Wie hat das bürgerliche Familienideal die Geschlechterrollen strukturiert?


Seminararbeit, 2003

10 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil
Zum Begriff des Geschlechts
Sex und Gender heute
Geschlechterrollen als Überlebensstrategie
Geschlechtsdifferenz als Grundlage von Macht
Mittäter oder Opfer?
Geschlechterrolle als soziales Konstrukt im Wandel

Schlussteil

Literaturverzeichnis

Einleitung

Man möchte meinen, dass die Geschlechterdifferenz und das in ihr ausgedrückte Machtverhältnis längst schon zum Mythos vergangener Tage gehört. Die Frau hat ihren Platz am Herd aufgegeben, während der Mann ihr im Haushalt kräftig unter die Arme greift und sich um die gemeinsamen Kinder kümmert.

Dass dem nicht so ist, können wir immer wieder beobachten. In allen Bereichen unseres Lebens drängt sich die Frage nach dem Geschlecht in den Vordergrund und beeinflusst uns zunehmend. Bis man eines Tages einsieht, dass Frauen nun einmal nicht einparken können, und Männer immer gefühlskalt bleiben werden. Kann man aufgrund einer Rollenzuschreibung auch lernen nicht zu lernen (bzw. zu verlernen)?

All diese ungelösten Fragen sind es, die mich dazu veranlassten, mich dem Thema der Geschlechterrollen im bürgerlichen Familienideal zu widmen. Dabei wird es mir an manchen Stellen nicht ganz gelingen die Komplexität dieser Aufgabenstellung allein auf den Kreis der Familie zu reduzieren, da sich natürlich einige Zusammenhänge und Schnittstellen mit der Außenwelt ergeben, und es einfach unmöglich ist diese zu ignorieren. Je mehr Bücher ich zu diesem Thema las, umso klarer wurde mir dies.

Zunächst einmal möchte ich im Hauptteil einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Geschlechter wagen, da es meiner Ansicht nach notwendig ist zu den Wurzeln zurückzukehren, um die Situation, wie sie heute ist begreifen zu können. Es soll auch kurz auf die Unterscheidung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht eingegangen werden, und schließlich wie man zu seiner Identität als Mann/Frau kommt.

Hauptteil

Zum Begriff des Geschlechts

Leider gibt es im deutschen Sprachgebrauch nicht die nötige Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht. Daher werde ich mich, wenn nötig, auf die englische Bezeichnung von Sexus (sex: biologisches Geschlecht) und Genus (gender: soziale Rolle des Geschlechts) stützen. Immerhin kann nur soziales Geschlecht vom Menschen und seiner Umwelt strukturiert bzw. verändert werden, da wir bereits als Frau oder Mann auf die Welt kommen.

Doch tun wir das wirklich? Wieso wird gerade dieser Unterschied so enorm betont, wieso spielt (und spielte) er für unsere Gesellschaft so eine große Rolle? Könnten nicht genauso gut alle Menschen, die blondes Haar haben, zur Arbeit gehen und Geld verdienen, während diejenigen, welche dunkelhaarig sind, einstweilen den Haushalt erledigen und andere mit einer besonders großen Nase nur für die Kindererziehung zuständig sind? Was macht denn eine Frau zur Frau? Wieso ist es selbstverständlich, dass eine Person mit Brüsten bereits von Geburt an in eine Rolle gedrängt wird, ähnlich einer Schablone, die man darüber stülpt, ohne nachzudenken warum das eigentlich so ist. Dies alles mag sich im ersten Moment lächerlich anhören, doch wenn man den eigenen starren Gedankenmustern etwas mehr Flexibilität gibt, öffnet sich eine neue Dimension. Niemand könnte den Unterschied zwischen Mann und Frau erklären, geschweige denn rechtfertigen, warum die Zuschreibung der Rollen so und nicht anders ist. Es könnte genauso gut umgekehrt sein, man würde es hinnehmen, weil es immer schon so war, weil es sich bewährt hat, einfach weil es Teil des Sozialisationsprozesses ist, der seit Generationen von Familie zu Familie weitergegeben wird.

Allerdings darf man hier auch nicht vergessen zu erwähnen, dass die Definition der Gender-Rollen natürlich von Kultur zu Kultur verschieden ist.

Hier stellt sich auch die Frage, inwieweit dies mit Religionszugehörigkeit und Glauben zu tun hat.

