Die Schwarzwaldklinik. Arztserien im Fernsehen


Hausarbeit, 2000

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Serie im allgemeinen
1.1. Definition der Serie
1.2. Die Arztserie

2. „Die Schwarzwaldklinik“
2.1. Inhalt
2.2. Rezeption und Wirkung

3. Weitere Arztserien

Bibliographie

Anhang

1. Die Serie im allgemeinen

1.1. Definition der Serie

Die Serie ist seit der Entwicklung des Fernsehens ein fester Bestandteil, doch wurden Definitionen erst viel später gegeben, so wie die von Helmut Kreuzer aus dem Jahre 1974:

„Die fiktionale Fernsehserie ist eine Folge von Spielfilmen gleicher Länge aus dem jeweils gleichen Genre und mit jeweils ähnlicher Struktur; in ihnen ist meist der fiktive Einzelheld identisch oder eine Figurengruppe, die ganz oder teilweise ständig wiederkehrt; das stehende Personal wird jeweils von denselben Darstellern gespielt. In selteneren Fällen kehren nur bestimmte Motive oder Milieus beständig wieder, während die Figuren wechseln. Die einzelnen Sendungen sind in sich relativ abgeschlossen und stellen Episoden aus dem Leben des Helden oder einer der wiederkehrenden Figuren dar (bzw. Episoden mit identischem Milieu oder Motiv). Sie sind auch für denjenigen verständlich, der vorausgegangene Sendungen nicht gesehen hat und folgen einander so additiv, dass die Finalität sich in der Einzelepisode erschöpft oder über die Finalität des Gesamten ... dominiert.“ (KURZEJA, 1984, S. 73)

Wichtigstes Merkmal einer Serie ist das Prinzip der Fortsetzung und des bewußten Verknüpfens der Serien untereinander. So definiert Hickethier: „Mit der Fernsehserie meinen wir heute in erster Linie eine fiktionale Produktion, die auf Fortsetzung hin konzipiert und produziert wird.“ (HICKETHIER, 1991, S. 8).

Die Serie weist eine Doppelstruktur auf, da einerseits einzelne Folgen erkennbare, abgegrenzte Einheiten sind, andererseits sie jedoch Verknüpfungspunkte zu den vorangegangenen und folgenden Episoden bildet, sogenannte „cliffhanger“, so daß sich eine Kette von Einzelfolgen ergibt. Der Zuschauer verknüpft die einzelnen Episoden miteinander, da neben den abgeschlossenen Einzelepisoden dramatische Bögen geschaffen werden (z.B. Lebensgeschichte der Hauptfiguren), ist sich aber den abgeschlossenen Handlungen bewußt.

Daraus ergibt sich eine zeitlich und inhaltlich abgegrenzte Einheit und der Gesamtzusammenhang. Der zeitliche Rahmen bewegt sich zwischen 30 und 60 Minuten, da dies leicht zu konsumieren ist, den Zuschauer an das Programm bindet, kaum Langeweile aufkommen läßt und eine sehr gute Identifizierung mit der Fernsehfamilie ermöglicht, da eine Folge meist eine recht kurze Zeit (ein Tag bis eine Woche) darstellt. (HICKETHIER, 1991, S. 10)

Die Serie erfreut sich daher von Anfang an großer Beliebtheit und bietet „Spannungspunkte ... gegenüber der Gleichförmigkeit des alltäglichen Lebens vieler Zuschauer“ (HICKETHIER, 1991, S. 13) und zeigt den Wechsel von Kontinuität und Variation.

Hickethier weiter: „Das (auch durch Konflikte) erfüllte Serienleben bietet einen Ersatz: Mit ihm vergeht die eigene Zeit schneller, verkürzt sich die Zeit des gelebten Lebens.“ Das Interesse des Zuschauers wird nicht vorrangig durch die Glaubwürdigkeit erzielt, sondern vor allem durch die „Spannweite an unterschiedlichen Verhaltensweisen“ (HICKETHIER, 1991, S. 54), im Vordergrund liegt dabei das Verhalten der Serienfiguren, weniger die Handlung der Episode.

