Bestimmung der Gründe von Wiederheirat und der Scheidung dieser Folgeehen


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theorien der Familienforschung
2.1 Austauschtheorie
2.2 Ökonomische Theorie der Familie (new home economics)
2.3 Theorie der rationalen Wahl (rational choice, RC)

3 Gründe für erneutes Heiraten nach Scheidung
3.1 Alter bei Scheidung
3.2 Ausbildungsniveau
3.3 Berufsstellungen
3.4 Größe des Herkunftsortes
3.5 räumliche Mobilität
3.6 Kinder aus erster Ehe

4 Gründe für Scheidungen von Folgeehen
4.1 Heiratsalter
4.2 Ausbildungsniveau
4.3 Berufsstellung
4.4 Größe des Wohnortes
4.5 räumliche Mobilität
4.6 Kinder aus erster Ehe

5 Fazit

6 Literatur

1 Einleitung

Die Mehrzahl der Geschiedenen in Deutschland gehen nach einer Scheidung erneut eine Ehe ein (Hill/Kopp 2002: 265). Anscheinend ist die Ehe also für viele immer noch die gewünschte Form der Lebensgestaltung – und dass, obwohl ihre Erwartungen an eine Ehe bereits einmal enttäuscht wurden. Was macht eine erneute Heirat also so attraktiv? Und weshalb lassen sich gerade die Personen, die sich bewusst für eine weitere Ehe entscheiden, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch wieder scheiden? Daher soll hier der Frage nachgegangen werden, ob genau die Gründe, die die Wahrscheinlichkeit einer Wiederheirat erhöhen, gleichzeitig auch zur erhöhten Instabilität dieser Ehen beitragen.

Leider sind mir nur wenige empirische Studien über Folgeehen bekannt. Die folgende Analyse stützt sich hauptsächlich auf die Arbeiten von Klein, der 1990 das Wiederheiratsverhalten und 1992 die Scheidungen von Folgeehen untersucht hat, sowie auf die Studie von Booth und Edwards, die 1992 Folgeehen als unvollständige Institution, die Bereitschaft der Partner zur Scheidung, Selektionseffekte, den sozioökonomischen Status der Partner und den Einfluss des Wiederheiratsmarktes auf die Ehequalität untersuchten. Insgesamt ist die Datenlage allerdings unbefriedigend, über einige Faktoren können daher keine Aussagen getroffen werden.

Nach der Vorstellung der wichtigsten Theorien der Familienforschung (2), aus denen auch Vorhersagen über das Scheidungs- und Wiederheiratsverhalten abgeleitet werden können, werden in (3) die Gründe dargestellt, weshalb Menschen nach einer Scheidung ein weiteres Mal heiraten. Im Anschluss wird der Frage nachgegangen, weshalb auch diese Folgeehen wieder geschieden werden (4), um abschließend zu vergleichen, ob gerade die Gründe, die zu einer Wiederheirat führen, auch zur Instabilität dieser Ehen beitragen (5).

2 Theorien der Familienforschung

Im Folgenden sollen zwei der derzeit einflussreichsten soziologischen Familientheorien vorgestellt werden, die Austauschtheorie und die ökonomische Theorie der Familie. Beide bieten Erklärungsansätze zu Partnerwahl, Heirat und Scheidung und sind deshalb für die vorliegende Arbeit von Bedeutung. Diese beiden haben Theorien, trotz einiger bedeutender Unterschiede, viele Gemeinsamkeiten, die in der Theorie der rationalen Wahl zusammengefasst wurden (vgl. zu den folgenden Ausführungen Hill/Kopp 2002: 101-145).

2.1 Austauschtheorie

Die Austauschtheorie wurde bereits Ende der 1950er von den Sozialpsychologen Thibaut und Kelley entwickelt und seitdem vielfältig ergänzt und erweitert. Diese Theorie betrachtet den Tausch sozialer Güter wie z.B. Liebe, soziale Anerkennung, Aufmerksamkeit oder Fürsorge. Im Gegensatz zum ökonomischen Tausch, bei dem die zu erbringenden Leistungen genau spezifiziert sind und der in der Regel unmittelbar statt findet, können soziale Tauschgüter kaum quantifiziert werden. Zudem findet der Austausch nicht sofort, sondern über einen längeren Zeitraum statt. Die Tauschbarkeit von Ressourcen unterliegt dabei Einschränkungen. So ist es unüblich, materielle Ressourcen wie Geld gegen immaterielle wie Liebe zu tauschen.

Die Austauschtheorie geht von subjektiv rationalen Akteuren aus, die bestrebt sind, ihre begrenzten Ressourcen möglichst gewinnbringend anzulegen. Dazu verrechnen sie die Kosten einer Handlung mit dem erwarteten Gewinn, was das Vergleichsniveau (comparison level, CL) dieser Handlung darstellt. Welche Handlung letztlich aber ausgeführt wird hängt auch vom Vergleichsniveau der Handlungsalternativen (Clalt) ab. So lässt sich beispielsweise erklären, dass eine unbefriedigende Ehe fortgeführt wird, wenn die wahrgenommenen Handlungsalternativen subjektiv noch schlechter bewertet werden. Andererseits kann auch eine zufriedenstellende Partnerschaft beendet werden, wenn eine Alternative als noch attraktiver bewertet wird. Ein Rückschluss von der Qualität einer Ehe auf deren Stabilität ist also nur bedingt möglich (siehe auch Hill/Kopp 2002: 270).

