Bürgerkrieg und Politik Afghanistans


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

16 Seiten


Leseprobe


Geschichte & Politik von Afghanistan

Afghanistan wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. zum ersten Mal in der Geschichtsschreibung erwähnt; zu dieser Zeit wurde das Land dem Perserreich der Achaimeniden (Achämeniden) einverleibt. Gemeinsam mit dem übrigen Perserreich wurde Afghanistan 330 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert. Nach dessen Tod 323 v. Chr. fiel ein Großteil des Landes unter die Herrschaft von Alexanders General Seleukos I. Nikator und später unter die des indischen Königs Candragupta. Später siedelte sich in Baktrien (Nordafghanistan) eine weitere griechische Dynastie an und gründete einen Staat, der von 256 v. Chr. bis etwa 130 v. Chr. Bestand hatte. Das gräko-baktrische Reich wich dann wieder der Herrschaft von iranischen Nomaden, den Saken, später dann den Kuscharen, die den Buddhismus annahmen. Im 3. und 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung fielen die Sassaniden von Westen her in das Land ein. Als die siegreichen Araber in der Mitte des 7. Jahrhunderts das Land stürmten, wurde Afghanistan weitestgehend von den Hephthaliten (Weiße Hunnen) beherrscht.

Frühe muslimische Dynastien

Das Eindringen der Araber hatte tief greifendere Auswirkungen auf Afghanistan als jeder andere fremdländische Einfluss vorher. Es vergingen jedoch Jahrhunderte, bevor der Islam zur vorherrschenden Religion wurde. Die politische Herrschaft der Araber wurde inzwischen durch die der Iraner und Türken ersetzt. Am Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts setzte der muslimische Sultan Mahmud von Ghasni die Oberherrschaft der Türken in dem Gebiet durch. In der Folge hatte die islamische Kultur unter der einheimischen Ghoridendynastie (1148-1215) ihre Blütezeit. Die Ghoriden dehnten ihre Herrschaft schrittweise bis nach Nordindien aus, wurden jedoch von den Horden des mongolischen Eroberers Dschingis Khan überwältigt, der um 1220 von Norden her einfiel. Der Großteil des Landes blieb bis zum Ende des 14. Jahrhunderts unter mongolischer Herrschaft. Dann wurde Nordafghanistan von einem mongolischen Eindringling namens Tamerlan eingenommen. Einer von Tamerlans berühmtesten Nachfolgern war Babur (Muhhamad Sahir Ud Dinh), der Gründer des indischen Mogulreiches, der Kabul um 1504 eroberte. Im 16. Jahrhundert fielen Safawiden aus dem Iran und Usbeken aus dem Norden in das Land ein. Die Iraner und die Babur nachfolgenden Moguln sahen sich ständigen afghanischen Revolten ausgesetzt.

Die Gründung des afghanischen Staates

Während des 17. Jahrhunderts wuchs die Macht der einheimischen Afghanen. Der Stamm der Ghilzai eroberte 1722 Isfahan, die Hauptstadt des Iran. Nadir Schah startete eine energische iranische Gegenoffensive. 1738 war die iranische Herrschaft über ganz Afghanistan wiederhergestellt. Auf Nadir wurde 1747 ein tödliches Attentat verübt. Die afghanischen Anführer wählten daraufhin Ahmed Schah, vom Stamm der Abdali, zu ihrem Herrscher. Ahmed Schah wurde als Durri-i- Dauran (Perle des Zeitalters) bekannt. Die Abdali wurden somit fortan als Durrani bezeichnet. Ahmed Schah vergrößerte sein Reich erheblich, indem er sich den östlichen Iran, Belutschista, Kaschmir und einen Teil des Punjab aneignete.

Das Emirat spaltete sich jedoch unter den nachfolgenden Herrschern seiner Dynastie auf, bis es 1818 ganz zerfiel. In der Folgezeit herrschte in Afghanistan Anarchie.

1826 übernahm Dost Mohammed Khan die Herrschaft über Ostafghanistan, und nahm 1835 den Titel eines Emirs an.

Konflikte mit Großbritannien

Zwischenzeitlich hatte Dost Mohammed Khan die britischen Kolonialbehörden in Indien um die Unterstützung afghanischer Gebietsansprüche im Punjab gebeten. Als die Briten sein Gesuch ablehnten, bat er Russland um Hilfe.

Erster Anglo-Afghanischer Krieg

Russland versuchte, Afghanistan auf seine Seite zu ziehen, doch kam ihm Großbritannien mit militärischen Besetzungen zuvor. 1838 marschierte eine britisch-indische Armee in Afghanistan ein. Der Erste Anglo-Afghanische Krieg (1838-1842) begann. Die Angreifer stießen auf keine nennenswerte Gegenwehr und eroberten Kandaha (im April 1839) und Ghasna (im Juli desselben Jahres). Als Kabul im August fiel, wurde Schah Schuja, ein Enkel von Ahmed Schah, an Stelle von Dost Mohammed, der sich den Briten ergab, auf den afghanischen Thron gesetzt. Am 2. November 1841 führte Akbar Khan, ein Sohn von Dost Mohammed, einen erfolgreichen Aufstand gegen Schah Schuja und die britisch-indischen Garnisonen im Land durch. Eine britisch-indische Strafexpedition stärkte die Garnisonen für kurze Zeit, aber im Dezember 1842 verließen die Briten schließlich das Land. Dost Mohammed wurde aus der Gefangenschaft entlassen und bestieg wieder den Thron.

