Das Blaubart-Prinzip in Max Frischs "Blaubart"


Seminararbeit, 2003

19 Seiten, Note: unbenotet


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 „Die Wahrheit und nichts als eure Wahrheit“
2.1 Selbst und Fremdbild
2.1.1 Der äußere Schein – Dr. Schaad und Mr. Blaubart
2.1.2 Das Innere – verbotene Kammer und verborgene Schuld
2.2 Der Prozess – die „Ent-Persönlichung“

3 Ehe und Schuld
3.1 „Herrschaftssystem »Blaubart« “ und der Fluch der Frauen
3.2 Eheliche „Verbrechen“
3.2.1 „Frau Dr. Schaad“ – die Gattinnen
3.2.2 Rosalinde – das Opfer
3.2.3 Experiment Ehe und der Wunsch nach Erlösung

4 Résumée

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

„Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ – so sollte der ursprüngliche Titel des Romans lauten, zu dem Max Frisch sich durch die Beobachtungen eines realen Mordprozesses in Zürich inspirieren ließ. Der „Blaubart“-Titel hingegen, „sei ihm erst spät eingefallen und eine ‚infame Irreführung’.“[1] Er weckt eine Kette von Assoziationen, die sich aus der Tradition dieser literarischen Gestalt her ergeben: männliche Gewalt, weibliche Neugier und deren Unterdrückung, märchenhafter Schrecken, die Verknüpfung von Ehe und Tod – Motive von Grausamkeit, Hoffnung, Verzweiflung und Erlösung.

„Früher habe ich mal daran gedacht, ein Stück daraus zu machen. Aber ich finde eigentlich: es ist kein sehr gutes Märchen. Es hat zu wenig Ambivalenzen“,[2] so Frischs Meinung zur Blaubart-Legende.

„Schaad wird mit dem Wort ‚Blaubart’ eher ironisiert. Er ist ja alles andere als ein Patriarch. Eher ein nachgeberischer Typ, was vielleicht seinen beträchtlichen Erfolg bei Frauen erklärt. [...] Beim Schreiben der Erzählung ging ich auch nicht von dem Blaubart-Märchen aus [...]“[3]

Felix Schaad, der „Held“ dieser Erzählung ist somit wohl kein „Blaubart“ im klassischen Sinne, kein grausamer Frauenmörder, der die Leichenteile seiner gemordeten Gattinnen in einer geheimen Kammer verschließt und jede neue Frau mit List in die Todesfalle lockt. Oberflächlich betrachtet, verbindet die beiden wirklich nicht viel mehr als die Anzahl der Ehefrauen[4] und der Vorwurf des Frauenmordes, der sich jedoch hier als die Tat eines anderen herausstellt.

Doch kann es wirklich bloßer Zufall sein, dass das Etikett „Blaubart“, dass diesem Dr. Schaad in der Erzählung sowohl durch die Presse als auch durch seine aktuelle Ehefrau (wenn auch nur als „Kosewort“[5] ) angeheftet wird, schließlich auch zum Titel des Buches wurde?

Diese Etikettierung (genau wie alle anderen Zuschreibungen von außen) beginnt das Leben und die Persönlichkeit des Angeklagten Schaad infrage zu stellen, aber umgekehrt, wird auch der Begriff des „Blaubart“ durch ihn infrage gestellt. Was macht den Blaubart-Typ eigentlich aus? Was steckt hinter dieser Fassade des Serientäters? Oder, wie Barz fragt: „Ist der heutige Blaubart vielleicht gar nicht mehr ein Frauenmörder, sondern vielmehr ein Verzweifelter, der die Frau nicht lieben kann, weil er das Weibliche fürchtet?“[6]

Anstatt – wie ich es zunächst vorhatte – die Geschichte des Felix Schaad mit anderen „Blaubart“-Dichtungen zu vergleichen und so Parallelen herauszufinden, habe ich mich schließlich entschieden, mich nicht an der eigentlichen Kernhandlung „festzukrallen“, sondern das Prinzipielle der Blaubart-Geschichte herauszufinden.

Dabei habe ich mich auf die Prinzipien des Geschlechterverhältnisses und des Mörderischen konzentriert, da sich diese durch alle Blaubart-Interpretationen ziehen. Auf Parallelen zu anderen Werken bin ich dabei eingegangen, habe diese aber nicht zum Mittelpunkt der Interpretation gemacht. Mir ging es nicht darum zu beweisen, ob Felix Schaad ein Blaubart ist oder nicht, sondern zu untersuchen, inwieweit sich Motive in der Erzählung (aber auch in der Person Felix Schaad) wiederfinden, die diesen Blaubart-Prinzipien entsprechen.

Zunächst werde ich eingehen auf den Zwiespalt, der die Spannung, der meisten Blaubartfiguren ausmacht, nämlich die Ambivalenz zwischen dem Schein nach außen („Ritterlichkeit“) und dem, was im Innern vor sich geht (Mörder Blaubart). Dies steht in interessanter Beziehung zu dem für Frisch typischen Motiv, den Menschen seiner Unfassbarkeit zu berauben, indem man sich ein „Bildnis“ von ihm macht. Im zweiten Teil möchte ich darstellen, wie sich dies Prinzip auch im Verhältnis von Mann und Frau zeigt.

2 „Die Wahrheit und nichts als eure Wahrheit“

2.1 Selbst- und Fremdbild

[7]Was ihn [Frisch] von jeher bedrückte, so dass er darüber schreiben musste, war der Kontrast zwischen dem Bild, das einer von sich selbst hat und seinem Bild im Auge und Urteil der „Anderen“.[8] Hans Mayer

2.1.1 Der äußere Schein –Dr. Schaad und Mr. Blaubart

Erschreckend, bedrohlich unheimlich – aber auch: mächtig, reich und respekteinflößend. Das ist die Art wie Blaubärte im Allgemeinen wahrgenommen werden, dieser Zwiespalt ist es, der die Frauen zugleich abschreckt und anzieht. Zumindest in den meisten Blaubart-Geschichten. „Der blaue Bart, der durchaus andersfarbig (grün) sein kann, deutet auf etwas Ungewöhnliches, Bizarres, Atypisches“ führt Hans-Jörg Uther in seinem Aufsatz zum Blaubart-Märchen aus.[9]

Felix Schaad hingegen scheint kaum bedrohlich, eher passiv, aber auch ein Mann, der – vor dem Prozess – zumindest rein äußerlich gesehen, ein angenehmes Leben führt: ein erfolgreicher Arzt, allgemein anerkannt und durchaus wohlhabend, einzig und allein die vielen gescheiterten Ehen scheinen nicht in dieses Bild zu passen. An den Zeugenaussagen – so wenig hilfreich sie einerseits sind – lässt sich andererseits erkennen, dass fast niemand wirklich beabsichtigt ihm zu schaden. „Herr Doktor Schaad ist ein Herr“[10], er genießt Respekt – schließlich ist er ein Arzt. Die gesellschaftliche Rollenzuordnung (sowie der akademische Titel) scheint hier für die Beurteilung der Person wichtiger zu sein als ihr eigenes Wesen. Jedoch ist es nicht das erste Mal, dass in einer Blaubart-Dichtung ein Arzt auftritt.