Wie ist es zu deuten, dass nach der Bibel zufolge die Frau aus der Rippe des Mannes entstand? Warum war der Mann zuerst da? Es gab ja auch nicht zuerst den Apfelbaum und dann den Birnenbaum?!

Wie man sieht, könnte man weit in der Geschichte zurückgehen und man würde auf unzählige, erklärungsbedürftige (oder interpretationsbedürftige) Tatsachen, Vorurteile und auch Missverständnisse stoßen, die uns Alle zu unserem heutigen Bewusstsein geführt haben.

Sex und Gender heute

Ich habe bereits erwähnt, dass in jeder Kultur die Mann-Fraurolle anders gesehen und festgelegt wird. Manche Aspekte werden sich der unserer Ethnizität ähneln oder vielleicht sogar gleich sein, während wir uns mit anderen überhaupt nicht identifizieren können.

Um die Komplexität zu reduzieren, soll sich hier jedoch die Strukturierung der Geschlechter hauptsächlich auf das mitteleuropäische Familienideal beziehen.

Wenn man jemanden bittet, sich eine „normale“ Kernfamilie (Vater, Mutter, Kind/er) vorzustellen und zu beschreiben, welche Antwort könnte man erwarten? Wahrscheinlich wird er/sie sich zuerst einen Mann vorstellen, mit Krawatte und Anzug vielleicht einen Aktenkoffer in der Hand. Als nächstes taucht eine Frau auf, sie steht an zweiter Stelle daneben, ist natürlich kleiner, hat weibliche Rundungen und bestenfalls noch eine Schürze um, während sie auf dem Arm ein Baby hält und an der Hand ein Kleinkind führt. So übertrieben das nun dargestellt wurde, ist diese Beschreibung sicher nicht so weit hergeholt von den Assoziationen vieler Menschen, denen sich dieses Bild offenbart, wenn sie sich mit dem Begriff Familie auseinandersetzen. Man denke nur an das Medium Fernseher mit frühen Serien und Filmen, in denen erfolgreich dieses klischeehafte Bild einer typischen Rollenverteilung innerhalb der Familie verkörpert wurde. (z.B. die Waltons)

Dagegen mögen auch die Frauenbewegungen und Protestaktionen der eingefleischtesten Feministinnen nicht ankommen. Im Gegenteil- viel mehr werden sie mitleidig belächelt, nicht ernst genommen oder meistens ignoriert.

Doch was veranlasst(e) die Frauen eigentlich dazu ihren Kampf um ihre Identität, und gegen die von Männern dominierte Welt aufzunehmen?

War das bürgerliche Familienideal vielleicht doch nicht so ideal?

Geschlechterrollen als Überlebensstrategie

Seit Anbeginn der Menschheit gab es nur einen Grund zum Kämpfen: den zu Überleben Wie es auch heute noch als der Sinn der Familie die Reproduktionstätigkeit nachgesagt wird, war es früher tatsächlich so. Es gab noch nicht so viele Menschen, das Problem bestand vor allem im Mangel von Arbeitskräften, nicht ausreichender Schutz gegen wilde Tiere und Gefahren, gegen die man noch kein Mittel wusste.

Hier spielte die Fortpflanzung noch eine entscheidende Rolle. (wohingegen heute die „Nicht-Fortpflanzung“ als wesentlicher Faktor begriffen wird)

Und eine weitere folgenreiche Entwicklung setzt ein und entpuppt sich zukünftig als entscheidend für die Strukturierung der Rollenbilder: die Arbeitsteilung Das Prinzip der Arbeitsteilung ist eigentlich ein Gutes, und in Anbetracht der damaligen Situation äußerst verständlich und plausibel. Während die Frau die Kinder gebärt, eins nach dem anderen, (da ja auch die Möglichkeiten zur Verhütung nicht/kaum gegeben war) machte sich der Mann mit seinen Jagdgefährten auf, um Nahrung zu beschaffen und verrichtete die so genannte Schwerarbeit. Natürlich fungierte die Frau nicht nur als Mutter, sondern sammelte außerdem Pflanzen, Obst und Gemüse und kochte auch. Es gab zwar noch keine großen Unterschiede zwischen den Menschen der so genannten Jäger- und Sammlergesellschaften, da die wenigen materielle Ressourcen, die sie nutzten, ausreichend für alle vorhanden waren und die einzelnen Gruppen recht klein gehalten waren. Trotzdem war es auch zu dieser Zeit Sitte, dass zumeist ausschließlich Männer an Ritualen teilnehmen durften oder einen höheren sozialen Status einnahmen. Und die zunehmende Fixierung und Festlegung der Rollen auf das jeweilige Geschlecht schritt voran, bis es seinen Höhepunkt im bürgerlichen Familienideal zu gefunden haben schien.