Die Beziehungen zwischen Afghanistan und dem unter britischer Herrschaft stehenden Indien blieben angespannt, bis Dost Mohammed 1855 mit der indischen Regierung ein Friedensabkommen schloss.

Zweiter Anglo-Afghanischer Krieg

Bruderkriege zwischen den Söhnen des Emirs hielten das Land nach dem Tod Dost Mohammed Khans 1863 mehrere Jahrzehnte lang in Aufruhr. Sheir Ali Khan, sein drittältester Sohn und Nachfolger, weckte 1878 die Feindschaft der Briten, indem er eine russlandfreundliche Politik verfolgte. Im November 1878 marschierten wiederum britisch-indische Streitkräfte in Afghanistan ein. Im Verlauf des anschließenden Konflikts, der Zweite Anglo-Afghanische Krieg (1878- 1879), erlitten die Afghanen eine Reihe schwerer Rückschläge. Kabul wurde im Oktober 1879 besetzt. Jakub Khan, ein Sohn von Sheir Ali, der im März die Thronfolge angetreten hatte, wurde gezwungen abzudanken, und 1880 wurde Abdur-Rahman Khan, ein Enkel von Dost Mohammed, auf den Thron gesetzt.

Afghanistan nach den Kriegen

Der neue Herrscher bekräftigte die Abtretung des Khyber-Passes und anderer afghanischer Gebiete, die durch Jakub Khan mit den Briten vereinbart wurden. Während seiner Herrschaft, die bis 1901 dauerte, legte Abdur-Rahman Khan Grenzstreitigkeiten mit Indien und Russland bei. Er gründete ein stehendes Heer und schränkte die Macht verschiedener Stammeshäuptlinge ein. 1907, während der Regentschaft von Habib Ullah Khan, dem Sohn und Nachfolger von Abdar-Rahman, schlossen die britische und die russische Regierung ein Abkommen, in dem sie sich zur beiderseitigen Anerkennung der Unverletzlichkeit des afghanischen Staatsgebiets verpflichteten. Im Februar 1919 wurde ein Attentat auf Habib Ullah verübt. Sein Bruder Nasr Ullah Khan, der den Thron nur sechs Tage lang innehatte, wurde vom afghanischen Adel zugunsten seines Sohnes Aman Ullah Khan abgesetzt. Aman Ullah war entschlossen, sein Land der Einflusssphäre der Briten völlig zu entziehen. Er erklärte im Mai 1919 Großbritannien den Krieg (Dritter Anglo-Afghanischer Krieg). Die Briten, die sich gleichzeitig der indischen Befreiungsbewegung ausgesetzt sahen, handelten im darauffolgenden August ein Friedensabkommen mit Afghanistan aus. In diesem Abkommen, das in Rawalpindi geschlossen wurde, erkannte Großbritannien Afghanistan als einen souveränen und unabhängigen Staat an.

Die Modernisierung des Landes

Da Aman Ullah (er ernannte sich zum König), von den Reformideen des Irans und der Türkei tief beeindruckt war, führte er eine Reihe von politischen, sozialen und Religionsreformen durch. Die Verfassung wurde 1923 verabschiedet. Er schuf einen Verwaltungsapparat, führte die Schulpflicht ein und ordnete andere umfassende Maßnahmen zur Modernisierung des Staates an. Die Feindseligkeiten, die das Reformprogramm des Königs hervorrief, gipfelten 1929 in einem Aufstand. Aman Ullah dankte ab und ging ins Exil. 1929 besiegte Aman Ullahs Onkel, Nadir Schah, mit der Unterstützung von mehreren hundert Stammesangehörigen, die Rebellen.

Nadir Schah wurde zum König ernannt.

Der neue Herrscher stellte schrittweise die Ordnung im Königreich wieder her. 1932 leitete er ein wirtschaftliches Reformprogramm ein. Im folgenden Jahr wurde er ermordet und sein 19 Jahre alter Sohn, Mohammed Sahir Schah, bestieg den Thron. Er wurde während der nächsten 30 Jahre insbesondere von seinem Cousin und späteren Schwager Prinz Mohammed Daud Khan gelenkt. Die Regierung intensivierte die von Nadir Schah begonnenen Reformen und stellte enge Handelsbeziehungen zu Deutschland, Italien und Japan her. Zu Beginn des 2. Weltkrieges 1939 erklärte Sahir Schah die Neutralität Afghanistans; 1941 jedoch wurden, auf eine Forderung Großbritanniens und der Sowjetunion hin, über 200 deutsche und italienische Repräsentanten des Landes verwiesen. Im November 1946 wurde Afghanistan Mitglied der Vereinten Nationen (United Nations, UN).

Der Paschtunistan-Konflikt

Pakistan und Indien erklärten 1947 ihre Unabhängigkeit. Von besonderer Bedeutung war die Eingliederung der Stammesgebiete der North-West Frontier Province in den Staat Pakistan. Die Region wurde weitestgehend von Paschtunen bewohnt. Pakistan ignorierte afghanische Forderungen nach einer Volksabstimmung in den Stammesgebieten zur Frage der Selbstbestimmung. Als Vergeltungsmaßnahme stimmte Afghanistan 1947 gegen die Aufnahme von Pakistan in die Vereinten Nationen. Das Verhältnis der beiden Länder blieb mehrere Jahre lang getrübt. Es kam zu vereinzelten Übergriffen zwischen pakistanischen Streitkräften und Stammesangehörigen der Paschtunen.