In Unica Zürns „Haus der Krankheiten“ bezeichnet die Protagonistin ihren Arzt Dr. Mortimer als ihren „persönlichen Tod“[11], in Bachmanns „Der Fall Franza“ ist es ein Dr. Jordan, der seine Frauen durch psychische Manipulation und Unterdrückung in den Tod treibt[12]. Es ist eine subtile Art zu töten, eine unauffällige, emotionslose Art, unblutig, sichtbar nur in den Leiden der Opfer – und in den Namen der Täter: Mortimer (lateinisch: mors = Tod), Jordan (der Fluss, der den Übergang und auch das Sterben symbolisiert[13] ); Schaad (Schaden) ordnet sich nur zu gut in diese Reihe sprechender Namen ein.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die auch von Frisch selbst hergestellte Beziehung: „Der Arzt und der Tod – der Patient und der Tod“ in seiner Rede an Ärztinnen und Ärzte[14]. Er wirft der Medizin als Wissenschaft vor, den Tod (und somit auch das Leben) zu trivialisieren, indem man ihn nur noch als „biologisches Faktum“[15] begreife, als eine „Bestätigung der Naturwissenschaft“[16], der man alles Mythische geraubt habe. „Es sind die Mythen, die den Tod lösen aus der Obszönität und allein die Mythen, sie erklären nichts, aber sie machen das Unbegreifliche vertraut: erlebbar.“[17] Der Arzt also, der Vertreter der Naturwissenschaft, wird zum Entzauberer der Welt. Wie das Gericht in Frischs „Blaubart“ ein Rechtssystem vertritt, das den Menschen durch ritualisierte Sprache und aufgestülpte Wertungen (Bildnisse) entmenschlicht, so ist der Arzt Dr. Schaad ein Vertreter des Natur gesetztes und folgt somit ähnlichen Prinzipien wie die Justiz – ebenfalls kalten, analytischen, emotionslosen Prinzipien. „Ein Arzt, der niemand umbringt hat eben Glück“[18] bemerkt Schaads Freund Neuenburger trocken.

Die Protagonistin Sally in Atwoods „Bluebeard’s Egg“ leidet an der Ignoranz ihres Mannes Edward – eines Herzchirurgen – die Unfähigkeit des Paares zur Kommunikation ist auch für Schaads Ehen kennzeichnend. In gewisser Weise ist die Figur des Edward dem Felix Schaad deutlich ähnlicher als Mortimer oder Jordan. Und so gilt für ihn möglicherweise auch das, was Sally über Edward sagt: „Ed isn’t the Bluebeard: Ed is the egg. Ed Egg, blank and pristine and lovely.“[19] Das Zauber-Ei also, das in der alternativen Blaubart-Legende, die Atwood nacherzählt, die neugierigen Gattinnen verrät, indem es (wie sonst der Schlüssel) mit Blutflecken übersät ist, die sich nicht mehr abwaschen lassen. Doch genau wie das Ei besitzt er eine Schale, die zunächst rein und unschuldig wirkt, weiß wie der Arztkittel, später aber (beim Kontakt mit den Frauen) „befleckt“ wird und unter der sich ein geheimnisvoller Inhalt verbirgt: „the egg is alive, and one day it will hatch. But what will come out of it?“[20]

2.1.2 Das Innere – verbotene Kammer und verborgene Schuld

„Das Aufschließen vieler Kammern können wir als Bild für eine zunehmende Bewusstwerdung verstehen: Wir lernen das Haus unseres Inneren immer besser kennen, indem wir immer mehr verschlossene Kammern »aufschließen« .“[21] - Helmut Barz

Unter der Schale verbergen sich alle Gefühle und Erinnerungen, die Schaad, der nach außen hin „Glückliche“ (Felix) bis dahin sehr erfolgreich verdrängt hatte. All das, was er nicht im Stande war auszudrücken – zumindest nicht in persönlichen Gesprächen, sondern allenfalls in Tagebüchern und Notizen, wird durch den Mordprozess ans Tageslicht gezerrt. Diese tabuisierten Gedanken und Gefühle kommen wieder zum Vorschein – und unterdrückte Schuldgefühle brechen in sein Bewusstsein hervor.

Seine Freundschaften stellen sich als oberflächlich heraus und scheinen von genau denselben Kommunikationsschwierigkeiten geprägt zu sein wie seine Frauenbeziehungen: „Schließlich sind wir seit dreißig Jahren befreundet, obschon wir einander nichts zu sagen haben.“[22] Er muss feststellen, dass er sich falsche Vorstellungen von seinem Leben gemacht und sich im Grunde selbst belogen hat: „Wenn Schaad von sich selber erzählt, dann stimmt ja überhaupt nichts.“[23]

Er erinnert sich an längst vergangene „Verbrechen“ seiner Kindheit, wie das Fesseln des kleinen Egon oder das Sezieren seines grauen Kaninchens[24]. „Seit meinem vierzehnten Lebensjahr habe ich nicht das Gefühl, unschuldig zu sein“[25] sagt er – Kaiser bringt dieses latente Schuldgefühl mit dem „Beginn seiner Geschlechtsreife, des Begehrens, [...] der sogenannten Männlichkeit“[26] in Verbindung und somit wird es Ausdruck seines (von Anfang an) gestörten Verhältnisses zu Frauen und Sexualität.

„Er hat gelernt, dass er »schuld« ist. Schuld an einem Mord, den jeder begeht und dessen kaum je einer angeklagt wird. Schuld an der Versehrung, der Deformation des anderen, den die Bibel den nächsten nennt.“[27]

2.2 Der Prozess – die „Ent-Persönlichung“

„Zeugen sind allemal glaubwürdiger als der Angeklagte“ (Blaubart. S. 372)

Wie Blaubart, ist auch Felix Schaad bestrebt, niemanden hinter die Tür seines Geheimnisses blicken zu lassen, doch durch den Prozess wird sie gewaltsam geöffnet und nicht nur das, der Inhalt seiner „Kammer“ wird für jedermann sichtbar – seine Verfehlungen, seine Beziehungsunfähigkeit. Die Folge dessen ist die Unmöglichkeit so „entlarvt“ weiterzuleben. Möglicherweise war dies auch die Angst der anderen Blaubärte, die deshalb ihre Frauen für den bloßen Versuch der Entlarvung mit dem Tode bestrafen mussten. Schaad hat diese Option nicht. Denn das Gericht hat kein Gesicht und keinen Namen. Es spricht nicht einmal dieselbe Sprache wie die Zeugen, die es befragt. „er zeigt und parodiert das meist nach verstaubten Akten riechende Idiom der Juristen, den ritualisierten Slang der Experten, er reiht klischeehafte, gänzlich sinnentleerte Formulierungen aneinander.“[28] Kaum jemand antwortet wirklich auf die Fragen, sie scheinen nur als Anlass zur Selbstdarstellung zu dienen, alle reden fast schon bis zur Absurdität aneinander vorbei. Und es ergibt sich, dass, ebenso wie das Gedächtnis, auch die Wahrheit nichts Universelles ist. „Jeder hat seine Version, sein Bild, seine Wahrheit.“[29] Folglich muss jeder Versuch die Wahrheit herauszufinden letztlich vergebens bleiben.

Schaad wird gleichzeitig Opfer und Zuschauer seiner Entblößung – durch die befremdliche Konfrontation mit den verschiedenen Bildern, die durch die Zeugenaussagen von ihm gezeichnet werden. „Man weiß zuviel über meine Person“[30] – das „man“ schließt auch das „ich“ mit ein. Frisch hat bereits früher thematisiert, wie das Bildnis, das man sich von einem Menschen macht, diesen festlegt und „ein weiteres Glied in jener Kette ist, die ihn fesselt und langsam erwürgt.“[31] Schaad wird gewissermaßen dazu gezwungen, sich ein solches „Bild“ von sich selbst zu machen. Der Internist Schaad blickt auf sein eigenes Inneres, dringt immer weiter vor, nimmt es auseinander – und damit auch sich selbst – analysiert es. Und wendet damit wieder die kalten Prinzipien von Wissenschaft und Medizin auf sein eigenes Gefühlsleben an. „Der Sich-selbst-Verdächtige stellt der juristisch inexistenten Schuld eine privat existente gegenüber.“[32] Er sieht seine Fehler und die „Holzwege“[33], die er immer wieder beschritten hat, macht sich sein Bild und beraubt sich damit zugleich der Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln.

