Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

12 Seiten, Note: 14 Punkte


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Iphigenie auf Tauris
2.1. Vorgeschichte und Tantalidenfluch
2.2. Personen des Dramas
2.3. Inhalt des Dramas
2.4. Merkmale der Klassik in den Hauptkonflikten des Dramas

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Johann Wolfgang von Goethe schrieb das Drama „Iphigenie auf Tauris“ anlässlich des Geburtstags der Herzogin Luise und zur Geburt ihres ersten Kindes mit dem Herzog Karl August von Weimar, der ein großer Gönner Goethes war. Er bekam den Auftrag ein Stück mit einer weiblichen Hauptrolle zu schreiben. Als Vorlage für dieses Stück nahm er das Drama „Iphigenie bei den Taurern“, das ca. 412 vor Christus von dem griechischen Dramatiker Euripides verfasst wurde. Goethe schrieb die erste Fassung der Iphigenie in Prosa, in der kurzen Zeit vom 14. Februar bis zum 28. März 1779. Am 6.

April des gleichen Jahres wurde das Stück im Privattheater des Herzogs in Weimar uraufgeführt, mit Goethe in der Rolle des Orest. Goethe war mit der Prosafassung seines Werkes nicht zufrieden, deshalb schrieb er es während seiner Italienreise in fünfhebige Jamben * um. Die Geschichte von Iphigenie wurde vom Publikum kühl aufgenommen, da die Menschen stark von Schillers „Die Räuber“ geprägt waren. Aber Goethe sah keinen Anlass, weitere Veränderungen vorzunehmen. Nur langsam eroberte „Iphigenie auf Tauris“ das Theater und wurde in der jambischen Fassung im Jahre 1800 zuerst in Wien aufgeführt. Die endgültige Fassung des Werkes, in Goethes eigener Handschrift, erschien 1787 in einer Gesamtausgabe Goethes bisheriger Werke und in einem Einzeldruck, herausgegeben von Georg Joachim Göschen in Leipzig.

* Fünfhebige Jamben: ein Vers ohne Reim mit regelmäßigem Wechsel zwischen unbetonten und betonten Silben, wobei die unbetonte Silbe stets am Anfang steht

2. Iphigenie auf Tauris

2.1. Tantaliden fluch und Vorgeschichte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Tantalidenfluch

Der Tantalidenfluch erfasst der Sage nach jeden direkten männlichen Nachkommen des verfluchten Tantalos. Dieser wurde von den Göttern verflucht, denn er tötete seinen Sohn Pelops und setzte sein Fleisch den Göttern als Mahlzeit vor. Durch den Fluch wird die Vernunft der Männer blockiert und sie handeln nur nach ihren Trieben. Das hat zur Folge, dass die Familiengeschichte immer wieder von schrecklichen, blutigen Gewalttaten heimgesucht wird, die scheinbar nicht aufzuhalten sind. Eine weitere Tat war die Geschichte der Söhne des Pelops, Atreus und Thyest. Beide waren auf Pelops ersten Sohn, aus einer anderen Ehe, eifersüchtig. Sie schmiedeten den Plan ihn zu ermorden. Als ihr Vater dann starb, übernahmen die Brüder die Regierung der Stadt. Das ging aber nicht lange gut. Atreus trieb seinen Bruder aus der Stadt. Thyest hat seinem Bruder Jahre zuvor einen Sohn entwendet und ihn als seinen eigenen aufgezogen. Er lässt in ihm Wut und Rache gegenüber seinem vermeintlichen Onkel aufkommen und lässt ihn zu ihm gehen, um ihn zu ermorden. König Atreus kommt hinter diesen Plan und lässt den Täter umbringen, im Glauben den Sohn seines Bruders zu töten. Zu spät erfährt er, dass es sein eigener Sohn war. Aus Rache lädt Atreus seinen Bruder und dessen wirkliche Söhne in die Stadt ein. Er entführt die Söhne, lässt sie schlachten und setzt sie dem Vater zur Mahlzeit vor. Als dieser sich nach seinen Söhnen erkundigt, wirft ihm sein Bruder die Köpfe und Füße der Beiden vor.

