Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe: Stellung des Bürgertums


Referat / Aufsatz (Schule), 2003

10 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A) Einleitung
1.1 Thematik

B) Hauptteil
2.1 Neue Gattung „Bürgerliches Trauerspiel“
2.2 Die Zeitumstände und der absolutistische Fürstenstaat
2.3 Das Bürgertum im 18.Jahrhundert
2.4 Louises machtlose Stellung
2.5 Millers machtlose Stellung
2.6 Die machtlose Stellung Wurms

C) Schluss

A) Einleitung:

1.1 Thematik:

Friedrich Schiller berichtet in seinem Drama ,,Kabale und Liebe", das in der Zeit des `Sturm und Drang′ entstanden ist, von der Liebe zwischen dem jungen Adeligen Ferdinand von Walter und der Bürgerstochter Louise Miller. Wegen der gesellschaftlichen Zwänge bleibt beiden am Ende nur der Tod übrig. Die Gesellschaft verbietet eine Verb

indung, denn zwischen Adel und Bürgertum besteht eine gegenseitige Abneigung. Der Ständeunterschied zerstört letztendlich die Liebe zwischen Luise und Ferdinand. Schiller zeigt in dem Stück, dass der Adel den gesellschaftlichen Unterschied zum skrupellos zum eigenen Vorteil nutzt und das Bürgertum dem ohnmächtig ausgeliefert ist.

In der damaligen Zeit war Die Bevölkerung dem Herrscher schutzlos ausgeliefert. Das Stück „Kabale und Liebe“ entstand aus der ,,Empörung gegen den Herzog Karl Eugen und aus der Tiefen Einsicht in die Unmoral vieler Regenten dieser Zeit"( Nachbemerkung zu Kabale und Liebe, Stuttgart 2001, S.145). Schiller hatte es nach seiner Flucht aus Stuttgart 1782, wo er unter dem vom Herzog Karl Eugen verhängten Reise- und Schreibverbot litt, begonnen. Er schloss sein Werk „Kabale und Liebe“ wo er unter dem vom Herzog Karl Eugen verhängten Reise- und Schreibverbot litt 1783 in der Provinz ab.

B) Hauptteil

2.1 Die neue Gattung „Bürgerliches Trauerspiel“:

Das Werk „Kabale und Liebe“ kann man nur verstehen, wenn man die Zeitumstände betrachtet, in welchen das Stück geschrieben wurde. Auf die geschichtliche, politische und soziale Situation des 18.Jahrhunderts verweisen nicht nur Schauplätze, Personen, Umstände und zahlreiche Details, sondern auch die Grundkonzeption als „bürgerliches Trauerspiel“. Sie ist typisch für die Emanzipationsbewegung des 18.Jahrhunderts. Diese Literarische Gattung war 1784 in Mode. 1755 hatte Lessing mit Miß Sara Sampson das erste bürgerliche Trauerspiel in Deutschland geschrieben. Was bürgerlich am „bürgerlichen Trauerspiel“? Die Antwort ist bis heute umstritten. Karl S. Guthke 1976 meint: „Den bürgerlichen Charakter dieser Stücke bestimmen nicht in erster Linie der soziale Stand der Protagonisten, nicht einmal der soziale Stand der Autoren (auch dort finden wir Adelige). Bürgerlich sind vielmehr die Moralvorstellungen, die im Stück von den Protagonisten vertreten werden; bürgerlich sind die Beziehungen die zwischen den Hauptpersonen bestehen und die im Stück problematisiert werden.“ Nach Wieland liegt der bürgerliche Charakter darin, dass das Private zum ersten Mal Gegenstand der Tragödie ist. Deshalb hat er 1973 das bürgerliche Trauerspiel auch ein „Privat-Trauerspiel“ genannt. Die vorangegangen Tragödien des deutschen Barocks und der französischen Klassik zeichnen sich durch öffentliche Handlungen.

