Götter und Fatum in der Aeneis


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2003

12 Pages, Note: 11


Extrait


1.0 Einführung

Bis vor etwa 40 Jahren richtete man seine Aufmerksamkeit bei der Interpretation der Aeneis lediglich auf den historisch-nationalen Hintergrund.

Aufgrund der Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der Dichtung aus "kultisch religiösen Phänomenen", wie Omina, Prodigia und die Erscheinung von Göttern, sowie deren Eingreifen in die Handlung besteht, billigt Erich Burck die Gewichtsverlagerung von dem historisch-nationalen auf den religiösen Sinnbezug der Aeneis.

Auf der menschlichen Ebene entspreche das göttliche Wirken den „erstaunten oder erschreckten Reaktionen der Menschen bei ihrer Wahrnehmung, die erforderlichen Opfer und Gebete, vor allem aber die Klärung persönlicher Entscheidungen und der Entschluss zu neuen Handlungen“.

Oft werden entscheidende Schicksalswendungen einzelner Gestalten durch Initiative seitens der Menschen und Unterstützung solcher Ansätze seitens der Götter hervorgerufen.1

2.0 Die Götter

2.1 allgemeine Funktion

Aufgrund der Tatsache, dass das Auftreten von Göttern seit Homer zu den traditionellen Bestandteilen des Epos gehört, wurden die Worte und Taten der Götter in der Aeneis lange Zeit als rein dichterische Ausschmückung angesehen.

Die Götter haben eine wichtige Schlüsselfunktion in der Aeneis: sie unterstreichen wichtige Momente und lösen wesentliche Handlungsverläufe aus. Eine Interpretation als Symbol oder Allegorie als "Anschauungsgut der epischen Technik", wie es in der Spätantike der Fall war, würde schlichtweg zu einer Unterbewertung ihrer Rolle führen.

R. Heinze tendierte wegen der Feinfühligkeit und Präzision der Götterszenen zu einer Interpretation als "eine bewusste Umsetzung einfacher psychologischer Vorgänge in die Form göttlicher Einwirkung" (a.a.O.305 ff).

Er vermutete auch, in der Zeit des Augustus habe der gebildete Leser die Götterszenen als "Verdichtung und Individualisierung der von der stoischen Philosophie verkündeten Allgottheit" verstanden.

All diesen Interpretationsansätzen gegenüber muss an dieser Stelle betont werden, dass die Götter religiöse und poetische Gestalten sind, die aber zugleich eine wahre religiöse Aussage des Dichters ausmachen.1

Denn es ist typisch für die römische Religiosität, auf göttliches Wirken mehr zu achten, als sich in Umschreibungen des göttlichen Wesens zu verlieren. Daher stand es für den gläubigen Römer im Mittelpunkt seines Interesses, mit den göttlichen Mächten, von welchen er sich umringt sah, in Frieden zu leben. Dies führte sogar so weit, dass volles Engagement eingesetzt wurde, wenn für die Menschen erkennbar wurde, dass die "pax deorum" gestört worden war.

So erklärt sich Erich Burck auch die Entstehung der verschiedenen Sondergottheiten und die Funktionen der großen Gottheiten, wie etwa die der 12 olympischen Götter.

Vergil 's Religiosität lässt sich besonders bei gravierenden Handlungsentschlüssen seiner Gestalten erkennen. Als Paradebeispiel kann an dieser Stelle das Wesen der pietas des Aeneas aufgeführt werden. Das Zusammenwirken von menschlicher Veranlagung und innerer Aufnahmebereitschaft für göttliche Eingebungen machen die römische Kultur aus.

Daraus geht hervor, dass auch Vergil die Weltordnung und den Lauf der Welt von den Göttern bestimmt sieht und dass er versucht den Umfang ihres Wirkens erfassen zu können. Dabei lässt er die Götter in ihrer traditionellen Gestalt, in menschlicher Gestalt oder in Visionen und Träumen zu den Menschen sprechen.