Die Vorgeschichte

Iphigenies Vater ist Agamemnon, König von Mykene. Er ist der Führer der Griechen im trojanischen Krieg. Aus diesem Grund begibt er sich mit seiner Flotte nach Troja, wird aber durch widrige Winde behindert. Ein Seher an Bord deutet dies als Zorn der Göttin Diana, der durch die Tötung einer heiligen Hirschkuh durch Agamemnon, verursacht wurde. Als Besänftigung soll Iphigenie in Aulis geopfert werden, sodass die Flotte ihren Weg nach Troja fortsetzen kann. Ihre Mutter Klytaimnestra musste sie deshalb opfern, was sie ihrem Mann nicht verzeihen konnte. Iphigenie, die bereits zur Opferung vorbereitet wurde, wird von der Göttin Diana selbst gerettet und als Priesterin nach Tauris gesandt. Dort hat sie großen Einfluss auf den König, der auf Iphigenies Wunsch auf den Brauch, alle Fremdlinge auf Tauris der Göttin zu opfern, verzichtet.

Agamemnon konnte durch die Opferung seiner ältesten Tochter seine Fahrt nach Troja fortsetzen und den Krieg dort siegreich beenden. Nach seiner Rückkehr nahm der König ein Bad und verlangte von seiner Frau Klytaimnestra sein Gewand. Dabei warf sie es wie ein Netz über ihn und wie er versuchte sich zu befreien, wurde er vom Geliebten seiner Frau, Aigisthos, erschlagen. Auch ihr Sohn Orest sollte sterben, aber er wurde von seiner Schwester Elektra versteckt gehalten und zu Strophios, dem Schwager seines Vaters gebracht, der ihn zusammen mit seinem Sohn Pylades aufzog. Als sie größer wurden wollten sie den Tod Agamemnons rächen. Sie gingen unter fremden Namen nach Mykene zurück und verbreiteten dort die Nachricht von Orest´s Tod. Nur seiner Schwester Elektra gab er sich zu erkennen, die ihn zum Ort des Todes seines Vaters führt. Dort ersticht Orest zuerst seine Mutter und dann Aigisthos. Durch diesen Muttermord wird Orest bis zu seinem Lebensende von den Rachegöttinnen, den Erinnyen, verfolgt. Diese Verfolgung ist widersprüchlich, da Orest einerseits nur ein Gebot des Gottes Apollo ausgeführt hat, andererseits ist Rache verboten und wird schwer bestraft. Orest wird von den Erinnyen verfolgt und verfällt dem Wahnsinn. Er reist ruhelos mit seinem einzigen Freund Pylades von Ort zu Ort und schließlich gelangen sie nach Delphi, wo sie für einige Zeit Unterschlupf im Tempel des Gottes Apollo finden, da die Erinnyen hier nicht eindringen dürfen. Orest und Pylades werden vom Orakel nach Athen geschickt, wo ein gerechtes Gericht für Orest stattfinden soll. Die Göttin Athene beruft die Ältesten der Stadt zum Areopag, um über Orest ein Urteil zu fällen. Athene fällt mit ihrer Entscheidung das Urteil, da bevor sie ihre Stimme abgab gleich viele Scherben für den Tod und den Freispruch Orest´s in der Urne lagen. Die Göttin entscheidet auf Freispruch, da Orest nur ein Gebot ihres Bruders Apollo erfüllte. Die Rachegöttinnen werden von Athene mit dem Bau eines Tempels entschädigt. Orest kehrt noch einmal nach Delphi zurück, um noch einen Orakelspruch zu empfangen. Er lautet: „Bringst du die Schwester, die an Tauris´ Ufer Im Heiligtume wider Willen bleibt, Nach Griechenland: so löset sich der Fluch.“ ( Vers 2113-2115) Aus diesem Grund reisen Pylades und Orest nach Tauris, um eine Statue der Göttin Diana zu rauben und nach Athen zu bringen. Orest weiß bis dahin aber nicht, dass nicht die Statue von Diana den Fluch löst, sondern das mit „Schwester“ seine Schwester Iphigenie gemeint ist, die auf Tauris als Priesterin festgehalten wird.

2.2. Die Personen des Dramas

Die Personen des Dramas sind, typisch für die Klassik, auf wenige begrenzt.