1.2. Die Arztserie

Die Anfänge der Arztserie liegen in den USA, wo bereits seit den 40-er Jahren im Rundfunk Arztserien („Dr. Christian“, „Dr. Kildare“) ausgestrahlt wurden, später dann auch bald im Fernsehen, wie z. B. „Medic“ (1954-1956), wo zum ersten Mal eine Geburt auf dem Bildschirm gezeigt wurde. Als sehr erfolgreich erwies sich auch „Marcus Welby, M.D.“, der von 1969 bis 1976 gezeigt wurde (EVERMANN, 1999).

Bereits 1978 produzierte die Tschechoslowakische Republik „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ mit 20 Folgen, die DDR startete 1985 mit „Zahn um Zahn“ und sendete 1988 „Bereitschaft Dr. Federau“ (7 Folgen). Ansonsten wurden wenige Arztserien im osteuropäischen Ausland produziert, da der Beruf des Arztes nicht der Vorstellung eines Proletariers und damit der „siegreichen Arbeiterklasse“ entsprach. In den anderen Ländern wurde die Arztserie als erfolgversprechende Serie erkannt und vor allem in den 80-er Jahren in einer Vielzahl produziert, wie in der Übersicht im Anhang auf Seite 13 zu sehen ist.

Bei dem Genre der Arztserie ist die Struktur das Geschichtenerzählen aus dem Alltag eines Krankenhauses, seiner Mitarbeiter, der Familie sowie dem Umfeld. Es wird ein Rahmen geschaffen, in dem die Figuren handeln; das können die Klinik, das Haus des Professors oder aber auch die Stadt sein, was dem Zuschauer mit der Zeit vertraut wird und ihn an die Serie bindet.

2. Die Schwarzwaldklinik

2.1. Inhalt

Die „Schwarzwaldklinik“ ist die erste und erfolgreichste deutsche Arztserie und wird daher als der „Anfang der Ärzteschwemme auf deutschen Bildschirmen“ (ZDF, 1987, S. 52) bezeichnet. Sie ging am 22. Oktober 1985 an den Start und hatte bereits 61 % Einschaltquote. Im Mittelpunkt stand das Geschehen in der Schwarzwaldklinik und das Privatleben der Familie Brinkmann, alles eingebettet in die idyllische Landschaft des Schwarzwaldes. Die Figurengruppe besteht aus der Familie Brinkmann (Klaus, Christa, Udo, Benjamin, Haushälterin Käti / Frau Michaelis, Katharina, Angie, Claudia, Carola), den Ärzten (z.B. Dr. Schäfer, Dr. Römer, Dr. Borsdorf, Dr. Engel, Dr. Vollmers), dem Pflegepersonal (Oberschwester Hildegard, Mischa, Elke, Ina), weiteren Angestellten (Herr Mühlmann, Fräulein Meis) sowie Freunden und Verwandten (Florian).

Der Pilotfilm und die ersten 22 Folgen wurden bis zum 23. Februar 1986 ausgestrahlt. Die höchste Einschaltquote wurde am 17. November 1985 mit 27, 97 Millionen Zuschauern (63 %) erreicht; das war mehr als bei dem Fußball-Weltmeister-schaftsfinale im Juli 1986 (27,03 Millionen). Bei dem Sendeplatz am Sonnabend wurden rund 56 % und am Sonntag, jeweils 19.30 Uhr, rund 60 % erreicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(nach: ZDF, 1986, S. 233)

In dieser Aufstellung über die Zuschauerbeteiligung ist deutlich zu erkennen, daß viele extra nur die „Schwarzwaldklinik“ eingeschaltet haben, da die vorhergehenden bzw. nachfolgenden Sendungen nicht mehr als 42 % erreichten.

Am 1. Februar 1986 wurde die Folge 19 „Gewalt im Spiel“ gezeigt, welche eine Vergewaltigungsszene enthielt. Daraufhin gab es heftige Reaktionen und Empörungen von Seiten der Zuschauer, weshalb die Wiederholung im Vormittagsprogramm gestrichen wurde und die Episode für weitere Ausstrahlungen entschärft wurde. Als die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPS) diese Folge in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufnahm, klagte der Produzent, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), dagegen und bekam recht: „Eine Fernsehsendung als solche kann nicht in die Liste jugendgefährdender Schriften aufgenommen werden“ (Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 29. Mai 1990, BverwG 1 C 4.87) (RUNDFUNK UND FERNSEHEN, 1990, S.593).