Geschlechterdifferenz als Grundlage von Macht

Die Frage ist nun, ab wann die Frau denn als weniger wert als der Mann angesehen wurde?

Im Laufe der Zeit ging die eigentliche Funktion der an sich nützlichen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau verloren und die zugewiesenen Rollen waren selbstverständlich. Die Umwelt wurde immer komplexer durch Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und den zunehmenden Fortschritt der Technologisierung und Industrialisierung.

Da es „immer“ schon so war, dass die Frau ihren Platz am Herd und bei ihren Kindern hatte, bestimmten hauptsächlich die Männer den externen Bereich des Geschehens, und so wurden sie als Ärzte, Präsidenten oder andere Oberhäupter, Geistliche, Anwälte und in vielen anderen wesentlichen Berufsfeldern zu Repräsentanten unserer Gesellschaft(en).

Die Frau trat durch ihre latenten, aber durchaus wichtigen Tätigkeiten und Aufgaben immer mehr in den Hintergrund und schien keinen Einfluss mehr auf die fortschreitende Entwicklung rund um sie herum nehmen zu können. Dadurch wurde sie automatisch in die Ecke des schwächeren Geschlechts gedrängt, welches seine Rolle jedoch keineswegs (zumindest nicht laut) in Frage stellte, und weiterhin die ahnungs- und meinungslose, still und genügsam vor sich hin Arbeitende spielte.

Hierzu möchte ich gern ein Zitat von Fichte anführen:

„Das Weib ist nicht unterworfen, so daß der Mann ein Zwangsrecht auf sie hätte: Sie ist unterworfen durch ihren eignen fortdauernden notwendigen und ihre Moralität bedingenden Wunsch, unterworfen zu sein. Sie dürfte wohl ihre Freiheit zurücknehmen, wenn sie wollte; aber gerade hier liegt es; sie kann es vernünftigerweise gar nicht wollen.“1 „Nur auf ihren Mann, und ihre Kinder, kann eine Frau stolz sein; nicht auf sich selbst, denn sie vergißt sich in jenen.“2

Diese Worte Fichtes stammen zwar aus dem 18. Jahrhundert, doch lässt es sich ohne weiteres auch auf die heutige Dichotomie von Mann und Frau übertragen. Mag dies auch das Zeitalter der Emanzipation sein, so ist damit bestenfalls ein kleiner Schritt gemacht worden, dem noch viele weitere folgen werden müssen. Wie sollen auch Männer von der Gleichstellung der Frauen im privaten Raum sowie in der Öffentlichkeit überzeugt werden, wenn nicht einmal die Frauen selbst bereit dazu sind ihr Idealbild aufzugeben?

Mittäter oder Opfer?

Nach Fichtes Aussage zu urteilen, könnte man beinahe meinen, dass die Frau die ihr zugeschriebene Rolle freiwillig (was ist schon freiwillig??) spielt. Oder hat sie sich im Laufe der Zeit mit ihrer prädestinierten Identität abgefunden, um ihre eigenen Bedürfnisse hinter das Wohlergehen der anderen Familienmitglieder zu stellen? Ist es nicht in Wahrheit so, dass auch die Frau ihren Genus nie in Frage gestellt hat, nie für ihre Rechte und ihre Selbstverwirklichung eingestanden ist?

Man bedenke hierbei nur die Aufgabe der Frau der Kindererziehung.

Je nach Geschlecht wird den Sprösslingen bereits von klein auf eingetrichtert, wie sie zu sein haben, wie aus einem Mädchen einmal eine stattliche, bescheidene (Haus)Frau wird, und wie aus einen Knaben später eine angesehener, erfolgreicher Mann/Ernährer wird.

Dies findet seinen Anfang bereits in der Wiege, wo einem Mädchen vorgeredet wird: Du wirst einmal eine ganz Schöne werden! Während ein Junge wohl zu hören bekommt wie stark er künftig werden wird, wie mutig und tapfer, und wie sich die Frauen nur so um ihn scharen werden. Während Frauen schon früh auf ihre schlanke Linie achten müssen, werden Männer gemästet; die einen spielen mit Puppen und Haushaltszubehör, die anderen mit Autorennbahnen und technisierten Spielwaren; Frauen dürfen/sollen weinen, leidend ertragen ohne sich zu beklagen, gefühlvoll sein; Männer sollten sich die andere Seite der Medaille zu eigen machen. Und wehe dem ist nicht so! Dann werden wahre Männer zu Heulsusen und Weicheiern, Frauen zu Mannsweibern und Zicken.

