Die Rolle der Gestik auf dem Teppich von Bayeux


Seminararbeit, 2004

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN

1. Einleitung

2. Die Bedeutung der Gestik des Teppichs von Bayeux
2.1 Die Funktion der wichtigsten Gesten auf dem Teppich von Bayeux
2.1.1 Darlegung des Handlungsverlaufs
2.1.2 Darstellung von Kommunikation
2.1.2.1 Abläufe der Kommunikation zwischen den abgebildeten Personen
2.1.2.2 Redeinhalte
2.1.2.3 Verdeutlichung des Ranges der dargestellten Personen sowie der Über- und Unterordnung in der jeweiligen Situation
2.1.3 Erläuterung von Gefühlen und Überlegungen der Personen
2.1.4 Hervorhebung des göttlichen Willens hinter dem Geschehensablauf
2.2 Charakterisierung der Rollen der wichtigsten Personen mittels der Gebärden
2.2.1 Wilhelm der Eroberer
2.2.2 Harold von Wessex
2.2.3 Bischof Odo von Bayeux

3. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1 Die Krönung Harolds zum englischen König

Abbildung 2 Ein Kundschafter benachrichtigt König Harold über das Heer Herzog Wilhelms

Abbildung 3 Herzog Wilhelm und Bischof Odo erhalten Nachricht von der Krönung Harolds, Wilhelm befiehlt den Bau einer Invasionsflotte

Abbildung 4 Guy von Ponthieu nimmt Harold gefangen

Abbildung 5 Erscheinung des Kometen

Abbildung 6 Der Trauerzug anlässlich des Begräbnisses Edward des Bekenners

Abbildung 7 Harold leistet Wilhelm einen Eid

Abbildung 8 Wilhelm überreicht Harold Waffen

Abbildung 9 Bischof Odo segnet die Speisen

Abbildung 10 Bischof Odo ermutigt junge Soldaten

1. Einleitung

Der Teppich von Bayeux ist ein einzigartiges Dokument aus dem Mittelalter, das die Geschichte der Schlacht von Hastings und die vorangegangenen Ereignisse schildert.

Für die Interpretation des Teppichs sind die dargestellten Gesten, also die Gebärden der abgebildeten Personen sowie deren Handlungen, insbesondere, wenn diesen symbolische Bedeutung zuzumessen ist, von entscheidender Bedeutung. Trotzdem ist gerade der Interpretation der Gestik auf dem Teppich von Bayeux bislang in der historischen Forschung erstaunlich wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden.[1]

In der vorliegenden Hausarbeit soll untersucht werden, welchen Beitrag die auf dem Teppich von Bayeux dargestellten Gesten zur Interpretation der in den Bildern steckenden Botschaften durch den Betrachter leisten können. Als Gesten sollen im Folgenden nicht nur bestimmte Handbewegungen, sondern auch bestimmte Arten von Bewegungen und Haltungen, die den ganzen Körper betreffen, sowie symbolische Handlungen angesehen werden.[2] Die Frage nach der Rolle der Gestik ist umso bedeutungsvoller, als zu der Zeit, in der der Teppich entstanden ist, nur ein überwiegend leseunkundiges Publikum durch den Teppich angesprochen werden konnte.[3]

Zur Klärung dieser Fragen werden zunächst die wichtigsten Gesten des Teppichs herausgestellt und ihre Bedeutung im Hinblick auf die gezeigten Kommunikations- und Handlungsabläufe sowie den äußeren Rahmen der Ereignisse erläutert. Anschließend soll untersucht werden, welche Rollen den wichtigsten Personen vom Künstler, der den Teppich geschaffen hat, zugedacht wurden.

Zunächst sind hier die Rollen, die Wilhelm der Eroberer und sein Kontrahent, Harold von Wessex, im dargestellten Geschehensablauf spielen, anhand einiger ausgewählter Szenen zu charakterisieren, wobei insbesondere nochmals auf die bereits untersuchten Gesten und deren Bedeutung Bezug genommen werden soll.

Eine wesentliche Rolle spielt neben den beiden Hauptpersonen auch Bischof Odo von Bayeux, der von der Mehrheit der Historiker als der Auftraggeber des Teppichs angesehen wird und der seinen Beitrag zu den Geschehnissen um die Schlacht bei Hastings besonders hervorhebt, indem er seinen Handlungen in einigen Schlüsselszenen schicksalsentscheidende Bedeutung beimisst.

Zuletzt soll auf die in der historischen Wissenschaft kontrovers diskutierten Frage, ob es sich bei dem Teppich von Bayeux um ein englisches oder französisches Werk handelt, eingegangen werden. Insbesondere soll untersucht werden, welchen Beitrag die dargestellten Gesten und die hieraus zu folgernde Charakterisierung der Rollen der abgebildeten Personen leisten können.

