9. Oktober - Ein entscheidender Tag für die ostdeutsche Revolution?


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

I Einleitung

II Hauptteil
1. Vorläufe
1.1. Erste Proteste
1.2. Die Friedensgebete
1.3. Chronik und Dynamisierung der Montagsdemonstrationen
2. Der 9. Oktober 1989
2.1. Der Staat macht mobil
2.2. Aufrufe zur Gewaltlosigkeit
2.3. Der friedliche Ausgang

III Abschluss

Einleitung

Viele Faktoren führten 1990 zum endgültigen Zusammenbruch der DDR.

Die Unzufriedenheit der Menschen äußerte sich im Protest gegen die Beschränkungen der Reisefreiheit und der Menschrechte. Die Massenflucht von Tausenden führte zu Massenprotesten. In Leipzig gingen am 9. Oktober 1989 70.000 Demonstranten für ihre Rechte friedlich auf die Straße. Er wird als »historischer Tag« beschrieben, an dem „schließlich die Revolution siegte“[1] und Leipzig zur „Heldenstadt“[2] wurde.

In dieser Hausarbeit möchte ich über die Entwicklungen 1989 in Leipzig berichten und die Dynamik der Montagsdemonstrationen erarbeiten.

Die Fragen, warum die Menschen sich gerade in Leipzig versammelten und gemeinsam auf die Straße gingen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen; wie sie die eigene Angst überwunden haben, um sich Montag für Montag wieder für ihre Rechte einzusetzen und warum diese Angst sie nicht davon abhielt, der drohenden Gefahr aus dem Weg zu gehen, möchte ich mit dieser Arbeit beantworten.

Mit der Frage, ob man die Ereignisse 1989 und 1990, beziehungsweise den Zusammenbruch der DDR, als »Revolution«, »Implosion« oder »Wende« bezeichnen kann, habe ich mich nicht weiter auseinandergesetzt. Ich nehme den Begriff »Revolution« von den hier zitierten Autoren auf und schließe mich der Meinung von Bernd Lindner an, dass man den Ereignissen vom Herbst 1989 bis zum Fall der Mauer revolutionäre Züge zusprechen kann[3]. Da ich mich in dieser Hausarbeit mit genau dieser Zeit befasse, verwende ich den Begriff »Revolution«.

Die friedliche Revolution, die zum Zusammenbruch der DDR führte, ging hauptsächlich von Leipzig aus. Es ist für mich sehr interessant, zu erfahren, welche Entscheidungen getroffen oder nicht getroffen wurden, die zur Gewaltlosigkeit am 9. Oktober 1989 führten und wer die Verantwortlichen dafür waren.

Warum konnte die Staatsmacht diese Demonstrationen nicht unterbinden oder auflösen? Welche Versuche wurden dafür unternommen und warum scheiterten sie? Diese Fragen werden Teil meiner Hausarbeit sein. Im Abschluss möchte ich aufzeigen, inwiefern der 9. Oktober ein entscheidender Tag war, und dass das »Wunder von Leipzig« zum Zusammenbruch der DDR führte.

1. Vorläufe

1.1. Erste Proteste

Protestaktionen und Aufrufe zu Demonstrationen begannen in Leipzig nicht erst im Herbst 1989.

Anlässlich des 70. Jahrestages der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar 1989 rief eine »Initiative zur demokratischen Erneuerung unserer Gesellschaft« zu einer Gedenkdemonstration auf. Sie „forderten das Recht auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungs- sowie Pressefreiheit.“[4] Etwa 500[5] Personen folgten diesem Aufruf und trafen sich auf dem Marktplatz. Es folgte ein kurzer Protestmarsch durch die Stadt, den die Polizei auflöste und 53 Teilnehmer verhaftete.[6]

Dies war die „erste ungenehmigte Demonstrationen der achtziger Jahre“, und war der Anstoß für den Einzelnen, „sich aus seiner Anpassung zu lösen und etwas für die Veränderung der Gesellschaft zu riskieren“[7].

Ein öffentliches und für viele sichtbares Zeichen war gesetzt worden[8] und es war „ihnen erstmals gelungen, bisher abseits stehende Teile der Bevölkerung zu einem öffentlichen Protest zu mobilisieren.“[9]

Das Einschreiten der Polizei und die „Inhaftierung der Initiatoren dieser Aktion“ führten zu DDR-weiten Protesten und Fürbittandachten, die „dann bereits allmontäglich immer mehr Leute in die Nikolaikirche“[10] zogen.

Am 7. Mai 1989 fanden die Kommunalwahlen in der DDR statt. Landesweit hatten Mitglieder verschiedener oppositioneller Gruppen von ihrem Recht Gebrauch gemacht und die Kontrolle der Stimmenauszählung organisiert.

In fast allen Wahllokalen der DDR war es gelungen, der Staatsführung Fälschung der Wahlergebnisse und somit Wahlbetrug nachzuweisen.

Am Abend lösten die Volkspolizei und Staatssicherheit (Stasi) eine Demonstration auf dem Leipziger Markt auf, zu der sich circa 800-1000[11] Personen versammelt hatten und führten 72 Personen zu[12].

