Kirche in ihrer Geschichte - Kirche im Nationalsozialismus


Facharbeit (Schule), 2002

16 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Evangelische Kirche
2.1 Entstehung der evangelischen Kirche
2.2 Die Deutschen Christen
2.3 Der Pfarrernotbund
2.4 Die Bekennende Kirche
2.5 Die Regimegegner
2.5.1 Martin Niemöller
2.5.2 Der Prediger von Buchenwald – Paul Schneider
2.5.3 Dietrich Bonhoeffer

3 Katholische Kirche
3.1 Die Haltung der katholischen Kirche dem Regime gegenüber
3.2 Das Reichskonkordat
3.3 Katholische Regimegegner
3.3.1 Karl Leisner
3.3.2 Bernhard Lichtenberg

4 Zusammenfassung

5 Zitatnachweise

6 Quellennachweis

7 Literaturnachweis

8 Bildnachweis

1 Einleitung

Am 30.1.1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler Deutschlands ernannt, mit seinem Regierungsantritt begann eine Zeit der Tyrannei, der Verfolgung und Massenvernichtung von Bürgern, die nicht in sein Bild vom Menschen passten. Er ging sogar soweit, das deutsche Volk in den zweiten Weltkrieg zu führen. In der Zeit seiner Diktatur kamen Millionen unschuldiger Opfer um, zum Teil deshalb, weil ein Großteil der Bevölkerung die Augen vor dem verschloss, was in Deutschland geschah und nicht für diejenigen eintrat, die ihr Leben zu lassen hatten. Auch die christliche Kirche gehörte zu denen, die weg schauten. In dieser Arbeit soll die Rolle der beiden großen Kirchen Deutschlands zu Zeiten Hitlers und ihre Haltung gegenüber dem NS-Regime beleuchtet werden.

Man sollte annehmen, dass sich die Kirche gegen einen Mann stellt, der für sich das Recht in Anspruch nimmt über Leben und Tod von Millionen von Menschen, hauptsächlich jüdischen Glaubens, zu entscheiden, etwas, das einzig und allein Gott und der Natur vorbehalten ist.

Doch da irrt man sich, teilweise zumindest. Natürlich gab es auch Gegner dieser Tyrannei, sie waren allerdings spärlich gesät und hatten wenig Chancen gegen Hitler.

Der Großteil der Geistlichen, vornehmlich evangelischer Religion, sah in Hitler die Bestätigung ihrer eigenen politischen Denkweise. Bereits dreizehn Jahre zuvor sahen sie Ideen von Freiheit und Gleichheit aller Menschen und Stände und das Recht auf freie Meinungsäußerung als Gefährdung für den christlichen Glauben und das ganze Volk. Bereits damals forderten sie Männer zur Bildung einer Art „Sittenpolizei“, Schlägertrupps zur Bewahrung der Familie, Ehe und Sittlichkeit und zum Schutz vor der „Macht der Finsternis“ auf. Eine Aufgabe, die später die SS und SA übernahmen.

Die Kirchen sahen in Adolf Hitler „den Garanten einer umfassenden moralischen Neuordnung“ (1)

Hallo

2 Evangelische Kirche

2.1 Entstehung der evangelischen Kirche

Die evangelische oder auch protestantische Kirche wurde 1517 durch den Augustinermönch, Priester und Theologieprofessor Martin Luther (1483-1546) begründet. Es begann 1521 mit der Übersetzung des Neuen Testaments vom Lateinischen ins Deutsche, 1534 folgte das Alte Testament. Seine Reformation wandte sich gegen Ablasshandel und Papsttum, für ihn galt die Heilige Schrift als einzige Glaubensquelle. Allerdings galt und gilt Martin Luther, laut dem evangelischen Landesbischof Martin Sasse, auch heute noch als einer der größten Antisemiten aller Zeiten . Luther über die Juden:

„Ein solche verzweifeltes durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Das ist nichts anderes. Da ist kein menschliches Herz gegen uns Heiden. Solches lernen sie von ihren Rabbinern in den Teufelsnestern ihrer Schulen." (2)

Eines der größten Anliegen Luthers war die Judenverfolgung, dieses trug er auch noch in seiner letzten Predigt, drei Tage vor seinem Tod, vor. Die Staatsmänner seiner Zeit gingen seinen Forderungen jedoch nicht nach.

