Interkulturelles Management-Training


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

28 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und ihre Bedeutung

2. Was ist interkulturelle Kommunikation?
2.1. Kultur
2.2. Kommunikation
2.3. Hindernisse in der Kommunikation
2.3.1. Raum
2.3.2. Zeit
2.3.3. Denkmuster
2.4. Ebenen möglicher Mißverständnisse
2.5. Werte und Einstellungen

3. Interkulturelles Training
3.1. Interkulturelle Didaktik: Begriffsbestimmung
3.2. Bedarf und Zielgruppen
3.3. Trainingsziele
3.4. Interkulturelle Handlungs- und Kommunikationskompetenz

4. Trainingskonzeptionen
4.1. Kulturspezifische informationsorientierte Trainings
4.2. Kulturunspezifische informationsorientierte Trainings
4.3. Kulturunspezifische interaktionsorientierte Trainings
4.4. Kulturspezifische interaktionsorientierte Trainings
4.5. Problematik

5. Diskursanalytischer Ansatz

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

8. Zusätzliche Internet-Quellen

1. Einleitung

Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen hat es immer schon gegeben. Durch die Entwicklung moderner Verkehrs- und Kommunikationsmittel hat sich das Ausmaß der Begegnungen aber in den letzten 150 Jahren vervielfacht. Auch das Interesse an interkultureller Interaktion und Kommunikation hat stetig zugenommen. Immer mehr Menschen wollen wissen, was eigentlich vorgeht, wenn Personen, die verschiedenen Kulturen angehören, einander begegnen. Und insbesondere auf dem Welt-Wirtschaftsmarkt, der durch Konkurrenz, Leistungsdruck und internationale Verflechtungen gekennzeichnet ist, gewinnt interkulturelle Kommunikation immer mehr an Bedeutung. An dieser Stelle wird schon klar, daß das Thema interkulturelle Wirtschaftskommunikation nicht nur wissenschaftlich, sondern auch wirtschaftlich sehr interessant ist.

Im Vordergrund dieser Arbeit stehen nun interkulturelle Kommunikationsprobleme und ihre didaktische Umsetzung in verschiedenen Trainingskonzeptionen. Nach einer theoretischen Hinführung zum Thema interkulturelle Wirtschaftskommunikation, wird im Hauptteil das standardisierte Trainingskonzept kritisch diskutiert (Kapitel 3-4). In einem zweiten Schritt folgt die Beschreibung des diskursanalytischen Trainingsansatzes als Trainingsalternative der Zukunft.

Ein vollständige Analyse aller möglichen Aspekte interkultureller Trainingsdidaktik ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Viel mehr soll gezeigt verschiedene Trainingsmethoden exemplarisch dargestellt und kritisch diskutiert werden.

1.1. Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und ihre Bedeutung

Weltweit und europaweit sind Gesellschaften/Unternehmen längst miteinander vernetzt und die politische und wirtschaftliche Unternehmenskommunikation ist seit langem keine monokulturelle Angelegenheit mehr! Für die Bundesrepublik beinhaltet Unternehmenskommunikation schon immer interkulturelle Aspekte. Gründe dafür sind ihre vorwiegend exportorientierte Wirtschaft, sowie eine hohe Zahl an Migrationsarbeitern.

Kommunikation von Menschen innerhalb eines Unternehmens ist bereits eine große Herausforderung. Noch anspruchsvoller ist es, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Firmen/Organisationen und Unternehmenskulturen zu gestalten. In einer Zeit dynamischer Kooperation über alle Grenzen hinweg geht es in Theorie und Praxis der Wirtschaftskommunikation verstärkt um den Umgang mit Kulturunterschieden. Interkulturelle Kommunikation ist zu einem wesentlichen Teil eines interkulturell ausgerichteten Management–Ansatzes geworden.

Sprach- und Kulturkenntnisse (soft skills) werden z.B. für den Umgang mit ausländischen Kunden gebraucht. Wer im Ausland ein Produkt verkaufen will, muß es dem Geschäftspartner möglichst leicht machen, das eigene Waren- und Dienstleistungsangebot zu verstehen und zu bewerten.

Die zunehmende Internationalisierung einer Vielzahl von Arbeitsfeldern drückt sich zum einen in der quantitativen Zunahme der traditionellen Außenbeziehungen aus, zum anderen bewirkt sie eine neue Qualität der Begegnung von kulturdifferenten Werten, Wahrnehmungs- und Interpretationsschemata. Solche kulturellen Erfahrungen gehören also im wachsenden Maße zum Alltag des Zusammenlebens und -arbeitens. Sie manifestieren sich im Alltag in spezifischen Handlungs- und Kommunikationsformen und erfordern im Beruf die Bereitschaft zu längeren Auslandsentsendungen und die Fähigkeit zur Kooperation in multikulturellen Arbeitsteams.

