Die Helotenproblematik in Sparta


Seminararbeit, 2002

10 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Die Quellen zur Helotenproblematik

3) Herkunft der Heloten

4) Die Beziehung zwischen Spartiaten und Heloten

5) Fazit

6) Literaturverzeichnis

1) Einleitung

Im Folgenden werde ich mich mit der Frage nach der Beziehung zwischen den Spartiaten und den Heloten beschäftigen. Hierbei werde ich besonders auf die Helotengefahr, also das Empfinden der Spartiaten den Heloten gegenüber eingehen. Es wird zu klären sein, ob die Spartiaten Grund zur Angst vor den Heloten hatten, ob die Heloten tatsächlich eine Gefahr für den spartanischen Staat darstellten und in wieweit dies alles Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Spartiaten und Heloten hatte.

Ich werde mit einem kurzen Einblick in die Herkunft der Heloten beginnen und versuchen, den geschichtlichen Ablauf kurz anzureissen. Im Weiteren werde ich mich mit der Lage der Heloten im spartanischen Staat auseinander setzten und versuchen zu klären, ob es Berechtigung zur Angst vor den Heloten gab. Abschliessend werde ich dann in einem Fazit meine Erkenntnisse kurz zusammenfassen.

Da dieses Thema in der Forschung oft und gut behandelt wurde, möchte ich an dieser Stelle nur auf die, für meine Arbeit wichtigen Werke eingehen. Hierbei sind die Arbeiten von Richard Talbert1, Ernst Baltrusch2, Detlef Lotze3 und Michael Whitby4 zu betrachten, deren Thesen und Argumente ich im Verlauf des Textes aufzeigen und gegeneinander abwiegen werde.

2) Quellen zur Helotenproblematik

Problematisch bei der Betrachtung der spartanischen Geschichte ist, dass es keine Geschichtsschreibung aus Sparta selbst gibt. Die auf uns gekommenen antiken Autoren, die sich mit der Geschichte Spartas beschäftigten, blicken allesamt, vielleicht mit Ausnahme von Xenophon, von außen auf die Polis und haben somit meist Probleme, die Eigenheiten Spartas, das eine Sonderstellung in der griechischen Welt inne hatte, zu verstehen. Sparta war nicht nur geographisch vom Rest Griechenlands getrennt und teils sogar isoliert, sondern stellt auch was seine Interaktion und innere Struktur angeht, einen Sonderfall dar. So müssen also die Quellen zum Thema Sparta besonders auf ihre ideologische Vorprägung und den Umgang mit diesen Besonderheiten untersucht werden.

Das Thema der Heloten ist hier uneingeschränkt einzubeziehen. Sowohl der Status als auch der Umgang mit den Heloten war für Griechenland wohl einmalig und dürfte daher den aussenstehenden Autoren befremdlich und unverständlich gewesen sein. Es ist also darauf zu achten, in wieweit diese Probleme bei den herbeigezogenen antiken Geschichtsschreibern anzutreffen sind.

Thukydides lebte in etwa von 460 - 400 v. Chr. und war wohl der erste Historiker, der es auf Objektivität anlegte. Er war Zeitzeuge des peloponnesischen Krieges und hat an diesem auf Athener Seite aktiv teilgenommen. So kann ihm ein leicht negativer Blick auf Sparta nachgesagt werden. Er war ein Aussenstehender und hatte augenscheinlich teilweise Probleme, die spartanischen Eigenheiten zu erklären.

Xenophon lebte von ca. 430 bis nach 355 v.Chr. und wuchs in Athen unter spartafreundlichen Aristokraten auf. Später befreundete er sich mit dem spartanische König Agesilaos und lebte unweit von Sparta. Er versuchte das Werk von Thukydides fortzusetzen, blieb aber in seinen Schilderungen sehr spartabezogen. Für das Thema der Heloten ist er wohl eine der bedeutendsten Quellen, da er tiefen Einblick in das spartanische System hatte und somit die Sicht der Spartaner wiedergibt.