In diesem Drama stehen fünf Personen im Konflikt. Auf der einen Seite stehen die Griechen Orest und Pylades, auf der anderen Seite die Taurer Thoas und Arkas. Zwischen ihnen steht Iphigenie, die Schwester von Orest und somit Griechin, die aber seit ihrer Kindheit, als Priesterin der Göttin Diana und als Vertraute des Königs Thoas, auf Tauris lebt. Sie ist die einzigste Frau in diesem Drama. Die Griechen werden hier als zivilisiert und vom Fluch der Götter betroffen beschrieben und sind den als barbarisch beschriebenen Taurern gegenüber gestellt. Zwischen diesen beiden Parteien vermittelt Iphigenie, die sowohl großes Vertrauen zu Orest, ihrem Bruder, aber auch zu König Thoas, ihrem zweiten Vater, hat und dieses auch von den beiden zurückbekommt.

2.3. Der Inhalt

Das Drama „Iphigenie auf Tauris“ ist wie jedes Drama in fünf Akte unterteilt. Die Geschichte spielt an nur einem einzigen Ort, einem Hain vor dem Tempel der Göttin Diana. Das ist ein weiteres Merkmal der Klassik. In der ersten Szene des ersten Aktes spricht Iphigenie in einem Monolog über ihre Gefühle. Sie ist auf Tauris unglücklich und sehnt sich danach, wieder nach Griechenland zurück zu kehren. Sie bezeichnet ihr Leben auf Tauris als „zweiten Tode“ (Vers 53) und bittet Diana um Erlösung. Sie möchte ihr Leben in ihre eigenen Hände nehmen und beklagt sich über die großen Unterschiede in der selbstständigen Lebensführung zwischen Mann und Frau.

Im zweiten Auftritt bekommt Iphigenie von Arkas den Rat, dem König ihre wahre Identität zu beichten und seinem Werben nach zu geben. Dadurch könnte sie den König milde stimmen und Schlimmeres verhindern. Sie bleibt aber bei ihrer ablehnenden Haltung, da sie selbstständig sein möchte und kein Leben führen möchte, das ihrem Wesen widerstrebt. Als der König in der dritten Szene zu Iphigenie kommt und eine Antwort auf seinen Antrag verlangt, versucht sie ihm auszuweichen. Als er ihr verspricht, sie gehen zu lassen, wenn die Hoffnung besteht, dass sie gerettet wird, würde er sein Wort halten. Seine Absicht ist es, das Geheimnis ihrer Herkunft zu erfahren und sie behalten zu können, wenn niemand aus ihrer Familie mehr am Leben ist. Iphigenie aber hofft, dass Thoas sie nicht mehr heiraten möchte, wenn er erfährt, dass sie mit dem verfluchten Tantalos verwandt ist. Doch auch dieses Geständnis bringt ihn nicht von seinem Vorhaben ab. Darauf macht Iphigenie ihn auf den göttlichen Willen Dianas aufmerksam, der eine solche Verbindung nicht dulden würde. Thoas merkt, dass das nur eine Ausrede ist und dass es ihr Wille ist, ihn nicht zu heiraten. Deshalb befiehlt der König, dass es auf Tauris wieder Menschenopfer geben soll und Iphigenie die erste Opferhandlung ausführen soll.

Im folgenden Monolog der vierten Szene fleht Iphigenie erneut Diana an, sie zu retten, damit sie das Opfer nicht durchführen muss. Iphigenie ist überzeugt, dass die Götter den Menschen immer wohlwollend gegenüberstehen.

Im ersten Auftritt des zweiten Aktes werden Orest und Pylades vorgestellt. Sie sind Gefangene des Königs und zum Opfertod bestimmt. Während die beiden Männer über ihre missliche Lage sprechen, empfindet Orest tiefe Schuldgefühle über den begangenen Muttermord, ausgelöst durch die Verfolgung der Furien. Er ist sich des sicheren Todes bewusst und will sich fügen. Pylades hingegen ist sich sicher die Priesterin zu überlisten, die Statue Dianas aus dem Tempel zu stehlen und mit dieser nach Griechenland zurück zu kehren und somit Orest vom Fluch zu befreien.

In der zweiten Szene begegnen sich Iphigenie und Pylades. Sie löst ihm die Fesseln, da sie hofft, dass die Götter das Böse abwenden werden. Pylades aber belügt Iphigenie, indem er sich und Orest mit anderen Namen vorstellt. Iphigenie möchte von Pylades wissen, was in Griechenland in den letzten Jahren passiert ist und er erzählt ihr vom Schicksal des Königshauses von Mykene. Tief berührt von der Nachricht, ihr Vater sei gestorben, werden durch Iphigenies Gefühle bei Pylades Hoffnungen breit, durch ihre Hilfe zu fliehen.

