte wissenschaftliche Methode der Entmystifizierung (des Warenfetisch, vgl. Marx 1867, 85-98) auf die „geistigen Vorstellungen“ ´erfolgreich´ bewusstseinsfalsifizierter und insofern potentiell faschistischer Mittelschichten anzuwenden: Denn was als mittelständische Bewegungsideologie erscheint, so Reinhard Opitz´ Kernhinweis, ist in Wirklichkeit interessensgeleitete und herrschaftsbezogene imperialistische Herrschaftsideologie. Infolge der Unfähigkeit, eine selbstbewusste politische Handlungsstrategie zu entwickeln (und wie Reinhard Opitz meint: überhaupt grundsätzlich entwickeln zu können) ist jede faschistische Massenbewegung mit ihrer „adaptierten imperialistischen Ideologie“ (Opitz 1974, 592) strukturell der „Geherda“ (Bertolt Brecht) des entwickelten (monopol)kapitalistischen Gesellschaftssystems. Mit dieser generellen Deutung des Bewusstseinsfalsifikationsprozesses (oder, genauer: der Herausarbeitung ´tertiärer Exploitation´ in Form enteigneten handlungsleitenden politischen Selbstbewusstseins; vgl. auch Kilian 1971) geht Reinhard Opitz hinaus über historisch-subjektwissenschaftliche Hinweise etwa von Ernst Blochs zu Suggestivität und Dynamik der Hitlerbewegung, zum politischen Opportunismus des „kleinbürgerlichen Packs“ (Bloch 1924, 477) sowie zur Ungleichzeitigkeit ´rückständiger´ Bewusstseinsentwicklung/en (Bloch 1935; 1972) oder von Elias Canetti zur Destruktionserfahrung des „Massenphänomens Inflation“, die auch als destruktivpersonale Entwertung erfahren wird (Canetti 1960, 202-207). Insofern deckt Reinhard Opitz als marxistisch orientierter Sozialforscher einen Funktionsmechanismus wissenschaftlich auf, der eben nicht oberflächlich zutage liegt, sondern erst analytisch aufgearbeitet werden muss. So gesehen, wendet Reinhard Opitz die Hegel-Marx´sche dialektische Methode auf das besondere soziales Feld der „monopolkapitalistischen Integrationsproblems“ argumentativ an. Und es ist gerade dieses philosophisch begründete ´Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten´ (vgl. Hegel 1835), das einerseits die Gedankenführung des Autors so kompliziert erscheinen lässt, das andererseits aber auch bei intellektuellen Forschern, die sich in ihren Arbeits- und Denkfeldern von Vieldeutigkeiten und Polyvalenzen, von Ambivalenzen und Ambiguitäten, von Widersprüchlichkeiten und Inkongruenzen angezogen fühlen, respektiert wird, weil es sich, wie bei Reinhard Opitz´ These der Bewusstseinsfalsifikation, nicht um einfache gebildete Reduktionsmodelle handelt, sondern um methodologisch ambitionierte tiefenstrukturelle Prozesse (vgl. Galtung 1983, 315). Freilich trifft auch auf die Gültigkeit der These vom falsifizierten mittelschichtigen politischen Bewusstsein durch „adaptierte imperialistische Ideologie“ (Opitz 1974, 592) dieser zentrale Hinweis zu:

"In der Theorie wird vorausgesetzt, daß die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirklichkeit besteht immer nur Annäherung; aber diese Annäherung ist umso größer, je mehr die kapitalistische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunreinigung und Verquickung mit Resten früherer ökonomischer Zustände beseitigt ist." (Marx 1894, 184)

Würde Reinhard Opitz die Gelegenheit gehabt haben, seine politikhistorische Bewusstseinsfalsifikationsthese sozialhistorisch u n d kulturwissenschaftlich angemessen auszuarbeiten und zu einer sozialwissenschaftlichen Theorie zu entwickeln – dann hätte er vermutlich auch einen weiteren zentralen Hinweis bedacht und sich auch aufs Wie des (Bewusstseinsfalsifikations-) Prozesses, also den Prozess ihrer Herausbildung, Entwicklung und Verfestigung, zu konzentrieren und sich insofern mit dem „aktiven Verhalten“ jener ihn besonders interessierenden Mittelschichtsgruppen und Mittelständler zu beschäftigen, mit ihren „gesellschaftlichen Lebensverhältnissen und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen“, um „aus den jedesmaligen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu entwickeln“ – eine Forschungsmethode, die, so Carl Marx, „die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode“ ist (Marx 1867, 393; vgl. Albrecht 2001; 2002). Das hätte die auch bei einem (Hannah Arendt vergleichbar) so gebildeten Marxisten wie Reinhard, der –ähnlich später Klaus Ottomeyer (1992: moderne ´Überzähligkeitsangst´) - versuchte, sozialpsychologische Zusammenhänge anzusprechen (Opitz 1989, 99: „Beschwörung von Übervölkerungsängsten“; „Verbreitung von Panik-Ängsten vor einer Übervölkerungs-Katastrophe“), bedeuten müssen, die auch von ihm gelegentlich benützte/n so denunziatorische/n wie formalistische/n guilt-by-association-Rhetorik oder Kontaktschuldhinweise (etwa gegenüber neurechten Publizisten: Opitz 1989, 92-95) abzubauen, um als Wissenschaftler politiksoziologisch anstatt die ´verhimmelter Formen´ von Ideologien ´die jeweiligen Lebensverhältnisse´ von Menschen(gruppen) ins Blickfeld zu nehmen.

