Sachsen als Bundesstaat im deutschen Reich


Facharbeit (Schule), 2002

17 Seiten


Leseprobe


Gliederung der Facharbeit

1.)Sachsen auf dem Weg ins deutsche Kaiserreich- Einleitung
-1.1.Sachsen im Norddeutschen Bund
-1.2. Gründung des Deutschen Reiches

2.)Sachsens innenpolitische Entwicklung im deutschen KaiserreichSeite

3.)Die Entwicklung Leipzigs Dresdens

4.)Sachsen als Rotes Königreich und Mutterland der Reaktion

5.)Die letzten Jahre des Königreiches Sachsen

6.) Schluß

1.)Sachsen auf dem Weg ins deutsche Kaiserreich- Einleitung

1.1.Sachsen im Norddeutschen Bund

Für Sachsen gab es keinen Weg zurück. Nachdem der ab dem Jahre 1854 in Sachsen herrschende König Johann( siehe Bildanlage- Bild I) beide Kammern des Landtages aufgelöst hatte, bemühte er sich, die Macht der Stände wiederherzustellen. Wie schon in der Vergangenheit suchte er das Königreich abermals politisch an Österreich zu binden, das sich mit Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund stritt. Johann gab all sein Vertrauen dem leitenden sächsischen Staatsminister Friedrich Ferdinand von Beust weiter, welcher im Jahre 1866 32.000 sächsische Soldaten in der Schlacht bei Königgrätz gegen Preußen marschieren ließ. Geplant war dieser Feldzug vom damaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, der den richtigen Zeitpunkt für eine politische Umgestaltung Deutschlands sah und somit die kleindeutsche Lösung, also das Ausscheiden aus dem deutschen Staatenverbund, durchsetzen wollte. Währenddessen wurden vor allem Leipzig, Dresden und Chemnitz von Antikriegsbewungen erfaßt, welche zumeist von Süddeutschland ausgingen. Dabei verabschiedeten sie in Volksversammlungen Beschlüsse gegen die friedensbedrohende Politik Preußens. Gegen ein Überschreiten der Grenze Sachsens am 16.6.1866 war man jedoch wehrlos. Die Kriegsentscheidung fiel in Böhmen in der schon angesprochenen Schlacht bei Königgrätz am 3.6.1866. Es kam also zur kleindeutschen Lösung und zur kampflosen Besetzung Sachsens durch Preußen und wie in fast allen Schlachten bei denen Sachsen mitwirkte, wurde auch diese von ihnen mit verloren. Das Königreich mußte u.a. hohe finanzielle Forderungen und die Pressezensur zulassen, was die antipreußische Stimmung verschärfte. Im Friedensvertrag von Berlin mußte die sächsische Regierung die politischen Veränderungen anerkennen und trat dem Norddeutschen Bund unter preußischer Führung bei, wodurch die staatliche Souveränität stark eingeschränkt wurde.

1.2. Gründung des Deutschen Reiches

Otto von Bismarck, der für den Gedanken eines mächtigen und geeinten deutschen Staates mit einem Kaiser an der Spitze stand wollte nach dem deutsch-deutschem Krieg von 1866 nur noch eines- die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen, da er den Krieg als ein notwendiges Mittel seiner Politik ansah um die deutsche Einheit zu vollenden und ein positives Licht auf Preußen zu werfen und zu halten. Den Anlaß lieferte der Konflikt um die spanische Thronkandidatur wobei der französische Gesandte Graf Benedetti den preußischen König während eines Kulturaufenthaltes in Bad Ems auf der Straße ansprach und die Rücknahme der Kandidatur verlangte. Dies telegraphierte der König nach Berlin, wo es Bismarck als „Emser Depesche“ in allen Zeitschriften veröffentlichte und Frankereich in aller Weltöffentlichkeit als Angreifer dastand. Gedemütigt von dieser Provokation kam es am 19.7.1870 durch die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen zum Deutsch-Französischen Krieg. Nach der Vereinigung der norddeutschen und der süddeutschen Truppen hatte Frankreich, welches noch in der Mobilmachung waren ohne eine geringste Chance und so kam es am 2.9.1870 unter der Führung Moltkes zur Kesselschlacht bei Sedan, welcher die Niederlage Frankreichs folgte. Unter den 100.000 Kriegsgefangenen befand sich auch der französische König Napoleon III. Nach der Verlautbarung dessen riefen die Kommunarden in Paris die Republik aus, was eine Welle der Begeisterung in Frankreich mit sich brachte.