Die für den 4. Juni 1989, anlässlich des Weltumwelttages, geplante Veranstaltung »Pleißepilgerweg 1989 – Eine Hoffnung lernt gehen« wurde verboten. Die staatlichen Stellen führten als Begründung an, dass die „Veranstalter die Teilnehmerzahl nicht genau vorherbestimmen könnten“[13]. An diesem Tag wurden insgesamt 83 Personen zugeführt. Viele von ihnen waren Besucher der Gottesdienste, die dennoch stattfanden.[14]

Auch das für den 10. Juni 1989 in Leipzig geplante Straßenmusikfestival wurde verboten. Trotzdem „trafen viele Musiker aus der ganzen DDR in Leipzig zusammen und spielten zur Freude der Passanten bis in die Mittagsstunden“[15]. Dann fuhr die Volkspolizei vor, jagte „die Musikanten durch die Stadt, kesselt[e] sie ein.“[16] Die Musiker wurden mitsamt ihren Instrumenten äußerst brutal auf die LKWs geladen und zeitweise zugeführt, während zahlreiche Passanten „das übersteigerte Vorgehen der Staatsmacht“[17] verständnislos mit ansehen mussten.

Vom 6. bis 9. Juli 1989 fand in Leipzig der Kirchentag der Evangelischen Landeskirche Sachsens statt. Die staatlichen Stellen im Bezirk hatten mit großem Aufwand versucht, diesen zu »sichern« und erreicht, „dass kritische Basisgruppen aus dem offiziellen Programm ausgegrenzt wurden.“[18]

2500 Mitglieder dieser Gruppen organisierten in der Lukaskirche einen »Statt-Kirchentag«, wo sie sich über die aktuelle Lage der DDR austauschten, und Konzepte und Aktionen vorgestellt wurden.[19] Es gelang ihnen, am Schlusstag des Kirchenfestes ein Transparent mit dem chinesischen Schriftzeichen »Demokratie«[20] zu entrollen und so ihren Unmut über die Partei äußerten.

1.2. Die Friedensgebete

Im Zusammenhang mit der jährlich im November stattgefundenen Friedensdekade der Evangelischen Kirche entstand die Idee der Friedensgebete.

In Leipzig fanden sie seit September 1982 jeden Montag in der Nikolaikirche und es entwickelte sich hier „ein öffentlicher Ort, an dem man sich wöchentlich zu Liedern, Informationsaustausch und Gebet treffen konnte.“[21]

Solange sie in ihren eigenen Kreisen blieb und sich nicht oppositionell zeigte, ließ das Regime der Kirche „ihren alternativen politischen Raum und auch ihre Stimme“[22]. In den Kirchen entstanden so Gruppen, die sich mit den aktuellen Problemen des Landes beschäftigten und unter dem Deckmantel der Kirche die Friedensgebete mitgestalten und sich hier äußern konnten. Ab Januar 1988 drängten immer mehr Ausreisewillige in die Kirchen und zu den Friedensgebe- ten und wurden dort „akzeptiert und integriert.“[23]

Im September 1988, nach der Sommerpause der Friedensgebete, wurde diesen Gruppen die Gestaltungsfreiheit entzogen, weil ihre Forderungen und „innenpolitischen Fragen […] in der Sicht der Kirchenleitung den Rahmen dessen [überschritt], was man als kirchlich tolerieren konnte und wollte.“[24]

Also verfolgten sie die Gebete stumm und trafen sich danach auf dem Kirchhof, wo sie ihre Ansprachen hielten und Texte verlasen. „Erstmals wurde damit ein öffentlicher Platz zum Forum einer oppositionellen Öffentlichkeit.“[25]

1.3. Chronik und Dynamisierung der Montagsdemonstrationen

Am 4. September sollte das erste Friedensgebet nach der Sommerpause stattfinden. Da es aber mit dem Termin der Leipziger Herbstmesse zusammenfiel, versuchten die staatlichen Funktionäre alles, um „die Gottesdienste bis nach der Messe auszusetzen“[26] oder „doch wenigstens um eine Stunde zu verschieben, um die Zahl der Schaulustigen zu verringern“[27].

Die Friedensgebete waren eine traditionelle kirchliche Veranstaltung geworden und der Vorstand war, trotz der Einschüchterungsversuche, nicht in der Lage, sie abzusetzen und so fand das Friedensgebet termingerecht am 4. September statt. Stasi und Volkspolizei waren auf alles vorbereitet, um die Lage am Ende zu beherrschen.[28]

Nach dem Friedensgebet traten Bürgerrechtler auf den Nikolaikirchhof, wo sich circa 800 Personen eingefunden hatten, und entfalteten drei Transparente mit den Aufschriften: »Für ein offenes Land mit freien Menschen«, »Reisefreiheit statt Massenflucht« und »Versammlungsfreiheit-Reisefreiheit«.[29]

Als Mitarbeiter der Stasi die Transparente herunterrissen, reagierten die Ausreisewilligen unter den Demonstranten mit Sprechchören »Wir wollen raus!« und »Freiheit! Freiheit!«.

Vor den Kameras westlicher Fernsehsender „erreichte[…] die Eroberung der Straße als Aktionsfeld des politischen Protests in der DDR […] eine neue Dimension.“[30]

Obwohl der von den Bürgerrechtlern geplante Zug durch die Leipziger Innenstadt nicht stattfand, gilt der 4. September als Beginn der Leipziger Montagsdemonstrationen. Es kam zu einer großen Menschenansammlung, Losungen und Sprechchöre wurden skandiert und Transparente entschlossen hochgehalten. Das waren „nahezu alle wichtigen Elemente, die in den folgenden Wochen eine tragende Rolle spielen sollten“.[31]

Der Schutzraum der Kirche wurde erstmals verlassen und die Menschen hatten sich zu einer Demonstration vereinigt. Die Anwesenheit der westlichen Medien, die zur Messeberichterstattung in Leipzig waren, verhinderte, dass es an diesem Abend zu Gewaltanwendungen und Zuführungen kam.

