Räumliche Strukturanalyse der Region Stuttgart


Facharbeit (Schule), 2003

6 Seiten, Note: 14 Punkte


Leseprobe


Räumliche Strukturanalyse

Region Stuttgart

Die Region Stuttgart befindet sich im Südwesten Deutschlands und liegt somit im Bundesland Baden-Württemberg. Stuttgart liegt zwar in der Peripherie Deutschlands, jedoch ideal im Zentrum von Europa. Im Innland gelegen hat die Region eine sehr gute Verkehrsanbindung nach Deutschland und ganz Europa, denn mit einem Binnenhafen, einem Flughafen, mehreren Autobahnen und der Bahnverbindung ist Stuttgart gut zu erreichen. Die Region erstreckt sich von 49°20 bis 48°50 nördlicher Breite und 8°50 bis 9°50 östlicher Länge und ist nach Norden durch Heilbronn abgegrenzt, nach Süden durch Reutlingen, die östliche Grenze bildet Göpplingen und die westliche Pforzheim.

Das Gebiet zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es vom Relief her sehr flach ist und auf einer Höhe von 200-300m über N.N. liegt. Die Böden sind von relativ guter Qualität und in der Umgebung von Stuttgart sind viele Wiesen und Wälder zu finden.

In Stuttgart selbst und auch in dem engeren Verflechtungsraum gibt es sehr viele, große Industrieansiedlungen und die Verkehrsinfrastruktur ist, wie schon beschrieben, sehr gut.

Die Bevölkerungsdichte Stuttgarts ist mit 708 Einwohnern pro Quadratkilometer relativ hoch. Sie liegt deutlich über der durchschnittlichen Einwohnerdichte Deutschlands, die 233 E/km² beträgt. Den Raum Stuttgart kann man somit als Ballungsraum für Industriestandorte bezeichnen. Er kann auch mit anderen Ballungsräumen, wie zum Beispiel Duisburg/Essen (794 E/km²) konkurrieren.

Eine derartig hohe Bevölkerungsdichte könnte also bedeuten, dass diese Region wirtschaftlich und strukturell sehr stark ist. Es lässt sich außerdem vermuten, dass es wenige Arbeitslose gibt und die Verdienstmöglichkeiten gut sind. Mit großen erfolgreichen Automobilkonzernen wie DaimlerChrysler und der Porsche AG, kann davon ausgehen, dass Stuttgart als Verdichtungsraum sehr wirtschaftsstark ist.

Diese Vermutungen bestätigen sich auch mit dem positiven Wanderungssaldo von 1‰ im Jahr 1997. Wenn man bedenkt, dass eine strukturschwache Region wie die Mecklenburgische Seenplatte einen Wanderungsverlust von 8‰ hat, kann man daraus schließen, dass die Region Stuttgart recht attraktiv sowie zum Arbeiten als auch zum Wohnen sein müsste. Die Stuttgarter Bevölkerung ist im Zeitraum von 1990 – 1997 um 4,1% gestiegen und beträgt jetzt insgesamt 2,56 Mio. Einwohner auf einer Fläche von circa 3500 km².

Mit der Analyse der ausschlaggebenden Wirtschaftsfaktoren erkennt man, dass Stuttgart zu einer der wirtschaftstärksten Regionen im gesamten Bundesgebiet gehört.

Konzerne wie der Mobilfunkhersteller Alcatel, die Siemens AG, die Porsche AG oder der größte Nutzfahrzeughersteller der Welt, DaimlerChrysler, haben ihren Haupt- oder Firmensitz direkt in Stuttgart oder im engeren Verflechtungsraum.

Ein Indikator auf die Wirtschaftskraft der Region sind die gemeindlichen Steuereinnahmen, die in Stuttgart bei circa 803 Euro pro Einwohner liegen. Diese Steuereinnahmen geben Hinweis darauf, wie viel Gewerbesteuer, Einkommensteuer und Vergnügungssteuer eine Gemeinde bekommt. Sind diese Einnahmen hoch, lässt sich daraus schließen, dass die Gemeinde sehr strukturstark ist und viele Betriebe angesiedelt sind.

Im Vergleich zu Stuttgart hat die strukturschwache Region Havelland-Fläming nur gemeindliche Steuereinnahmen von circa 281 Euro / Einwohner, also nur etwa ein Drittel der Steuereinnahmen des Raumes Stuttgart.