Zur Zeit des Nationalsozialismus jedoch beriefen sich die Kirchen immer wieder auf Luthers Lehre und eine seiner grundlegenden Schriften, „Von den Juden und ihren Lügen“ aus dem Jahr 1543, womit sie die in Deutschland praktizierte Judenverfolgung ruhigen Gewissen tolerieren, ja sogar rechtfertigen konnten.

Luther forderte Mitbürger unter anderem auf, die Schulen und Synagogen jüdischer Gläubiger in Brand zu setzten, diese Forderung wurde in der Reichsprogromnacht am 10.11. 1938, an Luthers Geburtstag, von den Nazis umgesetzt. Auch Luthers Forderung, dass man ihnen „ihre Betbüchlein“ nehme, „auch die ganze Bibel und nicht ein Blatt ließe.“ (3) leisteten die Nazis, indem sie jüdische Schriften verbrannten, 1933 Folge.

Dies sind nur zwei Beispiele an denen deutlich wird, welchen Einfluss Martin Luther auf das Verhalten der evangelisch-lutherischen Kirche noch lange nach seinem Tod ausübte.

2.2 Deutsche Christen

Aus dieser Überzeugung heraus entstanden um 1932 die „Deutschen Christen“, eine protestantische Bewegung, die sich auf Luthers Aussagen zu Judenverfolgung stützte und damit auch den Nationalsozialismus als Staatsform anerkannte und bejahte.

Bei den von Hitler erzwungenen Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 erhielten die „Deutschen Christen“ 70% der abgegebenen Stimmen.

Bei der darauffolgenden Reichssynode[1] am 5 September 1933 setzten sie den, bereits am 7. April von der Regierung beschlossenen, Arierparagraphen auch in der Kirche durch.

Dieser Paragraph beinhaltete folgende Punkte:

- Nur derjenige kann Pfarrer sein, der arischer Abstammung ist.

- Er muss „rückhaltlos“ (4) für die evangelische Kirche und vor allen

Dingen für den Deutschen Staat eintreten

- Er darf nicht mit einer nichtarischen Frau verheiratet sein.

Daraufhin wurden die meisten ehemals jüdischen, jetzt christlichen Mitarbeiter der Kirche aus ihren Ämtern entlassen.

Es gab jedoch auch Gegner des Arierparagraphen, darunter der Schweizer Theologe Karl Barth und die deutschen Geistlichen Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller, der in Folge dessen den „Pfarrernotbund“ gründete, welcher sich zwar u.a. gegen die Verfolgung konvertierter Juden einsetzte, gegen die Verfolgung jüdischer Mitbürger außerhalb der Kirche richtete er sich allerdings nicht.

Die „Deutschen Christen“ lösten sich bereits im November 1933 wieder auf und hatten im Folgenden keinen weiteren Einfluss mehr ausüben können.

2.3 Der Pfarrernotbund

Der Pfarrernotbund wurde am 21.9.1933 vom deutschen Theologen Martin Niemöller, der auch als Vorsitzender fungiert, ins Leben gerufen.

Zur Arierfrage äußerte sich Niemöller folgendermaßen:

"... denn gerade an den bekehrten Juden muss es sich erweisen, ob es der Kirche Jesu Christi mit der Gemeinschaft, die über die natürlichen Zusammengehörigkeiten hinausreicht, ernst ist. - Diese Erkenntnis verlangt von uns, die wir als Volk unter dem Einfluß des jüdischen Volkes schwer zu tragen gehabt haben, ein hohes Maß von Selbstverleugnung, so daß der Wunsch, von dieser Forderung dispensiert zu werden, begreiflich ist. Das ist indessen nicht möglich ..." (5)

Ein Gestapo-Bericht bezeichnete den Pfarrernotbund als eine Gruppe „reaktionärer Kräfte“ (6), die eigentlich für den deutschen Staat einständen und sich nur gegen den Reichsbischof und die „Deutschen Christen“ wehrten, gegen den Nationalsozialismus grundsätzlich aber nichts einzuwenden hätten.

Aus dem Pfarrernotbund ging schließlich die „Bekennende Kirche“ hervor, zu dessen aktivsten Mitgliedern wiederum Martin Niemöller zählte.