2.2 Die Zeitumstände und der absolutistische Fürstenstaat

Im 18.Jahrhundert war Deutschland in der Entwicklung innerhalb Westeuropas stark zurückgeblieben: Die Grundstruktur war agrarisch, 80% der Bevölkerung lebten auf dem Land, die Städte waren klein, ländlich und idyllisch. Das Gebiet des heutigen Deutschlands bestand damals aus 300 kleinen bis winzigen Fürstentümern. In Frankreich dagegen war seit dem Dreißigjährigen Krieg der Absolutismus zur Regierungsform aufgestiegen. Wie viele andere Staaten Europas, kopierten auch deutsche Kleinstaaten das neue französische Herrschaftsmodell. In „Kabale und Liebe“ vertritt Karl Eugen von Württemberg den typischen Vertreter eines absolutistischen Herrschers. Schiller lebte 1759 bis 1805 und beschreibt somit als Zeitzeuge diesen Willkürherrscher, der seine Stellung rücksichtslos missbraucht und ausnützt, um seine eigenen Wünsche zu erfüllen. Oftmals schreckten sie sogar vor Gewalt nicht zurück. Die Fürsten verschwendeten große Geldsummen für rauschende Feste gaben und zum Bau von Prunkschlösser. Diese größenwahnsinnigen Machtdemonstrationen mussten bezahlt werden vor allem Bauern und die Bürgerschicht mussten für die finanziellen Belastungen aufkommen. Allein durch Steuern konnten die Kosten nicht gedeckt werden. Eine rücksichtslose Einnamensquelle damals war der Verleih von Berufssoldaten. In Kabale und Liebe ließ der Präsident sogar 7000 „Landeskinder“ an die amerikanische Front schicken.

2.3 Das Bürgertum im 18.Jahrhundert:

Das Bürgertum, der dritte Stand bestand hauptsächlich aus Beamten, Kaufleuten, Händlern, Handwerkern und Bauern. Im Vergleich zu Frankreich oder England war das Bürgertum in Deutschland noch nicht so ausgebildet. Dort waren vor allem die Kaufleute durch den Handel mit Produkten aus ihren überseeischen Kolonien zu viel Reichtum gekommen. Die deutschen Händler hatten es schwerer, damals fehlte ein einheitlicher nationaler Markt. "Stark beeinträchtigt wurde der Handel durch die Absonderung der Wirtschaftsräume, durch zahlreiche Binnenzölle, vielerlei Münzsysteme, ein unentwickeltes Kreditwesen, unvorstellbar schlechte Straßen und die geringe Zahl der schiffbaren Kanäle." (Q, Bettina Kempf, Die gesellschaftlichen Verhältnisse). Trotzdem entwickelte sich der 3.Stand nur langsamer. Am Ende des 18.Jahrhunderts gab es in Frankfurt/Main die ersten Guldenmillionäre in den Handelshäusern und Manufakturen. Eine neue bürgerliche Schicht bildete sich heraus, die vor allem bildungsorientiert war, bestehend aus Ärzten, Professoren, Verwaltungsbeamten und aufgeklärten Schriftstellern. Diese neuen Vertreter des liberalen Bürgertums war die Zielgruppe, für die Lessing und Schiller ihre „bürgerlichen Trauerspiele“ schrieben. Diese Gruppe war klein aber dennoch groß genug um Bücher wie „die Leiden des jungen Werther“ oder „die Räuber“ zu Bestsellern werden zu lassen. In der Schicht des neuen „Bürgerlichen“ veränderte sich auch die Familienstruktur. Die „Kleinfamilie“ löste die „Großfamilie“, bei der Großeltern, Verwandte und Gesellen in einem Haus lebten und bei der es meist keinen Unterschied zwischen Arbeits- und Wohnbereich gegeben hatte, ab. In der bürgerlichen Kleinfamilie, die man auch in „Kabale und Liebe“ vorfindet, sind Arbeits- und Familienleben getrennt. Diese Trennung hat weitreichende Folgen. So bleibt der Frau nur noch der Bereich der Kindererziehung und des Haushalts, in der Werkstatt arbeitet sie nicht mehr mit. Die Entdeckung der „Kindheit“ wird im 18.Jahrhundert erst aktuell. (vgl. Ariés 1976). Innerhalb der Familie wächst somit die Vertrautheit untereinander aber auch die Rollentrennung. Während der Vater die längste Zeit außer Haus ist, bekommt das Kind von der Mutter ihre ganze Aufmerksamkeit geschenkt. Sie muss jetzt durch Erziehung die gesellschaftlichen Wertevorstellungen vermitteln, die die Kinder vorher durch Teilhabe an der Arbeits- und Lebenswelt der Erwachsenen quasi nebenher mitgekriegt hatten. Weil der Vater abwesend ist, muss die Mutter zusätzlich seine Autorität sicherstellen, denn die Vorherrschaft des Mannes gilt weiterhin und in der Kleinfamilie wird sie sogar noch verstärkt.