Während aber über Paris noch die Kanonaden niedergingen spielte sich im Schloß von Versailles der bedeutende Schlußakt des Krieges bereits ab. Um die Häme und Spott gegenüber Frankreich zu verdeutlichen wird Wilhelm I. Am 18.1.1871 im Spiegelsaal zu Versailles zum deutschen Kaiser ernannt und somit das deutsche Reich proklamiert.

Bei dem nun folgenden Abschnitt werde ich mich mit der innenpolitischen Entwicklung Sachsens im Deutschen Reich beschäftigen, wobei ich zudem die Entwicklung der Großstädte Leipzig und Dresden, sowie Sachsen als „Rotes Königreich und Mutterland der Reaktion“ beachten werde.

2.)Sachsens innenpolitische Entwicklung im deutschen Kaiserreich

Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 gilt als eine wichtige Zäsur in der sächsischen Geschichte.

Die Gesetzgebung und Staatsverwaltung wurden den neuen Anforderungen angepaßt. Auf lokaler Verwaltungsebene wurde die endgültige Trennung zwischen Justiz und innerer Verwaltung vollzogen. Es entstanden 27 Amtshauptmanschaften, welche zu den entscheidenden Verwaltungseinrichtungen des sächsischen Staates auf unterer Ebene wurden. Sie erhielten beschränkte Selbstverwaltungsrechte und umfangreiche Aufgaben auf den Gebieten von Krankenpflege, Armenversorgung, sowie Straßen- und Wegbau. Weitere Teile der Reformpolitik waren revidierte Städte- und Landgemeindeordnungen, ein neues Volksschulgesetz und die Trennung von Kirche und Staat.

Seiner Fläche nach stand Sachsen an fünfter, der Einwohnerzahl nach an dritter Stelle der 25 Bundesstaaten. Entsprechend seiner Größe war es im Reichstag mit 23 Abgeordneten und im Bundestag mit vier der insgesamt 58 Stimmen vertreten; im Vergleich dazu hatte Preußen 17 Stimmen! Der Deutsche Kaiser hatte den Oberbefehl über das Heer und durch die Reichsverfassung wurden die Gesetzbefugnisse des Bundesstaates wesentlich beschnitten. Sachsen erhielt allein die Kompetenz über das Schul-, Hochschul-, Polizei-, Gemeinde- und Staatskirchenrecht. Die anderen Bereiche waren durch Reichsgesetze geregelt. Der Staatshaushalt stützte sich allein auf den direkten Steuern; die Zölle flossen in die Taschen des Reiches. Merkwürdigerweise konnten die einzelnen Staaten ihre Kompetenz in der Justiz voll und ganz ausnutzen. Für Sachsen war von Bedeutung, dass mit der Neuordnung der Gerichtsverfassung das höchste Gericht des Reiches, das Reichsgericht, in Leipzig eingerichtet wurde (siehe Bildanlage- Bild II).

Jedoch begann die wirkliche Einigung des Reiches bereits im Norddeutschen Bund durch das Gesetz der Freizügigkeit(1867), der Gewerbeordnung(1869), der freihändlerischen Zoll- und Handelsgesetzen, sowie der Aufhebung des Konzessionszwanges für Aktiengesellschaften. Außerdem trat das bereits 1868 beschlossene System für Maße und Gewicht im Deutschen Reich im Jahre 1872 in Kraft, bevor ein Jahr später durch die Einführung der Markwährung( siehe Bildanlage- Bild III) die Münzeinheit verwirklicht wurde. Darausfolgend kam es zu einem Boom in den Aktiengesellschaften, welche dadurch dem Staat Millionengewinne einfuhr. Doch der folgende „Gründerkrach“ und die darauf folgenden Jahre verschonte Sachsen genauso wenig, wie alle anderen Reichsmitglieder, da die stark exportorientierte Wirtschaft sehr anfällig auf Krisen war und es darausfolgend auch zu einem immensen Rückschlag für die Konjunktur kam. Trotz dieser fast aussichtslosen Lage, konnte Sachsen ein mächtiges Industriezentrum bleiben.

