Der Schwedisch-polnische Krieg 1600 - 1660


Seminararbeit, 2002

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Die Vorgeschichte
1.1. Zur politischen Situation in Polen
1.2. Die zwei Könige vor den Wasas
1.2.1. Heinrich von Valois
1.2.2. Stephan Bárthory
1.3. Die Wasas in Polen
1.4. Der Bruch zwischen Polen und Schweden

2) Wie verläuft der schwedisch- polnische Krieg?
2.1. 1. Phase des schwedisch- polnischen Krieges
2.2. 2. Phase des schwedisch- polnischen Krieges
2.3. 3. Phase des schwedisch- polnischen Krieges

3) Entwicklung Polens und Schwedens bis 1660

4) Eigene Schlussfolgerungen (Alexander Schulz)

5) Eigene Schlussfolgerungen (Rainer Demattio)

6) Literaturliste

7) Material und Karten

1. Die Vorgeschichte(Rainer Demattio)

1.1. Zur Politischen Situation in Polen

Die politische Situation in Polen gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde durch eine Reihe dynastischer und personeller Umstrukturierungen in der Frage nach der Thronfolge gekennzeichnet.

Halecki beschreibt Polen als ein Land, das sich als ein Wahlkönigreich mit demokratischem und republikanischem Charakter versteht. Dieses Polen sieht sich nun seit einer langen Zeit zum ersten Male wieder vor die Aufgabe gestellt einen König wählen zu müssen. Seit annähernd zwei Jahrhunderten stellten die Jagiellonen[1] die Könige Polens. Während diese Dynastie existierte, hatte niemand ernsthaft daran gedacht, einen nicht zu ihr gehörenden König zu wählen.[2] Am 7. Juli 1572 stirbt jedoch der letzte Jagiellone Sigismund August bevor auf den Reichstagen ein Nachfolger auserwählt werden konnte.

Weiter führt Halecki fort, dass jeder polnische Adlige das Recht hatte an den Königswahlen teilzunehmen und dort sogar selbst gewählt zu werden. An Nachfolgern hätte es also eigentlich kein Mangel geben dürfen. Nur beim Fehlen einer realisierbaren Kandidatur einheimischer Kandidaten, folgert Halecki, wird es allerdings zwangsläufig ein ausländischer Fürst werden. Und es fehlte an realisierbaren Kandidaturen einheimischer nicht jedoch an Bewerbungen ausländischer Kandidaten. Unter den Anwärtern auf die Krone findet man so prominente Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Iwan den Schrecklichen oder das Haus Österreich.[3]

So unklar die personelle Frage zu klären war, so klar war die Zielsetzung der Rechte und Verpflichtungen gefasst, die der neue Herrscher dem Adel zu gewähren und zu bewilligen hatte. Die parlamentarische Rechte des polnischen Adels wurden durch die „pacta conventa“ garantiert. Sie sicherte ihnen ein hohes Maß an Autonomie und dem politischen Gefüge in Polen einen beinahe schon demokratischen Charakter zu. Diese Freiheit, welche die Adligen mit der pacta conventa während des ersten Interregnums mühselig gewonnen hatten, wollten sie sich natürlich erhalten. Sie sprachen sich, so Halecki, stark gegen den aufsteigenden Absolutismus aus, der im Rest Europas starke Fortschritte machte. Deshalb schieden auch Bewerber wie die österreichischen Habsburger, welche die alten Freiheiten in Böhmen und Ungarn aufgehoben hatten, und der sehr streng regierende Zar Iwan aus.[4]

1.2. Die zwei Könige vor den Wasas

1.2.1. Heinrich von Valois

Man suchte nach möglichen und mächtigen Verbündeten im Rest Europas und dachte, dass man ihn auch in der Person Heinrich von Valois, dem Bruder des französischen Königs, gefunden hatte, fährt Haleki fort. Eine dauernde Verbindung mit Frankreich erschien dem polnischen Adel von Vorteil um somit ein Gegengewicht zu den aufstrebenden Habsburgern in Europa auf der einen und dem russischen Regenten und den Osmanen im Osten auf der anderen Seite zu bilden. So wird Heinrich 1573 zum König gewählt und mit seiner Krönung am 21.2.1574 in Wawel erhält Polen ein neues Staatsoberhaupt. Allerdings nicht für lange. Sein Bruder Karl IX stirbt noch im selben Jahr und Heinrich reist eilig ab um in Frankreich die Königswürde zu übernehmen. Somit war der Thron wieder unbesetzt.[5] [6]