2.4 Die Bekennende Kirche

Diese Oppositionsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche wandte sich gegen die antisemitische und nationalsozialistische Haltung der „Deutschen Christen“ und die Kirchenpolitik Adolf Hitlers und seines Regimes. Ein weiteres Anliegen war die Verhinderung der Gleichschaltung der evangelischen Kirche und die damit verbundene Entstehung der „Reichskirche“, hierbei handelte sie aber scheinbar halbherzig, denn als im Frühjahr 1934 Hitlers Wunschkandidat, der „Deutsche Christ“ Ludwig Müller, einstimmig zum Reichsbischof gewählt wurde, gehörten auch Verantwortliche der Bekennenden Kirche zu dessen Befürwortern.

Auch im weiteren Verlauf war die Bekennende Kirche immer wieder bereit den Nationalsozialisten Zugeständnisse zu machen um größeren Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Ähnlich des Pfarrernotbundes wandte sich auch die Bekennende Kirche nicht gegen die Judenverfolgung außerhalb der Kirche, sondern ignorierte sie größtenteils oder schwieg dazu, um nicht in Konflikt mir der Regierung zu geraten.

In Deutschland waren derweil bereits 80% der evangelischen Pfarrer NSDAP-Mitglieder, nur einige wenige Theologen, darunter auch Paul Schneider, der anfangs ebenfalls glühender Anhänger der Nationalsozialisten war, später aber ein immer konfliktreicheres Verhältnis zur Regierung entwickelte, stellten sich gegen das Regime und mussten mit Gefängnisstrafen oder Zwangsdeportationen in Konzentrationslager rechnen.

2.5 Regimegegner

2.5.1 Martin Niemöller

Martin Niemöller wurde am 14. Januar 1892 als Sohn eines Pfarrers in Lippstadt/Westfalen geboren.

Nach Ableistung seines Kriegsdienstes (1910 – 1919) begann er in Münster sein Theologiestudium und wurde 1924 zum evangelischen Geistlichen geweiht. Im selben Jahr wurde er Geschäftsführer der „Inneren Mission“[2] in Westfalen.

Ab 1931 arbeitete er als Pfarrer in Dahlen und begann sich für die NSDAP zu interessieren, sie sogar zu unterstützen. Mit Beginn ihrer Machtübernahme und der Gewaltherrschaft wandte er sich jedoch wieder von ihnen ab, da er deren Einstellung nicht mit seinem christlichen Glauben vereinbaren konnte.

Bereits zwei Jahre später, 1933, gründete er den Pfarrernotbund, eine, wie bereits erläutert, oppositionelle evangelische Gruppe, der mehr als 6.000 protestantische Pfarrer beitraten.

Nach einem Treffen deutscher Kirchenführer mit Adolf Hitler, bei dem sich Niemöller öffentlich gegen den Arierparagraphen aussprach, wurde er aus sämtlichen Ämtern enthoben und erhielt Redeverbot, welchem er jedoch nicht nachkam, sondern weiter predigte.

1935 folgten die ersten Konsequenzen: Niemöller wurde mit mehreren hundert Pfarren verhaftet und für kurze Zeit unter Arrest gestellt.

Am 1. Juli 1937 wurde er erneut verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Vier Jahre später wurde er in das KZ Dachau verlegt, wo ihn 1945 amerikanische Truppen befreiten.

Gegen seine Gefangennahme protestierten zahlreiche Christen und selbst im Ausland galt er als Beispiel dafür, dass dem NS-Regime Widerstand geleistet werden konnte.

Noch im selben Jahr wurde er Mitglied des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland und Präsident des Kirchlichen Außenamtes.

Nach der Präsidentschaft in der EKD Hessen und Nassau, weiteren Aufgaben in der EKD, der Präsidentschaft im Weltkirchenrat und einigen Auszeichnungen starb er am 6. März 1984 in Wiesbaden.

2.5.2 Der Prediger von Buchenwald – Paul Schneider

Der 1897 geborene Paul Schneider, war, ähnlich wie Martin Niemöller, zunächst selbst begeisterter Anhänger der NSDAP, aber auch er konnte ihre Politik bald nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren und begann sich gegen sie zu stellen. Bereits 1932 kam es zu ersten Konflikten mit der NSDAP-Gauleitung von Frankfurt/Main und später auch mit der Gestapo in Berlin. Er wurde mehrfach verhaftet und schließlich 1937 in das Konzentrationslager „Buchenwald“ bei Weimar eingeliefert.

Doch selbst hier hörte er nicht auf gegen die Nationalsozialisten zu protestieren.