Die politischen Verhältnisse bestimmte in den Jahren von 1872 bis 1876 der Vorsitzende des Gesamtministeriums Richard Freiherr von Friesen, welcher allerdings 1876 zurücktrat, da für ihn Bismarcks Pläne zur Verstaatlichung der Eisenbahn viel zu weit gingen. Sein Nachfolger Georg Friedrich Alfred von Fabrice besaß neben dem Posten seines Vorgängers ebenso das Amt als Kriegsminister bis 1891; er ordnete das sächsiche Heer und achtete auf die personelle Erweiterung. Wiederrum sein Nachfolger als Minister war Metsch Reichenbach bis 1906. Das herrschende Oberhaupt zu dieser Zeit war jedoch König Albert, der Sohn des vorangegangenen Königs Johann(dem sogenannten „Schöngeist“). Er regierte von 1873 bis 1902. Nach der Jahrhundertwende folgte ein Zeitabschnitt, der das Hineinwachsen Sachsens in einen einheitlichen, föderativ aufgebautem deutschen Nationalstaat fortsetzte. König Georg, von 1902 bis 1904 regierend, und Friedrich August III. begleiteten diesen Prozeß mehr, als das sie ihn beeinflussen konnten.

3.)Die Entwicklung Leipzigs & Dresdens

Die neue Wirtschaftsgesetzgebung nach der deutschen Einheit führte zum raschen Anstieg der Konjunktur und somit zum Wirtschaftswachstum der „Gründerjahre“. Es bildete sich in Sachsen ein Wirtschaftsprofil heraus, dass vor allem durch die Textilindustrie, dem Maschinenbau und der Metallverarbeitung geprägt war. Dies ist ein wichtiger Fakt der das Zeitalter der Industrialisierung verdeutlicht und Sachsen auf einen Sonderpodest stellt, da es eine entscheidende Rolle in der Industrialisierung einnimmt.

Hier wiederum hoben sich Leipzig und Dresden hervor, die die zwei größten der insgesamt 5 Kreishauptmannschaften waren. Die beiden Großstädte lieferten einen, wenn nicht sogar den Initialzünder für die Industrialisierung Deutschlands mit der Fertigstellung der ersten deutschen Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden durch Friedrich List im April 1839. Nun war es möglich schneller, preiswerter und mit weniger Aufwand Materialien über längere Strecken zu transportieren.

Auch Wissenschaft und Kunst nahmen in dieser Zeit einen bedeutenden Aufschwung, vor allem in Leipzig und Dresden. Die Universität Leipzig entwickelte sich zu einer international angesehenen Lehr- und Forschungsstätte. In Dresden wurde der Architekt Gottfried Semper, der Bildhauer Ernst Rietschel und der Maler Ludwig Richter an die Akademie der Künste berufen.

Viele Jahre später, als die Industrialisierung im vollen Gange war nahm Sachsen den Titel der Textilnation ein, indem 1895 mehr als ein Drittel aller deutschen Textilbetriebe in Sachsen konzentriert waren. Im Maschinenbau hatte man hinter Preußen den zweiten Platz, nachdem sich von 1882 bis 1895 die Anzahl der Beschäftigten im Maschinenbau fast um 75 Prozenterhöhten. Große Betriebe dieser Branche waren auch in Leipzig und Dresden vertreten, die immer mehr zu industriellen Ballungsräumen wurden.

