Die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach Lothars III. Tod 1137 im Bericht der Historia Welforum


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Einleitung

1. Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern in der ersten Hälfte des 12.Jahrhunderts
1.1 Der Aufstieg Heinrich des Stolzen bis zum Tode Lothars III.
1.2 Die Wahl Konrads III. zum deutschen König.
1.3 Die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen.

2. Die „Historia Welforum“
2.1 Verfasser, Entstehungsjahr und Entstehungsort.
2.2 Abhängigkeit und Überlieferung.
2.3 Das Selbstverständnis der Welfen.

3. Das Rechtsverständnis zur Zeit der „Welfenprozesse“
3.1 War die Wahl Konrads III. regulär?
3.2 Die Entmachtung Heinrich des Stolzen.

Schluss

Literaturangaben

Einleitung

Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern kann unstrittig als innenpolitisch bedeutsamer Machtkampf im Reichsgebiet des 12. Jahrhunderts angesehen werden. Der Kontrast zweier Herrschaftshäuser, die nach dem Aussterben der männlichen Linie des salischen Kaisergeschlechts das Vorrecht auf die Königswürde beanspruchten, ist ein von Historikern häufig erörterter Zeitabschnitt. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Selbstverständnis zweier Geschlechter und darüber hinaus das Rechtsverständnis im Hochmittelalter. Im Bezug auf die Welfen liegt mit der „Historia Welforum“ eine Chronik vor, die erstmalig mit der Absicht verfasst wurde, die Wirkungsgeschichte eines Herrschergeschlechtes wiederzugeben.

Die vorliegende Arbeit soll ausgehend von dieser Quelle die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach dem Tode Lothars III. interpretieren. Daraus ergibt sich die Fragestellung, nach welchem Rechtverständnis die Königswahl Konrads III. und die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen aus heutiger Sicht zu bewerten sind.

Grundlegend hierfür sind unter anderem die Aufsätze von Gerd Althoff[1], Egon Boshof[2] und Jan Paul Niederkorn[3]. Im Mittelpunkt steht die kontroverse Ansicht, in wiefern Prozesse im Mittelalter mit heutigen Rechtsgrundsätzen vergleichbar sind oder sich unterscheiden. Die Frage nach der Legitimation der Wahl Konrads III. ist von Gerhard Lubich[4] und Roland Pauler[5] in jüngster Vergangenheit untersucht und neu interpretiert worden.

Die Dreiteilung der Gliederung ergibt sich aus einer Einordnung des historischen Kontexts der Ereignisse von der Wahl Lothars III. zum König bis zum Tode Heinrich des Stolzen, der Interpretation der „Historia Welforum“ bezüglich der Auseinandersetzungen nach dem Tode Lothars III. und einer Untersuchung des oben erwähnten Rechtsgedankens.

Das erste Kapitel stützt sich dabei auf das Handbuch Bernd Schneidmüllers[6] und soll das Thema kurz in den zu Grunde liegenden historischen Rahmen einordnen.

Die „Historia Welforum“ liegt in einer Übersetzung von Erich Königs vor, die damit als zitierfähiger Text verwendet wird.[7] Als Interpretationshilfe dienen Aufsätze von Otto Gerhard Oexle[8] und Matthias Becher[9].

Als Vergleichsquelle dient die Chronik Ottos von Freising, der die Vorgänge aus einer eher stauferfreundlichen Sicht beschreibt.[10]

Die Interpretation bezieht sich im Schwerpunkt auf die Kapitel 24 – 26. Auf Grund der formalen Seitenbegrenzung der Arbeit kann, abseits des in Gliederungspunkt 3 untersuchten Themas, keine Untersuchung der Welfen vor Heinrich dem Stolzen erfolgen. Das gleiche gilt für die Politik seines Nachfolgers Heinrichs des Löwen sowie den Konflikt mit Friedrich I.

1. Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts

1.1 Der Aufstieg Heinrichs des Stolzen bis zum Tode Lothars III.

Die Wahl Lothars III. zum deutschen König ist bereits der Vorbote zu einem Konflikt zweier Herrscherhäuser. Lothar wird entgegen den Einschätzungen der Zeitgenossen dem Staufer Friedrich von Schwaben vorgezogen und gesalbt. Maßgeblichen Anteil hatte bei dieser Wahl im Jahr 1125 ein Welfe - Heinrich der Schwarze. Der Bayernherzog ergriff Partei für den Süpplingenburger, obwohl mit Friedrich II. sein Schwiegersohn zur Wahl stand. Die Motive Heinrichs des Schwarzen sind bis heute unklar[11]. Aus der Perspektive des Historikers hatte diese Parteinahme dynastische Hintergründe. Mit der Hochzeit der Königstochter Gertrude mit dem Sohn Heinrich des Schwarzen, Heinrich des Stolzen, banden sich die Welfen stark an den Kaiser und dessen Politik. Mehr noch wurde Heinrich der Stolze zu einer Machtstütze, die Lothar dringend benötigte, um sich im Reichsgebiet gegen die Staufer und bei den Auseinandersetzungen mit König Roger von Sizilien durchsetzen zu können. Vor seinem letzten Italienfeldzug belehnte Lothar seinen Schwiegersohn zusätzlich mit dem sächsischen Herzogtum und danach mit der Grafschaft Tuszien in Italien. Heinrich der Stolze avancierte so zum mächtigsten Reichsfürsten. Als Lothar bei der Rückkehr aus Italien 1137 verstarb, händigte er Heinrich die Reichsinsignien aus.