1949 riefen die Paschtunen, mit Billigung der afghanischen Regierung, eine Bewegung zur Gründung eines unabhängigen Staates ins Leben. Afghanistan brachte sein Missfallen über ein militärisches Hilfsabkommen zum Ausdruck, das 1954 zwischen den USA und Pakistan geschlossen wurde. Im darauffolgenden Jahr sagte der sowjetische Premierminister Nikolai A. Bulganin anlässlich seines Besuchs in Afghanistan seine Unterstützung für einen Staat Paschtunistan zu. Anschließend gaben die UdSSR und Afghanistan eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie eine friedliche Koexistenz, eine allgemeine Abrüstung und die Mitgliedschaft Chinas in den Vereinten Nationen befürworteten.

In den fünfziger Jahren besserte sich das Verhältnis zwischen Pakistan und Afghanistan kurzzeitig. 1961 jedoch flammte der Paschtunistan-Konflikt erneut auf.

König Sahirs alleinige Herrschaft

1963 setzt König Sahir seinen Cousin Mohammed Daud ab, der seit 1953

Premierminister gewesen war. Im darauffolgenden Jahr verkündete er eine neue Verfassung, die zu einer liberaleren Regierungsform führen sollte. Die ersten gesetzgebenden Wahlen nach der neuen Verfassung wurden im September 1965 abgehalten.

Afghanistan hatte Ende der sechziger Jahre mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Lage verschlechterte sich noch durch drei Dürrejahre, in denen schätzungsweise 80 000 Menschen verhungert sind. Bis 1973 schickten sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten und China Hilfsgüter.

Sardar Mohammad Daoud

Am Morgen des 17. Juli 1973 waren die strategisch wichtigen Punkte Kabuls mit Soldaten und Panzern besetzt. König Zahir befand sich gerade auf einer Reise in Rom, um ein Augenleiden behandeln zu lassen, und diese Gelegenheit nützte sein Schwager und früherer Premierminister Daoud, um sich selbst an die Macht zu bringen. Mit Hilfe des Luftwaffenobristen Abdul Kader und des Panzer-Majors Aslam Watandschar hatte er die Armeeführung auf seine Seite gebracht und erklärte den König für abgesetzt, das Land zu einer Republik und sich selbst zum ersten Präsidenten davon.

Der Putsch verlief ohne Blutvergießen, lediglich das westliche Ausland sah seine Einflußsphäre gefährdet, da Daoud seit seiner Amtszeit als Ministerpräsident (1953 - 1963) als linkslastig und Freund der Sowjetunion galt. Diese Einschätzung war, wie viele andere auch, völlig haltlos und ohne landesspezifische Kenntnis der Westmächte entstanden.

Der Präsident reaktivierte die sog. "Paschtunistan"-Frage, die im Wesentlichen die von den Briten vollzogene Grenzziehung zwischen Afghanistan und dem späteren Pakistan in Frage stellte. Afghanistan vertrat seit jeher den Standpunkt, daß Paschtunistan und Baludschistan zu seinem Territorium und nicht zu dem Pakistans gehörten. Insofern nahmen die Spannungen zu Karatschi zu.

Im April 1975 besuchte Daoud offiziell den westlichen Nachbarn Iran. Damit wich er erheblich von dem Moskau genehmen Verhalten ab. Schah Reza Pahlawi von Persien gewährte seinem armen Nachbarn im Osten einen Kredit in Höhe von 200 Millionen US-Dollar, mit denen Daoud unverzüglich die Infrastruktur seines Landes ausbaute und eine Reihe von Industrieprojekten in Angriff nahm. Darunter waren zwei Textilfabriken in der südlichen Oasenstadt Kandahar, eine weitere in der westlichen Grenzstadt Herat nebst einem auf Export ausgerichteten modernen Schlachthof und die Elektrifizierung des Südens.

Im Sommer 1975 versuchten zwei von Pakistan inspirierte Afghanen, die Regierung Daoud durch einen Armeeputsch zu entmachten. Es handelte sich dabei um die später noch ins Rampenlicht kommenden Gulbudin Hekmatjar und Achmad Schah Masoud. Der Versuch schlug aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Zivilbevölkerung fehl und eine Reihe der daran Beteiligten wurde festgenommen, verurteilt und hingerichtet.Im September 1975 bildete Daoud sein Kabinett um und entließ die von der Pardscham-Partei gestellten Minister.

Im Juli 1976 sandte Daoud seinen Bruder, Prinz Mohammad Naim, nach Washington, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern.

Im August 1976 besuchte Daoud den Präsidenten Pakistans, Zulfikar Ali Bhutto, und vereinbarte einen neuen Weg zur Überwindung und Lösung der sog. Paschtunistan- Frage.Vom 12. bis 15. April 1977 stattete Daoud der Sowjetunion einen Besuch ab. Der damalige Staats- und Parteichef Leonid Breschnjev beschwerte sich darüber, daß in den Nordprovinzen Afghanistans zu der Grenze der UdSSR westliche Entwicklungskräfte eingesetzt wurden. Daoud erklärte, daß er nicht in Moskau sei, um von irgendjemand Anordnungen zu empfangen. Es seien einzig und allein die Afghanen die bestimmten, wer wann und wo in ihrem Land sein dürfe. Nach dieser Antwort verließ er den Raum, vermutlich war es zu diesem Zeitpunkt, daß sein späteres Schicksal entschieden und besiegelt wurde.