Der dritte Akt beginnt im ersten Auftritt mit einem Gespräch zwischen Iphigenie und Orest. Sie gibt ihm zu verstehen, dass sie hofft die Opferung nicht durchführen zu müssen und löst ihm die Fesseln. Er erzählt ihr ein paar Einzelheiten über das Schicksal ihrer Familie. Durch ihre tiefe Betroffenheit und das Vertrauen, das sie Orest entgegen bringt, gibt Orest sich zu erkennen und deckt Pylades´ Lüge auf. Iphigenie ist glücklich endlich ihren Bruder wiederzusehen, aber sein Schicksal ändert sich durch die Begegnung mit seiner Schwester nicht. Er ist immer noch davon überzeugt, nur durch seinen Tod den Fluch, der auf seiner Familie lastet, beenden zu können. Deshalb wendet sich Iphigenie Hilfe suchend an Pylades. Es folgt in der nächsten Szene ein Monolog von Orest. Er spricht hier von seiner Todessehnsucht. Er erwacht aus einer Betäubung und glaubt, bereits tot zu sein. Orest denkt, er sei im Tod von all seinen toten Vorfahren umgeben, nur Tantalos ist nicht dabei. Für ihn gibt es Versöhnung mit seinen Ahnen und die Aufhebung des Fluchs zu diesem Zeitpunkt nur mit bzw. nach dem Tod. Denn während seiner Vision fühlt er, dass er mit sich selbst und mit ihnen versöhnt ist.

In der darauffolgenden Szene versuchen Pylades und Iphigenie ihn von dem Glauben abzubringen, dass er tot ist. Er wird tatsächlich geheilt, nachdem Pylades an seine Vernunft appelliert hat und Iphigenie die Götter Apollo und Diana angefleht hat, ihrem Bruder zu helfen. Pylades hat sich einen Plan zur Flucht der drei ausgedacht, den Iphigenie ausführen soll.

Der vierte Akt wird mit einem weiteren Monolog von Iphigenie eröffnet. Sie ist sich unsicher, ob sie das richtige tut, wenn sie ihren beiden Verwandten durch eine Lüge zur Flucht verhilft. Das wird ihr in dem Moment wirklich bewusst, als sie sieht, dass Arkas auf dem Weg zu ihr ist. Sie sagt:“ […] es trübt sich meine Seele, Da ich des Mannes Angesicht erblicke, Dem ich mit falschem Wort begegnen soll.“ (Vers 1418 - 1420)

Durch den Auftritt von Arkas in der zweiten Szene wird Iphigenie noch unsicherer. Sie wird von ihm ermahnt, das Opfer zu beschleunigen. Sie belügt ihn mit einer Ausrede, um den Plan nicht scheitern zu lassen. Arkas soll dem König von der Verzögerung der Opferhandlung berichten. Arkas aber, verunsichert sie weiter, indem er ihr vor Augen hält, dass sie die Opferung durch eine Heirat mit dem König ganz verhindern könnte und was der König schon alles für sie getan hat.

Durch diese Verunsicherung kommt Iphigenie im dritten Auftritt zu der Erkenntnis, dass sie in der Hoffnung auf Rettung die Realität völlig vergessen hat. Sie steht hier in einem starken Konflikt mit sich selbst, denn sie möchte niemanden belügen, um sich und die beiden Gefangenen zu retten. Die

Taurer waren ihr stets freundlich gegenüber getreten. Darum beschließt sie für sich, dass sie nicht mehr nach dem Plan von Pylades handeln kann. Diese Zweifel will Pylades in der vierten Szene zerstreuen. Die Nachricht, dass Iphigenie sich nicht ganz an seinen Plan gehalten hat, lässt ihn nicht daran zweifeln. Er macht sich selbst Vorwürfe, dass er Iphigenies Ehrlichkeit nicht eingeplant hat und ist weiterhin vom Gelingen seines Plans überzeugt. Aus den unterschiedlichen Meinungen der beiden entsteht ein kleiner Konflikt. Während Iphigenie darauf besteht niemanden belügen zu müssen, ist Pylades der Meinung, dass dies der einzige Weg zur Flucht ist. Iphigenie wünscht sich hier handeln zu können wie ein Mann, ohne Zweifel ein gesetztes Ziel erreichen zu können.

