Sallusts Sicht der älteren römischen Geschichte


Seminararbeit, 2001

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung

2. Sallusts Geschichtsbild
a. in der „Coniuratio Catilina“
b. im „Bellum Iugurthinum“
c. in den „Historiae“

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

C. Sallustius Crispus (86-35/34 v. Chr.) schlug zunächst die politische Laufbahn ein. Als Gegner der Nobilitätsherrschaft und Anhänger der Volkspartei schloss er sich eng an Cäsar an, von dem er eine Neuordnung der zerrütteten politischen Verhältnisse auf demokratisch-republikanischer Grundlage erhoffte. Er durchlief die römische Ämterlaufbahn, zog sich aber nach Cäsars Ermordung (44 v. Chr.) tief enttäuscht vom politischen Leben zurück und widmete sich ganz der Geschichtsschreibung. Mit seinen beiden historischen Monographien „Coniuratio Catilinae“ und „Bellum Iugurthinum“ und mit seiner Zeitgeschichte „Historiae“ hat er drei bedeutende historische Werke hinterlassen, in denen vor allem auch seine Geschichtsauffassung deutlich wird.

Sallusts Geschichtsauffassung bleibt in seinen drei Werken allerdings nicht konstant gleich, sondern sie durchläuft eine Entwicklung. Diese Hausarbeit soll zeigen, wie sich Sallusts Geschichtsbild entwickelt hat und welche Bedeutung dies für seine Sicht der älteren römischen Geschichte hat.

2. Sallusts Geschichtsbild

a. in der „Coniuratio Catilinae“

Die „Coniuratio Catilinae“ ist Sallusts erstes Geschichtswerk. Sie handelt von der Verschwörung des Catilina im Jahre 63 v. Chr. und wurde von Sallust 42 v. Chr. verfasst. Besonders im ersten Exkurs ( Kapitel 6-13) über die Entwicklung des römischen Staates und der römischen Sitten wird Sallusts Geschichtsauffassung deutlich. Dabei bildet das zehnte Kapitel eine Zäsur: die erste Hälfte (Kapitel 6-9) handelt von der römischen Blütezeit bis zum Fall Karthagos, die zweite Hälfte (Kapitel 10-13) behandelt den anschließenden Verfall des weltbeherrschenden Volkes.[1] Das sechste Kapitel stellt die Königszeit als einen sündlosen und darum glücklichen Urzustand dar; im siebten Kapitel wird die kriegerische Tüchtigkeit des römischen Altertums geschildert; Kapitel 9 beschreibt die musterhafte Haltung der Römer im Frieden. Als Fazit ist aus diesen Kapiteln zu ziehen, dass die kriegerische Kraft der Römer besonders darin hervor tritt, dass öfter gegen Ungehorsam aus zu großer Kampflust als gegen Feigheit eingeschritten werden musste und im Frieden war nicht die Furcht vor ihrer Macht, sondern die Wohltaten, die sie ihren Untertanen erwiesen, die Grundlage der Herrschaft der Römer.[2]

Im Catilina werden drei Epochen der römischen Geschichte unterschieden: vom Anfang bis zur Vertreibung der Könige (Cat. 6,7), von der Erringung der Freiheit bis zur Zerstörung Karthagos (Cat. 10,1) und von der Zerstörung Karthagos bis zu Sullas Herrschaft (Cat. 11,5). Das Gesamtbild des römischen Handelns unterscheidet sich zur Zeit der Könige (Kapitel 6) nicht von dem zur Zeit der frühen Republik (ab Kapitel 7).[3] Nachdem die Königsherrschaft weggefallen ist, kann sich „die virtus frei und unverdächtig im Wettkampf um die gemeinsame Sache entfalten“[4]. Dies steht allerdings im Widerspruch zu dem Wegfall Karthagos als Rivalen, der Frieden und Reichtum mit sich bringt, „in welchem Zustand sich imperi cupido und avaritia ungehindert austoben können“[5]. Demnach verwirklichen die Menschen vorher durch die Güte ihrer Natur Gutes, aber Reichtum und Frieden stellen neue Aufgaben für sie dar, denen gegenüber die Menschen versagen[6]. Sallust sieht somit in der Vorzeit einen Idealzustand, der durch die gute menschliche Natur bedingt ist und durch den moralischen Verfall zerstört wird. Er führt diesen Idealzustand allerdings nicht nur auf die gute Anlage des Menschen zurück, sondern auch auf äußere Zwänge[7].