46,7% der Beschäftigen in Stuttgart arbeiten im Sekundären Sektor, wozu unter anderem das Verarbeitende Gewerbe gehört. Da die großen Automobilbetriebe sehr viele Beschäftigte haben, die dem Sekundären Sektor zugehören, erklärt es, dass fast die Hälfte aller Beschäftigen im produzierenden Gewerbe tätig sind. In Ostfriesland zum Beispiel beträgt der Anteil der Beschäftigten im Sekundären Sektor nur 34,3%. In Ostfriesland sind die meisten Beschäftigten im Tertiären Sektor tätig, denn die vielen Kur- und Heilbäder an der Nordseeküste benötigen natürlich auch viele Beschäftigte im Dienstleistungsbereich. Im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet liegt Stuttgart auch deutlich über dem Durchschnitt, da in der Region der Anteil der Beschäftigten um die Hälfte höher als der Bundesdurchschnitt (30,1%) ist.

In dem Raum der Mecklenburgischen Seenplatte verdient ein Beschäftigter in der Industrie monatlich etwa 1840 Euro, im Gegensatz dazu ist das Bruttomonatseinkommen eines Beschäftigen in der Industrie in Stuttgart fast doppelt so hoch, nämlich 3431 Euro. Das lässt einmal auf die Qualifikation und Qualität der Arbeitsplätze Rückschlusse ziehen, da bei hohen Berufsvoraussetzungen auch ein höheres Gehalt gezahlt wird, des weiteren kann man Rückschlüsse auf die Wirtschaftsstärke der angesiedelten Betriebe und Konzerne ziehen, da ein umsatz- und gewinnstarkes Unternehmen wie zum Beispiel die Porsche AG seinen Beschäftigen auch mehr zahlen kann. Diesen genannten Indikator kann man auch gleich mit dem nächsten verknüpfen, denn im Raum Stuttgart ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger mit 24,4‰ sehr niedrig im Vergleich zu Ostfriesland (50,7‰) wo jeder zwanzigste Sozialhilfe empfängt.

Ebenfalls die Arbeitslosenquote ist mit nur 7,1% (Region Stuttgart) im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit 11,9% um ein Drittel niedriger und erklärt die gute Wirtschaftslage sowie die gute Arbeitsmarktlage in dem Raum. Im Havelland-Fläming ist die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch wie in Stuttgart, dort sind 15,1% der Erwerbsfähigen ohne Job.

Man kann von einer Magnetwirkung der Region Stuttgart sprechen, wenn man die Pendlersaldos der verschiedenen Regionen Deutschlands betrachtet: 8,4% der Erwerbstätigen kommen nicht aus dem Verflechtungsraum Stuttgart sondern pendeln für die Arbeit nach Stuttgart, im Gegensatz dazu das Pendlerdefizit in der Region Ostfriesland mit 7,6% der Erwerbstätigen, die in Ostfriesland wohnen, dort jedoch nicht arbeiten können oder wollen. Der hohe Pendlerüberschuss zeigt wieder die Wirtschaftskraft der Region, da das Arbeitsplatzangebot und der Arbeitsmarkt sehr gut sind und deswegen viele zum Arbeiten nach Stuttgart fahren.

In einem strukturstarken Raum wie Stuttgart ist höchstwahrscheinlich auch eine hohe Ausländerquote zu erwarten, diese Vermutung bestätigt sich auch.

Mit 17,5% Ausländeranteil an der Bevölkerung liegt Stuttgart nicht nur um das Doppelte über dem Bundesdurchschnitt (8,8%) sondern auch deutlich über dem Ausländerdurchschnitt von Baden-Württemberg (12,1%). Dieser hohe Ausländeranteil gibt Hinweise auf das hohe Arbeitsplatzangebot, besonders in dem Sekundären Sektor. Viele gut qualifizierte Facharbeiter aus den EU-Ländern (31,1% der Ausländer), jedoch auch aus der Türkei (28,1%) haben einen festen Arbeitsplatz im industriellen Ballungsraum Stuttgart. Viele der Ausländer sind wahrscheinlich auch in Deutschland gebliebene Gastarbeiter, die besonders zur Zeit der Nachkriegswirtschaft angeworben wurden.