Die Folge 21 „Steinschlag“ entfiel daraufhin ganz, weil es in der Episode um Kindesmißhandlung ging und das ZDF weitere Proteste befürchtete. Erst in der Wiederholung 1987 wurde diese Episode gezeigt und rief keine Proteste hervor.

„Die Schwarzwaldklinik“ wurde in über 50 Länder verkauft, u.a. auch nach Ungarn, wo sie eine Einschaltquote von bis zu 86,4 % erreichte, oder aber auch nach Namibia. Ab Oktober 1987 bis März 1988 wurden 24 neue Folgen gezeigt; ebenfalls im Jahr darauf 24 weitere Folgen (Oktober 1988 bis März 1989).

Die 58. Folge „Sorge um Benjamin“ und die 61. Folge „Der zudringliche Patient“ erregten insofern Aufsehen, als daß die Bundesfamilienministerin Ursula Lehr wegen des falsch dargestellten Frauenbildes empört war. In den Episoden geht es darum, daß Benjamins Verhaltensstörung an dem Fehlen der Mutter, die in Konstanz arbeitet, liegt, was die Ministerin für „einseitig hält“. Von Seiten der Zuschauer kamen deshalb aber nur recht wenige Proteste, so daß es keinerlei Auswirkungen auf die Serie gab.

Die Themen in den einzelnen Episoden reichen von Glück, wie z.B. Hochzeit, Liebe, Familienfesten, über Schicksale einzelner, wie z.B. Fehlgeburten, Unfälle, Trennungen, Untreue, Findelkinder und Tod, bis hin zu sozialen, allgemeinen Problemen wie Sterbehilfe, Organtransplantationen oder Arbeitslosigkeit. Meist wechseln sich diese Themen ab oder greifen ineinander (siehe S. 14). So gibt es auf der einen Seite glückliche Stunden für den Professor Brinkmann im Privatleben, aber schwere Entscheidungen und Probleme im beruflichen Umfeld, was die Serie für viele so realistisch macht.

Nach diesen 70 Folgen mit 751 Drehtagen, 208 691 Meter Film, 19 250 Kostümen, 684 Darstellern, 8167 Komparsen und 335 Motiven endet die „Schwarzwaldklinik“.

2.2. Rezeption und Wirkung

Die „Schwarzwaldklinik“ erreichte eine hohe Akzeptanz, da es eine deutsche Produktion ist und anders als bei „Denver“ oder „Dallas“ aus dem eigenen Umfeld kam und sich die Zuschauer damit identifizieren konnten, weil die Probleme und die Geschichten nahezu aus dem eigenen Leben und Alltag hätten sein können. „Die Serie ist die Fortsetzung des Alltags“ (NETENJAKOB, 1976). Dem ZDF gelang es, mit dieser Eigenproduktion die fremdproduzierten ausländischen Programme zu schlagen.

Jörg Thomann sieht das Erfolgsrezept der „Schwarzwaldklinik“ darin, daß die „Erzählmuster amerikanischer Seifenopern mit den zwar verpönten, traditionell jedoch überaus populären Genres des Arzt- und des Heimatromans“ kombiniert wurden. „Sie bot mit ein wenig Realismus und Sozialkritik durchsetzte Hochglanzunterhaltung“ (THOMANN, 1999, S. 36). Die Konzentration in der „Schwarzwaldklinik“ liegt gewollt auf Herz, Gefühl und Humor, weshalb Michel Schenk sie als „’Ein „Schwarzwälder Schinken’ als ‚deutsche Antwort auf ´Dallas`’“ bezeichnet (RUNDFUNK UND FERNSEHEN, 1987, S.218). Der Beliebtheit tat dies kein Abbruch, und als am 15. März 1989 die Hamburger Abendzeitung eine Umfrage veröffentlichte, ob die „Schwarzwaldklinik“ fortgesetzt werden sollte, sprachen sich 55 % für eine Fortsetzung aus (56 % der Frauen und 53 % der Männer). Eine Fortsetzung gab es jedoch nicht, lediglich ein Spezial zu Weihnachten 1994 mit 90 Minuten Länge.