"Afghanistan ist niemandes Satellit - es umkreist lediglich seine eigene Nationalität"

Mitte des Jahres 1977 verstärkte der sowjetische KGB seine Aktivitäten im Land unter dem Hindukusch. Einer der Teilerfolge der kommunistischen Agitatoren bestand in der Wiedervereinigung der Pardscham- (Fahne) und Khalqu- (Volk)Fraktionen der in den 60er Jahren gegründeten PDPA (Volksdemokratische Partei Afghanistans).

Im Herbst 1977 wurde in Kabul damit begonnen, den ersten Fernsehsender des Landes aufzubauen. Die Kosten hierfür wurden von der japanischen Regierung übernommen. Am Morgen des 27. April 1978 waren starke Truppenbewegungen in und außerhalb Kabuls im Gange. Die meisten Beobachter brachten dies aber in Zusammenhang mit den Sicherheitsvorkehrungen zu der für den 3. Mai in der afghanischen Hauptstadt geplanten Konferenz der Regierungschefs des Verbandes blockfreier Staaten. Erst nachdem am Nachmittag Maschinengewehrsalven und Anflüge afghanischer MiG's auf den Präsidentenpalast die beschauliche Wochenendstimmung in Kabul jäh unterbrachen, war es klar, daß es sich um einen Putsch handelte. Noch in der Nacht erledigten die kommunistischen Schlächter ihr blutiges Handwerk - Daoud, seine Frau, seine Kinder und ein Großteil der königlichen Familie sowie angesehene Mitglieder der Armee, Intellektuelle und religiöse Führer wurden sofort ermordet, viele in das Kabuler Pul-i-Dscharki-Gefängnis geworfen.

Unverzüglich nach dem Putsch begannen die Kommunisten mit einem noch nie zuvor dagewesenen Terror, das traditionelle, religiöse und soziale Gefüge des Landes zu zerstören. Sowjetische Berater flogen massenhaft ein und bauten eine Geheimpolizei im KGB-Stil auf, die die Bevölkerung wie ein Spinnennetz bedeckte und überwachte. Mit zu den ersten Amtshandlungen der Putschisten gehörte die Abschaffung der traditionellen Trikolore in den Farben schwarz - rot - grün und Einführung der blutroten Kommunistenfahne.

Der 27. April 1978 öffnete ein Kapitel in der Geschichte des Landes, das sich niemand zuvor hätte vorstellen können.

Ein Völkermord nie geahnten Ausmasses überzog diese stolze Nation, bis zum heutigen Tage werden wohl mehr als 2 Millionen Afghanen durch und aufgrund der Verbrechen der Khalquies, Pardschamen und der Roten Armee ums Leben gekommen sein.

Afghanen, die niemals zuvor auch in ihren schlimmsten Träumen daran gedacht hätten, ihrem geliebten Land den Rücken zu kehren, waren gezwungen, die Heimat zu verlassen, um ihr und das Leben ihrer Angehörigen zu retten. Zu den schlimmsten Zeiten betrug die Zahl der Menschen, die sich vor den Kriegshandlungen ins Ausland in Sicherheit bringen mussten, mehr als 5 Millionen

28.4.1978 bis 14.9.1979

Nur Mohammad Taraki

"Vorsitzender des Revolutionskomitees und Präsident der sog. Demokratischen Republik Afghanistan"

Am 1. Mai 1978 wurde der 1916 als Sohn eines Bauern und Halbnomaden in der Provinz Ghazni geborene Taraki zum Chef des Revolutionsrates und Präsidenten des Landes ernannt, Hafizullah Amin, zu seinem Stellvertreter. Taraki war Gründungsmitglied der afghanischen Volkspartei (PDPA) und Vorsitzender der sog. Khalqu (Volk)-Fraktion, die traditionell kommunistischen Idealen zuneigte.