Dabei hätte Reinhard Opitz auch von einer so sensiblen Sozialbeobachterin wie Hannah Arendt und insofern auch aus der ´Bibel des Antitotalitarismus´ lernen können: Hannah Arendt (Arendt 1976, 74-87; Arendt 1986, 102-107) fiel nämlich schon Mitte der 40er Jahre des vergangenes Jahrhunderts auf, dass gerade in der Zwischenkriegszeit und im jüdisch geprägten alteuropäischen Milieu professionell tätiger Mittelständler die „Verkehrung [und] und Verwechslung von Sein und Schein“ besonders ausgeprägt war - einerseits Folge der zunächst in Wien schon vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen „theatralischen Kulissenkultur“; andererseits Bedingung für schon damals erkennbare „eigentümliche Verlagerung des Machtbegriffs“ ins Ökonomische und die gleichzeitige Interessensverschiebung auf die „Scheinwelt des Kulturbetriebes“ (Arendt 1986, 103-106), die auch Reinhard Opitz nicht entgangen ist (Opitz 1974, 593-594; 602-603) - auch wenn sich der Autor an dieser bedeutsamen politikhistorischen Entwicklung im Zentraleuropa der Zwischenkriegsperiode desinteressiert zeigte.

Mit irgendwelchen „künstlichen Paradiesen“ (Walter Benjamin) hat sich Reinhard Opitz soweit ich weiss nicht beschäftigt. Und dass erweiterte - ´ Tittytainment ´ genannte - Herrschaftsmöglichkeiten vorstellbar sind und zur kurzfristigen ´Lösung´ des „monopolkapitalistischen Integrationsproblems“ als neue monopolkapitalistische politische Integrationstaktik ohne soziale Integrationsstrategie aufscheinen (mit einem Fünftel der Erwerbsfähigen als Erwerbstätigen und dem Rest Nichterwerbstätiger) - das konnte auch Reinhard Opitz nicht erahnen. Insofern ist sein marxistisch orientierter, historisch-genetischer Erklärungsansatz zur Faschismusentstehung so alteuropäisch wie sein Appell zur Faschismusverhinderung traditionell. Beides spricht meiner Meinung nach genauso wenig gegen Reinhard Opitz´ Ansatz wie dessen bündnispolitische Verschränkung in antifaschistischer Perspektive.

Anmerkungen

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Die Faschismus-Definition Dimitroffs und ihre Bedeutung für die aktuelle Faschismus-Diskussion; in: Reden und Beiträge. Internationales Kolloquium der Marx-Engels-Stiftung [...] aus Anlass des 100. Geburtstages Georgi Dimitroffs; Ffm.: Marxistische Blätter, 1982, 116-125

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Vorwort zur Edition; in: Bd. I, 11-18

2.2. Publizistisch-Fiktionales

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Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band: Der Produktionsprozess des Kapitals [1867]; in: Marx-Engels-Werke, Band 23

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Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion [1894]; in: Marx-Engels-Werjke, Band 25

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Die „Sozialfaschismus“-These. Zu ihrem geschichtlichen Hintergrund. Ffm: Marxistische Blätter, 1980³ [= Marxismus Aktuell 144]

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The Author

Richard Albrecht was a senior lecturer at university level.

He is both a cultural scientist & a social psychologist.

Since 2002 he is the managing editor of the independent online-

magazine for Civil Rights in Germany http://rechtskultur.de

[net ~ 47.165; 021004]

nicht nach deutschem Duden

© Richard Albrecht (2004)

dr.richard.albrecht@gmx.net

[...]


1 Wie in diesem (Deutsch-) Land inzwischen üblich wurden meine Briefe, Faxe und mails, die ich jeweils individuell erarbeitete und schickte, typischerweise gar nicht oder wenn überhaupt meist so mürrisch beantwortet, grad als wär´s peinlich, dass jemand ´von früher´ überhaupt nachfragt. Nicht so Rainer Rilling (Marburg/Berlin) und Volker Rohde (Bonn), die mir Hinweise auf/und Texte von/über Reinhard Opitz gaben; letztgenannter beschaffte mir auch professionell (vide http://www.buchrecycling.de) Opitz-Texte, zuletzt einen von mir übersehenen, später posthum gedruckten, Opitz-Redebeitrag (Opitz 1989)

2 Auf einer wissenschaftlichen Tagung (des damaligen Instituts für Marxistische Studien und Forschungen [IMSF]) habe ich selbst beispielweise fragend-entwickelnd vorgeschlagen, infolge erweiterter Konfliktpotentiale und entsprechend neuer Kampf- und Aktionsformen anstatt vom traditionellen politischen Klassenbewußtsein der Arbeiter vom „antimonopolistischen Konflikt- und Kampfbewußtsein“ zu sprechen und betont: „Sicher bieten sich hier neue Anknüpfungspunkte: freilich sind das nach meiner Auffassung keine Keimformen von politischem Klassenbewußtsein der Arbeiter“ (Albrecht 1974, 167). Die gleichwohl vorhandene doppelte –objektive wie subjektive- Überschätzung des ´subjektiven Faktors´ entsprach damaligem, auch praktischem, Engagement

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Reinhard Opitz' These der "Bewusstseinsfalsifikation" 30 Jahre später
Autor
Jahr
2004
Seiten
26
Katalognummer
V108957
ISBN (eBook)
9783640071463
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Richard Albrecht ist Sozialwissenschaftler (Dr.phil., Dr.rer.pol.habil.) und lebt als Sozialpsychologe, Autor und Ed. von rechtskultur.de in Bad Münstereifel.
Schlagworte
Reinhard, Opitz, These, Bewusstseinsfalsifikation, Jahre
Arbeit zitieren
Dr. Richard Albrecht (Autor:in), 2004, Reinhard Opitz' These der "Bewusstseinsfalsifikation" 30 Jahre später, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108957

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