2.4 Louises machtlose Stellung

Der Konflikt einer jungen Frau in der Übergangssituation zwischen Vater und dem geliebten Mann ist der Kernkonflikt des bürgerlichen Trauerspiels und damit auch in „Kabale und Liebe“. Louise ist ein typisches Mädchen dieser Zeit. Sie besitzt die für den bürgerlichen Stand charakteristischen Eigenschaften und Tugenden: Vaterbindung, Liebesfähigkeit, sexuelle Reinheit und bürgerliches Selbstbewusstsein (Martina Herrmann, 1983 Grundlagen und Gedanken zum Verständnis des Dramas). Das Kleinfamilienleben der Millers gibt ihr zwar Wärme und Schutz, weil sie aber in der Tochterrolle zu sehr an Verhaltensnormen gebunden ist, engt das ihre Selbstbestimmung extrem ein. Louise sehnt sich nach Selbstverwirklichung in der Liebe zum adeligen Major Ferdinand. Ihre Familie, ihr Stand, ihre religiösen und moralischen Vorstellungen binden sie jedoch zu sehr ein, sodass die Liebe zu Ferdinand nur zu Konflikten führt. Die Situation für Louise ist also tragisch. Die Gegenfigur zu Louise ist in diesem Stück Lady Milford, eine einflussreiche Mätresse am absolutistischen Hof, die Ferdinand zur Heirat zwingen will. Nicht umsonst ist sie eine Frau ohne Familie. Louise, als bürgerliches Mädchen ist aber der väterlichen Autorität ausgeliefert „Der Himmel und Ferdinand reißen an meiner blutigen Seele“ (I;3) . „Himmel“ könnte man in „Vater“ abwandeln, denn es ist der väterliche Himmel, er dominiert ihr ganzes Weltbild. (Martina Herrmann, 1983) Dieses ist ständegemäß sehr starr und streng. Louise ist an Vehaltensnormen gebunden, die ihr die Liebe zu Ferdinand verbieten. Ihr kleinbürgerlicher frommer Charakter bindet sie an einen unmöglichen Eid, den sie quasi unter Erpressung gegeben hat. Das Leiden eines Bürgers im absolutistischen Staat wird auch durch Louises Ausgeliefertsein an Wurm in III, 6 deutlich. Dort bietet Wurm dem Mädchen einen hinterlistigen Ausweg an, den sie annehmen muss, um das Leben ihres Vaters zu retten. Ihre Eltern waren nämlich grundlos verhaftet worden, um Louise in Bedrängnis zu bringen. Sie muss sich zwischen Vaterliebe und Tugend entscheiden, das ist ihr Dilemma.