Die Industrie wies natürlich auch einen hohen Bedarf an qualifizierten Technikern und spezialisierten Arbeitern auf, die in Bildungsstätten wie der technischen Hochschule in Dresden ausgebildet wurden. An der Leipziger Universität wurden die höchsten Immatrikulationszahlen in ganz Deutschland festgestellt. Die Leipziger Messe wurde zur Mustermesse. Das bedeutet, es wurden keine Waren mehr zum direkten Verkauf ausgestellt, sondern die Interessierten informierten sich anhand von Musterstücken über die Beschaffenheit eines Ausstellungsstückes und bestellten da. Die Handelstätigkeit erreihe neue Höhen. In Leipzig wurde eigens 1898 eine Handelshochschule gegründet und zuvor in Dresden 1890 eine technische Hochschule. Jeder dritte Pelz, derweltweitin den Handel kam, wurde in Leipzig auf der Rauchwarenmesse verkauft. Zwischen 1871 und 1900 verdreifachte sich beinahe die Einwohnerzahl Leipzigs, wobei eine klare Entwicklung vom Land in die Stadt deutlich wurde. 1895 waren etwa 58 Prozent der sächsischen Bevölkerung in Industrie, 14 Prozent im Handel und nur noch 15 Prozent in der Landwirtschaft tätig.

Eine neue Blüte erlebte die Musikpflege in Leipzig im Gewandhaus mit dem Gewandhauschor und der Thomaskirche, in Dresden in der Semperoper und der Hofoper mit der Hofkapelle. Einer neuen Richtung der Malerei verhalf die Dresdner „Brücke“ zum Durchbruch.

Von großer Bedeutung für Leipzig und Dresden war außerdem die Deutsche Bücherei in Leipzig und die 1. Weltausstellung für das Buchwesen 1914.

Durch die französischen Kriegsentschädigungen floß viel Geld ins Reich, worauf sich viele Aktiengesellschaften und Bankwesen gründeten. Zu den zwei bedeutendsten Bankwesen gehörten die „Dresdner Bank“ und die „Leipziger Vereinsbank“.

Das die beiden Großstädte, vor allem Leipzig für die Arbeiterbewegung mehr als wichtig waren, werde ich im nächsten Abschnitt darlegen.

4.)Sachsen als Rotes Königreich und Mutterland der Reaktion

In Sachsen lebte die Arbeiterbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf. Doch diese aufkommende Bewegung war für die machtgierigen Staatsoberhäupter ein Dorn im Auge und somit wurden Arbeitervereine 1851 verboten und deren Anhänger als Demagogen verfolgt. Doch die Tatsache des Wiederauflebens der Arbeiterbewegung in den 60ern konnte selbst das nicht aufhalten. Seit Beginn dieses Jahrzehnts bildeten sich zahlreiche Arbeitervereine „wie Pilze nach einem Sommerregen“ (August Bebel). In Leipzig existierte neben bürgerlich geführten Gewerblichen Bildungsvereinen der politische Arbeiterverein „Vorwärts“, vertreten durch Wilhelm Fritzsche und Julius Wahlteich, welche Kontakt mit Ferdinand Lassalle (siehe Bildanlage- Bild IV ) aufnahmen. Lassalle war Präsident des im Mai 1863 in Leipzig gegründeten „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ (ADV) auf Grundlage des im März erschienenen „Arbeiterprogramms“, worauf die Arbeitervereine unter liberalem Einfluß Anfang Juni 1863 im „Verband Deutscher Arbeitervereine“ zusammengefaßt wurden( siehe Bildanlage- Bild V). Im gleichen Jahr fand, ebenfalls in Leipzig, die erste Frauenkonferenz statt, die den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ begründete. Im Sommer 1869 wurde in Eisenach die „Sozialdemokratische Deutsche Arbeiterpartei“ unter Führung August Bebels und Wilhelm Liebknechts gegründet. Zu ihren Zielen gehörten unter anderem die Errichtung einer sozialistischen und sozialdemokratischen Republik. Frauenarbeit sollte eingeschränkt, Kinderarbeit verboten, die allgemeine Schulpflicht und ein demokratischen, gleiches und direktes Wahlrecht verabschiedet werden. Auch das Justizsystem sollte eine grundlegenden Erneuerung erleben. Die neue Partei wurde recht schnell populär und somit wurde Sachsen, mit seiner hohen Konzentration an Fabriken, zu einem Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung.