Bei diesen Manifestationen muss man immer berücksichtigen, dass das Wirken der Götter und die Taten der Menschen in der Aeneis ineinander greifen um das „ Fatum “ zu erfüllen.1

2.2 die Rolle der Juno in der Aeneis

Juno, die Göttin der Ehe und Geburt, wird einerseits als die stolze Frau charakterisiert, die durch das Urteil des Trojaners Paris gekränkt und deren Ehre durch den Raub des Ganymed durch Jupiter verletzt wurde. Daher ist sie nicht willens eine weitere Kränkung ihrer Würde zuzulassen. Sobald ihr das Gefühl vermittelt wird, dass ihre Ehre auch nur im Geringsten angetastet wird – sei dies unabsichtlich oder beabsichtigt- gerät sie in große Erregung, welche sie zu leidenschaftlichen bis rasenden Handlungen treibt, es verursachen also furor, ira und amentia ihr Tun.1

Juno sieht in der Fahrt des Aeneas gen Westen eine Bedrohung für ihre Lieblingsstadt Karthago, von deren Schicksal sie weiß, dass die Stadt einst durch die Trojaner zerstört werden wird.

Ein weiterer Grund für Juno, sich gegen das „Fatum“ der Trojaner und Jupiter zu stellen ist, dass Aeneas der Sohn der Venus und des Anchises ist. Denn Venus wurde von Paris zur schönsten Frau gekürt, was sie sehr kränkte.

Jedes Mittel ist ihr Recht, die Trojaner von Karthago fern zu halten, da sie dort in einem eigenen Tempel verehrt wird. So umschmeichelt Juno schon zu Beginn der Handlung den Herrn der Winde, Aeolus, damit dieser die Winde freilässt, welche dann die trojanischen Schiffe in Seenot bringen sollen. Aeolus äußert zunächst seine Bedenken, doch Juno hetzt ihn förmlich gegen die Trojaner auf und verspricht ihm schließlich, ihm eine schöne Frau an die Seite zu stellen. Der Sturm wird von Neptun, dem Meeresgott, besänftigt, da dieser Aeneas mag.

Dieser Gewaltakt der Juno stellt einen Übergriff in einen fremden Machtbereich dar und grenzt schon an eine Freveltat.

Ihr weiteres Vorgehen wird von der Motivation, die Fahrt der Trojaner durch List zu unterbinden, geprägt. Als die Trojaner Karthago erreichen, schließt Juno mit ihrer Rivalin Venus einen Pakt: Aeneas und Dido sollen verkuppelt werden, damit Karthago erhalten bleibt. Junos Bedingung ist, dass Aeneas nicht nach Italien gelangen darf, er soll Herrscher Karthagos sein, damit er an die Stadt gebunden ist und selbige eine weltherrschaftliche Stellung erreichen kann.

Das einzige Problem am Pakt der Kontrahentinnen ist, dass Zeus nicht damit einverstanden ist und auf die Erfüllung der „fata“ pocht, indem er an Aeneas’ Bestimmung appelliert.

Eine weitere List der Juno ist die Entsendung der Iris, welche die von der Fahrt übermüdeten trojanischen Frauen aufhetzt, bis sie die eigenen Schiffe in Brand setzen.

Nun muss Jupiter in letzter Sekunde eingreifen, um den Brand zu löschen.

Letztendlich erreichen die Trojaner Italien, was der Erfüllung des Fatums gleichkommt. Dennoch gibt Juno nicht auf, sie hat im Sinn, die bevorstehende vertragliche Einigung der Trojaner mit Latinus zu vereiteln, um die Erfüllung der „fata“ hinauszuzögern.

Vergil steigert den Vernichtungswillen der Juno beinahe ins Unermessliche. Da göttliche und menschliche Mittel versagten, ruft sie die Personifizierte Zwietracht, die Furie Allecto aus der Unterwelt herauf (7,312), welche die Landbevölkerung in Raserei versetzt und zum Krieg aufzuhetzen. Juno öffnet in ihrer „blindwütigen Zerstörungswut“(Erich Burck) höchstpersönlich die Pforten des Kriegstempels. Es entbrennt ein schrecklicher Krieg zwischen den Truppen des Aeneas und denen des Turnus. Jetzt nimmt die Tollheit der Juno historische Dimensionen an, nach dem Ende der Bürgerkriege von Vergils Zeitgenossen stand der Bruderkrieg an, der das römische Reich bedrohte.1

Obgleich die Götter bei Vergil nicht unmittelbar in die Schlacht eingreifen, tätigt Juno einige kleinere Hilfseingriffe für Turnus.