- Am 4. Mai 1978 hielt Taraki seine erste Pressekonferenz ab, an der auch Vertreter westlicher Medien teilnahmen. Er bestritt, daß seine Partei und der Putsch kommunistisch sei.
- Im Juni 1978 wurden die ersten Risse in der Einheit der Partei sichtbar, Mitglieder der Pardscham-Fraktion (darunter auch deren Vorsitzender Babrak Karmal) wurden auf Botschafter-Posten "abgeschoben".
- Am 12. Juli 1978 verabschiedete das Revolutionskommittee das Dekret Nr. 6, mit dem de-facto die Landenteignung der Großgrundbesitzer begann.
- In den Provinzen Nuristan und Kunar ereignen sich die ersten antikommunistischen Proteste.
- Der zum Luftwaffengeneral avanchierte Abdul Kader (richtig, derselbe, der 1973 Daoud unterstützte) wird zusammen mit dem Mitglied des Politbüros und Zentralkommittees der PDPA, Sultan Ali Kischtmand, verhaftet. Beide sind Mitglieder der Pardscham-Fraktion und wurden bezichtigt, einen Coup gegen das Taraki-Regime geplant zu haben.
- Das Dekret Nr. 7 vom 17. Oktober 1978 verfügte die Liberalisierung der Rechte der afghanischen Frau. Dazu gehörte das Recht, den Ehemann selbst wählen zu können. Allein dieser Teil bewies, daß es den neuen Machthabern nicht wirklich um die Gleichstellung der Geschlechter, sondern primär um die Auflösung afghanischer Traditionen und der nationalen Ehre ging.
- Der 19. Oktober 1978 zeigte dann der Bevölkerung und Weltöffentlichkeit das wahre Gesicht Tarakis und seiner Genossen: die traditionelle dreifarbige Fahne des Landes wurde offiziell durch eine völlig rote ersetzt.
- Am 5. Dezember unterzeichnete Taraki während seines Besuches in Moskau ein Abkommen über "Freundschaft, Nachbarschaft und Zusammenarbeit" mit Leonid Breschnjev. Die darin enthaltene Beistandsklausel war die Begründung für den Einmarsch der Sowjetunion im Dezember 1979.
- Am 25. Februar 1979 erhoben sich im Norden des Landes in Dara-i-Suuf die Bewohner gegen das Regime in Kabul.
- Am 10. März 1979 meuterten erstmals Armee-Offiziere in der westafghanischen Stadt Herat. Der Aufstand wurde mithilfe der Luftwaffe brutal niedergeschlagen, erstmals kamen Gerüchte auf, daß die Piloten der Kampfflugzeuge Angehörige der Roten Armee seien.
- Im April 1979 besuchte ein hochrangiges sowjetisches Team der Roten Armee Kabul. Zweck dieses von General Alexeji Jepischew angeführten Besuches war die Überprüfung der "politischen Zuverlässigkeit" der afghanischen Streitkräfte. Die Delegation kam zu dem Schluß, das die Loyalität zu Staatsführung und der sowjetisch-afghanischen "Waffenbrüderschaft" nicht sehr hoch einzuschätzen sei. Vermutlich wurden daraufhin im Kreml die ersten Pläne für eine militärische Intervention in Afghanistan gemacht.
- Auch in Kabul kam es nun am 23. Juni 1979 zum ersten Aufstand gegen das kommunistische Regime.
- In der Bala-i-Hisar-Kaserne zu Kabul meuterten am 8. August 1979 Armee- Offiziere, der Aufstand kostete mehr als 120 Menschen das Leben.
- Am 1. September 1979 besuchte Taraki die Konferenz der Blockfreien Staaten in Kuba.
- Während der Rückreise von Havanna machte Taraki einen Zwischenaufenthalt in Moskau. Dort wurde er von den Sowjets zu dem Plan überredet, seinen mittlerweile bei den Moskauer Herren in Ungnade gefallenen Stellvertreter Hafizullah Amin auszuschalten und sich mit den Führern der Pardscham-Partei wiederzuvereinen. Babrak Karmal, der für kurze Zeit nach dem April-Putsch 1978 ebenfalls Stellvertreter Tarakis war, traf dort mit Taraki wieder zusammen, ebenfalls die Parteimitglieder Watandschar, Gulabsoi, Sarwari und Masdojar.
- Kurz nach der Ankunft Tarakis in Kabul trafen die Pardscham-Mitglieder ebenfalls in der afghanischen Hauptstadt ein mit dem erklärten Ziel, Hafizullah Amin eliminieren zu lassen. Dieser erhielt aber rechtzeitig einen entsprechenden Hinweis und Watandschar, Gulabsoi und Sarwari entkamen im letzten Moment den Häschern Amins durch Flucht in die sowjetische Botschaft.
- Am 14. September folgt Amin einer Einladung Tarakis in den Präsidentenpalast. Dort war geplant, ihn zu ermorden, neben gedungenen Mördern war auch der sowjetische Botschafter Alexander Pusanow zugegen. Der Plan mißlang, ein Leibwächter Amins wurde erschossen, Hafizullah Amin konnte unverletzt entkommen und nahm Zuflucht im Verteidigungsministerium, wo er die Kontrolle der Streitkräfte an sich reißen kann.

In der Nacht zum 15. September wurde Taraki festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Es wird behauptet, daß Amin selbst einige Wochen später Taraki mit einem Kissen erstickte.

16.9.1979 bis 27.12.1979

Hafizullah Amin

"Generalsekretär der PDPA (Demokratische Volkspartei Afghanistans), Vorsitzender des Revolutionskommittees und Premierminister der sog.

Demokratischen Republik Afghanistan.

Am 16. September 1979 entzog das Revolutionskommittee und das Zentralkommittee der PDPA dem bisherigen Vorsitzenden und Staatschef Taraki alle Ämter und Titel, einschließlich seiner Mitgliedschaft bei der Partei. Gleichzeitig ernannte man Hafizullah Amin zu Tarakis Nachfolger im Amt. Radio Kabul verkündete den Rücktritt Tarakis mit der Begründung seiner angegriffenen Gesundheit.