Sie beschließt im Monolog des fünften Auftritts, Thoas nicht zu hintergehen. Sie will den Fluch ihrer Familie „[…] mit reiner Hand und reinem Herzen[…]“ (Vers 1701) aufheben. Sie will den Göttern weiterhin vertrauen und als gut ansehen, hat aber Angst sie zu hassen, wenn sie von ihnen bestraft werden sollte.

Im fünften Akt kommt es dann schließlich zur einer Lösung des Problems. Im ersten und zweiten Auftritt greift Thoas in das Geschehen ein, nachdem er erfahren hat, dass das Schiff der Gefangenen in einer Bucht liegt. Thoas, der sich von Iphigenie hintergangen fühlt, lässt sie zu sich kommen. Er gibt sich selbst die Schuld an ihrem Betrug, da er sie immer mit Nachsicht behandelt hat

In der dritten Szene steht Iphigenie selbstbewusst vor Thoas, vor dem sie ihren Willen äußert, sich „dem rauhen Ausspruch eines Mannes“ (Vers 1829) zu widersetzen. Sie gibt sich nicht mit dem zufrieden, was sie als Frau erreichen kann, sondern möchte die gleichen Rechte wie ein Mann haben, in dem Fall, sich gegen einen Auftrag zu wehren, den man nicht ausführen will. Sie erzählt ihm die Wahrheit über die beiden Gefangenen und ihren Plan, denn sie hofft, dass Thoas sein Versprechen hält und sie gehen lässt, wenn noch jemand aus ihrer Familie am Leben ist. Er hat aber kein Einsehen und zweifelt an der Echtheit der Identität der beiden Griechen. Thoas steht vor einer schweren Entscheidung, als Iphigenie ihn an sein Versprechen erinnert. Sie hofft, dass er sie gehen lässt.

Im vierten Auftritt kommt Orest zu den beiden. Er ist bewaffnet und will Iphigenie zur Abreise holen. Thoas will darauf mit Orest kämpfen, was Iphigenie aber zu verhindern weiß, indem sie den König darauf aufmerksam macht, dass ein Kampf den Tempel der Diana entweihen würde. Ihrem Bruder eröffnet sie, dass Thoas über den Plan Bescheid weiß, da sie ihm vertraut.

Der Waffenstillstand gilt auch in der fünften Szene für Pylades und Arkas. Er gilt aber nur, bis ein Gespräch den Konflikt gelöst hat.

In der sechsten Szene des fünften Aktes und auch der letzten des gesamten Stückes, kommt es zu einer friedlichen Lösung. Am Anfang ist Thoas zwar immer noch nicht von der Echtheit der Identität von Orest und Pylades überzeugt, aber er wird von Orest, der ihm das Schwert seines Vaters zeigt und ihn zum Kampf heraus fordert und zuletzt von Iphigenie überzeugt. Dennoch kann er die Griechen nicht friedlich gehen lassen, da ihre eigentliche Absicht darin lag, die Diana- Statue zu stehlen. Dieses Missverständnis wird schließlich von Orest aufgeklärt, da ja nicht Apollos Schwester Diana in dem Orakelspruch gemeint war, sondern seine eigene Schwester. Thoas wird von Orest an das Vertrauen Iphigenies ihm gegenüber erinnert und sie erinnert ihn an sein gegebenes Versprechen. Sie ist aber nicht bereit, ohne einen letzten Gruß von Thoas zu gehen. Seine letzten Worte „Lebt wohl!“ (Vers 2174) sind aber als solcher zu verstehen. Die Griechen können Tauris nun verlassen

2.4. Merkmale der Klassik in den Hauptkonflikten des Dramas

In diesem typischen Werk der Klassik sind natürlich auch verschiedene Merkmale des damaligen Schreibstils und der Auffassung der Menschen zu finden. Anhand der Hauptkonflikte in dem Drama, möchte ich diese Merkmale herausarbeiten und nachweisen.

Die Hauptkonflikte in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ liegen jeweils in den Beziehungen, die Iphigenie zu ihrem Bruder hat und zu König Thoas, ihrem zweiten Vater. Aber auch der Konflikt, den Iphigenie mit sich selbst hat, ist von Merkmalen der Klassik geprägt. Die Beziehung zu Pylades ist ebenfalls ein Konflikt mit klassischen Merkmalen. Da die Klassik die Antike als Vorbild nutzte, ist natürlich das gesamte Werk voll mit Merkmalen, wie zum Beispiel der gehobenen Sprache und dem besonderen Versmaß, den Jamben. Ich werde mich aber mit den vier vorher genannten Konflikten auseinandersetzen.