In der einzigen Götterversammlung (10, 1-117) der Aeneis treten Juno und Venus mit heftigen Vorwürfen gegeneinander und gegen Jupiter auf. Dabei gehen sie jedoch nicht auf die fata , sondern lediglich auf ihre individuellen Interessen für ihre Schutzbefohlene ein. Also gibt Jupiter, der keiner der beiden Parteien Recht geben will, das Kampfgeschehen für einen einzigen Tag frei, denn seiner Meinung nach wird das Fatum sich seinen Weg bahnen. Juno hat jedoch keinen Erfolg und muss Turnus preisgeben. Vor dem Zweikampf zwischen Aeneas und Turnus begeht sie einen Rechtsbruch, indem sie den Vertrag, der den Zweikampf sichern soll, zunichte macht. Doch die von ihr erwartete Wendung des Geschehens bleibt aus. Es kommt zur Einigung zwischen Jupiter und Juno (12,819 f). Auf die Vorhaltungen Jupiters reagiert die enttäuschte und noch immer hasserfüllte Juno mit der Bitte, dass das neue Troja nicht entstehen möge, sondern lediglich das trojanische Volk mit dem italischen zusammenwachsen möge.

Jupiter gesteht ihr dies zu und versichert ihr, dass sie von dem neuen Geschlecht als höchste Göttin verehrt werden würde. Endlich gibt Juno ihren Widerstand gegen das Schicksal auf, legt ihren Groll ab und verlässt fröhlich ( „laetata“) den Himmel.

Junos hartnäckiger Widerstand gegen das Schicksal wirkt sich zuletzt noch positiv auf das Gesamtgeschehen aus: Die trojanischen Siedler wurden von den „heimischen Kräften Italiens“ gestärkt, was ihnen zu ihrem historischen Aufstieg verhalf.

2.3 die Rolle der Venus in der Aeneis

Von der Göttin der Liebe, die an ihren Kultplätzen umgeben von süßlichen Düften und zarten Klängen ist, ist in dem rauhen Handlungsgeschehen der Aeneis nur wenig zu erkennen. Immer wenn Venus in das Geschehen des Epos eingreift, tut sie dies, weil die saeva Juno etwas gegen ihren Sohn Aeneas und die Trojaner unternommen hat. Als deren Gegenspielerin und liebende Mutter muss sie gegen die Göttin, die es wagt, das "Fatum" ihrer Schützlinge negativ zu beeinflussen, vorgehen. Venus erscheinen die Prüfungen und Mühen ihres Sohnes als sehr hart und unverdient. Doch Jupiter gab ihr sein Versprechen, dass sich das „Fatum“ des Aeneas erfüllen werde, was sie ihrem Sohn selbst versichert, damit dieser den Mut nicht verliert (1,234-237).1

Doch der lange beschwerliche Weg bis zur Erfüllung lassen Zweifel in ihr aufkommen. Schaltet sie sich ins Geschehen ein, geschieht dies immer im Sinne der „fata Jovis“ und aus der Dringlichkeit der Lage heraus, die praktisch ihre Hilfe erheischt – ohne einen Auftrag von Jupiter erhalten zu haben. Ihre Hilfseingriffe wirken nicht nur im Moment, sondern haben auch Spätfolgen.

Dies gibt Grund zur Vermutung, dass Vergil sich einer historischen Perspektive bediente. Venus genoss als Stammmutter des julischen Geschlechtes einen Kult. Dieser Kult gewann an Bedeutung, als die Römer in den ersten Kriegsjahren des zweiten punischen Krieges , Sühnemaßnahmen ergriffen und der Venus einen Tempel erbauten. So legten Mitglieder der Gens Julia, wie C. Julius Caesar und Octavian, großen Wert darauf , ihre Genealogie auf trojanische Familien zurückzuführen. In diesem Falle war es Julus alias Ascanius, der Enkel des Anchises und der Venus.