Populär und verbreitet wurden die sozialdemokratischen Ideen durch das sozialdemokratische Pressewesen, das zum Beispiel durch „Der Volksrat“, „Dresdner Volksbote“ und der „Crimmitschauer Bürger– und Bauernfreund“ hervorbrachte.

Nach der Vereinigung von ADAV und SDAP entstand in Gotha im Mai 1875 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands, später umbenannt in Sozialdemokratische Partei Deutschelnds(SPD), was auf der einen Seite zwar für Sachsen einen enormen Aufschwung hinsichtlich ihrer Stellung bedeutete, da man ein Volk hatte, dass sich gegen den Staat wehrte, wobei aber auf der anderen Seite eine besondere Stellung hinsichtlich der harten und teilweise skrupellosen Verfolgung der sogenannten „Marxisten“ eingenommen wurde.

Ein Beleg hierfür ist zum einen der 1871 stattgefundene Streik der 7000- 8000 Metallarbeiter für eine 60 Stunden Woche und höhere Löhne und zum anderen der Hochverratsprotzes von 1872, auf Druck Bismarcks durchgeführt, gegen Bebel, Liebknecht und Hepner, welche auch als Redakteure des Volksstaates bezeichnet wurden. Dieser Prozeß gilt als Höhepunkt der ersten Verfolgungswelle nach der Reichsgründung.

Jedoch ist diese Einstellung gegenüber Reichsgegnern neu, denn sie begann mit dem Minister von Sachsen von 1849 bis 1866, Ferdinand von Beust, der sehr radikal vorging und selber sagte: „Jede Art von Opposition werde ich vernichten.“.

Dem Prozeß folgte eine zwei-jährige Haftstrafe für Bebel und Liebknecht, was aber keinen Rückschritt der Arbeiterbewegung mit sich brachte. So wurden die Sozialdemokraten bei den Reichtagswahlen 1874 in Sachsen die stärkste Partei, wodurch sie in den Reichstag einzogen und weshalb man vom „roten Königreich“ sprach. Daraufhin wurden die „Roten“ in das Kommunalparlament und 1877 auch erstmals in ein Landesparlament gewählt.

Ausgehend von den Ergebnissen der Reichstagswahlen läßt sich sehen wie der Einfluß der Sozialdemokraten stetig gestiegen ist. So erhielten die Kandidaten derer 1871 17,5 Prozent, 1893 45,7 Prozent und 1903 58,8 Prozent in sächsischen Wahlkreisen.

Dieser stetig steigende Erfolg beunruhigte Bismarck sehr und er reagierte mit dem Erstellen eines Sozialistengesetzes. Doch benötigte Bismarck noch einen triftigen Grund zur Einführung dessen und so kam es ihm ganz recht, dass im Jahre 1878 gleich zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm I. verübt wurden. Dies reichte dem Reichstag zur Einführung des „Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokraten“ noch im gleichen Jahr. Das der Attentäter jedoch gar kein Sozialdemokrat war, wurde dabei unter den Tisch gekehrt.

Die Tatsache das bei den Reichstagswahlen 1878 rund 30 % aller sozialdemokratischen Stimmen aus Sachsen kamen, veranlaßte die sächsischen Behörden das Sozialistengesetz besonders rücksichtslos durchzusetzen.

Ob Erfolg oder Mißerfolg mußte sich also wesentlich in Sachsen entscheiden.

Somit wurden jegliche sozialistische Schriften, Versammlungen und Vereine verboten; nicht aber die Partei selbst. Zudem erließ das Gesetz erweiterte Polizeibefugnisse gegen vermeintliche oder tatsächliche Sozialisten. Aufgrund der intensiven Bespitzelung mußte nun jeder Arbeiter, der für sozialistenfreundlich gehalten wurde, mit seiner Entlassung rechnen.