Plutarch (46 - 119 n.Chr.) war griechischer Schriftsteller. Das von ihm wichtige Werk stammt aus einer Reihe, in der er große griechische mit großen römischen Persönlichkeiten vergleicht. Hierbei ist seine Abhandlung über Lykurg von Interesse. Plutarch ist nicht als Geschichtsschreiber zu verstehen. Er überzeichnet in den Biographien stark, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlicher herauszustellen. Trotzdem ist sein Werk von Bedeutung, da er die spartanischen Gesetze und Institutionen eingehend beschreibt.

3) Herkunft der Heloten

Bereits in der antiken Geschichtsschreibung wurde die Herkunft der Heloten diskutiert. Die frühesten Angaben stammen von Hellanikos, welcher die Heloten der Stadt Helos zuschreibt und sagt, deren Bewohner seien als erste von den Spartiaten unterworfen worden5. Diese Aussage vermittelt sich auch in vielen späteren Schriften. Die Spartiaten zogen in Lakonien ein und unterwarfen die dort ansässige Bevölkerung. Als Sparta von ihnen Abgaben verlangte, begann in Helos eine Revolte, welche niedergeschlagen wurde. Die Bewohner wurden versklavt und von da an Heloten genannt6. Mit der Eroberung Messeniens wurde eine noch grössere Bevölkerungsgruppe unterworfen und zu den Heloten hinzugefügt7.

In der modernen Forschung gibt es weitere Ansätze die Herkunft der Heloten zu klären. So wird die Abstammung des griechischen Wortes „eilotes“ eher auf „aliskomai“ (= Kriegsgefangener) bezogen als auf den Städtenamen Helos. Dies unterstützt also auch die antike Erklärung der Helotie, die kriegerische Unterwerfung der einheimischen Bevölkerung8.

Datieren lassen sich diese Ereignisse nur sehr schwer, da sie in die mythische Anfangszeit des spartanischen Staates fallen bzw. in unterschiedlichem zeitlichen Kontext überliefert sind. Die dorische Einwanderung und damit die Unterwerfung der lakonischen Heloten lässt sich in die Zeit um 1100 v.Chr., also in die Dark Ages datieren. Die Eroberung Messeniens durch die Spartiaten während des ersten und zweiten Messenischen Krieges lässt sich dagegen besser datieren. Der erste Messenische Krieg fand in der zweiten Hälfe des 8. Jahrhunderst vor Christus statt, der Zweite etwa 100 Jahre später. Genauere Datierungen sind nicht möglich, da sich weder die antiken Autoren noch die moderne Forschung einig darüber sind.

4) Die Beziehung zwischen Spartiaten und Heloten

Thukydides beschreibt die Beziehung zwischen Spartiaten und Heloten, indem er sagt, dass die Institutionen des spartanischen Staates auf die Kontrolle der Heloten ausgelegt war9. Dies wäre auch keineswegs verwunderlich. Die Spartiaten waren der Masse an Heloten, vor allem nach der Eroberung Messeniens, alleine zahlenmässig sehr stark unterlegen. Im Laufe der Zeit wurden die Zahl der spartanischen Vollbürger immer geringer, wobei dieser Trend wohl bei den Heloten nicht zu beobachten war. Ob dies nun dazu führte, dass die Spartiaten Angst vor den Heloten hatten, muss im Folgenden geklärt werden.

Es gibt einige Punkte die oberflächlich betrachtet darauf hindeuten, dass diese Angst von Beginn an stark und bestimmend für den spartanischen Staat war. So ist in verschiedenen Fällen, wie der Kinadonverschwörung zu erkennen, dass die Kollaboration mit Heloten als Landesverrat gesehen wurde und zumindest mit Verbannung, wenn nicht mit dem Tode bestraft wurde10. Baltrusch, als Befürworter der Helotenfurcht, zählt weitere Punkte auf. So zum Beispiel die jährliche Kriegserklärung der Ephoren an die Heloten11. Zum Beginn ihrer Amtszeit, also jedes Jahr, erklärten die Ephoren im Namen des spartanischen Staates den Heloten den Krieg12. Baltrusch sagt dazu, diese Handlung impliziere eine Furcht vor den Heloten und aus dieser Furcht liessen sich auch weitere Schutzmechanismen gegen die Heloten ableiten. So erwähnt Baltrusch wenig später die Krypteia, deren Brutalität gegen die Heloten er als klares Zeichen der angstvollen Unterdrückung durch die Spartiaten sieht13.