Er ist nicht mehr im Stande, sein früheres Leben weiterzuleben, muss seine Praxis aufgeben und verliert seine Frau Jutta – also ist nicht einmal dieser letzte Versuch einer modernen offenen Ehe geglückt. Die Gegenwart ist Einsamkeit, Ereignislosigkeit und Leere, deren Darstellung sich in der Erzählung abwechselt mit dem „Verhör, das die innere Auflösung in die strenge Form von Fragen und Antworten fasst“.[34]

Der Freispruch nützt nichts, da er die Selbstanklage bereits völlig verinnerlicht hat. Obwohl diese Formulierung im Urteilsspruch nicht vorkam, ist es für ihn ein Freispruch „Mangels Beweis“[35]. Schaad ist abgeschreckt von sich selbst, da er sich nur noch durch die Augen der anderen sehen kann. Und es ist dieses Unpersönliche, das schließlich siegt. Seine eigenen Gedanken nehmen immer mehr selbst die Form von Verhören an, das Gericht ersetzt schließlich die eigene Person, sodass am Schluss nur noch die Fragen der gesichtslosen Instanzen[36] bleiben und niemand mehr, der sie noch beantworten kann. Die letzte Feststellung „Sie haben Schmerzen“[37] scheint von außen zu kommen und findet keine Erwiderung mehr.[38]

3 Ehe und Schuld

3.1 „Herrschaftssystem »Blaubart« “und der Fluch der Frauen

[39] „Es kommt mir oft vor, dass der Mann an der Frau herumrätselt, er stülpt eine Deutung über sie, eine minnesängerische oder eine böse, die sie als Hexe erscheinen lässt. Und daran scheitert er natürlich, weil es nie die Wirklichkeit ist, die er dann liebt oder hasst. Das ist zumindest das Laster der meisten Männer, die ich geschildert habe. Vermutlich mein eigenes Laster.“ - Max Frisch[40]

Was die Blaubartgeschichte so faszinierend macht, dass sie über Jahrhunderte immer noch die Literatur beschäftigt, ist aber auch die Spannung zwischen den dargestellten Prinzipien des Männlichen und Weiblichen. Helmut Barz interpretiert in seiner psychologischen Deutung des Märchens Blaubarts Zwang zu morden als Ausdruck seiner Angst vor dem Weiblichen, nicht nur in seinen Ehefrauen, sondern auch in ihm selbst. Die Blaubärte verleugnen laut Barz einen Teil ihres eigenen inneren Wesens, der von ihnen vor der Öffentlichkeit „verschlossen“ werde. Das Weibliche wird durch sie verachtet und mit Verachtung und Misstrauen begegnen sie auch ihren Ehefrauen, die zu Projektionsfiguren ihrer Vorstellungen von Weiblichkeit werden.

Gefühl, Eros, Phantasie, Intuition und alle anderen Werte, die als weiblich gelten, werden den Frauen zugesprochen und in ihnen einerseits angebetet [...] andererseits aber verachtet. Dann nämlich, wenn es für den patriarchalen Mann um das geht, was er für den Ernst des Lebens hält (nämlich Erobern, Herrschen, Härte und Macht demonstrieren), dann meint er, die in ihm selbst vorhandenen weiblichen Qualitäten nicht gebrauchen zu können, und er ist froh, das sie von alters her als ausschließlich den Frauen zugehörende „Schwächen“ gebrandmarkt werden. [...] aber wehe, wenn sie seine Einseitigkeit durchschauen oder ihm zu nahe kommen: Dann bringt er sie um – wobei er subtilere Formen des Umbringens entwickelt hat als den physischen Mord.“[41]

Die Frau wird nicht mehr als Individuum wahrgenommen, sondern nur noch in der Rolle, die man ihr zugeschrieben hat. Blaubart möchte keine persönliche Liebesbeziehung, er verlangt nach einer gehorsamen Ehefrau und indem sie sich diesem Bild nicht fügt, erfüllt sie eine andere Rollenerwartung – die Frau als Sünderin, Eva, die ihrem Mann das Verderben bringt[42].

„Gemäß den patriarchalischen Mythen bringt auch die Frau in Frischs Werken dem Mann Unglück“[43] bemerkt Liette Bohler. Es ist der Mord an seiner Exfrau, der den ganzen Prozess in Gang setzt, der den „Blaubart“ Max Frischs letztlich zu Fall bringt und es sind die Aussagen seiner anderen Gattinnen, die das Kernstück dieses Prozesses ausmachen.[44]

Darüber hinaus wird auch Schaad vorgeworfen, die Selbstbeherrschung zu verlieren, sobald das Verhalten seiner Partnerin(nen) nicht seiner „männlichen Deutung“[45] entspricht und er selbst bekennt schließlich schuldbewusst bezüglich der ermordeten Rosalinde: „Hat jemand von Ihnen diese Frau gekannt ? – Ich habe sie nicht gekannt.“[46]

Das Motiv jemanden seiner Persönlichkeit zu berauben, indem man ihn nicht mehr als vollwertigen Menschen ansieht, und ihn damit gewissermaßen psychisch zu ermorden, tritt, wie bereits erwähnt, auch bei Ingeborg Bachmann in „Der Fall Franza“ auf, dort jedoch als bewusste willentliche Zerstörung. Schaad hingegen ist kein Frauenzerstörer wie Dr. Jordan, doch er sieht in seinen Ehefrauen „immer nur den Geschlechtspartner, nie aber den Menschen“[47] infolgedessen werden sie „vollkommen auswechselbar“[48]. Deshalb seine große Eifersucht, die aber seiner Unsicherheit entspringt, mit anderen Männern in Vergleich treten zu müssen und selbst austauschbar zu werden, daher auch seine Ängste vor Impotenz und seine Ehen, die (von der ersten abgesehen) alle an Untreue entweder von ihm selbst oder von Seiten der Frau scheitern. Er verschließt sich, sein Inneres, wie es schon die Blaubärte vor ihm taten.[49] Insofern also ist Schaad vielleicht doch ein Blaubart – wenn auch ein reumütiger und introvertierter, wenn auch kein Mörder, sondern einer, der den Weg der Scheidung wählt und sich von einer Frau zur anderen flüchtet[50].

3.2 Eheliche „Verbrechen“

Die glückliche Liebe erscheint im Frischchen Werk als ein seltener Grenzfall; als ein störanfälliges Moment alltags- und realitätsentrückter Glückseligkeit, das sich in seiner Flüchtigkeit jeder Greifbarkeit zu entziehen scheint.[51] Iris Block

3.2.1 Frau Dr. Schaad – die Gattinnen

„Man wird mir vorwerfen: Das sind sechs Frauen, aber keine Porträts, man kann sie gar nicht unterscheiden.“ Das sei genau der Witz, verteidigt er sich in Vorwärtsstrategie. „Dass das alles wegschwimmt und keine dableibt.“ Max Frisch in einem Interview mit Volker Hage[52]

In den meisten Blaubart-Geschichten erfahren wir über die ermordeten Gattinnen nur wenig, ins Zentrum rückt verständlicherweise Blaubarts letzte Gemahlin, da sie in der Regel als erste von dem Schicksal ihrer Vorgängerinnen verschont blieb[53]. In Frischs Blaubart-Interpretation verkehrt sich dieses Verhältnis von „ermordeten“ und „überlebenden“ Gattinnen. Hier ist es nur eine einzige Frau, die getötet wird, während die anderen am Leben bleiben. Und so gilt auch das vorrangige Interesse in diesem Falle der Toten, ihr Vorleben wird (im Vergleich zu den anderen Frauen) am weitesten aufgerollt, sie wird von mehreren verschiedenen Zeugen beschrieben.

