Schiller, Friedrich - Maria Stuart - Gespräch Elisabeth - Burleigh - Leicester (4. Aufzug, 6. Auftritt)


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Deutscharbeit 10. Klasse

Text: Friedrich Schiller, Maria Stuart

Thema: Gespräch Elisabeth – Burleigh – Leicester (4. Aufzug, 6. Auftritt)

Aufgabe 1: Charakterisiere die drei Personen in diesem Auftritt! Analysiere dazu den Verlauf des Gesprächs. Beachte dabei das Verhalten und die Äußerungen der Personen und interpretiere deine Ergebnisse.

Aufgabe 2: Erläutere die Bedeutung dieser Szene für das Drama!

Aufgabe 1:

Im 6. Auftritt des 4. Aufzuges findet ein Gespräch zwischen Elisabeth und ihren engen Vertrauten Burleigh und Leicester statt. Gegen Letzteren stimmen schwere Vorwürfe, mit Maria in einem Bunde zu sein, da in ihrer Kammer ein Brief, der an ihn gerichtet war, gefunfen wurde, der einiges aufzudecken scheint. Elisabeth ist wütend und beschämt, von Leicester so hintergangen worden zu sein. Dieser versucht in dem hier zu behandelnden Gespräch alles wieder zu bereinigen und schafft es schließlich zumindest nicht selbst getötet zu werden. Es folgt auf das Gespräch eine Unterhaltung zwischen Elisabeth und Graf von Kent, die sie dazu zwingt, über das Todesurteil zu entscheiden.

Z. 2880: "Den Unverschämten will ich sehn, der mir das Zimmer meiner Königin verbietet." Schon bei seinem Auftritt ist Graf Leicester sehr stürmisch, bestimmend und direkt. Durch das Personalpronomen macht er Besitzansprüche auf diesen Raum deutlich und keiner kann es ihm verwehren, da er schließlich als Geliebter der Elisabeth eine Sonderstellung hat, alles andere sei unverschämt und dreist. Auch wenige Zeilen später, wie z.B. ab Z. 2885, stellt er sich selbst offensichtlich als König dar. Er sagt, Burleigh sei sehr frech, hier das Wort zu nehmen. Weiter meint er, dass es an diesem Hofe niemanden gäbe, der Graf Leicester den Mund erlauben oder verbieten könnte. Somit stellt er sich ganz klar über oder zumindest neben die Königin. Burleigh, der den gleichen Stand vertritt wie er, beschimpt es als "frech", da er ihm ins Wort gefallen ist. Größenwahnsinnig, unverschämt und heuchlerisch tritt Leicester auf. Denn im selben Atemzug nähert er sich der Königin,k im Versuch sie zu umschmeicheln und seine alte Rolle, als ihr Liebling einzunehmen. "Aus meiner Königin eignem Mund will ich–". (Z. 2890) Er stellt Anforderungen an eine Königin, an "seine" Königin. Ganz klar überschätzt er sich und seine Stellung, auf diese Weise mit der Königin zu sprechen und mit ihr umzugehen. Rechtfertigen tut er dies in den Zeilen 2907-2909, in denen er seine Beziehung zu Elisabeth als eine Entschuldigung oder einen Grund für seinen Platz an dem Hofe nennt.

Ab Zeile 2938 beginnt er schließlich, sich zu verteidigen und die Königin einzuwickeln, wie er es Burleigh vorwirft (Z. 2916/17: "Beschwatzen konnte dich der Plauderer, ich aber will zu deinem Herzen reden!"), indem er behauptet, er habe Maria durch den Kontakt lediglich kennenlernen und verstehen wollen, um sie schließlich zu vernichten. Er baut seine Geschichte noch weiter aus, erklärt und entschuldigt Aktionen und macht Königin Elisabeth die Ausrede schließlich sehr glaubhaft. Ausserordentlich wichtig sind die Textstellen Z. 2942-2944; 2948-2950; 2953-2955, in denen er er sein Vorhaben als "Kühne Tat" bezeichnet, die nur jemand mit seiner Position wagen könnte. Hinterher geht Leicester sogar so weit, sich als wahrer Retter Elisabeths aufzuspielen, der sie vor Mortimer bewahrte, was Graf Burleigh nicht schaffte. Er klagt Burleigh an, seine Wachsamkeit nicht auf die richtigen Personen gerichtet, und somit nicht wirklich mitbekommen zu haben, was um die Königin herum passiert. Dies erklärt er in einem sehr langen Textteil von Zeile 2971 bis 2985 und 3011-3014. Am Ende des Auftrittes will er noch stärker überzeugen, indem er sich für die Hinrichtung von Maria ausspricht, sie für unaufhaltsam hält.

Graf Burleigh hat im Gespräch eine eher ruhige, zurückhaltende Stellung eingenommen und vertritt nur ab und zu seine scharfe Einstellung, Leicester wäre schuldig, genauso wie Maria. So versucht er auch immer wieder, Leicester aus seinem Lügen-Konzept zu bringen, hakt nach und wirft Aspekte ein (wie z.B. in Z. 2941: "Wie, Mylord? Ihr glaubt- Warum, wenn's eine gute Sache war, verschwiegt ihr?") Er glaubt dem Geliebten der Königin nicht und versucht ihn in seiner Ausrede zu stoppen, indem er fragt, warum Leicester sie nicht eingeweiht hätte. Er weiss, dass Graf Leicester ein falsches Spiel treibt und auch, dass die Antwort, die er auf diese Frage bekommen wird, wahrscheinlich ebenso wenig der Wahrheit entspicht, wie die vorherigen Ausflüchte. Als Leicester beginnt, ihn für seine Unachtsamkeit zu beschuldigen, wehrt er sich, ist zunächst sprachlos und fragt nach