- Am 17. September 1979 wird im Lande ein Flugblatt verteilt, in dem in exaktem chronologischen Ablauf der Versuch Tarakis dokumentiert wurde, Amin auszuschalten.
- Breshnjew und Kosygin senden Glückwunschtelegramme an Amin und gratulierten ihm zu seiner Ernennung.
- Am 9. Oktober wurde über Radio Kabul der Tod Tarakis "nach langer, schwerer Krankheit" bekanntgegeben. Gleichzeitig verlangt Amin von Moskau, ihren Botschafter Pusanow abzuberufen.
- Mitte Oktober fand ein versuchter Putsch statt, bei dem Watandschar nochmals versuchte, Amin zu eliminieren, was aber erneut fehlschlug.
- In einer groß aufgemachten Fernsehansprache am 21. Oktober erklärte Amin dem afghanischen Volk seine weiteren politischen Absichten. Das Verhältnis zur Sowjetunion sollte als ein gut nachbarschaftliches weitergeführt werden, man wolle sich aber wieder mehr an der traditionellen Blockfreiheit orientieren. Zugleich verkündete Amin eine Generalamnestie gegen alle Regimegegner, im Lande als auch in Pakistan. Zudem versprach er eine neue Verfassung, eine 65köpfige Kommission wurde ins Leben gerufen.
- Um das Verhältnis zur UdSSR etwas zu verbessern, hob Amin die Todesstrafen auf, die gegen die Pardscham-Mitglieder Ali Kischtmand und Abdul Kader nach deren Festnahme verhängt worden war.
- Am 23. Oktober griffen zum ersten Mal die bisher nur in den Provinzen operierenden Mudschahedin den Flughafen Kabul an.
- Am 7. November lehnte Amin eine Einladung zur Feier des sowjetischen Nationalfeiertages in die Botschaft in Kabul ab. Kurz darauf sagte er einen von den Kreml-Herrschern angeordneten Staatsbesuch in Moskau ab.
- Ein erneuter Versuch am 11. Dezember, Amin zu ermorden, schlug fehl, dabei wurde sein Neffe Assadullah Amin schwer verwundet.
- In der ersten Dezemberhälfte wurde bekannt, daß verstärkt Truppen der Roten Armee über den unter deren völliger Kontrolle stehenden Militärflughafen Baghram bei Kabul eingeflogen wurden. Außerdem wurden Sowjettruppen auch am Salang-Tunnel gesichtet.
- Am 22. Dezember verlegte Hafizullah Amin aus Sicherheitsgründen sein Hauptquartier vom Präsidentenpalast in Kabul zum Darulachman-Palast im Süden der Hauptstadt.
- Am Morgen des 25. Dezember 1979 landete zum ersten Mal ein riesiger Truppentransporter der Sowjetunion auf dem Flughafen Kabul und entlud die ersten Kontingente der Roten Armee.
- In ganz Kabul besetzten russische Panzer und Mannschaftstransportfahrzeuge am 26. Dezember alle wichtigen Plätze und Straßen.
- Am 27. Dezember gegen Mittag stürmten Eliteeinheiten des KGB den Tadsch- Bek-Palast in Darulachman, wo Amin zusammen mit seiner Familie sich verschanzt hatte. Es heißt, daß Hafizullah während seiner Verteidigung erschossen wurde, andere Quellen behaupten, er sei von seinem Koch vergiftet worden.

Am Abend strahlte dann angeblich Radio Kabul eine Ansprache Babrak Karmals aus, in der er behauptete, in Kabul zu sein und die Regierungsgeschäfte übernommen zu haben. Die Sendung wurde aber von Taschkent in der UdSSR abgesetzt, wo sich Karmal zu diesem Zeitpunkt vermutlich auch befand. Babrak verkündete, daß er gemäß dem mit der Sowjetunion geschlossenen Beistandspaktes diese zur Entsendung von Truppen gebeten habe, um weiteren Schaden von Afghanistan abzuwenden. Die Invasion des bis dahin niemals kolonialisierten Landes war zu diesem Zeitpunkt in vollem Schwung, der Himmel über der afghanischen Hauptstadt war voll vom Dröhnen der russischen Antonov- Transportflugzeuge.

Afghanistan und der wachsende sowjetische Einfluss

Die UdSSR setzte Babrak Karmal, den früheren Vizepräsidenten, der 1978 abgesetzt wurde, als neuen Präsidenten ein. Obwohl Karmal versuchte, die Rebellen zu beschwichtigen, dauerten die Aufstände an, und mehr als drei Millionen Menschen flohen ins benachbarte Pakistan.

Mitte der achtziger Jahre hielten die Regierungstruppen und etwa 118 000 sowjetische Soldaten wichtige Städte und Straßen besetzt. Es gelang ihnen nicht, die Rebellen zu vertreiben. Im Mai 1986 wurde Karmal von Mohammed Nadschibullah, dem früheren Leiter der Staatspolizei, abgelöst. Zwischen Mai 1988 und Februar 1989 zog die UdSSR ihre Streitkräfte zurück. Der Bürgerkrieg aber ging weiter. Nadschibullah wurde im April 1992 abgesetzt und die Rebellen übernahmen Kabul.

Die rivalisierenden Gruppen einigten sich dann auf einen Übergangsrat zur Regierung Afghanistans mit Burhanuddin Rabbani als vorläufigem Präsident. Im Dezember 1992 stimmte eine Ausnahmeversammlung dafür, die Amtszeit Rabbanis um zwei Jahre zu verlängern. Die Kämpfe der Splittergruppen hielten aber an. Am 17. Juni 1993 wurde Gulbuddin Hekmatyar, der Führer der schiitisch- fundamentalistischen Milizgruppe Hesb-e-Islami, als Premierminister vereidigt. Am 27. September 1993 einigten sich die Führer der Guerillagruppen auf eine Übergangsverfassung bis zu den Wahlen 1994. Am 1. Januar 1994 jedoch brachen in Kabul Kämpfe unter den Führern der Mudschaheddin aus. Bis Ende Juli 1994 hatten sich die Kämpfe auf andere Teile Afghanistans ausgeweitet und über 2 500 Menschenleben gefordert. Das zivile politische System brach fast vollständig zusammen. Im Mai 1996 unterzeichneten Präsident Rabbani und Premierminister Hekmatyar, beides Führer miteinander rivalisierender Gruppen, ein Friedensabkommen. Die Kämpfe wurden jedoch nicht beendet. Im Juni 1996 zog Hekmatyar in Kabul ein, um sein Amt anzutreten. Doch bereits Ende September mussten er und Präsident Rabbani aus Kabul flüchten: Kämpfer der fundamentalistischen Taliban-Milizen eroberten Kabul und ermordeten Ex- Staatschef Nadschibullah, der sich in einem UNO-Gebäude versteckt hatte.