Die übrigen Ehefrauen grenzen sich in ihren Aussagen nur wenig voneinander ab – allenfalls seine erste und seine letzte Gattin nehmen eine besondere Position ein. Allerdings kommen sie alle selbst zu Wort und werden dadurch etwas plastischer, lebendiger, während Rosalinde, über welche die meisten biographischen Daten „angehäuft“ werden, immer nur aus der Sicht anderer dargestellt wird und nicht in der Lage ist, dieser etwas entgegenzusetzen. Selbst als die Tote in den Zeugenstand gerufen wird, kann sie nicht mehr tun, als ihren Namen zu bestätigen. Auf die anderen Fragen antwortet sie nur noch mit dem „Lächeln des Opfers“[54], dem eingefrorenen Lächeln ihrer Fotos. Sie ist ersetzt worden, durch das Bild der anderen über sie.

Alle Frauen werden im Grunde nur über ihr Verhältnis zu Männern charakterisiert[55], was darüber hinausgeht – Studium, Berufsleben, Wünsche, Träume – wird bestenfalls in kurzen Stichworten erschlagen.

Doch auch wenn die Frauen „ immer nur im Zusammenhang mit dem Thema der männlichen Identitätssuche beschrieben werden“[56], lässt sich doch (vielleicht gerade dadurch) an ihnen erkennen, welche Entwicklung Schaad in seinem Verhältnis zu Frauen hinter sich gebracht hat – und diese wirkt keineswegs nur wie der Weg eines unbelehrbaren Blaubarts, der die Anpassung ausschließlich von Seiten der Frau erwartet.

Die erste Ehe scheint von relativer Harmonie geprägt zu sein, noch nichts von den späteren Wut- und Eifersuchtsausbrüchen – den Angeklagten Schaad überkommt sogar eine gewisse Rührung beim „Wiedersehen“ mit seiner ersten Frau[57]. Frisch selbst bekennt: „Mir am sympathischsten ist seine erste Gattin“[58], da sie „unideologisch“[59] sei. Als man ihr, mit dem Namen ihres (neuen) Ehemannes gleich noch dessen akademischen Titel überstülpen will, indem man sie mit „Frau Professor Jetzer“ anspricht, wehrt sie schlicht ab: „ Ich bin nicht Professor“[60], womit sie zugleich die Lächerlichkeit dieser Benennung aufdeckt,[61] die von den anderen Frauen (so emanzipiert sie sich auch geben) meist widerstandslos akzeptiert wird. Sie schiebt Schaad nicht die Schuld am Scheitern der Ehe zu sondern erklärt diese schlicht als Ergebnis der mangelnden Reife auf beiden Seiten[62].

Das Scheitern der ersten Ehe scheint in Schaad, der „offenbar [...] an die Ehe [glaubt]“[63] das zwanghafte Verlangen zu wecken, zu beweisen, dass er zu einer funktionierenden Ehe in der Lage ist. Weitere fünf mal versucht er es und jedes Mal endet es mit Scheidung. In diesen Ehen zeigt sich Schaad extrem besitzergreifend und eifersüchtig, misstraut den Frauen und versucht (und hierin ist er dem legendären Blaubart ähnlich), sie zu kontrollieren[64]. Allerdings ist seine Eifersucht selten unbegründet, da er sich scheinbar immer wieder Frauen aussucht, die es mit der Treue nicht allzu genau nehmen, sodass sich sein Misstrauen schließlich bestätigen muss[65]. Er neigt zu Wutausbrüchen, die zum Teil in Kurzschlusshandlungen enden und versucht, bei Meinungsverschiedenheiten den Frauen seine Sicht der Dinge aufzuzwingen, sei es durch endlose, nahezu penetrante nächtliche Vorträge mit dem Ziel „zu überzeugen“[66], sei es durch das Abverlangen schriftlicher Erklärungen, um eine seiner Meinung nach falsche Aussage seiner Frau zurückzunehmen[67]. Die Tatsache, dass es „kein gemeinsames Gedächtnis“[68] gäbe, ist eine Erkenntnis, die ihm offenbar erst später gekommen ist. Erst nach der Ehe „als er keine geschlechtlichen Ansprüche mehr hat“[69] beginnt sich ein kameradschaftliches Verhältnis zu den Frauen zu entwickeln, insbesondere zu Rosalinde „erst da wird Rosalinde eigentlich für ihn eine Persönlichkeit“[70], vorher hat er sie gar nicht richtig wahrgenommen.

Die vier Gattinnen vor der Ehe mit Rosalinde sind in ihren Aussagen völlig austauschbar, es scheint sich nahezu um eine einzige Person zu handeln. In einigen Momenten zweifelt selbst der Angeklagte, welcher seiner Exfrauen eine bestimmte Aussage zuzuordnen ist: „Das ist Corinne. (Oder Andrea?)“[71] Wir erfahren nicht in welcher Reihenfolge und wie lange er mit ihnen verheiratet war, nichts über das Besondere ihrer Beziehungen – selbst Lilian, die Mutter seines Sohnes, hebt sich nicht von den anderen ab; sein eigener Sohn scheint in Schaads Leben kaum eine Rolle zu spielen.

Schaad möchte gern der Ernährer sein, der dabei die Verantwortung (z.B. für Steuerfragen u.ä.) an sich reißt oder diese Dinge sogar „insgeheim“[72] erledigt, was seine Ehefrauen aber in eine gewisse Abhängigkeit von ihm bringt „und nach der Ehe sind sie ratlos“[73]. Während der Ehe gehen die Frauen meist keiner beruflichen Tätigkeit mehr nach, was besonders bei Andrea am Selbstwertgefühl nagt, die auf keinen Fall als „Hausfrau“ tituliert werden möchte – eine von ihr als Demütigung empfundenen Bezeichnung[74].

Auch die Ehe mit Rosalinde folgt zunächst ähnlichen Prinzipien. Dennoch läutet sie die Wende in Schaads Frauenbeziehungen ein. Nach der Ehe mit ihr, als die beiden ein freundschaftliches Verhältnis entwickeln, gelingt es ihr, ihn von seiner krankhaften Eifersucht zu befreien[75], sodass er danach mit Jutta eine offene „Kameradschaftsehe“[76] führen kann, in der beide ihr eigenes Leben führen und sie es ihn letztlich schlicht „wissen lasse[n]“[77] muss, dass sie eine neue Beziehung begonnen hat.

3.2.2 Rosalinde – Das Opfer

„Rosalinde treibt es eben, wie es ihr gefällt, sie rechtfertigt sich nicht, und das vor allem macht sie sympathisch.“ Max Frisch.[78]

Das Verhältnis zu Rosalinde ist also etwas Besonderes und wie Weigel betont „it is precisely she and only she of whom he says repeatedly that he loved her”.[79] Sie und Felix Schaad sind sich in gewisser Weise ähnlich in der Art wie sie versuchen, fremden Erwartungen gerecht zu werden und sich damit selbst unglücklich machen.