So kann man als letztendlichen historischen Sinn der Hilfeleistungen der Venus den Aufstieg und die Taten des Julius Caesar und des Octavian sehen.

Zum ersten Mal hilft Venus ihrem Sohn im brennenden Troja, der den grausamen Tod des Priamos miterlebt und im Kampfgeschehen kurz innehält, weil ihm sein bedrohter Vater vor die Seele tritt. Venus erscheint ihm in voller Gestalt und erklärt ihm , dass nicht die Überzahl der Feinde der Grund für den Untergang Trojas sei, sondern göttliche Vorsehung. Sie drängt in zur Flucht und verspricht ihm ihren Beistand. Sie vermittelt hier an dieser Stelle also den Willen der Götter und entsendet Aeneas gemäß den „fata Jovis“.

Ein weiteres Mal fungiert sie als Mittlerin des Schicksals, als die Trojaner nach dem von Juno verursachten Seesturm an der öden Küste Libyens landen. Dort erscheint sie Aeneas als Jagdmädchen und deutet ihm den Vogelflug von Schwänen, die von einem Adler vertrieben werden, um Aeneas zu ermutigen und ihm Hoffnung zu geben. Mehr noch, Venus klärt ihn über Dido, deren Schicksal sowie die Gründung Karthagos auf und weist ihm den Weg dorthin. Zum krönenden Abschluss enthüllt sie ihr göttliches Wesen vor ihrem Sohn, dem Inbegriff der „Pietas“, was die vorangegangenen Rede einer göttlichen Weisung gleichkommen lässt. Somit ist ein Gleichgewicht zwischen Venus’ Willen, dem Willen des Jupiter und der Weisung des Schicksals gefunden und zudem noch ein Ausgleich für den Seesturm der Juno.

Hinter dem Pakt, welchen sie mit Juno schließt, erkennt sie zwar die Absicht der Kontrahentin, lässt sie aber gewähren. So wird Aeneas am Tode der Dido mitschuldig.

Der von Jupiter gesandte Mercur enthebt Venus eines weiteren Schrittes und bringt Aeneas wieder auf den richtigen Weg zur Erfüllung seines „Fatums“.

Ebenso zurückhaltend bleibt sie bei der Krise auf Sizilien, wo Jupiter selbst helfend eingreift. Sie kann es sich jedoch nicht verkneifen, Neptun darum zu bitten, dass die Fahrt nach Italien nicht durch Turbulenzen vereitelt wird.

Als Juno jedoch Allecto aus der Unterwelt heraufbeschwört, greift sie um so stärker in das Geschehen ein, weil Jupiter nichts gegen den ungewollten Krieg unternehmen will.

Vergil zeigt zwei im bisherigen Verlauf des Epos verborgene Seiten an der Göttin auf, die ihrem bedrohten Sohn helfen will: Da sie Waffen für Aeneas benötigt, bezirzt sie ihren Gatten Vulcanus und erhält die Waffen nach einer erfüllten Liebesnacht. Doch nach diesem kurzen Intermezzo der „natürlich-naiven Liebeswerbung und -erfüllung“ (Erich Burck) , das eher homertypisch ist, lenkt Vergil wieder auf das ernsthafte Geschehen und spezifisch Römische der Handlung zurück.1

Unmittelbar nach dem Prodigium –Blitz und Donner sowie Waffenlärm und der Klang einer Tuba am Himmel- übergibt Venus Aeneas die Waffen und lässt ihn in den Kampf gegen die italischen Feinde ziehen. Sie gibt ihm als „Venus Victrix“ durch die Waffen und ihre verabschiedende Umarmung die Zuversicht auf den Sieg, wie sie es im Verlaufe der römischen Geschichte noch öfters in deren Bewusstsein tun wird.