2. Die Bedeutung der Gestik des Teppichs von Bayeux

Wenn man sich vor Augen hält, dass man es im 12. Jahrhundert mit einer oral dominierten Gesellschaft zu tun hat,[4] wird die Bedeutung von Gesten und Gebärden schnell offensichtlich. Diese können in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit des Lesens und Schreibens nicht kundig ist, einen höheren Wert und eine größere Bedeutung als schriftliche Urkunden erhalten.[5]

Da der Teppich von Bayeux selbst nicht " sprechen " kann und auch die schriftlichen Erklärungen, selbst wenn sie in relativ einfachem Latein geschrieben sind, nicht zwangsläufig vom Betrachter in der damaligen Zeit verstanden werden konnten, da viele Menschen, selbst wenn sie Grundkenntnisse in der lateinischen Sprache gehabt haben sollten, möglicherweise nicht in der Lage waren, die Texte zu entziffern, musste der Künstler die auf dem Teppich dargestellten Vorgänge anderweitig verständlich machen.

Da Menschen in der Lage sind, auch ohne zu sprechen, durch Bewegungen und Gesten mit ihrer Umwelt zu kommunizieren, können sie bestimmte Wirkungen auf ihre Umgebung erzielen.[6] Diese Tatsache macht es dem Künstler möglich, auch einem Publikum, das nicht lesen und schreiben kann, bestimmte Handlungen verständlich zu machen. Wenn man bedenkt, dass die Texte des Teppichs von Bayeux nachträglich hinzugefügt wurden und nicht immer exakt das Dargestellte kommentieren,[7] wird um so deutlicher, wie wichtig die dargestellten Gebärden zum Verständnis des Teppichs sind.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Lesen des Mittelalters ein anderes war, als wir es heutzutage gewöhnt sind. Es war nicht üblich, leise zu lesen, vielmehr las man laut bzw. halblaut und erfasste den gelesenen Text nicht visuell, sondern durch das Hören des soeben Gelesenen. Hören und Sehen sind somit keine getrennten, gegensätzlichen Vorgänge, sondern miteinander verbunden. Wenn der Teppich von Bayeux nun sowohl Bilder, als auch Texte aufweist, dann spricht er sowohl das Auge, als auch das Ohr des Betrachters an. Dem Betrachter wird gleichsam ein historisches Geschehen in der Gegenwart zur Wahrnehmung durch Sehen und Hören dargeboten.[8]

2.1 Die Funktion der wichtigsten Gesten auf dem Teppich von Bayeux

Die Gesten und Gebärden auf dem Teppich von Bayeux haben also insbesondere die Funktion, dem Betrachter die dargestellten Ereignisse zu erläutern, zu begründen oder den ganzen Handlungsablauf oder einzelne Handlungen der dargestellten Personen zu rechtfertigen. Erst durch die Beachtung der Gesten erschließen sich dem Betrachter des Teppichs die Hintergründe, die hinter den einzelnen Geschehnissen stehen.

Insbesondere wird durch die Gesten und Gebärden der dargestellten Personen, zu denen auch die tatsächlichen und symbolischen Handlungen gezählt werden müssen, verdeutlicht, welche Rolle ihnen vom Künstler bzw. Entwerfer des Teppichs im Ablauf der dargestellten Geschichte zugedacht wird. Dies wird im einzelnen noch zu untersuchen sein.

2.1.1 Darlegung des Handlungsverlaufs

Auch wenn der Handlungsverlauf im wesentlichen durch die Reihenfolge der dargestellten Szenen bestimmt wird, sind die Gesten und Gebärden der Personen auf dem Teppich von Bayeux geeignet, diesen zu unterstreichen oder die Dramatik bestimmter Ereignisse besonders hervorzuheben. Dies soll an folgenden, beispielhaft ausgewählten Szenen dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Die Krönung Harolds zum englischen König: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 123 (Ausschnitt)

Auf den ersten Blick scheint es so, als würde König Harold lediglich auf seinem Thron sitzen, was auch durch die lateinischen Inschrift bestätigt wird. Wird die Szene jedoch genauer analysiert, wird deutlich, dass offensichtlich die Krönung Harolds zum englischen König dargestellt ist.

Der Vorgang einer Krönung war im Mittelalter mit mehreren zeremoniellen Handlungen verbunden, die dem damaligen Publikum, für das der Teppich bestimmt war, sicherlich bekannt waren. Die Krönung eines Herrschers erfolgte, wie am Beispiel der Krönung Ottos des Großen belegt werden kann, durch die Salbung und eigentliche Krönung, das Setzen auf den Thron, die Überreichung der Herrscherinsignien sowie Zustimmung des Volkes mit erhobenen Händen.[9]

Auf dem Teppich von Bayeux ist Harold dargestellt, wie er bereits auf dem Thron sitzt, ebenso Erzbischof Stigant, der die Krönung vorgenommen hat, darüber hinaus hält Harold die Herrscherinsignien, mit Ausnahme des Schwertes, welches ihm jedoch dargereicht wird, in den Händen. Außerhalb des Thronsaals befindet sich das Volk, das der Krönung mit erhobenen Händen zustimmt. Aus der Darstellung der verschiedenen Elemente, die für die Krönungszeremonien erforderlich waren, muss für den mittelalterlichen Betrachter der Ablauf der Krönungshandlung ohne jegliche Formfehler offenkundig gewesen sein.