"Der Schutzhäftling Paul Schneider, z.Zt. im Arrest, legte am 28. August (1938) ein unglaubliches Verhalten an den Tag. Morgens, gegen 6.30 Uhr, bei der morgendlichen Meldung der Stärke des Schutzhaftlagers an mich, öffnete Schneider plötzlich sein Zellenfenster, kletterte in seiner Zelle hoch, bis er Blickfeld zu den angetretenen Häftlingen bekam. Mit lauter Stimme predigte Schneider etwa 2 Minuten zu den angetretenen Häftlingen. Meinem Befehl, sofort seine Predigt abzubrechen, beachtete er in keiner Weise. Darauf gab ich dem Arrestverwalter den Befehl, Schneider mit Gewalt von dem Fenster wegzubringen." (7)

Im Gegensatz zu Martin Niemöller überlebte Paul Schneider seinen Aufenthalt im Konzentrationslager nicht, am 18. Juli 1939 starb der Vater von sechs Kindern.

hallo

2.5.1 Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau im heutigen Polen als Sohn eines Professors für Psychiatrie und Neurologie geboren.

Von 1923-1927 studierte er evangelische Theologie in Berlin, Rom und Tübingen. 1927 promovierte er in Berlin und legte ein Jahr später im Januar sein erstes Examen ab, 1930 folgte das zweite theologische Examen und ein Jahr später begann er mit der Arbeit als Privatdozent an der Berliner Universität und als Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule Berlin.

Nach Hitlers Machtübernahme 1933 reiste er nach Großbritannien und ließ sich 1936 erst nach langem Bitten durch Vertreter der Bekennenden Kirche dazu bewegen, nach Deutschland zurück zu kehren, wo er sogleich die Leitung eines von ihnen organisierten Predigerseminars übernahm. Im selben Jahr wurde ihm die Lehrererlaubnis für Hochschulen entzogen, auch das Predigerseminar wurde 1937 verboten, doch Bonhoeffer führte es illegal im Untergrund weiter. 1940 wurde das Seminar erneut geschlossen und er erhielt daraufhin Rede- und Schreibverbot.

Bis 1943 knüpfte er als Mitglied einer militärischen Widerstandorganisation Kontakte mit westlichen Regierungen. Am 5. April wurde Dietrich Bonhoeffer dann von der Gestapo wegen Wehrkraftszersetzung verhaftet und im Militärgefängnis Berlin-Tegel inhaftiert, weitere Aufenthalte im Berliner Gestapo-Gefängnis und im Konzentrationslager Buchenwald folgten. Ihm konnten 1944 durch die Gestapo Tätigkeiten im Widerstand nachgewiesen werden, worauf er in das Konzentrationslager Flossenbürg verlegt wurde. Dort wurde er am 9. April zum Tode verurteilt und noch am selben Tag durch den Strang vollstreckt.

hallo

3 Die katholische Kirche

3.1 Die Haltung der kath. Kirche dem Regime gegenüber

Im Gegenteil zur evangelischen Kirche bezogen die Katholiken, die im Deutschen Reich eine deutliche Minderheit bildeten, eindeutig Stellung gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Katholischen Geistlichen wurde jegliche Zugehörigkeit zur NSDAP untersagt.

Ihre Ablehnung wurde bereits bei den Reichstagswahlen im März 1933 deutlich, bei denen die NSDAP in Gebieten mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung (z.B. im Emsland, Rheinland, Bayern, Baden, Oberschlesien, usw.) wesentlich geringeren Zuspruch erhielt, als in anderen Gegenden des Reiches.

Ein Grund dafür waren die Warnungen vor dem Nationalsozialismus, die katholische Bischöfe immer wieder aussprachen und die bei den Gläubigen Gehör fanden.

Zwar schuldeten die Katholiken, ihrer traditionellen religiösen Auffassung nach dem Staat gegenüber Gehorsam, doch nach der Auflösung christlicher Gewerkschaften und des „Volksvereins für das katholische Deutschland“ begannen viele zu zweifeln.

Nachdem Hitler aber kirchenpolitisches Entgegenkommen signalisierte, näherte sich auch die katholische Kirche dem Staat mehr und mehr an.

Sein Übriges tat dazu das im Juli1933 mit dem Vatikan geschlossene Reichskonkordat.

3.2 Das Reichskonkordat

Das bereits während der Weimarer Republik vorbereitete Reichskonkordat[3] wurde am 22. Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl in Rom und der deutschen Reichsregierung unterzeichnet.