1.1.1. Stephan Bárthory

Halecki beschreibt die Spaltung des polnischen Adels bei der darauffolgenden Suche nach einem weiteren Thronkandidaten in zwei Lager. Zum einen wird der Siebenbürger Stephan Bárthory vorgeschlagen. Dieser wird auch 1575 mehrheitlich zum König gewählt, und nachdem der Gegenkandidat Kaiser Maximilian stirbt ist sein Anspruch auf die Thronrechte unumstritten. Nach Halecki sieht in Bárthory einen der glänzendsten polnischen Könige.[7] Stephan heiratet die Schwester des letzten Jagiellonen, bricht den Widerstand der Stadt Danzig, welche unter dem Vorwand Maximilian II treu zu bleiben eine fast unabhängige Stellung erreicht und führt die Politik Sigismund August zu Ende indem er Iwan den Schrecklichen zurückschlägt. Bei diesem Unterfangen kommt er 1580/81 sogar bis ins Moskauer Land und sichert den Besitz von Livland. Seine Pläne, Moskau unter seine Oberherrschaft zu bringen um dann durch die Bildung einer Liga im Osteuropäischen Raum die Türken zurückzuschlagen, welche für Polen eine ständige Bedrohung darstellen, kann er nicht verwirklichen, da er am 12.12.1586 kinderlos stirbt.[8] Somit waren die Bemühungen der Adligen Polens, für eine stabile politische Führung zu sorgen, nur mit bescheidenem Erfolg gekrönt.

1.3. Die Wasas in Polen

Mit dem Elektionsreichstag der 1588 stattfand sollte es ihnen laut Halecki zwar gelingen die Schwierigkeiten bei der Frage nach der Thronfolge für mehr als ein halbes Jahrhundert zu beseitigen, allerdings schuf diese Entscheidung die Basis für weitaus größere Schwierigkeiten. Die Wahl, die zwischen dem von der Adelsfamilie Zborowski unterstützten Habsburger Erzherzog Maximilian und dem von der Kanzlerpartei favorisiertem Sigismund von Schweden stattfand, führte zu einer Doppelwahl und zu Schlachten zwischen beiden rivalisierenden Parteien. Erzherzog Maximilian wird bei einem dieser Kämpfe gefangen genommen und verzichtet alsdann auf die Krone. Sigismund aus dem Hause Wasa wird als Sigismund III gekrönt und verspricht dabei die Abtretung Estlands an Polen.[9]

1.4. Der Bruch zwischen Polen und Schweden

Mit dem Tod seines Vaters Johannes III, dem König von Schweden 1592 sieht sich der junge Sigismund vor zwei große Probleme gestellt, so Halecki. Erstens wird ihm die Estlandfrage vorgeworfen, zweitens ist er mit der Doppelherrschaft als König von Polen wie von Schweden überfordert. Deshalb setzt er seinen Onkel Karl von Söndermanland als sein Vertreter in Schweden ein. Dieser nutzt seine neue Position, die Stimmung und seine Konfession und verfolgt in einem bürgerkriegsähnlichem Aufruhr die Anhänger des Königs.[10] Das Haus Wasa wird in eine polnisch-katholische und eine schwedisch-protestantische Linie gespalten. So kommt es letzten Endes zu dem Bruch zwischen Polen und Schweden, dem ein 60 Jahre dauernder Krieg folgen sollte.

2. Wie verläuft der schwedisch- polnische Krieg?(Alexander Schulz)

2.1. 1.Phase des schwedisch- polnischen Krieges:

Rhode schreibt, dass nach der Einsetzung Karls von Söndermanland durch den schwedischen König Sigismund, Karl die Anhänger des Königs verfolgen ließ, so dass schon 1596 offener Bürgerkrieg herrschte. Daraufhin versuchte der König im Jahre 1598 die wirkliche Herrschaft in Schweden wiederzugewinnen. Dieser erste Versuch endete im selben Jahr mit einer Niederlage bei Linköping[11].