Rosalinde[80] ist sehr stark durch ihren dominanten Vater geprägt, von ihrer Mutter ist keine Rede.[81] Nachdem ihre ersten Kontakte zu Männern von Gewalt und Zwang geprägt sind,[82] ist ihr Selbstwertgefühl gering, ihre Beziehungen zum anderen Geschlecht sind meist unglücklich. Laut Schaads Aussage hat sie „nie eine sexuelle Erfüllung erlebt“[83], aber ihren Erfolg „als Frau [...] brauchte sie als Selbstbestätigung“.[84] So wird sie nach der Scheidung von Schaad (ihre dritte gescheiterte Ehe) zu einer Prostituierten. Eine sehr vereinfachte Deutung, wenn auch in gewisser Weise plausibel. Das Schuldgefühl durch diese sich selbst erfüllende Prophezeiung „an ihrem Werdegang, der schließlich in die Prostitution mündete [...] [und] letztlich Bedingungen für ihre Erdrosselung schuf“,[85] beteiligt gewesen zu sein, verfolgt Schaad.

Er muss schließlich erkennen, dass trotz des rein „kameradschaftlichen“ Verhältnisses zu Rosalinde nach der Ehe und trotz der Eifersucht, die er glaubte überwunden zu haben, genau diese Eifersucht es war, die letzten Endes zu ihrer Ermordung beigetragen hat. Indem er ihr, wie er sich schließlich doch noch erinnert, an jenem Tage aus einer Laune heraus Lilien schicken ließ[86], die von ihrem eifersüchtigen Geliebten gefunden wurden, schaffte er möglicherweise den Anlass für dessen Wutausbruch. Der Mörder Nicos Grammaticos führt im Grunde die Tat aus, die er selber schon manchmal in Gedanken begangen hat[87]. Nicos Grammaticos hat, auch wenn sein Name anderes vermuten lässt,[88] noch größere Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen als Schaad[89] und neigt ebenso zu unkontrollierten Eifersuchtsausbrüchen. So drängt sich für Schaad die Frage auf: „Hätte er [selbst] nicht jederzeit ein Mörder, ein Frauenmörder sein können – auch wenn er an einem bestimmten Nachmittag keiner war?“[90]

Die Art und Weise wie Rosalinde ermordet wurde, hat geradezu symbolische Züge: die Unterdrückung der weiblichen Sexualität (durch das Ersticken mit der Damenbinde) und das zusätzliche Erdrücken mit männlichen Regeln (durch die Erdrosselung mit der Krawatte – als Zeichen männlichen Formzwangs). Schaad fühlt sich also möglicherweise nicht nur schuldig als Person, sondern schuldig als Mann stellvertretend für die männliche Gewalt an Frauen.

3.2.3 Experiment Ehe und der Wunsch nach Erlösung

„Es ist kein Zweifel, dass viele Männer unter ihrem Frauen-Mörder-Zwang leiden, dass sie aus ihm heraus und in eine Bejahung des Weiblichen, in ihnen selbst wie in den Frauen, hineinwachsen möchten. Da sie das aus eigener Kraft nicht vermögen, liegt es nahe, dass sie – unbewusst oder bewusst – eine Rettung durch die Frau ersehnen.“[91] – Barz macht darauf aufmerksam, dass die Schlüsselübergabe für Blaubart mehr als eine Gehorsamsprobe ist und dass Blaubart sich insgeheim von jeder Frau aufs Neue eine Erlösung erhofft. Er befindet sich in einem unerträglichen Zustand der Einsamkeit, unfähig eine Frau zu lieben, eingebunden in einen Kreislauf der ständigen Wiederholung, den er zu durchbrechen wünscht: „diese Sehnsucht ersehnt [...] das scheinbar Unmögliche: Das Verbot soll übertreten und die Mördergrube seines Herzens angeschaut werden – und dennoch möchte er geliebt sein, geliebt als der Blaubart, der er ist und von dessen Fluch er doch geheilt werden möchte.“[92]

In der Oper von Balázs und Bartók wird dies am deutlichsten thematisiert. Doch obwohl Judith in „Herzog Blaubarts Burg“ ihren Mann liebt und ihre Hilfe anbietet, endet sie doch schließlich als weiteres Stück in seiner Sammlung. „Eingewickelt, erdrückt und erstickt von Bedeutungszuordnungen, die nichts mit ihr zu tun haben, geht Judith zu Boden, um danach widerstandslos als Nr. 4 in den makabren Reigen der Opfer eingegliedert zu werden.“[93]

Wie die Entwicklung der Ehen zeigt, bemüht sich auch Schaad darum, seine Schwierigkeiten mit Frauen zu überwinden, aber er unterliegt immer wieder den gleichen Zwängen. Er sehnt sich im Grunde nach einer dauerhaften und liebevollen Beziehung, doch weder die Frauen, die er heiratet, noch er selbst sind zu einer solchen Beziehung in der Lage.

“None of the women, not even Rosalinde […] is genuinely interested in her partner, and the difficulties in the marriages manifest themselves in impotence and frigidity.”[94] Doch Schaad ist nicht in der Lage einfach aufzugeben. Er braucht die Frauen. „Ohne Frau findet sich Schaad wie der Hecht in seinem Traum auf dem Trockenen und dem Verderben ausgesetzt.“[95] Die Frauen jedoch begegnen ihm ihrerseits mit Verständnislosigkeit, lassen ihn reden – ohne selber zuzuhören. Befragt, was er eigentlich in seinen endlosen immer wiederkehrenden „Vorträgen“ geredet habe, antworten sie ausweichend oder sogar mit einem ehrlichen: „Das weiß ich nicht mehr.“[96] Sie lassen sich nicht auf Diskussionen ein, interessieren sich nicht einmal für die Notizen, die er über sie verfasst.[97] Sie wollen nicht sehen, was hinter der Fassade verborgen ist – es wäre ihnen schlichtweg zu anstrengend.

So wird also Schaad selbst zum mitleiderregenden Eheopfer[98], die Ehe zu einem „wissenschaftlichen Experiment, dass irgendwann gelingen muss.“[99]

Rosalinde schafft es zwar, ihm in gewisser Weise zu helfen (wie in Kapitel 3.2.1 beschrieben), aber dies erst nach der Ehe, als Nüchternheit in die Beziehung eingekehrt ist – Rosalinde fungiert also als „Therapeutin“[100] und unterstützt durch Sachlichkeit, statt durch Liebe und darum kann sie ihn auch nicht wirklich „erlösen“.[101]

Doch wie bereits erwähnt, scheint auch Schaad die Fähigkeit zu wirklicher Liebe zu fehlen – er ist, laut Frisch, jemand, für den „der Sex [...] bestimmend geworden ist [...] Dazu hat er, im Gegensatz zu vernünftigen Männern, die Marotte, immer gleich zu heiraten.“[102] Er kann nicht gleichzeitig mit einer Frau zusammenleben und ihr seine Gefühle zeigen. Durch die Verwechslung von Sex mit Liebe und die Unfähigkeit zu wahrer Intimität, die die Bereitschaft voraussetzen würde, sich dem anderen emotional zu öffnen, verfängt sich Schaad selbst immer wieder in der Blaubart-Falle.[103]

4 Résumée

Wie man sieht, verschwimmen also in Frischs „Blaubart“ die Grenzen zwischen Täter und Opfer sowie zwischen subjektiver Wahrnehmung und als objektiv geglaubter Wahrheit. Ob nun Felix Schaad ein Blaubart ist, lässt sich weder eindeutig bejahen noch verneinen. Er ist zugleich Opfer und Verfechter einer Weltauffassung, die das Subjektive und Emotionale zugunsten eines auf Vernunft und Logik zentrierten Denkens unterdrückt. So wie der Blaubart im Märchen das Lebendige und Eigenmächtige in seinen Frauen zu unterdrücken versucht, so interessiert sich auch das Gericht nicht für die Persönlichkeiten seiner Zeugen und versucht alles in ein simples Frage-Antwort-Schema zu pressen, das dem Menschlichen nie gerecht werden kann.