Die logische Folge war nun, dass sich die starken Parteiorganisationen in Leipzig, Dresden und Chemnitz in die Illegalität zurück zogen, wodurch sie den Einfluß auf die Arbeiterklasse weiter vertiefen konnten.

Bei den ersten Reichstagswahlen unter dem Sozialistengesetz errangen die Sozialdemokraten einen großen moralischen Sieg. So erhielten sie in den Hochburgen der Arbeiterklasse wie in Leipzig und Chemnitz einen Stimmenzuwachs, was zeigte, dass die Sozialdemokratie durch Ausnahmegesetze nicht zu unterdrücken war.

Um den Einfluß der umstürzlerischen Roten zu begrenzen, führte Bismarck 18883 schrittweise staatliche soziale Sicherungssysteme ein, die als Sozialgesetze bezeichnet wurden. Hier wird auch Bismarcks berühmte Politik von „Zuckerbrot und Peitsche“ verdeutlicht, wobei die Sozialistengesetze die Peitsche darstellen, da sie seinen Reichsfeinden Schaden zufügen sollen und die Sozialgesetze das Zuckerbrot verkörpern, da sie die Gegner seinerseits weich klopfen sollen. Dieses Weichklopfen begann 1883 mit der Einführung einer Krankenversicherung, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam finanziert wurde und den Arbeitnehmern im Krankheitsfall 13 Wochen lang die Arzt- und Arzneikosten, sowie einen Teil des entfallenen Arbeitslohnes erstattete. 1884 wurde eine Unfallversicherung eingeführt, die voll von den Arbeitgebern finanziert wurde und ab 1889 gab es dann eine von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsam getragene Rentenversicherung.

Obwohl diese bereits damals als äußerst fortschrittlich geltenden Sicherungssysteme auch heute noch die Grundlage unseres Sozialstaates bilden und sie daher als bedeutendste innenpolitische Leistung Bismarcks anzusehen sind, war das alles für die damalige Bevölkerung auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, da sie kaum ein Arbeiter finanzieren konnte. Und vor allem aus diesem Grund scheiterte der Versuch des Weichklopfens der Sozialdemokraten und es kam zur kontinuierlichen Vergrößerung des Einflusses in Sachsen derer.

Außerdem gewann man nun auch neben den von der Industrialisierung geprägten Städten in agrarischen Kreisen zunehmend an Boden.

Es war daher auch nicht verwunderlich, dass Bismarck die Sozialgesetze wegen angeblicher Mangel an Akzeptanz für Null und nichtig erklärte.

Nachdem also nun in Sachsen die Stimmenanzahl der Sozialdemokraten stieg zeigte sich nun endlich dass die revolutionäre Arbeiterbewegung im ganzen Reich im Vormarsch war und man dann doch eher „seine Roten“ wählte.

So begingen die sächsischen Arbeiter am 1.5. 1890 den zweiten internationalen Kampftag für einen Achtstundentag und der internationalen Solidarität für das Proletariat. Dies führte zum Sieg über das Sozialistengesetz, was wiederum eine wiedergewonnene Legalität und günstigerere Bedingungen für die Sammlung, Organisierung und Aufklärung der Arbeiterklasse mit sich brachte.

In Sachsen bildete sich rasch eine gut funktionierende Landesvereinigung heraus, dessen höchstes Organ die jährliche Landesversammlung bildete.

Der Funktionär dieser war August Kaden von 1892 bis 1899.

Das Leben im Kampf gegen die Sozialistengesetze spiegelte die Situation vieler Arbeiterfunktionäre wieder. Und obwohl die Sozialdemokratie vor allem in Leipzig, Dresden, Zwickau und Chemnitz auflagenstarke Presseorgane besaß, wodurch sich die Leipziger Volks Zeitung (LVZ) zum „Ideal einer sozialdemokratischen Tageszeitung“ entwickelte, wußte jeder realistisch denkende dass es so nicht immer weiter geht, da sich der Staat nicht gerne ins Geschäft hineinpfuschen läßt. So kam es zur Reaktion Wilhelms II. auf die Sozialdemokraten.