Weiter führt Rhode aus, dass der nächste Versuch Sigismunds, seinen Onkel und Rivalen in dem von diesem besetzten Reval anzugreifen, den rein dynastischen Krieg in einen schwedisch- polnischen Krieg um Livland verwandelte, dessen stärkste und wichtigste Statt Riga war. Den Schweden gelang zunächst die Besetzung ganz Livlands, und der Schwedische Adel trat größtenteils auf die schwedische Seite über. Nur Riga leistete erbitterten Widerstand hingegen dem Versuch, es für Schweden zu gewinnen[12].

Hier wird die Bedeutung der großen Handelsstädte deutlich, welche immer wichtiger Ausgangspunkt für das Kriegsgeschehen waren. Im schwedisch- polnischen Krieg spielt außer Riga noch Danzig eine große Rolle.

Rhode schreibt weiter, dass die Polen seit dem Herbst 1601, jedoch zulegen können, und so gelingt ihnen die Rückeroberung großer Teile Livlands. Als nun Karl im März 1604 als Karl IX. zum Schwedenkönig ausgerufen wurde, versuchte er 1605 erneut die Einnahme Rigas und erlitt in der Schlacht bei Kirchholm am 27.09.1605 eine vernichtende Niederlage, welcher ein dreijähriger Waffenstillstand folgte. Nachdem dieser um weitere 4 Jahre verlängert wurde, zogen sich die Schweden im Jahre 1609 nach Estland zurück. So schien nun der Besitz Livlands, wenn auch ohne Estland, für Polen gesichert zu sein[13].

2.2. 2.Phase des Schwedisch- polnischen Krieges:

Nun gab es aber Gustav Adolf, den Sohn von Karl IX, für den die Machtverhältnisse zwischen Polen und Schweden immer noch nicht geregelt waren, da er Angst hatte, die Wasas in Polen könnten ihren Herrschaftsanspruch auf Schweden irgendwann wahrnehmen.

Zernack schreibt, dass er sich als König von Schweden und Nachfolger von Karl IX für eine Erweiterung der schwedischen Machtbasis einsetzte und nun lebhaften diplomatischen Beziehungen zu Moskau Tür und Tor öffnete. Da durch den Erwerb Ingermanlands und der Karelischen Landenge im Stolba- Frieden die Abschnürung Moskaus von der Ostsee vollendet worden war, schien der Schwedenkönig wieder eine weitere Ausdehnung des schwedischen Besitzes in Richtung Polen anzustreben[14].

Nach Rhode startete er im Sommer 1617 erneut den Krieg um Livland und führte im September 1621 mit der Einnahme Rigas den Hauptschlag, der die Besitznahme ganz Livlands nördlich der Düna sicherte. Für die Polen war es schwierig diesen Sieg zu verhindern, da sie an der Süd- östlichen Grenze mit den Türken Krieg führten, die zusätzlich eine ständige Bedrohung waren. Zwar versuchten die Polen die Rückgewinnung Livlands aber der schwedische Sieg bei Wallhof im Kurland am 17.01.1626 besiegelte endgültig den Verlust Livlands für die Polen[15].

2.3. 3.Phase des schwedisch- polnischen Krieges

Weiter hält Rhode fest, dass der schwedisch- polnische Krieg in seiner dritten Phase hauptsächlich in Preußen ausgetragen wurde. Dies lässt die Absicht Gustav Adolfs auf Ausdehnung im Ostseeraum und Sicherung Schwedens erkennen, da er sich nun nicht mehr nur auf Polen beschränkt.

Dennoch war er im Bestreben, den Vetter nun zum endgültigen Verzicht auf die schwedische Krone zu zwingen. So dehnte er seine Angriffe auf die südliche Ostseeküste, auf die beiden Preußen aus. Nachdem in der Danziger Bucht mit dem Flottenbau begonnen wurde, konnte der Schwedenkönig, als er im Juli 1626 in Pillau landete, ohne wesentlichen Widerstand fast die gesamte Küste der beiden Preußen besetzen. Nur Danzig widersetzte sich den Schweden und seine flotte bereitete der schwedischen große Schwierigkeiten, so dass Gustav Adolf den Krieg nicht nach Polen hineintragen konnte, sondern einen langwierigen Stellungs- und Manöverkrieg

beginnen musste. Nach ersten Erfolgen erlitt Gustav Adolf im Juni 1929 eine Niederlage bei Marinwerder, gegen die mittlerweile verbündeten polnischen und habsburgischen Truppen. Zwischen den kriegsführenden Parteien liefen zu diesem Zeitpunkt jedoch schon Verhandlungen für einen Waffenstillstand unter der Leitung von Kardinal Richelieu. Durch einen Waffenstillstand sollte Schweden für das Eingreifen in Deutschland frei werden.