Im Blaubart geht es von jeher um Unterdrückung, aber hier ist sie nicht mehr auf das Weibliche beschränkt, sondern auf das Individuelle in jedem Menschen. Auch wenn die Menschen nicht direkt ermordet werden – diese Negierung dessen, was den Menschen eigentlich ausmacht, ist das Mörderische, das System Blaubart. Sieger ist ein rationalistisches Weltbild, in dem der Mensch nur noch da ist, um zu „funktionieren“.

Dass es eine Verbindung zwischen Logik und Emotion geben könnte, die von jeher als Pole des Männlichen und Weiblichen begriffen werden, scheint als Möglichkeit kaum in Betracht zu kommen und auch bei Frisch nicht angedacht zu sein. So bleibt auch eine gewisse „Frauenfeindlichkeit“ nicht ganz aus (die sich z.B. in der von mir dargelegten Oberflächlichkeit in der Darstellung der Frauenfiguren zeigt) – doch finden wir in Schaad einen einsichtigen „Helden“ vor, einen Mann, der versucht, sich den neuen Verhältnissen anzupassen, aber dennoch scheitert, da er sich von bestimmten althergebrachten Traditionen[104] nicht lösen kann. Er stellt Maßstäbe an sich und seine Partnerinnen, die niemand von ihnen erfüllen kann und die auch in gewisser Weise eher dem Wunsch entspringen, den Erwartungen der „anderen“ (der Gesellschaft) gerecht zu werden. Was nicht in dieses Bild passt, verdrängt er – es zeigt sich gelegentlich in Wutausbrüchen, in Tagebuchaufzeichnungen und in Träumen (auf die ich hier leider nicht weiter eingehen konnte, da dies vermutlich den Rahmen der Hausarbeit gesprengt hätte).

So muss er schließlich miterleben wie, ohne sein Zutun, die nach außen hin heile Welt, die er sich konstruiert hat, aus den Angeln gehoben wird – er kann schließlich überhaupt nicht mehr „funktionieren“, da er „vor der Trümmerlandschaft seiner Biographie“[105] steht.

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

A twood, Margaret: Bluebeard’s Egg. New York: Anchor Books 1983.

B achmann, Ingeborg: Der Fall Franza. In: „Todesarten“-Projekt. Kritische Ausgabe. Band 2: Das Buch Franza. Hrsg. von Monika Albrecht + Dirk Göttsche. München: Piper 1995.

Frisch, Max: Blaubart. In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Band VII (1976-1949). Hrsg. von Hans Mayer und Walter Schmitz. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1998. S. 301-403.

F risch, Max: Tagebücher 1946-1949. In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Band II (1944-1949). Hrsg. von Hans Mayer und Walter Schmitz. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1998. S. 369-374.

F risch, Max: Fragebogen. Aus: Tagebücher 1966-1971. In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Band VI (1931-1985). Hrsg. von Hans Mayer und Walter Schmitz. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1998. S. 8.

S chmid-Ospach, Michael und Hartwig Schmidt (Hrsg.): Max Frisch Blaubart. Ein Buch zum Film von Krzysztof Zanussi. Hrsg. von Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1985.

T ieck, Ludwig: Der Blaubart. In: Schriften in 12 Bänden. Band 6: Phantasus (Zweite Abteilung). Hrsg. von Manfred Frank u.a. Frankfurt a. M.: Deutscher Klassiker Verlag 1985. S. 394-483.

Z ürn, Unica: Das Haus der Krankheiten. Geschichten und Bilder einer Gelbsucht. In: Gesamtausgabe. Band 4.1. Hrsg. von Günter Bose und Erich Brinkmann. Berlin: Verlag Brinkmann + Bose 1991. S. 43-78.

Sekundärliteratur zur Blaubart-Literatur allgemein

B arz, Helmut: Blaubart. Wenn einer vernichtet, was er liebt. Zürich: Kreuz Verlag 1987.

S uhrbier, Hartwig: Blaubarts Geheimnis. Köln: Eugen Diederichs Verlag 1984.

U ther, Hans-Jörg: Der Frauenmörder Blaubart und seine Artverwandten. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 84 (1988). S. 35-54.

W ertheimer, Jürgen: Don Juan und Blaubart. Erotische Serientäter in der Literatur. München: C. H. Beck 1999.

Sekundärliteratur zu Max Frisch und „Blaubart“

B aumgart, Reinhard: Kahlschlag. In: Der Spiegel 16 (19.04.1982). S. 264-267.

B lock, Iris: „Dass der Mensch allein nicht das Ganze ist!“ Versuche menschlicher Zweisamkeit im Werk Max Frischs. Frankfurt a. M.: Peter Lang GmbH 1998.

B ohler, Liette: Der Mythos der Weiblichkeit im Werke Max Frischs. New York: Peter Lang Publishing 1998.

C ramer, Sabine: Max Frisch’s Blaubart – the Art of Erasure. In: Weltbürger – Textwelten. Hrsg. von Lesli Bodi / Günter Helmes / Egon Schwarz / Friedrich Voit. Frankfurt a. M.: Peter Lang GmbH 1995. S. 219-236.

F risch, Max: Der Arzt und der Tod – der Patient und der Tod. Rede an Ärztinnen und Ärzte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (05.01.1985). „Bilder und Zeiten“-Beilage (ohne Seitennummerierung).

H age, Volker: Nur noch das Artistische ist möglich. Max Frisch: Annäherungen und Begegnungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 234 (08.10.1983). „Bilder und Zeiten“-Beilage (ohne Seitennummerierung).

K aiser, Joachim: Vom Schuldgefühl des Mannes. Max Frisch verurteilt in der neuen Erzählung „Blaubart“ seinen Helden. In: Süddeutsche Zeitung 76 (01.04.1982). Literaturbeilage „Buch und Zeit“. S. I.

M ayer, Hans: Frisch und Dürrenmatt. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1992.

O bermüller, Klara: Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Max Frischs „Blaubart“: Ein Mann sucht seine Tat. In: Die Weltwoche 50 (24.März 1982, Nr. 12). S. 33.

R eich-Ranicki, Marcel: Max Frisch. Aufsätze. Zürich: Ammann Verlag 1991. S. 89-97.

W apnewski, Peter: Leben mit Mord. In: Stern 17 (23.04.1982). S. 138.

W eigel, Marga I.: „Gebärde eines Gesteuerten”? Zum Spätwerk Max Frischs. In: Seminar 24 (Februar 1988). S. 58-70.

W eigel, Marga I.: “I Have No Language For My Reality”: The Ineffable as Tension in the “Tale” of Bluebeard. In: World Literature Today 60 (Herbst 1986). S. 589-592.

Z elger-Vogt, Marianne: Vor Gericht. Max Frischs Erzählung „Blaubart“. Neue Zürcher Zeitung 77 (03.04.1982). S. 47.

[...]