„Hielten sich die Sicherheitskräfte am 4. September (notgedrungenerweise) noch zurück, so setzten sie am darauf folgenden Montag ein bisher nicht gekanntes Potential staatlicher Gewalt frei.“[32]

Weit über 1000 Menschen wollten am Montag, den 11. September, die Kirche verlassen und standen der Polizei gegenüber, die den Kirchplatz abgeriegelt hatte. Sie ließen nur einen schmalen Weg und „es war nicht mehr möglich zur Seite auszuweichen.“[33] Der Einsatz von Hunden und die Gewaltanwendungen führten zur Panik unter den Demonstranten und es entwickelte sich zu einem „großen Viehtrieb.“[34] An diesem Abend wurden „89 Demonstranten, aber auch zufällig hineingeratene Passanten“ verhaftet.[35]

Nicht nur die Zahl der Menschen, die Montag für Montag in die Nikolaikirche strömten, wuchs beständig an, auch die Kette, die „die Polizei um den Nikolaikirchhof zog, wurde von Montag zu Montag dichter.“[36]

Wie auch in der Vorwoche, kam es am 18. September auf dem abgesperrten Nikolaikirchhof zum Einsatz der Polizei und 31[37] Teilnehmer wurden zugeführt. Allerdings waren es an diesem Montag nicht die Gottesdienstbesucher, die gewaltsam von der Polizei verhaftet wurden, sondern „Schaulustige, die zuvor außerhalb der Absperrungen gestanden hatten.“[38] Nachdem die Polizei die Friedensgebetsteilnehmer durch die Absperrungen ließen, strömten die Neugierigen und Schaulustigen auf den Kirchhof. Sie sangen die »Internationale« und skandierten »Wir bleiben hier!«. Dieses Ereignis markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung der Montagsdemonstrationen: erstmal ging die Demonstration nicht von den Gottesdienstbesuchern aus, sondern die Schaulustigen wurden zu Demonstranten.[39]

Während Anfang September noch die Rufe »Wir wollen raus!« der Ausreisewilligen erklang, entwickelte sich am 11. September der Ruf »Wir bleiben hier!« zu einem Schlachtruf für die folgenden Demonstrationen.[40]

„Die Metamorphose des Rufes »Wir wollen raus!« zu »Wir bleiben hier!« […] signalisierte eine Veränderung in der Zusammensetzung der Teilnehmer“[41], denn nun traten die »Hierbleiber« hervor und setzten so ein Zeichen, dass sie nicht einfach das Land verlassen wollten, sondern dass hier und jetzt etwas passieren musste.

Am Abend des 25. September strömten erstmals 8000 Demonstranten nach der Andacht vom Kirchhof auf den Leipziger Ring[42], bis zum »Konsument«-Warenhaus. Die Demonstranten kehrten dort wieder um, denn bis zum Gebäude der Staatssicherheit wagte man sich noch nicht vor. Während der Demonstration kam es nicht zum Eingreifen der Polizeikräfte.[43]

Erst als sich nach der Demonstration etwa 800 Personen in der Westhalle des Hauptbahnhofes zusammenrotteten, lösten die Einsatzkräfte der Polizei diese Personenkonzentration auf und führten 6 Personen zu.[44]

Am 2. Oktober war die Nikolaikirche schon vor Beginn des Friedensgebetes überfüllt und eine weitere Andacht wurde in der Reformierten Kirche abgehalten. Den Demonstranten standen nach dem Verlassen der Kirche wieder Bereitschaftspolizisten gegenüber, die die Straße absperrten und einen Ring um die Nikolaikirche schlossen.[45] Diese Personenkonzentration konnte durch den „Einsatz der Kräfte der Schutz- und Sicherheitsorgane sowie der Kampfgruppen […] zunächst gestoppt werden.“[46] Doch den Demonstranten gelang es teilweise, die Absperrungen zu durchbrechen. Unter „Einsatz des Schlagstockes und von Diensthundeführern mit Diensthunden“ ging die Volkspolizei gegen die Demonstranten vor. Es wurden 20 Personen zugeführt.[47]

Das brutale Vorgehen der Staatsmacht erreichte seine Höhepunkte in der ersten Oktoberwoche. In Dresden kam es am 4. und 5. Oktober aufgrund der Durchreise der Botschaftszüge aus Prag in die BRD zu blutigen Auseinadersetzungen mit Demonstranten, als diese sich am Hauptbahnhof versammelten. Auch anlässlich des 40. Jahrestages der DDR kam es in „verschiedenen Bezirken, besonders in Berlin, Leipzig, […] zu Demonstrationen, die gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen [des] sozialistischen Staates gerichtet waren.“[48] Diese wurden mit Gewalt unterbunden bzw. aufgelöst.[49]

2. Der 9. Oktober 1989

Schon seit den Morgenstunden kursierten in Leipzig die Gerüchte, dass Ärzte und Spezialisten für Schussverletzungen in Bereitschaft versetzt wurden und „für abends diesen Sonderdienst haben, weil man mit Verwundeten rechnete.“[50]

Blutkonserven sollten bereitstehen und die Krankenhäuser mussten Betten freihalten.