Seit Sendebeginn im Oktober 1985 erreichte die „Schwarzwaldklinik“ eine Einschaltquote von rund 55 %. Im Jahre 1985 schaffte sie im Durchschnitt 60 %, wie in der Grafik der Zuschauerbeteiligung zu sehen ist (S. 6).

Damit veränderte sie enorm das Fernsehverhalten. Waren die Marktanteile bis 1985 immer bei der ARD wesentlich höher, so konnte das ZDF vor allem mit der „Schwarzwaldklinik“ und weiteren Vorabendserien (wie z.B. „Das Erbe der Guldenburgs“, „Na, so was!“) ihre Marktanteile in der Zeit von 17.30 Uhr bis 18.45 Uhr werktags und 19.30 Uhr bis 20.15 Uhr am Wochenende vergrößern und somit die führende Position einnehmen (ZDF, 1987, S. 202).

Schon bald genoß die „Schwarzwaldklinik“ solch eine Popularität, daß das Glottertal zum Zuschauermagneten wurde und ganze Kaffeefahrten und Seniorenreisebusse dorthin fuhren, so daß sich die wirklichen Patienten gestört fühlten und Schilder aufgestellt werden mußten, wie z.B.:

„Wir bitten um Ruhe und Rücksichtnahme. Die Klinik darf von Unbefugten nicht betreten werden. Wir danken für Ihr Verständnis. Die Klinikleitung.“

„Für die ZDF- Serie „Schwarzwaldklinik“ stand die Kurklinik Glotterbad le- diglich für Außenaufnahmen zur Verfügung. Sämtliche Innenaufnahmen wurden im Hamburger Filmatelier gedreht. Die Filmschauspieler sind hier nicht anzutreffen! Die Klinikleitung“

Kritik begleitete die Serie von Anfang an, vor allem die Medienwissenschaftler und Kritiker meldeten zu Wort, daß es zu wenig Kultur, aber zu viel Unterhaltung wäre und bezeichneten die „Schwarzwaldklinik“ als den „Untergang des Abendlandes“ (ZDF, 1986, S. 51). So schreibt Georg Seeßlen: „Wir sehen in derSchwarzwaldklinikWerbung für ein Produkt, das es nicht mehr gibt: Die arbeitsethisch organisierte, sich selbst erziehende und manipulierende „Güte“ verbreitende Bürgerfamilie...“ (SEEßLEN, 1995, S. 12).

Gleich zu Beginn der Serie titelt die Abendzeitung: „Hackethal: Neue TV-Serie ist gefährlich“ und zitiert Prof. Julius Hackethal: „Diese Serie ist gefährlich. Ein billiger Arztroman, der dem TV-Zuschauer eine heile Welt vorgaukelt. Die Realität ist viel bitterer.“ (Abendzeitung, 25.10.1985). Auch die Proteste gegen die Folge 19 „Gewalt im Spiel“ spiegeln sich in der Presse wider und erregen Aufsehen, wie z.B. in der Abendzeitung mit dem Titel: „TV-Zuschauer protestieren / Schwarzwaldklinik - Ärger um Brutal-Sex“ (03.02.1986).

Die Vorwürfe der Ministerin Ursula Lehr gegen die „Schwarzwaldklinik“ und die falsch dargestellte Frauenrolle wurde vom Publikum weniger reflektiert, so daß es keine Änderungen in der Ausstrahlung oder im Drehbuch gab. (siehe Anhang, S. 15) Dennoch ist die „Schwarzwaldklinik“ beliebt und kam 1987 als Sendung mit der höchsten Einschaltquote in das „Guinness Buch der Rekorde“, und bereits 1985 erhielt der Produzent Wolfgang Rademann den „Bambi“ für die „Schwarzwaldklinik“ als beliebteste deutsche Serie. Außerdem war 1986 die „Schwarzwaldklinik“ unter den zehn am meisten gesehenen Sendungen (ZDF, 1987).