Mit dem Brief, den Wurm ihr diktiert, verliert sie ihren „ehrlichen Namen“, verrät ihren Freund Ferdinand, indem sie sein Vertrauen bricht und verliert somit alle ihre Zukunftspläne. Wurm weiß das genau, denn er hat es so geplant (Z.4-7 „…wenn ich der Tochter durch meine Hand ihre Reputation wiedergebe“ S.57). Als einzigen Ausweg sieht Louise nur noch den Selbstmord. Die machtlose Stellung des Bürgertums wird in dieser wichtigen Szene deutlich: Louise möchte zum Herzog gehen, um ihn was auf die hinweist, ist Luises Versuch zum Herzog zu gehen, um ihm ihre bejammernswerte Situation darzulegen „was Elend ist - ….. in allen Verzerrungen des Todes“ ( Z. 8-10; S 70). Wurm reagiert mit Hohn, wodurch er den Versuch berechtigterweise als sinnlos abqualifiziert. Schiller zeigt durch Luises Worte die Unmenschlichkeit in dem System. Sie hofft nicht auf Abschaffung des Absolutismus, sondern nur auf mehr Verständnis für das Leiden der Unterdrückten. Sie ist wehrlos den Intrigen des Hofes ausgeliefert. Sie bezeichnet sich schließlich selbst als Bettlerin(Z.28 S. 73), weil sie tatsächlich nichts mehr besitzt. Sie hat ihre Sehnsüchte an die Zukunft verspielt. Das Gesellschaftsbild, dass sie Ferdinand vorhält (III, 4: „…dein Herz gehört dem Stande“) belegt, dass sie sich bewusst ist über die Unlösbarkeit ihrer Situation. Sie weiß, dass eine Heirat zwischen ihren zwei Ständen unmöglich ist. Dies beweist ihren gesunden Verstand.

Lady Milford gegenüber zeigt sie sich als äußerst selbstbewusst und stolz auf ihre „Herkunft“ (Z.26 S.87) und beruft sich auf ihre „bürgerliche Unschuld“ (Z.17 S.86). Diese Szene ist die einzige im ganzen Stück die belegt, dass sie Selbstsicherheit aus ihrem Stand gewonnen hat. Sonst, ist ihre Herkunft das große Hindernis in der Liebe zum adeligen Ferdinand.

2.5 Millers machtlose Stellung:

Der Vater von Luise, der im Drama „Miller“ genannt wird, ist von Beruf „Stadtmusikant. (S.47, Z.21). Im Gegensatz zum Adel, deren größte Sorgen Schlittenfahrten, Feuerwerke und andere sinnlose Aktivitäten sind (S.21), muss der Bürgerliche sein Geld hart verdienen. Man bemerkt den Ständeunterschied und die Schwäche des Bürgerlichen im 5.Akt, als Ferdinand ihm einen Beutel mit Silbergeld und Goldmünzen zum Geschenk machen will (Z.25 S.108) und er sein Gesicht vor Freude bis zur Grimasse verzerrt. An dieser merkwürdigen Handlungsweise Millers lässt sich erkennen, dass die damaligen Lebensverhältnisse recht bescheiden gewesen sein müssen. Dass er mit dem neu gewonnnen Geld spontan seiner Tochter Louise die Möglichkeit Menuett zu tanzen, Französisch zu lernen und die Fähigkeit zu Singen ermöglichen will, was zu jener Zeit nur Adeligen oder finanziell wohlhabenderen Bürgern vorbehalten war, zeigt den Wunsch seiner Tochter ein besseres Leben zu bieten zu wollen als er es selber hatte. Normalerweise fanden sich die Bürger mit ihrer Situation ab. Miller allerdings macht Ansätze sich dem Willen des Adels zu widersetzten (S.49, 2, Akt, 6.Szene) und landet deshalb schnell im Turm. Der Präsident beleidigt Louise mit für bürgerliche Moralvorstellungen untragbaren Annahmen über dessen Verhältnis zu Ferdinand. Er nennt sie „Hure“ (S.48, Z.24) und unterstellt ihr, für ihre Dienste bezahlt zu werden. (Zeitkritik Kabale und Liebe, Johann Düsedau). Wacker klagt der Vater den Adel an mit einer hilflosen Mischung aus Angst und Wut: (….mit Buhlschaften dien ich nicht. Solange der Adel da Vorrat hat,..“ Seite 49, Zeile 8f.) und droht dem Präsidenten mit Rauswurf. Aber nur ein Adliger kann den Präsidenten letztendlich zum Gehen zwingen, also Ferdinand. Millers Ausdrucksweise „…einen ungehobelten Gast wer ich zur Tür hinaus (Z.16f; S.49) zeigt, dass er ebenso wie der Rest seines Standes, ein gewisses Selbstwertgefühl gegenüber der übermächtigen Herrenschicht besitzt. Die Idee Millers zum Herzog zu gehen, als Ferdinands Vater Louise„im Namen des Herzogs“ verhaften lassen will, findet dieser lächerlich. Denn das Bürgertum hat keine Macht gegen den Willen des Adels. Die Darstellung der willkürlichen Strafen der „Adeligen in Kabale und Liebe“ kann durchaus als realistisch angesehen werden. Die bürgerliche Abhängigkeit vom Adel zeigt sich auch in der praktisch unbegründeten Verhaftung Millers und seiner Frau (Z.27; S.49). Das absolutistische System ist nach dieser Abhängigkeit aufgebaut, in dem „der Herrscher die ungeteilte Staatsgewalt ohne Mitwirkung von Ständen oder Parlament innehat und über dem Gesetz steht" (Duden-Lexikon der Allgemeinbildung, S.9). Ein Beleg dafür ist auch die Furcht der Familie Miller vor dem Präsidenten und dessen Helfern. Die Ausrufe ,,sein Vater! Allmächtiger Gott (II/5 S.44/Z.19) und ,,Der Präsident! Es ist aus mit uns!" (II/5 S.44/Z.21) legen die Angst vor dem Präsidenten dar. Die willkürlichen Hinrichtungen und Delikte werden durch das Zitat: ,,Um Himmels willen, Mann! Du bringst Weib und Kind um." (II/6 S.49/Z.10 f) von Frau Miller ausgesprochen.