In Iphigenies innerem Konflikt kommt vor allem zum Ausdruck, dass sie sehr darum bemüht ist, dass zwischen den Menschen, der Natur und der Gesellschaft Harmonie herrscht. Sie möchte, damit sie flüchten kann, niemanden belügen und somit den Zorn der Menschen auf Tauris auf sich ziehen. Sie sagt: „[…] Nun hat die die Stimme Des treuen Manns mich wieder aufgeweckt, Daß ich auch Menschen hier verlasse mich Erinnert. Doppelt wird mir der Betrug Verhaßt“. Sie könnte durch diese Lüge die Harmonie zwischen sich und den Taurern zerstören. Denn sie verkörpert das für die Klassik ideale Menschenbild, das Reine, Schöne, Gute und Wahre. Sie handelt stark nach ihren Gefühlen, wie zum Beispiel in der dritten Szene des fünften Aktes, wo sie Thoas die Wahrheit über die Verzögerung des Opfers und somit auch über den Plan von Pylades erzählt. Ein weiterer Aspekt ihres inneren Konflikts ist Emanzipation. Iphigenie möchte eigenständig handeln, ein eigenes Leben führen und nicht immer nur Befehle von Männern entgegennehmen. Diese Emanzipation kommt gleich im Anfangsmonolog zum Ausdruck. Dort sagt sie: „Der Frauen Zustand ist beklagenswerth. Zu Haus´ und in dem Kriege herrscht der Mann […] Wie eng-gebunden ist des Weibes Glück! Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen, Ist Pflicht und Trost; wie elend, wenn sie gar Ein feindlich Schicksal in die Ferne treibt!“ Aber auch die Widersetzung gegen Thoas Befehl, die Griechen zu opfern, ist Ausdruck der aufkommenden Emanzipation.

Ihre Konflikte zu Orest und Thoas bestehen darin, das sie zwischen ihnen steht und beide gern hat, Orest als ihren Bruder, den sie seit vielen Jahren nicht gesehen hat und Thoas als ihren zweiten Vater, der sich um sie kümmerte, nachdem sie nach Tauris entsandt wurde. Sie möchte durch ihr Handeln keinem der Beiden wehtun, doch egal was sie tut, einen würde sie immer verletzen. Orest ist seiner Schwester in der Handlungsweise sehr ähnlich, denn auch er ist sehr von seinen Gefühlen geleitet. Thoas hingegen handelt immer, wie es von einem König erwartet wird. Jeder muss das tun, was er befiehlt und setzt Befehle auch mit Gewalt durch. Dadurch wirkt er fast barbarisch. In diesem Konflikt zwischen den Dreien wird vor allem der Humanitäts- und Toleranzgedanke der Klassik deutlich. Iphigenie verlangt von beiden Männern die Herkunft des anderen zu tolerieren. Beide haben vom jeweils anderen Volk die gleiche Auffassung, nämlich dass sie ein „wilder Stamm“ seien und ihre jeweilige Vergangenheit von Opferungen und schrecklichen Tragödien heimgesucht wurde. Von König Thoas verlangt Iphigenie die Opferung nicht durchführen zu müssen und sie zusammen mit ihren Verwandten gehen zu lassen, also steht hier der Humanitätsgedanke im Vordergrund.

Pylades verkörpert, ebenso wie Iphigenie, das griechische Idealbild eines Menschen, aber in einer anderen Art und Weise. Er ist das typische Bild eines altgriechischen Helden. Er handelt nach seinem Verstand, er ist klug, berechnend und listreich. In seinem Leben steht vor allem eines im Vordergrund, nämlich seinem Freund in allen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie stehen in einem Konflikt, da er von Iphigenie verlangt, ihren König zu belügen und zu hintergehen, um zu fliehen und endlich nach Hause zurückkehren zu können. Pylades macht den inneren Konflikt der Iphigenie noch schlimmer, da sie sich entscheiden muss. Entweder die Familie, oder die Menschen, die ihr in den letzten Jahren Vertrauen entgegengebracht haben und immer freundlich zu ihr waren. Pylades Plan hat also zur Folge, dass das Harmonieverhältnis zwischen Iphigenie und den Taurern gestört würde, wenn sie sich daran halten würde. Aber schließlich siegt in diesem Konflikt Iphigenies Ehrlichkeit über die List von Pylades.