1.2 Die Wahl Konrads III. zum deutschen König.

Auf Grund der bereits erwähnten Übermacht im Reich, schien einer Wahl Heinrichs des Stolzen nichts im Wege zu stehen, wenngleich noch nie ein Schwiegersohn seinen Schwiegervater beerbt hatte.[12] Doch anstatt wie verabredet zu Pfingsten in Mainz, wählte eine Minderheit der Fürsten, unter Leitung des Erzbischofs Adalbero von Trier, Konrad III. zum König und ließen ihn durch den Kardinallegaten Dietwin krönen und salben. Heinrich selbst und viele der sächsischen Fürsten waren an diesem 7. März 1138 nicht in Koblenz anwesend.

Diese „handstreichartige Wahl“[13] machte aus dem Gegenkönig Lothars von 1127 den rechtmäßigen König im Jahr 1138. Zunächst stellte sich Heinrich gegen Konrad und bezeichnete die Wahl als ungesetzlich.[14] Doch als selbst die sächsischen Fürsten die Wahl zu Pfingsten am eigentlichen Wahltermin in Bamberg anerkannten, lieferte Heinrich die Reichsinsignien auf einem Hoftag in Regensburg im Juni 1138 aus, verweigerte allerdings die Huldigung, solange Konrad nicht seine Reichslehen bestätigte.[15]

1.3 Die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen

Heinrich war dadurch, dass er als einziger nennenswerter Reichsfürst die Wahl Konrads nicht anerkannte, isoliert. Diesen Vorteil nutzte der Stauferkönig, um den Thronrivalen entscheidend zu schwächen. Durch die nicht vollzogene Huldigung stand Konrad der Weg offen einen Ächtungsprozess gegen seinen Rivalen zu eröffnen. Zunächst wurde dem Welfen das Herzogtum Sachsen aberkannt und Albrecht der Bär mit Sachsen belehnt.[16] Auch der bayrische Herzogstitel wurde Heinrich entzogen.

[...]


[1] Althoff, Gerd: Konfliktverhalten und Rechtsbewusstsein. Die Welfen im 12. Jahrhundert, in: FMSt 26, 1992, S. 331-352.

[2] Boshof, Egon: Staufer und Welfen in der Regierungszeit Konrads III.: Die ersten Welfenprozesse und die Opposition Welf VI., in: AKG 70 ,1988, S. 313-341.

[3] Niederkorn, Jan Paul: Der „Prozeß“ Heinrichs des Stolzen in: Joachim-Paul Heinig (Hg.): Diplomatische und chronologische Studien aus der Arbeit an den Regesta Imperii (Forschung zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 8), Köln/Wien 1991, S. 67-82.

[4] Lubich Gerhard: Beobachtungen zur Wahl Konrads III. und ihrem Umfeld, in: Hist. Jahrbuch 117/II, 1997, S. 311-339.

[5] Pauler, Roland: War Konrads III. Wahl irregulär?, in: DA 52, 1996, S. 135-159.

[6] Schneidmüller, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung, Stuttgart 2000.

[7] König, Erich: Historia Welforum (Schwäbische Chroniken der Stauferzeit Band 1), Stuttgart/Berlin 1938.

[8] Oexle, Otto Gerhard: Adliges Selbstverständnis und seine Verknüpfung mit dem liturgischen Gedanken – das Beispiel der Welfen, in: ZGO 134 ,1986, S. 47-75.

[9] Becher Matthias: Welf VI., Heinrich der Löwe und der Verfasser der Historia Welforum, in: Karl-Ludwig Ay, Lorenz Maier und Joachim Jahn (Hg.), Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft, Konstanz 1998.

[10] Otto Bischof von Freising: Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten (übersetzt von Adolf Schmid und herausgegeben von Walther Lammers), in: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters (Freiherr von Stein Gedächtnisausgabe) Band XVI., Darmstadt 1961.

[11] Schneidmüller, Bernd: (2000), 161f.

[12] Schneidmüller, Bernd: (2000), S. 173.

[13] Bühler, Arnold: (1989), S. 79.

[14] Die Frage der „Rechtmäßigkeit“ der Königswahl wird in einem späteren Kapitel erörtert.

[15] Schneidmüller, Bernd: (2000), S. 177f.

[16] Albrecht der Bär war aus dem Geschlecht der Askanier und mütterlicherseits mit den Billungern verwandt. Daraus ergaben sich für ihn Erbansprüche auf Sachsen, die er vor Konrad geltend machte.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach Lothars III. Tod 1137 im Bericht der Historia Welforum
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Institut für mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar Mittelalterliche Geschichte
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V10827
ISBN (eBook)
9783638171502
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auseinandersetzungen, Herrschaftsnachfolge, Lothars, Bericht, Historia, Welforum, Proseminar, Mittelalterliche, Geschichte
Arbeit zitieren
Tilo Maier (Autor:in), 2002, Die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach Lothars III. Tod 1137 im Bericht der Historia Welforum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10827

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