Der Künstler des Teppichs von Bayeux vermochte es auch, zwei Szenen durch eine dritte miteinander zu verbinden, und so die Gleichzeitigkeit nacheinander dargestellten Ereignisse zu verdeutlichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2

Ein Kundschafter benachrichtigt König Harold über das Heer Herzog Wilhelms: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 149

Hier ist zu sehen, wie König Harold auf einen Späher zureitet, der mit seiner linken Hand hinter sich deutet, wo sich das feindliche Heer Wilhelms befindet. Gleichzeitig ist ein weiterer Späher zu erkennen, der nach dem feindliche Heer noch Ausschau hält. Durch die Blickrichtung des linken Spähers, den ausgestreckten Arm König Harolds, sowie den eigenartig gekrümmten linken Arm des rechten Spähers wird die Blickrichtung des Betrachters nach links gelenkt und so die abgebildeten Szene mit der Szene, die zuvor abgebildet ist, verbunden. Der quasi Rücken an Rücken mit sich selbst stehende Späher[10] bildet somit das Bindeglied zwischen zwei Szenen, die sich gleichzeitig ereignen, aber nacheinander dargestellt werden müssen. Gleichzeitig wird so die sich anbahnende Konfrontation zwischen den beiden Heeren angedeutet.[11]

2.1.2 Darstellung von Kommunikation

Die Kommunikation zwischen den dargestellten Personen wird nicht nur durch den angegebenen Text, sondern durch verschiedenartigste Gesten und Gebärden verdeutlicht. Insbesondere seien hier Befehls-, Zeige- Frage-, und allgemeine Gesprächsgesten genannt, die wieder an einigen beispielhaft ausgewählten Szenen demonstriert werden sollen.[12]

2.1.2.1 Abläufe der Kommunikation zwischen den abgebildeten Personen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3

Herzog Wilhelm und Bischof Odo erhalten Nachricht von der Krönung Harolds, Wilhelm befiehlt den Bau einer Invasionsflotte: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 126

Die Abbildung 3 dargestellte Szene zeigt, wie ein Bote Herzog Wilhelm und Bischof Odo die Nachricht von der Krönung Harolds zum englischen König überbringt. Nach einer Diskussion mit Odo befiehlt Herzog Wilhelm, Schiffe zu bauen.

Wilhelm deutet mit seiner linken Hand zurück auf den Boten und verdeutlicht so, dass dessen Nachricht offensichtlich zunächst Inhalt des Gespräches zwischen ihm und Bischof Odo ist. Gleichzeitig zeigt Herzog Wilhelm mit seiner Rechten in die entgegengesetzte Richtung, wo bereits in der nächsten Szene Vorbereitungen zum Schiffsbau getroffen werden. Der dabei ausgestreckte Zeigefinger bei den gleichzeitig angelegten übrigen Fingern stellt dabei einen Befehlsgestus dar. Bischof Odo pflichtet seinem Halbbruder mit der erhobenen flachen Hand zu und deutet mit der anderen Hand ebenso aus Blickrichtung des Betrachters gesehen nach rechts zur nächsten Szene. Gleichzeitig steht neben Odo bereits ein Handwerker, der an dem in seiner rechten Hand befindlichen Beil erkenntlich ist und der ebenfalls auf die Schiffsbauszene deutet. Da nicht anzunehmen ist, dass der Handwerker an den Gesprächen zwischen Herzog Wilhelm und Bischof Odo grundsätzlich beteiligt ist, muss dieser offensichtlich erst nach bzw. im Laufe der Diskussion herbeigerufen worden sein.[13]

Obwohl die ausgewählter Szene alle Personen gleichzeitig darstellt, kann doch aus der Geste auf den Verlauf der Handlung bzw. des Gespräches geschlossen werden, ebenso wird deutlich, in welcher Reihenfolge die Personen auftreten.

2.1.2.2 Redeinhalte

Schwieriger ist es, Inhalte der Kommunikation in den jeweils dargestellten Szenen deutlich zu machen. Der Künstler des Teppichs benutzt hierzu bestimmte Frage- und Antwortgesten, aus denen zumindest im Kontext mit den anderen Darstellungen auf dem Teppich auf den Inhalt der jeweiligen Gespräche geschlossen werden kann. Beispielsweise sei hier wieder auf die Szene, die Abbildung 2 dargestellt ist, verwiesen.

König Harold deutet mit ausgestrecktem rechten Arm nach links, wo sich das feindliche Heer Herzog Wilhelms befindet. Aus der Art, wie der Arm soweit als möglich ausgestreckt ist, lässt sich für den Betrachter erkennen, dass Harold einen Punkt in der Ferne anvisiert. Auch wenn Harold dabei den Zeigefinger vollstreckt und die anderen Fingern angelegt sind, lässt sich durch die Deutung auf ein unbestimmtes bzw. weit entferntes Ziel erkennen, dass hier wahrscheinlich kein Befehlsgestus vorliegt. Es handelt sich offensichtlich um einen Fragegestus. Der Späher deutet mit seiner Linken ebenfalls in die Richtung, in der sich das feindliche Heer befindet. Auch er benutzt einen ausgestreckte Zeigefinger und hat die übrigen Fingern angelegt. Auch hier ist eindeutig, dass es sich nicht um einen Befehlsgestus handeln kann, da der Kundschafter mit Sicherheit keinerlei Befehlsgewalt über seinen König haben kann. Seine Geste muss also zwangsläufig als Antwort auf die Fragegeste König Harolds interpretiert werden.