Die Talibankämpfer stammen vorwiegend aus dem Volk der Paschtunen, wurden in Pakistan ausgebildet und finanzieren sich vermutlich über Drogengeschäfte. Mittlerweile sind sie zur dominierenden Gruppe unter den zerstrittenen Mudschaheddin aufgestiegen, haben den Großteil des Landes erobert und einen fundamentalistischen Gottesstaat errichtet. Bis Mai 1997 brachten die Taliban 30 der 32 Provinzen Afghanistans unter ihre Kontrolle, erlitten dann jedoch schwere Niederlagen. Zu den letzten verbliebenen Gegnern der Taliban-Kämpfer im Norden des Landes gehören der gestürzte Präsident Rabbani, General Abdul Rashid Dostum, Führer der Usbeken-Miliz, sowie Achmed Schah Massud.

Bürgerkrieg in Afghanistan

Beginn:

Der Beginn ist nicht auf ein Datum festzulegen, da ein Krieg in den anderen übergeht, und dies ist nun schon seit Jahrzehnten so. Der aktuelle Konflikt begann jedoch zunächst nach dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1989.

Ursachen:

Die Ursachen sind vielfältig und liegen teilweise sehr weit zurück. Afghanistan ist schon seit geraumer Zeit Spielball regionaler und internationaler Interessen, die in einer krisengeschüttelten Region ausgetragen werden. Seit der Kolonialzeit werden hier Stellvertreterkriege geführt mit offener und verdeckter Einmischung der unterschiedlichsten Parteien. Sowohl Länder wie Pakistan, Iran, Tadschikistan und andere umliegende Nationen, also auch internationale Großmächte wie die USA und Russland bzw. die ehemalige Sowjetunion haben hier durch wechselnde Unterstützung verschiedener Gruppierungen ein Durcheinander ohnegleichen geschaffen. Die wechselnde Vertretung wirtschaftlicher und politischer Interessen sind heute meistens verdeckt, was dazu führt, dass es danach aussieht als ob jede Gruppierung nur ihre eigenen Interessen vertritt. Beim genaueren Hinsehen werden aber z. B. die Taliban von Koranschulen in Pakistan zu heiligen Kriegern ausgebildet.

Konfliktparteien:

Drei größere bewaffnete politische Gruppen kämpfen gegeneinander um die Kontrolle über die Territorien.

- Die Shura-e Nezar unter Führung von Ahmad Sha Masood, die mit der Regierung von Präsident Rabbani und der Jamiat-e Islami alliiert sind, kontrollieren die zentralafghanischen Gebiete, die Provinzen im Nordosten und die Hauptstadt Kabul.
- Die Shura-e Hamahangi, die die Truppen von General Abdul Rashid Dostum, die Hezb-e Islami unter Führung von Gulbuddin Hekmatyar und die schiitische Hezb-e Wahdat umfaßt, kontrollieren die Provinzen im Norden.
- Die Taliban-Milizen sind in den Koranschulen an der afghanisch- pakistanischen Grenze für 130 Dollar pro Schüler und 300 Dollar pro Kommandant zum Kampf angeheuert worden. Sie wurden erst von fanatischen Mullahs indoktriniert und dann vom Pakistanischen Geheimdienst an der Waffe trainiert. Sie halten die Provinzen im Süden und Südwesten in ihrer Gewalt. Dank ihren Milizen kontrollieren sie heute 75% des afganischen Opiumhandels. Allein 1995 gelangten nach Schätzungen der UN 240 Tonnen Heroin aus Afganistan nach Europa (Marktwert 75 Milliarden Dollar).

Ziele der Konfliktparteien:

Die Ziele der einzelnen Gruppierungen sind zunächst die Herrschaft über das gesamte Land und der Sieg über die Gegner. Die ideologischen Vorstellungen über das spätere Machtgefüge reichen vom säkularen General Dostum bis zu den theokratischen Taliban-Milizen, die beispielsweise den Frauen und Mädchen weder erlauben zur Schule zu gehen noch berufstätig zu sein.

Verlauf des Konfliktes:

Seit dem Abzug der Sowjets 1989 haben die einzelnen Parteien um die Herrschaft gekämpft, es gab zwar einen offiziellen Präsidenten, Burhanuddin Rabbani, der hatte aber noch nie richtig die Kontrolle über das gesamte Land, und ihm ist die Macht immer mehr aus den Händen geglitten.

Die große Wende kam jedoch im Herbst 1994, als wie aus dem Nichts die schwerbewaffneten Taliban auftauchten, die wohl mit Geldern aus dem Ausland in Pakistan in Koranschulen zu Soldaten ausgebildet wurden und innerhalb kurzer Zeit den Süden und Südwesten und somit fast die Hälfte des afghanischen Territoriums eroberten. Nach mehreren Anläufen konnten sie im September auch das schiitische Herat im Westen des Landes einnehmen. Im Oktober schien dann die Eroberung Kabuls kurz bevorzustehen, doch die Truppen des Präsidenten Rabbani schafften es, die Taliban zurückzuschlagen. Einige Zeit später, am 27. September 1996, war es jedoch nicht mehr möglich, die Taliban aufzuhalten, und sie eroberten nach zweijährigen Kampf die Stadt Kabul und setzten sich als neue Regierung ein. Sie beherrschten nunmehr zwei Drittel des Landes. Die ehemalige Regierung und General Dostum haben sich zusammengeschlossen und versuchen nunmehr gemeinsam die Hauptstadt zurückzuerobern.