(Z. 2972/73: "Wie gelanget ihr gazu?"). Er hatte es wirklich nicht bemerkt und fragt sich, wie Leicester darauf gekommen ist. Dies tut er auch in den Sätzen aus Zeile 2987/88: "Und jetzt geschah das? Jetzt, nachdem ich euch verlassen!" Schließlich macht Burleigh den Vorschlag, Leicester solle den Auftrag zur Vollstreckung des Urteils übernehmen, um ihn in eine missliche Lage zu bringen. Denn er weiss, dass Leicester nicht in der Lage sein würde, maria zu töten und ihn so zum Geständnis zwingt. Dies alles geschieht in den Zeilen 3030-3033: "Da es Mylord so treu und ernstlich meint, so trag ich darauf an, dass die Vollstreckung des Richterspruchs ihm übertragen werde." Die Wörter "treu" und "ernstlich" stecken voller Ironie und zeigen dadurch wiederrum Burleighs Überzeugung, Leicester lüge, an.

Graf Burleigh ist ein Mensch, der feste Prinzipien und eine genauso feste Meinung hat. So hasst er Maria und alle ihre Verbündeten, wir in diesem Fall Leicester, so sehr wie keinen anderen Menschen. Er versucht seinen eigentlichen Kollegen zur wahren Aussage zu bringen, die Ausrede zu beenden und aufzuklären. Normalerweise vertritt er seine Meinung sehr offen, in dieser Unterhaltung allerdings kommt er meiner Meinung nach ein wenig zu kurz.

Elisabeth ist in diesem Gespräch hin- und hergerissen. Ihr engster Vertrauter und Verbündeter soll sie mit ihrer Erzfeindin betrogen haben. Fragen, wie ob sie ihn töten solle und ob sie dies überhaupt fertig brächte, beschäftigen sie. Zunächst ist sie sich sicher, dass sie eine Entscheidung getroffen hat, und will ihn nicht einmal sehen (Z. 2890: "Aus meinem Angesicht, Nichtswürdiger!"). Sie besteht darauf, dass Burleigh den Raum nicht verlässt (Z. 2901) und sit der Meinung, Leicester könne sie nicht bereden und bearbeiten, sodass sie ihre Meinung ändere (Z. 2895/96, 2915). Erst als Leicester beginnt, von Mortimers Vorhaben zu berichten, fängt sie an, ihm zu glauben. Denn da sie wirklich nichts davon wusste, wird seine Rede immer überzeugender für sie. Empört reagiert die Königin auf Paulets Neffen, wie in Zeile 2979 und 2987 ff., der sie unerhört betrogen habe. Letzten Endes ist sie von Leicesters Aussage völlig überzeugt, überwältigt, aber auch verwirrt (Z. 3010: "Welcher Abgrund von Abscheulichkeiten!";

Z. 3017: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich glaub' Euch und glaub' Euch nicht."). Auch eine sonst so starke Königin wie Elisabeth ist durch die Vorfälle in der letzten Zeit völlig durcheinander. Sie schiebt alle Schuld auf Maria, da alles angefangen hat, seitdem und weil sie da ist. Am Ende des Auftritts willigt sie ein, Leicester die Vollstreckung zu überlassen.

Aufgabe 2:

Dieser Abschnitt steht für die "Endgültigkeit". Die Reden Leicesters und Burleighs tragen dazu bei, dass Elisabeth letztendlich das Todesurteil unterschreibt. Außerdem bekommen die zwei Männer des Staatsrats in diesem Teilo den Auftrag zur Vollstreckung des Urteils, was Burleigh später dazu bringt, Davison das Todesurteil zu entreißen und es zu vollstrecken. Zudem ist dieser Teil ein Wendepunkt. Nicht nur, dass die Geschichte durch das Urteil einen anderen Lauf nimmt als erwartet, wir lernen bei jeder Person einen ganz gegensätzlichen Charakter kennen. Leicester fordert Marias Untergang, Maria, die Frau, die er liebt, für die er die Königin von Englang sitzenlassen wollte. Burleigh verschlägt es mehr oder weniger die Sprache, ihm, der in früheren Teilen des Dramas bei Wortgefechten mit Maria, Elisabeth und anderen die Kunst der Sprache benutzte, die er wunderbar beherrschte, um im Endeffekt die Oberhand zu gewinnen. Und Elisabeth, die sonst so starke Persönlichkeit, die ihre eigenen Interessen, Wünsche und Träume zurücksteckte, um ein Land zufriedenzustellen und gut zu regieren, sie verliert ihr Gesicht, wird schwach und vertraut dem, der sie am schlimmsten hinterging.

Kommentar des Lehrers:

Zu 1: Die Figur des Leicester hast du sehr gut und vollständig heraus gearbeitet. Gleiches gilt für Elisabeth und Burleigh.

Zu 2: Die Bedeutung der Szene ist gut erfasst!

Note: 13 Punkte

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Schiller, Friedrich - Maria Stuart - Gespräch Elisabeth - Burleigh - Leicester (4. Aufzug, 6. Auftritt)
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V108172
ISBN (eBook)
9783640063741
Dateigröße
374 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vierseitige Arbeit.
Schlagworte
Schiller, Friedrich, Maria, Stuart, Gespräch, Elisabeth, Burleigh, Leicester, Aufzug, Auftritt)
Arbeit zitieren
Dorothea Baston (Autor:in), 2000, Schiller, Friedrich - Maria Stuart - Gespräch Elisabeth - Burleigh - Leicester (4. Aufzug, 6. Auftritt), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108172

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