In den Betrieben, Behörden, Schulen und Einrichtungen der Stadt wurden kurzfristig Konferenzen und Versammlungen einberufen und „vor einer Beteiligung an den »konterrevolutionären Umtrieben« am Abend“[51] gewarnt.

Eltern sollten ihre Kinder bis 15 Uhr aus den Kindergärten der Innenstadt abholen, die Geschäfte spätestens um 17 Uhr schließen[52], „Nichtleipziger sollten die Stadt, Leipziger die innere Stadt meiden oder rechtzeitig verlassen“[53].

2.1. Der Staat macht mobil

Die Ereignisse in Berlin und Leipzig sollten sich nicht wiederholen und es sollte verhindert werden, „dass es zu weiteren Krawallen kommt. Sie sind von vornherein zu unterbinden.“[54] Die Staatsmacht ging von einer Beteiligung von ca. 50.000 Demonstranten aus, die sich am 9. Oktober 1989 nach dem Montagsgebet in Leipzig versammeln sollten.[55]

Die Stadt wurde in einen „bürgerkriegsähnlichen Zustand“[56] versetzt: Polizei, Kampfgruppeneinheiten, NVA-Soldaten, Schutz- und Sicherheitsorgane und schwere Technik – wie Wasserwerfer und Lastwagen mit Schiebeschildern - wurden nach Leipzig gebracht .[57]

Alle Kräfte waren mobilisiert, um die Anweisung Honeckers, „allen Widerstand, alle konterrevolutionären Aktionen mit allen Mitteln zu zerschlagen“[58], befolgen zu können. Dies „schloss natürlich auch den Einsatz von bewaffneten Kräften ein.“[59] Mielke wies »volle Dienstbereitschaft« an, was bedeutete, dass „Angehörige, die ständig Waffenträger sind“, ihre Dienstwaffe ständig bei sich zu führen hatten. Außerdem sollten ausreichend Reservekräfte bereitstehen und „verstärkte Sicherungsmaßnahmen zur Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung“ eingeleitet werden.[60]

Laut Gerhard Straßenburg – Leiter der Polizei und der Kampfgruppeneinheiten - sah die Polizeitaktik vor, ab 10 Uhr Menschenansammlungen in der Innenstadt nicht mehr zuzulassen. An Kreuzungspunkten (Leipziger Innenring und Bahnhof) sollten Polizisten ein Auflösen der Demonstranten sichern, um die Demonstration nicht stattfinden zu lassen.[61]

Ab Mittag begann die systematische Abriegelung der Stadt.

2.2. Der Aufruf zur Gewaltlosigkeit

Am Nachmittag wurden zwei Flugblätter in Leipzig verteilt. Mitglieder und Befürworter des Neuen Forums sowie Mitglieder der Arbeitsgruppen für Menschenrecht, Umweltschutz und Gerechtigkeit riefen zur Gewaltfreiheit auf. Provokationen sollten unterbunden werden, Absperrungen nicht durchbrochen, Personen und Fahrzeuge sollten nicht angegriffen oder beschädigt werden, die Demonstranten sollten den Dialog suchen und sich jeglicher Gewalt enthalten[62].

Doch nicht nur die Basisgruppen und die Demonstranten hatten Angst vor einer Eskalation. Auch in der SED-Bezirksleitung wusste man, „dass an dem […] Montag die Lage viel, viel komplizierter sein würde als an den vorhergehende Montagen“[63] und, dass man etwas tun musste.

Am Nachmittag trafen sich Gewandhauskapellmeister Prof. Kurt Masur, der Theologe Dr. Peter Zimmermann, der Kabarettist Bernd-Lutz Lange sowie die Sekretäre der SED-Bezirksleitung Dr. Kurt Meyer, Jochen Pommert und Dr. Roland Wötzel, um „gemeinsam darüber nach­zudenken, was man tun [konnte], um […] das Schlimmste zu verhindern.“[64] Sie „kamen einheitlich zu dem Schluss, dass man versuchen müsste, dass in Leipzig keine Gewalt angewendet wird und […], dass die Sicherungskräfte zurückzuhalten sind.“[65]

So entstand der Aufruf der Leipziger Sechs, mit der Forderung des „freien Meinungsaus­tausch[es] über die Weiterführung des Sozialismus“ und dem Versprechen, die „ganze Kraft und Autorität“ der Beteiligten „dafür einzusetzen, dass dieser Dialog nicht nur im Bezirk Leipzig, sondern auch mit [der] Regierung geführt wird.“ Das dringendste Anliegen aber war, die Bitte um „Besonnenheit, damit dieser friedliche Dialog möglich wird“[66].

Ab 18 Uhr war der Aufruf im Leipziger Stadtfunk zu hören. „Der spontane Beifall“ der Demonstranten „war bereits eine erste Antwort auf die abschließend geäußerte Bitte nach Besonnenheit“[67].

Auch die Pfarrer waren besorgt und sprachen sich während der Friedensgebete für Gewaltlosigkeit aus und hofften auf den Beistand Gottes und auf den Geist des Friedens.[68]

2.3. Der friedliche Ausgang

Viele Teilnehmer hatten sich von ihren Angehörigen verabschiedet, Eltern hatten für die Betreuung ihrer Kinder gesorgt, für den Fall, dass sie nicht mehr nach Hause kommen. Man rechnete mit dem Äußersten, denn die chinesische Lösung lag im Bereich des Möglichen. Aber man war trotzdem bereit, sich der Angst zu stellen, denn „es war der einzige Weg.“[69]

Die Friedensgebete, an denen fast 9000 Menschen teilnahmen, verliefen „in einer ganz eigenartigen, konzentrierten Situation und Spannung“, man könnte „direkt von Andacht“ sprechen[70].