Hier soll nicht impliziert werden, dass das weibliche Geschlecht zum Täter wird, dies soll lediglich darauf hinweisen, dass auch die Frauen einen wesentlichen Beitrag zur Strukturierung der Geschlechterrollen geleistet haben- gerade weil sie in der Rolle der Mutter und Hausfrau sind, und den größeren Teil der Sozialisationsfunktion übernehmen.

Geschlechterrolle als soziales Konstrukt im Wandel

Natürlich ist es nicht bestreitbar, dass einige laute Frauenstimmen zu einem teilweisen Umdenken unserer Gesellschaft geführt haben. Doch beschränkt sich dies eher auf Einzelfälle im Mikrobereich oder auf spezielle neu gegründete Organisationen. Lange wird es dauern, bis die Wunden der Zeit geheilt sein werden, und sich eine annähernde Gleichberechtigung der Geschlechter einstellen kann. – wenn dies überhaupt je möglich sein wird.

Denn eines kann niemand ändern: die Frau ist und bleibt diejenige, die imstande ist Kinder zu gebären und notfalls alleine aufzuziehen. Dies könnte eine der Ursachen für den steten Geburtenrückgang in den letzten Jahren sein. Immerhin gibt dies der Frau sehr viel mehr Eigenständigkeit, Unabhängigkeit und dadurch natürlich Selbstwertgefühl, als es ihr ein Mann je vermitteln könnte. Es kommt zur Besinnung auf eigene Bedürfnisse, zu mehr Achtung gegenüber den eigenen Gefühlen und zur Umsetzung in Taten, was schon die Großmütter immer gern einmal gemacht hätten.

Ein entscheidendes Schlagwort dürfte hier das der Individualisierung sein, gekoppelt mit Gleichheitsstreben, nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch den unterschiedlichen Rassen schlechthin. Mit den zunehmenden Bildungsmöglichkeiten für Frauen war schon ein großer Schritt getan, zumindest auf den ersten Blick war freie Berufswahl mit Aufstiegsmöglichkeiten gegeben. Auch wenn diese Idealisierung nicht ganz den Tatsachen entspricht.

Immerhin ist es nach wie vor gang und gäbe, dass Männer in gewissen Berufsfeldern bevorzugt eingestellt werden, und Frauen seltsamerweise kaum das „Glück“ einer Berufsbeförderung in eine angesehene, höhere Position zuteil wird. Meinem Erachten nach liegt auch das wieder an dem Missverständnis, dass die Frau primär als Mutter bzw. Gebärmaschine gesehen wird. So ist die Einführung der Karenz zwar eine gesetzliche Bestimmung, doch verständlicherweise im Arbeitsleben unerwünscht. (das heißt, es werden entweder nur ältere Frauen angenommen oder bevorzugt Frauen ohne Kinderwunsch)

Auch das Wissen seitens der Arbeitgeber, dass eine Frau immer mehr leisten und beweisen muss, um gleich viel zu gelten wie ein Mann mit womöglich schlechteren Vorraussetzungen, macht die Sache nicht einfacher.

Nicht zu vergessen die der Frau zugeschriebenen Eigenschaften, die sie für gewisse Arbeitsrollen beinahe perfekt machen. (man stelle sich nur vor es gebe eine männliche Hebamme!)

Doch bei allen Problemen, die sich durch die Loslösung von den Geschlechterrollen ergeben, sollte man sich auch das schon erreichte vor Augen halten. Nun dürfen auch Männer sensibel sein, Frauen werden stark, Kinder vielleicht doch neutraler (soweit dies möglich und im Bewusstsein beider Elternteile vorhanden ist) erzogen. Die Bildung steht heute beiden Geschlechtern offen, ob nun ein Mann Pädagogik oder eine Frau Medizin studiert- dem individuellen Lebensweg sind (fast) keine Grenzen mehr gesetzt.

Der Anfang ist gemacht und es liegt nun im eigenen Ermessen, daran weiter zu arbeiten, seine Einstellungen und Vorurteile zu prüfen und wenn nötig neu zu überdenken.