2.1.2.3 Verdeutlichung des Ranges der dargestellten Personen sowie der Über- und Unterordnung in der jeweiligen Situation

Der Teppich von Bayeux kennt vielfältige Möglichkeiten, ein Über- oder Unterordnungsverhältnis zwischen den dargestellten Personen kenntlich zu machen. Beispielsweise ist des öfteren dargestellt, dass sitzende mit stehenden Personen kommunizieren, wobei sich dadurch, dass eine Person (oftmals auf einem Thron) sitzen darf, während der Gesprächspartner stehen muss, schon ihr höherer Rang bildlich dargestellt wird.[14]

Der Rang einer dargestellten Person wird in den Abbildungen auf dem Teppich von Bayeux auch durch die Kleidung, die die einzelnen Akteure tragen, dargestellt. So fällt zum Beispiel ein prunkvolles gemustertes Gewand auf, das auf dem Teppich nur dreimal gezeigt wird und nur von hochrangigen Persönlichkeiten (Herzog Wilhelm, Bischof Odo und Guy von Ponthieu) getragen wird.[15]

Ein Über- oder Unterordnungsverhältnis kann sich auch aus der jeweiligen Situation ergeben, auch wenn sich grundsätzlich gleichrangige Personen begegnen oder das Rangverhältnis zwischen ihnen sonst auch umgekehrt sein könnte. Eine solche Szene enthält der Teppich von Bayeux mit der Verhaftung Harolds durch Guy von Ponthieu (vgl. Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4

Guy von Ponthieu nimmt Harold gefangen: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 97

Obwohl Harold als Earl von Wessex Guy von Ponthieu grundsätzlich mindestens gleichrangig ist, wird er durch seine Gefangennahme seines hohen Ranges beraubt. Besonders deutlich wird dies dadurch, dass einer der Männer Guys Harold ergreift, was besonders bildlich durch das "am Kragen packen" dargestellt wird. Harold wird quasi von Guy in Besitz genommen. Dieser demonstriert dadurch, dass er Harold berührt, seine Macht bzw. seinen Besitzanspruch über ihn.[16] Dazu ist es nicht einmal erforderlich, dass er Harold selbst festnimmt bzw. berührt, die Festnahme Harolds durch einen seiner Soldaten versinnbildlicht seine Macht über diesen ebenso deutlich, wie wenn er selbst "Hand anlegen" würde. Im Gegenteil, die Tatsache, dass Guy sich nicht selbst "die Hände schmutzig machen muss", sondern sich eines seiner Männer bedienen kann, unterstreicht noch die hohe Position, die er innehat.

Harold hingegen ist in der gegenwärtigen Situation Guy als dessen Gefangener auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sein sonst hoher Rang als Adliger ist in diesem Moment bedeutungslos, er kann allenfalls dazu beitragen, seinen Wert als Gefangener hinsichtlich etwaiger Lösegeldzahlungen zu erhöhen und somit sein Leben zu retten.

Die Art und Weise, wie der Soldat Harold erfasst, zeigt seine momentane Überlegenheit bzw. Höherrangigkeit über Harold. Er kann mit einer vornehmen Person wie Harold " umspringen " wie es ihm ansonsten nicht gestattet wäre.

2.1.3 Erläuterung von Gefühlen und Überlegungen der Personen

Der Teppich von Bayeux enthält Szenen, aus denen sich die Emotionen der dargestellten Personen deutlich herauslesen lassen. Besonders offenkundig wird dies bei den Betrachtern des Kometen (vgl. Abbildung 5)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5

Erscheinung des Kometen: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 124

Besonders bei den beiden äußeren Betrachtern des Sterns sind deutliche emotionale Regungen erkennbar. Der rechts abseits von der Gruppe alleinstehende Betrachter weist mit der seltsam angewinkelten linken Hand in Richtung des Sterns. Gleichzeitig wird seine Erregung durch die zur Faust geballte rechte Hand plastisch dargestellt. Seine Blickrichtung ist nicht auf den Kometen gerichtet, vielmehr hat er den Kopf umgewandt und steht im Blickkontakt mit dem kleinsten Betrachter der Gruppe, der links neben den anderen steht und - offenbar entsetzt durch die Mitteilungen des rechten Betrachters - seine rechte Hand an seine Brust drückt bzw. an sein Herz legt, während seine linke, ebenso wie die seiner Kameraden, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Kometen deutet.[17] Das Entsetzen der Menschen, die den Kometen sehen, wird umso verständlicher, als der Komet als böses Vorzeichen angesehen wurde, welches schreckliche Ereignisse ankündigt.[18]

2.1.4 Hervorhebung des göttlichen Willens hinter dem Geschehensablauf

Die Religiosität der Menschen im christlichen Europa war im Mittelalter ungleich stärker ausgeprägt als heute. Insbesondere die Kirche im späten 11. Jahrhundert, also der wahrscheinlichen Entstehungszeit des Teppichs, postulierte, dass der göttliche Heilsplan die weltlichen Vorgänge bestimmen würde.[19] Insofern ist nicht überraschend, dass der Wille Gottes auf dem Teppich von Bayeux immer wieder direkt oder auch nur indirekt dargestellt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6

Der Trauerzug anlässlich des Begräbnisses Edward des Bekenners: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 121

Eine direkte Darstellung Gottes findet sich in der Szene, in der der Trauerzug anlässlich des Todes König Edwards gezeigt wird (vgl. Abbildung 6). Die segnende Hand über der Kirche symbolisiert dabei den Segen Gottes.