Whitby hingegen wiederspricht hier. Er sieht in der Quellenlage zur Krypteia keine aussagekräftige Überlieferung, da die Autoren sich teils wiedersprechen und die Ausführung der Krypteia nicht geklärt ist. Weiterhin könnte die Krypteia auch ein Teil der Ausbildung der spartanischen Jungen gewesen sein, die sich nicht aus einer Furcht, sondern aus der Sicht der Spartiaten auf die Heloten als Dinge begründet14. Whitby nimmt diese Aussagen von Xenophon auf, welchen er als den „spartanischsten“ der antiken Geschichtsschreiber bezeichnet. Xenophon habe einen Insiderblick auf Sparta gehabt, da er sehr enge Beziehungen dort hin hatte. Er begründet seine Annahme zur Krypteia damit, dass die Spartiaten die Heloten wohl als Dinge wie ihre Jagdhunde betrachteten, denen man gelegentlich Aufmerksamkeit zukommen lassen muss, welche aber keine Gefahr darstellten15. Zur Kriegserklärung der Ephoren bemerkt Whitby, dass es keine Aussagen darüber gibt, wie alt diese Institution ist bzw. ob sie nur rituellen Charakter hatte. Es wäre laut Whitby gut möglich, dass die Kriegserklärung erst nach den Aufständen in den 460ern v.Chr. eingeführt und damit in einem klaren Kontext mit diesen gesehen werden muss16. Aber selbst, wenn es sie von Beginn der Helotie an in Sparta gegeben hätte, bleibt ihre Funktion doch weit im Dunkeln.

Baltrusch geht nun in seinem Text auf weitere Punkte ein. So sieht er die Einbeziehung der Heloten in die spartanische Armee nicht wie Whitby als Vertrauensbeweis17, sondern als Vorsichtsmassnahme. Er argumentiert, dass die Spartiaten die fähigsten Heloten mit auf die Expeditionen nahmen, damit sie von ihrem Land und Sparta getrennt sind und somit keine Revolte auslösen können18. Dem wiedersprechen, neben Whitby auch Talbert und Hunt. Talbert sagt wie Whitby, dass der Kampf der Heloten an der Seite der Spartiaten ein Zeichen für ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis ist19. Hunt belegt in seinem Artikel, dass die Heloten sogar als vollbewaffnete Hopliten in der Schlacht von Plataea gekämpft haben und sieht dies auch als Vertrauensverhältnis20. Hier ist die Argumentation von Whitby, Talbert und Hunt besser nachvollziehbar. Selbst nach der Schlacht von Leuktra gab es noch Heloten, die auf der Seite der Spartiaten kämpften, und es wird meist ein sehr loyales Verhältnis der Heloten zu den Spartiaten beschrieben21. Ausserdem wäre es nicht logisch, Feinde, die man fürchtet, in die eigenen Reihen aufzunehmen, zu bewaffnen und mit in die Schlacht zu nehmen. Die Angst, die Heloten könnten die Seite wechseln und sich in der Schlacht gegen die Spartiaten wenden, müsste doch noch grösser gewesen sein, als die vor einer Revolte. Vor allem, da die Heloten zu Hause nicht bewaffnet waren.