Verhandlungen darüber wurden bereits seit April 1933 zwischen dem deutschen Vizekanzler Franz von Papen, Kardinalstaatssekretär Pacelli, dem späteren Papst Pius XI. und dem Prälat Ludwig Kaas geführt.

Mehrmals standen die Verhandlungen kurz vor dem Abbruch, da sich die Reichsregierung gewisse rechtliche Pflichten auflud und bemessene Freiräume für die Katholiken eingestehen musste, was bei ihnen zunächst auf gewisse Ablehnung stieß. Das Reichskonkordat hatte Verfassungsähnliche Züge, die mit Hitlers Ermächtigungsgesetzt im Deutschen Reich zuvor eigentlich so gut wie abgeschafft waren.

Folgende Punkte beinhaltete das Konkordat:

- „Regelung von Rechtsstellung und Besetzung von Kirchenämtern und katholisch theologischen Fakultäten
- Sicherung von Konfessionsschulen und Religionsunterricht
- Schutz des kirchlichen Eigentums
- Regelung der Militärseelsorge
- Verzicht der katholischen Geistlichen auf parteipolitische Betätigung“ (7)

Nach diesem politischen Schritt stieg das Ansehen des NS-Regimes sowohl im Aus- als auch im Inland deutlich an.

Die katholische Bevölkerung hingegen war irritiert, denn plötzlich ließen katholische Bischöfe ihren öffentlich praktizierten Widerstand gegen die Regierung fallen und man gestattete den geistlichen sogar die Mitgliedschaft in der NSDAP.

Die Euphorie hielt jedoch nicht lang an. Da sich die Nationalsozialisten nicht an die Verordnung hielten. Es begann 1934 mit der Umwandlung katholischer Bekenntnisschulen in konfessionslose „Deutsche Schulen“ (8), kirchliche Privatschulen wurden geschlossen und die Doppelmitgliedschaft in religiösen und politischen Verbänden verboten.

Bereits da begannen die ersten Bischöfe ihre Einstellung gegenüber den Nazis wieder zu ändern. Auch religiöse Tageszeitungen unterlagen bald der Zensur. Die Partei propagierte „neuheidnische“[4] Ideologien so wurde z. B. die Sonnenwendfeier, eine typisch germanische Tradition, zelebriert.

Kirchliche Kindergärten wurden geschlossen, Klöster enteignet und Prozessionen, sowie Wallfahrten verboten.

Gegen dieses Vorgehen protestierte Papst Pius XI. mit seiner Enzyklika[5] „Mit brennender Sorge“, die in allen Kirchen verlesen wurde; die Proteste erzielten jedoch kaum größere Wirkung.

Ähnlich den Protestanten lehnten sich auch einzelne katholische Theologen gegen das Regime auf, darunter auch Karl Leisner und Bernhard Lichtenberg, sie protestierten unter anderem gegen die „Euthanasie“[6], die Tötung geistig Behinderter und sog. „Schwachsinniger“. Nach außen hin hatten die Proteste Wirkung, sie wurden jedoch heimlich bis 1945 weitergeführt.

Die meisten de Protestanten wurden von der Gestapo verhaftet und meist ohne Urteil in ein Konzentrationslager eingeliefert.

3.3 Katholische Regimegegner

3.3.1 Karl Leisner

Am 28. Februar 1915 wurde Karl Leisner in Rees/Niederrhein als Kind streng katholischer Eltern geboren.

Er besuchte das Gymnasium und war Mitglied einer religiösen Jugendgruppe, die er später leitete.

Nach seinem Abitur begann er im Oktober 1937 das Studium zum Priester, in dieser Zeit entging die Familie Leisner knapp einer Verhaftung durch die Gestapo, da man ihnen vorwarf einen „ Nachrichtendienst für katholische Bewegung“ (9) zu unterhalten.