2.6 Die machtlose Stellung des Sekretär Wurms:

Sein Beruf als Sekretär des Präsidenten macht ihn abhängig vom Adel, ähnlich wie Miller und der Rest der Bürgerschaft. Er wird zu den Personen gezählt, die allzeit dienstbeflissen die Nähe ihres Herrn, in „Kabale und Liebe“ ist es der Präsidenten von Walter, suchen und mit ihm intrigieren. Die Namensgebung ist daher nicht zufällig. Weil er von bürgerlicher Herkunft ist, will er sich mit Millers bürgerlicher Tochter vermählen möchte. Als Sekretär des Präsidenten versucht er sich dessen Denkweise anzueignen, auch in der Wahl der Kleidungstücke, nämlich „Hut und Stock“ (Z.23 S.8) passt er sich dem Adel an. In dem Stück ist es Wurm, der die verhängnisvolle Intrige gewissermaßen alleine plant. Er ist der Mittelmann zwischen dem Adel und den Bürgerlichen, denn er kennt sich in den Denkweisen beider aus. Um die Gunst des Präsidenten zu gewinnen und weil er keinen Respekt vor den Bürgerlichen hat, schlägt er ungerechtfertigterweise dem Präsidenten vor, „den Vater mit einem Halsprozess zu bedrohen“ (Z.4 S.56). Es ist Wurms hinterlistige Idee, Louise zu zwingen einen Brief zu verfassen, in der sie sich zu der Liebe zu Hofmarschall bekennt. Der Brief, den sie sogar als ihren eigenen vereidigen muss, soll die beiden Liebenden auseinander bringen, damit Wurm selbst Luise heiraten kann und Ferdinand den Willen seines Vaters erfüllt. Diese Intrige, bei der wurm seine Hände zunächst in Unschuld wäscht, und Luise als die Schuldige dasteht führt am Ende des Dramas zum Tod von Ferdinand und Louise. Auf des Präsidenten Frage hin „ was wird der Eid fruchten, Dummkopf?“ (Z.34; S.56), entgegnet Wurm“ Nicht bei uns, gnädiger Herr. Bei dieser Menschenart alles -…“. Er weiß genau, dass für Bürgerliche ein Schwurbruch nicht mit dem Gewissen und mit Gott in Einklang gebracht werden kann. Obwohl Wurm am Hof keine Prestige besitzt, da er nur ein Angestellter des Präsidenten ist fühlt er sich dennoch dem Adel zugehörig, denn mit den Worten „bei uns“ zielt er auf den Adel ab. Sein Hang zum Adel ist nicht zu verleugnen. Im Grunde genommen nützt das der Präsident nur aus und findet Wurms Intrige ,,satanisch fein"( Z.11, S.57). Wurm charakterisiert einen typischen unterwürfigen Diener am absolutistischen Hof. Um beruflich weiterzukommen sind solch einem Untergebenen alle Mittel recht. Am Ende des Dramas führt Wurms Idee zu seiner und des Präsidenten Verhaftung. Der Präsident schiebt den Tod seines Sohns auf Wurm, den er dann als „Satan“(Z.1; S.121) beschimpft und ihn für alles verantwortlich macht. Das hat Wurm nun von seiner Hoffärtigkeit. Er hat seine Schuldigkeit getan.