Im Blickfeld stehen dabei in den letzten Jahren verstärkt die asiatischen Länder, die aufgrund ihrer kostengünstigen Produktionsweise für Europa zu einem interessanten Wirtschaftsfaktor geworden sind. In beziehungsorientierten Systemen, wie sie in Asien zu finden sind, ist es für einen deutschen Auslandsmitarbeiter wichtig, persönliche Kontakte über die reine Arbeits- und Geschäftsbeziehung hinaus zu pflegen; diese erfordern fast zwangsläufig auch eine weitergehende Verständigungsmöglichkeit als nur eine Drittsprache (wie z.B. die Verkehrsprache Englisch) (vgl. Knapp 1995: 8-24; Pleines 1998: 78-86/98-106/167-174[1] )

2. Was ist interkulturelle Kommunikation?

Interkulturelle Kommunikation wird allgemein als Kommunikation unter erschwerten Bedingungen beschrieben; als Interaktion, bei der ‚Selbstverständlichkeiten’ plötzlich in Frage gestellt werden und erprobte Verhaltens- und Interpretationsmuster an Gültigkeit verlieren. Die Folgen reichen von Verunsicherung, über stereotype Zuschreibungen bis hin zum Kulturschock.

Kommunikationen gelten dann als interkulturell, wenn damit Kommunikationen zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Kulturen assoziiert werden und auftretende Kommunikationsschwierigkeiten auf kulturelle Differenzen zurück geführt werden können. Wobei in den meisten Fällen nur die Kultur eines Aktionspartners den Kontext für die Kommunikation bestimmt.

Interkulturelle Kommunikation hat also mit kommunikativen Formen der Wahrnehmung, der Klärung und der Lösung sprachlich-kultureller Differenzen zu tun. Denn so manches Mißverständnis auf dieser Ebene hat schon zum Scheitern von wichtigen (Geschäfts)-beziehungen geführt.

Kultur und Kommunikation sind sehr eng miteinander verbunden; wie Edward Hall (Hall:1976) schon sagte: Culture is communication. Gleichwohl ist es angesichts der unüberschaubaren Vielfalt der Definitionen von „Kultur“ und „Kommunikation“ notwendig, die der folgenden Darstellung zugrundeliegende Verwendung dieser Begriffe offenzulegen.

2.1. Kultur

Wodurch werden Gespräche zu interkulturellen Gesprächen? Wann und wie wird der Faktor Kultur in der Interaktionssituation relevant? Ist interkulturelle Kommunikation also gleichzusetzen mit Gesprächssituationen zwischen Vertretern verschiedener Nationalitäten?

Bei der Analyse der Ziele eines Trainings zur interkulturellen Managementkompetenz ist es hilfreich, von einem Kulturbegriff auszugehen, der dieses komplexe Phänomen strukturieren hilft. Die prägnanteste Kulturdefinition stammt von Hofstede. In seinem Werk Kulturen und Organisationen nennt Hofstede Kultur die Software des Geistes (Hofstede 1994: 5). Entsprechend dieser Ansicht ist Kultur die mentale Programmierung, die jedes Mitglied einer gegebenen Gemeinschaft, Nation, Organisation oder Gruppe erlebt und entsprechend derer er voraussichtlich folgerichtig handeln wird. Kultur so verstanden, enthält eine Menge alltäglicher und gewöhnlicher Dinge des Lebens, wie z. B. begrüßen, essen, zeigen oder verbergen von Emotionen; Körperabstand zu anderen, lieben oder Körperhygiene (Hofstede 1994: 5).

Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang die Kulturdistanz. Niederländer, Dänen und Schweizer sind den Deutschen vertrauter als Inder oder Japaner. Die einen stehen uns näher, die anderen erscheinen uns weit entfernt. Mit den Worten nah und fern ist eine Dimension angesprochen, bei der der interkulturellen Begegnung große Bedeutung zukommt. Je mehr Gemeinsamkeiten, umso geringer ist die Kulturdistanz und je weniger Gemeinsamkeiten, desto größer ist die Kulturdistanz zwischen den Völkern. Das heißt für die interkulturelle Kommunikation: Je geringer diese Distanz ist, desto einfacher und wahrscheinlicher ergibt sich ein adäquates Verstehen der anderen Seite. Bei größerer Kulturdistanz dagegen kommt es leicht zu einem Mißverstehen oder Nicht-Verstehen (vgl. Rehbein 1985: 27ff).

Kultur(-gemeinschaften) werden in vielen Diskussionen unter dem Aspekt gemeinsame Nation und Sprache definiert. Natürlich kann man Gespräche zwischen einem Bayern und einem Norddeutschen in einem weiteren Kontext auch als interkulturelle Kommunikation bezeichnen. Aber im Rahmen dieser Arbeit soll der nationale Kulturbegriff verwendet werden.