Um gegen die erneute Steigung der sozialdemokratischen Stimmen in sächsischen Reichtagswahlkreisen und den Einzug der SPD in den Landtag zu verhindern führte die sächsische Regierung das Dreiklassenwahlrecht ein, dass alle Nichtsteuerzahler vom Wahlrecht ausschloß und das seit 1861 geltende Zensuswahlrecht ablöste. Dieses beinhaltete, dass die Abgeordneten indirekt durch Wahlmänner auf sechs Jahre gewählt werden und die Wähler der Urwahlbezirke in drei Klassen eingeteilt werden, die sich nach der Höhe der gezahlten Grund- und Einkommensteuer richtet. So stellen diejenigen, die ein niedriges Einkommen haben auch die wenigsten Abgeordneten.

Insgesamt bedeutete dies für die sozialdemokratische Vertretung im sächsischen Parlament das Ende, da dieses Gesetz ca. 80 Prozent der Wähler politisch diskriminierte und eine Wahl der Sozialdemokraten in den Landtag fast unmöglich machte.

Dies war das stetige Ende des „Roten Königreiches“ und ein herber, fast tödlicher Schlag für das „Mutterland der Reaktion“.

5.)Die letzten Jahre des Königreiches Sachsen

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 bildete Sachsen aus dem XII. und XIX. Armeekorp die 3.Armee unter dem sächsischen Kriegsminister Freiherr Max Clemens von Hausen, welche später an der Ost- West angierte.

Das Leben in Sachsen verschlechterte sich durch die Auswirkungen des Krieges, Kriegswirtschaft und Lebensmittelknappheit enorm. Aus dem ehemaligen „Mutterland der Reaktion“ wurde ein müdes Königreich, dass nur noch nach Frieden lechzte. Diese Friedenssehnsucht aber, angetrieben durch bürgerliche Friedensbewegungen führte in den Jahren 1917/18 zu Streiks, Demonstrationen und Hungerkrawallen, die schließlich in die Novemberrevolution einmündeten. Mit dem Überschreiten der sächsisch- preußischen Landesgrenze am 9. November des sächsischen Königs Friedrich August III. verzichtete er für sich und all seine Nachfahren auf den sächsischen Königsthron was gleichzeitig das Ende des monarchischen Zeitalters als Konsequenz mit sich trug.

Nun stand man an der Schwelle zu einem bürgerlich- parlamentarischem Staatswesen. Am 10. November wird im Zirkus Sarrasani durch Fleißner (SPD) die Republik ausgerufen.

6.) Schluß

Gott sei mit dir mein Sachsenland,
blüh' frei und fröhlich fort!
Ein frommes Herz und fleiß'ge Hand!
das sei mein Losungswort!

Das sind die ersten vier Zeilen der Sachsenhymne. Und es beschreibt den Stolz der Sachsen auf ihr Land und ihre Liebe dazu. Außerdem die Arbeit die sie verrichten und das sie sich notfalls auch gegen den Staat wehren

( „fleiß’ge Hand“). Das alles spricht für Sachsen und dessen Bevölkerung in der Zeit als Bundesstaat im Deutschen Reich. Man reagierte auf die jeweilige Situation, indem man sich wehrte und war dabei der Vorreiter, dem die anderen nachzogen. Das zeigt sich auch in der nachfolgenden Tabelle, die die Wahlergebnisse der Sozialdemokraten in den jeweiligen Jahren in den jeweiligen Wahlbezirken zeigen. Dabei wird einerseits sichtbar, dass Sachsen das „Mutterland der Reaktion“ war, da das Reich insgesamt dem Weg Sachsens folgte und man eher seinesgleichen, diejenigen wählte, die das einfach Volk vertraten, die Arbeiter und da sich die Arbeiterbewegung vom Königreich im ganzen Land verbreitete und andererseits sich Sachsen durch die Wahlsiege der Sozialdemokraten, also der Roten zum „Roten Königreich“ entwickelte. Was dahingehend immer eine Sonderstellung einnahm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Man muß also sagen, dass Sachsen, seine Entwicklung und vor allem dessen Volk Deutschland sehr geprägt hat. Man beteiligte sich selbst an der Politik, wollte den Staat selbst lenken, man dachte selbst. Diese Situation hat letztendlich auch 1918 zur Republik geführt und somit zollen wir heute den damaligen Menschen großen Dank.