Es mag im Rahmen dieser Untersuchung dahingestellt bleiben, ob Gottes Segen hier der frisch erbauten Abteikirche von Westminster gilt bzw. deren Weihe symbolisiert werden soll,[20] oder ob sie sich auf den soeben verstorbenen König bezieht, diesen quasi in den Rang eines Heiligen erheben sollte.[21]

Dass hinter dem gesamten Geschehensablauf der Wille Gottes steht, wird, wenn auch erst auf den zweiten Blick, deutlich, wenn man die Szenen analysiert, in denen die dargestellten Personen ihre Gebärden mit der linken Hand vollführen, obwohl man eigentlich den Gebrauch der rechten Hand erwarten würde. Während rechts bzw. die rechte Hand die positiven Handlungen symbolisiert, stellt die linke Seite bzw. die linke Hand in der Symbolik des Mittelalters die Falschheit und die unrechten Handlungen dar. Wenn nun also entgegen aller Erwartungen die linke anstelle der rechten Hand gebraucht wird, ohne dass äußere bzw. gestalterische Zwänge vorliegen, muss dies eine besondere Bedeutung haben.[22]

Die Betrachter des Kometen deuten auf diesen allesamt mit ihrer linken Hand (vgl. Abbildung 5), die negative Bedeutung des bösen Vorzeichens wird so noch verstärkt.[23] Das Unheil, das über der Herrschaft Harolds schwebt, ist nun offenkundig, zumal auch die Krönungszeremonie bereits mit einem Makel behaftet ist.

Betrachtet man die Szene, in der die Krönung Harolds zum König von England dargestellt ist (vgl. Abbildung 1), so fällt auf, dass das Volk seine Zustimmung ebenfalls mit der linken Hand kundtut. Dem mittelalterlichen Betrachter wird so bereits das Unrecht suggeriert, das die Herrschaft Harolds als König von England darstellt. Verstärkt wird diese Annahme noch durch die Tatsache, dass die Krönung Harolds durch Erzbischof Stigant vorgenommen wird, der als Häretiker galt.[24]

Auch der Späher, der König Harold über das feindliche Heer unterrichtet, deutet auf dieses mit seiner linken Hand (vgl. Abbildung 2). Hier wird besonders deutlich, dass der Gebrauch der linken Hand eine besondere symbolische Bedeutung haben muss, denn der Späher benutzt diese auffällig unnatürlich, während er viel einfacher die rechte Hand gebrauchen könnte. So aber kann der kundige Betrachter bereits das Unheil erahnen, das in Gestalt der Streitmacht Wilhelm des Eroberers naht.[25]

2.2 Charakterisierung der Rollen der wichtigsten Personen mittels der Gebärden

Die Hauptrollen in den Darstellungen auf dem Teppich von Bayeux sind zweifellos Harold von Wessex und Wilhelm dem Eroberer zugedacht worden. Daneben ist auch Bischof Odo von Bayeux in einigen Szenen dargestellt, die verdeutlichen, dass auch ihm ein nicht unbedeutender Anteil am Sieg Wilhelm des Eroberers über Harold zugeschrieben wird. So ist nicht verwunderlich, dass Odo von der Mehrzahl der Historiker als Auftraggeber des Teppichs angesehen wird.[26]

2.2.1 Wilhelm der Eroberer

Die Rolle, die der Teppich von Bayeux Wilhelm dem Eroberer zugedacht hat, lässt sich isoliert betrachtet nur mit Einschränkungen fundiert darstellen. Wilhelm wird als energischer und tatkräftiger Herrscher dargestellt, der die Initiative ergreift und seine Rechte durchsetzt.[27]

Seine Legitimation, die ihn zur Eroberung Englands berechtigt, wird aber vor allem aus dem Verhältnis Harold/Wilhelm deutlich. Als Schlüsselszene kann hierbei die Darstellung gelten, in der Wilhelm Harold einen Eid abnimmt (vgl. Abbildung 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7

Harold leistet Wilhelm einen Eid: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 117 (Ausschnitt)

Wilhelm ist als Herrscher dargestellt, er sitzt, während Harold einen Treueid leistet. Er hält sein Schwert aufrecht in der rechten Hand, was durchaus als Symbol für die Gerechtigkeit, die er als zukünftiger Königin von England auszuüben gedenkt, interpretiert werden kann. Bemerkenswert ist, dass diese Szene die einzige ist, in der ein Schwert einerseits aufrecht gehalten wird, andererseits aber noch in seiner Scheide steckt.[28] So wird vermieden, dass der Eindruck entstehen könnte, Wilhelm habe Harold zu Ableistung des Eides gezwungen. Vielmehr wird deutlich, dass Harold den Eid freiwillig leistet und so Wilhelm als zukünftigen König von England anerkennt. Es steht somit außer Zweifel, dass sich Wilhelm im Recht befindet, wenn er später England erobert und so seine Ansprüche auf den englischen Thron sichert.

