Das Goethe-Denkmal von Carl Gustav Carus


Facharbeit (Schule), 2002

12 Seiten


Leseprobe


Beschreibung des Bildes.

Auffällig ist, dass der Vordergrund im Gegensatz zum Hintergrund eine sehr geringe Fläche einnimmt. Der Vordergrund umfaßt nur den Sarkophag und den Felsvorsprung, auf dem er sich befindet. Auffällig sind auch die beiden Engel, die links und rechts neben der Harfe knien. Mit dieser ehrfürchtigen Gestik die, die beiden einnehmen, wirken sie wie die "Bewacher" des Sarkophags. Die Linien, die den Vordergrund begrenzen sind sehr klar und gerade, man kann erkennen, dass das Objekt, das von ihnen eingegrenzt ist, von Menschen erschaffen wurde. (Als Beweis für die eindeutig menschliche Herkunft des Objektes sei gesagt, dass solche Kunstobjekte nicht auf Bäumen wachsen, läßt man eine mögliche Anwesenheit Gottes mal außer Acht.)

Darin besteht der Unterschied zum Hintergrund, denn die Linien, die z.B. die Berge umfassen, sind unregelmäßig und verleihen ihnen ein schroffes und natürliches Aussehen. Die Berge befinden sich, vom Zentrum des Hintergrundes, nach beiden Seiten hin versetzt. Sie neigen sich beide dem Zentrum zu, dadurch laufen ihre Begrenzungslinien versetzt aufeinander zu, gleichen sich aber genau deshalb gegenseitig wieder aus. Der Nebel, der bläulich- grün bis zu der Mitte der Berge aufsteigt, lässt vermuten, dass sich unter ihm ein Tal verbirgt. Links und rechts am Bildrand befinden sich Tannen. Der Himmel erstreckt sich von der Mitte des Bildes, bis zum Bildrand. Bei dieser Betrachtung sticht einem sofort die Besonderheit dieses Bildes auf: Der obere Bildrand ist abgerundet, wie bei einer Ikone.

Analyse der Handlung

Als Betrachter wird man aufgrund der Perspektive in die Rolle eines Bergwanderers der direkt vor dem Denkmal steht. Der Blick ist genau auf den Stern fixiert, mit dem die Harfe verziert ist. Dieser Punkt beschreibt den gedachten und tatsächlichen Mittelpunkt des Bildes(Bild) .

Eine aktuelle Handlung ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Es ist nicht Lebendiges, wie Menschen oder Tiere dargestellt. Dennoch befindet sich das Bild indirekt in Bewegung.

Die Wolken die am Himmel vorüber ziehen und dabei den schwach leuchtenden Mond verdecken, der im Hintergrund angedeutete aber klar erkennbare Wasserfall, der Nebel der die Sicht ins Tal versperrt. All dies sind, wenn obgleich teilweise auch sehr langsam ablaufend, dynamische Prozesse.

Die im Vordergrund abgebildete Vegetation steht gerade, was auf Windstille, im Bereich des Tals, hinweist. Dies würde allerdings der Wolkenbewegung widersprechen, ist jedoch durch das Phänomen der Höhenwinde erklärbar. Eine Art von eingefrorener Situation ist dennoch in Form der Engel dargestellt. Beide knien vor der Harfe, dem Zentrum des Bildes, nieder und beten (Engel rechts) oder pressen ihre Arme an die Brust (Engel links). Gleichzeitig sind die Flügel des linken Engels herab gesenkt und die des rechten ausgespannt. Sie bringen zunächst einmal der Harfe ihre Ehrerbietung entgegen.

Beschreibung der im Bild enthaltenen Elemente:

Landschaft:

Himmel, blau leuchtend, freundlich, liegt am obersten Rand des Bildes. Es ist das vom Betrachter am weit entfernteste Element des Bildes.

Wolken, liegen über den Bergen, angrenzend zum Himmel, vereinzelt und in aufgelockerten Gruppen. Sie sind an den Rändern hell weiß und in der Mitte abgedunkelt, da der schimmernde Mond hinter ihnen steht.