[1] Hage, Volker: Nur noch das Artistische ist möglich. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 234 (08.10.1983). „Bilder und Zeiten“-Beilage (ohne Seitennummerierung).

[2] Ebd.

[3] Frisch, Max „Wir leben in einer Zeit, in der die Verhörform überhandnimmt.“ Max Frisch im Gespräch mit Günter Kunert. In: Max Frisch Blaubart. Ein Buch zum Film von Krzysztof Zanussi. Frankfurt a. M. 1985. S. 146. – Im Folgenden zitiert als „Frisch-Kunert-Interview“.

[4] Wobei jedoch die tatsächliche Zahl der Ehefrauen in den verschiedenen Blaubartvarianten schwankt. Bei Perrault ist schlicht von mehreren Frauen die Rede. In späteren Versionen variiert die Zahl zwischen 3 und mehreren Dutzend – dabei greift man aber gern auf „magische“ Zahlen wie 3, 7, 12 oder 13 zurück.

[5] Vgl. Max Frisch: Blaubart. In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Band VII (1976-1949). Frankfurt a. M. 1998. S. 371. Im Folgenden zitiert als „Blaubart“.

[6] Barz, Helmut: Blaubart. Wenn einer vernichtet, was er liebt. Zürich 1987. S. 50.

[7] Blaubart. S. 343

[8] Mayer, Hans: Frisch und Dürrenmatt. Frankfurt a. M. 1992. S. 163.

[9] Uther, Hans-Jörg: Der Frauenmörder Blaubart und seine Artverwandten. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 84 (1988). S. 40.

[10] Blaubart S. 308. Es handelt sich um die Aussage des Hauswarts Herrn Bickel.

[11] Zürn, Unica: Das Haus der Krankheiten. Berlin 1991. S. 53.

[12] Vgl. Franza: „Warum ist mir das nie aufgefallen, dass er alle Menschen zerlegte, bis nichts mehr da war, nichts geblieben <außer> einem Befund, der ihm blieb.“ Aus: Ingeborg Bachmann: Der Fall Franza. In: „Todesarten“-Projekt. Kritische Ausgabe. Band 2. München 1995. S. 219.

[13] Vgl. die Redewendung „über den Jordan gehen“.

[14] Frisch, Max: Der Arzt und der Tod – der Patient und der Tod. Rede an Ärztinnen und Ärzte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (05.01.1985). „Bilder und Zeiten“-Beilage (ohne Seitennummerierung).

[15] Ebd.

[16] Ebd.

[17] Ebd.

[18] Blaubart. S. 359.

[19] Atwood, Margaret: Bluebeards Egg. New York 1983. S. 133.

[20] Ebd. S. 138.

[21] Barz. S. 36.

[22] Blaubart. S. 360. Zitat des Freundes Neuenburger.

[23] Ebd. S. 361.

[24] Vgl. Blaubart. S. 317 + S. 330. Ob das Kaninchen durch seine Schuld zu Tode kam wird offen gelassen – seine Schuldgefühle und seine Bemerkung gegenüber der Aussage seiner Mutter („Auch Tote können sich irren“ S. 384) lassen jedoch einen gewissen Verdacht aufkommen. – Auch der Name des Kaninchens „Pinocchio“ lässt auf eine Lüge schließen. - In beiden geschilderten Episoden scheint er der „gerechten Strafe“ entgangen zu sein: Im ersten Fall, weil das Opfer aus Angst geschwiegen hat, im zweiten Fall, weil die Mutter, die ihrem Sohn nichts Böses zutraut, von seiner Unschuld ausgegangen ist.

[25] Blaubart. S. 343.

[26] Kaiser, Joachim: Vom Schuldgefühl des Mannes. In: Süddeutsche Zeitung 76 (01.04.1982). Literaturbeilage „Buch und Zeit“. S. I.

[27] Wapnewski, Peter: Leben mit Mord. In: Stern 17 (23.04.1982). S. 138.

[28] Reich-Ranicki, Marcel: Max Frisch. Aufsätze. Zürich 1991. S. 95.

[29] Obermüller, Klara: Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. In: Die Weltwoche 50 (24.März 1982). S. 33.

[30] Blaubart. S. 310.

[31] Frisch, Max: Tagebücher 1944-1949. In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Band 2. Frankfurt/M. 1998. S. 371.

[32] Block, Iris: „Dass der Mensch allein nicht das Ganze ist!“. Frankfurt a. M. 1998. S. 299.

[33] Blaubart. S. 320: „Was bezeichnen Sie als Holzweg? – Das sieht man nicht immer von Anfang an, zuerst ist es ein guter Weg [...]“

[34] Zelger-Vogt, Marianne: Vor Gericht. In: Neue Zürcher Zeitung 77 (03.04.1982). S. 47.

[35] Blaubart. S. 380.

[36] Dies wird um so einfacher, da sie scheinbar von Anfang an nicht als Menschen, sondern nur als Funktionsträger – Verteidiger, Richter, Staatsanwalt – aufgefasst werden.

[37] Blaubart. S. 403.

[38] Vgl. Sabine Cramer: Max Frisch’s Blaubart – the Art of Erasure. In: Weltbürger – Textwelten. Frankfurt/M. 1995. S. 235 : “In these last pages of the narrative, the role of the main protagonist has been terminated; only the abstracted form of the interrogation remains, an independent, yet essentially absurd and meaningless linguistic form […]. The only identifiable human being has been erased”

[39] Wertheimer, Jürgen: Don Juan und Blaubart. München 1999. S. 102.

[40] Frisch-Kunert-Interview. S. 145 f.

[41] Barz. S. 94 f.

[42] Vgl. Ludwig Tieck: Der Blaubart. In: Schriften in 12 Bänden. Band 6: Phantasus. S. 477: „Die Sünde der ersten Mutter des Menschengeschlechts hat alle ihre nichtswürdigen Töchter vergiftet [...]“

[43] Bohler, Liette: Der Mythos der Weiblichkeit im Werke Max Frischs. New York 1998. S. 196.

[44] Besonders deutlich im Selbstmordtraum S. 379: „Und die Frau, die plötzlich zugegen ist und zuschaut, wie der Revolver nicht losgeht [...] – Sie war mir sehr vertraut, oh ja... [...] – Und sie lächelte.“

[45] Frisch: Blaubart. S. 358.

[46] Ebd. S. 343.

[47] Bohler. S. 182.

[48] Ebd. S. 183.

[49] Doch anders als ihre märchenhaften Vorgängerinnen scheinen seine Frauen kaum wirkliches Interesse daran zu haben, diese verborgene Kammer zu öffnen. Näheres hierzu im Kapitel 3.2.1.

[50] Er ist jedoch schuldbewusst in seinem Verhältnis zu Frauen und letztendlich fällt er selbst dem mörderischen Blaubart-Prinzip zum Opfer. Indem er die Beschränkungen, die ihm von außen her auferlegt werden und seine Rolle reduzieren, auf die eines Angeklagten (noch dazu eines schlechten Ehemannes und beziehungsunfähigen Versagers) – indem er also diese Rollenzuschreibung übernimmt und akzeptiert, ist er – wie Franza – letztlich zum Tode verurteilt.

[51] Block. S. 309.

[52] Hage, Volker: Nur noch das Artistische ist möglich. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 234 (08.10.1983). „Bilder und Zeiten“-Beilage (ohne Seitennummerierung).

[53] Mit Ausnahme der Fälle, in denen Blaubart gewissermaßen als „Sieger“ hervorgeht und es schafft auch diese (vielleicht doch nicht letzte) Frau in seine Sammlung mit aufzunehmen, so z.B. in der Oper „Herzog Blaubarts Burg“ von Bartók und Balázs.