Als sich die Tore der Kirchen öffneten, strömten die Menschen heraus und gingen ins Zentrum. Dort trafen sie auf weitere Demonstranten, die sich während des Nachmittags in der Stadt eingefunden hatten. Die Anspannung und Angst war zu spüren, aber gerade die trieb die Menschen dazu, etwas zu verändern, „auch für den Preis des Lebens“[71].

Der Strom aus den Kirchen wuchs „und aus diesem Strom wurde plötzlich Mut und Kraft […] und dann hat man plötzlich auch die Gewalt nicht mehr gesehen“[72].

70.000 Menschen versammelten sich in Leipzig und zogen um den Ring. Selbst die kritischen Stellen wurden ohne Zwischenfälle passiert. Man ermahnte sich gegenseitig zur Gewaltlosigkeit. Der Aufruf der Leipziger Sechs wurde immer wieder über die Lautsprecher verkündet und ein Gefühl der Solidarität entstand.

Die anwesenden Militärfahrzeuge und Einsatzkräfte hatten ihre drohende Wirkung verloren und die Demonstranten ließen sich durch sie nicht einschüchtern.

»Zieht euch um! Schließt euch an!« war die Antwort der Demonstranten an die Einheiten, die am Straßenrand standen.

Den obersten Einsatzbefehl über die Truppen vor Ort hatte Helmut Hackenberg. Als sich die Demonstration immer mehr auf den Bahnhof zubewegte, wo sie aufgehalten werden sollte, wurde das Entscheidungsfeld für ihn sehr eng. Er rief in Berlin an und erreichte Egon Krenz, der dort als Honeckers Vertretung eingesetzt war. Krenz ließ sich die Lage schildern und gab keine Anweisungen, da er sich noch mit anderen abstimmen wollte. Während Hackenberg auf Krenz’ Rückruf wartete, zogen die Demonstranten friedlich am Hauptbahnhof vorbei und umrunden den Ring. Da hatte „es sich entschieden, ob mit brutaler Gewalt dem Aufbruch ein Ende bereitet wird oder ob die gewaltfreie Demonstration der Siebzig­tausend auf dem Stadtring gelingt.“[73]

Auch Straßenberg musste erkennen, dass er der Menschenmenge nicht gewachsen war und erteilte um 18.25 Uhr den „Befehl zur Selbstverteidigung und Rückziehung der Kräfte“[74].

Die Polizisten zogen sich von der Straße zurück und viele waren froh, die Waffe nicht gegen die Demonstranten erheben zu müssen. Denn es waren keine Rowdies oder asoziale Elemente, die sich hier versammelt hatten, sondern „ganz normale Leute aus sämtlichen Altersgruppen“[75]. Die Mitglieder der Kampfgruppeneinheiten, zumeist bestehend aus Fabrikarbeitern, wurden in Gespräche verwickelt und mussten den Demonstranten in vielen Punkten zustimmen.

Das Befehlsvakuum, welches an diesem Tag herrschte, zeigte deutlich, dass die Parteiführung schon tief gespalten war. „Wer mit Gewalt reagieren will, braucht Entschiedenheit“. Doch diese konnte nur noch von wenigen Mitgliedern der alten Garde aufgebracht werden. „Zuletzt verfügte die Führung nicht mehr über die Klarheit oder Überzeugung, dass sie mit Erfolg zu gewaltsamen Mitteln hätte greifen können.“[76]

Abschluss

Das Ende der DDR begann an diesem 9. Oktober 1989 in Leipzig. Die Unzufriedenheit über die Aufhebung des Reiserechts führte zu verschärften Widerstandsäußerungen und somit auch zu gewaltsamer Niederschlagung der Proteste als einziges Mittel der Staatsmacht. Doch „eine Verschärfung der Unterdrückung bringt nicht notwendig die Äußerung von Unzufriedenheit zum Ersticken.“[77]

In der Entwicklung der Friedensgebete und Montagsdemonstrationen, bei denen die Teilnehmerzahlen erheblich stiegen, zeichnete sich auch eine enorme Zuspitzung der staatlichen Gewalt ab. Jeder rechnete an diesem Tag mit dem Äußersten. Doch es kamen immer mehr Menschen in die Innenstadt, um sich der Demonstration anzuschließen. „Die Erkenntnis, mit der persönlichen Unzufriedenheit nicht allein zu sein, ermutigte den einzelnen, sich ebenfalls zu seiner Unzufriedenheit mit dem Regime öffentlich zu bekennen.“[78]