1987 wurden von Michael Schenk und Patrick Rössler die beiden Serien „Schwarzwaldklinik“ und „Dallas“ miteinander verglichen (RUNDFUNK UND FERNSEHEN, 1987, S. 218ff.). Bei dieser Umfrage wurden 206 Personen, Männer und Frauen zur Hälfte, befragt, wobei 20 % der Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen, 34 % zu den 25- bis 39-jährigen gehören, 28 % zwischen 40 und 59 Jahren sind und die restlichen 18 % älter als 60 Jahre alt sind. Das Durchschnittsalter beträgt somit 41 Jahre. Was den Bildungsgrad betrifft, so ist bei dieser Umfrage das gehobene Bildungsniveau überrepräsentiert.

„Schwarzwaldklinik“ und „Dallas“ weisen ein sehr unterschiedliches Profil auf. Während sich „Dallas“ durch die Attribute Macht, Reichtum, Haß, Skandale, Gewalt, Liebe/Sexualität und Erfolg auszeichnet, dominieren in der „Schwarzwaldklinik“ v.a. ideelle Werte, Liebe, Geborgenheit, Gerechtigkeit, Alltag und Romantik, was auch als „heile Welt“ bezeichnet werden kann. Folgende Übersicht verdeutlicht dies:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(RUNDFUNK UND FERNSEHEN, 1987, S. 227)

Die „Schwarzwaldklinik“ wird häufiger gesehen, weil der Ort der Handlung besser gefällt und sie zur Entspannung besser geeignet ist. „Dallas“ dagegen wird genutzt, weil es aufregend und spannend ist. Die meisten gaben an, daß beide Serien nur wenig zur Problembewältigung und persönlichen Identitätsfindung beitragen können, wohl aber der Unterhaltung dienen. Was die Realität betrifft, so wurde „Dallas“ als unrealistischer eingeschätzt, auch von den „Dallas“-Fans.

Das nächste Profil zeigt, daß „Dallas“ und „Schwarzwaldklinik“ in den Punkten „spaßig“, „intelligent“, „verständlich“, aber auch „nichtssagend“ ähnliche Werte aufweisen, während sie sich in den Punkten wie „harmonisch“, „brutal“, „romantisch“ und „sexy“ sehr unterscheiden. Die „Schwarzwaldklinik“ wirkt sogar überzeugender, was darauf beruht, daß die Charaktere eher denen der Zuschauer entsprechen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(RUNDFUNK UND FERNSEHEN, 1987, S. 225)

3. Weitere Arztserien

Dieser Erfolg bedeutete eine Vielzahl von neuen Arztserien, weshalb das ZDF ab 1987 „Der Landarzt“ produzierte und damit Einschaltquoten von bis zu 48 % erreichte. Ebenfalls seit 1987 produziert die ARD „Praxis Bülowbogen“ (bis 1997, seit 1997 „Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen“) und kann die Zuschauer bis heute mit den Geschichten eines Berliner Arztes vor die Bildschirme locken.

Ab 1992 sendet das ZDF „Freunde fürs Leben“ und ab 1994 „Frauenarzt Dr. Markus Merthin“, die jedoch nicht ganz so erfolgreich wie ihre Vorgänger wurden. Die ARD sendet ab 1993 die Reihe „Ärzte“, die ähnlich wie der Tatort von verschiedenen Schauspielern und Orten handelt und unregelmäßig produziert und ausgestrahlt wird.

Die privaten Rundfunkanstalten entdecken vor allem seit 1992 die Arztserie und senden viele Eigenproduktionen. Es entstehen: „Der Bergdoktor“, „Stadtklinik“ (1993), „Hallo, Onkel Doc !“ (1994), „Dr. Stefan Frank – der Arzt, dem die Frauen vertrauen“ (1994), „Für alle Fälle Stefanie“ (1994), und „alphateam“ (1996).