Im folgenden Waffenstillstand von Altmark am 26.09.1626 blieb Schweden im Besitz

Der meissten preußischen Küstenstädte, was bedeutete, dass den Schweden entsprechend hohe Einnahmen von Zöllen, vor allem in Danzig sicher waren[16].

3. Entwicklung Polens und Schwedens bis 1660(Alexander Schulz)

Laut Rhode wurde nach dem Tode Sigismunds III. im April 1632 sein ältester Sohn Wladyslaw im November zum König gewählt. Auch er war bestrebt, sein Königreich Schweden zu gewinnen, aber weniger hartnäckig als sein Vater, da er Gustav Adolf persönlich verehrte. Direkt am Beginn seiner Amtszeit stand jedoch ein neuer Krieg mit Rußland bevor, welches Vergeltung für einen 1618 unternommenen Feldzug der Polen nach Moskau wollte. Doch das russische Heer wurde 1634 zur Kapitulation gezwungen und im selben Jahr folgte ein Vertrag des ewigen Friedens. Tatsächlich entspannten sich die Beziehungen, so dass sogar an einen gemeinsamen Kampf gegen die Türken gedacht werden konnte, die immer bedrohlich waren[17].

Rhode führt fort, dass die Aussichten, nach Ablauf des Waffenstillstandes von Altmark (1635), Schweden im Bund mit Dänemark, dem Kaiser und Spanien anzugreifen verlockend schienen, aber dem Interesse Frankreichs an einer Aufrechterhaltung des Waffenstillstandes entsprach ein allgemeiner Friedenswille in Polen, welchen Zugeständnisse Schwedens noch bestärkten. Der Waffenstillstand von Stuhmsdorf (12.09.35) gab Polen das ganze Königliche Preußen zurück und annullierte so die letzte Phase der schwedischen Erbfolge, ließ aber die Frage der Ansprüche auf die schwedische Krone offen. Livland blieb für Polen verloren.

Der französischen Diplomatie gelang es jedoch nicht, Wladyslaw durch Versprechungen von Gebietsgewinnen in Schlesien zu einem Bündnis mit Frankreich gegen den Kaiser zu gewinnen. Vielmehr schloß der König 1637 ein Bündnis mit den Habsburgern.[18]

Laut Rhode hatte Polen nun unter Wladyslaw noch einmal eine Stellung erreicht, die es zweifellos zur Vormacht in Osteuropa machte. Der König versäumte es jedoch, auch die nichtadligen Bevölkerungsanteile für seinpolitisches System zu gewinnen.

Hierauf kam es zu Kosakenaufstand und der dadurch eingeleitete Verlust der Ukraine.(1648-1654). Die Kosaken unterstellten sich 1654 dem Zaren und lehnten Polen ab. Dieser Schritt bedeutete einen neuen Krieg mit Moskau. Als die russischen Truppen im Sommer 1655 Dünaburg besetzten, trafen sie bereits mit einem alten Gegner der Polen, den Schweden zusammen. Da der neue Schwedenkönig, Karl X. Gustav fürchtete, durch denn Vormarsch Moskaus Livland zu verlieren und Schwedens beherrschende Stellung im Ostseeraum nicht aufrecht erhalten zu können, griff er noch vor Beendigung des Waffenstillstandes von Stuhmsdorf Polen an. Die Schweden schafften es, die beiden Preußen, Warschau und Krakau zu erobern und außerdem Dänemark zu besetzen und den Russen große Verluste zuzufügen. Nach vielen Schlachten, kurzen Kriegen und vielen geschlossenen und wieder gebrochenen Bündnissen, konnten polnische Truppen im Sommer und Herbst 1659 gemeinsam mit Kaiserlichen und Brandenburgern die Schweden im besetzten Dänemark in Bedrängnis bringen, während nach und nach auch die Städte der Preußen Schweden wieder abgenommen wurden.[19]

Nach Zernack hat der im Mai 1660 unter kaiserlichen und französischen Vermittlungen geschlossene Friede von Oliva die seit Sigismund III. bestehende Feindschaft zwischen Polen und Schweden aufgehoben. Die polnischen Vasa haben 1660 endgültig auf ihre schwedischen Thronansprüche verzichtet. Der Friede regelte über ein Jahrhundert das preußisch- polnische Verhältnis.[20]