Alle Versuche der Staatsmacht, diese große Demonstration zu unterbinden oder aufzuhalten, scheiterten und 70.000 Menschen passierten friedlich den Ring. Die Demonstranten hatten gesiegt.[79] Leipzig wurde zur Heldenstadt, denn hier konnte sich eine oppositionelle Basis bilden und die Friedensgebete wurden zum „Experimentierfeld, auf dem die Reaktionen der Staatsmacht und die Grenzen des Möglichen getestet wurden.“[80] Zur Messe wurde Leipzig »herausgeputzt«, Schaufenster gefüllt und die DDR zeigte sich von ihren beste Seite. Doch kaum waren die westlichen Fernsehkameras verschwunden, wurde Leipzig wieder zur »Provinzstadt«, geprägt von Umweltverschmutzung und abrissreifen Häusern. Die Sprengung der Universitätskirche hat bei vielen Bürgern „seelische Wunden“ hinterlassen und der Frust wuchs, so dass sich irgendwann das „Ventil öffnen“ musste. Dieses wurde auf den Friedensgebeten gefunden. Die Leipziger hatten einen zentralen Anlaufpunkt, wo sie sich jeden Montag treffen und über die Verbesserung ihrer Situation diskutieren konnten. „Das ist so ein Treffpunkt gewesen, bei dem sich Klagende, Unzufriedene, Ausreisewillige, Empörte getroffen haben, und die Zahl ist eben immer größer geworden, und irgendwann war das der Schneeballeffekt.“[81]

Das Wunder von Leipzig war, dass es von Seiten der Demonstranten keine Provokationen gab, dass kein Pflasterstein geworfen wurde. Dieser hätte der Auslöser sein können. Der Einsatz von Gewalt hätte zum Bürgerkrieg geführt und die DDR wäre daran zerbrochen. Eine gewaltsame Unterdrückung der Demonstration hätte der DDR-Führung nur zu einem kurzen Aufschub der Probleme verholfen, denn „die Triebkraft der Ereignisse [war] nicht mehr aufzuhalten“[82] und es fehlte die »Rückendeckung«.

Die Anwesenheit sowjetischer Truppen in der DDR und der damit verbundene „psychologische Druck und die physische Macht, die von Moskau ausgingen, bedeuteten für das SED-Regime Existenz und Stabilität.“[83] Militärische Unterstützung und die »Bruderhilfe« fielen mit Gorbatschows neuer Politik weg, die DDR-Führung musste für ihre Entscheidungen eigene Verantwortung übernehmen.

Der starre Kurs Honeckers, sich nicht, wie die anderen sozialistischen Staaten, mit Reformen zu befassen, machte die DDR zu einer Insel und man hatte sich selbst isoliert[84].

Gewalt war bisher das beste Mittel zur Unterdrückung oppositioneller Bewegungen gewesen, und nun standen zur Niederschlagung der Proteste nur die eigenen Einheiten zur Verfügung. Mit der Hilfe der Sowjetunion konnte nicht, wie 1953, gerechnet werden. Die Befehlshaber in Leipzig hatten, da von Berlin keine Anweisungen kamen, an diesem Tag die alleinige Verantwortung. Hier wurde entschieden, dass diese Demonstration ohne Gewalt verlaufen konnte und Gewaltfreiheit das Zeichen für die Revolution in Deutschland wurde.

Die Proteste und Demonstrationen weiteten sich aus, denn die Gefahr einer chinesischen Lösung schwand immer mehr. In den folgenden Tagen fanden in der gesamten DDR Veranstaltungen statt. Viele Menschen kamen nach Leipzig, um die weiterhin stattfindenden Montagsdemonstrationen[85] mitzuerleben, und die dort empfangenen Ideen mit nach Hause zu nehmen, umzuschreiben und in die eigenen Protestzüge einzubringen.[86]

Die DDR-Führung war nun gezwungen, den geforderten Dialog anzubieten.

Erich Honecker empfing am 13. Oktober „die Vorsitzenden der »befreundeten Parteien« […] zu einer »Beratung über aktuelle Aufgaben bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR«“[87]. Dieser Versuch fand in der Bevölkerung keine Resonanz mehr und konnte auch nicht die „Wogen des Unwillens“[88] glätten. Die SED musste es hinnehmen, dass sich die Meinungsbildung seit Wochen auf der Straße vollzog und nur dort der Dialog stattfinden konnte.

Honeckers Sturz war unvermeidlich und so wurde Egon Krenz am 18. Oktober 1989 vom ZK als Nachfolger gewählt. Doch auch jetzt konnte keines der Probleme gelöst werden, die das Dilemma der DDR verursacht hatte. Man versprach zwar, die Demonstrationen zu tolerieren, neue Reisegesetze zu erlassen, die Berichterstattung der Medien zu ändern und die Flüchtlinge bzw. Ausgereisten und die verhafteten Demonstranten zu amnestieren, doch die Proteste hielten weiter an.

Egon Krenz und die SED-Führung wurden Ziel des Spottes, denn die Demonstranten „waren nicht mehr gewillt, sich einfach eine eilfertig gewendete politische Führung vorsetzten zu lassen“[89].

Die von den DDR-Behörden Anfang Oktober verhängten Beschränkungen im Reiseverkehr mit der Tschechoslowakei wurden in der Nacht zum 1. November aufgehoben und zogen eine erneute Ausreisewelle nach sich. Gleichzeitig stiegen landesweit die Proteste und fanden ihren Höhepunkt am 4. November, als in Berlin mehr als eine halbe Million DDR-Bürger demonstrierten.

Daraufhin trat am 7. November der gesamte Ministerrat unter Willi Stoph und am 8. November auch das gesamte Politbüro geschlossen zurück. Das neu gewählte Politbüro bestand hauptsächlich aus „Anti-Honecker-Leuten“[90], Hans Modrow wurde zum neuen Ministerpräsidenten der DDR bestimmt.