3) Schluss

Mit Kabale und Liebe hat Schiller die Folgen des Absolutismus im alltäglichen Leben und in den Schicksalen einzelner Personen realistisch dargelegt, indem er eine Liebe zwischen den zwei gegensätzlichen Ständen Bürgertum – Adel geschildert hat. Der Kampf, den beide ausfechten müssen, treibt beide zusammen in den Tod, der somit ihre ewige Liebe besiegelt.

Schiller verarbeitete in diesem Drama seine eigenen Erfahrungen, weil er die absolutistische Herrschaft selbst miterlebt hat, denn sein Fürst hatte ihm sogar das Schreiben und Reisen verboten. Mit mutiger Kritik an der damaligen Gesellschaft, so z.B. die Benennung des Hofmarschalls oder des Haussekretärs mit Tiernamen, wollte Schiller seine Leser, vor allem Bürgerliche, zum Nachdenken anregen. Mit „Kabale und Liebe“, traf sein Drama anscheinend genau den Zeitgeist des Sturm und Drangs. So ,,erhoben sich (bei der Uraufführung) nach dem zweiten Akt alle Zuschauer von ihren Plätzen und brachen in stürmisches Beifallrufen aus" (MS Encarta). Es war die folgende Generation, die sich von den Ketten der absolutistischen Herrschaft lösen wollte und dieses Ziel auch 1789 mit dem Sturm auf die Bastille umsetzten konnte Die französische Revolution gegen Ende des 18.Jahrhunderts und die Abwendung der meisten Staaten in Europa von der Monarchie oder Diktatur, Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts, ebneten erst den Weg für unsere heutige Demokratie

Primärliteratur:

Schiller, Friedrich: „Kabale und Liebe“ Phillip Reclam Verlag, 2001

Sekundärliteratur:

Hans und Martina Hermann: Grundlagen zum Verständnis des Dramas Moritz Diesterweg Verlag , 1983

(ebenso Zitate von Karl S.Guthke, Wieland wie Philipe Aries enthalten )

Duden Lexikon der Allgemeinbildung: Dudenverlag 2000

Nachbemerkungen zu Kabale und Liebe Phillip Reclam Verlag 2001

Internet:

Zeitkritik Kabale und Liebe, Johann Düsedau

Bettina Kempf, Die gesellschaftlichen Verhältnisse

Philipp Aigner - Kritik an der höfischen Gesellschaft

Microsoft Encarta 2003 Stichwort : Kabale und Liebe

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe: Stellung des Bürgertums
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
10
Katalognummer
V108508
ISBN (eBook)
9783640067053
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schiller, Friedrich, Kabale, Liebe, Stellung, Bürgertums
Arbeit zitieren
Marion Strutz (Autor:in), 2003, Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe: Stellung des Bürgertums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108508

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