4. Eigene Schlussfolgerungen(Alexander Schulz)

Wenn man das Szenario nun betrachtet, muss man erst einmal festhalten, dass es hier einen Krieg gab, der sich neben dem „Hauptgeschehen“ des 30j. Krieges abspielte, und der schon 1600 anfing und erst 12 Jahre nach dem westfälischen Frieden sein Ende fand. Wo ist dieser Krieg nun konkret einzuordnen. Natürlich kann man sagen, dass dieser Krieg allein an den Grenzen Schwedens und Polens einzuordnen ist und somit ein Ereignis, welches den Restverlauf des 30j. Krieges wenig beeinflusst. Aber hier stellt sich die Frage: Wird dieser Krieg nicht schon mit seiner zweiten Phase, also dem Übergreifen auf die beiden Preußen, Teil des Kriegsgeschehens in Deutschland und somit auch indirekt auf das im Rest Europas? Denn hier wird klar, wer welcher Partei angehört, und wie eventuelle Bündnisse aussehen könnten. Die Habsburger verbünden sich anschließend ja mit den Polen. Geschieht dies aus rein machtpolitischen Gründen, oder gilt es dem gemeinsamen protestantischen Feind Paroli zu bieten. Richelieu und Frankreich setzen sich bestimmt nicht aus reinem Friedensidealismus für einen Waffenstillstand zwischen den beiden Rivalen Polen und Schweden ein. Ist das Prinzip nicht eher, den Krieg auf der einen Seit auf Eis zu legen, nur dass an einer anderen Stelle weitergekämpft wird. Dieses Rezept wird gewürzt mit finanzieller Hilfe und Gebietsversprechungen und schon hat man (genau so wie heut immer noch), die idealen Bündnisse.

Wie oben deutlich gemacht, gibt es zwischen 1629 und 1660 so viele Bündnisse, dass schon fast nicht mehr zu erkennen ist, wer eigentlich mit wem ein Bündnis zu welchem Zweck schließt, da oft der Freund ein paar Jahre später zum Feind ernannt wird. Ist dieses Phänomen nicht auch eines, das während des gesamten 30j. Krieges zu beobachten ist? Man betrachte hier z.B. die Person des Herzogs Bernhard von Weimar, an der dieser Wechsel sehr deutlich nachzuvollziehen ist.

Um auf die Frage der Kriegsintention einzugehen wird am Beispiel Schweden deutlich, dass es im schwedisch- polnischen Krieg, wie auch im Eingriff in den 30j.Krieg, die selben Intentionen hatte. Nämlich die Sicherung der Vormachtstellung des Ostseeraumes und die Erweiterung des eigenen Staatsgebietes. Erst ging es um Livland und die beiden Preußen mit Danzig, dann um ganz Mittel- und Süddeutschland. Hier tritt ein weiteres Phänomen des Krieges auf. Kann ein Krieg, einmal begonnen überhaupt wieder so schnell aufhören wie er anfing. Das Beispiel des schwedisch- polnischen Krieges zeigt uns eindrücklich, dass dem nicht so ist.

5.Eigene Schlussfolgerungen(Rainer Demattio)

Der dynastische Blickwinkel oder „Die liebe Familie“

Betrachtet man den schwedisch-polnischen Krieg nur für sich, so kann man bestimmt einige schlüssige Argumente hinzuziehen und finden, die den Ausbruch dieses Krieges und dessen weiteren Verlauf zu erklären helfen. Zum Beispiel wird dieser Krieg stets durch die ungeklärten dynastischen Verhältnisse in und über Schweden begleitet. Der Anstoß für diese dynastische Zwietracht liegt wohl in der Tatsache, dass die polnische Linie der Wasas von der schwedischen Linie sozusagen unrechtmäßig vom schwedischen Thron gestoßen wurde.