Eineinhalb Jahre später, am 25. März 1939 wurde Karl Leisner zum Diakon geweiht, kurz darauf wurde Tuberkulose bei ihm diagnostiziert und der Traum von der Priesterweihe war vorerst dahin. Auf der vom Arzt angeordneten Kur erfuhr Leisner von einem gescheiterten Hitler-Attentat und kommentiert es vor anderen Kurgästen mit den Worten „Schade, daß er nicht dabei gewesen ist.“ (10) Er wurde daraufhin angezeigt, verhaftet und in ein Gefängnis in Freiburg eingewiesen. Auch der Gefängnisaufenthalt änderte seine Meinung zu Hitler nicht und bis März 1940 dauerte seine Haft an, danach wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen und einige Monate später weiter in das KZ Dachau verlegt. Er galt immer noch als krank und wurde daher nicht zu Arbeiten heran gezogen, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch trotzdem deutlich, erst im Jahre 1944 gab es für Leisner einen Lichtblick, da mit einem Gefangenentransport der Bischof Gabriel Piguer eintraf, der Leisner nun zum Priester weihen konnte. In aller Heimlichkeit wurden die Vorbereitungen dazu getroffen und er konnte 17. Dezember die Weihe entgegennehmen. Doch auch danach verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend und selbst nach der Befreiung des Lager durch die Amerikaner war es fast unmöglich ihn in ein Krankenhaus zu bringen, es gelang, doch Leisner überlebte nur noch zwei Monate und starb dann an den Folgen der Haft.

Am 23. Juni 1996 wurde Karl Leisner von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

3.3.2 Bernhard Lichtenberg

Bernhard Lichtenberg wurde am 3. Dezember 1873 in Ohlau (heutiges Polen) als Sohn eines Kaufmann geboren.

Von 1895 – 1898 studierte er Theologie in Innsbruck und Breslau (ebenfalls heutiges Polen), ein Jahr später wurde er im Breslauer Dom zum Priester geweiht.

Er arbeitete dreizehn Jahre als Kaplan und Pfarrer in Berlin, danach ebenfalls als Pfarrer in der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Charlottenburg, in dieser Zeit war er Mitglied der religiösen Zentrumspartei und im Charlottenburger Stadtparlament vertreten. Nach Tätigkeiten als Militärpfarrer im ersten Weltkrieg wurde er Mitglied des "Friedensbunds Deutscher Katholiken" (11), die sich später an die Organisation "Arbeitsgemeinschaft der Konfessionen für den Frieden" (12) anschloss. Im Jahr 1931 rief er zum Besuch des Anti-Kriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ auf, woraufhin Joseph Goebbels eine Hetzkampagne gegen startete. 1933 wurde zum ersten Mal die Wohnung des nun als Dompfarrer arbeitenden Geistlichen durchsucht. Er trat der SPD bei und beschwerte sich öffentlich über die Zustände in den Konzentrationslagern und verfasste eine Beschwerdeschrift dazu. 1938 predigte er als Domprobst öffentlich gegen die Verfolgung der Juden und unterstützte verfolgte Juden finanziell und nahm sogar einige von ihnen bei sich auf. Nach neuerlichen öffentlichen Protesten, diesmal gegen die Euthanasie, wurde er am 23. Oktober 1941 von der SS verhaftet, nachdem ervon zwei jungen Frauen angezeigt worden war. Im darauffolgenden Verhör bot er an, jüdische Verfolgte auf ihrem Weg in das Ghetto von Lodz als Seelsorger zu begleiten. Ein Jahr später wurde er wegen Vergehen gegen das Heimtückengesetz zu zwei Jahren Haft veruteilt, die er in Berlin Tegel und Berlin Wuhlheide verbüßen musste. Lichtenberg, der bereits herz- und nierenkrank war, starb am 5 November 1943 während des Transportes in das Konzentrationslager Dachau unter ungeklärten Umständen.

Auch er wurde 1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

4 Zusammenfassung

Zusammenfassend ist wohl zu sagen, dass sich die Kirchen, trotz einiger weniger mutiger, hinter ihrem Glauben versteckt haben. Deutlich wird dies an der antisemitischen Haltung der evangelisch-lutherischen Kirche, die auf den Begründer Martin Luther und seine ungesunde Haltung jüdischen Mitbürgern gegenüber zurückzuführen ist, nur einige evangelische Theologen distanzierten sich von dieser Einstellung.

Aber natürlich ist auch die katholische Kirche nicht frei von Schuld, denn auch sie haben sich nur anfangs mutig gegen das Regime aufgelehnt, nachdem man sie mit einem halbherzigen Konkordat abgespeist hatte, ließen auch hier die Proteste weitestgehend nach. Auch hier bedurfte es weniger mutiger, die Beruf, Freiheit, Familie und oft auch ihr Leben opferten, um ihre Ablehnung gegenüber den Nationalsozialisten deutlich zu machen. Doch da es, wie gesagt nur wenige mutige gab, die protestierten, hatte es kaum größere Auswirkungen auf den Verlauf der Dinge. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob ein Massenprotest der Kirchen weitreichendere Wirkungen erzielt hätten, das erscheint fraglich, doch es wird einfach erwartet, dass eine Institution wie die Kirche ihre gepredigte Nächstenliebe auch demonstriert, nicht nur in den eigenen Reihen, sondern auch für Juden, Sinti, Roma und Behinderte Menschen.