Mond, hinter den Wolken versteckt/ bloß angedeutet. Ein Grund für die gedämpfte Atmosphäre.

Berge, sind bräunlich ragen teilweise mit abgestumpften Gipfeln in den Himmel. Auf den Gipfeln sind Nadelhölzer zu erkennen.

Wasserfall, fließt im Berg des rechten oberen Bildrandes. Nicht sofort erkennbar.

Nadelhölzer, sind über das gesamte Bild verteilt, sind mal mehr mal weniger gut zu erkennen. Einzelne durchbrechen den Nebel der über dem Tal liegt.

Nebel, liegt über dem vermeintlichen Tal und hat eine bläulich grüne Tönung. Auch er wirkt sich dämpfend auf die Atmosphäre aus.

Das Denkmal:

Das Goethe- Denkmal, wirkt wie ein Sarkophag. Ist mit den Statuen zweier weiblicher Engel, die einer auf der Mitte des Denkmals stehenden Harfe zugewandt sind, besetzt. Das Wort „Goethe“ bzw. „Gothe“ ist in großen, einzeln für sich stehenden und nochmals verzierten, Lettern, an der dem Betrachter zugewandten Seite des Denkmals, zu lesen. Das gesamte Gebilde ist in Brauntönen gehalten. Das Denkmal steht auf einem beigen und verwitterten Sockel, der wiederum auf einem Berg steht.

Engelsstatuen, befinden sich in Gebets- und vermeintlicher Trauerhaltung (->herab gesenkte Flügel, vor der Brust verschränkte Arme). Sie tragen lange Kleider und tragen keine Schuhe. Die Gesichter sind leicht erkennbar.

Die Statuen sind größtenteils von bräunlicher Färbung, nur die weichen Umrisse der Engel werden vom schwachen Mondschein erhellt.

Harfe, geschwungene Form mit mehr als 20 Saiten. Mit einer sternförmigen Verzierung versehen die fast genau im Zentrum des gesamten Bildes liegt. Es scheint so als ob sich die Harfe über die Nebeldecke erhebt.

Vegetation, sie ist ringsherum um das Denkmal auf dem Fels verteilt und hebt den kargen Eindruck des bräunlichen Gesteins leicht auf

Über das Bild selbst

Titel: Goethe Denkmal

Künstler: Carl Gustav Carus

Epoche: Romantik

Stil: Landschaftsbild, Öl auf Leinwand

Abmessungen: 71*52,2 cm

Besonderheiten: Der obere Rand des Bildes ist in einem Halbkreis abgerundet.

Auftraggeber: Carus hatte keinen Auftraggeber, er hat das Bild für sich selbst gemalt.

Beweggründe: Carus war mit Goethe befreundet(C.G. Carus). Er wollte ihm ein künstlerisches Denkmal setzen.

Erstellt und bearbeitet von Ric Schröder

Denkmal:

Engel (bestürzt):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Engel (betend):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schriftzug:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Harfe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der gedachte Mittelpunkt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Interpretation des Goethe Denkmals

Das Bild wirft zunächst die Frage auf welche Funktion der „Klassiker“ Goethe in Form eines Denkmals in einem eindeutig romantischen Bild übernimmt. Aus der Biographie C. G. Carus geht hervor dass er mit Goethe in starker Korrespondenz stand.(C. G. Carus) Er setzt ihm also mit diesem Bild ein künstlerisches Denkmal.

Das Denkmal innerhalb des Bildes wirkt fehl am Platz. Die umgebende Landschaft ähnelt in nichts dem Land in dem Goethe lebte noch mit seiner künstlerischen Richtung. (Goethe)

Es handelt sich bei der dargestellten Bergformation um den sogenannten Turm- oder auch Kegelkarst. Diese Karstform entsteht vornehmlich in den Tropen. Goethe hat jedoch überwiegend in den gemäßigten Breiten gelebt und gewirkt. Es scheint eher eine Ideallandschaft zu sein. Bäume wachsen z.B. oberhalb der Baumgrenze.