[54] Blaubart. S. 392 ff.

[55] Vgl. Bohler. S. 165.

[56] Ebd. S. 193.

[57] Vgl. Frisch: Blaubart. S. 354.

[58] Frisch-Kunert-Interview. S. 147.

[59] Ebd.

[60] Blaubart. S. 354. Hervorhebung von mir.

[61] Die Frauen scheinen für das Gericht mit der Ehe die Eigenständigkeit ihres Wesens einzubüßen und zu bloßen Anhängseln ihres Ehemanns zu werden, was scheinbar, auch noch nach langen Jahren der Scheidung, nicht nur die Anrede „Frau Schaad“ rechtfertigt, sondern auch „Frau Doktor Schaad“ oder das völlig in die Irre führende„Frau Doktor“.

[62] Unreife, die sie jedoch (im Gegensatz zu Schaad?) inzwischen überwunden hat. Vgl . S. 355: „Inzwischen bin ich auch reifer geworden...“

[63] Frisch-Kunert-Interview S. 91.

[64] Vgl. die „Blumen-Episode“ – Frisch: Blaubart. S. 328: „Zum Beispiel ließ er mir Blumen schicken. Ohne Absender. Und wenn ich sie auspackte, beobachtete er mich, er wollte sehen, ob die Blumen mich verlegen machen.“

[65] Wobei jedoch auch er selbst Ehebrüche begeht.

[66] Vgl. Blaubart. S. 333: „Er wollte mich überzeugen...“

[67] Vgl. „Baum-Episode: Als seine Frau Lilian Freunden gegenüber erzählt, Schaad hätte in einem Streit zu ihr gesagt: „DANN FAHRE HALT GEGEN EINEN BAUM!“ droht er ihr mit der Scheidung, „falls Sie diese Behauptung nicht zurücknehmen und zwar schriftlich“. S. 369.

[68] Blaubart. S. 334 sowie S. 370.

[69] Frisch-Kunert-Interview. S. 147.

[70] Ebd.

[71] Blaubart. S. 366. Vgl. auch S. 364: „Das könnte die blonde Andrea sein.“

[72] Ebd. S. 345.

[73] Ebd. Vgl. dazu auch die Bezeichnung als „ritterlich“ durch seine Frau Jutta, die sich dabei auch auf die Tatsache bezieht: „seine früheren Frauen leben nicht schlecht.“ S. 371.

[74] Interessant ist, dass die meisten dieser Frauen, wenn überhaupt von ihrem Beruf die Rede ist, vor der Ehe typischen „Frauenberufen“ nachgehen: Kindergärtnerin, Arzthelferin, Hilfslehrerin. Einzig die emanzipiertere letzte Ehefrau Jutta geht einem eher männlich dominierten Beruf nach – sie ist Cutterin. Die Kluft zwischen ihr und der ersten Frau Helene, die offen zu ihrem Hausfrauendasein steht, ist nicht zu übersehen.

[75] So ist es ihre Idee, dass Schaad sie beim Sex mit ihren Freiern vom Nebenzimmer aus auf Video beobachtet. Vgl. S. 345 f. – Dazu Schaad: „Zuerst hatte ich Hemmungen, aber Rosalinde wünschte es. Um mich frei zu machen. Es war eine wichtige Erfahrung.“ (S. 346)

[76] Frisch-Kunert-Interview. S. 147.

[77] Blaubart. S. 372.

[78] Frisch-Kunert-Interview. S. 148.

[79] Weigel, Marga I.: “I Have No Language For My Reality”. In: World Literature Today 60 (Herbst 1986). S. 590.

[80] Einschränkend weise ich hier noch einmal darauf hin, dass die Beschreibung Rosalindes nur aus den Augen anderer erfolgt und ihr deshalb möglicherweise nicht völlig gerecht wird.

[81] Zur Bedeutung der fehlenden Mutter für Blaubarts Frau am Bsp. von Grimms Blaubart – vgl. Barz S. 15-18.

[82] Vgl. die Vergewaltigung durch den Offizier sowie die überhöhten Erwartungen durch den Vater (S. 345).

[83] Blaubart. S. 377.

[84] Ebd. S. 315.

[85] Block. S. 302.

[86] Blaubart. S. 399. Zuvor war ihm diese Tatsache „entfallen“.

[87] Vgl. Schaads Notiz: „Sie ist eine Qualle, eine Qualle, auch wenn sie einmal nicht lügt und eine Qualle kann man nicht erwürgen.“ Frisch: Blaubart. S. 351.

[88] Man könnte den Namen als den Sieg (Nicos) der geregelten Sprache (Grammaticos) verstehen.

[89] Vgl. Zitat Putzfrau S. 312 f: „Einer war Grieche [...] er konnte nicht deutsch und hatte immer so ein ernstes Gesicht. Irgendwie tat er mir leid. Die ganze Gesellschaft, glaube ich, passte ihm nicht.“

[90] Baumgart, Reinhard: Kahlschlag. In: Der Spiegel 16 (19.04.1982). S. 264.

[91] Barz S. 49 f.

[92] Ebd. S. 50.

[93] Wertheimer. S. 125

[94] Weigel, Marga I.: “I Have No Language For My Reality”. In: World Literature Today 60 (Herbst 1986). S. 590.

[95] Weigel, Marga I.: „Gebärde eines Gesteuerten”? Zum Spätwerk Max Frischs. In: Seminar 24 (Feb. 1988). S. 68.

[96] Blaubart. S. 337.

[97] Ebd. S. 367: „Manchmal fand ich solche Heftchen in seiner Rocktasche, aber ich fand es nicht so interessant, was Felix in seine Heftchen kritzelte, offen gestanden.“

[98] Vergleichbar mit dem Blaubart von Anatole France, der arglos und gutmütig in eine Ehe nach der anderen stolpert und immer wieder von seinen Frauen hintergangen wird.

[99] Günter Kunert im Frisch-Kunert-Interview. S. 149.

[100] Siehe Blaubart. S. 393.

[101] Erstaunlicherweise ist es eine ähnliche Sachlichkeit, durch die auch Schaad Herrn Rossi vom Selbstmord abhält. S. 352: „Herr Schaad war ganz sachlich. Ohne Moral. Einfach so technisch. – Betreffend Selbstmord? – Ja.“ Interessanterweise kann sich nicht einmal er an die Worte erinnern, die ihm das Leben retteten: „Was sagte er Ihnen denn? – Wenn ich das noch wüsste...“

[102] Frisch-Kunert-Interview S. 148.

[103] So überwindet er die Eifersucht auch in der letzten Ehe nicht durch Vertrauen, sondern aufgesetzte Gleichgültigkeit – und als die Gefühle (durch Juttas Geständnis) in ihm hochkommen, kann er sie nicht herauslassen, sondern läuft weg (in der verzweifelten Hoffnung, sie würde ihm folgen).

[104] So v.a. sein krankhaftes Festhalten an der Ehe als Institution, trotz so vieler missglückter Versuche.

[105] Kunert, Günter: Frisch-Kunert-Interview. S. 148.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Blaubart-Prinzip in Max Frischs "Blaubart"
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
unbenotet
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V108437
ISBN (eBook)
9783640066346
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Blaubart-Prinzip, Frischs, Blaubart
Arbeit zitieren
Anett Stemmer (Autor:in), 2003, Das Blaubart-Prinzip in Max Frischs "Blaubart", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108437

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