Im nachhinein hat die evangelische Kirche allerdings gegenüber Vertretern des ökumenischen Rates der Kirchen am 19. Oktober 1945 eine Erklärung abgegeben, in der sie immerhin eine Mitschuld an den Geschehnissen und den Leiden vieler Menschen in Deutschland und anderen betroffenen Nationen einräumt.

Dazu abschließend hier ein Auszug des Bekenntnisses, zu dessen Unterzeichnern auch Martin Niemöller zählte:

„... Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben...„ (13)

5 Zitatnachweise

1. http://www.ibka.org/artikel/ag98/1945.html
2. http://www.theologe.de/theologe04.htm - Der achte und letzte aller Bücher und Schriften des teuren seligen Mans Gottes, Doctoris Martini Lutheri, Tomos 8, Jena 1562, S.95
3. ebenda
4. Wolfgang W. Mickel, Thomas Berger, Udo Margedant, Frieder Mutschler, Ptra Rentschler: Geschichte Politik und Gesellschaft, Cornelsen, Berlin 1988, S. 339
5. http://www.theologe.de/theologe04.htm – zit. nach Juden-Christen-Deutsche 1, a.a.O., S.389
6. ebenda - Staatsarchiv Marburg, 165/3943
7. http://www.hausarbeiten.de/rd/archiv/theologie/theo-text42.shtml - Daniel Milewski 2001: „Die Katholische Kirche im Dritten Reich“
8. ebenda
9. http://www.karl-leisner.de
10. ebenda
11. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LichtenbergBernhard/
12. ebenda
13. http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/Nachkriegsjahre_erklaerungStuttgarterSchuldbekenntnis/index.html – H. Michaelis, E. Schrapler (Hg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Bd. 23, Berlin o.J., S. 307f.

6 Quellennachweis

- http://tk-media.de/kns/kirche.asp
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/NiemoellerMartin/
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LichtenbergBernhard/
- http://www.karl-leisner.de/
- http://kirche.kath.de/kurs/kg/kg_kl_21.htm
- http://www.goethe.de/in/d/frames/gaz/didak1940.html
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BonhoefferDietrich/
- http://www.geocities.com/Athens/Parthenon/3713/index.html
- http://www.goethe.de/in/d/frames/gaz/didak1940.html
- http://www.theologe.de/theologe04.htm

7 Literaturnachweis

- Wolfgang W. Mickel, Thomas Berger, Udo Margedant, Frieder Mutschler, Ptra Rentschler: Geschichte Politik und Gesellschaft, Cornelsen, Berlin 1988
- Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Drosdowski, Dr. Wolfgang Müller, Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Dr. Matthias Wermke: Duden – Die Deutsche Rechtschreibung, Dudenverlag, Mannheim 1996
- Eberhard Anger: Meyers Jugendlexikon, Lexikonverlag, Mannheim 1994

8 Bildnachweis

- www.spartacus.schoolnet.co.uk/ GERnie
- www.dbonhoeffer.org/ who-was-db2.htmmoller.htm
- www.karl-leisner.de/a_a.htm
- www.lsg.musin.de/Geschichte/ natsoz/Widerstand1.htm
- www.brg-schoren.ac.at/nationalsozialismus/ kirche.html

Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Zitat-, Quellen-, Bild- und Literaturverzeichnis angeführten Quellen als Hilfsmittel benutzt habe.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Synode – Kirchenversammlung, besonders in der evangelischen Kirche

[2] Organisation der Kirche

[3] Konkordat – Staatsvertrag

[4] Verneinung Gottes

[5] päpstliches Rundschreiben

[6] griech.: schöner Tod

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kirche in ihrer Geschichte - Kirche im Nationalsozialismus
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V107718
ISBN (eBook)
9783640059560
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kirche, Geschichte, Kirche, Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Marit Weichel (Autor:in), 2002, Kirche in ihrer Geschichte - Kirche im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107718

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