Die Fluchtwelle wuchs beständig an und der neuen Regierung war klar, „dass die Frage der Reisefreiheit von größter Bedeutung“[91] sein würde, wenn die Stabilisierung des Regimes gelingen sollte. Die „kurzfristige Visavergabe ohne Nennung triftiger Voraussetzungen“[92] wurde am 9. November vom Ministerrat beschlossen und von Günther Schabowski während der Pressekonferenz vorgelesen. Unter dem Druck der Ostberliner an den Grenzübergangstellen wurden diese geöffnet und man feierte das endgültige Ende der DDR auf der Mauer in Berlin.

Literaturverzeichnis

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ZWAHR, HARTMUT: Ende einer Selbstzerstörung. Leipzig und die Revolution in der DDR, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993

[...]


[1] Kuhn, Ekkehard: Der Tag der Entscheidung. Leipzig, 9. Oktober 1989, Verlag Ull­stein GmbH, Berlin, Frankfurt/Main 1992, Seite 9

[2] Christoph Hein unterbreitete am 4. November 1989 in seiner Rede auf dem Berliner Alexan- derplatz diesen Vorschlag

[3] vgl. Lindner, Bernd: Die demokratische Revolution in der DDR 1989/90, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2001, Seite 153

[4] Hollitzer, Tobias: „Wir leben jedenfalls von Montag zu Montag“. Zur Auflösung der Staatssi- cherheit in Leipzig. Erste Erkenntnisse und Schlussfolgerungen, (Die Entmach­tung der Staatssicherheit in den Regionen, Teil 6), Reihe B: Analysen und Berichte, Der Bundesbeauf- tragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut­schen Demokra- tischen Republik, Abteilung Bildung und Forschung, Berlin 1999, Seite 31

[5] Ebd.; dagegen berichtet der MfS von einer Zusammenrottung von 150-200 Personen, in Mit- ter, Arnim/ Wolle, Stefan (Hrsg.): „Ich liebe euch doch alle!“, Befehle und Lageberichte des MfS. Januar-No­vember 1989, 3. Auflage, BasisDruck Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1990, Seite 12

[6] Mitter, A./ Wolle, S.: a.a.O., Seite 12

[7] Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 32

[8] Lindner, B.: a.a.O., Seite 8

[9] Ebd., Seite 10

[10] Kuhn, E.: a.a.O., Seite 19

[11] Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 34

[12] Mitter, A./Wolle, S., a.a.O., Seite 36 , »Zuführung« wurde im Amtsjargon der DDR für Verhaf- tungen verwendet

[13] Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 35

[14] An den Gottesdiensten nahmen am Nachmittag 1000 und am Abend 400 Personen teil. Vgl. ebd.

[15] Ebd., Seite 36

[16] Lindner, B.: a.a.O., Seite 38

[17] Ebd., Seite 36

[18] Ebd.

[19] Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 39

[20] In der Nacht zum 4.6.1989 schlug das chinesische Militär auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ in Peking mit brutaler Gewalt die Studentenproteste nieder. Die Zahl der Todesop- fer wurde bis auf 5.000 geschätzt. Die Partei- und Staatsführung der DDR stellte sich hinter das brutale Vorgehen des chinesischen Militärs, gratulierte der chines. Staatsführung sogar persönlich. In der DDR kam es zu spontanen Solidaritätsbekundungen und Protesten.

[21] Ebd., Seite 33

[22] Maier, Charles S.: Das Verschwinden der DDR und der Untergang des Kommu­nismus, 2.Auflage, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1999, Seite 233

[23] Timmer, Karsten: Vom Aufbruch zum Umbruch. Die Bürgerbewegung in der DDR 1989. Kriti- sche Studien zur Geschichtswissenschaft Band 142, Vandenhoeck und Rupp­recht, Göttingen 2000, Seite 154

[24] Ebd.

[25] Ebd.

[26] Maier, C.: a.a.O., Seite 229

[27] Timmer, K.: a.a.O., Seite 161

[28] Die Staatssicherheit erinnerte sich noch an die Ereignisse vom 14. März 1989, als „während der Frühjahrsmesse […] ca. 300 Ausreisewillige nach dem montäglichen Friedensgebet pro- testierend durch das Leipziger Stadtzentrum gezogen“ waren. Plakate und Rufe wurden von westlichen Kameras aufgezeichnet. Lindner, B.: a.a.O., Seite 64

[29] Ebd., Seite 65

[30] Ebd.

[31] Ebd.

[32] Ebd., Seite 67

[33] Interview mit Katrin Hattenhauer, einer Leipziger Bürgerrechtlerin, zu den Ereignissen am 11. September 1989 in Leipzig, in Neues Forum Leipzig: Jetzt oder nie – Demokratie. Leipziger Herbst '89, 1.Auflage, C. Bertelsmann Verlag GmbH, München 1990, Seite 296-301, zitiert Seite 297

[34] Ebd.

[35] Lindner, B.: a.a.O., Seite 67

[36] Ebd.