Die Angst der Spartiaten vor den Heloten spiegelt sich auch in den Verträgen wieder, die sie mit anderen Poleis schlossen. So zum Beispiel im Nikiasfrieden zwischen Sparta und Athen, in dem sich Athen dazu verpflichtet, Sparta bei einem Aufstand der Heloten zu Hilfe zu kommen22. Dies deutet auf den ersten Blick darauf hin, dass es tatsächlich eine Bedrohung durch die Heloten gab. Wenn man sich aber die Gepflogenheiten griechischer Verträge ansieht, so wird bald klar, dass dies eine üblich Klausel ist, die hier nur ins Detail geht. Es war üblich, in solchen Verträgen die gegenseitige Hilfe bei Angriffen von außen zu garantieren. Die Heloten waren nicht in den spartanischen Staat integriert. Sie wurden als Außenstehende betrachtet, was die jährliche Kriegserklärung, sowie die Tatsache, dass sie nicht in Privatbesitz waren sondern vom Staat kontrolliert wurden, verdeutlicht23. Also konnten die Heloten im Falle einer Revolte als äußere Feinde betrachtet werden, womit Athen in diesem Fall zur Hilfe verpflichtet werden konnte.

Als dies nun 464 v.Chr. eintrat, wurden von Athen 4000 Hopliten gefordert, um den Helotenaufstand niederzuwerfen. Hier sieht Baltrusch ein deutliches Indiz für die Angst der Spartiaten, wenn diese sogar ihren Konkurrenten zur Hilfe holen24. Zu diesem Zeitpunkt scheint in der Tat die Lage so kritisch gewesen zu sein, dass Sparta keinen anderen Ausweg wusste. Die Heloten waren zahlenmässig weit überlegen, und der Aufstand war in vollem Gange. Spätestens an dieser Stelle drängt sich die Frage auf, in wieweit wir generalisieren dürfen. Die Helotenaufstände in den 460ern und den 370ern waren singuläre Ereignisse, die nicht auf die generelle Situation der Spartiaten bezogen werden müssen. 464 v.Chr. bebte die Erde in Sparta stark und das System schien zerstört25. Die Heloten sahen wohl keine Zukunft und versuchten sich von ihren Herren zu lösen. Diese Krise ist eine einmalige und unabhängig zu sehende Situation, in der die Heloten vermutlich keine andere Chance sahen. Der zweite grosse Helotenaufstand fand in den 370ern v.Chr. statt, einer Zeit, in der der Niedergang Spartas schon in vollen Zügen lag und der Aufstand wohl nur ein Symptom dieses Prozesses darstellt. Es ist nicht möglich, Aktionen in diesen Zeiten zu generalisieren, da es sich um zu spezielle und zu eingegrenzte Ereignisse handelt26. Weiterhin bleibt noch zu sagen, dass Sparta diese Krisen überlebte und aus ihnen vermutlich mit gestärktem Selbstbewusstsein hervorging27.

Das Gleiche gilt für das viel diskutierte Massaker an 2000 Heloten. Die Spartiaten hatten den Heloten gesagt, sie sollen die 2000 besten Männer schicken, damit diese im Krieg kämpfen und dann ihre Freiheit erhalten würden. Soweit nichts ungewöhnliches, da die Freilassung von im Krieg verdingten Heloten üblich war. Nun ist aber überliefert, dass diese 2000 ermordet wurden28. Dies wird als Zeichen für die Angst der Spartiaten genommen. Die Heloten, die sich selbst als am Fähigsten betrachten, sind auch die, die am ehesten zum Aufstand bereit sind. Nach dieser Überlegung sollen die Spartiaten gehandelt haben. Es bleibt aber unklar, wann dieses Ereignis genau bzw. ob es wirklich stattfand. Dafür eine Erklärung zu finden ist vergebens, da wir nicht über ausreichendes Quellenmaterial verfügen. Ist dieses Ereignis aber wahr, so stellt sich die Frage, ob es ein Zeichen für grundlegende Angst vor den Heloten darstellt. Es wäre gut möglich, dass sich dieses Ereignis nach den Aufständen der 460er ereignete und somit auch als Vorsichtsmassnahme gesehen werden kann, die in direktem Zusammenhang mit der Krise von 464 v.Chr. steht29.