3. Schluss

Johann Wolfgang Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ ist meiner Meinung nach eines der beindruckendsten Werke über den ohnehin schon wunderbaren und interessanten griechischen Sagenmythos. Wer sich vor dem Lesen noch nicht dafür interessiert hat, wird es dann mit großer Sicherheit sein, allein schon aus dem Grund, um zu erfahren, wieso Iphigenie auf Tauris ist. Die Schreibweise dieses Werkes ist zwar nicht einfach zu verstehen, aber meist schon mit dem zweiten Lesen, wird deutlich, was Goethe meint. Mein Referat möchte ich mit einem Auszug aus

Goethes Werk „Italienische Reise“, in dem er auch über die Änderungen an „Iphigenie auf Tauris“ schreibt, beenden. Am 8. September 1786 schrieb er abends auf dem Brenner: „Das Stück, wie es gegenwärtig liegt, ist mehr Entwurf als Ausführung, es ist in poetischer Prosa geschrieben, die sich manchmal in einen jambischen Rhythmus verliert, auch wohl andern Silbenmaßen ähnelt. Dieses tut freilich der Wirkung großen Eintrag, wenn man es nicht sehr gut liest und durch gewisse Kunstgriffe die Mängel zu verbergen weiß. Er [Herder] legte mir dieses so dringend ans Herz, und da ich meinen größeren Reiseplan ihm wie allen verborgen hatte, so glaubte er, es sei nur wieder von einer Bergwanderung die Rede, und weil er sich gegen Mineralogie und Geologie immer spöttisch erwies, meinte er, ich sollte, anstatt taubes Gestein zu klopfen, meine Werkzeuge an diese Arbeit wenden. Ich gehorchte so vielen wohlgemeinten Andrängen: bis hierher aber war es nicht möglich, meine Aufmerksamkeit dahin zu lenken. Jetzt sondere ich »Iphigenien« aus dem Paket und nehme sie mit in das schöne, warme Land als Begleiterin. Der Tag ist so lang, das Nachdenken ungestört, und die herrlichen Bilder der Umwelt verdrängen keineswegs den poetischen Sinn, sie rufen ihn vielmehr, von Bewegung und freier Luft begleitet, nur desto schneller hervor.“

4. Literaturverzeichnis

1. Ortmann- Kleindiek, Angelika: Lektüre Durchblick. Band 314: Iphigenie auf Tauris. München 1996. 2.Auflage
2. von Goethe, Johann Wolfgang: Iphigenie auf Tauris. München 1998

5. Quellenverzeichnis

1. www.alabasterbuesten.de
2. www.krref.krefeld.schulen.net
3. www.lippe-berufskolleg.de/iphigenie/index.html
4. www.michael-bornkessel.de

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris
Note
14 Punkte
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V107276
ISBN (eBook)
9783640055494
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Johann, Wolfgang, Iphigenie, Tauris, Thema Iphigenie auf Tauris
Arbeit zitieren
Nancy Hanschmann (Autor:in), 2002, Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107276

Kommentare

  • Gast am 30.11.2004

    Genial!!!.

    die meisten die hier etwas suchen, suchen den inhalt eines buches. und ich kann nur sagen, diese arbeit ist verdammt gut. zumindest kommt es mir so vor, wenn man sich die inhaltswiedergabe anschaut, erkennt man, dass der autor wirklich jede einzelene szene beschrieben hat.
    ich kann jedem nur dieses werk empfehlen, dann bruacht ihr euer blödes buch nicht lesen.

  • Gast am 27.11.2002

    schludrige Erarbeitung.

    mir ist unverständlich, wie dieses Referat 14 Punkte bekommen haben kann, da es überwiegend eine reine Textwiedergabe ähnlich jeder Lektürehilfe bietet. Der analytische Teil zur Iphigenie ist ungenau und bezieht sich fast nur auf die Anfangsauftritte und berücksichtigt die weitere Entwicklung nicht. Gerade die Rolle des Thoas und sein Verhältnis zu Iphi ist falsch und ungenau dargestellt. Auch die Motivation Iphigenies sich der Wahrheit verpflichtet zu fühlen bleibt im Dunklen usw. Daher ist die Verwertbarkeit und auch die Zitierbarkeit dieses Referats gegen Null zu beurteilen
    mfg
    Oliver Franz

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