Zusätzlich berücksichtigt die Austauschtheorie die Investitionen in eine Partnerschaft (z.B. Zeit, Gefühle), deren Anwachsen eine Barriere gegen die Trennung darstellt. Daneben existieren noch eine Reihe weiterer psychischer und sozialer Barrieren (z.B. gesellschaftliche Normen, Rechtsvorschriften), die eine Trennung unwahrscheinlicher werden lassen.

Eine „Ehe ist nach der Austauschtheorie um so stabiler, je befriedigender das eheliche Austauschverhältnis …, je geringer die Alternativen und je höher die Barrieren gegen eine Trennung“ (Klein 1992: 222). Dabei bleibt die Theorie nicht auf Ehen beschränkt, sondern kann auch auf alternative Partnerschaftsformen angewendet werden.

2.2 Ökonomische Theorie der Familie (new home economics)

Wie es der Name sagt hat diese Theorie ihre Wurzeln in der Ökonomie. Sie wurde in den 1970er Jahren von Becker und Schultz auf familiales Verhalten übertragen. Partnerschaften werden hierbei als Produktionssysteme gesehen, in denen sich bestimmte Güter (sog. commodities) besser oder, wie im Fall von Kindern, überhaupt erst produzieren lassen.

Auch die ökonomische Theorie der Familie geht davon aus, dass die Akteure ihre knappen Ressourcen nutzenmaximierend einsetzen. Die Akteure werden „als Produ- zenten einfacher und grundlegender, von allen Personen gleichermaßen angestrebter commodities“ (Hill/Kopp 2002: 115) gesehen. Ein Pooling der Ressourcen bringt den Akteuren Vorteile, da sich durch Arbeitsteilung oder die gestiegene Produktionsmenge in der Partnerschaft die commodities effizienter produzieren lassen.

Die für die Produktion der commodities aufzuwendenden Kosten, meistens Zeit, werden als Schattenpreis bezeichnet. Die individuelle Höhe dieses Schattenpreises variiert mit dem verfügbaren Humankapital. So ist der Schattenpreis von Hausarbeit für eine Frau mit geringem Bildungsniveau niedriger als für eine Frau mit hohem Bildungsniveau, da letztere vermutlich auf dem Arbeitsmarkt einen höheren Gewinn erzielt, wodurch sie dort mehr Zeit investiert. „Somit sind Erklärungen veränderter Rollenstrukturen und Arbeitsmuster zwischen den Geschlechtern möglich, ohne auf einen allgemeinen Wertewandel, individuelle Präferenzen oder individuelle Einstellungsmodifikationen zu rekurrieren“ (Hill/Kopp 2002: 120f).

Auf einem optimalen Heiratsmarkt wäre es nun kein Problem, den jeweiligen Partner zu finden, mit dem eine gegenseitige Nutzenmaximierung erreicht werden kann. Da jedoch nur unvollständige Informationen über die potentiellen Partner vorliegen sind Fehlwahlen möglich. Die Wahrscheinlichkeit, mit einer bestimmten Person eine Partnerschaft einzugehen, hängt zudem von den erwarteten Suchkosten ab, die aufgewendet werden müssen, um ein besseres Angebot zu finden, sowie von der erwarteten Gewinnsteigerung durch dieses. Je höher die Suchkosten sind, desto eher wird auch eine suboptimale Partnerschaft eingegangen (zum genauen Verhältnis dieser Variablen siehe Hill/Kopp 2002: 275). Die Höhe der erwarteten Suchkosten hat natürlich auch auf das Scheidungsverhalten Auswirkungen.

2.3 Theorie der rationalen Wahl (rational choice, RC)

In der Theorie der rationalen Wahl wurden die Gemeinsamkeiten der beiden oben vor- gestellten Theorien in ein theoretisches Handlungsmodell integriert. Auch hier steht der subjektiv rational handelnde Akteur im Mittelpunkt, der gemäß seinen individuellen Präferenzen bemüht ist, seinen Nutzen in sozialen Situationen zu maximieren.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Bestimmung der Gründe von Wiederheirat und der Scheidung dieser Folgeehen
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Veranstaltung
Familienentwicklung im internationalen Vergleich
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V108283
ISBN (eBook)
9783640064816
Dateigröße
446 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Mehrzahl der Geschiedenen in Deutschland gehen nach einer Scheidung erneut eine Ehe ein. Anscheinend ist die Ehe also für viele immer noch die gewünschte Form der Lebensgestaltung und dass, obwohl ihre Erwartungen an eine Ehe bereits einmal enttäuscht wurden. Was macht eine erneute Heirat also so attraktiv? Und weshalb lassen sich gerade die Personen, die sich bewusst für eine weitere Ehe entscheiden, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch wieder scheiden?
Schlagworte
Bestimmung, Gründe, Wiederheirat, Scheidung, Folgeehen, Familienentwicklung, Vergleich
Arbeit zitieren
Stefan Hoba (Autor:in), 2003, Bestimmung der Gründe von Wiederheirat und der Scheidung dieser Folgeehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108283

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