Stuttgart bleibt auch im aktuellen Geschehen am Ball und wirbt viele neue Betriebe und Firmen an. So wurde vor kurzem der Synergiepark Stuttgart ins Leben gerufen, der eine Existenzgründung und Betriebsansiedlung vereinfacht und unterstützt. Durch die vielen verschiedenen Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen besteht in Stuttgart ein Zentrum, in dem die Fühlungskontakte der Firmen und Konzerne sehr gut ausgeprägt sind.

Auch in der Bildungsbranche gibt Stuttgart ähnliche, positive Impulse. Das Starter Center in Stuttgart ermöglicht eine einfache, teilweise subventionierte Existenzgründung und informiert zu Fragen des Einstiegs und der generellen Orientierung. Im Starter Center kann man Gewerbe in Stuttgart anmelden und Kontakte zu künftigen Geschäftspartnern knüpfen.

Da viele Betriebe und Firmen auch viele Arbeitsplätze und vor allem Ausbildungsplätze bieten, ist die Ausbildungsplatzdichte in Stuttgart so hoch, wie in fast keiner anderen Region Deutschlands. Für 100 Nachfrager nach einem Ausbildungsplatz stehen im Schnitt in Stuttgart 102 Ausbildungsplätze zur Verfügung, was auf einen Ausbildungsplatzüberschuss hinweist. Im Vergleich zur Region Stuttgart schneidet zum Beispiel Havelland-Fläming im Ausbildungsplatzangebot um einiges schlechter ab: Mit nur 85,1 Ausbildungsplätze für 100 Nachfrager. Zurückzuführen ist diese Disparität auf die wirtschaftliche Stärke und die vielen Betriebe der Region Stuttgart, denn auch die Forschungsinfrastruktur ist in Stuttgart sehr gut ausgebaut. 18 Universitäten und 22 weitere Forschungseinrichtungen machen den Ballungsraum auch wissenschaftlich zu einem deutschen Spitzenreiter, denn im Patentgeschehen hat Stuttgart die Nase vorn: 45% der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten von ganz Baden-Württemberg konzentrieren sich auf die Region Stuttgart.

Die enge Verzahnung und Zusammenarbeit von Produktionsunternehmen wie die Siemens AG, Dienstleistungsunternehmen sowie wissenschaftlichen Einrichtung macht Stuttgart zu einem leistungsstarken Standort. Das spiegelt sich auch in der Studentendichte der Region wieder. Mit 15,8 Studenten je 1000 Einwohner liegt Stuttgart zwar unter dem Bundesdurchschnitt (21,3 Studenten / 1000 Einwohner), jedoch ist die Studentendichte fast doppelt so hoch wie die von der Region Ostfriesland (8,9 Studenten / 1000 E).

Man kann also sagen, dass die Zukunftschancen eines Auszubildenden oder eines Studenten in Stuttgart sehr gut sind.

Laut PISA-Studie hängt in Deutschland die Bildung sehr stark vom sozialen Status der Familie ab, was auf die Region Stuttgart auch voll und ganz zutrifft, da die Stuttgarter gute Verdienste haben, die Zahl der Sozialhilfeempfänger und Arbeitslosen niedrig ist, sind auch die Bildungschancen und das Bildungsniveau auf einem hohen Stand.

Auch die Ausbildungswanderer-Statistik zeigt, dass Stuttgart in Sachen Bildung und Zukunft eine Magnetwirkung hat, denn im Jahr 1997 kamen im Durchschnitt 7,2 Auszubildende (18-25 Jährige) je 1000 Einwohner in die Region Stuttgart, um dort zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen. Im Gegensatz dazu hat die Region der Mecklenburgischen Seenplatte ein Ausbildungswandererdefizit von 8 Auszubildenden / 1000 E. Die Region Stuttgart ist, wie man sieht, für Auszubildende aus dem gesamten Bundesgebiet sehr attraktiv und zukunftssicher.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass Stuttgart einen Spitzenplatz unter den Bildungsstandorten der Bundesrepublik einnimmt, denn die Region kann mit renommierten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen wie etwa die Max-Planck-Institute, die Fraunhofer-Institute, und das Forschungszentrum der Deutschen Forschungsanstalt für Luft und Raumfahrt glänzen.