Literatur- und Quellenverzeichnis

Internet: - www.marxists.org

- www.fes.de

- www.ammermann.de

- www.deutsche-schutzgebiete.de

- www.leipzig.de

- www.dresden.de

- www.mdr.de

- www.deutschland.de

- www.bpb.de

- Geschichtshefter Klasse 11 LK Frau Wiedemann

- Nachhilfe bei „Studienkreis“

-Schlesinger, Walter: Geschichte. In: Heckmann, H.(Hrsg.): Historische Landeskunde Mitteldeutschlands,Bonn,Verlag Weidlich,(1991), S. 9-19.

- Groß, R.: Königreich Sachsen. In: Gerlach, S.(Hrsg.): Eine politische Landeskunde,Stuttgart,Verlag W. Kohlhammer,(1993), S. 106-115.

- Drehwald, S.; Jestaedt, C.: Das Königreich Sachsen nach der Reichsgründung. In: Pfeiffer, T.(Hrsg.): Sachen als Verfassungsstaat,Leipzig(1998), S. 40-44.

- Stekovics, J.: Geschichte Mitteldeutschlands,Halle/S.(2000).

- Böhme, W.: Zu den Kampfbedingungen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung im Königreich Sachsen am Beginn der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. In: Sachsen und die Wettiner Chancen und Realitäten,Dresden(1989), S. 226-234.

- Zwahr, H.: Revolution in Sachsen. Beiträge zur Sozial und Kulturgeschichte,Böhlau,Böhlau Verlag(1996).

- Hermann, U.: Knaurs Rechtschreibung,München(1992).

- Anger M.A., E.: Der Brock Haus in einem Band,Gütersloh(1992).

Bildanlage

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

König Johann von Sachsen(Bild I)sächsische Bank Dresden -100 Mark 2.Januar 1911(Bild III)Ferdinand Lassalle (Bild IV)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fahne des allgemeinen deutschen Arbeiterverbandes(Bild V)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Reichsgerichtsgebäude zu Leipzig um 1900 (Bild II)

Bild-Quellen-Verzeichnis

- Bild I(König Johann): Internet- www.deutsche-schutzgebiete.de

- Bild II(Reichsgericht): Geschichte Mitteldeutschlands S. 67 u.

- Bild III(Markschein): Internet- www.deutsche-schutzgebiete.de

- Bild IV(Lassalle): Internet- www.marxists.org

Bild V(Arbeiterflagge): Internet- www.marxists.org

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Sachsen als Bundesstaat im deutschen Reich
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V107575
ISBN (eBook)
9783640058327
Dateigröße
736 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine Arbeit die die Bedeutsamkeit Sachsens in der deutschen Geschichte wiederspieglt.
Schlagworte
Sachsen, Bundesstaat, Reich
Arbeit zitieren
Steffen Heyde (Autor:in), 2002, Sachsen als Bundesstaat im deutschen Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107575

Kommentare

  • Gast am 12.5.2005

    Eher nicht zu empfehlen.

    "Mutterland der Reaktion" ist nur das typischste Beispiel für Begriffe die es nicht gibt. "Rotes Königreiche" da schon eher. Das nur als Beispiel für falsche Begriffsverwendungen - der Rest der Arbeit ist ebenso reich an inhaltlichen Fehlern. Insgesamt ebenso kein schlüssiger roter Faden.

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