Wie eine Übersicht auf Seite 16 zeigt, ist es täglich möglich, eine Arztserie zu schauen. Dabei nehmen die deutschen Produktionen einen großen Teil ein, werden z.T. zum wiederholten Male gezeigt, und dies auch zur besten Sendezeit. So werden häufig, bevor neue Folgen gezeigt werden, alte zur gleichen Zeit im voraus gesendet, z.B. beim „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“.

Manche Serien weisen eine Vermischung mit anderen Seriengenren auf: so ist die „Schwarzwaldklinik“ nicht nur Arzt-, sondern auch Familien- und Heimatserie; genauso ist es beim „Bergdoktor“. Neu ist die Vermischung mit der Actionserie, wie z.B. „Medicopter 117 – Jedes Leben zählt“. Unterschiede gibt es auch, was die Themen betrifft: in einigen Serien spielt das Privatleben der Ärzte eine große Rolle („Schwarzwaldklinik“, „Der Bergdoktor“), in anderen steht das Berufsleben des Arztes im Vordergrund und das Privatleben im Hintergrund, wie z.B. in der „Stadtklinik“.

Festzustellen bleibt, daß sich die Arztserie großer Beliebtheit erfreut und gepaart mit anderen Genren in vielfältiger Weise immer wieder auf den Bildschirmen zu sehen ist. Als deutscher Vorreiter dieser Popularität steht die „Schwarzwaldklinik“, die eine ganze Generation begleitet und das Programm der Fernsehanstalten verändert und geprägt hat.

Bibliographie

ABENDZEITUNG (1989), 2.4.1989, Abendzeitung GmbH, Hamburg

EVERMANN, Jovan (1999): Der Serienguide – Das Lexikon aller Serien im Deut- schen Fernsehen von 1978 bis heute“, Bd 3 M – S, Schwarzkopf & Schwarz kopf Verlag, Berlin

HEIM, Peter (1994): Die Schwarzwaldklinik, Hestia Verlag KG, Rastatt

HICKETHIER, Knut (1991): Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens, aus der Reihe KULTUR – MEDIEN – KOMMUNIKATION. Lüneburger Beiträge zur Kulturwissenschaft, Lüneburg

KURZEJA, Maria (1984): Dr. Markus Welby und seine Kollegen, Eine empirische Untersuchung zur Arztserie im Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland, Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main

MEDIENARCHIV der Universität Leipzig, Institut für Kommunikations- und Me- dienwissenschaft, Lehrstuhl für Medienwissenschaft / Medienkultur / Me-dienpädagogik / Buchwissenschaft, Leiterin: Dr. Margarete Keilacker, Mai 2000, Stichwort: Schwarzwaldklinik

NETENJAKOB, Egon (1976): Anatomie der Fernsehserie, v. Hase & Koehler Ver- lag, Mainz

RUNDFUNK UND FERNSEHEN (1987), Hans-Bredow-Institut (Hrsg.), 35. Jahr- gang 1987/2, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden / Hamburg

RUNDFUNK UND FERNSEHEN (1990), Hans-Bredow-Institut (Hrsg.), 38. Jahr- gang 1990/4, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden / Hamburg

SEEßLEN, Georg (1995): Medientagebuch, in: Freitag Nr. 11, 1995

THOMANN, Jörg (1999): „Ode an Lernschwester Elke“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.7.1999, Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt / Main

ZDF (1986) (Hrsg.): ZDF Jahrbuch 85, 22. Band, Mainz

ZDF (1987) (Hrsg.): ZDF Jahrbuch 86, 23. Band, Mainz

ZDF (1988) (Hrsg.): ZDF Jahrbuch 87, 24. Band, Mainz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abendzeitung, 2.4.1989, S. 1 / S. 6)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Schwarzwaldklinik. Arztserien im Fernsehen
Hochschule
Universität Leipzig
Veranstaltung
Seminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V107847
ISBN (eBook)
9783640060689
ISBN (Buch)
9783656695752
Dateigröße
873 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwarzwaldklinik, Arztserien, Fernsehen, Seminar
Arbeit zitieren
Cornelia Weinreich (Autor:in), 2000, Die Schwarzwaldklinik. Arztserien im Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107847

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