31,1 Prozent des Stadtgebietes von Stuttgart stehen unter Landschaftsschutz und 6,5% unter Naturschutz. Wälder und Wiesen säumen den Verflechtungsraum von Stuttgart. Man kann also davon ausgehen, dass die Umweltbedingungen und die Landschaft für die Stuttgarter sehr wichtig sind. So ist der Schadstoffausstoß (Stickstoffdioxid) in den letzten 10-15 Jahren um ganze 80% gesunken. Nach Budapest finden sich in Stuttgart die ergiebigsten Mineralquellen Europas. Diese positive Umweltbilanz müsste sich auch auf die Wohnqualität und die Wohnverhältnisse auswirken.

Diese Vermutung lässt sich anhand der Neugebauten 1-und 2-Familienhäuser der Region Stuttgart nur bedingt bestätigen. 30,8% aller Neubauten sind 1-und 2-Familienhäuser, in Ostfriesland hingegen nimmt dieser Anteil der Neubauten mehr als das Doppelte der Prozentpunkte von Stuttgart ein (68,9%). Allerdings kann man diesen geringen Anteil der 1-und 2-Familienhäuser in Stuttgart damit erklären, dass die Grundstückspreise aufgrund der Attraktivität sehr hoch sind und es deshalb ökonomischer ist, Wohnhäuser für mehrere Haushalte auf der gleichen Grundstücksfläche zu bauen. Außerdem ist der Verdichtungsraum Stuttgart eine eher städtische Region, in der Wohnungen wahrscheinlich mehr nachgefragt sind als im ländlichen Raum Ostfriesland.

Die Wohnqualität in Stuttgart scheint jedoch sehr zufrieden stellend zu sein, da sich die Stadtverwaltung viel Mühe und Gedanken macht, das Leben und Wohnen angenehmer zu gestalten. So wurde von der Stadtregierung ein 12-Punkte-Programm ausgearbeitet, nach dem besonders die Familien unterstützt und gefördert werden. Ein Punkt dieses Programms ist die so genannte FamilienCard. Alle Stuttgarter Familien, bei denen der Gesamtbetrag der Einkünfte 82.000 Euro jährlich nicht übersteigt, erhalten die FamilienCard. Familien mit vier und mehr Kindern erhalten die FamilienCard unabhängig von der Höhe ihres Einkommens. Sie wird ausgestellt für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 16 Jahre. Jedes Kind bekommt auf seine FamilienCard ein Guthaben von 60 Euro jährlich, das für bestimmte Angebote wie Kulturveranstaltungen, Museen oder Schwimmbäder verwendet werden kann.

Des Weiteren bietet Stuttgart auch viele kulturelle Möglichkeiten, wie zum Beispiel das neue Kunstmuseum, welches am 17. Juli 2004 eröffnet wird. Das öffentliche Personennahverkehrsnetz ist in der gesamten Region um Stuttgart sehr gut ausgebaut, mit der S-Bahn, zum Beispiel, erreicht man auch 45 Kilometer entfernte Orte wie Pforzheim.

Alles in allem kann man sagen, dass die Region Stuttgart ein attraktiver, wirtschafts- und wissenschaftsstarker Ballungsraum ist. Mit Projekten wie dem Synergiepark Stuttgart, dem Starter Center und auch dem 12-Punkte-Programm bestätigt und erweitert Stuttgart seine wirtschaftlich starke Position in der Bundesrepublik. Es bestehen gute Chance für Ausbildung und Beruf, Forschung und Entwicklung. Auch das tägliche Leben dürfte recht interessant und attraktiv sein, da die Stadtverwaltung viel für das Wohl der Bevölkerung tut.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Räumliche Strukturanalyse der Region Stuttgart
Veranstaltung
Facharbeit
Note
14 Punkte
Autor
Jahr
2003
Seiten
6
Katalognummer
V108595
ISBN (eBook)
9783640067916
Dateigröße
345 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ohne Sekundärliteratur.
Schlagworte
Räumliche, Strukturanalyse, Region, Stuttgart, Facharbeit
Arbeit zitieren
Malte Kamrath (Autor:in), 2003, Räumliche Strukturanalyse der Region Stuttgart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108595

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