Schlussteil

Das bürgerliche Familienideal hat nicht nur die Rollen der Geschlechter innerhalb der Familie festgelegt, sondern wirkte und wirkt sich bis heute auch auf alle anderen Teilbereiche unserer Außenwelt aus. So wie wir unsere Kinder erziehen, legen wir gleichzeitig das Bewusstsein der Geschlechter fest und die damit verbundenen Möglichkeiten, die sich uns innerhalb der Gesellschaft eröffnen. Man kann nur schwer seine eigene Identität (er)finden, da sie uns zum größten Teil bereits mitgegeben wurde, und wir gelernt haben uns innerhalb dieser Grenzen zu bewegen. Wenn es um die Abhandlung der Geschlechterdichotomie geht, dann steht fast immer die Frau im Mittelpunkt der Überlegungen. Dies mag daher rühren, da alles immer vom Zeitalter des Patriarchismus ausgeht. Das heißt, dass sich nicht die Geschlechter selbst unterscheiden, sondern insbesondere, dass sich in erster Linie die Frau vom Mann unterscheidet, daher ist jegliche Abweichung immer zuerst das Problem der Frau. Es ist schwer dieses komplexe Thema, welches sich quer durch unsere gesamte Geschichte zieht und diese zu einem nicht unwesentlichen Teil gestaltet hat, auf nur einen kleinen Bereich, wie z.B. Familie oder Bildung, zu reduzieren. Alles wird voneinander beeinflusst, und die Grenzen sind entweder sehr dehnbar oder verblassen gänzlich.

Ich glaube, dass sich viel mehr Menschen ihrer selbst bewusst sein müssen, um objektiv betrachten zu können, welche Rolle sie für die Familie/Gesellschaft spielen. Man würde schnell auf Typisierungen und Standardisierungen was Männer/Frauen angeht stoßen. Und dann sollte man sich fragen, warum etwas so ist, wie es ist und ob es nicht auch anders funktionieren würde.

Ein aktuelles Beispiel wäre an dieser Stelle die Arbeitsteilung im Haushalt. Da immer mehr Frauen (Teilzeit)Berufe ergreifen, ist eine Neuorientierung für den Mann unumgänglich, zumindest wenn er die Familienstruktur beibehalten will bzw. seine Familie nicht aufgeben und seine Kinder verwahrlosen lassen will. Er wurde so zu sagen vor vollendete Tatsachen gestellt und muss nun agieren, es bleibt ihm keine Wahl. Immer mehr Männer finden sich, ob sie nun wollen oder nicht, damit ab, einmal am Tag den Abwasch oder Einkauf zu erledigen, zu putzen oder die Kinder zu betreuen. –und siehe da: es funktioniert! Und die Welt ist doch noch immer in Ordnung. Doch dazu bedarf es eben wieder einer Frau, die ihren Standpunkt vertritt, und nicht bereit ist ihr Leben zu opfern für das Wohlergehen der Familie. Erst dann kann ein fairer Kompromiss zwischen Mann und Frau getroffen werden.

1 Fichte 1979: 341 in Böhnisch Lothar,Lenz Karl(Hg.): Familien-eine interdisziplinäre Einführung.Weinheim,München:Juventa Verlag 1999(S.77)

2 Fichte 1979:393 ebd.

Literaturverzeichnis

Böhnisch, Lothar; Lenz, Karl(Hg.) :1999.Familien:Eine interdisziplinäre Einführung. Weinheim, München: Juventa

Schissler, Hanna(Hg.) :1993, Geschlechterverhältnisse im historischen Wandel. Frankfurt /New York: Campus

Korte / Schäfers (Hrsg.) :2002, Einführung in die Hauptbegriffe der Soziologie. Opladen:Leske + Budrich

Segalen, Martine:1990, Die Familie:Geschichte,Soziologie,Anthropologie. Frankfurt/New York: Campus

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Wie hat das bürgerliche Familienideal die Geschlechterrollen strukturiert?
Hochschule
Universität Wien
Veranstaltung
PS Allgemeine Soziologie
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
10
Katalognummer
V107884
ISBN (eBook)
9783640061006
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Weniger wissenschaftlich, eher als Essay aufgebaut.
Schlagworte
Familienideal, Geschlechterrollen, Allgemeine, Soziologie
Arbeit zitieren
Marie Premig (Autor:in), 2003, Wie hat das bürgerliche Familienideal die Geschlechterrollen strukturiert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107884

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