Der Eindruck eines schönen Tages wird primär mit einem blauen Himmel verbunden. Ein schöner Tag gibt einem Hoffnung. Der im Bild dargestellte im Halbkreis eingefaßte Himmel könnte für die Hoffnung stehen die einem nach schwerwiegenden Ereignissen, wie dem Tod eines Künstlers den man sehr verehrt hat, bleibt.

Goethe war der bekannteste Klassiker Deutschlands. Auch wenn Schillers Tod, aus Sicht der Historiker, diese Epoche im Jahre 1805 begrenzt, könnte der Gedanke der Klassik in den Köpfen der Menschen weitergelebt haben und erst mit dem Tod Goethes verschwunden sein.(Der Begriff der Weimarer Klassik) Das Bild „Goethe Denkmal“ will nun als Übergang bzw. Bindeglied zwischen der Klassik und der darauf folgenden Romantik verstanden werden.

Der in der Bildbeschreibung beschriebene mehrschichtige Aufbau des Bildes erzeugt im Zusammenspiel mit den zum Mittelpunkt des Bildes zusammenlaufenden Fluchtlinien und der perspektivischen Verkürzung einen Tunneleffekt. Der Nebel scheint mit zunehmender Entfernung immer höher zu steigen. Er soll die Aufmerksamkeit des Betrachters gen Horizont, geradeaus, vielleicht sogar in Richtung Zukunft lenken. Die sich im Tal möglicherweise abspielenden Prozesse sind nicht von Relevanz. Je tiefer man in das Bild blickt, desto „romantischer“ wird es.

Im Vordergrund liegt das, von karger Landschaft umgebe, Goethe Denkmal, das aufgrund seiner sarkophag- ähnlichen Form, mit seinen religiösen und detailreichen Verzierung, für dessen Tod und seine während seines Lebens vollbrachten literarischen, künstlerischen, jedoch menschlichen, Leistungen steht. Schaut man über das Denkmal hinweg so beginnen die klaren Linien zu verschwimmen und an Gebundenheit an menschliche Sorgen zu verlieren, je ferner die dargestellte Landschaft liegt. Der Natur wird viel mehr Beachtung geschenkt. Die Farben werden heller, man verläßt die braune und leblose Klassik. Der von Wolken zum teil verdeckte Mond und die gleichzeitige Anwesenheit von Tageslicht weisen auf einen bevorstehenden Sonnenuntergang und die darauf folgende Nacht bzw. Dunkelheit hin. Es kommen Stimmungen auf wie in der „spontanen Auseinandersetzung mit dem Kunstobjekt“ beschrieben (Link). Viele dieser Stimmungen durchläuft man am Ende von etwas großem, wie der Klassik. Gleichzeitig ist man jedoch voller Hoffnung und Neugier auf das was danach kommt.

Die Harfe ist aufgrund der angedeuteten Dreiecksform und des Zusammenspiels von Holz, Saite und Hand, eine Metapher für die Dreieinigkeit bzw. die Stimme/ Anwesenheit Gottes. Ebenso wie die Engelsstatuen.

Dies läßt den Schluß zu, dass Carus Goethe entweder mit Gott gleichsetzt, oder Gott die Ruhe-/Andachtsstätte Goethes bewachen bzw. mit seiner Präsenz heiligsprechen läßt.

Der Wasserfall und die zunehmende Vegetation deuten auf Leben/ Bewegung. Die auf den Bergen wachsenden, klar erkennbaren, Nadelhölzer vermitteln den Eindruck von Freiheit und dass nichts unerreichbar ist. Die Freiheit der Gefühle die in ein Bild einfließen ist wesentlicher Teil der Romantik. Wenn man innerhalb des Bildes in der Romantik angekommen ist folgt man nicht weiter dem durch den oben beschriebenen Tunneleffekt vorgegebenen geraden Weg man wird durch die, sich einem in den Weg stellenden, Berge abgelenkt, was ein weiteres Indiz für Freiheit ist.

Begriff der Weimarer Klassik*

...allgemein ist die Klassik eine Bezeichnung für kulturelle Höhepunkte, zB. das Zeitalter des Augustus (römische Klassik ).