In der großen Götterversammlung nach dem ersten Großkampftag tritt Venus halb trotzig, halb wehklagend mit Vorwürfen gegen Jupiter auf (10,1-117) , weil dieser den Trojanern immer noch keine friedliche Niederlassung zugestanden hat. Sie geht anscheinend resignierend mit dem einzigen Wunsch, wenigstens ihren Enkel Ascanius retten zu können ab. Ihre Hoffnung auf Zusicherung von Hilfe seitens Jupiter wird nicht erfüllt, doch durch den Satz „fata viam invenient“ spendet er ihr Hoffnung.

Ins Kampfgeschehen greift sie, ebenso wie Juno, nur bedingt ein, indem sie ihrem Schützling beisteht oder ihn bei höchster Gefahr kurz aus dem Zentrum des Geschehens weglockt.

Am letzten Kampftag greift sie noch zweimal ein: Zum einen, als Aeneas von einem Pfeil sehr schwer verwundet wird und ärztliche Hilfe versagt und zum anderen gibt sie Aeneas seine im Baumstamm steckengebliebene Lanze zurück, als Turnus von Juturnus ein neues Schwert statt seines zersplitterten bekommt.

Beim zweiten Wurf streckt Aeneas den Widersacher nieder und beendet dessen Leben. So wird der grausige Krieg durch das Eingreifen der Venus Victrix dem „Fatum“ entsprechend beendet und der Neuanfang kann mit dem Bau der Stadt besiegelt werden.

Das ist genau das, was Jupiter ihr im ersten Gespräch zugesichert hat, neben dem Versprechen, dass Aeneas’ göttliches Wesen nach seinem Tode anerkannt werden und er einen bestimmten Platz im Himmel bekommen würde.

3.0 Die Rolle des „Fatum“

3.1 Deutungs- und Definitionsansätze

Wenn auch in einigen Reden der Gestalten Spuren der stoischen Ethik durchschimmern, darf die Interpretation der Aeneis nicht von der stoischen Philosophie her angegangen werden. Denn gestalten, Handlungen und Reden religiösen Charakters sind als Phänomene der römischen Religion zu bewerten. Eines davon ist das „Fatum“, welches über dem gesamten Geschehen des Epos steht.1

Ebenso wie bei der Deutung der Funktion der Götter gibt es viele Interpretationsansätze, welche Bedeutung dem „Fatum“ in der Aeneis zukommt.

Die einen Forscher erkannten Parallelitäten zum stoischen Logos, andere sahen darin ein Stück „epischer Maschinerie“, W. Kühn definierte die „fata“ als „die immanente Zielstrebigkeit des irdischen Geschehens“ und W. Pörscher ging die Definition von der Physik her an, indem er die unterschiedlichen Entscheidungen der Götter mit Jupiter in ein Kräfteparallelogramm einbrachte und daraus eine Resultante zog.

Erich Burck zufolge haben diese Definitionen einen gewissen Wahrheitsgehalt: die „fata“ stehen einerseits in engem Bezug zu dem politisch-historischen Ziel der Aeneis und zur römischen Geschichte, andererseits in einem „Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Göttern“.

Das „Fatum“ ist ein Spruch, “insbesondere der Spruch eines Gottes“, der in seiner Bedeutung von „Schicksalsspruch und Schicksalsbestimmung zu Schicksal“, sowohl allgemein als auch individuell, „sowie zum Willen oder zur Entscheidung des Gottes bzw. der Götter bis zur Gleichsetzung mit Tod“ ausgeweitet werden kann.

3.2 das „Fatum“ und Jupiter- ein Team?

Der Begriff „Fatum“ wird von Vergil im Singular lediglich 15 mal erwähnt. An 104 Stellen benutzt Vergil den Plural „fata“, welche in enger Verbindung zu Jupiter stehen. Denn Jupiter ist der höchste Gott, der alle Schicksale der Menschen kennt und die „fata“ verwirklicht, solange diese mit seinem eigenen Willen übereinstimmen.

Die Erfüllung der „fata“ der Aeneis ist, wie mehrfach erwähnt wird, den trojanischen Penaten eine neue Heimat zu geben und somit den Grundstein für die römische Geschichte zu legen, bis die Stadt Rom unter Augustus ihre Blütezeit erleben wird.