Wie oft zu dieser Zeit der glaubensbedingten Kriege wurde, wie auch im restlichen Europa, die politische Machtübernahme des Thrones konfessionell begründet. Unter dem Gewand eines guten Protestanten machte sich Karl von Södermanland an die sehr blutigen Verfolgungen der königstreuen schwedischen Adelsfamilien um damit den möglichen Einfluss seines Neffen aus Schweden zu drängen und um sich seine Macht innerhalb des Landes zu sichern. Der darauffolgende Bürgerkrieg und der geraubte Thron musste bei Sigismund III mit Sicherheit Unbill hervorrufen. Als der eigentlich rechtmäßige König Schwedens sollte und würde er mit großer Wahrscheinlichkeit seine Rechte auf die schwedische Krone verteidigen und geltend machen wollen. Sein Onkel und später auch sein Cousin Gustav Adolf kamen ihm jedoch stets zuvor indem sie ihn durch eine dauerhafte offensiv-aggressive Politik, die sie gegen Polen betrieben, in Schach zu halten verstanden.

Der militärisch-wirtschaftliche Blickwinkel oder „Das liebe Geld“

Diese Angriffspolitik auf die südlichen Ufergebiete der Ostsee, kam Schweden natürlich auch vom wirtschaftlichen und militärischen Standpunkt entgegen. Betrachtet man einmal die Landkarte, so kann man die denkbar ungünstige Lage Schwedens auf einen Blick erkennen. Schweden liegt, durch die Ostsee abgetrennt vom restlichen europäischen Festland, an deren nördlichem Ufer. Die Königreiche Norwegen und Dänemark, welche seit 1380 in einer Personalunion zusammengeschlossen waren, hätten im Übrigen leicht eine taktische Blockade gegen das schwedische Vordringen in den Nordseeraum und somit auch in den Atlantik verhindern können. Expansionsgedanken konnte Schweden somit nur innerhalb Europas nachgehen. Das sehr lange, somit auch schlecht zu verteidigende Ufer Schwedens stellte ungeschützt also eine ständige Gefahrenquelle für das Land dar. Deshalb sah sich Schweden wohl auch gezwungen, die Vorherrschaft im Ostseeraum zu halten und auch auszubauen. Dies tat Schweden dann auch, indem es nach und nach die südliche Ostseeküste eroberte. Die Einnahme der ehemaligen Hansestädte Riga und Danzig waren dabei aus militärischer Sicht, als Flottenhäfen, wie auch aus ökonomischer Sicht, als Handelsstützpunkte, von großer Bedeutung für das weitere Geschehen auf dem europäischen Festland.

Der gesamteuropäische Blickwinkel oder „Die lieben Nachbarn“

Zur Kriegsführung bedarf es der Soldaten. Anfänglich bestand das schwedische Heer noch hauptsächlich aus schwedischen Soldaten. Diese wurden durch angeworbene Söldner aufgestockt oder ersetzt. Zur Aushebung und Aufrechterhaltung solch großer Truppenkontingente brauchte die schwedische Krone viel Kapital, denn der Krieg entleert die Staatskasse natürlich trotz den hohen Handelszöllen, die Schweden von den beiden Hansestädten abschöpfen konnte. So nimmt es auch kaum Wunder, dass Schweden zum einen die Friedensverhandlungen mit Polen und zum anderen die Kriegssubventionen gegen Habsburg, die beide von französischer Seite aus Schweden angeboten werden, annimmt. Nur aus uneigennütziger Gefälligkeit machte Frankreich dieses Angebot natürlich nicht. Durch die Habsburger, welche unter anderem mit den Niederlanden, Spanien, Österreich und einigen rechtsrheinischen Gebieten in ihrem Herrschaftsbereich doch eine beachtlich große Macht im Europa dieser Zeit darstellten, sah sich Frankreich eingeschlossen und bedroht. Um dieser Bedrohung Herr zu werden musste Frankreich gegen die Habsburger agieren. Das tat Frankreich, indem es sich zuerst verdeckt, später offen am sogenannten Dreißigjährigen Krieg beteiligte. Das Machtstreben Gustav Adolfs kam Frankreich dabei entgegen und eine geschickte Bündnispolitik vermochte es sogar zu bewerkstelligen, dass das französische Heer erst 1635 aktiv in die Wirren des Krieges eingreifen musste. Polen, welches zu dieser Zeit mit starken Konflikten an den östlichen und südlichen Grenzen wie auch innerhalb des Landes zu kämpfen hatte, war zu sehr mit sich beschäftigt, als dass es hätte eine ernsthafte Bedrohung darstellen können. Nach weiteren zwölf Jahren Krieg und dem Frieden von Oliva blieb in Europa ein zerrüttetes Polen, ein lächelndes Frankreich, ein ermüdetes Schweden und ein zerpflücktes Habsburg zurück, also eine Szenerie, die ohne die dynastischen Streitfragen im Hause Wasa und den darauffolgenden schwedisch-polnischen Krieg sicher anders ausgesehen hätte.