[37] Ebd., Seite 82

[38] Timmer, K.: a.a.O., Seite 164

[39] Ebd., Seite 165

[40] Ungarn hatte die Grenze zu Österreich am 11. September 1989 geöffnet und so gelangten innerhalb von 3 Tagen 15.000 DDR-Bürger in die Bundesrepublik. Vgl. Lindner, B.: a.a.O., Seite 47

[41] Ebd., Seite 67

[42] Abbildungen zum Leipziger Ring in Neues Forum Leipzig: a.a.O., Seite 31 und in Maier, C.: a.a.O., Seite 236

[43] Verlauf der ersten großen Demonstration vgl. Lindner, B.: a.a.O., Seite 68

[44] Mitter, A./ Wolle, S.: a.a.O., Seite 175

[45] vgl. Tetzner, Reiner: Leipziger Ring. Aufzeichnungen eines Montagsdemonstranten. Oktober 1989 bis 1. Mai 1990, Luchterhand Literaturverlag GmbH., Frankfurt am Main 1990, Seite 7

[46] Mitter, A./ Wolle, S.: a.a.O., Seite 190

[47] Ebd., Seite 191

[48] Ebd., Seite 200

[49] Zum Verlauf der Demonstrationen in Dresden, Leipzig und Berlin vgl. Lindner, B.: a.a.O., Seite 71 ff und SCHNAUZE! Gedächtnisprotokolle 7. und 8. Oktober 1989, Berlin, Leipzig, Dresden, 1.Auflage, Berliner Verl.-Anst. Union, Berlin 1990

[50] Kuhn, E.: a.a.O., Seite 13

[51] Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 49

[52] vgl. Hollitzer, T.: a.a.O., Seite 49

[53] Zwahr, Hartmut:: Ende einer Selbstzerstörung. Leipzig und die Revolution in der DDR, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, Seite 87

[54] Mitter, A./ Wolle, S.: a.a.O., Seite 200

[55] Kuhn, E.: a.a.O., Seite 48

[56] Ebd., Seite 74

[57] Zwahr, H.: a.a.O., Seite 89-90

[58] Kuhn, E.: a.a.O., Seite 42

[59] Ebd.

[60] Mitter, A./ Wolle, S.: a.a.O., Seite 201

[61] vgl. Kuhn , E.: a.a.O., Seite 46

[62] Flugblätter sind abgedruckt in Kuhn, E.: a.a.O., Seite 82 - 84

[63] Gespräch mit Dr. Roland Wötzel, in Kuhn, E.: a.a.O., Seite 112

[64] Gespräch mit Dr. Kurt Meyer, in Neues Forum Leipzig: a.a.O., Seite 284

[65] Gespräch mit Kurt Masur, in Kuhn, E.: a.a.O., Seite 116

[66] Aufruf der Leipziger Sechs z.B. in Neues Forum Leipzig, Seite 82-83 und Kuhn, E.: a.a.O., Seite 122-123

[67] Auszug aus „Mitteldeutsche Neueste Nachrichten“ vom 10.10.1989 abgedruckt in Neues Fo rum Leipzig: a.a.O., Seite 94

[68] vgl. Ausschnitte aus den Predigten und Friedensgebeten in Kuhn, E.: a.a.O., Seite 122-124

[69] Ebd., Seite 127

[70] Interview mit Pfarrer Christian Führer, Ebd., Seite 120-121

[71] Ebd., Seite 128

[72] Ebd.

[73] Von Leipzig nach Deutschland . Oktober '89/ Oktober '90. Zeittafel und Foto­grafien, 1.Auflage, Forum-Verlag Buch-Gesellschaft mbH, Leipzig 1991, Seite 5

[74] Kuhn, E.: a.a.O., Seite 133

[75] Interview mit einem jungen Wehrpflichtigen, in OKTOBER 1989 . Wider den Schlaf der Vernunft, Neues Leben / Temperamente, Elefanten Press Verlag GmbH, Berlin (West) 1989, Seite 74

[76] Maier, C.: a.a.O., Seite 243

[77] Tietzel, Manfred/ Weber, Marion/ Bode, Otto F.: Die Logik der sanften Revolution. Eine öko- nomische Analyse, Walter Eucken Institut, Vorträge und Aufsätze, Nr. 133, Tübingen 1991, Seite 27

[78] Ebd., Seite 32

[79] Bernd-Lutz Lange: „die Menschen strahlten und klatschten, und das Gefühl war eigentlich: »Heute haben wir gewonnen.«“ in Kuhn, E.: a.a.O., Seite 139

[80] Timmer, K.: a.a.O., Seite 156

[81] vgl. Kuhn, E.: a.a.O., Seite 22-27, zitiert Seite 25 und 26

[82] Maier, C.: a.a.O., Seite 242

[83] Görtemaker, Manfred: Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2002, Seite 341

[84] „Man hielt sie [die Reformen] für höchst überflüssig und schädlich, ja gefährlich“, Ebd., Seite S.345

[85] Die Teilnehmerzahlen der Montagsdemonstrationen stiegen bis zum 9. November erheblich: 16.10. –> 120.000 Teilnehmer, 23.10. -> 250.000 T., 30.10. -> 300.000 T., Siehe „Chronik der Ereignisse vom 7.Oktober bis 9.November 1989“ in Lindner, B.: a.a.O., Seite 104-105

[86] vgl. Ebd., Seite 88, „Gesamtverteilung der Demonstrationen von August 1989 bis April 1990“ siehe ebd., Seite 92

[87] Ebd., Seite 104

[88] Ebd., Seite 85

[89] Ebd., Seite 88

[90] Görtemaker, M.: a.a.O., Seite 352

[91] Ebd., Seite 354

[92] Lindner, B.: a.a.O., Seite 105

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
9. Oktober - Ein entscheidender Tag für die ostdeutsche Revolution?
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
Proseminar für Studienanfänger
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V107927
ISBN (eBook)
9783640061402
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Oktober, Revolution, Proseminar, Studienanfänger
Arbeit zitieren
Anke Herrmann (Autor:in), 2003, 9. Oktober - Ein entscheidender Tag für die ostdeutsche Revolution?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107927

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