Um auf das Vertrauensverhältnis zwischen Spartiaten und Heloten zurückzukommen, sei noch die Expedition des Brasidias von 424v.Chr. erwähnt. Hieran nahmen auch viele Heloten teil, denen vorher die Freiheit versprochen wurde. Nachdem sie nach Sparta zurück gekehrt waren, wurden sie freigelassen und durften sich in Lepreum an der Grenze zu Elis niederlassen. Dies lässt sich wiederholt auf ein gutes Vertrauensverhältnis zurückführen. Die Neodamodeis (Neubürger = freigelassene Heloten) siedelten nun an einer Außengrenze Spartas. Ein Abfall oder Überlaufen zum Feind hätte Sparta gerade hier sehr geschadet. Also muss das Vertrauen in die Heloten gross genug gewesen sein, dass man sich sicher war, dass es keine solchen Tendenzen gab30.

Whitby geht noch auf ein Textfragment des Myron von Priene ein. Hier wird deutlich, dass sich die Lage der Heloten in der Zeit der Könige Agis IV. (König von 244 - 241 v.Chr.) und Kleomenes III. (König von 235 - 222 v.Chr.) drastisch veränderte. Es werden hier nur Einzelheiten genannt, die aber auf eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Spartiaten und Heloten schliessen lässt und darauf, dass die Heloten wesentlich schlechter behandelt wurden. Diese Quelle ist sehr schwer zu interpretieren, da sie vollkommen alleine steht und nicht sehr ausführlich ist. Die Beschreibungen passen aber durchaus in diese Zeit und sind vorstellbar bzw. als wahr anzunehmen31.

5) Fazit

Spätestens ab Mitte des 5. Jahrhunderts v.Chr. schrumpfte die Zahl der Spartiaten stetig, so dass sie die Masse an Heloten vermutlich nicht hätten gewaltsam in Schach halten können. Es scheint also, dass sie im Einvernehmen mit den Heloten lebten, welche ihren Teil des Zusammenlebens freiwillig und loyal erfüllten. Dass die Heloten ständig für militärische Unterstützung bereit standen und diese auch ohne grosse Zwischenfälle leisteten, verdeutlich, dass sie nicht den Willen hatten, sich von Sparta zu lösen. Es sollte aber immer der Blick auf das Detail gehen. So scheint es durchaus Situationen gegeben zu haben, in denen das Leben für die Heloten so unerträglich wurde, dass sie rebellierten. So zum Beispiel in den 460ern v.Chr. Hier kamen die Auseinandersetzungen mit Athen, eventuell der Mord an 2000 Heloten und die Naturkatastrophe des Erdbebens zusammen, was zu Aufständen unter den Heloten führte. Nachdem diese sich aber wieder beruhigt hatten, fielen die Heloten in ihre alte Rolle zurück. Sie unterstützten die Spartiaten weiterhin bei militärischen Operationen und blieben lange Zeit ruhig.

Die Heloten waren vermutlich eine Gruppe recht einfältiger Landbewohner. Wie Talbert schreibt, hatten sie selten Kontakt zu andersdenkenden Gruppen wie den Athenern. Und wenn dieser Kontakt zustande kam, so meistens in feindlicher Haltung32. Es ist nur selten beschrieben, dass die Heloten überliefen oder flüchteten, was auf genau diese Situation hindeutet. Auch scheint das Verhalten der Spartiaten gegenüber den Heloten nicht so brutal gewesen zu sein, wie es oftmals dargestellt wurde. Die Krypteia ist nicht genau einzuordnen, die Kriegserklärung war vermutlich eher rituellen Charakters bzw. zeitlich an die Aufstände gebunden, dies alles deutet auf einen weniger brutalen Umgang hin.

Es gibt in der Geschichte auch andere Beispiele für Bevölkerungsgruppen, die nicht frei waren, aber sich dagegen auch nur in äußerst schlechten Umständen zur wehr setzten. Ein bekanntes Beispiel dafür waren die Bauernkriege im Mittelalter. Die Bauern wurden über lange Zeit unterdrückt und ausgebeutet. Aber erst, als die Situation fast unerträglich war, wehrten sie sich, da sie in diesem System so fest verankert waren, dass es kaum einen Ausweg zu geben schien.