Unterstrichen wird dies noch durch die Tatsache, dass Wilhelm in dieser Szene mit der linken Hand auf Harold, der den Eid leistet, deutet. Die Verwendung der linken Hand hat in diesem Fall offensichtlich keine negative Bedeutung, vielmehr erfolgt sie aus zwei Gründen: Zum einen befindet sich wie schon erwähnt in der rechten Hand bereits das Schwert, wodurch die Gerechtigkeit Wilhelms symbolisiert wird, zum anderen wird so der Eindruck vermieden, er würde einen Befehlsgestus gegenüber Harold ausführen, den man bei Verwendung der rechten Hand annehmen müsste.[29]

Eine weitere Szene, aus der die Rolle Wilhelms sowie sein Verhältnis zu Harold deutlich wird, wird auf dem Teppich von Bayeux in der zeitlichen Abfolge kurz vor der Eidesleistung dargestellt, in der Wilhelm Harold mit Waffen ausstattet (vgl. Abbildung 8).

Die Bedeutung der Waffenübergabe durch Wilhelm an Harold spielt eine nicht unwichtige Rolle. Sie muss deshalb genauer untersucht werden, um die Rechtmäßigkeit der Handlungen Wilhelms und Harolds beurteilen zu können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8

Wilhelm überreicht Harold Waffen: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 115 (Ausschnitt)

Die Übergabe einer Waffe konnte im Mittelalter eine Herrschaft begründen.[30] Allerdings würde sich aus der auf dem Teppich erzählten Geschichte kein Sinn darin ergeben, wenn Wilhelm durch die Waffenübergabe an Harold diesen als Herrscher über sich bzw. über England anerkennen würde, denn dann würde er sich mit der Geltendmachung eigener Ansprüche auf den englischen Thron ins Unrecht setzen. Darüber hinaus hätte in diesem Fall die oben dargestellte Eidesszene anders dargestellt werden müssen. Wenn Harold Wilhelm überhaupt einen Eid geleistet hätte, zum Beispiel dergestalt, dass er zusichern würde, eine gerechte Herrschaft auszuüben, hätte er mit Sicherheit nicht die gegenüber Wilhelm rangniedrigere Position eingenommen. Wenn durch die Waffenübergabe also eine Herrschaft Harolds begründet werden sollte, dann kann es sich allenfalls dann darum gehandelt haben, dass er förmlich in seinen Rechten als Earl of Wessex bestätigt werden sollte oder dass ihm im Königreich England unter der Herrschaft Wilhelms ein einflussreicher Posten zugedacht war.[31]

Insgesamt wird durch diese Szene verdeutlicht, dass Wilhelm ein gerechter Herrscher ist, der Harold stets freundlich und seinem Rang entsprechend behandelt hat. An der Legitimation und Eignung Wilhelms als König von England sollte für den mittelalterlichen Betrachter nun kein Zweifel mehr bestehen.

2.2.2 Harold von Wessex

Die Rolle, die der Teppich von Bayeux Harold von Wessex zugedacht hat, ist dem gegenüber nicht ganz so vorteilhaft, auch wenn er für manche Historiker sogar eine noch gewichtigere Rolle spielt als Wilhelm der Eroberer selbst.[32] Obwohl Harold der "Verlierer" der ganzen Ereignisse, die auf dem Teppich von Bayeux dargestellt sind, ist, bedeutet dies nicht, dass ihm quasi eine "Schurkenrolle" zugedacht wäre. Solange Harold seinen Eid noch nicht gebrochen hat, wird er durchaus positiv dargestellt. Er erweist sich als tapferer Ritter und Ehrenmann, der von König Edward mit einer wichtigen Mission betraut wird, an der Seite Wilhelms kämpft und sogar zwei von dessen Soldaten aus dem Treibsand rettet und von Wilhelm freundlich und ehrenvoll behandelt wird.

Erst nach dem Eidbruch beginnt sich sein Schicksal zu wenden, wie eindrucksvoll an den unglücklichen Vorzeichen, unter denen seine Herrschaft steht, gezeigt wird. Erwähnt seien hier nur das Erscheinen des Kometen und die Mängel, mit denen seine Krönung behaftet ist. Ab diesem Zeitpunkt verlässt Harold das Glück. Mit dem Bruch des Eides, den er überdeutlich auf zwei Reliquienschreine abgelegt hat, wendet er sich gegen den Willen Gottes und das Recht, so dass sein späteres Scheitern, seine Niederlage in der Schlacht von Hastings und schließlich sein Tod unausweichlich sind.[33] An ihm vollzieht sich die Strafe des Himmels dafür, dass er wenn auch nicht aus schlechtem Charakter sondern vielmehr aus menschlicher Schwäche heraus den heiligen Eid gebrochen und unrechtmäßig die Herrschaft angetreten hat.[34]

2.3 Bischof Odo von Bayeux

Der Künstler des Teppichs von Bayeux bemüht sich deutlich, auch Bischof Odo eine herausragende Rolle zuzuerkennen. So ist Bischof Odo nicht nur anwesend, als Wilhelm den Bau der Invasionsflotte befiehlt (vgl. Abbildung 3) und bestätigt mit seiner linken Hand den Befehl Wilhelms, während seine rechte Hand seinen Status als Zuhörer symbolisiert, wodurch deutlich wird, dass sein Rat von Wilhelm dem Eroberer offensichtlich gesucht und geschätzt wurde. Auch vor und während der Schlacht von Hastings kommt Odo in zwei Szenen eine herausragende Rolle zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9