Schon im ersten Buch zeigt Vergil auf, dass Jupiter die „fata“ kennt. Als Venus Jupiter Vorwürfe macht, weil die Trojaner erneut Vieles erleiden müssen, beruhigt er sie durch die Enthüllung der „fata“, welche die Gründung Roms für Aeneas und sein Volk vorsehen (I, 254-296).

Im Verlauf des Epos gerät die Verwirklichung der „fata“ oft in Gefahr. In solchen Situationen greift Jupiter ein, um die Menschen wieder auf den richtigen Weg zu leiten. Dies vollführt er nicht etwa durch Befehle oder Zwang, sondern durch göttliche Zeichen (Prodigia). Ein Beispiel hierfür wäre die Situation, in welcher Anchises sich weigert mit Aeneas aus dem brennenden Troja zu fliehen. Als eine Flamme über dem Haupt des Ascanius erstrahlt, bittet Anchises Jupiter bei seiner "Pietas" ein Augurium zur Deutung dieses Phänomens zu senden. Zur Bestätigung sendet Jupiter Blitz und Donner und ein langsam am Himmel entlanggleitender Stern soll den Flüchtigen den Weg weisen.

Die Bereitschaft des Anchises, diese Weisungen des Jupiter und somit des Schicksals entgegenzunehmen und zu befolgen, führen eine Wendung im Handlungsgeschehen herbei und zeigen das Ineinandergreifen von menschlicher und göttlicher Motivierung auf.

Jupiter ist also in der Lage, das „Fatum“ zu beeinflussen, doch er kann es nicht ändern, denn letzten Endes müssen sich die Vorsehungen erfüllen.

4.0 Fazit

4.1 Ergebnisse und persönliche Stellungnahme

Der Intention der Aeneis liegt also die tiefe Religiosität des Vergil zu Grunde, der keine nachhaltigen Zweifel an den Göttern und dem Schicksal aufkommen lässt. Aus auswegslosen Situationen hilft immer ein Gott heraus und endet etwas negativ, so ist es der Lauf des „Fatums“, an dem niemand etwas ändern kann.

Meiner Meinung nach wollte Vergil in seinem Epos keinerlei Lehren oder Grundsätze irgendwelcher Schulen zum Vorschein bringen, sondern lediglich seine persönliche Vorstellung des Übergeordneten, auf das der Mensch keinen Einfluss hat, zum Ausdruck bringen.

Dass dabei Teile der stoischen Ethik durchschimmern mögen, darf einen nicht verwundern, denn beispielsweise der Epikureismus verdrängt die Götter in „Intermundia“, wo ihnen die Menschen vollkommen gleichgültig sind. Und diese Vorstellung ist für einen religiösen Menschen, der den Götterkult betreibt ganz einfach inakzeptabel. Ich wage aber zu bezweifeln, dass das Durchschimmern der Stoa in Reden und Handlungen Absicht war, sondern dass vielmehr zufällig die Ansichten des Dichters und der Stoiker übereinstimmen.

Das „Fatum“ hat eine übergeordnete Rolle inne, das bis zu einem gewissen Grad von Jupiter beeinflusst werden kann, jedoch im Endeffekt immer seinen Lauf nimmt. Auch die anderen Götter können das Schicksal beeinflussen, aber der Willen Jupiters und besonders der Lauf des Schicksals sind immer stärker. Juno hat in der Aeneis die Rolle der gekränkten und missgünstigen Göttin inne. Aus Hass versucht sie das Schicksal des Aeneas zu manipulieren, damit sie keinen weiteren Verlust ihrer Würde erleiden muss.

Venus hingegen greift nur aus Liebe zu ihrem Sohn in das Geschehen ein und wird durch Junos Intrigen dazu gezwungen. Ihr ist dabei die Wahrung und Erfüllung des „Fatums“ wichtig.

Jupiter steht über dem Ganzen und greift nur in größten Notfällen ein, wenn die Vorsehung vereitelt werden soll. Er achtet darauf, dass das Schicksal sich erfüllen kann, solange es seinem Willen entspricht.

Vergil berichtet sowohl von Aeneas als auch von historischen Geschehnissen, wie er es im ersten Vers seines Epos verspricht: „Arma virumque cano“ .