Seit Beginn der Renaissance bezieht sich die Klassik auf die griechischen Kunstideale.

Die Weimarer Klassik wird begrenzt von Goethes Italienreise (1786 ) und Schillers Tod im Jahre 1805.

Die zeitliche Eingrenzung ist auch heute noch umstritten, oft wird der Tod Goethes im Jahr 1832 als Ende der Weimarer Klassik bezeichnet.

Weimar war die Lokalisierung der Klassik ergab sich durch den von der Herzogin Anna Amalia gegründeten Musenhof, als

dessen prominentester Vertreter Goethe galt.

Johann Wolfgang von Goethe

*28.8.1749 †22.3.1832

Die Wirkungs- und Wohnorte, welche für die Interpretation von besonderer Relevanz sind, sind extra hervorgehoben

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der wohl bekannteste deutsche Klassiker entstammte einer Frankfurter Patrizerfamilie. Er wuchs als einzig verbliebener Sohn in Frankfurt a.M. auf.

Er begann schon als Schüler zu dichten. 1765 durfte er nach Leipzig, damals auch „Klein- Paris“ genannt. Nach der Wiederaufnahme des Studiums in Straßburg weißt ihn Herder auf die Literatur der Vergangenheit. Vom gotischen Münster war Goethe sehr angetan. Nach bestandenem Examen ist er als Anwalt in Frankfurt und Wetzlar tätig. Diese Jahre sind Goethes eigentliche Geniezeit. Gedichte wie Wandrers Sturmlied, Ganymed und Prometheus entstehen. Das reglose, in kräftiger Sprache geschrieben historische Drama Götz von Berlichingen erscheint, und nach der Bekanntschaft mit Charlotte Buff in Wetzlar entsteht der Briefroman Die Leiden des Jungen Werthers. Dieses Werk machte Goethe mit einem Schlag berühmt. Auch der erste Entwurf des Faust, später Urfaust genannt. Goethe war nun zum Wortführer der jungen Protestgeneration, dem sogenannten Sturm und Drang geworden.

Eine Wendemarke in seinem Leben wurde das Jahr 1775, als ihn der Herzog Karl August von Sachsen-Weimar einlud, in seine Residenzstadt Weimar zu ziehen. Goethe sagte zu und blieb. Der gebildete Weimarer Hofkreis und die praktische Tätigkeit in der Verwaltung des Herzogtums machten allmählich aus dem draufgängerischen „Stürmer und Dränger“ einen anderen Menschen. Er erkannte, dass der Einzelne sich in ein größeres Ganzes einordnen muss. Auf seiner großen Italienreise 1786/88, auf der er Abstand von beruflichen Verpflichtungen finden wollte, lernte er an den Denkmälern der griechisch- römischen Antike die Beherrschtheit, Gemessenheit und Harmonie kennen. Die „Weimarer“-Klassik erreicht ihren Höhepunkt als Goethe Friedrich Schiller kennenlernt, mit dem ihm ab 1794 eine enge, auch dichterische fruchtbare Freundschaft verbindet. Nach Schillers Tod 1805 arbeitet Goethe erneut an seinem Faust-Drama. Den zweiten Teil

-Fausts Rettung- vollendete er erst kurz vor seinem Tod.

Seine Farbenlehre ist bis heute grundlegend. Goethe starb 1832 in Weimar.

Quellen

Goethe Denkmal:

Bildband Hamburger Kunsthalle

Abbildung Goethe :

dtv junior Literatur- Lexikon

10. überarbeitete Auflage 1996

von: Heinrich Pleticha

Quelltext der Carus Biographie:

Homepage der Uni- Bremen

Quelltext der Goethe Biographie:

dtv junior Literatur- Lexikon

10. überarbeitete Auflage 1996

von: Heinrich Pleticha

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Goethe-Denkmal von Carl Gustav Carus
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V107205
ISBN (eBook)
9783640054794
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe-Denkmal, Carl, Gustav, Carus
Arbeit zitieren
Ric Schröder (Autor:in), 2002, Das Goethe-Denkmal von Carl Gustav Carus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107205

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