Bischof Odo segnet die Speisen: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 140, 150 (Ausschnitt)

So segnet Bischof Odo vor der Schlacht in einer Szene, die in ihrer Ausgestaltung an Darstellungen des letzten Abendmahls erinnert, Speise und Trank und zeigt sich so gleichsam für den göttlichen Segen, der den Feldzug Wilhelms begleitet, "verantwortlich".[35]

Wenn Kuder der abgebildeten Szene eine Ähnlichkeit mit dem Abendmahl wegen fehlender Sakralität und des Benehmens der tafelnden Personen abspricht,[36] kann dem entgegengehalten werden, dass es sich um ein Mahl in einem Feldlager handelt, bei dem eine zu „sterile“ und sakrale Atmosphäre sicherlich nicht besonders glaubwürdig gewirkt hätte. Das Auftragen von Brot und Fisch sowie die Position des Odo, der gleichsam den Part von Jesus inmitten seiner Jünger einnimmt, ist wohl deutlich genug, um Gedanken an das Abendmahl aufkommen zu lassen.

Eine noch größere Bedeutung, die über den reinen geistlichen Beistand der Normannen hinausgeht, kommt Bischof Odo direkt in der Schlacht zu. In einer kritischen Situation, in der die normannische Armee von den Engländern bedrängt wird, und Panik auszubrechen droht, der ermutigt Bischof Odo, der deutlich an dem Stab, den er hoch erhoben in der Hand hält, zu erkennen ist (vgl. Abbildung 10), junge Soldaten und verhindert so die Niederlage der Normannen.[37]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10

Bischof Odo ermutigt junge Soldaten: Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen S. 160

Darüber hinaus wird die Bedeutung Odos auf dem Teppich von Bayeux noch dadurch herausgehoben, dass die Eidesleistung von Harold offensichtlich in Bayeux stattfindet (vgl. Abbildung 7), während sie nach den zeitgenössischen Angaben von Wilhelm von Poitiers in Bonneville-sur-Touques stattgefunden haben soll.[38] Zu Recht hat sich deshalb in der historischen Forschung die Ansicht durchgesetzt, das Bischof Odo von Bayeux der Auftraggeber für den Teppich war.

3. Schlussbetrachtung

Wie gezeigt werden konnte, kann die Deutung der Gesten und Gebärden auf dem Teppich von Bayeux dazu beitragen, die dargestellten Ereignisse zu verstehen und ihre Hintergründe herauszuarbeiten.

Die Tatsache, dass sich der Teppich von Bayeux ursprünglich an ein Publikum richtete, das größtenteils des Lesens und Schreibens nicht mächtig war, jedoch mit eigenen Augen die Geschichte von der Eroberung Englands durch Wilhelm sehen sollte, ohne sich dabei nur auf Erzählungen oder Vorlesungen beschränken zu müssen, ermöglicht es uns, mittels dieses einzigartigen Dokuments den dargestellten Ausschnitt aus der mittelalterlichen Geschichte gleichsam als Augenzeugen mitzuerleben. Im Gegensatz zu den sonst häufiger vorliegenden schriftlichen Dokumenten können wir hier eine zusätzliche Perspektive, nämlich die bildliche Darstellung, in die Interpretation der dargestellten Geschehnisse einbringen.

Unter Historikern werden bereits seit dem Beginn der Untersuchung des Teppichs von Bayeux unterschiedliche Ansichten darüber vertreten, ob der Teppich ein englisches oder französisches Werk ist. Für jede dieser Meinungen lassen sich gute Gründe vorbringen. Wenn man nun die Bedeutung der Gesten und Gebärden in die Beantwortung dieser Streitfrage einbezieht, so wird man zu dem Ergebnis kommen müssen, dass der Teppich wahrscheinlich normannischen bzw. französischen Ursprungs ist. Die Rolle, die Wilhelm der Eroberer, Harold von Wessex und Bischof Odo von Bayeux spielen, sowie der, wenn auch erst auf den zweiten Blick ersichtliche, hinter dem ganzen Geschehen stehende göttliche Wille bzw. das vorbestimmte Schicksal der Akteure weisen deutlich darauf hin, dass der Teppich die Ansprüche Wilhelms auf den englischen Thron sowie dessen Handlungen legitimieren soll. Insbesondere Wilhelm und Odo erweisen sich als tatkräftige Fürsten, die im Einklang mit dem Willen Gottes handeln bzw. den göttlichen Willen vollstrecken, während Harold die Rolle des unglücklich - weil gegen den göttlichen Willen - handelnden Gegners, der zu Recht für seine unrechtmäßige Aneignung der englischen Krone bestraft wird, übernehmen muss.