Würde eine der drei Götter-Parteien oder gar der historische Hintergrund in der Aeneis fehlen, hätte Vergil sein Epos niemals zu solch einer Perfektion gebracht und es würde heute als wichtiges Kulturgut verloren gegangen sein.

5.0 Anhang

5.1 Handout

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Bilder

1. Jupiter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

( www.mbradtke.de/g-jupiter.htm)

2.Juno

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(www.mbradtke.de/g-juno.htm

3.Venus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(www.mbradtke.de/g-venus.htm)

GFS Latein 12.2

Carolin Zimmermann

26. Juni 2003

Handout S.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

GFS Latein 12.2

Carolin Zimmermann

26.Juni 2003

Handout S.2

- Die Rolle des „Fatum“

Das Fatum und Jupiter-ein Team?

- Erfüllung der „fata“ in der Aeneis: Neue Heimat für die trojanischen Penaten; Setzung des Grundsteins für die römische Geschichte

- Jupiter kennt die „fata“. Bspw. Buch 1 (zu Venus) :

Parce metu, Cytherea, manent immota tuorum

fata tibi: cernes urbem et promissa Lavini

moenia,sublimenque feres ad sidera caeli

magnanimum Aenean;hic tibi (fabor enim,quando haec te cura remordet,

longius et volvens fatorum arcana movebo)

bellum ingens geret Italia populusque ferocis

contundet moresque viris et moenia ponet,

teria dum Latio regnantem viderit aestas

ternaque transierint Rutulis hiberna subactis…”(lib I,257-266)

- Im Handlungsverlauf des Epos gerät die Erfüllung der « fata » oft in Gefahr. In diesem Fall greift Jupiter durch Prodigia ein, um die Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Als Beispiel kann hier die Szene im brennenden Troja erwähnt werden, in welcher der alte Anchises sich weigern möchte, zu fliehen. Als über dem Haupt des Ascanius eine Flamme erstrahlt bittet Anchises Jupiter bei seiner „Pietas“ um ein Augurium zur Deutung des Zeichens. Jupiter sendet Blitz und Donner und weist den Fliehenden den Weg mithilfe eines am Himmel entlanggleitenden Sterns.
- Jupiter verwirklicht die „fata“, solange sie mit seinem Willen übereinstimmen. Er kann sie beeinflussen, aber nicht ändern. Denn letzten Endes sucht sich das Schicksal seinen eigenen Weg zur Erfüllung der Vorsehung.

Das „fatum“ hat in der Aeneis eine übergeordnete Rolle inne.

Erich Burck zufolge stehen die „fata“ einerseits in engem Zusammenhang zu dem politisch- historischen Ziel der Aeneis und zur römischen Geschichte, andererseits in einem „Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Göttern“.

Das „fatum“ sei ein Spruch, „insbesondere der Spruch eines Gottes“, der in seiner Bedeutung von „Schicksalsspruch und Schicksalsbestimmung zu Schicksal“, sowohl allgemein als auch individuell , „sowie zum Willen oder zur Entscheidung des Gottes bzw. der Götter bis zur Gleichsetzung mit Tod“ ausgeweitet werden könne .

GFS Latein 12.2

Carolin Zimmermann

26. Juni 2003

Handout S.3

Quelle: “Das römische Epos”, Erich Burck

6.0 Quellenverzeichnis

„Das römische Epos“ ; Erich Burck

Stellen, die mit der Fußnote 1 gekennzeichnet sind, weisen auf das Kapitel „Götter und Fatum“ hin, aus welchem im entsprechenden Absatz Gedankengut Erich Burcks übernommen wurde.

Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt, nur die angegebenen Quellen benutzt und alle Stellen , die dem Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe.

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Götter und Fatum in der Aeneis
Note
11
Auteur
Année
2003
Pages
12
N° de catalogue
V108037
ISBN (ebook)
9783640062416
Taille d'un fichier
710 KB
Langue
allemand
Mots clés
Götter, Fatum, Aeneis
Citation du texte
Carolin Zimmermann (Auteur), 2003, Götter und Fatum in der Aeneis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108037

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