2.2. Kommunikation

Kommunikation allgemein beschreibt den Austausch, die Verständigung und den Prozeß der Übermittlung von Informationen durch Ausdruck und Wahrnehmung von Zeichen jeder Art. Bei der einfachsten Art der Kommunikation zwischen zwei Personen hat der Sender ein bestimmtes Bild im Kopf, codiert dieses mit Hilfe der Sprache und übermittelt diesen Code. Der Empfänger hört nun das gesprochene Wort, decodiert es und (er-)kennt, im Idealfall, das Bild des Senders. Genau an diesem Punkt setzt die Problematik der interkulturellen Kommunikation an. Unser alltägliches sprachliches Handeln macht das Gemeinte normalerweise nicht explizit – zumindest nicht vollständig – sondern weist über das Geäußerte hinaus auf das zwischen den Kommunikationspartnern als gemeinsam unterstellte (kulturelle) Wissen. Einzelne Äußerungen wie Hiermit ist die Sitzung eröffnet! können gleich mehrere kognitive Schemata auslösen. So z.B. ein Ablaufschema für den Fortgang der Situation, das an die Tagesordnung gebunden ist oder ein Handlungsschema, das die Form und die Abfolge der Redebeiträge der Sitzungsteilnehmer regelt (vgl. Cicourel 1975).

Kommunikative Akte sind eingebettet in Situationen, für die jeweils von einer kulturellen Gruppe festgelegte Verhaltensmuster gelten. Solche soziokulturellen Verhaltensweisen können nach Oksaar (vgl. Luchtenberg 1999: 13) mit Hilfe des Kulturemmodells dargestellt werden, das zugleich für die Verständlichkeit in interpersonaler Kommunikation eine große Rolle spielt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kultureme enthalten soziokulturelle Regeln für bestimmte Kommunikations- und Verhaltenssituationen, deren Erkennen bzw. Nichterkennen oder Akzeptieren bzw. Nichtakzeptieren den Verlauf (interkultureller) Kommunikation beeinflussen kann. Ein wichtiger Grund liegt darin, daß Kultureme in verschiedenen kommunikativen Akten unterschiedlich realisiert werden. Bei der Begegnung mit Menschen anderer Kulturkreise bemerken Manager im kommunikativen Bereich zum Teil sehr unterschiedliches Verhalten im Bezug auf Gruß, Anrede, Tonfall, Körpersprache etc. So manches Mißverständnis auf dieser Ebene hat schon zum Scheitern von (Geschäfts)-beziehungen geführt.

2.3. Hindernisse in der Kommunikation

Der Kommunikationsfluß kann aufgrund kultureller Unterschiede gestört werden. Es gibt eine Menge Kulturunterschiede mit einem direkten Einfluß auf den Kommunikationsprozess. Das sind besonders Unterschiede in der Kontextabhängigkeit und in der Struktur der Botschaft. Jede Botschaft benutzt eine Anzahl still angenommener Voraussetzungen: Der Sender setzt beim Empfänger ein bestimmtes Verständnis von Raum, Zeit und bestimmten Denkmustern voraus. Ohne diese Voraussetzungen wäre Kommunikation unmöglich. In verschiedenen Kulturen werden diese Voraussetzungen aber unterschiedlich realisiert.

2.3.1. Raum

Die Raumvorstellung beinhaltet die räumlichen Bedürfnisse des Menschen und seine Interaktion mit dem ihn umgebenden Raum (Distanzbedürfnis). Das äußert sich beispielsweise in der territorialen Eingrenzung der Privatsphäre oder in der räumlichen Einteilung am Arbeitsplatz. Der Abstand zum Gesprächspartner spielt ein besonders wichtige Rolle bei der mündlichen Kommunikation (Proxemik, Körpersprache) und ist kulturell determiniert. Japaner vermeiden z.B. in der Öffentlichkeit jeglichen Körperkontakt, während Amerikaner dieses Distanzbedürfnis in diesem Maße nicht haben.

[...]


[1] weitere Quellen: http//:www.viadrina.euv-frankfurt-o.de (20.12.2000) ; http//:www.gwdg.de (30.12.2001)

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Interkulturelles Management-Training
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Sprach-und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Hauptseminar: Kommunikation in Institutionen
Note
1,3
Jahr
2001
Seiten
28
Katalognummer
V10889
ISBN (eBook)
9783638171946
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle Kommunikation, Managementtraining, Wirtschaftskommunikation, Kultur, Interkulturelle Handlungs- und Kommunikationskompetenz
Arbeit zitieren
Anonym, 2001, Interkulturelles Management-Training, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10889

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