Sallust geht von einem idealen Zustand des politischen Lebens aus: Cat. 9,1 Igitur domi militaeque boni mores colebantur; concordia maxuma, minuma avaritia erat; ius bonumque apud eos non legibus magis quam natura valebat. Die boni mores, die ein glückliches politisches Leben gewährleisten, werden in Cat.6-10 ausführlich geschildert (concordia 6,2; usum militiae 7,2; labor 7,5; gloriae certamen 7,6; labore atque iustitia 10,1 ; fidem probitatem 10,3). Für die Alten ist Kriegsruhm der wahre Reichtum und Adel, sie strebten nach Ehre und trennten sich leicht vom Geld (vgl. Cat. 7). Die Bürger streiten untereinander nicht, außer um virtus und gloria: Cat. 7,6 gloriae maxumam certamen; 9,2 cives cum civibus de virtute certabant.[8] Dieser Wettkampf dient aber nur dem Staat und nicht, wie später, den persönlichen Interessen. Daher bleibt das politische Leben auch frei von iurgia discordias simultates (Cat. 9,1). Sallust charakterisiert hier auch das ideale politische Leben: Cat. 9,3 ... ubi pax evenerat aequitate, seque remque publicam curabant. Auch die Staatsführung in einem guten Staat ist demnach ein imperium legitumum (Cat. 6,6), imperium ex iustissumo atque optumo (Cat. 10,6), der die Aufgabe zusteht conservandae libertatis atque augendae rei publicae (Cat. 6,7). Die Wandlung des politischen Idealzustands wird durch den moralischen Verfall verursacht: fortuna simul cum moribus immutatur (Cat. 2,5). Sallust geht also davon aus, dass die menschliche Natur gut ist und sich erst nach dem Wegfall der Angst vor dem äußeren Gegner wandelt.[9] Nachdem durch labore et iustitia das römische Weltreich gegründet worden ist und durch die Zerstörung Karthagos, der aemula imperii Romani, vollendet worden ist, saevire fortuna atque omnia miscere.[10] Der Keim des Verfalls liegt in der Macht und dem Reichtum, die nicht mehr von außen bedroht werden und gegen den Feind verteidigt werden müssen: Cat. 10,2 otium divitiae; Cat. 12,2 ex divitiis iuventutem luxuria atque avaritia cum superbia invasere. Der moralische Verfall wird somit durch avaritia und luxuria ausgelöst. Aber auch die ambitio gehört mit zur materies omnium malorum (Cat. 10,3).[11] Die ambitio ist eine Entartung des löblichen Strebens nach gloriam honorem imperium (Cat.11, 2). Somit wird nicht die Ausschaltung der Furcht vor dem Feind dem römischen Volk zum Verhängnis, sondern der ungestörte Besitz der Weltherrschaft.[12]

[...]


[1] vgl. Schur (1934: 74-75)

[2] vgl. Schur (1934: 79)

[3] vgl. Heldmann (1993: 95)

[4] Büchner (1960: 319)

[5] Büchner (1960: 319)

[6] vgl. Büchner (1960: 322)

[7] vgl. Bauhofer (1935: 32)

[8] vgl. Bauhofer (1935: 33)

[9] vgl. Bauhofer (1935: 34)

[10] vgl. Schur (1934: 75)

[11] vgl. Bauhofer (1935: 35)

[12] vgl. Schur (1934: 76)

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Sallusts Sicht der älteren römischen Geschichte
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Altertumskunde)
Veranstaltung
Proseminar Sallust, Bellum Iugurthinum
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V10752
ISBN (eBook)
9783638170987
ISBN (Buch)
9783640521487
Dateigröße
368 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sallusts, Sicht, Geschichte, Proseminar, Sallust, Bellum, Iugurthinum
Arbeit zitieren
Michaela Müller (Autor:in), 2001, Sallusts Sicht der älteren römischen Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10752

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