6. Literaturliste

ENGELMANN, Bernt, Wir Untertanen: Ein deutsches Anti-Geschichtsbuch, 5. Auflage, München 1978

HALECKI, Oskar, Geschichte Polens, Frankfurt am Main 1963

HOWARD, Michael, Der Krieg in der europäischen Geschichte: Vom Ritterheer zur Atomstreitmacht, München 1981

HÖFER, Ernst, Das Ende des Dreißigjährigen Krieges: Strategie und Kriegsbild, Köln ; Weimar ; Wien ; Böhlau 1997

PARKER, GEOFFREY Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt; Main New York 1987

PLETICHA, Heinrich (Hrsg.), Weltgeschichte, Bd.7: Entdecker und Reformatoren: Die Welt im 16. Jhdt., Bertelsmann, Gütersloh 1996

PLETICHA, Heinrich (Hrsg.), Weltgeschichte, Bd.8: Aufklärung und Revolution: Europa im 17. und 18. Jhdt., Bertelsmann, Gütersloh 1996

PLETICHA, Heinrich (Hrsg.), Weltgeschichte, Bd.8: Aufklärung und Revolution: Europa im 17. und 18. Jhdt., Bertelsmann, Gütersloh 1996

PLOETZ, Carl, Der große Ploetz, 32., neubearbeitete Aufl., Freiburg i. Br.1998

PUTZGER, F.W., Historischer Weltatlas: Jubiläumsausgabe, 87.Aufl., Bielefeld; Berlin 1965

RHODE, Gotthold Kleine Geschichte Polens, Darmstadt 1965

SCHIEDER, Theodor Hrsg. Handbuch der europäischen Geschichte Band 3, Stuttgart 1971

WAGNER, Fritz, Europa im Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, München 1948

ZERNACK, Klaus Nordosteuropa Skizzen und Beiträge zu einer Geschichte der Ostseeländer, Lüneburg 1993

[...]


[1] auch: Jagellonen vgl. hierzu O.Halecki, Geschichte Polens, Frankfurt am Main 1963, S.111

[2] O.Halecki, Geschichte Polens, Frankfurt am Main 1963, S.111

[3] Vgl. Ebd. S.113

[4] Vgl. Ebd. S.113

[5] Vgl. Ebd. S.113 f.

[6] Vgl. C.Ploetz, Der große Ploetz, 32.,neubearbeitete Aufl., Freiburg i. Br. 1998, S1061

[7] O.Halecki, Geschichte Polens, Frankfurt am Main 1963, S. 114

[8] Vgl. Ebd. 114 ff

[9] Vgl. Ebd. 116 ff

[10] Vgl. Ebd. 118

[11] Vgl. G.Rhode, Kleine Geschichte Polens, Darmstadt 1965, S.257

[12] Ebd, S.257

[13] Ebd, S.258

[14] Vgl. K .Zernack, Nordosteuropa- Skizzen und Beiträge zu einer Geschichte der Ostseeländer, Lüneburg 1993, S-96

[15] Vgl. G.Rhode, Kleine Geschichte Polens, Darmstadt 1965, S.259

[16] Ebd. S.263

[17] Ebd.S.271

[18] Ebd. S 273

[19] Ebd. S.281

[20] Vgl. K .Zernack, Nordosteuropa- Skizzen und Beiträge zu einer Geschichte der Ostseeländer, Lüneburg 1993, S.101

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Schwedisch-polnische Krieg 1600 - 1660
Veranstaltung
Der Dreißigjährige Krieg
Autoren
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V108230
ISBN (eBook)
9783640064298
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit beschäftigt sich mit einem Aspekt des Dreißigjährigen Krieges, welcher etwas abseits der deutschen Geschichtsschreibung steht. Betrachtet man den 30jährigen Krieg allerdings als europaweites Ereignis, so wird man den in dieser Arbeit behandelten Apekt auf jeden Fall berücksichtigen müssen.
Schlagworte
Schwedisch-polnische, Krieg, Dreißigjährige, Krieg
Arbeit zitieren
Rainer Demattio (Autor:in)Alexander Schulz (Autor:in), 2002, Der Schwedisch-polnische Krieg 1600 - 1660, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108230

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