Seit dem 26. Mai 1997 haben die radikalislamische Taliban nach dreijährigen Kampf ihre Herrschaft auf ganz Afghanistan ausgedehnt. Zusammen mit verbündeten Truppen eroberten sie das Militärhauptquartier des Kriegsherrn Raschid Dostum und die Stadt Masar-i-Scharif. Damit wird das Land zum ersten Mal seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen wieder von einer Zentralregierung regiert.

Im Juli 1998 eroberten die Taliban die Provinz Farjab und setzten ihren Marsch auf das Hauptquartier von General Raschid Dostum fort.

Mitte August 1998 übernahmen die von Pakistan unterstützten Talibankämpfer die Kontrolle in den Städten Mazar-i-Sharif und Taloqan, den letzten strategisch wichtigen Hochburgen der Nordallianz. Somit beherscht die Taliban nun 26 der 30 Provinzen Afghanistans.

Ende September 1998 haben Taliban-Kämpfer im Norden Afghanistans 8 iranische Diplomaten und einen Jurnalisten ermordet,daraufhin verschärfte sich der nationale Konflikt. Eine Hochburg der vom Iran unterstützten schiitischen Militz Hisb-i-Wahdat wurde ebenfalls erobert. Im Gegenzug will Iran seine Soldaten an der Grenze um 270.000 aufstocken.

Am 3. Mai 1999 griff die Nordallianz die Hauptstadt Kabul mit Raketen an und brach damit den seit 3 Monaten geltenden Waffenstillstand. Der Angriff löste heftige Kämpfe zwischen den Taliban und der Opposition im Norden aus.

Ende Januar 2001 wurde die Situation in Afghanistan immer prekärer. Seit Anfang September 2000 sind laut dem Haller Tagblatt 100.000 Menschen vor den Kämpfen zwischen Taliban und Kämpfern der nördlichen Anti-Taliban-Allianz geflüchtet.

Folgen des Konfliktes:

Die Folgen des Konflikts sind über eine Million Tote und damit ist dies einer der blutigsten Bürgerkriege der Welt. Es herrscht ein undurchschaubares Durcheinander und ein Ende ist aufgrund der äußeren Interessen nicht abzusehen. Die Instabilität der gesamten Region hat weiter zugenommen und das Risiko sich ausweitender Konflikte steigt. Eine weitere Folge sind die ständigen Menschenrechtsverletzungen in großem Stil.

Die Frauen sind durch Gesetze der Taliban völlig entrechtet. Berufsausübung und Schulbesuch sind verboten, völlige Verschleierung und Ausgang nur in männlicher Begleitung sind vorgeschrieben. Da Männer weibliche Körper nicht ansehen dürfen, können Frauen in Krankenhäusern mit ausschließlich männlichem Personal nicht behandelt und auch nicht entbunden werden.Den Männern wird bei Gefängnisstrafe befohlen, sich lange Bärte wachsen zu lassen.Tanz und Musik sind verboten.

Hungertod aufgrund der Erwerbslosigkeit oder Tod durch ausbleibende ärztliche Hilfe sind die Folgen.

Nach jahrelangem Krieg liegt Afghanistan inzwischen wirtschaftlich völlig am Boden. Straßen und Produktionsstätten, Schulen und Krankenhäuser, Dörfer und Städte sind zerstört.

Auf der Flucht vor Hunger und Gewalt haben seit dem Jahre 2000 mehr als 500.000 Menschen das vom Bürgerkrieg geplagte Land verlassen. Seit Januar 2001 erschwert eine Kältewelle in den überfüllten Flüchtlingslagern das Überleben. Durch die anhaltende Dürre, die in der Region zu einer Hungerkatastrophe führte, und die Kälte sind bereits Hunderte von Flüchtlingen gestorben.

Quellen:

Internet Seiten:

http://www.afghan-german.de

http://www.Kabuli.de.vu

http://www.afghan-web.com

http://www.lukepowell.com/

http://www.geocities.com/hewad_picture/

http://www.ifrance.com/Afghann

Private Quellen:

Vater (in Geschichte und Politik)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kabul vor dem Krieg

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Bürgerkrieg und Politik Afghanistans
Veranstaltung
Fach Wirtschaft
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V107227
ISBN (eBook)
9783640055012
Dateigröße
617 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bürgerkrieg, Politik, Afghanistans, Fach, Wirtschaft
Arbeit zitieren
Idris Nawid (Autor:in), 2002, Bürgerkrieg und Politik Afghanistans, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107227

Kommentare

  • Gast am 21.7.2003

    Paschtunistan-konflikt.

    Salam Idris jan,

    ein sehr guter Beitrag des heiklen Themas :Afghanistan. Ich bin Mitglied der afghanischen Jugendorg."Bewegung für DEmokratie und Entwicklung für Afghanistan e.V."(BDEA) und beschäftige mich mit dem Paschtunistan-Konflikt für eine Schriftreihe für das OWJ. Dabei bin ich auf deinen Beitrag gestoßen und ich fand es sehr interessant.
    Es wäre sehr schön ,wenn du mir bei der Vorbereitung dieses Themas helfen könntest.

    Bedankem ich im Voraus,

    khoda hafez, khodai paman,

    alias wardak.

Blick ins Buch
Titel: Bürgerkrieg und Politik Afghanistans



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