Auch die Angst der Spartiaten vor den Heloten ist nicht deutlich erkennbar. Der Einsatz von vielen Heloten in der spartanischen Streitmacht zeigt, dass die Spartiaten den Heloten vertrauten und keine Angst vor ihnen hatten. Auch die Ansiedlung freigelassener Heloten an den Grenze hätte im Fall des Überlaufens verheerende Auswirkungen auf Sparta haben können. Dies wurde aber anscheinend nicht erwartet und trat auch nicht ein.

Abschliessend ist zu sagen, dass die Heloten wohl eine wichtige und besondere Rolle im antiken Sparta spielten, diese aber nicht über die gesamte Zeit hin gleich war. Das Verhalten gegenüber den Heloten änderte sich, schwankte, war aber über weite Teile vermutlich gut und sicher.

6) Literaturverzeichnis

Quellen:

Alle Quellen aus: Perseus Digital Library unter http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/

Forschungsliteratur:

Baltrusch (2001), Ernst: Mythos oder Wirklichkeit? Die Helotengefahr und der peloponnesische Bund, in: Historische Zeitschrift 272, S. 1 - 24

Cartledge (1991), Paul: Richard Talberts Revision of the Spartan-Helot Struggle. A Reply, in Historia 40, S. 379 - 381

Hunt (1997), Peter: Helots at the battle of Plataea, in: Historia 46, S. 129 - 144

Lotze (1959), Detlef: Metaxy eleutheron kai doulon. Studien zur Rechtsstellung unfreier Landbevölkerungen in Griechenland bis zum 4. Jahrhundert v.Chr., Berlin

Talbert (1989), Richard J. A.: The Role of the Helots in the Class Struggle at Sparta, in: Historia 38, S. 22 - 40

Whitby (1994), Michael: Two Shadows. Images of Spartan and Helots, in: The shadow of Sparta, hrsg. v. Anton Powell u. Stephen Hodkinson, London/New York, S. 87 - 126

[...]


1 Talbert 1989

2 Baltrusch 2001

3 Lotze 1959

4 Whitby 1994

5 Hellanikos 4 F 188

6 Ephorus 70 F 117, Paus. 3.2.7, 3.20.6

7 Thuk 1.101.2

8 Vgl. Lotze 1959, S.26 u. 27

9 Thukydides 4.80.2

10 Vgl. Baltrusch 2001, S. 7

11 Baltrusch 2001, S. 8

12 Plut. Lyk. 28, 8

13 Baltrusch 2001, S. 8 u. 9

14 Whitby 1994, S. 105

15 ebenda, S. 91 u. 92

16 Whitby 1994, S. 106

17 ebenda, S. 95

18 Baltrusch 2001, S. 10

19 Talbert 1989, S. 23

20 Hunt 1997, S. 133

21 Xen. Hell. 6, 5, 29 und Talbert 1989, S. 37

22 Vgl. Cartledge 1991, S. 380 u. 381

23 Strabon 8, 5, 4

24 Baltrusch 2001, S. 19

25 siehe: Talbert 1989, S. 28

26 siehe hierzu: Talbert 1989, S. 28

27 Whitby 1994, S. 100

28 Thuk. 4, 80, 4

29 Vgl. Talbert 1989, S. 25

30 Vgl. ebenda, S. 25 bzw. Whitby 1994, S. 96

31 Whitby 1994, S. 107

32 Talbert 1989, S. 30

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Die Helotenproblematik in Sparta
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltung
PS Sparta
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
10
Katalognummer
V107268
ISBN (eBook)
9783640055418
Dateigröße
397 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Helotenproblematik, Sparta
Arbeit zitieren
Thomas Hinsberger (Autor:in), 2002, Die Helotenproblematik in Sparta, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107268

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