Es erscheint deshalb unter dem Gesichtspunkt der Beurteilung der Gesten und Gebärden wenig logisch, dass der Teppich von Bayeux, ein angelsächsisches Werk ist, denn dann hätte sich der Künstler nicht immer wieder so eindringlich darum bemühen müssen, die Ansprüche Wilhelms zu legitimieren. Vor allem würde man erwarten, dass ein englischer Künstler die Szene, in der Harold Wilhelm den Eid leistet, so gestaltet hätte, dass ein gewisser Zwang zur Eidesleistung bestand.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Künstler, der den Teppich von Bayeux geschaffen hat, sehr geschickt Gesten und Gebärden der dargestellten Personen dazu nutzte, die Ereignisse vor und in der Schlacht bei Hastings aus einer pro normannischen Sicht darzustellen.

Literaturverzeichnis

Birrel, F. F. L.: Guide to the Bayeux Tapestry, London: Victoria + Albert Museum, Departement of Textiles 1921

Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen, München/New York: Prestel-Verlag 1994

Kuder, Ulrich: Der Teppich von Bayeux oder: wer hatte die Fäden in der Hand?, Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuchverlag 1994

Kuhn, Andreas: Der Teppich von Bayeux in seinen Gebärden. Versuch einer Deutung, in Studi Medievali 3 ser. 33/1, 1992 S. 1 - 71.

Nitschke, August: Bewegungen in Mittelalter und Renaissance. Kämpfe, Spiele, Tänze, Zeremoniell und Umgangsformen, Düsseldorf: Schwann 1987

Schmitt, Jean-Claude: Die Logik der Gesten im europäischen Mittelalter, Stuttgart: Klett Cotta 1992

Stenton, Frank (Herausgeber); Bertrand, Simone; Digby, George; Gibbs-Smith, Charles; Mann, James; Nevinson, John; Wormald, Francis: The Bayeux Tapestry, London/New York: Phaidon Press Ltd. 1957

Wenzel, Horst: Hören und Sehen, Schrift und Bild. Kultur und Gedächtnis im Mittelalter, München: Beck 1995

[...]


[1] Vgl. Kuhn, Andreas: Der Teppich von Bayeux in seinen Gebärden. Versuch einer Deutung, in: Studi Medievali 3 ser. 33/1, 1992: S. 1

[2] Vgl. Schmitt, Jean-Claude: Die Logik der Gesten im europäischen Mittelalter, Stuttgart: Klett Cotta 1992: S. 28 ff.

[3] Vgl. Wenzel, Horst: Hören und Sehen, Schrift und Bild. Kultur und Gedächtnis im Mittelalter, München: Beck 1995: S. 377

[4] Wenzel, H.: Seite 162,

[5] Schmitt, J.-C.: S. 17.

[6] Nitschke, August: Bewegungen in Mittelalter und Renaissance. Kämpfe, Spiele, Tänze, Zeremoniell und Umgangsformen, Düsseldorf: Schwann 1987: S. 40

[7] Kuder, Ulrich: Der Teppich von Bayeux oder: wer hatte die Fäden in der Hand?, Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuchverlag 1994: S. 31

[8] Wenzel, H.: Seite 302

[9] Nitschke, A.: S..88

[10] Kuder, U.: Seite 18

[11] Grape, Wolfgang: Der Teppich von Bayeux. Triumphdenkmal der Normannen, München/New York: Prestel-Verlag 1994: Seite 71

[12] Kuhn, A.: Seite 4ff.

[13] Kuhn, A.: Seite 14.

[14] Kuhn, A.: Seite 25

[15] Stenton, Frank (Herausgeber); Bertrand, Simone; Digby, George; Gibbs-Smith, Charles; Mann, James; Nevinson, John; Wormald, Francis: The Bayeux Tapestry, London/New York: Phaidon Press Ltd. 1957: Seite 72

[16] Kuhn, A.: Seite 38

[17] Kuhn, A.: Seite 34.

[18] Grape, W.: Seite 124

[19] Ebenda: Seite 81.

[20] Kuder, U.: Seite 59

[21] Kuhn, A.: Seite 30,31.

[22] Kuhn, A.: Seite 54.

[23] Ebenda: Seite 58

[24] Ebenda: Seite 32,33.

[25] Ebenda: Seite 57

[26] Birrel, F. F. L.: Guide to the Bayeux Tapestry, London: Victoria + Albert Museum, Departement of Textiles 1921: Seite 3

[27] Grape, W.: Seite 81.

[28] Kuhn, A.: Seite 60.

[29] Kuhn, A.: Seite 60

[30] Nitschke, A.: Seite 87.

[31] Kuhn, A.: Seite 44.

[32] Stenton, F.: Seite 33.

[33] Vgl. Grape, W.: Seite 58.

[34] Kuhn; A.: Seite 41,42.

[35] Kuhn, A.: Seite 31, 32.

[36] Kuder, U.: S. 64

[37] Birrel, F. F. L.: S. 8

[38] Grape, W.: S. 58.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der Gestik auf dem Teppich von Bayeux
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Seminar zum Einführungskurs: Alteuropäische Schriftlichkeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V108859
ISBN (eBook)
9783640070503
Dateigröße
777 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Gestik, Teppich, Bayeux, Seminar, Einführungskurs, Alteuropäische, Schriftlichkeit
Arbeit zitieren
Bernd Adam (Autor:in), 2004, Die Rolle der Gestik auf dem Teppich von Bayeux, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108859

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